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Autor Thema: [IG] Part 1: Der letzte Wille  (Gelesen 94917 mal)

Beschreibung: Das Testament des Petros Lorrimor

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Samuel Pierce

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #615 am: 26.02.2014, 11:34:03 »
Samuel war den anderen schweigsam gefolgt. Er war gespannt, was geschehen würde, bei der Konfrontation mit Grimburrow, wenn man es denn eine Konfrontation nennen können würde.

Endlich angekommen sah Pierce erst nach einem Augenblick zu Grimburrow herauf, denn zuvor hatte er die Augen auf die tote Mücke gehaftet behalten. Als er nun im, mehr oder minder, hellen Tageslicht das Gesicht des Vaters erblickte, durchfuhr in ein kleiner Schock. Die Gänsehaut die sich in Sekunden über seinen Körper verteilt hatte, ebenso wie der kalte Schweiß der ihm aus allen Poren zu treten schien, verbesserten seine Lage nicht unbedingt. Nicht nur weil er aussah, als hätte man einer Kinderzeichnung eine Kartoffel auf den Hals gesetzt, oder einen geschrumpelten Kürbis, nein es war der gesamte Anblick, den Samuel gedanklich in seine Kindheit schleuderte.

Früher, als seine Mutter noch dazu in der Lage gewesen, hatte sie seinem Bruder und ihm stets vorgelesen. Aus einem schweren, in rotes Leder gebundenen, Buch. Eine Lederschnur in schwarz war darum geschlungen gewesen, um die Geschichten in dem Buch zu behalten. Manche davon machten Samuel Angst, darum hatte er einst seine Mutter gebeten, das Buch nach jedem Vorlesen zu verschließen oder einen Stein darauf zu legen, damit die Geschichten und noch schlimmer die Figuren daraus, nicht aus den Seiten schlüpften und ihn in seinem kindlichen Schlaf heimsuchten.
Natürlich machte sein Unterbewusstsein nicht Halt davor, die Fabeln nur allzu bunt und schreckhaft Nachts noch einmal aufleben zu lassen, aber wenn Samuel schweißgebadet davon aufgewacht war, hatte er zumindest ein gutes Gefühl gehabt, dass die Wesen sich nicht wirklich in seiner Kinderstube umherschlichen.
Die Blätter darin alle mit feiner, schwarzer Tinte beschrieben, die Anfangsbuchstaben einer jeden Geschichte hatten eine ganze Seite eingenommen und waren kunstvoll verziert gewesen. Zusätzlich dazu hatte seine Mutter Zeichnungen angefertigt um die Erzählungen lebendiger zu machen. Hatte sie mit ihren Söhnen Abends vorm Kamin gesessen und ihnen vorgelesen, während der Vater mit der Nase über Stammbäumen hing, hatte sie immer zu den Radierungen gegriffen und die wichtigsten Charaktere in die kleinen Hände der Kinder gereicht.
Seine liebste Geschichte war die der Fürstin Eleonor gewesen, die in einem großen schönen Schloss im Himmel lebte. Das Bild der Fürstin hatte Samuels Mutter so gemalt, dass es aussah, als blickte Eleonor einen stets an, egal wohin oder in welchem Winkel man das Blatt hielt.
Doch auch andere Gestalten hatte seine Mutter gezeichnet, im Kerzenlicht auf das dünner Papier gebannt um ihren Söhnen eine Freude zu machen.
Während sein Bruder sich stets vor dem schwarzen Tiger gefürchtet hatte – was er niemals zugegeben hatte, aber Samuel hatte es an seinen Augen sehen können – war für ihn selbst nichts furchterregender als der kleine, heimtückische Gnom, der sich mit einer List Zutritt zu dem Schloss von Eleonor verschafft hatte und die Fürstin viele Jahre versklavt hatte.

Als Samuel nun Grimburrow erblickte, hätte er schwören können, das Vorbild für die Zeichnung des Gnomes sei eben dieser gewesen.
Er bemerkte das, er seine Hand hielt, als hätte er ein Blatt Papier dazwischen und streckte seine Hand schnell aus, um das zu überspielen.
Doch sicherlich hatte es niemand bemerkt, denn die Stimme von Brann holte ihn ebenso schnell in die Gegenwart zurück, wie der Anblick des Vaters ihn in die Vergangenheit geschleudert hatte.

Er hörte dem Söldner zu, überrascht was dieser alles erzählte, fühlte sich aber nicht in der Lage etwas dazu beizutragen. Er wollte und konnte nicht mit Grimburrow sprechen, alleine bei dem Gedanken näher an den Kunden heranzutreten, wurde ihm speiübel.

Er nahm die Worte des Ehepaares Crane wie durch einen Nebel war. Ohne näher darüber nachzudenken, was Ichabod oder Dana sagten. Es war als sei er in einer Schockstarre gefangen. Nur mit Mühe konnte er sich zusammen reißen nicht auf der Stelle umzudrehen und so schnell wie möglich von hier weg zu kommen. Mochten die Mücken auch noch so erschreckend sein, dieser Anblick war für ihn persönlich kaum zu ertragen. Er spürte wie seine Mundpartie verkrampfte und schafft es nun endlich seinen Blick von dem Gegenüber zu lösen. Er suchte sich ein neues Ziel für seine Augen und warf so schließlich einen Blick auf Nefalen, der auch nicht sonderlich glücklich aussah.



Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #616 am: 26.02.2014, 13:21:54 »
Ichabod tat gut daran Dana einen "Alles ist gut - ich weiß, was ich da mache"-Blick und ein warmes Lächeln zu schenken, um seine Ehefrau zu beruhigen.
Doch zu mehr kommt der ehemalige Schüler des Meisterdetektiv Victor Saint-Demain nicht, denn er wartete ja schließlich auf eine Reaktion vom respektlosen Kirchenoberhaupt der Stadt auf ihr und vorallem sein Angebot.

