Das einzige, was Miguel von seinem Vater besitzt, ist der Name García und seine ganz und gar unkaufmännische Ader. Geld interessiert ihn kaum. (Etwas, das man zum Überleben braucht.) Macht interessiert ihn auch nicht. (Macht ist eine Fessel, ob man sie ausübt oder auf der Empfangsseite ihrer Ausübung steht.) Ihn interessieren: die Freiheit; das Leben wirklich leben, es bis zur Neige auskosten; mit offenen Augen durch die Welt gehen, neue Erfahrungen machen; die Kunst, das Staunen, die Vielfalt, die Schönheit, die Schöpfung...
Seine Mutter, Lucina Montés Delgado, ist die Tochter des hochangesehenen Kräuter-und Gewürzhändlers Gaspar Montés Barruga aus Athkatla. Sie selbst war auch einmal angesehen gewesen—viele hatten um ihre Hand geworben—bis sie sich dem dahergelaufenen Spielmann Pedro García Valbuena hingab. Es kam, wie es kommen musste: sie war schwanger, Pedro wieder fort, und ihre Familie verstieß sie. Zu Recht, musste sie sich eingestehen. Sie war die einzige Tochter und natürlich hatte ihr Vater fest damit gerechnet, sie gewinnbringend zu verheiraten, und diesen lobenswerten Plan hatte sie ihm zunichte gemacht, denn da waren sich die Kaufleute von Athkatla einig: zur Hochzeit wollten sie unversehrte Ware geliefert bekommen.
Aber Lucina Montés Delgado war nicht nur schön, sondern auch geschickt und gescheit (bis auf jene Liebesnacht, was man nicht wirklich gescheit nennen konnte...). Zunächst zog sie mit ihrem Sohn in ein winziges Haus am nordöstlichen Stadtrand, wo sie niemand kannte und wo es niemanden kümmerte, dass der Vater des Jungen "auf Reisen" war. Nach einer kurzen Umgewöhnungsphase gelang es ihr bald, sich und ihren Sohn mit (zumeist) ehrlicher Arbeit über die Runden zu bringen. Nur bei all der Arbeit konnte sie nicht auch noch darauf achten, wo der Bub sich so den ganzen Tag herumtrieb...
Am Fluss! Denn am Fluss träumte es sich besonders gut von der Ferne, wenn man so den Schiffen hinterher sah, wie sie den weiter flussab gelegenen Hafen von Athkatla anliefen oder noch weiter fuhren, aufs Meer hinaus...
Aber er hatte noch andere Talente außer dem Träumen, zum Beispiel war er ziemlich geschickt und lernbereit. Und Freunde machte er sich auch wie im Nu. Bald hatte er ganz viele Freunde, kleine, große, mittelgroße, hübsche, hässliche... alle bis an die Zähne bewaffnet. Er war einer der kleineren. Er kam wunderbar durch kleine Fenster und Ritzen, auch im Wasser war er flink wie eine Ratte. So konnte er für sich und seine Mutter ein ordentliches Zubrot verdienen und lernte noch allerhand nützliche Dinge dabei! Schleichen, verstecken, lautlos schwimmen, springen, Luft anhalten, und den Umgang mit dem Dolch, den lernte er auch. Keiner konnte dicke Schiffstaue so behende durchtrennen wie er! Einer seiner älteren Freunde konnte auch ein bisschen zaubern. Selbst das lernte Miguel, zum Erstaunen aller!
Seiner Mutter erzählte er, er würde für den Bäcker drei Straßen weiter die Brote austragen.
Doch eines Tages war die Zeit der Freiheit vorbei. Sein Onkel Bartolo starb. Es war schon ungerecht, warum das irgendeine Auswirkung auf ihn haben sollte, er kannte den Mann doch gar nicht. Doch die beiden Brüder, die der Onkel einst gehabt hatte, waren schon in jüngeren Jahren ebenfalls verstorben, und nun stand der alte Gaspar Montés Barruga plötzlich ohne Erben da! Seine Frau lebte noch, also konnte er sich auch keine junge Braut ins Bett holen—und so verschlagen, da nachzuhelfen, war er dann doch nicht—also half nichts: die Tochter mit ihrem unehelichen Sohn musste wieder ins Haus!
