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Autor Thema: [IG] Part 1: Der letzte Wille  (Gelesen 88713 mal)

Beschreibung: Das Testament des Petros Lorrimor

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Viktor Mortis

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #210 am: 05.08.2013, 18:10:05 »
Auf dem Weg zum Tempel war Viktor stumm den anderen gefolgt. Er war nach dem Streitgespräch mit Ichabod und der Rüge die er Jadar verpasst hatte nicht wirklich in der Stimmung mit den anderen zu reden.

Also Kendra den Tempel seiner Herrin betrat und anfing zu beten, kniete sich Viktor stumm neben die trauernde junge Frau und presste im stummen Gebet sein heiliges Symbol an seine Stirn. Viktor kannte einige der rituellen Gesänge, wie sie oft in den Hallen von Pharasma gesungen wurden, auch bei Anlässen der Trauer. Doch es der Moment erschien ihm nicht passend ein Klagelied anzustimmen in dieser bedrückenden Situation. Allerdings wunderte es Viktor ein wenig, dass niemand im Tempel zu finden war. Der Tempel in welchem Viktor ausgebildet worden war, hatte zumindest immer mindestens einen Novizen in der Kirche, solange diese am Tag der Öffentlichkeit zugänglich war.

Die Art wie viele Tempel von Pharasma erbaut wurden, hatten auf Viktor immer eine beruhigende Wirkung gehabt doch das niemand im Moment anwesend war, ließ den jungen Priester ein wenig die Stirn runzeln. Viktor begleitete Kendra stumm in ihrer Suche bis sie an jenem schmalen Pfad angelangt waren, an dessen Ende Vater Grimburrow den Dorfkindern wohl gerade eine Geschichte erzählte.

"Wir sollten warten, bis Vater Grimburrow seine Geschichte fertig erzählt hat. Viele Dorfbewohner sehen uns schon in einem schlechten Licht, wir sollten es jetzt nicht noch mit schlimmer machen indem wir Kinder erschrecken. Wartet hier einen Moment, ich gehe zum ihm und winke euch heran sobald ich sichergestellt habe, dass niemand vor uns Angst bekommt."

Nach diesen Worten näherte sich Viktor Vater Grimburrow und den Kindern mit einem freundlichen Lächeln. Einige Schritte von der Gruppe entfernt setzte sich Viktor in Hörreichweite zur Gruppe hin und wartete stumm bis der Vater entweder sein Ankommen kommentierte oder ihn zum sprechen aufforderte. Es wäre einfach unhöflich gewesen die Erzählung zu unterbrechen oder Vater Grimburrow ins Wort zu fallen.

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #211 am: 06.08.2013, 09:07:46 »
Nicht einmal einen Wimpernschlag später, fiel Ichabod sein Spazierstock schon aus der Hand und damit auf den matschigen Friedhofsboden.
Wie in einem Pesh-Rausch nahm der Schurke seine Außenwelt nicht mehr wahr und seine Wunde von der Zombieklaue schmerzte ihn aufgrund seines Adrenalinpegels nicht, als er schon vor Dana auf die Kniee stürzte und wie eine Furie begann fluchend und jammernd zugleich in ihrem Hab und Gut zu wühlen.
Nicht, um seine Exfrau zu bestehlen, sondern um ihre Heilertasche zu suchen, welche Dana als falsche Ärztin immer mit sich führte.

Mit zittrigen Händen versucht der Varisianer die Blutungen mit diesem Verbandszeug zu stoppen, auch wenn sein Wissen über Heilkunde ihm eigentlich nur beim Audflösen von Todesursachen half und er dieses Wissen nur durch die Forschung an toten Menschen und Tiere erlernt hatte, doch sein Wissen reichte zumindest dieses Mal, um Dana vor dem Verbluten zu retten[1].
Zumindest überleben würde Dana wohl, auch wenn sie sofort wach werden würde und damit nicht sehen konnte, wie Ichabod in Sorge mehrere Tränen um sie vergoss.

Dennoch war der Adelige erleichtert, wenn auch nicht zufrieden, denn diese Begegnung und Auseinandersetzung war unnötig gewesen.
Zumal er ein Problem hatte:
Die verletzte Nochehefrau weg zu tragen - zur Pharasmakirche - vermochte der schwächliche Schurke nicht, weshalb er ratlos sich umschaute, ob Hilfe in der Nähe zu finden war[2].
Er würde zur Not nach Hilfe rufen, auch wenn er nicht daran glaubte Hilfe zu entdecken, sondern eher noch mehr Gefahr.

Sein Ziel - die Krypta - rückte jedenfalls immer mehr in die Ferne, während er führsorglich Dana Stirn streichelte.
 1. First Aid geschafft - Dana, bitte trage Dir stabilisiert ein + ein Benutzung Deiner Heilertasche weniger
 2. Take 20 auf Wahrnehmung 25
« Letzte Änderung: 06.08.2013, 11:06:28 von Sensemann »

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #212 am: 07.08.2013, 19:23:33 »
Die Augen des Priester verengten sich als er versuchte zu erkennen, wer sich näherte. Er zwinkerte, da er gegen die inzwischen tief stehende Sonne guckte. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge: "Geht und helft euren Müttern." Entließ er die Kinder und verscheuchte sie mit einer liebevollen Handbewegung.

