Der Tag war tatsächlich lang und Taeren spürt, als Plugg die heutige Arbeitszeit für beendet erklärt, jeden einzelnen Millimeter seines Körpers. Vor allem sein Bein brennt nach der ganzen Umherlauferei ziemlich und er will es einfach nur noch entlasten. Eigentlich wundert er sich ein bisschen, dass er nicht das erste Opfer Plugg an Bord des neuen Schiffes geworden ist, schließlich hegen alle, die hier nur auch irgendwie etwas zu sagen haben, merkbar Hass auf ihn. Er selbst hat auch gemerkt, dass Plugg scheinbar nicht vorhat, wieder Port Peril anzusteuern, was die Laune des Taldan noch weiter verschlechtert hat - immerhin hat er sich der Freiheit und den Dirnen schon nah gewähnt. Der Kahn ist ein schwimmender Sarg und bald würde es noch dazu ein ziellos umhertreibender sein, denn wenn Plugg noch mehr Mitglieder der Mannschaft umbringen würde, wie sollte er dann einen Kurs einschlagen, beziehungsweise halten können? Ein Mann oder die wenigen, die übrig bleiben würden, wenn dieser Glatzkopf die einfache Crew hinmeucheln würde, könnten ein so großes Schiff bestimmt nicht wirklich allein auf Vordermann halten... Doch bleibt die Frage offen, was Plugg eigentlich vorhat. Treue zu seinem Captain Harrigan scheint er mit der Übernahme dieses Fischerbootes abgelegt zu haben. Dessen Anweisung ist ja gewesen, Port Peril anzusteuern.
"Nordosten...", bringt er nuschelnd und selbst für sich selbst kaum verständlich über die Lippen, als er sich in Gedanken in den Bauch des Schiffes vorkämpft und versucht, konzentriert nachzudenken. Er gesteht sich ein, dass er selbst kein guter Navigator wäre. Vielleicht hat er mal ein gutes Gedächtnis für Seekarten besessen, aber daran kann er sich nicht erinnern. Er kann sich an so vieles, was seine Vergangenheit betrifft, nicht erinnern. Könnte daran liegen, dass er in den vergangenen Jahren eigentlich ständig besoffen oder abwechselnd verkatert gewesen ist. Aber der Name "Blutbucht" kommt ihm in den Sinn, obwohl ihm beim besten Willen kein Grund einfällt, warum Plugg dorthin wollen würde.
Taeren lässt seine Hände über Holz streifen. Geländer, Stützbalken, Planken an den Schiffwänden, Ladung... Überall, wo er Halt findet, sucht er ihn auch. Die Verletzungen von der vergangenen Schlacht machen ihm noch deutlich zu Schaffen, zusätzlich zur Erschöpfung, und er flucht vor Schmerzen, er atmet schwer und beißt bei jedem Schritt die Zähne aufeinander. Butch, der ihm nach seinem treulosen Verhalten auf der Wurmholz, vor den Füßen herumrennt, erschwert ihn seinen Weg, und er tritt genervt einige Male nach dem aufgrund dessen fauchenden Frettchen, während er sich den Weg Richtung Essen bahnt. Eigentlich hat Taeren nicht viel Appetit, denn auch eine Bauchwunde fühlt sich so an, als könne sie jeden Moment wieder aufreißen, doch er beschließt, dass er etwas essen und das auch drinnen behalten muss. Es gibt Suppe, wenigstens nicht etwas, das schwer im Magen liegen würde. Taeren lässt sich vorsichtig am Tisch bei seinen Mateys nieder und leidet, in grimmiges Schweigen vertieft, weiter. Plugg würde büßen und durch seine Hand langsam und qualvoll sterben - und wenn es das letzte sein würde, das Taeren in seinem armseligen Leben wagt.