Da war Miguel fünfzehn.
Der Großvater nahm ihn unter seine Fittiche. Das Lesen und Schreiben hatte Lucina ihrem Balg immerhin schon beigebracht. Allerdings auch so nutzlose und "weibische" Dinge wie Singen, Tanzen, Flöte spielen und Gedichte aufsagen! Das ging ja gar nicht. Jetzt wurden erst einmal ernste Dinge gepaukt: Rechnen, Wiegen, Messen, Salben und Tinkturen mixen, und vor allem: den richtigen Umgang mit Geld! Mit Kunden! Mit Konkurrenten! Mit Untergebenen!
Einiges davon machte Miguel sogar Spaß. Im Laden oder Warenhaus die Vielfalt der Gewürze und Kräuter bestaunen, sie beriechen, betasten und dann blind an ihrem Geruch und ihrer Form wiedererkennen lernen! Oder immer wieder neue Mischungen zu finden. Oder...
Kurzum, es fiel ihm schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren, vor allem eine, die so langweilig war wie Geld. Doch solange der Großvater lebte, gab es kein Entkommen. Miguel versuchte es mehrmals, doch jedes Mal wurde er von den Häschern, die der Großvater nach ihm aussandte, wieder gefasst und zurückgeschleift.
Zunächst hatte er sich noch Hoffnung gemacht, dass der Alte irgendwann krepieren würde, doch den Gefallen tat Gaspar ihm einfach nicht. (Also, eigentlich war Gaspar ja meist ganz nett zu ihm; Miguel wünschte ihm nicht wirklich den Tod, nur sich selbst die Freiheit...)
Doch als er eines Tages durch den Hafen von Athkatla schlenderte, sah er endlich seine Chance: die Goldene Legion rüstete mehrere Schiffe für eine erneute Überfahrt nach Maztica und suchte noch etliche Helfer, darunter auch Kartographen, Geologen, Naturalisten, Heiler, Zauberkundige. In zwei Monaten sollte es losgehen.
Maztica! Land der unendlichen, unerforschten Weiten, der Geheimnisse, der Gefahren. Unbekannte Kräuter, Gewürze, Pflanzen, Tiere! Wilde Menschenfresser, finstere Götter, furchterregende Naturgewalten!
Miguel bewarb sich sofort. "Als was?" wurde er gefragt. "Oh, was da steht. Das kann ich alles!"
Und was er zu dem Zeitpunkt noch nicht konnte, das eignete er sich rasch noch an. Mit Kräutern und Tinkturen kannte er sich ja schon recht gut aus, da galt es nur, sich schnell einen Überblick zu verschaffen, welche man für welches Wehwehchen anzuwenden hatte. Auch das bisschen Geologie—was sich ja wohl auf: wo gibt es Gold und Edelsteine beschränken würde—hatte er rasch nachgeholt. Seine Siebensachen, die er für die Expedition benötigen würde, klaubte er klammheimlich zusammen.
Dann gab es eine letzte Aufregung, ob auch die Flucht klappen würde—auf dem Schiff noch hatte er Angst, man würde ihn finden. Sogar, als der Anker gelichtet wurde, lauschte er angstvoll, ob nicht gleich jemand: "Haltet ein! Der junge Mann dort kommt mit uns!" rufen würde. Doch der Ruf kam nicht und dann war der Anker oben und der Wind stand gut und bald darauf war man meilenweit auf See und alle Angst war vergessen, weil ein anderes Übel erst einmal größer war und ihn die nächsten Tage mit dem Kopf über einen Eimer zwang.
