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Buch 1: Dornenknoten

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Pestbeule:
Akt 1: Raus aus Brandmark



In dem rechtschaffenen Königreich von Talingard gibt es viele Verbrechen die jemanden einen Aufenthalt im Brandmark-Gefängnis einbringen können. Aber das Urteil hat stets eine einzige Bedeutung. Derjenige ist bösartig und unverbesserlich. Jeder von euch erhielt die gleiche Begrüßung (Anzeigen) bei eurer Ankunft. Ihr wurdet von groben Händen niedergedrückt und man brannte euch auf dem Arm einen runenförmiges V. V wie Verloren oder Verdammt. Als sich Nefario als feuerresistent herausstellte griff man zu Säure. Die schmerzhafte Narbe ist ein unauslöschlicher Beweis dafür, das jeder von euch die großartige und ewige Liebe von Iomedae und ihrer sterblichen Diener verraten hat.

Diejenigen die nicht zu einer lebenslangen Strafarbeit in den nahen Salzminen verdammt wurden, warten hier auf die Axt des Scharfrichters oder die „reinigenden Flammen“ der Inquisition der Iomedae. Zweifelsohne nicht bevor ihr verhört worden seid um Mitverschwörer aufzudecken. In drei Tagen soll der Scharfrichter eintreffen und dann wird die Axt fallen und der Scheiterhaufen entzündet. Mit Feuer oder Stahl wird euren Verbrechen genüge getan.

Ihr befindet euch allesamt im Gefängnistrakt auf zwei Zellen aufgeteilt: Lisana, Hadwig und Gandon in der einer Zelle, der Rest in einer weiteren. Außer diesen beiden Gemeinschaftzellen ist lediglich eine weitere Zelle belegt: am Ende des Zellengangs liegt eine Zelle mit verstärkten Eisenstangen, ihr Insasse ist ein in Lendenschurz bekleideter Oger (Anzeigen) der resigniert an den Gitterstäben hängt. Ihr seid mit euren Zellengenossen zusammengekettet und allesamt in die gleichen schmutzigen Lumpen gehüllt – alles was euch von eurem alten Leben noch gelassen hat. Keinem wurde eine Spezialbehandlung zuteil, gleich ob Mann oder Frau, Gemeiner oder Adliger. Eure Füße sind mit Eisenfussfesseln an einer gemeinsamen langen Kette gesichert. Eure Arme sind Eisenhandschellen an die Wand gekettet – die Kette ist gerade Lang genug das ihr euch hinsetzen könnt. Direkt vor dem Zellentrakt ist ein Wachraum, wo sich Tag und Nacht eine kleine Gruppe von Wachen aufhält (normalerweise 3 Stück). Es wurden nur wenig Gedanken an eine längere Unterbringung in der Zelle verschwendet. In Brandmark kommt die Gerechtigkeit stets schnell.

Eine Flucht scheint hoffnungslos. Ihr wurdet bei eurer Ankunft gründlich durchsucht und jeder Versuch etwas zu verstecken wurde entdeckt. Aber selbst wenn ihr euren Fesseln entfliehen könntet und die über die verdammten Gefängnismauern fliegen könntet. Wo solltet ihr hingehen? Wer aus eurem frühen Leben würde irgendetwas mit einem Verdammten zu tun haben wollen? Verachtet, allein und angekettet – es scheint als wäre dass einzige was ihr jetzt noch tun könnt ist euer Ende abzuwarten. Für jeden von euch ist euer altes Leben Vergangenheit. Für jeden von euch ist Hoffnung eine verblassende Erinnerung. Jeden von euch wird die gerechte Strafe ereilen. Und wer könnte Talingard dafür anklagen, nachdem was ihr getan habt?

Luis Almansor:
So aussichtlos die Situation für die mitunter todgeweihten Gefangenen auch aussah, es lag nicht an Luis Almansor dieses Martyrium erträglicher zu machen.
Denn unnachgiebig wie ein Golem, selbst als seine Stimme immer mehr heißer wurde, brüllte der Mann aus Cheliax folgende Singsang mehrfach jede Stunde - Tag ein und Tag aus - voller Stolz:

"Ich bin Sir Luis Almansor - vom Hause Almansor aus Westkrone! Ich verlange sofort eine anständige Verhandlung!"

Das dem rechtschaffenden Antipaladin von Asmodeus und Anwärter des Höllenritterordens der Folter es dabei nicht darum ging, sich bessere Haftbedingungen zu verschaffen, wurde dabei selbst dem wenigsten mit Schläue beglückten Insassen klar, zumal Luis ohne auf seine Mitgefangenen Rücksicht zu nehmen mit seiner ständig wiederholten Forderung Nerven kosten würde.

Das eigentliche Ziel jedoch, was der Mann aus Westkrone damit bezweckte blieb nur ihm nicht verschlossen:
Eine Ausweisung nach Cheliax, da Talingard sich mit Sicherheit (zumindest hoffte dies Luis) sich keine Feinde in Cheliax und im Höllenritterorden machen wollte, zumal die Außenpolitik des Landes und der Ritter bekannt sein sollte.

