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Autor Thema: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen  (Gelesen 45678 mal)

Beschreibung: IC-Thread

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Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #45 am: 04.09.2012, 11:10:55 »
Kaveh war erfreut darüber, dass Badawi ihn begleitete. Es würde ihrer Unauffälligkeit in diesem Hornissennest deutlich zuträglicher sein, wenn sie überall ein Stück weit Verbundenheit demonstrierten, völlig unabhängig davon ob sie ernst gemeint war, wie wahrscheinlich im Falle Badawis, oder ob sie eine notwendige Farce war, wie die demonstrierte Verbundenheit zu Vecor. Nach der Diskussion war es wahrscheinlich notwendig, dass sie kurzzeitig getrennte Wege gingen. Alle waren sich im Klaren darüber, dass dieser Mission eine Menge Selbstdisziplinierung benötigte, dass eigene Interessen und Triebe hinter das große Ziel gestellt werden mussten. Kaveh versuchte dies zu leben und als Sprachrohr der Gruppe und augenscheinliche, zumindest sollte es für die Uneingeweihten so wirken, Anführer versuchte er dies auch seinen Gefährten und ihren eventuellen Beobachtern vorzuleben. Es war eine Situation, welche für den Inquisitor nicht leicht war, deswegen hielt er vor dem Betreten des zentralen Platzes dieses Ortes an, und hielt auch Badawi mit dem ausgestreckten Arm einen Moment zurück. "Lass uns im Stillen beten, Bruder.", flüsterte Kaveh Badawi freundlich zu, nahm den Arm wieder an sich und betete still zu Hrâun. "In die Höhle des Löwen zu gehen fällt mir schwer, mein Herr. Doch du hast mir diesen Weg gezeigt, ich werde ihn gehen. Alles für den Ausbruch.", endete das gedankliche Stoßgebet an Hrâun, wohl wissend, dass das Beiwohnen eines Vecorgottesdienstes ihn einiges an Überwindung kosten würde, und die Druck, die Last auf seinen Schultern noch erhöhen würde. Deswegen bereitete er sich noch vor mit einem der Segenssprüche, welche Inquisitoren lernten, um Hrâuns wärmende Umarmung in Zeiten der Anspannung zu spüren. Ein kleiner Zauber, der die Sinne des Schmiedes schärfen sollte. In diesem Hornissennest konnte man nicht vorsichtig genug sein[1].

Dann endlich betraten sie den Ort und ließen sich nieder. Kaveh nickte dem Flammendruiden aufmunternd zu, als sie sich niederknieten in diese schamvolle Position der Unterwerfung. Dass so viele es taten und das Gemurmel rechts von Kaveh, zeigte dem Schmied, dass deutlich mehr Wesen auf die Kunst des Kitman verstanden als nur Hrâuniten. Wie viele Vecorianer hier offenbarten nur Lippenbekenntnisse obwohl die Herrschaft Vecors anerkannten? Es gab furchtbare viele Hrâuniten aus dem Stamm der Phönixfedern, welche sich nur dem Vulkangott verschrieben, weil sie es nicht anders kannten und es ein Stück der kulturellen Tradition war. Aber den Vulkangott verstehen? Kaveh wusste, dass die Phönixfedern nicht so sehr leiden würden, hätten mehr seiner Volksbrüder ein ausgebildetes Verständnis von Hrâun. Andererseits ließ ihre Unachtsamkeit Männern wie Kaveh die noble Chance Märtyrer ihres Volkes und ihres Glaubens zu werden. Kaveh war dankbar und nachdenklich zugleich, doch das Gemurmel des Mannes brachte ihn aus eben jenen Gedanken. Kaveh blickte in die Hände des Murmlers und versuchte ein Blick darauf zu erhaschen, was diese wohl hielten. Kaveh entglitt fast ein Lächeln, als er das Kriegsszepter und das Schwert der Rache sah, welche zusammen und gekreuzt das heilige Symbol von Vecors Sohn ausmachten. Aber dieses Lächeln blieb alleine deswegen aus, weil dieser Mann in seiner Nervosität so sehr vor sich hermurmelte. Es machte Kaveh stutzen, weil der dunkelhaarige Schmied sich fragte, ob der Mann etwas Unvernünftiges plante oder ihm einfach die Kunst des Kitman aus den Händen glitt und er sich als Adeodat einfach dafür schämte, dass er sich hatte dazu bringen lassen, einen heiligen Ort des verhassten, tyrannischen Vaters aufzusuchen. Kaveh beobachtete ihn, um abzuschätzen, was diesen Mann wohl treiben würde. Würde er aus seiner Haut fahren, sobald das Läuten verschwand? Oder brauchte er nur Beistand, um den Schritt vor den Löwen in seiner eigenen Höhle zu überleben[2]? Gleichzeitig versuchte der Inquisitor seine nahe Umgebung im Auge zu behalten, hatten mehr Menschen oder auch Elben in der Umgebung das Gemurmel des Adeodaten wahrgenommen und beobachteten ihn argwöhnisch[3]? Kaveh begann mögliche Szenarien des Handelns gedanklich durchzuspielen.
 1. Kaveh zaubert Perceive Cues. Ich habe den +5-Bonus aber nicht für die geforderten Würfe in Anspruch genommen, ich nehme sie erst ab jetzt in Anspruch.
 2. Motiv erkennen 22
 3. Wahrnehmung 25

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #46 am: 04.09.2012, 12:58:14 »
Badawi würde sich ab sofort immer so wie Kaveh verhalten und ihm alles so gut es ging nachmachen. Seinem kurzen Geflüster an ihnen nickte Badawi bloß zu. Bevor sie letztlich beim Gottesdienst waren, betete Badawi wie folgt zu Hrâun: "Bitte vergib mir dieses Schauspiel in Anwesenheit der Vecor-Anhänger, aber es muss wohl ausnahmsweise einmal sein. Mir liegt die Wahrheit mehr als das Schauspiel, aber ich konnte deinen Diener Kaveh einfach nicht allein gehen lassen. Ich wollte ihn einfach unterstützen."

