Autor Thema: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen  (Gelesen 45521 mal)

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Mahlakar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #30 am: 14.08.2012, 00:09:26 »
Als Tiatha erneut in seine Gedanken eindrang und ihn dazu bringen wollte, die Frage zu beantworten, versuchte er gar nicht erst dem zu widerstehen.
"Dieser gläubige Mann dient einem anderen als Vecor!"

Dann hörte er sich die Reden von Kaveh und Nuwairah an, bevor er erneut sprach.
"Ihr alle seid nicht so aufmerksam, wie ihr anscheinend glaubt. Dieser mitleidende Mann hat den Gefangen mit nichten befreit und hatte und hat" hierbei nickt er kurz in Nuwairahs Richtung "dies auch gar nicht vor. Er hat lediglich die Fesseln ein wenig gelockert, damit der Gefangene sich selbst befreien kann, wenn er es versucht.
Wer wollte dies nicht auf schlechtes Material, die Geschicklichkeit des Gefangenen oder die schlechte Handwerdskunst der Henker schieben?
Dieser unwissende Mann bildet sich auch nicht ein, die Vecorianer zu kennen. Aber die Situation, in der er dem Gefangenen geholfen hat, war sehr übersichtlich. Da war kein Glück oder Schicksal im Spiel.
Dieser bedachte Mann wird aber, so ihr es wünscht und es in seinen Augen nicht dringlich ist, zukünftig erst seine Pläne mit euch besprechen, auch wenn dadurch so manche günstige Gelegenheit verstreichen mag."


Er machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sammeln.
"Dieser nachdenklich Mann gibt Kaveh Recht. Wir sollten uns nicht gegeneinander wenden mit unseren Kräften. Und sollte dieser unauffällige Mann von den Vecorianer überprüft werden, so versichert er euch, daß sie in ihm keinen Diener des Konkurrenten ihres Gottes erkennen werden.
Auch hält dieser vorsichtige Mann nichts von der Idee, seine Gedanken mit denen der anderen zu verbinden. Es muß reichen, wenn er euch sagt, daß in seinem Kopf gefährliche Dinge sind. Deshalb sollte gerade ihr, Tiatha, zu eurer eigenen Sicherheit davon absehen, in ihn einzudringen.
Wenn ihr etwas wissen wollt, so fragt diesen behilflichen Mann ruhig.
Und, Nuwairah, wenn wir den Mann befreit und befragt haben, was gedenkt ihr dann mit ihm zu tun? Ihn in die Wüste zu schicken, wo er dann doch unter Vecors Straheln vergehen wird? Denn mitnehmen können wir ihn nicht."

Nach diesen langen Reden nahm Mahlakar kurz den Schleier vom Gesicht, um einen kräftigen Schluck Wasser aus seinem Schlauch zu nehmen.
« Letzte Änderung: 14.08.2012, 00:12:32 von Mahlakar »

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #31 am: 14.08.2012, 07:02:30 »
"Ich sage, wir geben ihm Nahrung, Wasser und eine Richtung, in die er sich wenden kann. So hat er eine bessere Chance als er sonst jemals hätte, und etwas Vertrauen in seinen Gott, für den er so viel geopfert hat, sollte er auch legen können. Einerlei, es ist dann nicht mehr unsere Verantwortung, was mit ihm passiert, solange wir unseren Nutzen daraus ziehen, ihm zu helfen, unsere eigene Aufgabe zu erfüllen."

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #32 am: 14.08.2012, 14:15:14 »
Kaveh schaute Nuwairah mit einem Stirnrunzeln zu, wie sie ihn darüber aufklärte, dass sie als Gruppe zu handeln hätten. Hatte er sich das nur eingebildet oder predigte er dies schon eine ganze Weile? Verspottete die Feuertänzerin ihn und den Rest der Gruppe? Anders konnte sich der Inquisitor es sich nicht vorstellen, denn warum sollte sie Tiatha und Kaveh dazu ermahnen, sich nicht mehr anzufeinden, wenn sie es nicht einmal taten? Tiatha hatte wahrscheinlich nicht absichtsvoll vor, Kaveh und Mahlakar in irgendeiner Form zu demütigen oder zu verletzen, sondern ihre These zu beweisen, während Kaveh nur die Gefahr dieses Vorgehens gesehen hatte und Tiatha darum bat, dies künftig zu unterlassen, weil Kavehs Gedanken Kaveh gehörten, wie Mahlakars Gedanken ihm selbst gehörten und wie Nuwairahs Gedanken ihr selbst gehören sollten. Ja, er hatte es sogar mit Hinblick auf das Wohl der Gruppe getätigt und das nicht in bösem Blut. Und doch sprach die Feuertänzerin das an, und drohte kurz darauf mit Tiathas Tod oder zumindest eine schweren Verletzung. Das musste doch Spott sein, denn warum warf sie Kaveh vor, sich klug, erfahren und mysteriös geben zu wollen? Sie versuchte zu provozieren, über das Niederreden anderer wahrscheinlich ihr Selbstwertgefühl oder ihre Stellung in der Gruppe zu verbessern und doch, da sie vieles ohne Anstand, ohne Dezenz, vorwarf, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach oder im Vorwurf sogar willkürlich wirkte, erhöhte sie die Spannungen nur. Es war aus Kavehs Sicht unnütz und deshalb ging er auf diese ungerechtfertigte Härte in Nuwairahs Worten gar nicht ein. Es war wahrscheinlich das Temperament der Feuertänzerin, welches mit ihr in diesem Moment durchging, weil sie nicht im Mittelpunkt stand, wie es gewohnt war.

