Autor Thema: Ein langer Sonnenuntergang  (Gelesen 40330 mal)

Beschreibung: IC-Thread - Kapitel 2

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Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #15 am: 14.08.2012, 17:37:12 »
So hochphilosophische Gedanken wie Mauron kamen Nicos nicht. Er würde weiter sein Netz aus Intrigen spinnen wollen und die ganze Unterscheidung von Alvanon zwischen Unsterblichkeit und Todlosigkeit hielt Nicos für Wortklauberei. Er hatte die Chance ewig zu bestehen, wie man das denn eigentlich nennen sollte, war ihm völlig egal.

Manchmal war die Wahrheit bitter. Vor allem diejenige, die den Tzâ-alas betraf. Môr Tahâs kannte sie bestimmt, aber er würde sie als Lüge und Elbengeschwätz abtun. Auf Menthirs Gesicht würde dabei bestimmt ein Lächeln entstehen. Môr Tahâs würde die Wahrheit verleugnen müssen, weil er ein Alb war. Nicos wusste wenig, aber das bisschen, an das er sich jetzt erinnern konnte, war auf einmal ungeheuer wertvoll.
Seine Gefährten wussten von der Wahrheit über den Tzâ-alas vielleicht nichts und womöglich würde er sie einfach weiterhin im Unklaren lassen. Es gab ab jetzt ohnehin wenig Möglichkeiten, sie allzu unauffällig über seine Erinnerungen zu informieren. Wenn Môr Tahâs seine Worte mitbekäme, würde Nicos einen offenen Streit mit ihm riskieren. Das wollte der Nekromant nicht.

"Der Tzâ-alas ist ein Ort der Verführung schlechthin. Mir würde dieser Brunnen aber wohl wenig ausmachen, selbst wenn ich nicht untot wäre. In meinem Auftrag wurden Morde und Folterungen begangen. Mein untoten Diener waren ehemalige Leichen aus meinem eigenen Volk. Ich bin näher an den Schatten dran als am Licht und der Brunnen könnte mir viel an wertvollem Wissen bescheren. Das einzig schlimme könnte sein, dass ich mich von einem Untoten in einen lebenden Alb verwandeln könnte." Wenn sie Alben werden würden, müssten sie auf jeden Fall auf Seiten ihres neues Volkes kämpfen. Viel würde ihnen nicht übrig bleiben. War das von Anfang an der Plan von Môr Tahâs? Hatte er Visionen, die darauf hindeuteten? Konnten die Schatten aber überhaupt einen Untoten großartig verändern? Fragen über Fragen. Eine ganz sichere Antwort hatte Nicos darauf noch nicht.

Was auch immer der Fall sein würde, noch würde Nicos das Spiel des Alben mitspielen. Nicos sagte erst einmal aber etwas zu Clavius, bevor er den Alben ansprechen würde. Denn trotz all der Überlegungen hatte er schon noch Clavius' Bemerkung mitbekommen. "Uns wurde ja zuvor gesagt, dass diese vecorianische Inquisitorin Dhurek vernichten wollte. Sie wird deswegen wohl eher glauben, dass sie auch uns vernichten muss. Wahrscheinlich ist sie eine verblendete Fanatikerin. Das würde mich bei einer Vecorianerin überhaupt nicht verwundern."

Dann schaute Nicos direkt zu Môr Tahâs und sagte zu ihm: "Ich muss schon sagen, dass ich ja glaube, dass Euch das bestimmt einiges an Überwindung gekostet haben wird eine Elbin und Dienerin des Sonnengottes am Leben zu lassen. Habt Ihr mit unserer Ankunft durch Visionen gerechnet und diese Elbin extra wegen uns am Leben gelassen? Oder gab es einen anderen Grund warum Ihr sie noch nicht getötet habt? Von Alben hätte ich ja eher erwaret, dass ihr uns eine elbische Leiche zeigt und sie mittels Magie befragt. Ich muss allerdings gestehen, dass man mit Lebenden leichter reden kann. Mich interessiert nämlich brennend, was sie denkt und was ihre Geschichte ist."

Menthir

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #16 am: 14.08.2012, 19:52:52 »
10. Jantus 1214 - Ein langer Sonnenuntergang - 17:19 Uhr

Môr Tahâs blickte Clavius hinterher, wie er sich ohne den Alben eine Frage zu stellen, sofort um die Elbin kümmerte. Sorge musste er keine haben, zumindest machte der ehemalige Hüter von Tzâ-alas nicht den Eindruck. Wenn Clavius diesen Gedanken hatte, als er das Haus des Alben verließ, waren die vielen, schemenhaften Bogenschützen im umgebenden Nebel ein deutlicher Hinweis auf die betonte Ruhe des Albenblutes innerhalb des Hauses. Und so ließ der Alb es geschehen, dass Clavius sich mit der Elben unterhalten mochte, selbst wenn er sich auf das Gespräch mit seinen anderen Gästen konzentrieren musste. Vielleicht hatte er zuerst vor, auch dem Gespräch auf das Genauste zu lauschen, um die untoten Könige besser kennenlernen zu können. Er ließ diesen Gedanken gehen und blickte zu Mauron. Der Alb nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Selbstverständlich könnt ihr euch mit diesem Zwergen unterhalten. Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit rufen lassen.", verkündete er Alb mit freundlichem Unterton in der Stimme und war auch jetzt nicht verlegen, ein paar zusätzliche Worte zu dem Bärtigen zu verlieren. "Sein Name ist Sa'Nexar Blutaxt Carracan[1], also ein Abkömmling eines der sieben großen Stämme der Zwerge. Ihr werdet in ihm einen sehr aufgeschlossenen und freigeistigen Zwergen erkennen, dessen Weitsicht jene Weisen vieler anderer Völker in den Schatten stellt." Der Alb musste unwillkürlich über seine Wortwahl lächeln, fuhr dann aber mit ernsterer Miene fort. "Meinethalben könntet ihr mit ihm sogar in verlassenem Raume sprechen, wenn es euch so gefiele, allerdings will ich euch warnen, dass er auf Bedrohungen und Einschüchtern, wie auf falsche Sanftzüngigkeit äußerst gereizt reagieren mag. Der alte Carracan war einstmals ein Berater des Triumvirats[2]. Er hatte diese Spielchen satt, ihr versteht also, dass er eine gewisse Reaktion darauf entwickelt hat, welche heißem Wachse gleicht, dass man mit eisigem Wasser zu löschen trachtet[3]."