"Nun Bruder, was führt euch zu mir?" fragte er mit ruhiger Stimme. Er schaute kurz an Viktor vorbei und versuchte wohl seine Begleiter zu erkennen: "Wo ist euer arroganter Freund, der der Meinung ist er kann jeden belehren?" fragte er weiter, wobei er eine gewisse Genugtuung nicht unterdrücken konnte, dass Ichabod nicht zu sehen war.



Ichabod kniete derweil auf dem kalten Boden neben seiner Exfrau. Rein äußerlich konnte er keine blutenden Wunden erkennen, den Göttern sei Dank atmete sie inzwischen auch wieder regelmäßiger. Während er sich um blickte merkte er, dass seine Knie anfingen zu schmerzen. Auch die Stelle an der er von dem Untoten getroffen wurde schmerzte. Sein Adrenalin ließ nach.

Verzweifelt blickte er sich um, doch er sah nur Friedhof um sich herum, keine Menschenseele, nur zwei erschlagene Zombies. Der Rückweg würde fünf Minuten dauern, wenn er Dana zurücklassen würde, aber wer wusste was hier noch rumlief. Wenn er sie unter die Arme packend schleifen würde, würde er knapp eine halbe Stunde brauchen.
« Letzte Änderung: 07.08.2013, 19:23:52 von Bram Stoker »

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #213 am: 08.08.2013, 09:30:06 »
Sichtlich verwundert und fluchend - nicht allein wegen seinen schmerzenden Knieen, welche in seinem jungen Alter eigentlich noch nicht schmerzen sollten, denn schwerer körperlicher Arbeit mussten sie ja nie nachgehen - denn die Optionen waren in seinen Augen keine guten Optionen, wägte der Schurke namens Ichabod Crane sich das Kinn reibend ab.

Dana hier im 'Feindesland', selbst wenn es für den Hin- und Rückweg nur zehn Minuten wären, wobei Ichabod außerdem ersteinmal brauchbare Hilfe finden oder Viktor sowie den Rest von Kendra's Begleitung suchen müsste, zurücklassen war für ihn keine Option - Dana mitzunehmen (mit der Gefahr sie damit zu destabilisieren und am Ende doch ganz zu verlieren) ebenfalls nicht, zumal der Ermittler wusste, dass seine Stärken in seinem Geist und Geschick, jedoch nicht in profaner Muskelkraft lagen.

Deswegen brauchte der selbsternannte Meisterdetektiv einen Alternativplan.
Nach diesem Alternativplan suchend, wobei Ichabod sich an seinen Lehrmeister Viktor Saint-Demain erinnerte - den Meisterdetekiv aus seiner Heimatstadt Aashügel, wo es mehr stank als regnete (und es regnete eigentlich immer) - und was er in dieser Situation machen würde, fielen dem adeligen Varisianer zwei Optionen ein: Auf sich aufmerksam machen oder sich verstecken.

Aufsich aufmerksammachen war im zweiten Überlegen jedoch keine Option, denn Ichabod hatte weder die Möglichkeit noch die Werkzeuge, um ein großes Feuer oder Feuerwerk zu machen, zumal dies an dem heiligen Ort des Todesgöttin, selbst wenn sich hier Untote aufhielten, reine Blasphemie für den traditionellen Varisianer wären, und außerdem damit auch der Feind auf seinen Fehlschlag seines Anschlages aufmerksam gemacht werden würde.

Stattdessen hoffte Ichabod, dass der junge Pharasmapriester Viktor spätestens nach zwei weiteren Stunden beziehungsweise wenn die Sonne untergeht sich wundern würde, wo Dana und er stecken würden und wahrscheinlich sie als Erstes hier suchend würde.
Und selbst wenn nicht, würde spätestens am nächsten Morgen wahrscheinlich einer der Pharasmiten, der Friedhofsgärtner oder der Totengräber sich blicken lassen.

Warum also bis dahin nicht verstecken - zumal man daraus auch einen Nutzen ziehen und gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte?

Immernoch besorgt, jedoch etwas selbstsicherer und entspannter wieder, schaute sich Ichabod nach der Krypta um, in welcher das Hab und Gut des toten Professor's untergebracht sein sollte[1].

Zur Not würde der junge Ermittler wenigstens sich bemühen die kurze Strecke dorthin seine Exfrau zu tragen.
 1. Once again Take 20 auf Perception

Brann Morton

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #214 am: 08.08.2013, 18:42:40 »
Wie eine lebendige Statue - ohne auch nur ein Wort zu sagen oder eine Regung zu zeigen -  folgte Brann dem Priester auf die Felder, blieb aber in einigem Abstand stehen. Er nickte Viktor zu und wartete, bis die Kinder um Vater Grimburrow das Weite suchten und die Gruppe so alleine mit ihm sprechen konnte. Dann ging auch er auf die beiden zu, um zu hören, was der Vater zu sagen hatte. Sein Blick streifte währenddessen die Arbeiter auf dem Feld und die spielenden Kinder, die überall herumtobten. Es wäre wirklich schade, wenn dieser Idylle irgendetwas passieren würde. Es würde das ganze noch schlimmer machen, wenn etwas passieren würde, nur weil einige Personen in dem Dorf ihre Augen vor der Wahrheit verschlossen.