Dementsprechend wandte er sich Mahlakar zu mit einem Lächeln, als er erklärte, dass er den Mann nicht befreit hatte, sondern ihm nur die Chance zur eigenen Befreiung gab. "Das ist genau das, was ich mit dem Unterschied zwischen Plausibilität und Wahrheit meinte, und wie wertvoll ersteres sein könnte." Kaveh blickte nochmal zu seinen Gefährten. "Ich für mein Teil jedoch denke nicht, dass ich der Aufmerksamste aller Gestalten am Hange Hrâuns bin. Deswegen reise ich nicht alleine, sondern mit Gefährten."
Der dunkelhaarige Schmied hatte die Hoffnung, dass dieses ehrliche, offene Zugeständnis dazu beitragen könnte, dass seine Gefährten nicht weiter versuchen würden die Fehlbarkeit ihrer Gefährten an jeder Stelle zu betonen. Das galt auch für Kaveh, denn auch er hatte beispielsweise Tiathas Wahrnehmung kritisiert, aber eine Bereitschaft sich selbst zu kritisieren, diese hatte er bei den wenigsten seiner Gefährten erkannt, so sehr sie ihre Bescheidenheit oder ihre Offenheit, je nach Person, priesen.
Den restlichen Worten Mahlakars hatte er nichts hinzuzufügen, da er sie, soweit sie Kaveh betreffen konnten, teilte.

"Besitzt denn jemand die Möglichkeit diese Person in großer Wüste zu lokalisieren? Festzustellen, dass sie im Laufe des Tages und der schutzvollen Nacht noch lebt, ehe wir unsere Zeit für etwas opfern, was schon lange im Staub zum Sterben liegt oder gar schon gestorben ist? So sehr ich die Menschlichkeit in euren Vorgehen schätze, Nuwairah, ich sehe noch nicht den Nutzen, wenn wir diesen in den Vordergrund stellen. Wir haben keine Verantwortung für sein Heil, und wir haben es nie gehabt. Welches Wissen erhofft euch von ihm? Vielleicht hat er selbst nicht verstanden, dass Mahlakar seine Fesseln gelöst hat und dementsprechend wird er uns möglicherweise nicht glauben, dass wir ihm geholfen haben. Wieso sollte er uns trauen?" Kaveh zeigte erst in Richtung der Richtstraße und dann zur Oase, um seine folgenden Worte zu unterstreichen. "Wenn er seine Freiheit versteht und sich nur ein wenig in der Gegend auskennt, wird er in seinem Durst und seiner Verzweiflung zuerst zur Oase kommen, wenn er überleben will. Dort werden wir ihn treffen, sollte er seine Flucht überleben und wir haben einen Ansatz, wo wir ihn treffen können. Sollte er einfach in die Wüste fliehen, werden wir ihn nicht finden. Ziehen wir also weiter in die Oase und schauen, ob er es schafft. Dort können wir dann mit ihm reden, wenn es von Nutzen sein kann."
Dem Inquisitor schien es naheliegend, dass ein Durstender zur Oase gehen würde, warum also sollte der Berg zum Propheten kommen?

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #33 am: 14.08.2012, 15:29:52 »
Badawi kratzte sich etwas in seinem Bart. Er schien etwas nachdenklich zu sein und hörte sich die Worte all seiner Gefährten genau an. Der Wüstendruide Hrâuns bemerkte danach noch folgendes: "Eure Bedenken habt Ihr auch so schon gut genug dargelegt, Tiatha. Es hätte keinen Einsatz Eurer Kräfte gebraucht. Spart sie lieber für die Gefahren, in die wir noch verstrickt werden könnten, auf. Auch wenn Ihr nicht schlecht argumentiert habt, bin ich doch eine leicht anderer Meinung als Ihr: Allein die Anwesenheit von magischen Auren führt noch nicht dazu, dass wir mit Wahrheitsmagie untersucht werden. Wir müssten schon irgendwie auffallen. Deswegen wäre es mir ja am liebsten, wenn wir nicht weiter auffallen würden. Dann kommt auch niemand auf die Idee mächtigere Magie gegen uns einzusetzen.

