Dieser befand erneut das Rapier an seinem Gürtel, als geeignete Waffe und fuchtelte damit in der Richtung, wo er die Schemen eines Grells vermutete, herum. Es war fast selbstverständlich, dass dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt sein konnte. Nebin rieb sich die Augen, doch noch immer konnte er nur Umrisse erkennen.
Bei Ramar dreht sich noch immer alles und nur mühsam konnte er die göttlichen Kräfte kanalisieren. Doch er musste durchhalten. Blut quoll dem Priester aus Nase und Mund, doch Ramar versuchte sich weiterhin auf seinem Atem und sein pulsierendes Herz zu konzentrieren. Und mit einer enormen Willensanstrengung gelang es ihm die Benommenheut auszublenden.
Während Leofe einen weiteren Pfeil in den angeschlagenen Grell versenkte, rannte Lexi um die Säule herum um den beiden Grells in den Rücken zu fallen. Ihre Donnerwoge erwischte die fliegenden Scheusale kalt und schleuderte den kleineren in das Farbenspektal, das der Grellphilosoph hinterlassen hatte. Wie von ihr vermutet, hatte das Schauspiel offenbar auch nicht-optische Komponenten, die dem blinden Gehirn zu schaffen machten. Seine Bewegungen wirkten plötzlich viel unkoordinierter.
Browne warf noch schnell einen Dolch auf den verletzten kleineren Grell. Wenn wir den schnell erledigen, können wir das größere Hirn auch noch schaffen, dachte der Halbling. Die anderen sehen auch schon ganz schön mitgenommen aus.
Der große Grell brachte sich in eine für ihn bessere Position, und von dort versuchte er in die Gedanken von Lexi und Nebin einzudringen. Während der trainierte Eladrin-Geist dem Versuch mit Leichtigkeit widerstehen konnte, traf es erneut Nebin. Sein Verständnis für Freund und Feind wurde ausgelöscht. Um sich herum nahm er nur noch Gefahren war - wenn auch noch immer nur schemenhaft.
Nachdem Nebin die magischen Runen auf der Innenseite seiner Rüstung aktiviert hatte, fühlte er sich gleich deutlich besser und erholter. Jetzt müssen nur noch all die Bedrohungen eliminiert werden. Abermals griff er zu seinem Wurfhammer und schleuderte ihn ins Dunkel. Er konnte niemanden aufschreien hören, also hatte er wohl niemanden getroffen. Nun setzte die heilende Wirkung der Rüstung sich auch in seinem Geist fort: Er erinnerte sich wieder an seine Mitstreiter. Die Gehirne waren die Feinde!
Lexi feuerte schnell einen Kältestrahl auf den benommenen Grell, der inzwischen schon ziemlich mitgenommen aussah. Dann ging sie wieder hinter der Säule in Deckung.
"Leofe, schieß weiter auf den Kleinen, wenn er tot ist ziehen wir uns zurück!" rief sie der Mitstreiterin sicherheitshalber auf Elfisch zu, in der Hoffnung dass die Grells es nicht sprachen.
Leofe nickte zustimmend und feuerte wie ihr geheißen zwei wittere Pfeile auf den kleinen Grell bevor sie unauffällig einen Schritt auf die Treppe zu tat.
Browne wandte sich dem Philosopher zu, nachdem der andere Grell im Halbdunkel verschwunden war. Zielsicher warf Browne seinen Dolch zwischen die Tentakel.
Lexi taumelte benommen ein paar Schritte Richtung Leofe und der Treppe. Dann musste sie innehalten um sich zu sammeln.
"Vergesst den Grell! Wir müssen hier weg!", rief Leofe den anderen leicht panisch zu als sie sah wie der große Grell den Geist ihrer Kameraden marterte. "Wir werden in diesem erbärmlichen Loch sterben wenn wir jetzt nicht gehen!" fügte sie etwas leiser hinzu während sie im Laufen zwei weitere Pfeile auf den kleinen Grell abfeuerte.