Dann schaute der genesene Alb mit den nun dunkleren Haaren zu Nicos und folgte seinen Worten an Clavius und an sich selbst. Nicos schient nach wie vor eine besondere Aufmerksamkeit durch den Alben zu genießen, weil er ihn in Gegensatz zu den meisten länger musterte. "Eure versuchte Empathie ist aller Ehre wert, Nicos, aber ich bin kein Tier, welches einen Hetztrieb entwickelt, nur da es einen Elben wittert. Ich wünschte, ich wäre so und als ich ein junger Mann war und meine Blutkommunion[4] feiern wollte, war ich sicher deutlich näher an diesem Ideal. Aber diese Zeiten sind vorbei. Es hat nicht mehr denselben Reiz. Es ist, als würdet ihr ein Löwe sein wollen, der eine Gazelle reißt und feststellen müsst, dass ihr nur noch ein Geier seid, der Aas frisst." Môr Tahâs zwinkerte mit dem rechten Auge, und machte so keinen Hehl daraus, dass er das Elbenvolk noch immer verachtete, wenn auch nicht so, dass er sofort mit Totschlag reagieren würde.
"Aber es wäre doch einfach ärgerlich, wenn ich eventuell Könige von euch demütigte, weil er gar ein gutes Verhältnis zu den Elben pflegte. Abgesehen von der Tatsache, dass sich eine lebende Person wirklich angenehmer befragen lässt, da gebe ich euch Recht."

Doch dann driftete die Aufmerksamkeit des Alben doch ab, als die Elbin Clavius zu antworten begann. Ihre herausgebrüllter Ärger und die Schmerzen, welche sie jetzt Richtung Clavius rausschrie, bannten die Aufmerksamkeit des Alben, auf dessen Züge sich eine morbide Zufriedenheit ausbreitete. Mit einer gönnerhaften Handbewegung lud er die Könige ein, diesem Schauspiel zu folgen.
"WAS FÄLLT EUCH EIN, BESTIE?", sie spuckte Clavius ins Gesicht, während die Alben ihre lädierten Schlüsselbeine drangsalierten und sie damit zu schrillen Schreien brachten. Von Schmerzen geschüttelt, sprach sie nun mit gepressten Lippen weiter, während dem König auffiel, dass ihre kalten, eisblauen Augen kristallin-gewordener Hass waren. "Der unsterblichen Sonne nachsagen zu wollen, dass sie euch dulden würde! Würde ich nicht vor euch im Dreck liegen, würde Vecor euch sicher nicht dulden, Bestie!"
Abermals spuckte sie aus, diesmal jedoch auf den Boden vor Clavius, weil die beiden Alben, die sie hielten, zeitig reagierten.
"Dhurek war ein Verräter an der Sonne, weil er die Macht für sich und seine Häresie wollte! Doch ihr werdet das Triumvirat nicht stürzen! NIEMALS!", sie versuchte sich zu wehren, doch der Griff der Alben war noch zu stark, wie auch der Wille der Elbin noch zu stark war, um sich als gefügige Gesprächspartnerin zu geben.
 1. Astak Miyasad schuf der Legende nach sieben Zwergenpaare, welche die ersten sieben Clans der Zwerge gründeten (In der Reihenfolge der Clangründung): Trebor, Skarnog, Kelgac, Torr, Carracan, Skirven und Tallam.
 2. Gemeint ist das Triumvirat der Sonne.
 3. Wachsexplosion
 4. Zum Ritus der Blutgemeinschaft/Communio Sanguinis: Wissen (Geschichte, Religion oder Arkanes) SG 25
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #17 am: 14.08.2012, 20:42:30 »
Nicos ging nun auch etwas nach vorne. Auch damit ihn Clavius noch besser verstand. Genau wie der Alb konzentrierte sich Nicos jetzt voll und ganz auf die Elbin. Nicos grinste mit einer hämischen Fratze im Gesicht. Er klatschte sarkastisch in die Hände für die Rede der vecorgläubigen Elbin. "Applaus! Ihr erfüllt wirklich alle Vorurteile, die ich gegenüber Euch im Vorfeld schon gehegt habe. Ich stehe nah genug an Euch dran, wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch mich jetzt anspuken. Die Lüge kann durchaus mächtig sein, das gebe ich zu, aber manchmal kann auch die Wahrheit ein scharfes Schwert sein. Glaubt mir Vecorianerin oder glaubt mir nicht, aber ich war bei Dhureks Tod dabei und starb in hellem Sonnenschein Vecors. Selbst die Zah'rah in Stahlgolem-Form haben uns nichts getan, obwohl wir untot sind. Ich brauche es ja vor Euch jetzt nicht mehr geheim halten, Ihr wisst ja offenbar schon längst, was wir sind. Er seid eine brave Vecor-Gläubige, die vor Fanatismus blind ist. Das habe ich aber auch irgendwie erwartet. Wenn es nur solche Vecor-Gläubigen in Euren Reihen gibt, ist Zhuras tatsächlich nicht mehr zu retten. Dhurek war ein seniler, alter Trottel, der mit seiner Macht durchaus mehr hätte tun können, aber selbst solch ein Greis wie er war weiser als Ihr es seid. Er war zumindest kein blinder Fanatiker."

Nicos musterte die Elbin gespannt, wie sie weiter reagieren würde. Ihre Qual bereitete dem Nekromanten Freude. So jemand wie sie hatte es seiner Meinung nach nicht anders verdient.

Robin Brighthide

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #18 am: 16.08.2012, 11:24:16 »
Clavius trat einen Schritt zurück, und stieß einen leicht genervten Seufzer aus. "Ich habe meine Zweifel, dass diese Fanatikerin überhaupt in der Lage ist, zu akzeptieren, dass ihr Sonnengott Personen wie uns für bestimmte Zwecke duldet. Töten wir sie und befragen ihren Geist?"

Obwohl die Frage offenbar an Nicos gerichtet war, sah Clavius dabei die Frau an.

Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #19 am: 16.08.2012, 14:42:27 »
Nicos stand in der Nähe der Elbin und schaute sie eine Weile an. Er wirkte fast so wie ein aufrecht stehender Toter. Der Nekromant hatte sich ganz und gar in seine Rolle als Untoter eingefügt. Er schien auch über die Worte von Clavius nachzudenken, wenn man in sein Gesicht sah, aber er überlegte nicht allzu lange. "Das Schicksal dieser Elbin ist mir egal. Wir können sie hier und jetzt töten und ich könnte ihren toten Körper mittels Nekromantie befragen, wir können sie aber auch noch etwas am Leben lassen. Sie denkt, dass sie im Jenseits bei ihrem Gott in hellem Sonnenlicht sein wird, aber sie denkt falsch. Sie wird dumm sterben und das wird ihr ihr Gott niemals verzeihen. An ihrer Stelle würde ich mir auch krampfhaft einreden, dass alles, was wir sagen, nur Lügen sind. Wenn Zhuras allerdings lauter so Personen wie sie hat, dann ist es dem Untergang geweiht. Kein Alb, Ork, Untoter oder irgendeine andere Macht braucht irgendetwas dazu tun. Was redet Ihr da außerdem von Eurem ach so geschätzten Triumvirat? Es ist doch Thuras IV., der die Kirche anführt. Euer hoch geschätztes Triumvirat ist anscheinend ziemlich schwach geworden, es hat nicht die höchste Position der Vecor-Kirche im Reich inne."