Badawi hatte als Wüstendruide scharfe Sinne. Ihm fiel der nervöse Adeodatus-Anhänger durchaus auf. Es blieb ihm auch nicht verborgen, dass Kaveh ebenso Notiz von ihm nahm. Doch allzu auffällig schaute Badawi den Adeodatus-Anhänger auch nicht an. Das war auch besser so, denn alles andere würde seinen spontan gefassten Plan gefährden.
 
Es musste schnell gehandelt werden. Badawi war ein weiser Druide im Dienste Hrâuns, aber er hielt Kaveh einfach für den besseren Redner. Er flüsterte Kaveh folgenden Plan zu, den er etwas verschleierte, falls noch ein anderer sein Flüstern hören würde: "Mein Bruder erzählt doch bitte den anderen von Eurem Traum, dass zwar heute ein Attentat probiert werden wird, aber es in Eurem Traum zum Glück fehlschlug. Es zeigt wie mächtig Anhänger Vecors sind und vielleicht verhindert es, dass jemand am heutigen Tag unnötig verletzt wird. Solche Träume sind womöglich doch ernst zu nehmen." Badawi verzog ansonsten keine Miene. Ob Kaveh irgendetwas mit diesem Plan anfangen konnte, würde sich noch zeigen.

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #47 am: 04.09.2012, 13:11:47 »
Ja, es war für Kaveh deutlich. Der Mann plante ein Attentat oder vielmehr er hatte es geplant und nun stand er auf diesem schmalen Sims zwischen zwei Schluchten. Eine war die Angst, die andere das Versagen. Wenn er sich seiner Angst hingab, würde er sich nicht trauen, wenn er sich zu weit von der Angst entfernte, würde er in die andere Schlucht fallen. Kaveh mahlte mit den Zähnen, dieser Moment würde nicht ewig andauern und dementsprechend musste er sich zu einer Entscheidung durchringen. Wie leicht wäre es einfach nichts zu tun und das Attentat abzuwarten. Vielleicht würde er Vecorianer in rauen Mengen mit den Tod reißen, andererseits wusste Kaveh nicht, was der Mann genau vorhatte und so konnte es Badawi und ihn gefährden. Der Adeodat wirkte angespannt genug, dass er zwischen Feind und Nichtfeind möglicherweise nicht mehr unterscheiden konnte oder diese Unterscheidung gar nicht mehr wahrhaben wollte, sobald er entfesselt war. Kurz blickte Kaveh zu Badawi und deutete unauffällig auf den Mann. Dem Schmied war nicht entgangen, dass er seine unmittelbare Umgebung bereits in stillen Aufruhr oder zumindest genervten Ärger geworfen hatte. Kaveh versuchte sie zu überlegen, was das Beste war. Zuerst einmal der Selbstschutz und dann erinnerte er sich, dass die anderen bereits in der Wüste Kontakt zu einem Adeodaten aufbauen wollten. Wenn sie ihn am Leben halten könnten, und ein Attentat würde sein Leben wohl schnell an diesem Ort verwirken, könnten sie vielleicht wichtige Kontakte knüpfen. Es war der sicherste Weg, besser als Vecors Schergen zu früh zu dezimieren. Sie würden durch eine große Eruption umkommen, nicht durch den Willen eines Einzelnen, der voreilig wurde. Doch wie sollte er den Mann jetzt noch erreichen? Er murmelte noch immer Worte seines Dogmas und so kam Kaveh eine Idee.

Badawis Worte zogen ihn kurz aus seinem Gedanken. Der Plan machte Sinn, doch er zeigte einen Schwachpunkt für Kaveh. Er würde dem Mann vielleicht sogar deutlich machen, dass sie treue Vecorianer waren und das würde sie vielleicht zu Zielen eines spontanen Ausbruchs machen. Kaveh hatte früh gelernt, dass man kein Tier in die Ecke treiben sollte, dasselbe galt mit Menschen mit Überzeugungen. Er würde etwas anderes versuchen. Er würde das Dogma des Racheengels für seinen Plan missbrauchen.

Kaveh beugte sich zum Adeodaten über, mit gestrengem Blick, als würde er ihn ermahnen wollen, Ruhe zu halten und die umliegenden nicht zu stören[1]. Doch seine flüsternde Stimme sprach eine andere Sprache. "Es ist an uns, die Schwachen zu schützen und zu rächen. Auge um Auge, Zahn um Zahn!", vollendete er das Dogma des Racheengels. "Doch noch ist es zu früh, da ihr Unschuldige gefährdet, mein Freund." Kaveh versuchte mit sehr ruhiger Stimme zu sprechen und ihn etwas zu beruhigen, deswegen legte er auf sanft die Hand auf der linken Schulter des Adeodaten ab. "Verhaltet euch bitte ruhig und trefft mich nach diesem Gottesdienst an der Schenke, Freund."
Kaveh der Schmied wusste, dass er nicht viele Worte hatte, um den Mann zu überzeugen. Eine kurze Ermahnung durfte kein Monolog werden und so hoffte er, dass der Verweis auf die Unschuldigen reichte, um ihn in die Schlucht der Angst zu stürzen. Vielleicht würde er dann sein Vorhaben vorerst aufgeben, zur Räson kommen und mit Kaveh und Badawi ins Gespräch kommen. Adeodatus war der Schutzpatron der Unschuldigen, Kaveh konnte nur auf dieses Argument vertrauen und dass der Adeodat einsah, dass nicht nur schuldige Vecorianer um ihn herumsaßen[2].
 1. Bluffen 24, um die umknienden Menschen und Wesenheiten den Eindruck zu bescheren, dass ich den Mann flüsternd ermahnen würde.
 2. Diplomatie 25
« Letzte Änderung: 04.09.2012, 13:19:43 von Kaveh Ahangar »

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #48 am: 07.09.2012, 19:51:36 »
Nuwaira hob etwas die Augenbrauen zu Mahlakar und neigte den Kopf schief. Anders, als es manche vielleicht glauben würden, störte es sie nicht, dass er für sie gesprochen und ihre Bestellung aufgegeben hatte. Zum einen hatte er keine so einnehmende Persönlichkeit wie Kaveh, gegen die man sich durchsetzen musste, zum anderen hatte er vollkommen recht, was ihre Bestellung anging. Das Tagesessen und Wasser waren genau das, was sie sich wünschte. Außerdem, so betrachtete sie es zumindest, war sie gerade eingeladen worden, was auch nicht das schlimmste war. Dem Wirt selbst schenkte sie einen höflichen Gruß und eine Verbegung.

