• Drucken

Autor Thema: Kapitel IV - Entscheidungen  (Gelesen 21601 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Ultan

  • Moderator
  • Beiträge: 3920
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« am: 03.12.2012, 16:37:44 »
Dritter Tag des Nachtal, TZ 1372 im Jahr der wilden Magie:

Die Zinnen Melvaunts ragen wie Dölche aus dem eisigen Nebel der die Küste heimgesucht hat.
Drei Tage waren die Gefährten durch die Thar geritten, weg von den grauen Mauern Xûl-Jarraks und wieder zurück in den von Menschen bewohnten Teil der Mondsee.
Erneut war das Wetter schlechter geworden. Wo vorher Schnee und Raureif auf den Feldern lag, blitzte nun blaues Eis. Der Wind pfiff unerbitterlich über die karge Thar und brannte sich mit grausamer Kälte in das Fleisch ihrer Bewohner.
Dürre Baumgerippe voll behangen mit klirrenden Eiskristallen säumen den Weg der großen Handelsstraße die zum Stadttor führt.

Liam seufzt hörbar und räuspert sich dann:


"Ah, so endet wohl unsere Reise und auch unser gemeinsamer Weg. Ich fürchte ich werde euch nicht begleiten können, meine geschätzten Freunde. Wohl kaum wird man mich in dieser feinen Stadt erneut willkommen heißen.
Es stimmt mich fürwahr traurig euch verlassen zu müssen, doch ist es wohl an der Zeit mein Glück in anderen Landen zu versuchen. So viel noch was meine Auge erblicken möchte, so viele Lieder die gesungen werden wollen.
Doch grämt euch nicht, Helden von Melvaunt. Ich werde eine feine Ballade dichten die unsereins gedenken wird. Noch in tausend Jahren wird man davon singen wie ihr Thrull erschlagen und die Mondsee errettet habt."


Liam summt vergnügt eine kleine Melodie doch es ist dem Zwerg anzusehen, dass ihm der Abschied mehr auf dem Herzen lasstet, als er sich anmerken lässt.
Kâdir erhebt als erster die Stimme um dem Zwerg zu antworten, doch was er sagt trifft euch vollkommen unerwartet:


"Ihr habt Recht daran zu gehen, Liam. Die Fürsten Melvaunts sind habgierige, zänkische Despoten. Für einen freien Mann ist hier nichts zu gewinnen. Ich habe lange darüber nachgedacht und mich entschlossen ebenfalls die Gruppe zu verlassen."

Eine Pause entsteht in der Kâdir der Gruppe fest, ja beinahe herausfordernd in die Augen blickt, bevor er fortfährt:

"Ich bin kein Mann großer Worte, bin nie einer gewesen. Und auch bin ich kein Held und schon gar kein feiner Herr in kostbarem Gewand. Mein Platz ist nicht hier. Éuer Anliegen mag ehrenwert sein, vor allem Helsang, euch gebührt zumindest mein Respekt. Doch geht es mich nichts an. Ich bin nicht dem Militär entflohen um hier in eurem privaten Krieg gegen das Böse zu verrecken, nichts für ungut. Wir waren für eine Zeit eine Einheit, es sieht so aus als wäre meine Dienstzeit nun abgelaufen.
Nehmt es mir nicht krumm, in Ordnung? Nichts bleibt für die Ewigkeit."


Selbst Liam blickt verdutzt auf den Südländer, doch der wendet sich nur mürrisch ab und verschränkt die Arme, als wäre das letzte Wort bereits gesprochen.
« Letzte Änderung: 06.02.2014, 10:15:15 von Ultan »

Jegor Petrov

  • Beiträge: 315
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #1 am: 04.12.2012, 16:06:20 »
Jegor schaut zuerst den Barden, dann den Soldaten an, bevor er unentschlossen mit den Schultern zuckt und Vaêl anschaut. Für ihn war das vor allem hinsichtlich ihrer Schlagkraft eine herbe Enttäuschung, doch da der Soldat eher schweigsam war und der Zwerg sogar eine Ahnung von Intelligenz hatte durchblicken lassen, schätze Jegor dieses ungleiche Paar sogar ein wenig.