Als der alte Priester das Wort ergriff, antwortete Brann ihm - auch wenn er Viktor das Reden überlassen wollte - mit einem kurzen "Ein Glück weit weg!" Vater Grimburrow war dem Söldner jetzt schon sympathisch, auch wenn er in der Taverne nur schlechtes über ihn gehört hatte. Das er Ichabod nicht mochte, brachte ihm direkt ein paar Pluspunkte ein. Auch wenn sich Brann nicht vorstellen konnte, wie überhaupt jemand den Detektiv leiden konnte. Er verdrängte das Thema und wartete ab, das Viktor das Gespräch wieder aufnahm. Im Moment war er nicht wirklich in der Stimmung, mit dem Priester ein langes Gespräch zu führen.

Bram Stoker

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #215 am: 08.08.2013, 20:51:28 »
Schnell ging Ichabod das Gespräch im Kopf erneut durch in dem seine Exfrau die Krypta erwähnt hatte. Weit entfernt war sie nicht. Die Krypta dürfte die gerade zu sein. Ca. 20 Meter den Weg hinunter. Im Kopf versuchte er abzuwägen ob Dana transportiert werden konnte. Leider hatte er im Gegensatz zu seiner Frau kaum medizinischen Kentnisse, er war sich aber relativ sicher, dass er sie bewegen konnte.

Mit einem halben Augen beobachtete er immer die zwei Zombies, doch sie schienen entgültig tot zu sein.
« Letzte Änderung: 09.08.2013, 09:23:17 von Bram Stoker »

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #216 am: 09.08.2013, 09:17:28 »
Seine sehr dürftigen Kenntnisse in Sachen Heilkunst und Medizin reichten scheinbar aus, um nicht nur Todesursachen post mortem noch festzustellen, sondern auch im jetzigen Zeitpunkt abzuschätzen, dass Dana zumindest den kleinen Transport bis zur Krypta überleben würde.
Und so trägt Ichabod mit aller Kraft und mit Vorsicht[1] seine bewusstlose Exfrau in einem einfachen Tragegriff (welchen Ichabod von Pestärzten in Aashügel kannte) in diese Richtung, jedoch nicht ohne vorher ihre Waffe sowie seinen Gehstock sicher am Gürtel zu verstauen.
Ihr Geruch, wenn auch vermischt mit frischen Blut, betäubte seine Sinne dabei kurz und ließ alte Gefühle hochkommen, doch die Traglast ihres Körpers ließ ihn diesen Rausch auch schon schnell wieder vergessen.
Schwer schnaufend, verschwitzt und völlig erschöpft versuchte der Ermittler die nächsten Minuten die Krypta zu erreichen und seine Exfrau davor abzulegen, wobei er sich dort angekommen ersteinmal gründlich und mit erstaunlicher Seelenruhe vor dieser und vorallem dessen Eingangsportal anschauen würde[2], denn höchstwahrscheinlich würde der Professor den Eingang mit einer Falle oder zumindest mit einem Schloss gesichert haben.
Außerdem würde der Detektiv nach Spuren suchen, ob die Pharasmiten wirklich schon hier gewesen wären.
 1. Heilkunde Take 10: 12
 2. Take 20 auf Wahrnehmung: 25

Viktor Mortis

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #217 am: 10.08.2013, 09:16:03 »
"Er ist mit Lady Gray unterwegs um mehr Informationen zu sammeln, welche den Tod des Professors betreffen." Viktor hatte nicht vor Vater Grimburrow zu belügen oder ihm Informationen vorzuenthalten, wenn er nicht einem Glaubensbruder trauen konnte, wem dann?
"Ich denke, dass er ein guter Mensch ist und ehrenwerte Ziele im Leben hat, doch steht ihm sein Stolz teilweise etwas im Weg.
Ich bin mir sicher, dass alles was er getan hat seiner Meinung nach das Richtige ist. Doch ich bin nicht hier um mit euch über Ichabod Crane's Verhalten zu reden oder für ihn seine Schlachten zu schlagen.
Meine Begleiter und ich,"
Viktor winkte den Rest der Gruppe zu sich um ihnen verständlich zu machen, dass es in Ordnung war sich zu nähern, "wir würden euch gerne noch einmal unsere große Sorge ausdrücken über das, was der Professor uns als Nachricht hinterlassen hat. Wir sind alle überzeugt, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht und dass sein Tod kein Unfall war. Die Details die wir in den Büchern von Professor Lorrimor gelesen haben, beunruhigen uns alle sehr und wir fürchten um die Sicherheit von Kendra und allen anderen Bewohnern von Ravengro. Wenn ihr euch selbst überzeugen wollt, werde ich euch, mit der Zustimmung von Kendra, die Bücher zeigen, die uns alle mit Entsetzen gefüllt haben."