Mauron

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #20 am: 16.08.2012, 16:50:31 »
Mit einem zufriedenen Nicken kommentierte Mauron die Antwort des Alben. Dies würde eine nahezu einmalige Gelegenheit darstellen, neues Wissen und Geschichten zu erfahren. Sollte er dann noch etwas mehr über diese Magie der Zwerge erfahren, ja diese vielleicht sogar selbst erlernen können um sich damit zu heilen, wäre er einen großen Schritt weiter auf seinem Weg zur Unabhängigkeit von dem Nekromanten.

Kurz noch lauschte er den weiteren Worten des Alben, bevor er dessen „Einladung“ folgte und ebenfalls die Reaktion des Elbin beobachtete.

Bei der Erwähnung der Blutkommunion musste Mauron an die Geschichte eines alten Magiers denken, die dieser ihm einmal bei ein paar Bechern Wein erzählt hatte. Dieser hatte behauptet, er habe ein altes Buch eines Magiers Namens Honorius gefunden, in dem dieser beschrieb, wie es zum Erwachsen werden eines Alben gehörte, Jagd auf Elben zu machen und deren Blut zu trinken. Mittels spezieller Blutzauber würde ihnen dadurch ein Teil der Stärke ihrer besiegten Feinde zu fließen und sie so noch stärker machen. In dem Buch seien sogar die notwendigen Zauber genau beschrieben, jedoch aufgrund der Einwirkungen der Zeit auf das Buch nicht mehr alle lesbar. Natürlich, wie hätte es auch anders sein können, immer waren die wichtigen Teile nicht mehr lesbar, sodass nur die Geschichte übrig blieb, aber nicht die Tatsachen als Beweis dafür.
Im gemeinen Volke sagte man den Alben vieles nach, die übelsten Gräueltaten die sich die Erzählenden ausdenken konnten und mit jedem mal erzählen wurden sie noch schlimmer. Wie es schien steckte zumindest in dieser hier ein Kern Wahrheit, wenn man die Aussage des Alben betrachtete.

Zusammen mit den anderen betrachtete er nun, wie sich die Elbin in ihren Schmerzen wandte. In seinem früheren Leben hätte er wohl Mitleid für sie empfunden, doch wie Mauron feststellen musste, verspürte er nun lediglich Gleichgültigkeit. Wenn sie könnte, würde sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken direkt hier und jetzt auslöschen. Was kümmerte ihn also ihr Schicksal?
Oh ja, der Fanatismus war wahrlich stark in dieser Vecorianerin und mit guten Worten allein würde man sie wohl kaum zum reden bewegen können. Dennoch war er überrascht, wie schnell Clavius bereit war, sie direkt zu töten und den Nekromanten ihre Leiche befragen zu lassen. Lag es an der Reaktion der Ellbin, durch die er sich beleidigt fühlte? Oder vertraute er dem Nekromanten nun doch mehr, als es ausgesehen hatte? Wusste er, wie sicher dieser Zauber war? Könnte es sein, dass dieser fehlschlagen würde und sie dann einfach mit einer toten Elbin ohne Informationen hier stehen würden?
Mauron kannte sich mit dieser Art Zauber nicht aus, hatte aber ebenso wenig Lust, Nicos danach zu fragen, wenn es nicht unbedingt notwendig war.
Nachdem Nicos und Clavius weiter auf die Elbin einredeten, erkannte Mauron, dass sie es nun mit Drohungen und Einschüchterungen versuchten. Vielleicht mochten sie die Elbin so zum reden bringen, aber wer wusste schon, ob sie auch tatsächlich aus Angst heraus die Wahrheit sagte und sich nicht nur  verstellte und sie an log um ihnen zu schaden oder in der Hoffnung dadurch zu überleben? Zu stark verwurzelt war da noch die Erinnerung an ihren letzten Gefangenen, der nun neben ihnen stand.
Auch wenn es ihm eigentlich widerstrebte, etwas von seinen Fähigkeiten preiszugeben – vorallem gegenüber dem Alben, wollte er also zunächst einmal etwas anderes versuchen. Vielleicht würde es ihm auf lang Sicht nützlicher sein, wenn die anderen um einen Teil seiner Macht wussten. Es war eine Sache, sie über den Großteil im Unklaren zu lassen, sodass sie nie wussten, was er sonst noch vermochte, aber eine andere, gar nichts seiner Macht vorzuführen. Sonst würden sie wohl kaum den Rest fürchten können.

Nach dem sein Entschluss nun gefestigt war, nahm er wiedereinmal seine Panflöte zur Hand, fixierte die Elbin und begann eine sich wiederholende Melodie zu spielen. Für das ausgewählte Opfer dieser kosmischen Klangmacht schien die Melodie immer lauter und eindringlicher zu werden, jeden Gedanken in einem mesmerisierenden Strudel von Tönen hinweg zu schwemmen, bis es nur noch in der Lage war den Spielenden gedankenlos anzustarren.
Schon oft genug hatte Mauron die Kraft dieser Melodie eingesetzt, doch das letzte Mal fühlte sich eine Ewigkeit entfernt an – und war es genau genommen auch. Mit seiner Leistung nicht ganz zufrieden, ging er dennoch direkt zum nächsten Teil über.
Mit fester Stimme und fixierendem Blick sprach er zur Elbin „Du solltest ihnen besser ihre Fragen beantworten, bevor unser Nekromant hier seine finstere Magie wirkt und deine Seele in einer Flache einsperrt, aufdass deine Seele nie zu Vecor gelangen, sondern auf Ewigkeiten sein Spielzeug bleiben wird.“

Menthir

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #21 am: 17.08.2012, 00:47:11 »
10. Jantus 1214 - Ein langer Sonnenuntergang - 17:21 Uhr

Der kristalline Hass brach wie angeschmolzenes Eis auf einem Fluss, von der Strömung zerstört, in Schollen, nur um weiter zu brechen und zu schmelzen. Die Strömung war im Fall der Elbin der Fluss an Tränen, die ihr Antlitz nicht entwürdigen konnten. Konfrontiert mit der unmittelbaren Endlichkeit ihres Seins brach sie in bittere Tränen aus, wissend, dass all ihre Hoffnung wahrscheinlich vergebens war. Kurz hob sie den Kopf, als würde sie sich in Trotz ergehen wollen, sich nicht brechen lassen wollen, doch es war zu spät. Trotz der Schmerzen in den traktierten Schlüsselbeinen ließ die Elbin die Schultern hängen, womit die Alben keine Mühe mehr hatten, sie im Zaum zu halten. Es war schwer zu sagen, wie alt die Elbin war, auf jeden Fall jung genug, um noch an ihrem Leben zu hängen. Es zeigte sich, dass Elben und Alben sich gleichermaßen schwertaten sich mit dem nahenden Tod abzufinden wie auch Menschen damit kämpften, daran änderten auch die Jahrhunderte Vorsprung an Lebenserwartung nichts, auch wenn die Zeitwahrnehmung sicherlich eine andere war. Die Elbin ließ die Lippen beben und versuchte in ihrer Trauer Worte zu finden, als Mauron begann mit seiner Panflöte zu spielen.

