Etwas irritiert war Dana schon, als Ichabod plötzlich von ihr abließ und aus dem Bett sprang, doch dann hörte sie das seltsame Geräusch auch, dass ihn wohl aufgeschreckt hatte. So schnell, wie er davonflitzte, war sie nicht auf den Beinen, doch sie blieb nicht im Bett, sondern stand ebenfalls auf. Dabei fühlte sie sich etwas ungelenk und spürte die Auswirkungen ihres Blutverlustes und der sograde vergangenen, nicht unanstrengenden körperlichen Aktivität, wovon aber Ichabod zum Glück nichts mitbekam, denn das würde ihn nur dazu bringen, sich Sorgen zu machen, und sie vielleicht schonen zu wollen. Noch ehe das Gefühl verflogen war, schnappte Dana sich eine dünne Decke, in die sie sich wickelte, um ihre Blöße zu verdecken, um ebenfalls nach dem Rechten zu sehen. Ihr Degen war wohl außer Reichweite, aber ihr Gürtel, an dem sie einen Dolch mit sich zu tragen pflegte – nicht nur als Waffe, sondern auch als vielseitiges Werkzeug bei Bedarf –, müsste irgendwo in der Nähe herumliegen. Irgendwo… das war das Problem.
Dana verschwendete keine Zeit, danach zu suchen, sondern folgte Ichabod mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht. Vielleicht war auch ein bisschen Sorge dabei. Jedoch war sie um einiges eleganter unterwegs als ihr Mann, denn trotzdem sie nicht langsam war, umging und überschritt sie die herumliegenden Kleidungsstücke geschickt, ohne dabei aus ihrem Laufrhythmus zu kommen oder sogar zu stolpern. Sie schloss zu Ichabod auf, als er sich mit erhobenem Gehstock sowie schleichend der Quelle des Lärms näherte, und blieb erst einmal hinter ihrem Mann und Beschützer. Als sie aber merkte, dass er sich nach einem ersten Blick in Küche insoweit entspannte, dass eine drohende Gefahr wohl ausschließen konnte, lugte sie an ihm vorbei und erkannte, was ihr Liebesspiel so abrupt unterbrochen hatte: Der Topf mit dem Teewasser stand noch immer auf dem Herd – oder eher: der Topf, in dem Ichabod das Teewasser gekocht hatte, denn inzwischen war es verdampft – und klagte lautstark über die Hitze, der er ausgesetzt war. Dana zögerte nicht lange, sondern schritt barfuß, und ebenso zerzaust wie er es war, an ihrem Mann vorbei und ließ die Decke auf den Küchenboden gleiten, wodurch sie nun wieder vollkommen entblößt war, doch es würde sie nur behindern, wenn sie den Stoff nebenbei festhalten müsste.
„Öffne das Fenster“, wies Dana Ichabod an und griff selbst entschlossen nach dem Schürhaken, womit sie den glühenden Topf am Henkel befördern könnte, ohne ihn anfassen zu müssen (was eine äußerst dumme Idee gewesen wäre), und setzte ihr Vorhaben sogleich in die Tat um. Denn bevor der Topf platzte und das Haus ansteckte oder jemand allgemein dadurch verletzt wurde, wollte sie das Ding schnell durch das Fenster aus dem Haus schaffen, wo es abkühlen konnte, ohne dass dabei etwas anderes oder jemand zu Schaden kam. Zu gebrauchen wäre der verformte Topf dann ohnehin nicht mehr für seinen erdachten Zweck. Als dies erledigt war und während Dana auch den Schürhaken wieder loswurde, fing sie an, leise und amüsiert zu lachen.
„Ich wusste, du hast viele Talente, aber dass du selbst Wasser anbrennen lassen kannst…“, neckte sie ihn mit einem provozierenden Blick und Schmunzeln, und las schon erste Kleidungsstücke – seine und ihre – und auch die Decke, die sie aber nun in den Armen behielt, wieder auf, bevor sie zu ihm zurückzukehrte.
„Kommst du wieder mit ins Bett, mein hübscher Held, oder sollen wir hier nackt auf die anderen warten?“, wollte sie wissen und versuchte ihn zu küssen, wobei sie liebend gern dort weitermachen würde, wo sie aufgehört hatten. Vielleicht wäre es auch besser, sich wieder zu richten und anzuziehen, noch ehe die anderen sie wirklich bei ihrem Treiben erwischten, aber selbst das wäre Dana wohl egal, weil sie das Beisammensein mit Ichabod viel zu sehr genoss. Dennoch würde sie wohl weitere Kleidung auf ihrem Weg zu ihrem Liebesnest einsammeln wollen, sofern ihr Mann ihr Gelegenheit dazu ließ, damit sie nicht am Ende im Beisein der Rest der Trauergäste und Kendra danach suchen müssten.