Ohne ein weiteres Kamel, ohne eine Verkleidung oder überhaupt ohne eine passende Kleidung werden wir dem Adeodaten keine gute Flucht ermöglichen können, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen, wenn wir ihn in der Nacht befreien wollen und mit uns nehmen wollen. Orientierungslos in der Wüste ist er tot und ich weiß nicht wie sicher die Oase für so einen Mann sein wird, falls er es überhaupt aus eigener Kraft dorthin schaffen würde. Ansonsten habe ich auch zuvor schon Dinge zu einer möglichen Befreiung des Adeodaten gesagt, die ich ja nicht noch einmal wiederholen brauche."


Dann schaute Badawi zu Nuwairah und Tiatha und nicht zusätzlich zu Kaveh; er sagte an diese beiden gerichtet: "Wir sollten nicht in größere Streitereien verfallen. Unsere Mission ist sehr gefährlich und wir sollten unbedingt zusammenhalten, wenn wir erfolgreich sein wollen. Nur durch gemeinsamen Zusammenhalt erreicht ein Rudel seine volle Stärke. Ich denke, dass Tiatha etwas unbedacht vorging, dieses Experiment mit ihren Kräften einfach so zu wagen, ohne zuvor das Einverständnis der Beteiligten dazu einzuholen. Aber keinesfalls entsprang ihre Tat meiner Meinung nach irgendeiner Boshaftigkeit. Man darf schließlich nicht aus irgendeiner Form von Paranoia damit anfangen, den eigenen Gefährten zu misstrauen, selbst wenn sie einmal etwas Unüberlegtes tun. Der Häuptling meines Stammes wird schon einen guten Grund gehabt haben, warum er die Gruppe gerade so zusammenstellte."     

Tia'tha

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #34 am: 15.08.2012, 11:11:07 »
Tiatha schwieg erst einmal nach ihrer Demonstration, gefangen in einem kurzen aber stillen Zwiegespräch mit ihrem Corazon.
Dann lächelte sie freundlich den Inquisitor an:
"Eure Disziplin ist bewundernswert. Ich bin von eurer Kontrolle beeindruckt, doch vergesst nicht: Die Priester Vecors besitzen weit mächtigere Fähigkeiten als ich mit meiner Stimme besitze. Und selbst ich würde früher oder später von euch die Wahrheit erfahren.

Sie nickte kurz und fuhr fort: "Ich habe euch erst eben bewiesen, dass ich mich eurem Urteil unterwefe und eure Integrität akzeptiere. Deswegen werde ich davon absehen euch diesen Beweis zu erbringen und eure Bitte auch in Zukunft respektieren und keiner meiner Kräfte ungefragt an einem von euch anwenden. Auch nicht an euch, Schwester Nuwairah. Ich hege keine Absicht euren Krummsäbel näher kennen zu lernen."
In ihren Gedanken flüsterte sie ihrem Corazon zu:"Als ob sie dazu auch nur eine Gelegenheit hätte, wenn ich denn wirklich ihr Feind wäre. Sie alle unterschätzen mich ebenso wie unsere Feinde. "

"Es tut mir Leid, wenn mein intuitives handeln euch verunsichert habt. Dennoch biete ich euch erneut an, dass wir uns als Gruppe verbinden. Ich kann euch versichern, dass nur die Gedanken, die ihr teilen wollt geteilt werden. Es wird sein, als würdet ihr reden, nur dass es niemand hört und eure Gedanken gehören weiterhin nur euch."
Ihr Corazon flüsterte dem Inquisitor zu : "Die Nützlichkeit unbemerkt von unseren Feinden beratschlagen zu können habt ihr gerade eben erst gesehen. Wenigstens ihr solltet euch mit mir verbinden, um mir ebenfalls Antworten zu können."
 

Tia'tha

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #35 am: 15.08.2012, 11:13:22 »
Dann fügte die Psionikerin hinzu: "Was den Gefangenen angeht, halte ich das Ganze nicht für weise. Aber da das Kind jetzt schon in der Oase schwimmt, können wir es kaum noch schlimmer machen. Ich beuge mich der Weisheit dieser Gruppe in dieser Sache."

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #36 am: 15.08.2012, 20:22:17 »
Kaveh verneigte sich vor Tiatha, als diese seine Selbstkontrolle lobte. "Keine Sorge, Tiatha, ihr könnt euch eure Mühen sparen, die Wahrheit erfahren zu wollen, die ihr schon längst kennt. Ich bin ein Inquisitor des Vulkangottes und insofern wird es euch tatsächlich nicht schwerfallen diese Wahrheit von mir zu erfahren, welche Methoden ihr auch nutzen mögt." Mehr gab es aus der Sicht der Inquisitors nicht hinzuzufügen. Seine Verneigung war von Dankbarkeit geprägt, da er ernsthafte Hoffnungen darauf hegte, dass Tiatha ihr Handeln in Bezug auf die Freiheit und Sicherheit ihrer Gefährten überdenken würde.