Der Entdecker des kosmischen Klangs, er wurde von der Elbin behandelt, als wäre er lediglich ein Entdecker eines komischen Klanges gewesen, denn statt sich vom Spiel des untoten Königs gefangennehmen zu lassen, gab sie sich ihrem Schicksal hin, auch wenn sie haderte. Sie nutzte die Zeit des Spiels, um nachzudenken, sich Worte zurechtzulegen und zu sinnieren, wie sich vielleicht ihrem Schicksal entgehen konnte. Sie blickte sich langsam mit Tränen in den Augen um, versuchte die Umgebung wahrzunehmen. Was mochten ihre Elbensinne noch mehr an Drohung und Gefahr entdecken, was den untoten Königen verborgen blieb? Welche Hoffnung konnte sie an diesem Ort schöpfen? Die Barriere ließ kein Entkommen und innerhalb ihrer orangenen Opaleszenz gab es nur Alben und vielleicht, wenn die Legenden stimmten, graue Reißer. Vecor war fern an diesem Ort, so schien es und wahrscheinlich war es auch so.

Ihre Augen zeugten davon, dass sie brach wie ein Stück Kreide an einem Küstenfelsen. Die Gezeiten waren zu stark für ihren Willen, ihren Geist, ihre Hoffnung. In der nun orangen, ehemals grauen Einöde zwischen zerfallenden Wäldern, schmelzenden Schnee und der Kälte der Alben war Vecor nur noch eine fahle Scheibe, derer man sich erinnerte, doch welche die Glieder nicht mehr erwärmen mochte. Sie dachte sicherlich daran, sich zu ergeben oder gar um Gnade zu betteln. Ein letzter Zug des Trotzes entwickelte sich, sie kniff die Augen zusammen und straffte die Schultern wieder. Sie würde sich dem Willen beugen und ihre Geschichte erzählen, aber sie würde ihren Feinden nicht den Gefallen tun, für sie zu leiden und zu winseln wie ein getretener Hund. Ihre Tränen trockneten langsam, als sie mit noch brüchiger Stimme zu erzählen begann. Ihre Angst war so groß, dass sie Mauron weiterhin nicht beachtete, wenn auch unbewusst. In ihrer Furcht vor Nicos und Clavius, konnte sie Maurons sanftere Stimme kaum wahrnehmen. Sie war fasziniert, gebannt, aber auch verschreckt von der pragmatischen Gleichgültigkeit, die ihr entgegenschlug.

"Ich bin Elyana Ir'Sarhal, Inquisitorin des Lichts, rechte Hand des Barnabas[1]." Ihre Stimme verdeutlichte, dass sie nicht mit den Titeln prahlen wollte, sich brauchte die Zeit, um sich zu sammeln und machte dies der Vollständigkeit halber. "Ich gehöre zu einer Kongregation, welche Novaral dient und als Novarals Wiege bezeichnet wird. Novaral ist einer der zwölf, großen Heiligen, welche die wahren Söhne Vecors sind. Er trägt die aufgehende Sonne eines neuen Morgens in seinen Armen." Ihre Stimme war vor Furcht beinahe mechanisch. Sie suchte nach Worten, welche ihr nicht den sofortigen Tod bescherten, doch auch nicht zu flehend oder anbiedernd wirkten. "Von Neuanfängen sprechen viele dieser Tage, gerade da der wahnsinnige König Thuras das Triumvirat eingekerkert hat. Er hält sie gefangen, aber tötet sie nicht, um sie vor den verschieden..." Das Wort fiel er sehr schwer. "Häresien nicht zu Märtyrern werden zu lassen. Thuras nennt auch uns eine Häresie, eine Abomination[2] und so ist es, dass jeder Strahl der Sonne, den nächsten Strahl für eine solche Abomination hält, doch am ehesten und am schwersten trifft dieser Begriff wohl euch."
Sie schluckte schwer und blickte sich zwischen Clavius, Nicos und auch Mauron um, den sie so anschaute, als wäre sie erst jetzt seiner gewahr geworden. "Dhurek, der Verlassene, wie er auch von den letzten beiden Mitglieder des Triumvirats genannt wird, hatte seinen Plan vor versammelter Konklave geäußert, als Thuras IV. die Kirchenführung entmachtete und sich selbst zum Herr über Heil und Welt proklamierte. Er starb beinahe an diesem Tag, aber er überlebte und hinterließ nur blanke Furcht und Verwirrung, da er nur sagte, was er vorhatte, doch nicht wie und wo und wann, und was das bedeutete, doch manche, manche wie Barnabas, sie wussten mehr..." Sie hatte Nicos und Clavius zu lange angeschaut, sodass ihre Stimme wieder versagte. Instinktiv drehte sie ihren Kopf zur Seite, aus Furcht geschlagen zu werden...
 1. Barnabas ist eigentlich aramäisch und bedeutet Sohn des Trostes.
 2. Abomination (Bibel)
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Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #22 am: 19.08.2012, 00:36:50 »
Nicos musste etwas vorsichtig sein, wie er nun weiter vorging. Der genaue Weg, den sie einschlagen würden, stand noch nicht fest. Noch konnte keiner so genau sagen, ob sie zu Feinden des Reiches werden würden und der Vecor-Kirche den letzten Todesstoß verpassen würden oder ob sie die letzte Hoffnung des Reiches würden, an was der alte Trottel Dhurek so sehr glaubte. Selbst wenn Nicos sich schon festgelegt hätte, wäre es in Anwesenheit der Alben und der Elbin dumm, sich schon zu einer Seite zu bekennen, denn dann würde man sich bei der anderen Seite unbeliebt machen. Denn was die Elbin noch wert war, wenn sie mit allen Informationen herausrückte, konnte Nicos noch nicht sagen. Vielleicht gab es noch irgendeine Verwendung für sie, aber nur möglicherweise. Es schien momentan ein Ding der Unmöglichkeit doch konnte man die Elbin am Ende vielleicht doch irgendwie auf ihre Seite bringen? Falls Barnabas allerdings gesagt hat, dass sie- die Untoten- einmal für die Zerstörung von Zhuras verantwortlich sein würden, würden die Verhandlungen schwierig werden. Außerdem hatten sie sich bei der Elbin durch ihre Drohungen nicht gerade beliebt gemacht. Trotzdem würde Nicos alles von dieser Elbin alles erfahren wollen, was sie wüsste. Ihr Wissen könnte für sie noch einmal von Nutzen sein. Nicos nahm sich vor, für einen Moment die Drohungen sein zu lassen. Er musste die Elbin mit etwas Hoffnung locken. Nur, wenn das nichts half, würde er mit unterschwelligen oder vielleicht sogar direkten Drohungen weiter machen.

Die Elbin konnte Nicos nicht in seiner Ehre verletzen, denn eine Vecorianerin musste fast schon zwangsläufig in einem Untoten eine Abomination sehen. Ihr Glaube diktierte ihr Denken. Solche Vecorianer wie Dhurek dagegen waren eine Seltenheit. Gab es mehr von ihnen oder war Dhurek etwa die einzige Ausnahme? Wenn man den Worten Elyanas folgte, waren nicht viele auf Dhureks Seite. Es gab allerdings bestimmt Dinge, die Nicos mehr verwundern würde. Bevor er weitere Informationen von der Elbin fordern würde, sprach Nicos am Anfang noch einmal von Dhurek.