Was sie mehr verwirrte war, dass er sie auf einmal in einer fremden Sprache ansprach. Sie fragte ihn leise, mit ruhiger Stimme. "Entschuldige, mein Freund, was sagtest du?" Sie hoffte ernsthaft, dass er nicht irgendeinen Witz mit ihr spielte, oder schlimmer, dass er versuchte, ihr eine geheime Botschaft zu übermitteln, die ihr unbekannt war.

Hraun

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #49 am: 10.09.2012, 23:31:15 »
Badawi + Kaveh
Der Adeodat schien verwirrt, als er aufblickte. Es war offensichtlich, dass er niemanden hier erwartet hatte, der ihm behilflich sein wollte. Er musterte Kaveh und schien, als er sich umblickte, zu bemerken, dass er bereits von einigen anderen Umstehenden beobachtet wurde. Er räusperte sich und sprach leise, sodass lediglich Kaveh und Badawi, den er als Verbündeten Kavehs zu erkennen schien, ihn verstehen konnten: “Bruder, ihr sprecht mit den Worten des Rachesuchenden. Wie kommt es, dass ich hier solche Gesellschaft erwarten darf?“ Er schien einen kurzen Augenblick zu überlegen und nickte dann. Er hatte wohl erkannt, dass hier nicht der Rechte Ort für ein solches Gespräch war. Die Ohren der Anwesenden waren nicht zwangsläufig die Ohren Vecors, aber Vorsicht war allemal geboten.

Die Glocken verstummten. Die Türen des Tempels wurden mit einem endgültig klingenden Rumsen geschlossen. Sollte dies eine Falle sein, hätte sie nun zugeschnappt, denn außer der Tür war kein Ausweg aus dem Gebäude zu erkennen, sofern man nicht einfach verdampfen konnte. Die Menge der Vecorianer verstummte, und auf diese Stille antworteten auch die weiteren Anwesenden, die nur zu Gast in der Oase waren. Eine Gestalt trat auf. Sie trug weite priesterliche Gewandung in weißer Farbe mit einem goldenen Cingulum um die Hüfte. Die Haare waren kurz und ebenfalls bereits weiß, das Gesicht gebräunt vom Antlitz Vecors. Es waren einige Falten sichtbar, vor allem im Bereich der Stirn, und die kalten Augen zeugten von wenig Gnade oder Freundlichkeit.

Sein Blick ging tadelnd in die versammelte Menge. “Ihr wollt Vecorianer sein?“ Er sprach leise, mit Entschlossenheit in der Stimme. Sie klang kalt und hoch und passte im Ganzen zu den Augen des Priesters. “Vecorianer sein, wisst ihr überhaupt, was das bedeutet?“  Er blickte sich fragend um. “Weiß das jemand? Nein! Denn die meisten von euch sind schwach! Alle von euch sind schwach, denn ihr habt niemals den Pfad Vecors beschritten. Lasst mich euch heute von diesem Pfad berichten, um euch zumindest zu einigen großen Taten zu inspirieren. Vielleicht könnt ihr Vecor so ein wenig gerecht werden. Dann weint er nicht mehr, wenn er auf seine Anhänger herabblickt!“ Er setzt sich in die Mitte des Kreises und das Licht der Sonne erhellte ihn.

“Der Pfad Vecors. Habt ihr euch einmal gefragt, wie man Vecor, die Incarnation der Perfektion, erfreuen kann? Geht in die Wüste! Setzt euch seiner Stärke aus. Geht ohne Vorräte und nur in den Gewändern eines Büßers. Folgt dabei der Morgensonne, bis ihr an einen Felsen gelangt, der wie eine Nadel in die Höhe steigt. Dies ist der Stein der Prüfung. Bringt mir von dort eine der Sonnenscheiben, die ich dort höchst selbst deponiert habe, und ich werde euch den Segen Vecors zusprechen. Vielleicht mögen einige von euch nun denken, dass dies eine einfache Prüfung sei. Für viele zu schaffen, die sich ordentlich vorbereiten! Ha! Narren, sage ich! Narren! Denn dieser Stein der Prüfung ist einen Zehntag von hier entfernt! Zwei Zehntage durch die Wüste führt euch diese Prüfung, ohne jegliche Vorräte. Wenn ihr diese Prüfung besteht, dann seid ihr Vecors Macht wahrlich gewachsen, und ihr dürft euch einen Vecorianer nennen.“ Er redete sich in einen Rausch und in eine Rage und es folgte eine detaillierte Beschreibung, wie er selbst der Sonne und der Kälte der Nacht trotzte, um sich selbst zu beweisen. Es schien ein Ritual unter der vecorianischen Priesterschaft zu sein, ein Initiationsritus. Auf jeden Fall hörte er sich gerne reden und ließ keine Gelegenheit aus, um seine Verbundenheit zu Vecor zu demonstrieren.

