Dumpf hallte Lexis Stimme in Nebins Kopf wieder "kommt raus! kommt raus!". Dem Halbling war schwindelig und doch stolperte er so schnell ihn seine kleinen Füße trugen aus der Kammer. Auch er fand sich nun mitten in dem Schwarm aus Stechern wieder, was ihm wortwörtlich so gar nicht schmeckte.
Lexi fluchte und wich vor den stechenden Biestern zurück, die immer noch etwas benommen torkelten. Mit einer schnellen Geste zog sie Nebin ein paar Schritt durch das Feywild und aus dem Schwarm heraus, um diesen sofort mit einer Donnerwoge zu beschallen. Die ganze wirbelnde Masse wurde zurück durch den Eingang geschleudert und viele der Flugwesen zerplatzten in der Luft.
"Ramar, Klingenwand jetzt!" rief sie dem Priester zu, bevor der Schwarm sich wieder sammeln konnte.
Darauf hatte Ramar nur gewartet. Ramar betete: "Herr Kord, sende Deine Klinge um diesem Gezücht ein Ende zu bereiten."
Vor den Gefährten erschien eine lange U-förmige Wand aus rasiermeeserscharfen, kreischenden Klingen, die umherwirbelten und dutzende von Stechmücken verteilten. Doch auch der Golem blieb nicht unverschont. Der verhasste Gegner wurde schwer zersägt und ein Arm begann bereits leicht arkane Funken zu versprühen und an der Hüfte floß ein Schwall schwarzen Blutes auf den Boden.
"Hah, das hat gesessen! Und jetzt pass mal auf!" Erneut betete Ramar an sein Herrn und eine Wolke aus roten Flammen umloderte den Kopf des Golems. immer wieder manifestierten sich Flammenlanze aus dem Rand der Wolke um in den Golem einzufahren. Und eine Flammenlanze drang durch ein vorher geschnittenes Loch tief in die Schädeldecke des Ungetüms ein, worauf Stichflammen aus zahlreichen Körperöffnungen entwich und kleine Explosionen den Leib erschütterten. Die Gefährten rümpften die Nasen ob des verbrannten Gestanks.
Doch die Klingen schienen noch einen weiteren Effekt auf den Golem zu haben. Ohne Rücksicht auf seinen eigenen Körper stürmte das riesige Konstrukt durch die Klingenbarriere. Wild schlug es um sich obwohl Nebin und Ramar die offensichtlich nicht vorhandene Verteidigung ausnutzten um empflindliche Treffer zu landen, setzte der Golem seinen Weg ohne Kompromisse fort. Seine gewaltige Faust schlug erst Ramar, dann Lexi und schließlich auf Nebin mitten auf den Kopf, was diese drei kurz das Bewusstsein verlieren ließ, bevor sie sich wieder berappelten. Dabei waren die Helden nicht untätig gewesen: Lexi beschwor in Windeseile ein magisches Schutzschild, das unter der Wucht des Schlags allerdings barst und Nebin musste alles Glück seines Volkes aufwenden, um überhaupt noch auf den Beinen zu stehen.
Der inzwischen wesentlich kleiner gewordene Schwarm Stirges floh ebenfalls aus den Klingen und setzte weiter Lexi, Nebin und Ramar zu.
Erneut war nur Leofe außer Reichweite und musste das grausame Schauspiel mitansehen.
Dafür konnte Leofe sofort reagieren und versenkte Pfeil um Pfeil in dem Ungetüm aus Fleisch und Knochen.
Da sie erkannt hatte dass ihre Pfeile den Koloss wenig beeindruckten zielte sie nun auf Sehnen und Gelenke. Ihr vorgehen schien von Erfolg gekrönt, der Golem bewegte sich deutlich steifer und ungeschickter.
"Verteilt Euch!" rief sie den anderen zu "Er darf euch nicht alle auf einem Haufen erwischen."
Nebin taumelte. Er hörte Leofe zwar, doch war es als ob er die Worte nicht verstand. Zu fokussiert war er auf den Golem vor ihm. Noch so einen Angriff würde er nicht überleben - das war klar.
So blieb also nur der direkte Gegenangriff. Noch einmal raffte der Halbling all seine Kräfte zusammen und stieß mit seinem Rapier in die Seite des Fleischgolems. Die scharfe Klinge durchtrennte wohl den kritischen Lebensfaden und die einzelnen Fleischstücke brachen haltlos auseinander.
Aus den Augenwinkeln sah Lexi den Golem fallen, oder besser gesagt zerfallen. Sie schnappte nach Luft, die der Schlag des Ungetüms gegen ihre Rippen ihr geraubt hatten. Ihre gebeutelten Knochen ächtzten und ihre ganze Seite fühlte sich an wie Feuer, als sie sich eine Stirge vom Bauch riss. Teilnahmslos registrierte sie wie dickes Blut aus der tiefen Wunde quoll. Ihr Tunnelblick registrierte noch den Schwarm der sich gerade wieder vor ihr sammelte. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung brachte sie eine weitere Donnerwoge zustande, die die letzten überlebenden Stirges zerplatzen ließ und den darunter stehenden Ramar mit einem Schwall frisch aufgesaugten Blutes überschüttete.
Anschließend sank die Eladrin zusammen und versuchte mit der Hand das blutende Loch an ihrem Bauch zuzuhalten. "Ramar, Heilung bitte!" stöhnte sie.