Doch auch dies ging vorüber. Land kam in Sicht. Man landete und zunächst war alles so aufregend, wie er es sich erträumt hatte. Die Stadt Ulatos war atemberaubend. Die fremden Gerüche, die exotischen Klänge, die unbekannte Sprache, die Vielfalt der Früchte, die farbenfrohe Kleidung der Einwohner, der Körperschmuck! So berauscht war er von der ganzen Pracht, dass er zunächst nicht bemerkte, dass die Eingeborenen, die ihm so bereitwillig alles zeigten und erklärten und gar ihr Mahl mit ihm teilten, dies aus reiner, aus abgrundtiefer Angst vor ihm taten. Was für gastfreundliche Menschen das waren, dachte er stattdessen, wenn man ihm mit scheuem Lächeln ein Stückchen Obst reichte oder einen Strohhut schenkte, den er zuvor bewundert hatte. Erst, als er ihre Sprache zu verstehen begann, stieß er darauf, das etwas nicht stimmte. An jenem Abend, als man ihm ein Mädchen anbot—das er zuvor immer wieder bewundernd hatte ansehen müssen—hörte er zum ersten Mal den Ausdruck "Weißer Teufel". Vor Angst bebend stand das hübsche junge Ding vor ihm, während der Vater es Miguel anpries und in höchsten Tönen lobte, wobei er ihr zuraunte: "Wir müssen den weißen Teufel gnädig stimmen, sonst tut er uns allen etwas Schlimmes an! Denke daran, du opferst dich für deine ganze Familie!"
Miguel lehnte dankend ab, während er ein wenig verletzt dachte: Weißer Teufel, wieso nannte man ihn so? Hatte er sich den Eingeborenen gegenüber nicht stets freundlich und ehrerbietig gezeigt? Welch peinlichen Fauxpas er auch begangen haben mochte in seiner Unkenntnis, einen solchen Titel hatte er nicht verdient!
Man brachte ihm ein anderes Mädchen, das sogar noch hübscher war. Er lehnte wieder ab. Man brachte ein drittes. Und ein viertes. Die Familie wurde immer aufgeregter, nein, panischer. Offensichtlich glaubte man, dass Miguel nur deshalb ablehnte, weil die Mädchen ihm nicht hübsch genug waren.
Er versuchte in gebrochenem Nexalan zu erklären: "Nein, ich will keine Mädchen. Gar keine Mädchen. Mag keine Mädchen haben, so ist es."
Man brachte ihm einen Jüngling. Er schüttelte den Kopf. Ihm fehlten die Worte.
Man brachte ihm einen zweiten Jüngling. Miguel floh aus dem Haus.
Danach ging er mit neuen Augen durch die Stadt und auf einmal sah er, was ihm zuvor entgangen war. Die Angst in den gesenkten Blicken der Eingeborenen, wann immer sie ihn auf der Straße passierten. Und er sah, was diese Angst auslöste: wie nämlich seine "Kameraden" in der Stadt hausten. Da wurden keine Geschenke dankend angenommen, man bediente sich selbst! Da wurde nicht gewartet, bis der Vater ein Mädchen anpries. Da wurde nicht gefragt, ob sie verheiratet war oder überhaupt alt genug. Ehefrauen wurden vor den Augen ihrer Ehemänner genommen—die man bei Protest besinnungslos prügelte, wenn sie Glück hatten, oder gleich die Kehle aufschlitzte—von zweien, dreien, vieren... Weiße Teufel, damit waren sie gemeint, die anderen, nicht er.
Handelsposten nannte man diese Stadt daheim!
Er legte Beschwerde bei der Obrigkeit ein. Zunächst dachte er noch, dass man—wie er zuvor—von diesem abscheulichen Verhalten keine Kenntnis hätte. Die Eingeborenen hatten bestimmt nicht den Mut gehabt, die Vorfälle zu melden. Er wurde an die nächst höhere Instanz verwiesen. Und abermals verwiesen. Er ließ sich nicht unterkriegen. Bis zum Gobernador kletterte er die Befehlskette empor. Und wie lange es dauerte, bis ihm endlich eine Audienz gewährt wurde!
