Auch weiterhin hielt sich Irana unbewegt und still im Hintergrund, während sie ihrer Gefährtin Meleanda das Reden überließ. Sie hatte ihre Hände ineinander gelegt und beobachtete das Geschehen.
Kuiper meinte, dass sich beide Aufgaben zugleich - die Suche nach dem Werbär und die Suche nach Jenneleth - nicht vereinen ließen.
Irana favorisierte die erste Aufgabe - deswegen waren sie in den Wald gekommen. Denn auch wenn sie die Umgebung des Waldes genoss, jeden zarten Windhauch auf ihrer Haut lächelnd wahrnahm, dem Gesang der Vögel und dem rascheln der Blätter im Wind genauso gespannt lauschten wie die Adligen in ihrer Heimat einer Oper hatte das gerade erklungene - zunächst bedrohliche- rascheln Irana wieder darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht zu lange in diesem unbekannten Gebiet verbleiben sollte. Besonders im Wald, wo das dichte Buschwerk Räuberbanden, unbekannte Bestien und Wolfsrudel verbarg, war Wachsamkeit das höchste Gebot. Und schon garnicht sollte man durch unbewegtheit herumstreunenden Bestien eine Gelegenheit für einen Angriff in den Rücken geben, denn auch wenn die Klerikerin eine metallische Rüstung - die sie beim nächsten Händler gegen eine Rüstung aus Fell oder Leder tauschen wollte - trug, konnten ein Glückstreffer oder ein gezielter Hieb auch das Leben von schwergerüsteten beenden - gleich ob Soldat oder Priester. Für einen kurzen Augenblick sah sie erneut, wie die Zon-Kuthon-Klerikerin ihre Glaubensschwester erschlug. Auch hier hatte es sich definitiv um einen "Glücks"treffer gehandelt, denn diese Glaubensschwester hatte sich selbst in einer Rüstung fast katzengleich bewegt und wusste dazu noch, mit ihrem Schild Angriffe abzuwehren. Doch der Prinz der Schmerzen hatte in diesem Moment seinen Blick auf seine Dienerinnen gerichtet, besonders auf jene Frau... Doch glücklicherweise hatte Zon-Kuthon diese Frau allerdings nicht vor Iranas Vergeltung bewahrt.
Wie Regen schienen diese teils düsteren, teils mutspendenden Gedanken auf Irana einzuprasseln, während Irana sich immer mehr von dieser Welt zu lösen schien, die Stimmen von Kuiper, Meleanda und der unbekannten Frau in die Ferne rückten - fast verstummten und die Gozreh-Priesterin in ihre eigenen Erinnerungen eintauchte.