Kaveh war kurz davor ihre kleine Karawane wieder aufbrechen zu lassen, als die Stimme wieder in seinem Kopf ertönte. Kaveh schloss seine dunklen Augen und atmete tief durch, während er den letzten Riemen am Geschirr des Wagens überprüfte und nochmals straffte. Er nahm sich vor, dass er das nächste Mal die Stimme einfach aussperren würde, seinen Geist dagegen sperren würde. Kaum etwas war unfreundlicher, als etwas zu versprechen und es dann doch wieder zu tun. Doch Kaveh beschloss nichts mehr darauf zu sagen. Er wollte die Stimme in seinem Kopf einfach ignorieren, die ihm, nachdem sie seinen Willen nicht durchdringen konnte, jetzt nützliche Ratschläge zu machen gedachte. Wahrscheinlich war dieser Vorschlag nützlich und Kaveh kannte diese Art der Kommunikation aus der Inquisition, doch er wusste auch, dass Tiatha sich dieses Vertrauen erst wieder verdienen musste. Ihren freundlichen Worten, in denen der Schmied die Wahrheit stehen wollte, mussten nun gutmütige Taten folgen, dann erst würde Kaveh darüber nachdenken.
"Wenn Vecors Schergen so mächtig sein sollten, dass sie mein Herz lesen können, wird es ihnen noch viel leichter fallen meine Gedanken und unsere scheinbar stillen Gespräche zu verfolgen. Dementsprechend werde ich solange davon absehen, wie es nicht notwendig ist, auf solchem Wege zu kommunizieren.", antwortete Kaveh freundlich und zog dabei den letzten Riemen fest. "Und nun lasst uns zur Oase aufbrechen, ehe Vecors Fratze noch grimmiger schaut." Kaveh wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ging los.

Hraun

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #37 am: 16.08.2012, 23:25:17 »
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 17:59 Uhr - innerer Oasenring, Oari-Oase

Es wurde Mittag und des Antlitz Vecors strahlte vor Kraft und Macht. Die Temperaturen wurden für Menschen aus anderen Breiten unerträglich, und auch die Söhne und Töchter der Wüste mussten sich den Schweiß öfter von der Stirn wischen, als ihnen lieb war. So konnte es schnell geschehen, dass manch hitziges Wort fallen mochte, welches nicht so gemeint war, und vielleicht entbrannte ein Konflikt, der einem in der Kühle der sonnenlosen Stunden bereits wieder Leid tun mochte, wenn das Gemüt ebenfalls wieder abgekühlt war. Nach ihrem Erlebnis an der Grenze kamen die Mannen Hrâuns zurück auf ihren Pfad und reisten die Große Straße entlang, immer ihrem Ziel entgegen. Es war eine Reise, auf der sie nach dem Treffen der Vecorianer auf kein weiteres Lebenszeichen mehr stießen. Keine Reisenden, die ihnen entgegen kamen, keine Patrouillen, die für die Sicherheit auf der Straße sorgten, aber auch keine Räuber, die ihnen das Leben schwer machen konnten. Vecor beherrschte das Leben, und für den Moment schien es, dass er seine Kinder und alles, worauf er herniederblickte, an kühlen Orten und an den Stellen, an denen es Wasser gab, versammeln wollte.

Und so vergingen einige Stunden und mehrere Meilen, bis hinter einer hohen Düne schließlich ihr Ziel ins Blickgeld geriet. Es war noch eine letzte Anstrengung, ein letzter Abstieg, bis sie in den kühlenden Schatten eines der letzten Vorposten vor Vecors Stolz halt machen konnten. War ihre Tarnung gut genug, oder würden sie hier auffliegen? Es war eine erste Bewährungsprobe, mitten in der Höhle des Löwen – denn nur so konnte man die Oase wohl bezeichnen, wenn man der Stadt einen Superlativ zuschreiben wollte. Bereits die Oase war gefährlich, und im Volksmund der Hrâun-Anhänger galt Vecors Stolz als der Hort des Drachen – einer der gefährlichsten Orte, den man als Ungläubiger aus Sicht der Vecorianer betreten konnte. Doch wie Vecors Stolz war auch diese Oase bereits ein gefährlicher Ort, denn hier war bereits eine große Zahl Anhänger der flammenden Himmelsscheibe zu finden, die dafür sorgten, dass die Wachen der Stadt selbst weniger zu tun bekommen würden. Während sie die Düne herabritten, fiel ihr Blick auf die Teiche, und bei manchem Zweifler mochten wohl die Gedanken an eine Luftspiegelung laut werden. Allerdings war sie sehr detailliert, denn zwischen den Teichen und den künstlich angelegten Bachläufen waren Felder und Palmen zu sehen, die wuchsen und gediehen und die Oase am Leben erhielten. Der Geruch von Vieh wehte zu ihnen herauf, ebenso wie der Wind das Geräusch von vielen Unterhaltungen in die Ferne trug. Die Oase selbst galt in manchen Gegenden bei der Zahl an Zelten bereits als Stadt, doch die Kundigen wussten: einen Vergleich mit Vecors Stolz würde diese Oase niemals standhalten. Dennoch, wieviele Menschen, Elben und andere Wesen mochten sich derweil hier aufhalten? Es war bestimmt eine hohe dreistellige Zahl.