Doch der Gobernador leugnete, dass die von Miguel geschilderten Greueltaten von seinen braven Soldaten begangen wurden. Ins Gesicht sagte er ihm zu, dass er entweder ein frecher Lügner sei oder aber die Situation falsch verstanden hätte, schließlich wären die Bräuche der Einheimischen oft sehr verwirrend und ihnen fehle ja auch jegliche Moralvorstellung, also zumindest eine, die mit der der zivilisierten Welt vergleichbar sei.
"So war es doch, meint Ihr nicht, mein Herr?"
Da gab es einen brenzligen Augenblick. Miguel wollte "Nein" sagen. Die Situation war eindeutig gewesen. Es war auch nicht nur
eine Situation gewesen. Doch ihm war bewusst, was passieren würde, wenn er dies laut aussprach: in den Kerker würde Gobernador Cordell ihn werfen lassen. In Ketten, bei Wasser und Brot, in einem finsteren Loch, auf ungewisse Zeit, ungewisses Schicksal...
Er schluckte. Er senkte den Blick, wie die Eingeborenen es ihm gegenüber taten, und murmelte tonlos: "Ja, señor el gobernador, so muss es gewesen sein. Ich kann die Sprache der Leute ja schon recht gut, aber wohl doch noch nicht gut genug, dass ich vor Missverständnissen gefeit wäre. Bitte verzeiht mir, Exzellenz, dass ich Euch damit belästigt habe. Der Fehler lag ganz bei mir."
"Ja, das dachte ich mir. Dennoch muss ich Euch loben. Wachsamkeit, das brauchen wir hier, wo wir uns in einem fremden, wilden Land befinden. Zusammenhalten müssen wir. Aber was höre ich da, Ihr kennt die Sprache? Das wird Capitán Drakosa gerne hören. Endlich einen Übersetzer! Den kann er auf seiner Expedition nach Tukan dringend gebrauchen. In einer Woche geht's los. Lernt bis dahin noch fleißig, und meldet Euch gleich heute noch bei ihm in der Feste. Ihr seid zu seinem Ayudante befördert!"
So war die Audienz vorbei, und Miguel war einem Mann als Adjutant unterstellt, den er schon bald darauf gründlich zu hassen begann.
Man stach wieder in See, aber nur für knapp anderthalb Wochen, bevor man im Golf von Quotal vor Anker ging. Dann begann der lange Marsch nach Tukan, denn die Stadt lag weit im Inneren des Landes.
Man marschierte. Man erkundete. Man nahm ein. Man kämpfte. Man tötete. Man tötete viel. Kinder, Frauen, Unbewaffnete. Man spießte sie auf, vom einen Ende bis zum anderen. Ihn rief man hinzu, um zu reden, doch es war nur immer das gleiche. Drohungen. Forderungen. Beschimpfungen. Drohungen. Forderungen. Ein Dorf, zwei, drei, zehn: immer und immer wieder dieselben Worte, dieselben Anblicke, dieselben schrecklichen Laute...
Dann kam der Tag, an dem Miguel selbst zum Mörder wurde.
Ein kleines Städtchen, wenige Tagesmärsche östlich von Tukan. Ein vermeidbarer Vorfall, herbeigeführt durch das unmögliche Auftreten seiner "Mitstreiter". Die Einheimischen—junge Männer, angestachelt von einem, der sich wohl für einen Helden hielt—griffen mit Keulen und Steinmessern an.
Miguel hatte keine Wahl. Ein Keulenhieb war genauso tödlich wie eine Kugel, wenn man sich nicht wehrte. Dem ersten Angriff wich er aus, dem zweiten auch, dem dritten: um Haaresbreite. Doch der Mann ließ nicht von ihm ab, rief gar einen zweiten hinzu. Sah er denn nicht, dass Miguel den Kampf nicht wollte? Dass er niemanden töten wollte?
Die beiden stürzten sich auf ihn. Zwei Schuss aus seiner doppelläufigen Pistole und der Kampf war vorbei. Zumindest für Miguel. Der Arm fiel ihm runter und er stand einfach nur so da. Um ihn herum ging das Toben noch kurzzeitig weiter, dann war es still.