Doch der aufmerksame Ermittler kam nicht daran herum zu bekommen, dass etwas mit Samuel nicht stimmte und bei Jadar im Argen lag.
Und so bot der Schurke mitdenkend und fürsorglich an:
"Vielleicht solltet Ihr uns einen Augenblick bitte alleine lassen und mit Herrn Pierce vot der Kirche etwas frische Luft schnappen?
Wir sind hier auch bald fertig, Herr Nefalen..."


Da war er wieder: Ichabod - der selbsternannte Meisterdetektiv und Herr jeder Situation.
Anders als Samuel, welcher kläglich scheiterte, aber dafür niemals von Ichabod verurteilt werden würde, denn irgendwie erkannte er sich selbst im Widersacher.

Doch nicht jetzt.

Mit wieder aufkeimenden Selbstbewusstsein ergriff der Adelige aus Aashügel die Hand von Dana und streichte mit dem Daumen über ihren Handrücken, während er den Kauz fokussierte mit neutralen Blick und Mimik.

Viktor Mortis

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #617 am: 26.02.2014, 15:13:39 »
Viktor hielt schritt mit Brann, dessen zielstrebige Schritte ihn direkt zum betenden Vater Grimburrow führten. Es war ungewöhnlich, dass Vater Grimburrow zu dieser Zeit des Tages betete, möglicherweise bat der alte Priester um Rat. Wenn man sich die aktuelle Situation in der sich Ravengro und der Friedhof befanden, verwunderte es den jungen Pharasmiten nicht wirklich und Viktor beantwortete Ichabods fragenden Blick mit einem Achselzucken.

Viktor war überrascht wie sehr Brann ins Detail ging, ohne von Vater Grimburrow darüber aufgeklärt zu werden. Hätte er , als Anhänger von Pharasma, so gehandelt hätte sich Viktor nicht gewundert wenn Ichabod oder Jadar ihn des Vertrauensbruches bezichtigt hätten. Aus diesem Grund war er sehr froh das Gespräch nicht begonnen zu haben.

Viktor zog nach Aufforderung das Buch hervor und reichte es Vater Grimburrow, dass dieser es ergreifen und selbst lesen könnte.

"Alles was die hier Anwesenden berichten sind wahr, Vater. Ich war selbst anwesend als diese Mücken uns angriffen und trage noch die Wunden dieses Kampfes am Körper. Ich bin ebenfalls Branns Meinung, dass wir jetzt handeln müssen! Ich denke all diese Ereignisse können kein Zufall mehr sein und wir können nicht unsere Augen davor verschließen in der Hoffnung, dass das Problem sich von alleine lösen wird.
Gebt uns die Chance zu beweisen, dass wir den Bewohnern von Ravengro helfen und Schaden von ihnen abwenden wollen!"


Viktor fühlte sich plötzlich müde und ausgelaugt. Ein Teil dieser Erschöpfung stammte sicher vom Blutverlust, welchen er durch die Mücken erlitten hatte, doch ein weiterer Teil stammte vom Gefühl endlose verbale Kämpfe zu führen, die anscheinend zu keinem Ergebnis führten...

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #618 am: 26.02.2014, 21:40:42 »
Langsam drehte sich Vater Grimburrow um. Das letzte Mal als sie ihn gesehen hatten, hatte er alt ausgehen, inzwischen sah er aus wie ein Vogelscheuche. Die Haut faltig, fast porös, dünn wie Papier. Augenringe bis fast zu den Mundwinkel. Die Nachtschicht auf dem Friedhof hatte ihm nicht gut getan. Sorgsam hörte er sich die Ansprache von Brann an.
Als dieser geendet hatte hielt der Priester nur die Hand aus und winkte leicht mit der Hand in seine Richtung. Als der Söldner ihm das Tagebuch reichte nahm er es in beide Hände. Wahrscheinlich besaß er einfach nicht mehr die Kraft es mit einer Hand zu halten. Vater Grimburrow legte den Folianten auf den Altar und griff nach einer Kerze. Sein Kopf kam dem Buch sehr nahe, seine Augen waren dabei konzentriert zusammengekniffen. Langsam glitt er mit seinem Zeigefinger an den Zeilen entlang, blätterte, las, blätterte, las...
Es schienen Ewigkeiten vergangen zu sein bevor Vater Grimburrow sich wieder aufrichtete und umdrehte. Kurz blickte er jeden der Trauergäste an. Das Tagebuch lag nach wie vor auf dem Altar.

"Es ändert einiges." kurz muss sich der Priester räuspern. Seine Stimme ließ für einen Moment nach, ein weiteres Zeichen des Alters: "Aber ihr könnt das Grab nicht betreten." Doch bevor Ichabod mit einer Tirade loslegen konnte für er bereits vor: "Aber ihr könnt es." hierbei schaute er Viktor direkt an.
"Schwerverbrecher wiederbelebt?" mit der Hand fuhr er sich immer wieder über das Kinn: "Warum sollte jemand Verbrecher wieder beleben? Und selbst wenn, wenn sie wirklich in der Lage sein sollten diese widerlichen Viecher zu beschwören, warum sind sie dann nicht hier? Es ist beunruhigend, wenn hier wirklich ein Geist sein Unwesen treibt und die Hawkramstatue mit Blut beschmiert. Aber was sollte der Flüsternde Pfad in Schreckensfels wollen?" fragte der alte Priester, wahrscheinlich waren es die gleichen Fragen, die allen auf dem Herzen lagen, auch wenn sie niemand zu beantworten vermochte.