Nun, schlussendlich war das hier nur eine Zweckgemeinschaft und es stand jedem frei, jederzeit zu gehen. Anbetracht des heiklen Zwischenfalls mit dem Fürst der Schlüssel, empfahl sich diese Entscheidung sogar. Auch wenn die zwergische Gemeinde in Melvaunt noch den besten Stand hatte, waren es schlussendlich keine Menschen und damit rechtlos; vor allem, wenn das eigene Wort gegen das des Stadtkommandanten galt.




Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #2 am: 04.12.2012, 16:41:19 »
Vaêl hatte befürchtet, dass es dazu kommen würde. Kâdir war nie ein Freund großer Worte gewesen, doch die letzten Auseinandersetzungen hatten den Soldaten noch schweigsamer werden lassen als zuvor. Zu gerne hätte Vaêl die Last übernommen, die anscheinend auf den Schultern des Südländers lastete, doch er wusste, dass er ihm hierbei nicht helfen konnte. Kâdir sollte seinen Weg selbst wählen.

Und auch wenn der Kleriker gehofft hatte, den Soldaten für Melvaunt und die Mondseeregion gewinnen zu können, so respektierte er dessen Entscheidung. Kâdir hatte ihnen mehr als wertvolle Dienste erwiesen und er bedauerte es, diesen Verbündeten ziehen zu sehen. Er würde die trockene Art des Soldaten vermissen.

An Kâdir gewandt:

"Eure Entscheidung schmerzt mich, Kâdir, doch wenn es euer Wunsch ist, werde ich euch ziehen lassen. Ich weiß, dass euer Mut und euer Bogen andernorts gebraucht werden. Wisst jedoch, dass ihr in mir jederzeit einen Verbündeten habt, wenn ihr denn einen brauchen sollte. Und passt auf euch auf, Kâdir."

Nach dieser Verabschiedung, wendet sich Vaêl noch kurz Liam zu.

"Auch euch gebührt mein Dank, Liam und ich verstehe eure Entscheidung. Ihr habt euren wert zehnfach bewiesen und ich würde mich jederzeit freuen, euch wieder in der Gruppe zu haben. Mein Angebot gilt selbstverständlich auch für euch und wenn ihr einen Unterschlupf sucht, kann ich euch Phlan ans Herz legen."

Thalorn

  • Beiträge: 302
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #3 am: 08.12.2012, 20:03:11 »
Verdutzt schaut der Zwerg in die Gesichter der Gefährten.

"Ihr wollt gehen, euch einfach aus dem Staub machen, obwohl ihr nun von der momentanen Situation um die Mondsee wisst? Wollt ihr euch der Verantwortung entziehen, die euch auferlegt wurde. Wir müssen verhindern, was der Dämon prophezeite. Es liegt in unserer Hand, wir sind wie es scheint die letzte Hoffnung. Stellt euer persönliches Glück hinten an, hier geht es um weit aus mehr!" 

Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #4 am: 11.12.2012, 11:45:01 »
Vaêl lächelt milde, als der Zwerg aufbraust und hebt beschwichtigend die Hände.

"Nein, Thalorn. Ich ehre euch für eure Worte, aber jeder wählt seinen Weg selbst. Sowohl Kâdir als auch Liam sind frei zu gehen, wohin sie wollen. Der Wille, Gutes zu tun, ist keine Bürde, die einem schwer auf den Schultern liegt, er ist eine befreiende Entscheidung. Lasst sie ziehen, Thalorn. Wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege erneut."

Thalorn

  • Beiträge: 302
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #5 am: 12.12.2012, 19:44:52 »
"Gewiss, jeder wählt seinen eigenen Weg, so frage ich wie sie sich für diesen entscheiden können. Sie haben die Wahl, sie erkennen den rechten Weg und wollen ihn nicht beschreiten. Dann soll es so sein. Flieht vor eurem Schicksal, rennt davon vor der Entscheidung und hofft, dass euch der Krieg nicht einholt! Doch überall herrscht der Konflikt zwischen Gut und Böse, selbst in euch und wenn ihr euch dessem nicht stellt, wird er euch zerreißen!"

Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #6 am: 13.12.2012, 11:27:52 »
Vaêl lächelt den beiden sich entfernenden Abenteurern zu und antwortet dann Thalorn.