Viktor wollte nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und den Pfarrer erneut auf sein Versprechen festnageln, dass er früher am Tag bereits gegeben hatte.
Wenn sie den alten Priester zu sehr hetzen würde, würde dieser sich vielleicht sogar mehr Zeit lassen mit der Suche nach der vom Professor erwähnten Ausrüstung, nur um ihnen eine kleinere Lektion zu erteilen. Eine Möglichkeit wäre es auch gewesen, dass Grimburrow auf die erneute Erwähnung des Versprechens unwirsch reagieren würde und von seinem Versprechen komplett zurücktreten würde. Viktor hatte die Hoffnung, dass Kendra ihn einfach umstimmen könnte, er kannte sie am längsten und sie war das einzige Kind des Professors. Auch wenn es vielleicht emotionale Erpressung war und sich Viktor ein wenig dafür schämte, so sah er keinen anderen Weg nicht gegen die Schwüre seiner Kirch zu verstoßen und vielleicht ein Grab zu entweihen.

Jadar L. Nefalen

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #218 am: 10.08.2013, 11:51:04 »
Auf Viktors unausgesprochene Forderung antwortend, trat auch Jadar näher heran. Wobei er die Rede des jungen Priesters zur Verteidigung Cranes nur teilweise mitbekam, er verstand nicht wie der Detektive es mit seinem Verhalten geschafft hatte solch einen positiven Eindruck bei Viktor zu hinterlassen, was natürlich vollkommen irrelevant war, denn das war nicht das eigentliche Problem.

Das eigentliche Problem, war das was Viktor von sich gab. Der Alchemist traute seinen Ohren kaum, denn was er da hörte, ließ ihn sichtlich erbleichen. Wollte Viktor tatsächlich dem alten Priester Zugriff auf die Bücher des Professors geben?  Wusste er was dies bedeutet, was es für Auswirkungen haben könnte, nicht nur für sie, sonder insbesondere für Kendra?
Bestenfalls würde der Priester sämtliche Bücher verbrennen und schlimmstenfalls würden sie mit brennen.
Falls die Sache rauskäme, würde es das Andenken des Professors vollkommen zerstören, zumal es, in den Augen der Dorfbewohner, ohne jeden Zweifel erwiesen wäre, dass er ein Nekromant, Ketzer und Kultist war. Und da Kendra die Tochter ist, würde sie sich in diesem Dorf nicht mehr blicken lassen können, ihr ruhiges Leben wäre Vergangenheit.
Das konnte Viktor nicht wollen, wiederholte der Alchemist einem Mantra gleich in seinem Geiste.
Er hatte ihn sicher falsch verstanden oder der junge Priester hatte sich nur missverständlich ausgedrückt, sicherlich meinte er nur das Tagebuch. In Augenblicken wie diesen, wusste der Alchemist Crane doch zu schätzen, so unausstehlich dieser auch sein mochte war er nicht auf den Kopf gefallen und er wünschte sich Miss Grey herbei, die sicherlich Wege wusste um solche Situationen, dank ihrer Redekunst, zu vermeiden.

Und so versuchte Jadar L. Nefalen diese unglückliche Situation abzuwenden.
"Viktor seid ihr sicher, das ihr Vater Grimburrow eine solche last aufbürden wollt? Ihr wisst ebenso wie ich, dass diese Tagebuch Informationen enthält die gefährlich sind für jene die darin lesen."

"Entschuldigt Vater Grimburrow, ich habe mich nicht vorgestellt, mein Name ist Jadar L. Nefalen und ich war einst ein Schüler des Professors."
Er deutete eine Verbeugung in Richtung des alten Priesters an und spricht leisen mit ruhiger Stimme weiter.
"Mir ist bewusst, dass wir mit beunruhigenden und zugegebenermaßen verwirrenden Informationen und Anliegen zu euch kommen. Doch die Informationen im Tagebuch sind in der Tat beängstigend, der Professor glaubte die Handschrift eines Kultes in den Aktivitäten um Harrowstone erkannt zu haben. Wir haben bis jetzt keine eindeutigen Beweise gesichtet die diese Aussage bestätigen oder wiederlegen. Eines können wir jedoch mit Sicherheit sagen, der Tod des Professors war nicht natürlich und ob es sich nun um Kultisten handelt oder Banditen und Halsabschneider die sich in Harrowstone verschanzt haben, es ist etwas dem wir nachgehen müssen. Natürlich brauchen wir Beweise, weitere Spuren um die Täter aufzuspüren und dingfest zu machen.
Ohne diese wären unsere Aktivitäten, so gut sie auch gemeint sein mögen nur Rache und keine Gerechtigkeit."


Er hasste es, reden war nicht seine Stärke, er war sicherlich mindestens zehn Mal über seine eigene Zunge gestolpert, hatte sich vollkommen blamiert und alle anwesenden Beleidigt, Crane machte dies alles wenigsten absichtlich im Gegensatz zu Jadar.

Bram Stoker

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« Antwort #219 am: 11.08.2013, 13:26:01 »
Angestrengt lauschte Vater Grimburrow dem Gesagten: "Ob das Buch für meine Augen bestimmt ist oder nicht solltet ihr wohl erst unter euch ausmachen." antwortete er nachdem Jadar gesprochen hatte. Er hatte die Reaktion des Alchemisten richtig eingeordnet und die Abneigung ihn in diesem Buch lesen zu lassen erkannt.