"Dhurek war ein Narr, so offen mit der versammelten Konklave über seine Pläne zu reden. Aber dass er ein Narr war, ist ja für mich nichts neues.

Ihr müsst uns allerdings schon alles sagen, was Ihr wisst Elyana, nur so könnt Ihr Euch selbst helfen. Jetzt in ein Schweigen zu verfallen, wäre keine gute Alternative für Euch. Es ist schwer mich zu beleidigen. Egal, was Barnabas womöglich von uns Untoten hielt und Euch sagte, teilt es uns mit. Ihr seid unsere Gefangene. Solange Ihr nichts wirklich unglaublich Dummes anstellt, geschieht Euch hier und jetzt zunächst einmal nichts weiter, darum werden wir uns kümmern. Aber falls Ihr mich mit Eurem Verhalten dazu zwingt, kann ich Euch auch eine ganz andere Seite von mir zeigen."


Eigentlich wollte Nicos ja ursprünglich keine Drohungen in seine Rede einbauen, aber er enschied sich letztlich spontan doch dagegen. Ein kleines bisschen Druck musste er schon aufbauen, sonst würde die Elbin am Schluss womöglich bloß noch schweigen, wenn er auf ganzer Linie wie ein schwächlicher gutmütiger Kerl wirken würde. Im Moment war Nicos tatsächlich noch am Leben und der Unversehrtheit der Elbin interessiert. Das sagte er auch ganz offen und es war die Wahrheit. Aber sobald sie wertlos für Nicos war- durch welchen Umstand auch immer- könnte sich seine Meinung schnell ändern. Doch noch war dieser Zeitpunkt nicht gekommen und Nicos würde erst später eine definitive Wahl treffen, wie er in solch einer Situation weiter vorgehen würde.
    

Robin Brighthide

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #23 am: 20.08.2012, 00:20:24 »
Scheinbar ungerührt hörte Clavius der Elbin, und anschließend Nicos zu. Er nahm die Informationen auf, nickte, schien sich aber ansonsten nicht weiter dafür zu interessieren. In seinem Inneren aber sah es anders aus. Ein Bild formte sich, eine Szenerie, von einem Reich, in dem sie einen Platz hatten. In dem sie nicht die Last der Königsbürde tragen müssten, und doch Macht und Einfluss hatten. Und in dem sie nicht mehr die Macht Vecors fürchten mussten.

Er musste es für sich behalten. Würde er seine Vision seinen Gefährten vorschlagen, würde es wieder nur zu Streitereien kommen, vielleicht sogar zu Hinterlist und Verrat. Nein, er musste sie dazu bringen, selbst auf die gleiche Idee zu kommen. Der Weg dahin würde nicht einfach werden, aber der Preis war die Mühe wert.

Mühsam unterdrückte er ein Lächeln, als er sich mit einem Fingerschnipsen an den Alben wand. "Nicos hat Recht. Die Elbin soll leben, und ihr soll kein weiteres Leid zugefügt werden. Jedenfalls nicht, so lange sie sich kooperativ verhält."

Er näherte sich der Priesterin, Schritt für schweren Schritt, bis er direkt vor ihr stehen blieb und ihr Kinn mit seinen Fingern umfasste. "Verflucht diesen Moment nicht. Ihr werdet es verstehen, wenn die Zeit reif ist."

Menthir

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #24 am: 29.08.2012, 13:52:13 »
10. Jantus 1214 - Ein langer Sonnenuntergang - 17:23 Uhr

Was sollte die Elbin von diesen beiden Männern halten? Erst versprachen sie Tod und Verderben und nun spielen sie die Gönnerhaften? Die Elbin war unsicher darüber, was das zu bedeuten hatte, auch wenn sie als Inquisitorin sicher einige Erfahrung im Umgang mit Befragungen und Verhören gesammelt hatte. Die Inquisition, das Untersuchen, drehte sich schließlich um Belange der vecorianischen Kirche und in der Art war es als Untersuchende ihr Auftrag genau sowas in Erfahrung zu bringen. Sie kannte wahrscheinlich einen oder zwei Kniffe der Befragung, doch was sie zögern ließ, war nicht diese Abwechselung zwischen Todesdrohung und der willfährigen Andeutung, doch nur das Beste für die Befragte zu wollen. Es war der Punkt, dass sie diesen beiden untoten Wesen diese Wandlung im Sein nicht abzunehmen vermochte. Die vorher ausgesprochene Bedrohung war derartig real und umgreifend, dass diese deutlich sanfteren Worte wie blanker Hohn in ihren Augen klingen mochten. Vielleicht war es aber auch die Art, wie Clavius argumentierte. Er sah, wie sie seine Worte still, aber die Lippen bewegend, wiederholte. Sie hätten aus einem Verfahrungsbuch eines Vecorinquisitors stammen können. Diese selbstverliebte Gewissheit das Leben des Gegenübers in der Hand zu haben. Die Gewissheit über Leben und Tod entscheiden zu können und es jederzeit willkürlich tun zu können, nur durchbrochen durch den gnadenvollen Akt das eigene Handeln an selbstformulierte Dekrete zu binden. Es schloss die Willkür nicht aus, aber würde jemand, der wie ein Vecorianer spricht anders als einer handeln? Sie musste über dieses Thema nachdenken und schwieg vor sich hin, sodass die Alben bereits ungeduldiger wurden und die Schmerzen an ihren malträtierten Schlüssel stärker wurden. Es führte sie wieder zu den gestellten Fragen. Sie wand sich nicht aus Clavius Berührung, welche ihr Gänsehaut bescherte.