Der Abstieg war geschafft und die Wachen am Zugang passiert. Man hatte ihnen die Geschichte abgenommen und sie ohne Probleme eingelassen, sowie ihnen ein Zelt zugewiesen, in welchem sie alle Platz finden würden. Dort sollten sie zunächst auch hinreiten und ihre Kamele sowie ihren Wagen unterbringen. So ritt die Gruppe über angelegte Wege zu diesem Zelt und passierte dabei einige Gruppen von Menschen. Einer, der wie ein reicher Mann gekleidet war, erzählte seinen Begleitern voller Stolz davon, dass er in den vierten Distrikt der Stadt aufgenommen wurde und er ihnen, wenn sie ihn besuchen wollten, sicherlich Zugang verschaffen könne. Ein anderer beklagte sich darüber, wie die Steuern gestiegen waren und fand dabei den Zuspruch von zwei heruntergekommen aussehenden Gestalten, die das Los der Steuern kaum stören mochte, da sie eh kaum Besitz hatten. Auffällig war auch ein alter Mann, der in einer Bütte am Wegesrand saß und den Umhergehenden von der Schönheit der Nacht erzählte, da er in ihrer Dunkelheit die hässlichen Visagen des Tages nicht erblicken müsse. Es drängte sich einem der Eindruck auf, dass dieser Mann nur geduldet wurde, weil er die Arbeit des Wegschaffens nicht wert war. Die Anwesenden waren mannigfaltig, ebenso ihre Gespräche. Viele hatten nur eines gemeinsam: sie endeten damit, dass man sich abends in einem Gasthaus treffen würde, welches „Sonne und Mond“ hieß. Abend, das bedeutete in einer oder zwei Stunden, denn Vecor versank bereits wieder am Himmel, und als die Gruppe das Zelt erreichte – es war mit der Nummer 278 beziffert – läuteten Glocken in der Mitte der Oase zu einem Gottesdienst[1].

Mustafa betrat das Zelt, nachdem er sein Kamel angebunden hatte, und legte seine Sachen neben eines der acht Schlaflager aus Stroh. Er wirkte sinnierend und sprach mehr zu sich selbst: “Ob man dem Gottesdienst beiwohnen sollte?“ Er legte sich jedoch auf die Matratze und trank einige große Schlucke aus seinem Trinkschlauch. Schließlich schloss er die Augen und genoss sichtlich die Kühle, die in dem Zelt vorherrschte. Von außerhalb waren Schritte zu hören.
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Tia'tha

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #38 am: 17.08.2012, 10:41:45 »
"Ich denke zumindest ein paar sollten dort Anwesend sein. Wenn niemand von uns dem Abschied beiwohnt könnte das unnötigen Verdacht erregen. Danach würde ich gerne das Gasthaue „Sonne und Mond“ aufsuchen und mich ein wenig umhören. Hat jemand Lust mitzukommen und auf meine Kosten ein Glas Wein mit mir zu trinken?"
Tia'tha erinnerte sich an die Diskussion in der Wüste. Ihr Angebot ihnen ein Getränk auszugeben war ein Friedensangebot. Sehr viel mehr als ein Glas Wein würde sie jedoch vermutlich nicht trinken. In der Hitze würde sie ihr schnell zu kopfsteigen und betrunken konnten ihre Kräfte außer Kontrolle geraten. Dieser Gedanke war ihr zutiefst unangenehm.

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #39 am: 19.08.2012, 12:15:44 »
"Ich würde Wasser vorziehen, aber ansonsten wäre ein Besuch der Taverne wohl tatsächlich angebracht. Was den Gottesdienst betrifft.. es scheint nicht so zu sein, als würden alle in Scharen dort hin strömen.." Nuwairah zog etwas den verhangenen Eingang des Zeltes auf und blickte nach draussen, die Stirn etwas runzelnd. Dann schließt sie sie wieder und fährt mit leiser Stimme fort. "Also wird man es wohl einigen erschöpften Wanderern verzeihen, wenn sie lieber rasten, statt dem Aufruf zu folgen. Ich denke, wir bleiben besser zusammen und hier. Wir sollten uns eh so wenig wie möglich auftrennen."
« Letzte Änderung: 19.08.2012, 12:16:08 von Nuwairah »

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #40 am: 21.08.2012, 20:22:55 »
Der Wüstendruide war auf ihrem Weg zur Oase innerlich auf alle möglichen Gefahren vorbereitet. Doch wider Erwarten passierte ihnen nichts schlimmes. Badawi war vor der Hitze geschützt, aber trotzdem konnte er als Druide Hrâuns instinktiv die momentane Temperatur feststellen. Er versuchte auch weiterhin das Wetter der nächsten Tage einzuschätzen und blickte oftmals gen Himmel.