"Wenn ein Bruder im Glauben mir von einer Gefahr berichtet werde ich diese Warnung ernst nehmen." Mühsam ob seines Alters erhob sich der alten Mann, ein leichtes Ächzen entfuhr seiner Kehle als er sich aufrichtete. Eine Hand legte er an den Rücken, der scheinbar vom langen sitzen auf der Erde schmerzte, während er sich mit der anderen den Dreck von der Kutte schlug. "Ich hoffe euer Freund findet was er braucht."

Vater Grimburrow schüttelte den Kopf, dem einem oder anderem fiel auf, dass er braucht anstelle von suchte benutzt hatte. Ob dies Absicht oder nur ein Zufall war blieb offen. "Aber ich denke ihr seid nicht gekommen um über das Benehmen von Herrn Kraihn zu sprechen. Und da ihr sicherlich auch nicht eure Hilfe bei der Ernte anbietet wollt, könnt ihr nur hier sein um nach der von euch besagten Krypta zu fragen."

"Nachdem ihr gegangen seid habe ich Peter losgeschickt um die Krypta zu untersuchen. Eure Vermutung waren zu ungeheuerlich, alsdass es eine Verzögerung zugelassen hätte. Ich selbst bin nicht mehr so gut zu Fuß, sodass ich diesen Auftrag an jüngere Beine delegiert habe." Ein mitleidiger Blick erschien auf seinem Gesicht. Selbst für einen Priester der Herrin der Gräber schien es nicht immer leicht zu sein sich mit dem Alter abzufinden.

"Er hat die gesamte Krypta durchsucht, aber außer Staub und Spinnennetzen nichts gefunden, was nicht dort hin gehört hätte. Ich verstehe nicht, warum Petros in seinem Aufzeichnungen etwas erwähnen sollte was nicht existiert. Aber so war mir die Herrin helfe, es scheint nichts dort zu sein. Und immer noch hoffe ich, dass ihr euch irrt. Ich vermag mir nicht vorzustellen was es bedeuten würde, wenn ihr mit euren Vermutungen recht hättet."

Lange schaute er zu Kendra, die etwas abseits stand. "Wie macht sie sich?" fragte der Priester leise.

Im Hintergrund der Szenerie war das regelmäßige Zischen der Sensen zu hören, die durch das Korn fuhren und das Rascheln, wenn die Frauen die Halme zu bündeln zusammenbanden. Durchbrochen wurden diese Regelmäßigkeit durch das Schreien und Lachen der Kinder, die inzwischen zwischen ihren Eltern herumtolten, wobei die Älteren unter ihnen, teilweise tatkräftig, ihre Eltern oder Nachbarn unterstützten.[1]



Ächzend lehnte Ichabod an der Wand der Krypta, nachdem er Dana vorsichtig an ebendiese gelehnt hatte. Er wusste nicht mehr wann er sich das letzte Mal körperlich so angestrengt hatte und der regelmäßige Genuss von zu viel Alkohol hatte seiner körperlichen Verfassung auch nicht gerade geholfen.

So brauchte der Detektiv aus Aashügel einige Momente um wieder zu Atem zu kommen bevor er den Eingangsbereich der Krypta unter Augenschein nehmen konnte. Unter den Schleifspuren durch die Füße seiner Ehefrau konnte er ziemlich frische Fußabdrücke erkennen. Anscheinend war vor nicht allzu langer Zeit jemand in der Krypta gewesen, denn die Spuren führten sowohl in diese alsauch wieder hinaus.

Wann genau sie entstanden waren konnte Ichabod nicht genau sagen, doch sicherlich nach dem letzten Regen in der Nacht. Vielleicht hatte Vater Grimburrow sein Wort gehalten. Danach machte er sich daran die Tür zu untersuchen.[2] Die Krypta selbst war schon zerfallen, sie schien aus der frühestens Zeit nach der Gründung von Ravengro zu stammen.

Versperrt wurde der Weg von einer zweiflügligen Holztür. Doch auch nach einer ausführlichen Untersuchung konnte der Meisterdetektiv keine Falle oder ähnliches entdecken, die Tür schien wirklich einfach nur verschlossen zu sein. Immer wieder hatte Ichabod einen Blick über seine Schulter geworfen. Der Friedhof schien ihm plötzlich als gruseliger und bewiesenermaßen auf gefährlicher Ort. Doch seine Umgebung schien ruhig, nur hier und da rauschte der Wind in den Wipfeln der wenigen Bäume um ihn herum.
 1. 
 2. Bild als Anhang

Brann Morton

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« Antwort #220 am: 11.08.2013, 22:50:07 »
Froh darüber, das sich Viktor mit seinem alten Glaubensburder unterhielt und diese Aufgabe damit nicht ihm selbst zufiel, setzte sich Brann auf einen großen Stein und stellte sein Schild neben sich auf den Boden, um ein bisschen zu verschnaufen und dem Gesprächsverlauf zu folgen. Doch so sehr er sich auch darauf gefreut hatte, das er das Gespräch mit seiner schlechten Laune nicht führen musste, wünschte er sich, das er es trotzdem getan hätte. Brann würde Vater Grimburrow höchstens das Tagebuch zeigen, um ihn davon zu überzeugen, das sie nicht lügten aber niemals würde er ihm anbieten auch nur einen kurzen Blick auf eines der anderen Bücher zu werfen. Doch bevor sich der Leibwächter und Söldner zu Wort melden konnte, war es Jadar, der die Initiative ergriff. Brann war froh und positiv überrascht, das der alte Pharasmapriester anscheinend doch kein so schlechter Mensch war, wie es die anderen erzählt hatten. Denn anstatt weiter auf die Bücher einzugehen, ließ Grimburrow es dabei belassen und das Thema fallen. Anscheinend hatte er gemerkt, das dies ein schweres Thema war, bei dem sich die Gruppe noch nicht ganz einig war.