"Ich kann euch nicht alles erzählen, was ich weiß.", sagte sie schließlich mit zusammengepressten Lippen, den Schmerz unterdrückend. An den Schläfen sah man feine Äderchen pulsieren. "Ich weiß zu viel, um euch aus der Hüfte alles erzählen zu können, was ich weiß. Drum kann ich euch nur konkrete Fragen beantworten. Dass Blätter im Sommer grün und im Herbst in Gelb-, Rot- und Brauntönen sind, wird euch kaum interessieren. Dass Regen aus Wolken fällt und Feuer Luft zum Brennen braucht, wird euch auch nicht interessieren. Dass Elben spitz zulaufende Ohren und hohen Wangenknochen haben, dürfte für euch ebenso nicht von Interesse sein. Also formuliert eure Fragen so, dass ich sie beantworten kann." Etwas Trotz war wieder in der Elbin erwacht über diese Worte, welche sich von ihres Volkes Hochmut nährten. Sie verstand, dass die Untoten ein Interesse an der Geschichte haben mussten und solange diese Interesse vorhanden war, sie vorerst in Sicherheit wahr. Die Inqusitorin kannte ihr Handwerk. In ihren Augen war noch immer die Furcht vor Clavius und Nicos zu erkennen, dennoch wagte sie sich mit ihrem Wissen vor.
"Barnabas...", begann sie stotternd, scheinbar sich darüber gewahr werdend, dass sie Clavius und Nicos provoziert haben könnte, "Barnabas hatte von Dhureks Umtrieben gehört. Still und heimlich hatte der oberste Archivist eine Expedition zusammengestellt, um an das alte Wissen zu kommen, welches mit den Gaahl untergangen schien. Doch Barnabas und Dhurek wussten es besser. Das Wissen der Gaahl wurde von Gläubigen des weißen Mondgötzen[1] gesammelt und in einen Tempel gebracht. Er wurde von den Vecorianern allerdings vor 200 oder 300 Jahren gebrandschatzt, doch die geheimen Kammern konnte niemand öffnen. Sie sollten immer geöffnet werden, doch man vergaß den versunkenen Tempel des weißen Mondgötzen einfach wieder. Nur die Archivisten der Kirche wussten mehr..."
Sie schien wieder ihre Rede abzubrechen, doch diesmal sprach sie noch weiter.
"Dhurek fand einen Weg in die geheimen Kammern, aber Barnabas hatte seine Männer hinterhergeschickt, um ihn zu beobachten. Barnabas selbst gewann einen Blick auf die alten Steintafeln, welche von einem unbeschreiblichen Ritus sprachen. Ein Ritus der fahlgrünen Hand[2], welcher sogar längst vergessene Seelen aus dem Totenreich zerren könnte. Wenngleich nur bestimmte Seelen. Seelen, über welche die Formel der damnatio memoriae gesprochen wurde. Die auf ewig, weil kein Gott sich ihrer erbarmen wollte, in der Halle des letzten Ganges dahinsiechen mussten. In einer Zwischenwelt, in der es keine Zeit, aber auch keinen Frieden gäbe. Barnabas kannte wie Dhurek das Geheimnis der Reichsführung und wusste um das verhängte Vergessen. Er wusste, was Dhurek vorhaben musste. Er wusste, dass er nur an diesem Ort diesen Ritus, eure Gruft, nutzen könnte, da alleine die Formel des Vergessens schon von den Gaahl-Riesen stammte. Und so sandte er uns aus, um euch zu vernichten. Uns fünfzig."
Der Trotz leuchtete langsam auch wieder in ihren Augen. Die Furcht schwand langsam und wurde ersetzt durch den Mut der Verzweiflung und der Erinnerung daran, dass sie vielleicht aus einem guten Grund ihr Leben gab.
 1. 
 2. 
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #25 am: 29.08.2012, 21:42:44 »
Nicos hörte der Vecorianerin aufmerksam zu, als sie endlich von wichtigen Dingen berichtete. Sein Gesicht verzog sich nun allerdings zu einer bösartigen Fratze, als er die folgenden Worte aussprach: "Ihr seid nicht in der Position, um aufmüpfig zu sein. Stellt Euch doch mal Vecor-Anhängerin vor, die in einen Untoten transformiert wird. Das ist doch eine interessante Vorstellung, nicht wahr? Antwortet mir lieber schnell auf meine Fragen: Sind diese fünfzig alle zusammen in diese Gegend aufgebrochen? Oder habt ihr euch- aus welchen Gründen auch immer- aufgeteilt? Sind sie momentan in diesem albischen Gebiet wie Ihr gefangen? Sind diese fünfzig in etwa gleich mächtig? Falls nicht: Wer sind die mächtigsten unter diesen fünfzig und wie heißen sie? Worin liegen die genauen Stärken dieser Mächtigsten? Hat Barnabas neben diesen fünfzig noch weitere Vecorianer über den genauen Plan von Dhurek informiert? Ich hoffe, dass diese Fragen für Euch nun genau genug sind."

Menthir

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #26 am: 31.08.2012, 20:31:26 »
10. Jantus 1214 - Ein langer Sonnenuntergang - 17:24 Uhr

Ihre Augen musterten das fleischige und doch irgendwie vergangene Gesicht, welches Nicos ihr fratzenhaft entgegenreckte. Sie hielt ihre Spucke diesmal zurück, zumal Clavius noch immer ihren Kopf in seinen untoten, behandschuhten Pranken hielt. Sie wehrte sich nicht dagegen und ließ die Worte des Untoten an sich abprallen. Sie hatte wieder einen Zweck in ihrem Leid gefunden, den sie vor Furcht für einen Moment verloren glaubte. Das Orange der Barriere ließ die Szene ungewöhnlich wirken, denn es tauchte alles in ein ungeheures Zwielicht, welches nebelförmig in der Entfernung nahe des Boden waberte und die schussbereiten, albischen Schemen in schwarz-orangenen Silhouetten abbildete. Waren die Bögen auf die Elbin gerichtet oder doch eher auf die Untoten? Môr Tahâs betrachtete die Szene weiter gespannt, auch wenn er aus den Augenwinkeln besonders Alvanon beobachtete, der sich gänzlich aus dieser Unterredung herauszuhalten schien. Sein Blick fiel wieder auf Nicos und die Vecorianerin.

"Es wäre ein unbeschreibliche Schmach den Untod erdulden zu müssen. Sehen zu müssen, wie Dagur sich meiner Seele bemächtigt. Eine Bestie zu werden, wie ihr es geworden seid. Ein Wesen, deren Emotionen und deren Sinn für Recht und Wahrheit vergeht. In einer Todlosigkeit zu leben, in der man den eigenen Verfall sehen muss, bis nur noch Erinnereungen an ein Leben über sind und alles in sich deswegen dem Hass, der Wut und dem Neid auf alles Lebende hingibt.", bekannt die Vecorianerin offen, deren Mut trotz ihrer unterlegenen Position wiedergekehrt war. Dennoch verließ sie sich nicht nur auf ihren kühlen Trotz, sondern beantwortete auch weiter Nicos Fragen.
"Alle fünfzig sind in diesem Wald, um jeden Häretiker und jedes Wesen, welches sich Novarals Jüngern in den Weg stellt, aus eben jenem zu räumen. Mit Schwert, mit Wort, mit Tat. Tot oder lebendig. Sie reisen aber nicht durch den Albenwald in großen Gruppen, um nicht aufzufallen. Das Spiel mit den Schatten können nicht nur Alben und Untote.", sie rang sich ein kaltes, herzloses Lachen ab, welches wieder die Überheblichkeit ihres Volkes spiegelte. "Aber wie soll ich ihre Macht in Relation zu jedem Einzelnen setzen, Wesen Dagurs? Ich weiß, dass sie stark genug sind, eurer Plage ein Ende zu setzen. Dazu braucht es nicht alle fünfzig. Sie sind gleich ausgebildet und teilen deswegen die Stärke, Dagurs Wesen und Wesen der Schatten zu jagen. Ihr Anführer heißt Sir Rushford. Ich kann euch sagen, dass seine Schwäche darin liegt, erst Untote zu Staub zu verwandeln und dann die Fragen zu stellen.", wieder dieses herzlose Lachen als hätte sie sich auf das Ableben eingestellt. Vielleicht hielt sie sich inzwisch für eine Märtyrerin. "Denn eine von euch haben wir bereits gefangen. Eine unvorsichtige, untote Göre. Aber als Sir Rushford sie sah, schlug ihr mit der Sonnenaxt den untoten Schädel von den schmalen Schultern." Sie schwieg lange genug, um ihr Schweigen wie eine beginnende Provokation wirken zu lassen, ehe sie ihre Stimme wieder erhob. "Sie sind hier. Und sie jagen euch. Sie alleine. Barnabas schickte nur uns. Er informierte keinen. Es würde das Recht der damnatio memoriae verletzten, wenn zu viele von euch wüssten. Sie kommen. Ich höre sie schon."
Sie verdrehte sie Augen ein wenig und lauschte dem Wind, dem Rasseln ihrer eigenen, schweren Atmung und dem Rauschen des Windes in den Blättern. Den Tautropfen der Schneeschmelze, welche von den Bäumen fielen...[1]
 1. 
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« Letzte Änderung: 31.08.2012, 20:32:01 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Alvanon