Als sie in der Oase ankamen, erhielten sie durch ein bisschen umhören interessante Informationen. Badawi prägte sich manche von diesen Leuten ein. Besonders interessant fand Badawi den alten Mann, der von der Schönheit der Nacht erzählte. War er etwa ein Aedon-Anhänger? Dieser Gott war ja ein Gott des Philosophierens, der Nacht, aber auch des Mordens und der Intrigen. Ob dieser Mann selbst bloß in den äußersten Bezirken von Vecors Stolz überlebt hätte? Vielleicht wäre er schon längst tot. Sein Glück war es, dass er vermutlich für einen alten, senilen und verrückten Mann erhalten wurde. Gerne würde sich Badawi mit diesem Mann unterhalten, aber er war sich nicht sicher, ob er so etwas tatsächlich wagen sollte.

Badawi war bei der Besprechung, ob jemand zum Gottesdienst gehen sollte, der Meinung, dass man dieses Thema leise besprechen sollte. Für diejenigen, die es noch nicht wussten, gab Badawi eine Erklärung bezüglich der Gottesdienste ab. Dann flüsterte er noch das folgende, was vor allem eben an Kaveh gerichtet war: "Wenn jemand den Vecor-Gläubigen im Gottesdienst etwas vorspielen will, dann tue er das meinetwegen. Das ist vor allem an Euch gerichtet Kaveh. Ich bin auch der Meinung, dass wenigstens ein paar von uns dem Gottesdienst beiwohnen sollten. Wenn jemand fragt, warum ich nicht beim Gottesdienst erschien, dann sagt ihnen, dass es mir nicht so gut ging und ich nicht in solch einem geschwächten Zustand dem Gottesdienst beiwohnen wollte. Das bedeutet dann allerdings auch, dass ich nicht in die Taverne hier vor Ort gehen werde."
« Letzte Änderung: 28.08.2012, 20:20:06 von Badawi »

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #41 am: 28.08.2012, 17:26:10 »
Kaveh nahm seinen Wasserschlauch hervor und füllte ihn umgehend wieder mit Wasser. Die Feinde waren allgegenwärtig und es war zu keinem Zeitpunkt auszuschließen, dass es ihnen so ergehen konnte, dass sie eine unerwartete und weite Flucht antreten mussten. Jenes ohne Wasser zu tun, erschien dem Inquisitor nicht ratsam. Zwar waren Priester in der Lage Wasser zu erschaffen, von dieser Gunst profitierten Hrâun- und Vecorkleriker gleichermaßen in der Wüste und bauten Teile ihrer Herrschaft auf dieser gnädigen Gabe ihrer Götter auf, aber der Schmied, ein Mann des Feuers, traute keinem Flammenpriester, der zu viel Wasser an seinen Händen hatten, nebst seiner Abneigung gegen die Magie an sich. Sie war ein gefährliches Werkzeug, mindestens so zweischneidig wie ein vescorischer Dolch. Er hielt sich also von dieser Gunst fern, solange er nicht darauf angewiesen war.

Nachdem er seinen Wasserschlauch gefüllt hatte, nahm er etwas zusätzliches Wasser und wusch sich, um den gröbsten Schmutz und Schweiß von sich zu weisen. Vor allem an Füßen, Händen und Gesicht. Er lauschte dabei den Worten seiner Gefährten. Er hatte Verständnis für Nuwairahs Worte, glaubte jedoch nicht, dass sie den Gottesdienst ganz meiden sollten. Mit einem sanften Lächeln blickte er zu Badawi und dann zu Nuwairah. "Es geht nicht um ein Stück. Dies ist kein Schaukampf und kein Amphitheater, in dem Laien sich den Todesmut aussuchen. Ich werde nicht auffallen, ich werde nur da sein, um kein Verdacht zu erwecken. Zwar wird der alte Mann in seiner Bütte auch geduldet, aber das sollte uns nicht dazu veranlassen die hiesigen Gepflogenheiten zu ignorieren. Lasst mich also zumindest als Fürsprecher zum Gottesdienst gehen. Ich will ihnen zuhören, da ich glaube, dass nahe ihres Heiligtums ihr Mundwerk am losesten ist."
Der Schmied hatte jedoch auch Verständnis dafür, dass sie müde waren und Vecors Jünger nicht früher als notwendig begegnen wollten. Da keiner begierig darauf schien zum Gottesdienst zu gehen, würde Kaveh diesen Weg alleine gehen.
"Auch ich bin dagegen, sich unnötig zu trennen. Deswegen sollten wir die Zeit der Trennung so kurz wie möglich halten. Aber zum Gottesdienst sollte jemand gehen. Wir fielen sofort auf, wenn wir ihn meideten, da die Vecorianer ihre Gottesdienste sehr ernst nehmen. Ich werde diese Bürde auf mich nehmen und alsbald zu euch zurückstoßen."
Kaveh verneigte sich vor seinen Gefährten und brach dann in Gedanken verloren zum Gottesdienst auf.
« Letzte Änderung: 28.08.2012, 20:22:36 von Kaveh Ahangar »