Vater Grimburrow drehte sich um und schlug das Tagebuch zu. Langsam ging er auf Kendra zu während er das Buch an seine Brust drückte. "Ich denke das gehört dir."
Damit übergab er Kendra das Buch. Fast zärtlich drückte er ihre Hand als er das Buch übergab. So blieb er ersteinmal bei Kendra stehen und hielt einen Moment inne, während sie ein Danke flüsterte.

"Euer Wunsch zu helfen ehrt euch." er wendete sich Dana zu: "Doch kann ich euch keinen Zugang zu der Gruft gewähren. Wenn ihr Pharasma dienen wollt akzeptiert dies."

"Ihr mein Sohn, dürft alles was der Professor vielleicht in dem Grab versteckt hat mit euch nehmen."
Er machte ein paar Schritte in Richtung des Portals: "Pharasma behüte, dass ihr recht behaltet." langsam schüttelte er den Kopf. Ichabod ignorierte Vater Grimburrow vollständig, nicht einmal in seine Richtung blickte er.

"Der Zermatscher und der Mückenfänger..." murmelte der Pharasmapriester vor sich hin, wahrscheinlich war es eine Marotte von ihm ungeordnete Gedanken vor sich hin zu sprechen. Viele ältere Menschen taten es ihm gleich. Vielleicht sollte es ihnen beim Nachdenken helfen. "Ich erinnere mich nicht an die Namen, wieviele dieser Verbrecher soll es denn geben? Ich möchte mir nicht vorstellen was passieren wird, wenn mehrere von ihnen auftauchen." Gedankenverloren trat er mit seinem rechten Fuß immer wieder gegen die Korpus der toten Mücke, die mitten im Kirchengang lag

"Könnt ihr bitte dieses Vieh von hier entfernen?" fragte der Pharasmit niemand bestimmten. Er griff sich mit einer Hand an seinen Kragen und zog seine Robe etwas enger als würde er frösteln. "Ich habe zwar wenig Hoffnung, dass wir in der Krypta etwas finden, denn durchsucht wurde sie schon, aber wir sollten es noch tun solange noch Licht auf Pharasmas Acker scheint."
« Letzte Änderung: 26.02.2014, 23:30:26 von Bram Stoker »

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #619 am: 27.02.2014, 11:28:22 »
Hätte Ichabod mit dieser Antwort des alten Vaters gerechnet, hätte man ihm seine Frustration und seinen Zorn nicht angesehen.
Doch gänzlich nicht beachtet und schier übersehen sowie überhört zu werden bringt den Schurken aus der Fassung.
Denn dies ist eine maßlose Respektlosigkeit und macht diesen Würdenträger zur Witzfigur.

Der Ermittler löst seine Hand von der Hand von Dana, um beide Hände immer wieder zu Fäusten zu ballen.
Das Blut des stolzen Varisianers kocht wie Dämonenblut und seine Schläfen fangen an zu pochen.

Doch Ichabod konnte in sich halten und schaffte Viktor einen letzten Satz zu sagen, bevor er wutschnaubend ebenfalls aus der Kirche stürmte:
"Mein Vertrauen und meine Hoffnung liegt damit allein in Euren Händen die Ausrüstung zu finden, denn die Mitglieder dieser Kirche sind...sind...sind...", doch trotz dem mehrmaligen Luftholen beendete der Detektiv seine Beleidigung nicht, da er nicht seine ganzen Flüche, die ihm in den Sinn kamen, in ein Vergleich oder Wort zusammenfassen konnte.

Draußen an der frischen Luft angekommen musste er den Satz jedoch zwanghaft beenden und seinen Gefühlen Luft verschaffen:
"Reudiger und dümmer als eine Horde Orkkühe!", und raufte sich dabei die Haare vor Wut und Unzufriedenheit.

Brann Morton

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #620 am: 27.02.2014, 22:18:08 »
Mit Freude nahm Brann wahr, das er in dieser Angelegenheit nicht alleine gelassen wurde und stattdessen auf die Unterstützung der anderen Trauergäste zählen konnte. Seine Entscheidung, das ganze endlich in die Hand zu nehmen, war zwar egoistisch gewesen aber dank der Hilfe der anderen trotzdem erfolgreich. Endlich waren sie einen Schritt weitergekommen, auch wenn nur Viktor die Krypta betreten durfte. Zwar würde Brann gerne persönlich nach der Ausrüstung suchen aber jetzt zu protestieren wäre dumm gewesen und hätte Grimburrow seine Entscheidung vielleicht sogar noch einmal überdenken lassen. Ob es die Anstrengungen und die Risiken wert gewesen war, würde sich allerdings noch herausstellen müssen, denn laut Grimburrow wurde die Krypta schon untersucht und es konnte sein, das auch jetzt nichts gefunden werden würde. Anstatt sich aber zuviele Gedanken zu machen, trug der Söldner lieber die Mücke weg und legte sie vor die Kirche ab. Dann beantwortete er die Fragen des Vaters.

"Wir wissen nicht, was der Pfad in Schreckensfels will oder warum sie die Verbrecher wiederbeleben. Vielleicht wollen sie nur Chaos und Zerstörung verbreiten aber vielleicht geht es auch um etwas ganz anderes. Der Professor war der erste und einzige, der den Pfad in Schreckensfels entdeckt hat. Was auch immer dort vor sich geht, vielleicht ist die Belebung der Verbrecher nur eine Verteidigungsmaßnahme. Um zu verhindern das das Dorf von der Existenz des Pfades erfährt, müssen alle Beweise vernichtet werden. Dadurch das der Professor vor seinem Tod sichergestellt hat das wir davon erfahren, sind wir zur Gefahr geworden. Also hat der Pfad die Verbrecher auf uns angesetzt. So wie ich meine Rüstung und Waffe als Werkzeug nutze, so nutzt der Pfad die Geister der Verbrecher um sich zu schützen. Das ist meine Theorie."