Nebin tat wie ihm geheißen und schleuderte im laufen nochmal seinen Hammer in die Richtung, in der er den Grell vermutete. Ohne ein weiteres Geräusch landete die Waffe wieder am Boden und kurze Zeit später befand er sich wieder in Nebins Hand. Er hatte also nicht getroffen.
Seine Augen ließen ihn noch immer im Stich, doch er was sich sicher, dass er in der nähe der rettenden Treppe sein musste.
Leofes Ausruf entsprach ganz der Ansicht des Halblings, der sich sammelte und sich so schnelle wie möglich in Richtung Treppe aufmachte. Wenn ich die Treppe erreiche, sollte ich in Sicherheit sein. dachte Browne und schaute ängstlich und abwartend zu den Grells.
"Verdammt." Sie mussten fliehen! Ramar fluchte laut.
"Auf Nebin, schnell!"
Ramar rannte um den Treppenaufgang herum. Das Blut rannte ihm in Strömen herab. Sie mussten den Kampf aufgeben. Zwar sah der Grell auch sehr kaputt aus, aber Lexi, Browne und er selber waren blutüberströmt und hielten sich eher wankend auf den Beinen. Nur Leofe sah, wie immer, wie aus dem Ei gepellt aus.
Ramar hob sein Heiliges Symbol und roter Nebel stieg aus Lexi's Wunden. Zahlreiche Wunden heilten und rosa Haut schimmerte unter der durchlöcherten Kleidung hervor.
"Los - Leute durchalten!"
Auch den Grells war klar, dass sich die Helden offenbar im Rückzug befanden, also wollten sie ihnen das Vorhaben so schwer, wie möglich machen.
Nachdem die Angriffe der beiden Gehirne Auswirkungslos an Nebin und Browne sprichwörtlich abprallten, brachten sich die Grells in Nahkampfreichweite und so lauerten sie auf eine Gelegenheit...
"Ha! Verschwinde du Abschaum!" rief Lexi, wieder erstarkt durch Ramars Heilzauber und voller Kampfeslust. Die nachfolgende Donnerwoge traf den Grellphilosophen mit voller Wucht und warf ihn schwabbelnd zurück.
"Komm schnell, Browne!" rief sie dem neben ihr stehenden Halbling zu, und begann sich über die Treppe hinunter zurück zu ziehen.
Das liess sich Browne nicht zweimal sagen und spurtete auf die Treppe zu. "Ich bin schon da", rief er keuchend Lexi zu und stolperte flink die Stufen hinunter. "Schnell weg hier! Hoffentlich gelingt es Nebin zu fliehen!", sorgte sich der Halbling während er sich beiläufig etwas Blut, dass ihm von der Stirn in die Augen lief mit dem Handrücken wegwischte.
Leofe wollte dies jedochnicht dem Zufall überlassen und eilte mit ihren schnellen elfischen Beinen zu dem Halbling und packte ihn am Arm. "Hier lang!" erklärte sie Nebin gepresst und zog in die Richtung in der sie sich bewegen sollten ...
Und Nebin nahm die Beine in die Hände und rannte gemeinsam mit Leofe in Richtung der Treppe. Zu guter Letzt gab auch Ramar seine Position auf und die Flucht begann.
Die Helden rannten, sprangen und stolperten die Treppe hinab, bis sie schließlich völlig geschunden und außer Atem im Erdgeschoss des Turms ankamen. Den rettende Ausgang wähnten sie nahe, doch ließ der Anblick außerhalb des Turms sie sofort in ihren Bewegungen innehalten:
Vor den Toren schwebte ein weiteres großes Gehirn. Oder war es gar das selbe, das sie gerade bekämpft hatten? Wie hätte es so schnell nach unten kommen sollen?
Noch schien der Grell die Gruppe noch nicht bemerkt zu haben, die waren wohl außerhalb des Wahrnehmungsbereichs.