Sein Gespräch würde je enden, würde Luis bemerken, dass Iomine dem Gespräch zwischen ihm und dem Wirt lauschend beiwohnte.
Denn wenn dies die Hexe schon problemlos und beiläufig konnte, so wäre der adelige Wiscrani nicht gewahr, ob nicht am Ende auch andere neugierige Zuhörer - und im Schankraum gab es viele potentielle Zuhörer - den Dialog belauschten, obgleich Luis sich eigentlich umgeschaut hatte und versuchte so zu sprechen, dass niemand, außer dem Wirt natürlich, es mitbekam.
Denn schließlich streute Luis Gift - in Form von Lügen und Gerüchten - und er deswegen so vorsichtig wie nur möglich.
Sicher, Luis war fanatisch und tapfer, wie es sich für einen chelischen Asmodeusanhänger und Höllenritteranwärter (auch wenn er diesen Pfad verlassen hatte) geziemte, aber der bessere Teil der Tapferkeit war stets die Vorsicht und Luis hatte keine Lust sich unnötig Feinde zu machen beziehungsweise Ärger einzuhandeln.
So viel zumindest hatte er sei seiner Festnahme vor Brandmark gelernt.
Zumal Luis erst recht nicht wollte, dass ausgerechnet die Tieflingdame mithören konnte, denn schließlich war diese wie Sir Jegor (welcher wenigstens einen Teil der Beute geschleppt hatte) mehr als nur untätig die letzten Tage gewesen und hatte selbst ihr Wissen in Sachen Dornenkrone mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ersteinmal lange für sich behalten.
Der Antipaladin war diesbezüglich anders, denn er hatte damals sein Wissen bezüglich des Schleiers und dem Ort, wohin die Gefangenen fliehen sollten, sofort mit Ochnar und Nicolas geteilt, und würde auch seine Erkenntnisse demnächst mit dem Knoten teilen, denn nur so würde ihr Erfolg langsam gedeihen.
Aber bis dahin würde er dennoch sein Wissen für sich behalten.
Doch solange Luis nicht bemerkte, dass er unvorsichtig war und man seine Worten lauschend folgen konnte, sprach der stolze und arrogante Chelaxianer in seiner falschen Identität mit dem Wirt weiter und genoss dabei, dass der Wirt seinem Charme, seinen Lügen und seinen Intrigen verfallen beziehungsweise auf den Leim gegangen war.
"Dann muss ich ernsthaft allerdings insistieren, dass ich bei Eurer Gemahlin Alicia vorstellig werden darf, um Ihr selbst meine Glückwünsche und mein Lob auszusprechen!
Anders als bei den Gerüchten, welchen ich selbst kaum Glauben geschenkt habe und für welche ich mich entschuldigen möchte, dass ich sie überhaupt angesprochen habe.
Ich wollte Euch weder gängeln noch beleidigen damit, sondern war nur in Sorge.
Vielleicht sollte ich jedoch diesbezüglich dennoch einmal mit Eurem Bruder sprechen, denn schließlich sind es wohl seine Männer, welche diese Gerüchte auf der Straße mitunter verbreiten und damit nicht besser sind als zwieträchtige neidische Stiefkinder und alte Waschweiber...sofern Euer Bruder die nächsten Tage hier zugegeben ist und mit mir zusammen speisen möchte, wenn Ihr mit diese Frage und Bitte erlaubt?", antwortete Luis wie ein ehrenhafter Ritter klingend, während er im Inneren teuflisch lachen musste über seine eigenen Worte und den Plan dahinter.
Aber nur um ansonsten sich die Stirn reibend abschließend hinzuzufügen, denn so wie es aussah gab es zwei Züge auf dem Schachfeld für ihn zu machen und zu tätigen:
"Wer ist ansonsten diese alte Mama Guisseppe?
Ich dachte, dass es nur diese Schänke und Gasthaus in Altenkreuz gibt?
Entschuldigt, meine aufdringliche Frage - ich möchte Eurem werten Weib bezüglich der Speisen nicht fremdgehen, aber dennoch bin ich verwundert, wer diese alte Mama ist...", wobei Luis kehlig lachte, um sich dabei entschuldigend den Hinterkopf selbst zu kratzen.
Dabei dachte sich der Adelige aus Westkrone etwas selbstverliebt, dass an ihm wohl wirklich und wahrhaftig ein guter Schauspieler verloren gegangen war, obgleich er auch gleich an einen seiner Lieblingsrollen denken musste: Larazod Rilsane.
Dieses Schauspiel könnte wahrlich eine Herausforderung nach seinem Geschmack sein, sollte er diesen je spielen dürfen.
Jedoch kam ihm dann gleich noch ein besserer Plan:
Luis würde es in Talingard aufführen lassen, sobald das Land wie seine Heimat Cheliax unter den Banner des Fürsten der Finstnis und den Prinzen der Lügen - Asmodeus, den Götterteufel und Herrscher über die neun Höllen - gebracht worden wäre und über die Kirche von Iomedae und deren Anhängerschaft noch traurigere Lieder nur noch gesungen werden als die Ballade über Prinz Zhakar.