Doch das Gespräch nahm einen üblen Verlauf, als der alte Priester davon berichtete, das nichts in der Krypta zu finden sei. Brann kam es genauso komisch vor und er konnte sich wirklich nicht vorstellen, warum der Professor in so einer wichtigen Angelegenheit gelogen haben sollte. Brann war sich sicher, das der Professor die Wahrheit geschrieben hatte und das ließ leider auf einige ganz üble Dinge schließen. Entweder hatte Grimburrow gelogen und niemanden losgeschickt oder Peter gehörte dem Kult an und hatte absichtlich so getan, als habe er nichts gefunden. Es wäre auch möglich, das der Pfad von der Ausrüstung wusste und diese vorsichtshalber beseitigt hatte, bevor Peter in die Krypta gegangen war. Alle diese Möglichkeiten gefielen dem Söldner nicht, das ganze entwickelte sich ganz und garnicht so, wie er es sich gedacht und erhofft hatte. War die Verderbnis des Kultes bereits so weit fortgeschritten?

Er seufzte laut und blickte auf das Feld hinaus, hypnotisiert von dem eintönigem Schwingen der Sensen, den Geräuschen die sie verursachten und den spielenden Kindern. Für einen Moment war er in die Vergangenheit zurückversetzt, als er selbst noch ein Kind gewesen und mit seinem Vater auf den Feldern gespielt hatte. Das war vor dem Angriff der Dämonen gewesen, die seinen Vater getötet und das Leben des jungen Brann auf ewig verändert und geprägt hatten. An diesem Tag hatte er geschworen sein Leben dem Schutz von Personen zu widmen, die ihm wichtig waren. Niemals wieder würde er hilflos dabei zusehen müssen, wie völlig grundlos Leben genommen wurden. Mit leerem Blick starrte er auf das Feld und erlebte diesen schicksalhaften Tag noch einmal - völlig ungewollt. Die Frage Grimburrows, wurde von Brann erst verarbeitet, als er sich kurz schüttelte und die Vergangenheit damit vertrieb.

"Sie kommt ganz nach ihrem Vater. Sie ist stark und wird es überstehen."

Es war das einzige was er sagte, bevor er wieder aufstand, seine Rüstung zurechtrückte, seinen Schild in die Hand nahm sich dazu bereit machte, diesen seltsamen Tag bald zu Ende zu bringen.

Ichabod Crane

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« Antwort #221 am: 12.08.2013, 01:06:34 »
Ohne zu wissen, ob die Spuren, welche er entdeckt hatte, von Pharasmiten oder doch von den Mördern des Professors stammten, holte Ichabod einen Dietrich aus seinem Diebeswerkzeug, welches er immer in seinem Mantel bereit hielt.
Würde sein erster Versuch das Schloss zu öffnen[1] nicht reichen, würde er sich mehr Zeit dafür nehmen[2].
Anschließend schaute der Ermittler sich ein weiteres Mal gründlich um[3] und würde daraufhin die Tür öffnen, um mit Dana im erneuten Tragegriff den Weg ins Innere zu suchen.

In einer Krypta notgedrungen zu nächtigen beziehungsweise auf einem unheimlichen Friedhof ist zwar auf der Liste des Schurkens nur knapp unter einer Irrenanstalt, auf dem Schlachtfeld zwischen Orks und Kelliden und einem Gefängnis voller Schwerverbrecher (welche Ichabod selbst überführt hätte) einzuordnen, aber zur Not frisst der Teufel eben Fliegen.
Obgleich sich daraus Möglichkeiten ergaben, um nicht wieder die Fliegen mit einer Klappe zu erwähnen.

Solange nicht Ichabod zur Fliege werden würde.

Bei allen guten Göttern - der recht eigensinnige Varisianer hoffte, dass er nicht selbst zur Fliege wurde.
Denn dies konnte gut der Fall sein, sollten in der Krypta irgendein 'Spinnenzeugs' auf den arachnophobischen Adeligen aus Aashügel warten.
 1. gewürfelt 15
 2. Take 20 und damit 28
 3. Take 10 auf Wahrnehmung
« Letzte Änderung: 13.08.2013, 01:13:13 von Sensemann »

Viktor Mortis

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #222 am: 13.08.2013, 11:20:44 »
Dass der Novize von Vater Grimburrow nichts in der Krypta gefunden hatte war enttäuschend und erschreckend zugleich. Viktor war die Verwirrung deutlich anzusehen.