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #42 am: 01.09.2012, 19:15:31 »
Badawi war zwischen verschiedenen Optionen hin- und hergerissen. Nervös zupfte er etwas an seinem Bart bis er letztendlich zu den anderen noch anwesenden flüsterte: "Ich weiß, dass es seltsam klingen mag, dass das gerade jemand fordert, der nicht zu diesem Gottesdienst gehen will, aber es sollten noch mehr von uns zu diesem Gottesdienst gehen. Mustafa und ich wollten nicht in schwächlicher Verfassung zum Gottesdienst gehen, das wäre eine plaubsible Ausrede. Doch wenn nun fast alle plötzlich zu schwächlich oder zu kränklich dafür wären, würde auffallen, dass da irgendetwas nicht ganz stimmen kann. Außerdem wollten ein paar von Euch ja auch noch in die Taverne gehen. So krank wart ihr dann wohl auch wieder nicht aus der Sicht von den anderen Vecor-Anhängern. Wenn jemand wie ich an dem Vecor-Gottesdienst teilnehme, tue ich unserer gemeinsamen Sache damit keinen Gefallen. Aber bevor Kaveh ganz allein geht, gehe ich noch mit ihm, auch wenn der Vecor-Gottesdienst wohl eine Qual für mich werden wird."
« Letzte Änderung: 01.09.2012, 19:17:12 von Badawi »

Hraun

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #43 am: 04.09.2012, 01:08:16 »
Badawi + Kaveh
Nach der kurzen Diskussion, wie sie nun weiter verfahren sollten, brachen Badawi und Kaveh auf, um zum Gottesdienst zu gelangen. Wohin sie mussten erschloss sich ihnen recht zügig, denn die Menschen, Elben und anderen Wesen strömten alle in die gleiche Richtung – zweifelsohne in die Richtung, in der der Gottesdienst stattfinden würde. Die Sonne am Himmel neigte sich bereits dem Untergang zu und würde in Kürze wohl den Horizont berühren, um zunächst mit ihm zu verschmelzen und schließlich das Licht mit sich zu nehmen. Vecor gab das Leben, und er nahm es auch. Manche Weise deuteten die Nacht als eine Mahnung Vecors, wie es ohne ihn auf der Enwe aussehen würde. Kalt und farblos, bar jeder Lebensgrundlage. Es waren Weise von Vecor, denn die Wissenden aus den Kreisen anderer Götter in der Wüste wussten längst um das Leben in der Wüste bei Nacht, wenn es nicht so heiß war, dass man sich die Füße verbrannte, wenn man zu lange über den Sand ging. Auch wussten viele von Nachtgewächsen zu berichten, die erst dann ihre Blütenpracht zeigten, wenn Raiva und Marnarn am Himmel zu sehen waren[1].

Nach zehn Wegminuten erreichten die beiden mit dem Strom das Gebäude, von dem aus das Glockenläuten erklang. Sie befanden sich mittlerweile auf einem runden Platz, von dem aus sechs Straßen abgingen.[2] Umrandet war der Platz, auf dem die Menschen in das scheinbar einzige Lehmgebäude der Oase strömten, von Palmen, die ein wenig Schatten spendeten. In der Mitte des Platzes befand sich der Tempel von Vecor und das Stimmengewirr aus seinem inneren ließ darauf schließen, dass er bereits gut besucht war.

Das Gebäude selbst war ebenfalls rund, und nachdem Kaveh und Badawi durch den Eingang hereingetreten waren, erkannten sie auch, dass es zwei Zonen für Besucher gab: eine für Vecorianer, eine für Gäste. In einem Kreis um eine auf den Boden gemalte Sonne spannte sich der Bereich der Vecorianer, außen herum war der Bereich der Besucher. Das Gebäude hatte in seiner Mitte über der Sonne ein Spiegelsystem, welches dafür sorgte, dass die Sonnenstrahlen dauerhaft auf die Sonne leuchteten und sie somit erhellten und zum Strahlen brachten. Die Wände waren ansonsten schlicht und bestanden auch im Inneren lediglich aus Lehm.

Noch immer läuteten die Glocken, noch immer strömten Leute herein. Badawi und Kaveh fanden noch Platz in einem Bereich recht weit außen, weit entfernt von der leuchtenden Sonne in der Mitte des Tempels. Die anderen Anwesenden knieten bereits auf dem Boden, so war es scheinbar Brauch hier. Auch neben den beiden kniete ein Anwesender, der krampfhaft etwas in den Händen hielt.[3] Er wirkte nervös dabei, er zitterte. Man konnte befürchten, dass er das, was er in den Händen hielt, zerbrechen konnte, wenn er nicht aufpasste. Dabei murmelte er leise Worte vor sich hin, welche unter dem Glockengeläut jedoch beinahe verklangen.[4] Er wiederholte die Worte wieder und wieder.

Nuwairah + Mahlakar
Während Badawi und Kaveh zum Gottesdienst aufbrachen, machten sich Nuwairah und Mahlakar auf in Richtung des Gasthauses „Sonne und Mond“. Auf ihrem Weg kamen ihnen viele Leute entgegen, die wohl auf dem Weg zum Gottesdienst waren. Die beiden entfernten sich dabei vom Zentrum der Oase und kamen dabei schließlich auch wieder an dem alten Mann in der Bütte vorbei, den sie schon auf dem Weg zu ihrem Zelt passiert hatten. Scheinbar störten ihn die Glocken, denn er presste sich die Hände auf die Ohren und gab gut vernehmbar Klagelaute von sich, lamentierte dabei, dass Vecor seine Kreise störe und er doch nur Frieden und seinen Hunger stillen wolle.