Schließlich rief er die Anwesenden zum Gebet auf. “Ich würde euch nun in die Nacht entlassen, in die einzige Tageszeit, derer ihr würdig seid. Doch die Protokolle verlangen, dass ich mit euch ein Gebet spreche, um Vecor zu gefallen. Vielleicht ist es sinnlos, weil er diesem armseligen Haufen keine Aufmerksamkeit schenkt, aber ich tue nun mal, was ich kann, um euch dem Einzig Wahren näher zu bringen!“ Er senkte sich auf die Knie, so wie alle Vecorianer, die anwesend waren und begann, ein Gebet zu rezitieren, welches sich auf die Größe Vecors bezog und sein Dogma zum Abschluss beinhaltete: “    Verachte alle, die nicht diesem Pfad folgen und helfe jenen aus dem Leben, die diesem Weg nicht mehr Folge leisten können. Verschmähe alles, was keine Perfektion erreichen kann, alles, was nicht so werden kann, wie ich es bin, denn ich bin die Perfektion, die Leben gibt und es nimmt. Ich bin die Reinheit und du sollst ebenso rein sein, wie ich es bin. Verschmähe Halbblüter und alle die, deren Reinheit beschmutzt wurde, denn für jene kann die Sonne nicht mehr scheinen. Lass sie leiden, wie die Wüste sie ausdorren würde. Übergebe die Wesen, die die Perfektion nicht mehr erreichen können und die, die nicht mehr rein sind, dem Feuer, auf das es sie reinigen möge. Und jenen, denen du den Weg des reinen Lichtes zeigen kannst, forme ihren Geist so, dass sie den einzig wahren Weg erkennen, denn ich bin der einzig wahre Weg, der einzig wahre Herr! So spricht Vecor, möge seine Herrlichkeit euch erhellen!“ Der Priester erhob sich und deutete zur Tür. “Geht und zeigt, dass ihr es würdig seid, Vecorianer genannt zu werden!“ Die Türen wurden geöffnet und die Menge setzte sich in Bewegung.

Nuwairah + Mahlakar
Hamam, der Wirt, verneigte sich und deutete den beiden Neuankömmlingen, dass sie Platz nehmen mochten. “Ich werde euch das Essen bringen, sobald es fertig ist. Es wird nicht lange dauern, da die meisten ehrenvollen Vecorianer soeben zum Gottesdienst aufgebrochen sind.“ Es lag ein wenig Spott in seiner Stimme. Scheinbar konnte er es sich leisten, wider die Herrlichkeit Vecors zu reden. Er wandte sich ab und begann mit der Zubereitung der Speisen sowie der Getränke.

Als Mahlakar den Zauber auf Nuwairah wirkte, sprang die junge Frau an einem der Fässer auf und deutete auf diesen, wobei ihre Augen schreckgeweitet waren. “Wüstendämon! Lass dein Teufelswerk draußen und verhexe uns nicht!“ Sie schlug ein Schutzzeichen vor ihrer Brust und ging hinter dem Tisch in Deckung, murmelte dabei leise Schutzrituale vor sich hin, woraufhin auch der Mensch aufsprang. “Jetzt gib endlich Ruhe, elendes Weib!“, dröhnte seine Stimme durch das Zelt. “Deine Furcht vor allem ist ja unglaublich!“ Er schüttelte den Kopf. Hamam, noch ein Kaktusschnaps, den brauch ich bei der Gesellschaft hier!“ Er setzte sich wieder hin und zog an seiner Wasserpfeife, um sich den beiden Neuankömmlingen zuzuwenden. “He, setzt euch doch zu mir. Ein wenig Gesellschaft würde mir ganz gut tun zwischen all diesen Gestalten. Ich kann euch vielleicht ein bisschen was verraten, was das Leben unter den Vecorianern erleichtert.“ Eine einladende Handgeste deutete auf seinen Tisch.

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #50 am: 11.09.2012, 20:01:12 »
Badawi ließ Kaveh zunächst einmal die Unterhaltung anfangs führen. Der Wüstendruide tat im Gottesdienst, dass was er am besten konnte, nämlich die Gegend vorsichtig ausspähen. Doch niemand schien offenbar eine Gefahr für sie zu sein, niemand sprang auf und wollte ihnen zusammen mit anderen Vecorianern Schaden zufügen. Ihre Tarnung war noch nicht aufgeflogen. Badawis "Taktik" bei diesem Gottesdienst war ganz klar: Er wollte nicht auffallen und würde alles nachmachen, was der Großteil der Vecorianer hier in diesem Gottesdienst machte. Falls es galt etwas aufzusagen, würde Badawi das aufsagen, was auch die anderen von sich gaben. Doch es würden freilich nur leere Worthülsen sein, denn der Wüstendruide verehrte ja Hrâun. Aber allzu sehr aufzufallen hätte womöglich ein großes Unheil bedeutet, deswegen hätte Badawi das ein oder andere nachgeplappert, wenn es denn sein musste. Aber zum Glück hörte sich der Vecor-Priester, der den Gottesdienst leitete, gerne selbst reden. Badawi war ziemlich froh drum.

Bezüglich dem Adeodat änderte Badawi etwaas seine Taktik und sagte nach dem Gottesdienstende leise flüsternd selbst etwas zu ihm: "Es war ein glücklicher Zufall. Aber dieser Ort hier ist nichts für Privatgespräche. Alles weitere kann besprochen werden, wenn wir draußen sind."
« Letzte Änderung: 12.09.2012, 15:33:41 von Badawi »

Mahlakar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #51 am: 13.09.2012, 04:14:35 »
"Wir sollten uns vor dem Zwerg in Acht nehmen. Er glaubt, er werde verfolgt.", raunt Mahlakar zu Nuwairah.

Auch wenn er wußte, daß es wahrscheinlich nicht helfen würde, sprach er die furchtsame Frau an.
"Verzeiht, edelste Blume der Oase. Es lag nicht in der Absicht dieses untröstlichen Mannes euch in Aufregung zu versetzen. Dieser vertrauenswürdige Mann versichert euch, daß er bestimmt kein Wütsendämon ist und auch nicht vorhat, irgendjemanden zu verhexen."
Erkennt sie den Makel meines Blutes?
Mahlakar betrachtete sie sich genauer, vermied es aber, sie dabei anzustarren, um sie nicht noch mehr in Furcht zu versetzen.