Brann dachte einen Moment nach und antwortete dann auf die andere Frage des Vaters. Informationen über gefährliche Menschen hatte er sich aufgrund seines Berufes schon immer merken können. Es war wichtig immer zu wissen, mit wem man es in Zukunft zu tun haben könnte.

"Es gibt noch weitere Schwerverbrecher die der Pfad vielleicht schon wiederbelebt hat. Vance Seastressle oder auch "Der Kopfjäger" genannt, der seine Opfer zerhackte aber immer den Kopf unversehrt ließ. Sefick Corvin oder auch "Father Charlatan" genannt, der sich als Priester verschiedener Glaubensrichtungen ausgab um Leute zu betrügen und an ihr Geld heranzukommen. Dann war da noch der Mooswassermörder, der eigentlich Ispin Onyxcudgel hieß. Auf der Suche nach einem bestimmten Schädelfragment tötete er fast 20 Menschen."

Dem Söldner war unwohl dabei diese ganzen Namen und ihre Verbrechen auszusprechen. Ihm lief dabei ein Schauer den Rücken herunter und fast schon glaubte er bei der Nennung all der Verbrecher nur alles noch schlimmer zu machen. Schließlich fasste er sich aber wieder und sah Grimmburrow noch ein weiteres mal an.

"Wenn es erlaubt ist, würde ich gerne vor der Krypta warten."

Wenn er schon nicht dabei sein konnte, wollte er zumindest zur Stelle sein, falls es Probleme geben würde. Ein Ruf würde genügen und er wäre auf dem Weg um zu helfen.

Dana Gray

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« Antwort #621 am: 03.03.2014, 02:20:17 »
Dana war erleichtert, dass Vater Grimburrow nun endlich zu begriffen haben schien, dass die Gruppe um Kendra tatsächlich nur helfen wollte und nicht Quell des Übels hier in Ravengro war. Sie müssten wohl akzeptieren, dass nur Viktor die Krypta betreten dürfte, obwohl mehr Augen bekanntlich mehr sahen als nur zwei. Doch so wie es sich anhörte, wollte der alte Pharasmit Viktor begleiten.
„Ich wünsche Euch viel Erfolg“, sagte Dana und blickte dabei erst den jungen Priester und dann Brann an. Sie befürwortete es, dass Viktor nicht allein ging. Eigentlich gefiel es ihr nicht, dass Viktor sich ohne Schutz in die Krypta begeben würde.
„Achtet gut auf Euch. Denkt daran: Der Buchstabe war ein V und wir wissen nicht, ob nicht vielleicht Ihr damit gemeint seid. Aber niemand von uns ist wohl sicher, wenn unsere Befürchtung stimmt und alle fünf Schwerverbrecher wiedererweckt wurden.“

Damit ließ sie es jedoch gut sein, und ließ sich entschuldigen, um ihrem wutschäumenden Ehemann zu mit schnellen Schritten folgen. Die anderen würden auch ohne sie mit Vater Grimburrow zurechtkommen – und mit der Krypta, schließlich hatte der alte Priester deutlich gemacht, dass ihre Einmischung in diesem Fall nicht erwünscht war. Ichabod raufte sich vor Zorn und Frust seine Haare und brachte damit seine geliebte Frisur durcheinander, als Dana zu ihm stieß. Nur wenige Momente zuvor hatte ihr Mann sie beruhigt, denn, bei Pharasma, sie waren beide temperamentvoll und unter Umständen leicht reizbar, und obwohl Dana selbst angespannt war, wollte sie nun Ichabod etwas Trost spenden und ihm beistehen. Sie verstand seine wutschnaubende Reaktion vollkommen, denn sie wusste, wie er es hasste, ignoriert zu werden. Vater Grimburrow war offenbar nicht nur verschroben, sondern auch nachtragend – zumindest dem Detektiv gegenüber, der bisweilen eine offene, harsche Art an sich hatte.

Die Unsicherheiten, was ihre Beziehung und ihre Zukunft betraf, aktuell in den Hintergrund verbannend, folgte Dana einfach ihrem eigenen Wunsch nach Ichabods trostspendender Nähe und umarmte ihn, wobei sie das soeben Geschehene nicht weiter kommentierte, denn was sie zu sagen hätte, würde die Wogen wohl nicht glätten.
„Was gedenkst du nun zu tun?“, interessierte es Dana dennoch zu wissen, während sie sich an ihn schmiegte, denn sie überlegte selbst, was wohl das beste wäre: Zu Kendras Haus zurückzukehren, um sich auszuruhen und Kraft zu schöpfen, denn die Erschöpfung saß ihr nach wie vor in den Knochen, oder mit auf den Friedhof gehen, um dort zur Untätigkeit sowie zum Warten verdammt zu sein?
Aber vielleicht hatte Ichabod einen ganz anderen Plan.