Als sie das Gasthaus erreichten, fanden sie die Sitzplätze vor dem Gebäude, welches aus vielen langen Zelttuchbahnen bestand, verlassen vor. Niemand saß mehr draußen, um die Abendsonne zu genießen, die nicht mehr ganz so grimmig auf die Erde niederbrannte, wie noch am Nachmittag. Vor dem Eingang verkündete eine Tafel das Angebot des Tages – Hammeleintopf mit einer Karaffe Dattelwein für nur fünf Kupferlinge. Es roch draußen nach feinen Gewürzen und gebratenem Fleisch – eine willkommene Mahlzeit für jeden, der auf dem Marsch durch die Wüste einen Weg voller Entbehrungen erdulden musste.

Das Innere des Gasthauses wirkte einladend. Es gab einige Sitzgruppen aus Kissen, die um Wasserpfeifen und niedrige Tische herum angeordnet waren, ebenso wie improvisierte Stühle, die in vierergruppen um Fässer herum standen, die zu Tischen umfunktioniert wurden. Auf jedem der Tische stand eine kleine Öllampe, die bereits entzündet war und somit in dem Zelt für ein warmes, angenehmes Licht sorgte. Auch von den Deckenstreben hingen Öllampen herab, sodass es in dem  Zelt nicht zu dunkel wurde. Am Rande des Zelts befand sich ein Tresen, hinter dem ein dicklicher Mensch stand und einen Krug spülte. Er war bereits in die Jahre gekommen und seine Haut spannte sich wie zähes Leder. Er war nicht der hübscheste Mann unter Vecors Antlitz, aber scheinbar wohl der Besitzer eines wichtigen Ortes in der Oase – das machte ihn zumindest zu einem Mann von Wert.

Sonst waren in dem Gasthaus nur drei Gestalten anwesend. Ein hochgewachsener Mensch saß an einer Wasserpfeife und genehmigte sich einen Zug. Vor ihm stand ein wenig Gebäck auf dem Tisch. Er war wie der Wirt nicht mehr der Jüngste und sein Bauch zeugte von Wohlstand, ebenso wie seine Gewänder aus edlem Tuch. Um seinen Hals trug er eine Kette, an der ein Amulett hing, auf dem eine Waage dargestellt war, die einen Geldbeutel mit Hafer aufwog.[5]
An einem der Fässer saß weiterhin eine junge Frau, die ein Gewand aus grobem Stoff trug. Sie sah apathisch auf den Tisch vor sich und hatte ihren Kopf auf ihre Hände gestützt, als ob sie über ein Unheil sinnieren würde.
Zuletzt war da noch ein Zwerg, der alleine in einer Ecke des Zeltes an einer Wasserpfeife saß, der leise vor sich hinredete, dabei immer wieder hektisch an der Wasserpfeife zog und sich umblickte.[6]

Der Wirt bemerkte die Neuankömmlinge und hieß sie willkommen: “Seid gegrüßt, welche Freude, neue Gäste im Sonne und Mond begrüßen zu dürfen. Was kann ich für euch tun? Etwas zu essen? Wasserpfeife? Sagt dem alten Hamam, was er für euch tun kann!“
 1. Raiva und Marnarn sind die Mondgötter
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Mahlakar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #44 am: 04.09.2012, 04:06:18 »
"Werter Hamam, dieser unwürdige Mann bedankt sich für eure warmen Willkommensworte."
Mahlakar verneigte sich vor dem Wirt bei diesen Worten.
Dieser hungrige und durstige Mann und seine ebenso hungrige und durstige Begleiterin wünschen jeweils euer wohl vorzügliches Tagesangebot. Schon jetzt verspricht der würzige Duft aus eurer großartigen Behausung ein unvergleichliches Mahl. Er läßt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, so daß es keines weiteren Getränkes bedürfte.
Aber euer bekömmlicher Dattelwein ist uns angepriesen worden, als das wohl edelste Getränk unter Vecors Strahlen, so daß dieser neugierige Mann nicht umhin kann, auch davon zu kosten. Meine Begleiterin wünscht zum delizösen Mahl nur kühles Wasser, um den Geschmack um so deutlicher erleben und würdigen zu können."

Gerade rechtzeitig erinnerte sich Mahlakar, daß Nuwairah im Zelt davon gesprochen hatte, kein Wein trinken zu wollen.

Als der Wirt gegangen war, kam er nicht umhin, sich die Szenerie genau einzuprägen. Und die Neugier trieb ihn noch zu etwas mehr.
Und so begann er wieder ein wenig versteckt mystische Zeichen zu weben und Nuwairah in einer Sprache anzureden, die diese nicht verstand[1].
 1. Sprachen verstehen zaubern