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #27 am: 02.09.2012, 22:42:11 »
Lange Zeit fiel Alvanon in eine scheinbar reglose Starre. Für einen Unwissenden musste es wirken, als wäre er in seinem eigenen Geist gefangen, da er auf nichts reagierte. Weder auf die Antwort des Alben, noch auf die Musik, die Mauron von sich gab. Er wirkte wie tot, zumal er nicht einmal mehr atmete. Eine Plastik des Elben, der er einst war, ewig gefangen in einem Moment der Gedankenlosigkeit und dazu bestimmt, für immer ein Mahnmal der Damnatio Memoriae zu sein.

In ihm jedoch war ein wahrer Sturm entbrannt. Natürlich stimmte es, die Alben beherrschten keine Heilmagie, deswegen fragte Alvanon. Und so war es eine logische Folge, dass dieses Volk entweder andere Wege der Heilung finden musste, oder sich Verbündete suchte, um körperliche Gebrechen auf magischem Wege zu bereinigen. Dass nun ausgerechnet die Zwerge diese Verbündeten waren, löste in Alvanon eine Mischung aus Empörung und Belustigung aus. Empörung darüber, dass sich die Zwerge mit Alben abgaben, welche nach Meinung des Elben nicht in das Weltbild der Bergbewohner passten, und Belustigung, weil die Zwerge in natürlicher Konkurrenz zu den Elben lebten und sich dennoch mit den Alben abgaben. Welche Hintergründe diese Zusammenarbeit wohl haben mochte? Ob beträchtliche Mengen an Gold geflossen waren, dass es zu dazu gekommen war? Oder war die Verbundenheit tiefer, als man vermuten mochte? Schließlich hatte sich immerhin einer dieser Zwerge in diesem Wald niedergelassen. Für die Alben war dies sicherlich kein Nachteil – immerhin war die Kunst der Heilung so stets in der Nähe, wenn etwas anlag. Er dachte an die Wunden des Alben, die mittlerweile geschlossen waren. Wer weiß, ob der Zwerg nicht sogar näher an uns dran ist, als wir glauben. Dieser Wald steckt voller Überraschungen.

Überrascht war Alvanon davon, dass der Alb so offen über den Zwergen sprach. Dieser sank immer mehr in Alvanons ansehen, auch wenn er es nach dieser Antwort nicht mehr für ein Wunder erachtete, dass dieser Zwerg sich den Alben angeschlossen hatte, wenn es denn stimmte, dass er zuvor für die Vecorianer gearbeitet hatte. Scheinbar waren die Alben eine Art Abfalleimer, welches alles aufnahm, was bereits im Vorwege in Gedanken korrumpiert gewesen ist. So wie die Elbin, deren Körper gefangen war, deren Geist jedoch noch nicht gefesselt schien. So deutete Alvanon zumindest ihre Worte, welche ihm groß erschienen. Doch ihr Selbstvertrauen, selbst im sprichwörtlichen Angesicht des Todes, begründete sie zugleich mit den fünfzig Jägern, die derweil noch den Wald durchquerten, auf der Suche nach den Untoten. Ob sie wohl Erfolg gehabt hätten, wenn die Untoten nicht auf den albischen Gefangenen getroffen wären? Wer wusste das schon. Dennoch, es war eine interessante Nachricht, dass sie von fünfzig Mann gejagt wurden. Man schien ein großes Interesse daran zu haben, dass die untoten Könige diesen Wald nicht verließen. Das erklärte zugleich auch, warum Dhurek mit Söldnern unterwegs war. Nicht nur wegen der Alben, sondern auch aus Furcht vor Vergeltung aus eigenen Reihen. Alvanon fragte sich lediglich, warum die Alben die Begleiter von Dhurek erschossen hatten. Auf der einen Seite schienen auch sie verhindern zu wollen, dass sie zum Leben erwachten, auf der anderen Seite waren sie nun allerdings ein fester Bestandteil ihrer Pläne.

Er erwachte erneut zum Leben. Sie hatte Angst vor dem Untod, vielleicht konnte er damit etwas anfangen. Sie redete zwar, doch vielleicht waren da noch mehr Dinge, die sie vielleicht zum Besten geben konnte? Sie war noch zu selbstbewusst für den Elben, das wollte er ihr nicht lassen, denn sie verdiente es für ihren Frevel des Volksverrats nicht, dass sie sich so sicher fühlen durfte. Andererseits war er sich auch sicher, dass sie Angst verspürte, denn sie war in diesem Moment alleine und wehrlos im Angesicht ihrer größten Feinde. Sie verbarg es gut, aber er wusste, dass dort Angst war. Wären seine Sinne noch die eines lebenden Alben, würde er diese Angst auch riechen können, dessen war er sich sicher. Und tatsächlich bildete er sich ein, dass ihre Angst in seine Nase stieg. Vielleicht war dies aber auch nur seine Hoffnung. Seine Fassade bröckelte und unter dem knirschenden Protest seiner Knochen bewegte er sich, um die Elbin anzulächeln und ihre Gesichtszüge genau zu studieren. Schließlich drehte er sich weg, um sein Kunstwerk zu vollbringen. Er holte seine Schminkpalette heraus und begann, seine Maske zu modellieren. Er versuchte, die Gesichtszüge der Elbin darauf darzustellen, gab sich dabei besondere Mühe, um sie realistisch zu halten. Die Elbin fürchtete den Untod, also wollte er ihr zeigen, was der Untod aus ihrem Gesicht machen konnte. Fäulnis sollte ihre Wangen zieren und der Unterkiefer zu sehen sein. Vergänglichkeit sollte ihr Gesicht zieren, welches fortan auf seiner Maske zu sehen war.[1]