Dann nahm er den Mann genauer in Augenschein, der sie eingeladen hatte.
Erneut wendete er sich Nuwairah zu:"Nun, was meint ihr? Wollen wir die Einladung dieses höflichen Mannes annehmen?"
« Letzte Änderung: 14.09.2012, 02:04:03 von Mahlakar »

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #52 am: 13.09.2012, 18:56:35 »
Spricht er jetzt von sich selbst oder von dem Mann an der Wasserpfeife..? dachte Nuwairah ein wenig verwundert, den Austausch eher ignorierend. Jede Argumentation mit der Frau hätte nur unnötige Aufmerksamkeit erregt und keinerlei Nutzen gehabt. Sie begriff immernoch nicht, was Mahlakar ihr gerade hatte sagen wollen. "Ich denke, es wäre gut, nicht alleine zu sitzen, mein Freund." meint sie sanft und nickt, dann den Mann nachdenklich betrachtend während sie zu seinem Tisch tritt. Wieso sollte er sie einladen? Vielleicht ein möglicher Verbündeter? Oder ein Spitzel des Feindes, der jene auskundschaftete, die dem Gottesdienst fern blieben?

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #53 am: 14.09.2012, 14:43:07 »
Der Schmied hörte dem Redner zu, aber die Hoffnung auf sinnvolle, spezifische Informationen über die Vecorianer versiegte schnell. Stattdessen begegneten sie einem misanthropischen Selbstdarsteller, welcher mit jeder Menge Zynismus, den er aus seinem Dogma gewann, lieber seine Brüder und Schwester in den Tod schickte als ihnen wirklich behilflich zu sein. Entweder war der Priester ein unzufriedener, verbitterter Mann oder er legte seinen Glauben in eine sehr pervertierte Richtung aus. Vielleicht verstand Kaveh auch einfach seine Art der Sprache nicht, weil Kaveh im Herzen eben kein Vecorianer war, andererseits war Kaveh auch ein Mann, der versuchte durch Vorbild und nicht durch schöne Worte zu führen. Vielleicht verstand Kaveh deswegen den Grund der Worte des Priesters nicht. Wie würde es wohl aussehen, wenn der Priester diese Prüfung nochmal durchstehen müsste? Ohne hilfreiche Wasserzauber und ohne all den Komfort ihrer technischen Errungenschaften, ohne Kamel und dergleichen. Wäre er ein guter Anführer, der seinen Auftrag ernst nahm, würde er die Leute einladen mit ihm zu ziehen und sie auf den Weg anzuleiten, welcher ihre Religion war. Stattdessen verlor er sich in Selbstbeweihräucherungen und schwammigen Glaubensaussagen, welche er immerhin mit Inbrunst vertrat. Dass er aber so überzeugt von seinen Worten war, ließ eine ganz andere Frage in Kaveh gären: wie viele Vecorianer waren in Wirklichkeit Misanthropen? Es könnten viele sein, denn aus der Verachtung der Imperfektion des Menschen erwuchs bei jenen, welche sich über ihnen wähnten, gleichzeitig auch immer eine paranoide Angst doch selbst imperfekt zu sein und von den unterlegenen Menschen doch übertrumpft zu werden. Eine Angst oder für reflektierende Vecorianer eine Furcht, welche die Tyrannei an sich teilte und sich in den Gläubigen von Vecor, gerade jenen, die sich im näher als andere fühlten, wahrscheinlich verdoppelte. Kaveh beschloss dies als Erkenntnis mit aus dem Gottesdienst zu nehmen. Diesen verließ Kaveh ohne ein weiteres Wort an den Adeodaten zu verlieren, schließlich hatten sie einen Treffpunkt ausgemacht, an dem sie sich treffen würden und übermäßig viele Ohren bedeuteten übermäßig viel Gefahr, also schwieg Kaveh und trennte sich mit Badawi von dem Adeodaten, um ihn erst am Treffpunkt wiederzutreffen.

Kaveh bewegte sich schließlich nach dem Gottesdienst zum eigenen Zelt zurück, um sich auf das Treffen mit dem Adeodaten vorzubereiten. Leider waren seine oberflächlichen Gedanken auf Vecor geprägt, sodass ein Zauber zu verwirrenden Ergebnissen über seinen inneren Zustand kommen mochte. Doch Kaveh hatte keine Zeit dies zu ändern und es war an diesem Ort zu gefährlich, weil er einen zeitlichen Vorlauf und das Gebet an Hrâun dazu brauchte. Aber Kaveh bewaffnete sich wieder, in dem er zumindest seinen Stoßdolch unter seine Kleidung brachte, und schaute nach Mustafa und Tiatha, welche wahrscheinlich nach dieser anstrengenden Reise noch schliefen. Nachdem er sie, wenn sie nicht schliefen, über das Treffen informierte, brach er mit Badawi zum Treffpunkt auf. "Der Adeodat war sehr nervös, wir sollten auf unseren Selbstschutz achten.", riet Kaveh dem Wüstendruiden, kurz bevor sie zur Schenke gingen.

An der Schenke angekommen, sahen sie den Adeodaten schon auf der Ostseite des Gebäudes stehen, wie er im Halbdunkel an der Wand lehnte. Ein Bein angewinkelt, da die Fußsohle sich an der Hauswand abstützte. Kaveh trug wie fast immer seine Kapuze aufgesetzt, sodass sein Gesicht nur im direkten Licht wirklich zu sehen war. In Anbetracht von Mücken und anderer lichtaffiner Tiere, die einem um den Kopf summen mochten, war diese Tracht aber nicht sonderlich ungewöhnlich. So bewegte sich der Inquisitor des Hrâun mit selbstverständlichen Bewegungen über die Oase und schließlich auf den Adeodaten zu. Jedoch versuchte er seine Umgebung im Auge zu behalten, auf besondere Geräusche, Gerüche oder Eindrücke zu achten, damit ihr Gespräch möglichst unbemerkt, aber wenn bemerkt, doch wie selbstverständlich ablaufen konnte[1].