"Warum sollte der Professor gelogen haben? Und ich bezweifle, dass er sich kurze Zeit vor seinem Tod bei so etwas wichtigem geirrt hat. Das bedeutet, dass uns jemand zuvor gekommen ist... aber wer? Und woher wusste die Person von den versteckten Werkzeugen? "

Viktors Miene wurde sehr ernst: "Wenn Peter nichts gefunden hat... aber die Aussage des Professors keine Unwahrheit war, haben wir vielleicht ein größeres Problem als wir bis jetzt befürchetet haben. Ein Teil von mir wünscht sich aber immer noch, dass er sich vielleicht geirrt haben könnte. Nur schrumpft diese Wunschvorstellung mit jeder Stunde die wir den Tod des Professors untersuchen."

Viktors Blick wanderte kurz zu Kendra und schenkte ihr ein schwaches Lächeln: "Brann hat Recht, sie ist stark. Doch der Tod ihres Vaters hat sie schwer getroffen. Ich will nicht so weit gehen und behaupten, dass sie unsere Unterstützung braucht, aber ihr Vater hat uns in seinem Testament in die Pflicht genommen sie zu beschützen."

Viktor unterbrach seine kurze Rede um sich respektvoll vor dem älteren Pharasmiten zu verbeugen: "Ich danke euch, dass ihr die momentane Situation ernst nehmt. Auch wenn Ichabod Crane nicht davon überzeugt ist, dass ihr das Alles ernst nehmt, ich bin davon überzeugt." Viktor wandte sich nun an Brann, welcher gerade aufgestanden war: "Ich denke wir sollten nun Dana und Ichabod suchen und ihnen davon berichten, was Peter gefunden... oder eher nicht gefunden hat."

Mit diesen Worten nickte Viktor, Vater Grimburrow ein letztes mal zu und wandte sich ab um mit Kendra und den anderen ihre nächsten Schritte zu besprechen.


Jadar L. Nefalen

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« Antwort #223 am: 13.08.2013, 13:54:26 »
Jadar entnahm der Nachricht des Vaters Grimburrow zwei Informationen.
Zum einen nahm der alte Priester ihre Warnungen doch ernster, als einige von Jadars Begleitern angedeutet hatten.
Zum anderen hatte man in der Krypta nichts gefunden, was den Alchemisten doch überraschte.

Diese Erkenntnis ließ Jadar innehalten, den es gab mehrere alternativen die zu diesem Ergebnis hätten führen können, mit entsprechen vielen Verdächtigen.

Zum einen war da Vaters Grimburrow selbst, ein Priester seines Alters hätte sicherlich Interesse an Unsterblichkeit, desweiteren wäre er einflussreich genug, weiterführende Machenschaften der Kultisten zu decken, zu guter Letzt konnte er frei auf den Friedhof zugreifen ohne verdächtig zu wirken.

Dann wäre da natürlich auch noch, der Novize Peter, er besitzt ebenso wie Vaters Grimburrow freien Zugang zum Friedhof, doch im Gegensatz zum Priester ist er nicht vom alter gebeugt, seine Beweggründe könnten viel profaner sein, junge Männer sind oft ehrgeizig und ambitioniert und träumen vom schnellen Aufstieg.
Desweiteren hat er behauptet nichts gefunden zu haben, was ihn an sich schon verdächtigt macht. Der Professor hatte keinen Anlass dazu in seinem eigenen Tagebuch zu Lügen, Peter hingegen schon falls er tatsächlich zum Flüsternden Pfad gehörte.
Es wäre natürlich auch möglich, dass er Angst hatte alleine in eine Krypta zu gehen, was jedoch für einen Novizen der Pharasma recht unwahrscheinlich wäre.

Nicht zu vergessen ist natürlich auch Miss Jominda Fallenbridge, die dank Branns Missgeschick genug Informationen erhalten hat um sich doch einiges ableiten zu können, außerdem kann man nicht genau sagen wie viel ihr der Professor tatsächlich anvertraut hat.
Bei ihrer Unterhaltung wäre es für den Alchemisten nicht überraschend zu erfahren, dass sie nur die Unwissende Gespielt hat.
Und auch Damen sind nicht gegen das Streben nach Macht gefeilt, oder resistent gegenüber ihrer eigenen Eitelkeit.

Ein Grund wieso dies die Hauptverdächtigen sind, ist das der Flüsternden Pfad Hauptsächlich aus, Arkanen und Glaubensbasierten Zauberwirkern besteht, wobei Miss Jominda Fallenbridge in die erste Kategorie, die beiden anderen in die zweite Kategorie passen würden.
Was nicht bedeuten mag, das Jadar die Möglichkeit von verdeckten Zauberwirkern von der Hand weist.
Nicht zu vergessen wäre natürlich auch die dritte Kategorie von Mitgliedern des Flüsternden Pfades, Untote, daher ist es auch möglich, das sie bisher keinem Mitglied des Flüsternden Pfades begegnet sind, oder besser gesagt wahrgenommen haben.

Es bestünde selbstverständlich auch die Möglichkeit, dass jemand schon bevor sie im Dorf angekommen sind die Ausrüstung entfernt hat.
Oder die Ausrüstung ist so gut versteckt, dass der Novize Peter sie nicht finden konnte.




Dana Gray

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    • Federwelten
[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #224 am: 13.08.2013, 20:03:59 »
Bilder flackerten auf und verschwanden – Erinnerungen, die kamen und daraufhin wieder im Schleier der Leere untergingen, in der Dana körperlos schwebte. Manche beschränkten sich lediglich auf einzelne Worte oder Sätze, die von irgendwoher zu ihr gelangten, oder auf unscharfe Ausschnitte wie ein wohlbekanntes, geliebtes Lächeln. Andere waren weniger vage, sondern sogar ziemlich konkret.

