Taeren erkennt, als er oben an Deck ankommt, dass er sich geirrt hat und Amon doch wieder auf den Beinen ist.
"Arrr, bist zäher als du aussiehst", kommentiert er das mit einem leisen, aber zufriedenen Lachen und macht sich dann an die Arbeit.
Die heutige Aufgabe betrifft einen etwas anderen Bereich des Schiffes als die gestrige: Taue, nicht Segel - und Taeren stellt sich dabei, vielleicht auch, weil er diese Art von Arbeit schon zur Genüge kennt, einigermaßen geschickt an.
[1] Die dicken Seile aufzuwickeln, sie herumzutragen, um sie aus dem Weg zu räumen, und das Befestigen von ihnen an Klampen und Schiffspollern mag eintönig sein, aber es ist auch schweißtreibend und kräftezehrend. Vor allem, da Taeren von dem nächtlichen und morgendlichen Rumkonsum angeschlagen ist und zusehends mehr mit sich und der Aufgabe, die Sabber-Scourge (denn zum Speichelspucken scheint diese dreckige Hafentöle in der Tat sehr zu neigen) ihm und den anderen Taklern gegeben hat, kämpft.
Deswegen ist er froh, als es Mittag schlägt und ein bisschen verschnaufen kann. Aber ist zum Glück nicht nur die Pause allein, die ihm die Zeit bis zur nächsten Arbeitsschicht versüßt, sondern auch die unterhaltsame Ablenkung, die die Bestrafungen nun zur Blutstunde und (vor allem) sein geliebter Rum ihm geben. Eifrig nimmt er seine Ration an sich, die man ihm reicht, und lässt den (für ihn) wohlschmeckenden Alkohol dankbar seine Kehle hinunterrinnen. Viel zu viel Zeit scheint ihm seit dem letzten Schluck Rum vergangen zu sein und er merkt, dass es ihm und seiner Seele gut tut, seinen Alkoholpegel wieder etwas aufzufrischen.
[2] Allerdings merkt Taeren auch, dass ihn der Rum noch etwas duseliger
[3] macht als er sowieso schon ist.
Das blutige Schauspiel kann ihm zumindest ein zufrieden anmutendes Lächeln abgewinnen. Das Gesetz des Captains - eines guten Captains - ist erbarmungslos, so muss es sein. Hexern kann Tearen sowieso nicht viel abgewinnen, obwohl sie ihm geholfen haben.
"Dreckige Bastarde!"Aber er ist sowieso ein nicht sehr dankbarer Charakter. Und andere ausstehen kann er nur selten. Eine extrem schadenfrohe, wenn nicht sogar etwas sadistische Ader hat er vielleicht auch. So ist es nicht verwunderlich, dass ihn das Leid der Bestraften wenig nahe geht, sondern ihn und seinen angetrunkenen Verstand eher noch belustigt.
Dass auch Master Scourge scheinbar seinen Spaß daran hat, gönnt er dem Offizier aber nicht - doch wenigstens wissen Plugg und er, wie man mit Abschaum umgeht. Nur hätte Taeren sich lieber persönlich um Fipps Chumlett gekümmert! Die ganzen Geschehnisse zur Blutstunde sind dem Taldan eine Warnung, selbst gut darauf zu achten, was er macht und sagt.
Als es also wieder heißt, ans Werk zu gehen, fühlt der Taldan sich auf seine Laune bezogen zwar besser, jedoch fällt ihm die Arbeit nur noch schwerer von der Hand - was man ihm auch ansieht. Grinsend, aber schweißüberströmt, wankt und stolpert er teilweise über das Deck - was aber eher seiner Erschöpfung zuzuschreiben ist als seiner Promilleanzahl.
Stunden später, als es schließlich zum Abendessen läutet, hält Taeren sich nur noch mit Mühe auf den Beinen. Sein Magen knurrt, jede Zelle seines Körpers schreit nach Rum und er will sich eigentlich nur noch ausruhen.
"Obwohl... Aye, nen kleines bisschen kann ich mich noch auf den Beinen halten. Vielleicht find' ich noch 'ne bessere Lösung... Vielleicht mal mit dem Halblingsweib reden..." Das könnte eine gute Idee sein. Taeren ist sich sicher, dass er Conchobhar in mehr als einer Hinsicht eins auswischen kann und das mit hämischer Freude daran auch tun würde.
"... Oder mit dem Mädchen aus der Kombüse."Dunkel kann er sich daran erinnern, dass die exotisch anmutende Schönheit freundlich zu ihm gewesen ist. Da muss sich doch was machen lassen!
Aber erst einmal würde er sich den Bauch vollschlagen wollen. Ohne Kraft, die er aus einem ordentlichen Mahl schöpfen könnte, würde er wahrscheinlich zu unmotiviert sein, um sich überhaupt noch von der Stelle zu rühren.
"Arrr, der Klabautermann soll den verdammten Fischkopf von fettem Smutje hol'n, wenn der wieder so'n Fraß zusammenrührt!"