Meine Anmerkungen waren nicht auf irgendwelche Alter bezogen, keine Sorge. Ich hoffe, ich habe dir mit der Aussage nicht auf die Füße getreten, jedoch ist das Alter und die zeitliche Länge der Erfahrung ja unerheblich dafür, ob man schon andere Ansprüche an sein Onlinerollenspiel stellt oder ob man dies bewusst nicht tut. Die Aussage ist dann unterschiedlich akzentuiert, lässt aber beides bei gleichbleibender Gültigkeit zu.
Du bist eben durch einen Reflexionszyklus gegangen, andere sind es auch. Ich würde nie behaupten, dass jemand hier gänzlich blauäugig an solche Themen gehen würde, und Blauäugigkeit die Notwendigkeit wäre, um sich den Spaß zu bewahren oder dergleiche Lesarten. Das war damit wahrlich nicht gemeint.
Ich kann durchaus verstehen, dass du Romanszenen anders handhabst als einen rollenspielerischen, kommunikativen wie kooperativen Forenbeitrag; ich würde es auch nicht gleichsetzen. Für mich ist es aber eben, gerade als Spielleiter, durchaus so, dass ich andere Ansprüche stelle, angefangen in der Gestaltung und endend in der Umsetzung (oder für mich gezielt Sachen wie Player Empowerment statt langweiliges Sightseeing). Für mich ist da der Vergleich zum Roman auch nicht zielführend. Es ist sein eigenes Medium, aber ich sehe da für mich eben, dass ich schon relativ bald anfing, Selbstansprüche zu entwickeln und eben auch Ansprüche an meine Runde (die ich nie offensiv formuliere, da jeder sich selbst beitragen soll und nicht meinem Ideal entsprechen soll. Um Gottes Willen, das bloß nicht.
). Und ich habe auch oft gemerkt, dass Spieler bald einen Anspruch an sich, ihren Charakter, die Darstellung etc. entwickeln. Schriftliche Qualität (was auch immer sie ist) kann nur ein Ausdruck dessen sein.
Das heißt, ich sehe nicht, warum man keinen Selbstanspruch an sich entwickeln sollte, weil es bei Romanszenen gewaltig anders sei. Schriftstellerei ist schließlich mehr als Romanschreiberei, und in allen Funktionen solcher Künste, stellt ein Künstler sich - wenn auch nicht zwangsläufig - den Prozessen von Entwicklung, Lernphasen, Auf- und Abs. Manche Spieler nehmen das play-by-Post-Spiel dann als Ersatz für ihre Tischrunden, andere nebenbei als Zerstreuung, und andere wiederum nehmen ihre Teilnahme eben auch künstlerisch ernst (oder zu ernst). Ich gehöre sicherlich zur letzten Gruppe, ohne dass es etwas über meine Fähigkeit dazu aussagt, sondern nur über den Willen.
Die Kunst ist es sicher, allen einigermaßen gerecht werden zu können. Und jeder hat einen legitimen Anspruch darauf.
Aber es ist ja auch gut und richtig so, dass da jeder seinen eigenen Ansatz finden kann. Jul wird das möglicherweiser noch ganz anders sehen. Wie gesagt, es ist nur der Versuch einer empathischen Verbindung zu Jul, der ja nun an sich als zuverlässiger und guter Spielleiter bekannt ist, den ich anbiete. Vielleicht steht er vor ähnlichen Schranken, vielleicht waren das auch nur meine eigenen Sorgen.