"Dann geht ihr davon aus, dass der von uns beschrittene Weg, der einzige Weg ist? Wie kann er das, wenn sich Liam nicht frei in Melvaunt bewegen kann und Kâdir nicht an alle Schritte glaubt, die wir gemeinsam gehen? Sind beide deswegen verdammenswert? Weil sie nicht wir sind? Fliehen sie, wenn sie an einem anderen Ort kämpfen? Denn niemand hat gesagt, dass sie das nicht tun. In beiden lodert das Feuer der Hoffnung. Wir haben sie nicht verloren. Sie werden andere für sich gewinnen und dort kämpfen, wo wir nicht sind."
« Letzte Änderung: 14.12.2012, 11:39:37 von Vaêl »

Thalorn

  • Beiträge: 302
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #7 am: 13.12.2012, 20:16:07 »
"Der Weg des Guten ist der einzig wahre und rechte. So befolgt auch die Intention meines Handelns das Gute. Das heißt, ich bejahe eure Frage. Die Rettung der Mondsee durch das Aufhalten des Dämons ist der einzig wahre Weg. Deshalb sehe ich es als eine durch meinen Glauben selbstauferlegte Pflicht an, diese Bestie zu finden. Wir sind wissend über die momentane Situation und können handeln. Warum sollte man dann seiner Pflicht als vernünftiges Wesen nicht nachgehen und dem ganzen den Rücken kehren?
Eure Argumente sind nichtig! Wie kann Kâdir nicht an die Schritte glauben, die wir gehen? In dieser Entscheidung liegt kein Konflikt darüber vor, wessen Glaube unser Vorhaben als Gut oder Böse bestimmt. Das Gute ist klar zu erkennen, doch muss man sich selbst fragen, ob man dem folgen mag. So sind sie die Wankelmütigen, die sich ihrem Sein nicht bewusst sind und durch ihr Leben irren.
Doch soll es ihnen gewährt sein, obwohl sie sich unberechenbar zwischen zwei Fronten wie die Fahne im Wind drehen."

Jon Faust

  • Beiträge: 722
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #8 am: 13.12.2012, 20:32:15 »
Bolmur schenkt dem Geschwätz der Kleriker bereits keine Aufmerksamkeit mehr und läuft mit Kâdir und Liam noch ein kurzes Stück mit.

"Es war mir eine Ehre mit euch in die Schlacht zu ziehen und ich erkenne eure Tapferkeit an. Besonders ihr Kâdir, habt mich immer wieder aufs Neu mit eurem Umgang mit dem Bogen erstaunt. So hätte ich vor meiner Zeit mit euch nie gedacht, dass ein Pfeilschuss genauso tödlich sein kann wie ein Schwerthieb.

So werde ich euch gewiss in meinen Geschichten über die Abenteuer, die ich erlebt habe, erwähnen. Und vielleicht höre ich auch schon bald ein Lied von euch Liam, das unsere Heldentat beschreibt."


Mit einem Grinsen bleibt der Barbar stehen und schaut den beiden noch einen Moment lang hinterher bis er sich wieder zu den übrig gebliebenen Gefährten begibt.

Ultan

  • Moderator
  • Beiträge: 3920
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #9 am: 14.12.2012, 16:31:49 »
Liam winkt euch noch ein letztes Mal, dann ist der Zwerg zusammen mit dem Südländer hinter einer Reihe dürrer Baumgerippe verschwunden.

Mit wehmütigem Herzen wenden sich die verbliebenen Helden wieder in Richtung Melvaunts. Obwohl es erst früher Morgen ist, herrscht in der Stadt der Schwerter bereits reger Betrieb. Rauchsäulen aus den zahllosen Schmieden und Eisenschmelzen erheben sich über die Dächer, wo sie eine graue Wolke bilden, die sich wie ein Schleier über die Stadt legt.
Schon von weitem ist der Lärm zu hören denn auch bei klirrender Kälte ruht das Handwerk in dieser Stadt nicht.

Dennoch lässt der Frost auch die Bewohner der Mondsee nicht unberührt und unter den dicken Kleidungsschichten der Vorbeieilenden seht ihr missmutige, blasse Gesichter.
Als die Gefährten das Haupttor durchschreiten beginnt es zu schneien und bald tanz ein munteres Schneegestöber in der Winterluft.
Unsicher bleiben die Abenteurer hinter dem Stadttor stehen. Es galt diversen Personen Bericht zu erstatten, nun war die Frage in welcher Reihenfolge es am klügsten wäre die herrschenden Häuser über die Geschehnisse in der Thar zu informieren.

Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #10 am: 14.12.2012, 17:30:17 »
Vaêl dreht sich zu seinen Gefährten um.

"Ich werde Fürst Nanther kontaktieren und ihn bitten, dem Rat Bescheid zu geben. Vielleicht kann ich dort sprechen, für die Sicherheit Melvaunts. Bolmur, Sylvain, könnt ihr unsere Zimmer erneut für eine Nacht mieten? Wir brechen morgen nach Phlan auf. Erkundigt euch bitte auch, wo sich das Gasthaus des Glücklichen Affen befindet. Thalorn, ich kenne die zwergische Gemeinde dieser Stadt nicht, aber in Anbetracht der Langlebigkeit eures Volkes ist es nicht unwahrscheinlich, dass es noch Wissen über Nabthatoron gibt. Ich vertraue in eure Weisheit."

Dann dreht sich der Kleriker zu Jegor.

"Meister Petrov, ich danke euch für eure wertvolle Unterstützung. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Wir wissen nun, was die Thar heimsucht. Ihr seid frei zu gehen, wohin immer ihr wollt."
« Letzte Änderung: 15.12.2012, 00:19:20 von Vaêl »

Jegor Petrov

  • Beiträge: 315
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #11 am: 14.12.2012, 17:41:48 »
Der Magier wollte gerade einwenden, dass er sich zu Fürst Bruil aufmachen würde und hatte sich sogar schon eine schlagfertige Antwort auf eventuelle Einwände zurecht gelegt, als ihn Vaêl aus der Fassung brachte.

"Ich werde zu Fürst Brui ... Was? Nein!"

Sichtlich nervös tritt Jegor einen Schritt zurück und spricht aufgebracht zur ganzen Gruppe.

"Wir sind doch noch nicht fertig. Äh. Ich meine, ich bin noch nicht fertig mit euch. Wir dürfen uns noch nicht trennen!"

Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #12 am: 14.12.2012, 17:42:33 »
Vaêl lächelt bei Jegors Worten.

"Und warum nicht, Meister Petrov?"

Jegor Petrov

  • Beiträge: 315
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #13 am: 14.12.2012, 17:48:19 »
Jegor fuchtelt wütend mit den Armen.

"Weil wir unsere Aufgabe noch nicht beendet haben! Habt ihr dem Zwerg nicht zugehört?! Wir gehen den guten Weg! Gemeinsam! Also nicht den guten Weg. Den richtigen. Den, den wir eben schon angefangen haben. Und was man anfängt, muss man zu Ende bringen."

Das seine Antworten fahrig wirken, ärgert den Magier unermesslich und er wird dadurch nur umso wütender.

"Wie könnt ihr es eigentlich wagen, das in Frage zu stellen?! Mein Wissen und meine Erfahrung sind der Schlüssel für diese vertrackte Situation! Ich bleibe! Allein, um euch vor eurer eigenen Torheit zu retten! Und keine Widerworte! Ich bin der Berater von Fürst Bruil und verfüge über einige Macht in dieser Stadt! Ich befehle euch, mir zu erlauben, bei euch zu bleiben!"

Als der Klang der letzten Worte verhallt, ist Jegors Kopf tiefrot. Einerseits vor Wut, andererseits vor Scham, über den nicht gerade überzeugenden, letzten Befehl. Scharf keift er Vaêl an und verlässt dann die Szenerie, um sich zu Fürst Bruil aufzumachen.

"Und nennt mich gefälligst Jegor, Aasimar! Ich treffe euch morgen in eurem Gasthaus und wehe, ihr alle seid nicht da!"

Vaêl

  • Beiträge: 1739
    • Profil anzeigen
Kapitel IV - Entscheidungen
« Antwort #14 am: 14.12.2012, 17:51:44 »
Immer noch lächelnd schaut Vaêl dem roten Magier hinterher und wendet sich dann wieder der Gruppe zu.

"Dann treffen wir uns nachher im Gasthaus. Geht mit dem Mut Lathanders, dem Scharfsinn Selûnes und der Milde Sunes."

  • Drucken