Samuel Pierce

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« Antwort #622 am: 04.03.2014, 16:03:29 »
Natürlich. Ausgerechnet Ichabod bemerkte Samuels mentalen Aussetzer. Wie sollte es auch anders sein. Pierce straffte seine Arme und zog die Ärmel seiner Jacke zu Recht, die eigentlich perfekt gesessen hatten. Zwar hatte er vorgehabt etwas zu erwidern, schluckte seinen Ärger jedoch herunter nachdem er einen Blick auf Dana geworfen hatte - offenbar hatte sie es wenigstens nicht bemerkt – und somit den Blick von dem alten Zausel in Kutte abwand. Er hoffte den Anblick von Grimburrow nicht allzu oft ertragen zu müssen. Sein Kopf begann zu pochen, als er hörte was dieser zu sagen hatte. Wahrlich eine grandiose Entwicklung – Viktor würde also die Krypta betreten dürfen und sich alles unter den Nagel reißen können was nicht niet- und nagelfest war – während der Rest der Gruppe keinen Zutritt gewährt bekommen würde. Samuel rechnete nicht wirklich mit unschätzbaren wertvollen Gegenständen, aber man konnte nie wissen. Ein Seufzen entfuhr ihm.
Nur noch schlimmer wäre es gewesen, ausschließlich Crane hätte die Grabstätte betreten dürfen. Welch Gedanke! Wobei es ihm auch nicht Recht gewesen wäre Nefalen hätte diese betreten, wahrscheinlich hatte dieser irgendeinen Alchemistischen Wunderstoff und würde einfach alles in die Luft sprengen.
Nein, obschon die Gruppe die Krypta betreten durfte – zumindest ausgewählte Personen, verbesserte sich seine Laune nicht.
Als Crane schließlich ging und Dana ihm folgte, verfinsterte die Miene weiter.
“Ich werde Euch ebenfalls begleiten,“ brachte er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Den Anblick von Crane würde er nicht ertragen.
Da versuchte er lieber einen Blick darauf zu werfen was Viktor fand. Vielleicht würde sich doch noch eine Gelegenheit bieten, in die Gruft zu huschen.
“Kann es los gehen?“ fragte er ein wenig entspannter, darauf bedacht seine verkrampften Kiefer auseinanderzubekommen. Er zog fragend die Augenbrauen nach oben und sah dabei Viktor an. Er ersparte sich selbst den Kommentar, welche Paradoxon es war, dass ausgerechnet der Mann, der sich so dagegen ausgesprochen hatte, nun Zutritt bekam.
Schließlich schaffte er es jedoch dem Kuttenträger ein Lächeln zu schenken. Es schien als müsste er sich wahrlich mit allen gutstellen.

Jadar L. Nefalen

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« Antwort #623 am: 04.03.2014, 17:07:13 »
Jadar fühlte sich als hätte man ihm in den Magen getreten, so dass er Ichabod Cranes Angebot kaum mitbekam. Er hätte es sowieso abgelehnt, den der Alchemist wollte vor dem Diener des Pfades nicht unnötige schwäche Zeigen, wenn man von seinem Gesichtsausdruck erst einmal absah.
Der Mann aus Lepidstadt war ohnehin verwundert über das schnelle einlenken Vater Grimburrow, wodurch erste zweifeln in ihm keimten ob Vater Grimburrow tatsächlich dem Pfad angehörte oder einfach nur eine wirklich sture und unfähige Person war. Diese Zweifel wurden allerdings sofort zerstreut als er der Bedingung gewahr wurde welche Vater Grimburrow ihnen stellte.

Nun ergab das schnelle einlenken des Priesters einen Sinn, nun zeigte sich ein Bild vor Jadars Geistigem Auge das er auch verstand. Es war eine Falle, aus diesem Grund hatte der Diener des Pfades darauf bestanden, dass nur eine Person die Krypta betrat, sie war wahrscheinlich mit Fallen gespickt oder wimmelte nur so vor Untoten. Aus den Aufzeichnungen Professor Lorrimors wussten der Alchemist das die Krypta leer war, andernfalls hätte sein Freund und Mentor sicherlich erwähnt das sie beim betreten der Krypta mit Gefahr rechnen mussten. Doch nun erwartete der Alchemist nichts anderes als eine Todesfalle vorzufinden.

Jadar und Viktor hatten schon öfter Meinungsverschiedenheiten gehabt und es half nicht besonders das Viktor ihn des Öfteren bedroht hatte, allerdings bedeutete das nicht das der Alchemist einfach abwarten würde und nicht tat während der junge Priester dem Untergang geweiht war. Natürlich würde es nicht bringen wenn Jadar, seine Befürchtungen kund tat, er wusste ja wie sehr seine Meinung von Viktor geschätzt wurde, im Umkehrschluss bedeutete das jedoch das er den jungen Kleriker nicht aus den Augen lassen konnte, daher erwiderte er auf Samuel Pierce Worte:
"Auch ich werde mitkommen, jedenfalls bis vor die Tore der Krypta, hoffen wir das nicht unvorhergesehenes passiert."
Damit war für den Alchemisten alles gesagt, er würde später möglicherweise das Gespräch mit Brann Morton und Samuel Pierce suchen und sie von seinen Befürchtungen in Kenntnis setzen, auch wenn er wusste das es vollkommen zwecklos war.

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #624 am: 05.03.2014, 12:12:55 »
Ichabod war immer noch außer sich und schäumte vor Wut, als Dana sich ihm  als Erste draußen näherte, denn weder Samuel noch Jadar waren seinem gut gemeinten Rat gefolgt.
So war er es, welcher nun alleinig frische Luft brauchte.
Denn wie konnte der alte Priester nur so trotzig und ohne gesunden Menschenverstand sein, denn mehr Augen würden mehr entdecken können als die Augenpaare eines alten Knilches und seines jungen Nachahmer.
Für den zwar gläubigen und Pharasma fürchtigen Schurken waren die beiden Kleriker nur engstirnige Schildbürger.

Schlimmer noch: Hatten die Eltern des alten Kauzes je lebenden intelligenten Nachwuchs in ihrem Leben gehabt?

Ichabod bezweifelte dies.

Konnten diese fanatischsten Pharasmiten je erfahren, welch Lieder die Seele eines freien Geistes singen kann, statt sich immer nur an Gesetze, Regeln und Sitten zu halten?

Und gab es anderseits kein Gesetz für diese Pharasmiten niemals nachtragend zu sein und vorallem keine Hilfe gegen die Feinde der Kirche auszuschlagen?