Er kniete neben den beiden Leichen. Was sie am Leibe trugen, das gehörte ihm, so war die Regel. Er wollte nichts, was ihnen gehörte. Er wollte nichts, was ihn daran erinnerte, dass er zwei ungerüstete, nahezu unbewaffnete junge Männer erschossen hatte, die nur versucht hatten, sich gegen die weißen Teufel zu wehren, die ihnen alles nehmen wollten: Land, Hab und Gut, Freiheit, Stolz.
Er wollte vergessen, doch er durfte nicht. Er hatte es nicht verdient, zu vergessen. Er musste sich erinnern. Also untersuchte er die Leichen. Der eine trug einen mit Federn geschmückten Stoffbeutel, in dem sich ein paar Jadestücke befanden—die hiesige Währung, wusste Miguel. Er hängte sich den Beutel zu dem eigenen an den Gürtel. Der zweite Mann aber trug etwas seltsames um den Hals, dass Miguel erst nach einigem Betrachten und Betasten als eine Flöte erkannte. Eine gar seltsame Flöte, die nicht aus einem Lauf mit Löchern bestand, sondern aus vielen verschieden langen Röhren in doppelter Reihe nebeneinander, die einen wunderbar klaren, aber auch unendlich traurigen Ton erzeugten.
[3]Er hatte nicht nur zwei fast wehrlose Männer erschossen, sondern darunter auch einen Spielmann, eine verwandte Seele, jemanden, der ihm—unter anderen, besseren Umständen—hätte beibringen können, diese wundersame Flöte zu spielen, der ihn die Melodien seines Volkes hätte lehren können...
Miguel hing sich die Flöte um den Hals. Weißer Teufel, dachte er auf Nexalan. Du bist ein weißer Teufel.
Dann rief auch schon der Capitán nach ihm.
"Übersetze! Übersetze für mich, mach schon, du Nichtsnutz, du Weib, du Sänger, du Schande für unser Geschlecht!"Er übersetzte. Und übersetzte. Die gleichen Worte. Immer das gleiche. Er brauchte gar nicht hinhören. Er hörte nicht hin. Er wollte, dass es aufhörte, diese Stimme, dass er sie nie wieder hören musste...
"Jedes Mal die gleichen Worte!" schrie er plötzlich.
"Wann lasst Ihr Euch endlich mal etwas neues einfallen? Wofür braucht Ihr überhaupt noch einen Übersetzer! Wie oft habt Ihr mich genau dies denn schon sagen hören! Zwanzig Mal? Fünfzig Mal? Kann ein Mensch so ignorant sein, dass er sein Sprüchlein danach immer noch nicht selbst aufzusagen vermag?"Miguel sah den Hauptmann dabei kaum. Sein Blick war verschwommen. Er zitterte am ganzen Leib. Dann lief er los. Er schaffte es gerade noch um die nächste Hausecke, bevor er sich hinter einem Busch übergab.
Der Hauptmann ließ ihn nicht aufknüpfen. Auch nicht aufspießen. Eine solche Reaktion wäre nur notwendig gewesen, wenn die Beleidigung von einem richtigen Mann gekommen wäre, nicht so einem Weib, einem heulenden, wie Miguel.
Das war vor zwei Wochen. Seitdem macht Miguel einen großen Bogen um den Hauptmann, und dieser ignoriert ihn. Nicht einmal für seine Ansprache auf dem Marktplatz in Tukan lässt er ihn rufen. Auch die ehemaligen Kameraden meiden Miguel. Man redet nur noch mit ihm, um ihn zu verspotten oder einen Befehl zu erteilen. Ihm soll's recht sein, dass man ihn allein lässt, so hat er mehr Zeit, um die neue Flöte spielen zu lernen. Keine einheimischen Melodien, sondern heimische spielt er, doch so verzaubert und verstellt durch den fremden, traurigen Klang der Röhrenflöte, dass man sie kaum wiedererkennt.
Nachts träumt er von Blut. Flüssen von Blut. Auf diesen Flüssen fahren Schiffe mit weißen Segeln. Sie fahren in die Ferne und vor ihnen versinkt blutrot die Sonne.