Kaveh grüßte den Mann mit einer lockeren und gewöhnlichen Begrüßung, in dem er die Hand hob und sich dazu stellte. "Schöner Abend, nicht wahr?" Und sprach dann leiser. "Wie jeder Abend ein schöner Abend ist, wenn man in Vecors Rücken einen Weisen entdeckt, welcher ein wahres und rechtes Ziel verfolgt. Seid bedankt, dass ihr euer Leben nicht vor dessen Zweckerfüllung beendet habt." Kaveh war freundlich und zurückhaltend, sprach leise, aber ohne zu flüstern. "Wer war euer Ziel? Der Priester, der sein eigenes Volk mehr hasst, als dass er es liebt oder ein bestimmtes Ziel unter den Anwesenden? Die anwesende Menge selbst?" Kaveh wich immer wieder von diesen Fragen ab, falls Menschen in der Nähe waren und fragte dann danach, ob der Mann nicht Töpferwaren erwerben wolle zu Vorzugspreisen, wenn er sich noch vor dem nächsten Gottesdienst zum Kauf entschied. "Ich bin übrigens Kaveh Ahangar.", verriet der Inquisitor freigiebig seinen Namen, um erweitertes Vertrauen zu schaffen, behielt den Mann aber im Auge. Ob er immer noch so nervös war und ob seine Worte, die er äußerte, vielleicht unwahr waren[2]? Dabei schlug Kaveh vor, während des Gespräches etwas spazieren zu gehen, um so immer den Standort zu verändern und stationären Zuhörern und Beobachtern die Sache schwerer zu machen. Kaveh machte dabei noch keine Andeutungen darauf, dass er ihm helfen konnte oder wollte, denn dies hatte er schon während des Gottesdienstes getan. Erst einmal, wollte er vorsichtig beginnen und dies versuchte er freundlich.
 1. Wahrnehmung 25
 2. Motiv erkennen 32

Badawi

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #54 am: 14.09.2012, 19:02:36 »
Badawi verließ zusammen mit Kaveh den Gottesdienst. Er würde vorerst an der Seite des Inquisitors bleiben. Die Natur, die Wüste und das Feuer waren Badawis Elemente. Seine sozialen Fähigkeiten waren dagegen weniger gut ausgeprägt. Das musste Badawi schon selbstkritisch zugeben. Dennoch war er für Kaveh von Nutzen, denn Badawi war ein ziemlich guter Späher, wenn es darauf ankam. Es sprach nichts dafür, dass diese Person nur zum Schein ein Adeodat war, dennoch sollten sie vorsichtig sein. Aber als Inquisitor würde Kaveh bestimmt ein Gespür dafür haben, ob sie jemand anlog oder doch nicht. Das weitere Gespräch überließ Badawi voll und ganz Kaveh. Der Wüstendruide schaute sich nur unauffällig in der Gegend um und würde alles, was ihm seltsam oder gefährlich vorkam, sofort Kaveh mit einem Flüstern melden.[1]
 1. Wahrnehmung: 33 fürs unauffällige Beobachten der Gegend.

Mahlakar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #55 am: 15.09.2012, 09:15:09 »
Mahlakar folgt Nuwairah an den Tisch des Mannes, der sie eingeladen hat; behält aber die Frau und den Zwerg weiter im Auge.
Mit einer Verbeugung sagt er: "Wenn dieser dankbare Mann sich vorstellen darf? Mein Name ist Mahlakar. Mit wem haben wir das Vergnügen und was führt euch her?"
Dann setzt er sich auf den angeboten Platz am Tisch.

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #56 am: 15.09.2012, 12:23:44 »
Auch Nuwairah setzte sich, nachdem sie sich vorstellte. Falsche Namen würden sie nicht nützen, wieso auch, hatten ihre Namen doch keinen Makel in den Augen der Vecoranhänger... Zumindest bisher. "Und Nuwairah lautet der meinige Name. Es ist überaus freundlich von euch, zwei Fremde an euren Tisch einzuladen, werter Herr." Sie entschloss sich, dem Mann nicht zu trauen. Sie hatten durch seine Zuneigung nichts zu gewinnen, aber durch sein Misstrauen viel zu verlieren, wenn sie etwas falsches sagten.

Hraun

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #57 am: 03.10.2012, 21:00:26 »
Kaveh + Badawi
Im Schatten des Gasthauszeltes war es ruhig und außer den ohnehin Anwesenden verirrte sich niemand dorthin. Wenn jemand diese Ecke der Oase aufsuchen wollte, würde er mit Sicherheit das Zelt betreten. Badawi war aufmerksam wie eh und je, doch außer einem Vogel, der in der Baumkrone saß, gab es nichts Auffälliges zu vermerken. Sein Zwitschern vermengte sich mit dem Geräusch der Heuschrecken, von denen scheinbar einige in der Umgebung waren.

Der Adeodat wirkte ruhig, als er angekommen war. Die Anspannung aus dem Tempel war anscheinend gewichen, was nicht weiter verwunderlich war, da sein Leben nicht mehr dermaßen in Gefahr war, wie noch war etwa einer halben Stunde. Man konnte dennoch bemerken, dass er noch immer unruhig in alle Richtungen blickte, wie um sicher zu gehen, dass von nirgend eine unangenehme Überraschung auf ihn zukam. Auf Kavehs Fragen antwortete er nach einem kurzen Überlegen und einem gründlichen Blick über die Schultern. Er sprach leise, sodass man ihn auf ein paar Meter Entfernung nicht mehr hören konnte: “ Kaveh Ahangar, dies ist wahrlich ein schöner Abend, so wie es jeder Abend ist, wenn Raiva und Marnarn am Himmel aufsteigen. Wusstet ihr, was manche Leute über diese beiden Monde sagen? Sie sagen, dass sie nur durch die Gnade Vecors leuchten würden. Ist das nicht sehr vermessen?“ Er blickte sich wieder um. Hatte sich in der Zwischenzeit jemand genähert? Er konnte niemanden erblicken, also sprach er weiter.
“Mein Name ist Adhmar, das Eiswiesel. Seltsamer Name, nickt wahr? Es soll Leute geben, die solch einen Namen komisch finden. Ein Eiswiesel. Ich erkläre euch einmal, wie er zustande gekommen ist.“ Erneut der Blick nach hinten. “Das Wiesel ist schnell geklärt. Ich bin sehr flink auf den Beinen und kann gut davonlaufen. Und Eis… Das hat zwei Gründe. Ich will euch nicht langweilen, weswegen ich das kurz fasse. Ich habe einige pikante Aufträge erledigt und dabei stets die Nerven bewahrt, und dazu gibt es einige Geschichten, die mit einem Termitenbau zu tun haben. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, können wir uns einmal bei einem Wein darüber unterhalten.“ Er ließ die Worte einige Augenblicke wirken. Lautes Rufen erklang aus Richtung der Oasenmitte und Adhmar zuckte zusammen, allerdings geschah nichts weiter und auch Badawi konnte keine Gefahr erkennen.

