„Niemand der davon berichten könnte.“ warf der alte Herun ein. Er und die anderen hatten sich durch die Klänge von Mystrals Harfe beruhigt, wirkten entspannter aber denn noch waren seine Worte scharf. Sie hatten den Unterton der Verzweiflung in sich. „Alle sind verschwunden und die Kinder, die zurückgekommen sind erzählen Unsinn.“ Harsch fuhr ihm Arna in die Worte. Er sollte die Kinder nicht dafür verantwortlich machen, dass sie nichts sagen konnten aus welchen die Dorfbewohner hätten Schlüsse ziehen können.
Die Kinder wussten also etwas und Mystral wendete sich ihnen zurecht zu. Die sechs Kinder, welche Arna gezeigt hatte, saßen alle samt nahe dem Ofen. Die beiden Mädchen, Isa und Franja, waren beide um die vier Sommer alt. Sie kauerten nebeneinander und Blickten Mystral mit großen Augen An. In ihrem Blick schwang die Sehnsucht nach ihren Eltern mit, ebenso die Angst alleine zu sein. Dicht neben den Beiden saß der älteste Junge, Oris mit seinen elf Sommern, seinen glatten langem blonden Haar und den kleinen spitzen Ohren die aus den Haaren hervorluckten. Er sah dürr für sein alter aus und hatte schlanke weiße Hände. Sein Blick war aber anders als der Blick der Mädchen und auch aller anderen Kinder. Er wirkte leer. Leer als sei nichts mehr in ihm, kein Gefühl und nichts anderes außer dass Leben selbst. Er blickte nicht einmal wirklich zu Mystral, als sie ihn und die anderen Kinder ansprach. Eindeutig für die kleine Bardin hatte sich der Junge verschlossen. Doch was hatte er erlebt, dass sein Geist auf diese drastische Maßnahme zurückgreifen musste. Sein halbelfischer Bruder hockte nicht unweit von ihm. Er, auch wenn Taris wohl erst sieben war, blickte Mystral mutig an. Der kleine würde wohl seinen Bruder und die anderen Kinder gegen alles verteidigen. Die beiden Jungs Sam und Baches lehnten am Ofen, wohl an einer Stelle die nicht zu heiß war. Beide sahen sich sehr ähnlich. Sie hatten schwarze Haare, wie die Mädchen, schmale Gesichter und eine noch jetzt bräunliche Haut. Sie blickten Mystral ähnlich wie Taris an, doch bei weitem nicht so angriffslustig.
Mystral musste etwas auf ihre Antwort warten. Die Kinder vertrauten ihr, vielleicht auch den anderen Erwachsenen offensichtlich nicht. Vielleicht hatte sie Herun oder einer der anderen Erwachsenen wegen der Geschichte, welche sie nun erzählen sollten, ausgeschimft oder anderes gemacht. Es war Taris der als erster auf Mystrals Fragen antwortete. „Auch wenn du klein bist, bist du eine Erwachsene und die sagen wir Lügen. Wir Lügen nicht! Der Wald hat getanzt.“ „Taris du kleiner Hosenscheißer lügst doch nur.“ viel dem Jungen einer der Erwachsenen aus der hinteren Ecke des Raumes ins Wort. Dieses Mal war es Herun der dem Mann, er hieß Wedik und war ein dicker, gut genährter Halbling, der einschritt. Der alte Mann stand vom Tisch auf und ging zu Wedik hinüber. Er baute sich vor dem Halbling auf und fragte ihn offen, ob man so mit Kindern, die gerade ihre Eltern verloren hatte, umgehen durfte. Der Halbling erwiederte nichts. Er ließ nur einen Luftschwall durch die Zähne zischen. Der kleine Taris funkelte derweil den Halbling weiter an. Dann sprach er weiter. „Sieht du, ihr Erwachsenen seit gleich. Aber wenn du es wissen willst, …“ er blickte zu den anderen beiden Jungs und nun begannen die drei zu erzählen: „Es war Abends. Unsere Mütter hatten ein Feuer gemacht während Papa auf aus Zweigen mit uns ein kleines Haus gebaut hat. Es hat riesig Spaß gemacht. Dann gab es zu essen und wir sollten schlafen gehen. Dafür hat uns die Mama von Taris und Oris etwas vorgesungen. Ein elfisches Lied und was für ein Schönes. Der Vater der beiden hatte es ihr beigebracht und immer wenn sie es sang fingen die Blätter an zu rascheln. Wir sangen alle zusammen und wie immer raschelten die Blätter. Dann wurde das rascheln lauter. Die Äste bewegten sich und die Bäume hatten auf einmal Gesichter. Alle Bäume und sie rissen ihre Wurzeln aus dem Boden und Tanzen um das Feuer. Papa und Mama waren aufgesprungen, ebenfalls die Mama von Oris und Taris. Sie hatten sich um uns gestellt. Dann funkelte im Schatten der Bäume Licht auf. Es tanzte mit den Bäumen um uns. Und dann, dann wurden wir schläfrig. Als wir erwachten war… waren unsere Eltern weg, es war dunkel und hatte angefangen zu regnen.“ Nachdem die drei mit der Geschichte geendet hatten, schienen sie auf ein Lachen von Mystral und ihren Leuten zu warten. Doch Hanna und die anderen lachten nicht. Sie hatten der Geschichte aufmerksam zugehört, überließen das Reden aber ihrer Herrin.
Arna nickte bedächtig. „Ja das haben sie uns erzählt. Aber es kann nicht sein. Das Lied von Magrit lässt die Blätter tanzen aber auch jedes Kind leicht einschlafen. Es ist eine gute Nacht Lied. Sie müssen geschlafen haben und dabei ist es passiert.“ ein leichte seuftzen ging von ihr auf. Sie meinte es ernst. Im Raum schien auch niemand zu sein der etwas vor Mystral verheimlichte. Jedenfalls sagten das ihre Gesichter. Sie glaubten der Geschichte der Kinder nicht und hatten einfach keine Erklärung für das Ganze.
„Die Soldaten waren Soldaten des Fürsten. Sie hatten die Wappenrocke unseren Herrn an. Nicht so gut wie der Eure aber das Wappen war noch deutlich zu erkennen.“ als Arna dies erwähnte, deutete sie auf den Wappenrock von Hanna und den beiden Wachen. „Sie haben hier nicht viel getan. Lebten hier im Wirtshaus von Wedik und tranken ziemlich viel. Ihr Anführer war ein grobschlächtiger Bursche mit einer langen Narbe über dem Auge. Als er und die anderen ankamen, meinte er sie suchten ein Räuberversteck. Denn die nahe Burg und der Konigsweg sollten immer mal wieder angegriffen werden. Dann eines Tages gingen sie. Sie haben das Versteck wohl gefunden und sind nicht noch einmal hier her gekommen.“