Dabei schenkte der Antipaladin immer wieder dem Halbork und dem Menschen in der Zelle einen aufmunternden Blick, denn Asmodeus würde ihn und die beiden Gefangenen nicht im Stich lassen, sollten die beiden Gefangenen wie er nicht an dem Fürst der Finsternis zweifeln und an diesen glauben.

Der Tiefling jedoch wurde vom adeligen Menschen keines Blickes gewürdigt - was vielleicht an den Vorurteilen lag , welche er als Mann aus Westkrone und Cheliax gegenüber Tieflingen (aber auch Halblingen hatte), da diese dort nicht mehr als Sklaven oder bessere Leibwächter und Diener waren.
Was sich jedoch auch schnell ändern könnte, würde Luis in ihm das Erbe der Teufel irgendwann auch richtig erkennen.

"Meinen Namen kennt Ihr ja nun bereits zu Genüge...hehehe - doch wie lauten eigentlich die Eurigen Namen?", fragte Luis die Mitgefangenen in seiner Zelle und in der Nachbarzelle sich die trockenen Lippen kurz mit der Zunge befeuchtend und etwas kalt scherzend, um etwas mehr über sie zu erfahren und um seine Stimme kurz etwas zu schonen.

Hadwin:
Nachdem er in diesem dunklen Loch abgeladen wurde, hatte Hadwin lange Zeit außer sich vor Wut wenig erfolgreich versucht, die Ketten allein mittels seiner Körperkraft zu sprengen. Danach war er in die Hocke gegangen, hatte den Kopf in die Hände gelegt und kaum einen Mucks von sich gegeben.

Nun, als der Mann in einer der anderen Zellen anfängt herumzuschreien, hebt sich Hadwins Kopf und er murmelt, während er die Fäuste ballt: "Kann dem Schnösel jemand mal das Maul stopfen?"

Ochnar:
Ochnar befand sich schon seit geraumen Tagen in einer anderen Welt. Irgendwann schienen die Demütigungen auf seinem Weg ins Brandmark-Gefängnis nicht ihm zu passieren sondern jemand Anderem. Es war ein merkwürdiges Gefühl; fast wie Schwebelos. Erst der Schmerz des Brandzeichen hatte den Halbork wieder zurück geholt. Unweigerlich kreisten seine Gedanken darum warum man zum Tode verurteilte brandmarken musste. Bei dem Gedanken an dann Brandzeichen zog der Schmerz wieder an seinem Unterarm. Wahrscheinlich war es einfach eine andere Art der zusätzlichen Strafe.

Eigentlich rechnete er jede Sekunde damit, dass dieser Schreihals in seiner Zelle heiser wurde, aber es schien nicht der Fall zu sein. Insgeheim bewunderte er die Frau, die auf die Frage von Luis Almansor antwortete, er konnte seine Situation nicht so leicht nehmen. Aber vielleicht wartete sie nicht auf den Tod sondern auf die Minen, nicht dass das einfacher wäre, aber der Gedanke an Flucht vermochte einen wahrscheinlich auf den Beinen halten. Und ein paar glücklichen mochte sie sogar gelingen. Doch alle Gedankenmodelle Flucht endeten in seinem Kopf im Moment unglücklich.

"Mein Name ist Ochnar Sir Luis Almansor - vom Hause Schreihals." antwortete der Halbork leise. Seine Stimme enthielt keine Provokation, nur Resignation.

Gandon:
Gandon hatte schon seit der Gefangennahme versucht, die einfältigen Menschen mit seinem unschuldigem Kindergesicht zu täuschen. Bisher war es ihm aber nicht gelungen, daraus Kapital zu schlagen.

Als er nach der Begrüßung hierher geschleppt worden war, schaute er sich die Umgebung sorgfältig an, während er sich die gebrandmarkte Stelle mit einem möglichst sauberen Stück seiner Lumpen verband.
Er kannte die Gerüchte, daß niemand aus Brandmark fliehen konnte.
Aber glauben konnte er sie nicht. Es gab kein ausbruchssicheres Gefängnis, soviel war ihm seit seiner Flucht aus den Sklavengruben klar geworden. Man mußte nur einen Weg finden.
Und den suchte er jetzt.

Das Geschrei des Mannes aus der anderen Zelle riß ihn immer wieder aus seinen Gedanken.
"Wenn der nicht bald aufhört, dann werde ich einen seiner Zellennachbar dazu bringen, ihm die Zunge rauszureißen!", murmelte er vor sich hin.

Als der Adlige nach den Namen fragte und seine Zellengenossen das Wort ergriffen, richtete er sich auf.
"Ich bin Gandon. Und wenn du mit Brüllen fertig bist, dann könnten wir uns vielleicht darüber unterhalten, wie wir hier noch rauskommen, bevor der Henker kommt. Ich hab da schon ein paar Ideen."

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