Wirklich nur sehr schwer beruhigte sich der Ermittler unter der Berührungen seiner Frau und konnte nur seufzend seine Haare in Frieden lassen.
Die Umarmung erwidernd antwortete der Detektiv Dana:

"Wir haben zwei Möglichkeiten:
Entweder wir gehen zum Haus zurück, um zu warten und damit Du Dich ausruhen kannst, Liebste, oder wir führen die Ermittlungen in Sachen Statue weiter?"
, wobei Ichabod den Wunsch über eine Aussprache im Haus unausgesprochen ließ.
Denn viel zu viel Sorge, Bedenken und gar Furcht hatte der Adelige aus Aashügel diesbezüglich.

Dana Gray

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« Antwort #625 am: 05.03.2014, 20:09:54 »
Dana genoss die von Ichabod erwiderte Umarmung, viel zu sehr in einem eher unpassendem Ort wie diesen, aber immerhin hatte sie ihn durch ihre Zuwendung etwas beruhigt und auf andere Gedanken gebracht. So tröstlich und auf wunderbare Weise vertraut seine Nähe auch war, konnten sie hier vor dem Tempel nicht ewig derart beisammenstehen, doch zumindest für die Dauer ihrer Antwort schmiegte sie sich noch an ihn:
„Ich dachte, die Spuren seien nicht sonderlich hilfreich gewesen“, äußerte Dana in etwas zweifelndem Ton, denn die Ermittlungen in Sachen Statue weiterzuverfolgen, würde unter diesen Umständen wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im einem Heuhaufen sein.
„Wo würdest du anfangen wollen? Wir wissen doch nur anhand der Fußabdrücke, dass Täter wahrscheinlich männlich gewesen ist. Das trifft auf die Hälfte der Dorfbewohner zu, wenn es sich denn überhaupt um einen Dorfbewohner handelt. Möchtest du von Tür zu Tür gehen und alle fragen, ob sie etwas gesehen haben oder es sogar selbst gewesen waren? Erfolgsversprechend klingt das nicht, denn man traut uns nicht und außerdem ist niemand von uns hier Sheriff.“
Zudem würde Benjen Caeller vermutlich nicht begeistert sein, wenn Ichabod und sie versuchen würden, seine Arbeit zu machen, obwohl das der jungen Ärztin sehr egal gewesen wäre und das allein für sie kein Hindernis gewesen wäre.

Behutsam löste Dana sich von ihrem Mann und ergriff stattdessen seinen Arm, denn sie gedachte, an seiner Seite zu gehen.
„Es ist lieb, dass du dich um mich sorgst“, sagte sie mit einem Lächeln. „Nur zehrt wohl, zur Untätigkeit verdammt zu sein, mehr an mir als meine körperliche Erschöpfung. Leider bleibt uns aus meiner Sicht nicht viel anderes übrig als zu warten, und das ist im Haus sicherlich angenehmer als auf dem Friedhof. Lass uns also dorthin gehen.“
Ein Ort zum Ausruhen wäre der Totenacker sicherlich nicht. Es mangelte nicht nur an bequemen Sitz- oder Schlafgelegenheiten: Vermutlich würde sie dort nach dem letzten Besuch auch etwas wie Paranoia befallen und sie würde hinter jedem Grabstein Untote hervorschlurfen sehen. Darauf verzichtete sie gern.

Ichabod Crane

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« Antwort #626 am: 05.03.2014, 20:51:16 »
"Wir hätten den Anwohnern in der Nähe der Statue auf den Zahn fühlen können - ganz unschuldig und belanglos wirkend versteht sich.
Denn eine Statue mit Blut beschmieren...nein...dafür läuft man nicht quer und sehr verdächtig durch die Stadt..."
, entgegnete Ichabod laut seine Gedanken und Theorien zusammenfassend und ergriff entschlossen Dana's Hand, welche er dennoch zärtlich hielt.

Doch der Weg der beiden Schurken führte nicht zur Statue.
Nein, Ichabod gab teils aus Sorge teils weil es Dinge wohl endlich zu klären gab zwischen den Eheleuten seiner Frau Recht und führte beide zurück zum Anwesen des toten Professors.
Die Tür öffnend, wobei der Ermittler einen schnellen Blick hinein warf, hielt er der Ärztin die Tür auf:
"Nach Dir!
Möchtest Du eine Tasse Tee?"
, fragte er nervös und liebevoll zugleich sich räuspernd, um Dana ins Innere zu folgen.

Die Tür hinter sich schließend, sein Mantel abwerfend und seinen Gehstock zur Seite stellend, half der Detektiv seiner Exfrau aus ihrem Straßenüberwurf und nahm ihr außerdem ihren Regenschirm ab.
"Wollen wir uns an den Herd setzen?", wobei er vorsorglich neu Holz auflegte und Wasser aufsetzte.

Nachdenklich schaute er in die Flammen und seufzte:
"Gehe ich recht der Annahme, dass es nun zum fälligen Gespräch kommt?"

Die Stimme des sonst so selbstbewussten und selbstverliebten Adeligen zitterte.

Dana Gray

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« Antwort #627 am: 05.03.2014, 23:51:56 »
Ichabod hatte vermutlich Recht, was den Beschmierer der Statue betraf: einen weiten Weg zum Denkmal hatte er von seinem Heim wahrscheinlich nicht, dennoch wäre sich Dana unwohl dabei gewesen, den Dorfbewohnern auf den Zahn zu fühlen – schließlich konnte man nie wissen, wie diese darauf reagieren würden. Auch wussten sie nicht, ob wirklich der Geist eines irren Mörders hinter dieser Angelegenheit steckte oder eine gewöhnliche Person, die den Zermatscher absichtlich nachahmen wollte. Bei Befragungen wäre es wohl besser, Brann dabei zu haben, denn dessen Erscheinung allein war schon einschüchternd und er könnte im Notfall einschreiten und sie verteidigen.