“Ihr fragt nun nach meinem Ziel. Ich weiß nicht, ob ich euch davon erzählen soll, denn ich kenne euch kaum. Allerdings wäre ich wahrscheinlich ein toter Mann, wenn ihr ein Vecorianer wäret und ihr habt bereits erkannt, dass ich etwas vorhatte.“ Es war offensichtlich, dass er noch mit sich am Ringen war. “Also gut, mein Ziel war es, den Priester auszuschalten. Und nicht einfach nur auszuschalten, sondern möglichst lautlos, sobald er das Licht betrat. Ich hatte dazu ein Blasrohr mit einem Giftpfeil dabei. Stellt euch das einmal vor. Ein Vecorianer, der im Licht vergeht. Das wäre eine Ironie! Und ein verdammtes Zeichen.“ Die Nervosität kehrte zurück zu ihm. Er schien nicht genau zu wissen, warum er das verraten hatte und noch viel weniger, ob er die nächsten Momente überleben würde. Als er nach einigen Augenblicken noch lebte, fragte er: “Und nun verratet mir bitte den Grund, weshalb ich mein Vorhaben abgebrochen habe. Was ist euer Begehr in diesen Gebieten?“

Mahlakar + Nuwairah
Die Frau schien sich nicht so sehr zu beruhigen, dass sie sich wieder an den Tisch setzte, keifte allerdings auch nicht weiter herum. Vielmehr beäugte sie misstrauisch, wie sich die beiden Neuankömmlinge weiterhin verhielten. Erneut schlug sie ein Schutzzeichen und bestellte dann durch Zuruf einen Apfelgeist.

Als die beiden sich an den Tisch setzten, erhob sich ihr Gegenüber als Zeichen der Ehrerbietung, vor allem gegenüber der Frau – eine in diesen Breiten recht seltene Geste. Er lächelte dabei freundlich und schaute noch einmal zu der Frau, die vor Sekunden noch wirkte, als würde einer der Teufel persönlich vor ihr stehen. Schließlich setzte er sich wieder und zog an der Wasserpfeife. “Es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen, Mahlakar, und eine ebensolche auch bei euch, Nuwairah. Und verzeiht, wenn ich euren Liebreiz preise, doch ich war lange in der Wüste unterwegs und erblicke endlich nach langer Zeit wieder eine Frau, die es auch wert ist, so genannt zu werden.“ Er nahm einen kleinen Schluck Wein. “Ihr fragt, was mich hierher treibt. Ich bin ein Händler im Namen des Alphestes. Ich biete meine Waren in allen Ecken der Wüste feil und bringe dort Leben hin mit meinen Karawanen, wo normalerweise keines möglich wäre. Von einer dieser Reisen kehre ich nun zurück in die Stadt Vecors Stolz, wo ich mir eine wohlverdiente Pause können werde. Ich habe dort ein Haus mit zwei Dienern. Ich gehe davon aus, dass ihr ebenfalls keine Vecorianer seid? Oder habt ihr andere Gründe, weshalb ihr dem Gottesdienst ferngeblieben seid?“

Nuwairah

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #58 am: 05.10.2012, 11:28:51 »
Nuwairah lächelte freundlich dem Mann zu, während hinter ihrem Kopf die Gedanken aufblitzten. Wenn dieser Mann wirklich ein Spion war, der subversive Subjekte aussieben sollte, so was dies sicherlich die erste Frage, die man stellen würde. Andererseits war es vielleicht ein bischen zu schnell. Egal, die Antwort würde so oder so dieselbe sein. "Wir sind ebenfalls reisende Händler und, in meinem Fall zumindest, Geschichtenerzähler, werter Herr. Manche von uns sind bei dem tatsächlich bei jener Messe, nur uns hat es hierher verschlagen. Ich kann nicht für meinen Begleiter sprechen, doch zumindest mich hat es hierher verschlagen, da der Durst und Hunger während dem entbehrungsreichen Weg unter Vecors Schein mir als größere Ehrerbietung vor der Sonne erschien als ein Ritual, dessen Worte ich, ganz hinten stehend, eh nicht verstünde. Außerdem wollte ich mir den Ort ansehen, an dem ich vielleicht heute Abend eine meiner Erzählungen zum besten gäbe. Doch wenn ihr klugen Rat habt, so werde ich ihn gewiss nicht ablehnen."

Kaveh Ahangar

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Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
« Antwort #59 am: 05.10.2012, 17:57:49 »
Selbst jetzt redete der Mann sich noch selbst Mut ein. Eiswiesel. Seine Erklärung seines Spitznamens schien Kaveh eine Träumerei zu sein, ein Ausblick darauf, wie Adhmar sich selbst gerne sehen würde, aber nicht sehen kann. Für ein Eiswiesel war der Mann beeindruckend nervös. Der Schmied nickte dem Eiswiesel jedoch nur freundlich zu und äußerte keine seiner Bedenken, auch nicht jene bezüglich des Angriffes auf den Priestes, selbst wenn es nur mit einem Blasrohr war. Sein Angriff wäre niemals ungesehen geblieben, so wie er sich benahm und er wäre wahrscheinlich gestorben, sinnlos für eine Situation, in der er eigentlich Nerven bewahren wollte. Der Schmied überlegte, dass er den Mann unterschätzen konnte; der erste Eindruck konnte so häufig täuschen. Aber nein, dieser Mann war kein kaltblütiger Mörder und auch niemand, der eine größere Expertise mit Anschlägen besaß, zumindest wahrscheinlich nicht. Alleine die Hoffnung, dass der Mord an dem Vecorianer eine Symbolkraft gegen Vecor hätte, erschien Kaveh ungewiss. Der Priester führte sich unfreundlich der Gemeinde gegenüber auf und war wahrscheinlich nur noch aufgrund der Hierarchie ein Prediger, die Masse hätte dessen Tod maximal als Segen Vecors aufgefasst oder den Mann begonnen als Märtyrer zu verehren.
"Ich würde die Geschichte gerne bei Wein hören, Eiswiesel.", entgegnete der dunkeläugige Kaveh mit freundlichem Lächeln.