Schließlich drehte sich Alvanon zurück und sah der Elbin in die Augen. “Du fürchtest den Untod, Elyana. Und dennoch, sieh dir an, was er mit dir anstellen wird. Wie er deinen ach so perfekten Körper zersetzen wird. Bald wird der Untod dich holen kommen.“  Alvanon stellte sich ein düsteres Orchester vor, dessen Klänge aus dem Graben ertönten und den Zuschauern die passende schaurige Untermalung des Geschehens boten. Er sah sich als den Spiegel, den er ihrer Seele vorhalten konnte. Es wurde Zeit, das Trugbild komplett zu machen. Er hatte genug von ihr gehört, um ihre Stimme kopieren zu können, er hoffte nur, dass er das mit seiner neuen Sprechfähigkeit ähnlich gut hinbekam, wie mit seiner ursprünglichen Stimme.[2] Mit verstellter Stimme sprach er weiter. “Deine Freunde werden vielleicht kommen, aber sie werden keine Untoten finden. Nur dich. Und du wirst ihnen in den Rücken fallen, ehe sie merken, wer du wirklich bist. Ich frage mich sowieso, warum sie dir nicht helfen. Sind sie am Ende zu schwach, um dich aus dieser illustren Runde zu befreien? Oder kümmert es sie nicht, dass eine von ihnen weg ist, weil es noch immer 49 von ihnen gibt? In diesem Fall scheint der Zusammenhalt der Gruppe nicht besonders groß zu sein. Keine Herausforderung für uns.“ Er machte eine kurze Pause.

“Dieser Sir Rushford scheint ja ein mächtiger Mann zu sein. Aber Ritter neigen dazu, bequem zu sein, das heißt, dass sie ein Lager haben. Eine Art Operationsbasis. Sag mir alles dazu, sag mir, wo diese zu finden ist, oder du wirst bald dieses Gesicht tragen und zu dem werden, was du verabscheust!“[3] Gespannt wartete er ihre Reaktionen ab, versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, was sie bei diesem Schauspiel empfinden mochte.[4]
 1. Verkleiden=17
 2. Bluffen zum Stimme verstellen: 19
 3. Einschüchtern: 12
 4. Motiv erkennen: 9

Nicos

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #28 am: 04.09.2012, 21:39:44 »
Mauron hätte das Verhör fast behindert durch sein Musikspiel und Alvanon machte seinen Plan, den er hatte etwas schwieriger. Wenn der Feind nicht so genau hinschauen würde und die Schminke bei der Elbin im Gesicht bleiben würde, würde man sie für ein feindliches Wesen halten. Mit einer Erpressung hätte man sich etwas Zeit erkaufen können, aber Nicos musste etwas umdenken. Nicos sprach nun folgendes zu Môr Tahâs: "Ich sehe keinen Grund, warum die Elbin lügen sollte. Sie hat auch bestimmt bessere Sinne als ich und ihre Leute könnten tatsächlich kommen. Bereitet Euch und Eure Alben bitte sofort auf einen Angriff vor! Dieses Mal werden Euch die einst gefallenen Könige unterstützen! Wir haben einen gemeinsamen Feind. Auch die Alben, die ihre Kraft durch die Schatten beziehen, werden die Vecorianer als Feinde sehen. Lasst uns gemeinsam Seite an Seite kämpfen. Ich war einst ein mächtigerer Nekromant und es hat sich einiges geändert, aber so schwächlich bin ich keinesfalls, dass ich es nicht mit verblendeten Fanatikern aufnehmen könnte, die den Tod vedient haben!"

Menthir

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Ein langer Sonnenuntergang
« Antwort #29 am: 04.09.2012, 22:15:26 »
10. Jantus 1214 - Ein langer Sonnenuntergang - 17:26 Uhr

Alvanon erkannte, dass die Elbin seine Verkleidung entweder durchschaut hatte oder seine Worte nichts an ihrem Gemüt ändern konnte. Sie war eingeschüchtert, gebrochen und gerade noch so bei Bewusstsein, dass sie versuchte ihr Leben zu retten. Furcht war nichts, was ein Alchemist in einem Reaganzglas messen oder ein Alphestäer[1] auf einer Waage gegenwiegen konnte, obzwar es gewisse Personen sicherlich versuchten. Furcht war nicht wie ein Schwert, man sah nicht wie weit es im Gegner steckte oder ob es ihn nur eine Fleischwunde zugefügt hatte. Alvanon sah aber, dass das Schwert immerhin in ihr steckte, denn er sah sie schwer schlucken, wie ihr Kopf noch immer von Clavius umfasst wurde. Der Untod bereitete ihr Unbehagen, soviel war sicher, aber das letzte bisschen Stolz in ihr, es ließ sich nicht brechen. Sie war wie ein aufgescheuchtes Tier, welches um seinen Niedergang wusste. Wie ein tödlicher Löwe, der dass letzte Mal sein Pack verteidigte, ehe er zugrunde ging. Auch wenn diese Löwin nur noch brüllen könnte. Die Alben hielten sie weiterhin in einer unbequemen Position, welche ihr Gesicht zu einer schmerzzerfressenen Visage werden ließ. Dennoch trotzte sie sich nur bissiges Lächeln ab, als Alvanon in weiblicher Pose sie fragte, warum die anderen ihr nicht helfen kämen. Sie hatte sie schließlich schon angekündigt.

Nicos erkannte den Ernst der Lage schnell genug und wandte sich an den Alben, der mit einer eher entspannten Haltung saß und sich das Schauspiel anschaute. Als Nicos ihn darum bat, die Alben auf einen Angriff vorzubereiten, nickte er jedoch entschieden und stand dann auf. "So'heras ila'i ne doca'i!"[2], gab er einen durchdringenden Befehl und die beiden Alben entließen die Elbin aus ihrem schmerzhaften Griff, worauf sie aus Clavius Hand rutschte und von Schmerzen gequält zu Boden glitt. Die beiden Alben zogen ihre Bögen und gingen in das Haus. Zu ihrer Verwunderung lösten sich die schattenhaften Schemen im Rande des Nebels auf als hätte es sie nie gegeben. Môr Tahâs nahm sein Zwergenschwert vom Tisch und stellte sich an die Tür. "Wir verteidigen uns hier.", sagte er wieder in der Sprache der Menschen, die ihm erstaunlich leicht fiel. "Zeigt, was ihr könnt, ihr untoten Könige."
Der nahende Feind hatte Alvanon die Möglichkeit genommen mehr über Sir Rushford zu erfahren, zumindest für den Moment. Und nun waren sie wieder in der Nähe einer mehr als karg eingerichteten Hütte, umgeben von einer unbekannten Anzahl von Feinden, welche sich diesem Haus näherten. Es könnte ein unliebsames Déjà-vu werden, doch immerhin schienen diesmal die Loyalitäten geklärt. Für den Moment.

Der Nebel wurde dichter, als würde ein Drachen unweit des albischen Dorfes atmen und die Luft mit schwerem Dunst belegen. Die Schneeschmelze ging unvermindert voran und die kurze Sicht würde die Bögen der Alben relativ nutzlos machen. Dann hörten sie alle die gepanzerten Schritte, welche Äste und Zweige unter ihrem Füßen brachen. Gepanzerte Personen rückten an. Tod lag im Nebel[3].
 1. Alphestes
 2. 
Albisch (Anzeigen)
 3. Weiter geht es in des Knochenmanns Vorhalle
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social