Deshalb war Dana auch erleichtert, als Ichabod sie zurück zum Haus des Professors begleitete. Dieser Ort war vermutlich nicht sicherer als jeder andere in Ravengro, dennoch vermittelte er das Gefühl von Geborgenheit und die Aussicht auf Ruhe und einen Tee war wunderbar. Dana bejahte Ichabods Frage, ob sie eine Tasse wünsche, ließ sich von ihm aus ihrem Mantel helfen und überließ ihm auch den Regenschirm, um ihn anschließend nachdenklich dabei zu beobachten, wie er in der Küche Holz nachlegte und Wasser aufsetzte.

Dabei nahm sie am Herd Platz, wie Ichabod es vorgeschlagen hatte. Einen Moment lang herrschte eine ähnlich bedrückende Stille zwischen ihnen wie in der Kutsche während ihres Weges hierher geherrscht hatte. Nur war Dana nun nicht mehr wütend und eingeschnappt – nicht mehr so sehr. Tatsächlich wäre es wohl an der Zeit, dass sich das Ehepaar, das die letzten Monate voneinander getrennt verbracht hatte, aussprach, und nun bot sich eine Gelegenheit, dies hinter sich zu bringen. Dana war eigentlich nicht in Stimmung hierzu – allerdings: Wann wäre sie dies wohl überhaupt? Sie merkte, dass sie sich anspannte, als Ichabod das fällige Gespräch erwähnte.

„Wir müssen uns nicht unterhalten“, antwortete Dana dennoch in gelassenem Ton und, im Gegensatz zu ihrem Mann, mit keiner Unsicherheit in ihrer Stimme. Doch äußerte sich ihr Unbehagen darin, dass ihre Miene sich kaum regte und sie in gedämpfter Lautstärke sprach.
„Doch wird das, was geschehen ist, nicht ungeschehen, indem wir es totschweigen. Oder besser. Also bitte ich dich, auszusprechen, was du mir sagen möchtest.“
Sie verhielt sich bewusst in dieser Situation passiv und überließ Ichabod den Ball, denn sie war sehr interessiert an seiner Reaktion und Antwort. Würde Dana nun das zu hören bekommen, worauf sie quälend lange gewartet hatte? Die Trauer, der Groll und die Verzweiflung, die sie nach ihrer Trennung verspürt hatte, waren nun wieder sehr präsent und brodelten in ihrem Inneren.

Ichabod Crane

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« Antwort #628 am: 06.03.2014, 10:05:15 »
Ichabod's Gesicht erhärtete sich, denn auch wenn er selbst gerne redete - er wollte eigentlich Dana den Vortritt und das erste Worte lassen, obgleich ihm der Beginn des klärenden Gespräches schwer fiel.
"Ich denke, wie können uns ersparen über das Warum unserer Trennung erneut zu diskutieren und zu debattieren...", wobei er sich vom Herd erhob, jedoch nicht ohne kurz schmerzverzerrt zu schauen als seine Knie laut knacken unter dem neuen Gewicht seines Körpers und der neuen aufrechten Haltung.
"...denn wir sind beide keine einfachen und leichten Charaktere und es ist klar, dass es auch mal verbal knallt, und eine Schuldfrage ist deswegen von beiden Seiten gegeben.
Zumal dies alles auch ein Zeichen von Interesse und Liebe ist, denn man streitet sich nicht, wenn der andere einem egal ist."
, versuchte der Schurke einlenkend und ersteinmal positive Worte zu finden, jedoch ohne zu Dana zu blicken.
"Und das ich nicht der Typ Mann bin, welcher hinterher rennt oder klein bei gibt weißt Du selbst.
Ich habe es schließlich Dir schon an diesem schönen Abend im Erasthus vor zwei Jahren gesagt, als ich um Deine Hand angehalten habe.
Du erinnerst Dich bestimmt?"
- Ichabod blickte kurz milde und schwach lächelnd zu Dana, um anschließend wieder auf den Boden zu schauen und mit seinem rechten Stiefel und Fuß ein paar Krümmel vom Frühstück hin und her zu schieben.
"Dafür habe ich Dir damals aber auch versprochen, dass ich Dir dennoch immer ein guter Ehemann sein werde und Dir ewige Liebe geschworen und versprochen, wozu ich immernoch stehe!", während der selbernannte Meisterdetektiv in der Zwischenzeit zum Tisch hinüber gegangen ist (wobei der alte Holzboden kurz knarrste und klagte) und diesen kurz prüft, ob er wackelt oder doch mit allen vier Beinen fest auf dem Boden steht.
"Und selbst wenn ich Dir doch hinterher gekommen wäre, so glaube ich nicht, dass dies unsere Situation verbessert hätte...in den Gefilden Deiner Familie, welche mich sowieso nicht leiden kann..."