Kaveh schaute sich um und blickte dann wieder auf Adhmar. Der dunkelhaarige Inquisitor wollte sich gar nicht auf diese Worte um Raiva und Marnarn, und ob sie von Vecor beschienen werden oder nicht, einlassen. Die Vecorianer zogen ihren Gott, den sie als einzigen anerkannten, für jede Erklärung heran. Solche Trivialitäten beschäftigten Kaveh dementsprechend nicht und genauso wenig wollte er das Gespräch in diese Richtung gleiten lassen. Es ging Kaveh nicht, um eine religiöse, theologische Diskussion um die Attribute, welche Vecor zugerechnet wurden, es ging ihm um den Widerstand. Nachdem er sich also versichert hatte, das weiterhin kein Zuhörer sich aufdringlich gab, sprach Kaveh weiter.
"Ein mutiger Versuch.", kommentierte Kaveh seinen Versuch den Priester anzugreifen. "Ist der Mann, der sein eigenes Volk hasst, es wert, dass man ihn derartig schnell erledigt?" Eine simple Frage, welche Adhmar dazu bringen sollte, nicht nur sein Motiv zu hinterfragen, sondern auch Informationen über diesen von sich eingenommenen Priester preiszugeben. Kaveh erschien es recht wahrscheinlich, dass Adhmar auch eine persönliche Komponente mit in diesen Konflikt brachte. Vielleicht hatten er und seine Priester bereits vorher Kontakt gehabt. Für einen symbolischen Anschlag erschien Kaveh ein Gottesdienst zur Abenddämmerung an einer Oase zu unwichtig. "Aber eure guten Nerven sind für mehr bestimmt als für ein Angriff in einer Oase." Kaveh versuchte aufbauende Worte zu finden, denn wenn es eine Herzensangelegenheit war oder der Mann nach einer Indoktrination fürdiesen Angriff bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte, musste man jetzt behutsam mit ihm umgehen. Immerhin hatte er selbstständig erkannt, dass er zu auffällig bei seinem Vorgehen war. Dennoch war Kaveh unschlüssig darüber, wie vertrauenswürdig der Mann war. Kaveh ging einen Moment in sich. Nein, dieser Mann war wahrhaftig verängstigt und brauchte Hilfe. Kaveh hoffte, dass beide Seiten davon profitierten.

"Eure Nerven. sie sind kühl genug, um sich auch in Vecors Stolz zu betätigen! Dort, wo der Widerstand so stark bekämpft wird!" Kavehs Ausdruck wurde betrübt. "Wir haben die vielen toten Adeodaten am Henkersweg gesehen. Es sind genug geworden, dass es schwer geworden ist dieser Tage, noch einen Kontakt zu ihnen aufzubauen." Kaveh blickte betreten zu Boden. "Soweit ist es inzwischen gekommen. Vecors Schergen machen uns genug Angst, dass wir uns vor seinem Antlitz Tag wie Nacht verstecken müssen und dass wir kleine, unbedeutende Ziele außerhalb der Hauptstadt angreifen, in der Hoffnung, wir würden ein Symbol setzen." Kaveh blickte wieder hoch, mit eindringlichem Blick, als würde noch eine kleine Flamme in seinem Herzen lodern, und fasste Adhmar auf die Schulter. "Doch sein wir ehrlich, Adhmar. Wir tun dies nur, damit unsere Hoffnung nicht erlischt, nicht wahr? Wir tun die kleinen Dinge, um hoffen zu können, dass die Vecorianer uns nicht vergessen und um zu zeigen, dass unsere Schultern stark sind, unsere Knie nicht nachgeben, egal, wie viele sie von uns ausrotten und dabei hoffen wir auf eine Eingebung. Doch es hilft nichts, sich an diese Hoffnung zu klammern, wenn wir es nur um des Klammerns Willen tun." Kavehs Stimme wurde ein energisches, verschwörerisches Flüstern. "Lasst unsere Freunde dieses Klammern beibehalten, wenn sie nicht mehr können, doch wir müssen, Adhmar! Wir müssen mehr tun! Wir wollen mehr tun, als Vecorkarawanen und kleine Gruppen von Kreuzrittern aufzureiben, ein paar ihrer Priester zu meucheln und ein paar ihren Schäfchen abtrünnig zu machen. Der Glaube Vecors ist wie Unkraut. Wenn man es nicht an den Wurzeln packt und ganz ausreißt, wird er immer wieder nachsprießen. Lasst uns nach Vecors Stolz gehen und dort ein wirkliches Zeichen setzen!" Kaveh blickte Adhmar mit diesem energischen Blick an, ehe er erschöpft den Kopf senkte. Seine Stimme klang nun auch ermattet. "Doch wir kommen nicht aus Vecors Stolz und haben deswegen keine Kontakte und kaum Wissen über die Finessen des Stadtlebens. Die Adeodaten scheinen wie verschluckt. Könnt ihr uns helfen, Adhmar?" Freundliche Hoffnung sprach aus dem Blick des Inquisitors. "Es muss ein Wink des Rächers[1] sein, dass er uns unter dem Dach seines Vaters zueinander finden ließ.[2]"
 1. So wie Adeodatus gerne gerufen, wenn er als Rachegestalt der Schwachen angebetet wird.
 2. Diplomatie 33

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