Ichabod wurde nachdenklich über seine eigenen Worte und seufzte schwer, wobei sein Blick kurz versuchte Dana's Blick zu kreuzen.
"Familie...", sein Blick wanderte in die Ferne, auch wenn es nach Außen nur gegen die nächste Zimmerwand ging.
"Hinzu kam das Ende und der Untergang meines Hauses.
Sicher, dies ist keine Ausrede dafür, dass ich nicht anders gehandelt und mich verhalten hätte, wenn sie noch am Leben wäre und wir dennoch in diese Situation der Trennung gekommen wären, aber dies hat die Gesamtsituation nicht verbessert.
Denn statt Dir vielleicht einen Brief zu schreiben, bin ich damit endgültig Cayden Cailean blindlings in die offene Arme belaufen bis kein Geld und kein Erbe mehr übrig war, um es einmal blumig auszudrücken."
, ein schwaches Schmunzeln spiegelte an den Mundwinkel des Ermittlers ab.
"Und ich wäre wahrscheinlich nicht mehr am Leben...gutmöglich als Untotenfutter in der Kanalisation von der stinkenden Stadt geendet oder gar auf dem Opferaltar eines verrückten Priester der alten Götter wie Cthulhu, wenn Desna mir nicht gelächelt hätte.
Denn Aashügel ist noch immer in deren Hand und in der Hand des Regens.
Aber ich komme vom Thema weg, selbst wenn meine sonnenlose Heimat mein Herz wiederspiegelt in dieser Zeit.
Denn ich habe keine Festlichkeit, keine Dummheit und keine Taverne ausgelassen in dieser Zeit...auf der Suche nach Zerstreuung und der Suche nach Schmerz, welche ich in dieser Leere suchte, weshalb ich sogar die ein oder andere Schlägerei suchte und meist auf dem Boden wieder aufwachte.
Aber ich möchte gar nicht näher auf meine ganzen Verfehlungen eingehen, denn es waren zu viele - selbst wenn ich einige im Suff bereits vergessen habe - und ich möchte Dein Herz nicht schwer machen, kein Mitleid erzeugen und auch keinen Zorn, zumal dies nichts an unserer Situation ändert - außer das ich wohl besser nie zurück in meine Geburtsstadt kehren sollte..."
, Ichabod begann als Übersprungshandlung kurz sich durch die Haare zu streichen, welche in diesem Moment sowieso an keine brauchbare Frisur grenzten.
"Nunja, es kam anders, denn dann kam die Benachrichtigung über den Tod von Professor Lorrimor, was mich immerhin dazu brachte mich aufzuraffen, um Kondolenz seiner Tochter gegenüber zu zeigen und ihm die letzte Ehre zu geben.
Mit Dir selbst habe ich in diesem Moment wahrlich nicht gerechnet, wenn auch dennoch vielleicht etwas gehofft Dich ein letztes Mal zu sehen.
Ein letztes Mal, denn ich hätte mich zu gegebener Zeit entschuldigt für meinen Teil der Verfehlungen, den Ehering zurück gegeben und Dich aufgegeben, selbst wenn ich Dich über alles liebe, Dana.
Denn Du bist nicht zu mir zurück gekehrt, Dana...und wie sagt man so schon im Varisischen:
Was Du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es Dir - für immer. Wenn nicht, gehörte es sowieso nie Dir..."
, auch wenn seine Stimme ruhig klang, war sein Blick traurig und klagend zugleich.
"War ich Dir noch nicht einmal einen Brief wert? Wärst Du je zurück gekehrt?", wobei der Adelige sein Blick wieder abwendete.
"Doch ich verzeihe Dir dies alles, denn ich kann nicht anders.
Denn auch wenn ich eigentlich meine sieben Sachen packen und die Nationen der Inneren Seen erkunden wollte, so weiß ich nun, dass ich nur weggelaufen wäre - weggelaufen vor meinen Gefühlen Dir gegenüber, welche mich auch dazu bringen Dich um Verzeihung und eine zweite Chance zu bitten, wie auch ich Dir eine zweite Chance geben werde, solltest Du darum bitten beziehungsweise überhaupt mich zurück wollen?
Denn noch ist nicht viel passiert, was wir nicht noch rückgängig machen könnten, solltest Du auf die Trennung weiterhin bestehen...und ich denke, dass der alte Kauz von Priester sicherlich die Möglichkeit findet Deinen Treueschwur mirbezüglich zu lösen - bei den Differenzen, welcher er mit mir hat..."

Erst jetzt setzte sich Ichabod, wenn auch aufgewühlt und etwas neben sich, zu Dana an ihren Platz.
« Letzte Änderung: 06.03.2014, 10:21:30 von Ichabod Crane »

Samuel Pierce

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #629 am: 06.03.2014, 10:45:56 »
Froh darüber frische Luft auf seinem Gesicht zu spüren, atmete Samuel einige Male tief und ruhig ein, als er ins Freie trat.
Die beiden Cranes waren verschwunden und die Gedanken die Pierce sich selbst dazu machte, waren mehr als unerfreulich. Aber daran war er gewohnt, selten waren es schöne Gedanken die sein Bewusstsein durchwanderten. Er ersparte es sich zu seufzen und warf einen Blick in den Himmel, der ihm eben so  trist erschien, wie alles andere im Augenblick.
Er fragte sich nicht zum ersten Mal, warum ausgerechnet er nie etwas Glück abbekam, sondern ständig und fortwährend Pech seinen Weg markierte.
Doch all sein innerliches Gejammer brachte ihm momentan auch nicht weiter und blickte resigniert in die Ferne - ob es wohl irgendwo in diesem gottverdammten Land einen Ort gab, an dem er sich gerade noch weniger zu sein wünschte? Abgesehen von dem elterlichen Wohnsitz verstand sich.
So wie es aussah, blieb ihm nichts anderes übrig, als aus seiner Situation das Beste zu machen. Er konnte es für sich selbst nicht greifbar machen, was ihn hier hielt, aber er schaffte es einfach nicht seine sieben Sachen zu packen und sich davon zu machen.
Er war sich zwar recht sicher, den Friedhof zu finden, aber würde einem der anderen Männer den Vortritt lassen.
“Möchte jemand voran gehen? Da ich die Krypta bisher nicht Augenschein nehmen konnte, wäre es nett den Weg gezeigt zu bekommen.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an und deutete mit der Hand in die Weite.

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