Sie spürte Kälte, es roch nach nasser Erde und Blut…

„Dana!“

Ihr Vater suchte sie. Seine Stimme brüllte verzweifelt gegen den Lärm an, der in dieser Nacht hier herrschte. Strömender Regen rauschte, aber er überdeckte nicht das aufgeregte Wiehern der Pferde, und auch nicht die Pfeile und Bolzen, die erst durch die Luft zischten und dann, je nachdem, was oder wen sie trafen, die unterschiedlichsten Töne hervorriefen. Doch zumindest dieses schreckliche Konzert hatte an Intensität verloren, nun kämpfte man hauptsächlich von Angesicht zu Angesicht.

„Dana!“

Schreie der Wut, der Anstrengung und des Schmerzes drangen von allen Seiten auf sie ein. Die Banditen hatten aus dem Hinterhalt zugeschlagen und angegriffen, als die meisten von ihnen, müde von der Reise, bereits geschlafen hatten. Es waren viele, mindestens so viele wie die Söldner, die ihre Handelskarawane begleiteten, das konnte Dana anhand der Anzahl der Stiefelpaare beurteilen, die ihr Sichtfeld kreuzten, während sie sich panisch und auf allen Vieren kriechend einen Weg zwischen den Kämpfenden und Flüchtenden hindurchbahnte.

„Dana!“

Der Boden war schlammig und aufgewühlt, sie konnte in der Dunkelheit nur schwer etwas sehen. Ihre Mutter hatte sie angewiesen, sich unter ihrem Wagen zu verstecken und dort zu bleiben, egal, was sie hören oder sehen würde, doch sie hatte es aus Angst dort nicht ausgehalten. Sie versuchte, auszumachen, woher die Stimme ihres Vaters kam, doch das war nicht leicht. Ihre Mutter hatte ihn ihrerseits suchen wollen, war in dem Chaos verschwunden und hatte Dana allein gelassen. Ziellos und verloren bewegte das Mädchen sich einfach vorwärts, denn verharren konnte sie nicht. Weinen konnte sie nicht – obwohl sie jeden Grund dafür gehabt hätte. Doch andere weinten. Männer, Frauen und Kinder.

Sie hörte sich selbst erschrocken und entsetzt aufschreien, als direkt vor ihr jemand zu Boden fiel. Tote, leere Augen eines schwer gerüsteten, unrasierten Mannes starrten sie an. Aus einem tiefen Schnitt, der sich quer über seinen Hals zog, drang Blut. Viel Blut. Panisch fand sie sich auf ihrem Hinterteil wieder und kroch nun ein Stück rückwärts durch den blutgetränkten Schlamm.
Hadvar, das war der Name des Getöteten. Dana hatte den Söldner gemocht, er hatte sie während dieser Reise schon oft zu Lachen gebracht. Derjenige, der Hadvar gefällt hatte, kümmerte sich nicht um das Mädchen zu seinen Füßen, vermutlich hatte er es auch gar nicht bemerkt.

Dann entdeckte Dana
sie, ihre Mutter. Nun weinte sie doch, schließlich. Tränen, die aufstiegen, verschleierten sofort ihre Sicht. Hastig kam Dana auf ihre Beine, stolperte auf die dreck- und blutbesudelte Frau zu, die beinahe regungslos dalag, und fiel bei ihr auf die Knie.
„Dana…“ Nun war ihre Mutter es, die ihren Namen flüsterte, ohne sie dabei richtig anzusehen. Dana musste mit Schrecken mit ansehen, wie ihre Mutter schwach hustete und dabei Blut spuckte. Viel furchtbarer war jedoch der Anblick des Pfeils, der ihn der Brust der Varisianerin steckte. Der Atem ihrer Mutter ging schnell und unregelmäßig, doch Dana war sich in ihrer Verzweiflung sicher, sie retten zu können.
Ihre kindlichen Finger wollten schon nach dem Schaft des Pfeils greifen, um diesen herauszuziehen, doch eine fremde, viel größere Hand hielt sie auf. Gleichzeitig umfasste sie ein Arm, der wohl zum gleichen Besitzer der anderen Hand gehörte, und zog sie mit Bestimmtheit auf die Beine. Dana hörte sich erneut schreien und versuchte sich zu wehren, auch wenn sie der Kraft, mit der man sie zwang, mitzukommen, nichts entgegenzusetzen hatte.

„Ich bin’s“, vernahm sie die Stimme ihres Vaters dicht an ihrem Ohr. „Schnell jetzt.“
Schlagartig hörte Dana auf, um sich zu schlagen, auch wenn sie sich weiterhin sträubte, ihre Mutter zurückzulassen.
„Nein!“, schluchzte sie und versuchte, ihren Vater zur Vernunft zu bringen. Sie taumelte dem Schurken und Händler, der nun ihr Handgelenk unnachgiebig festhielt, in der anderen Hand ein Langmesser haltend, und seine Tochter mit bedachten Schritten durch das Kampfgetümmel dirigierte – und dabei immer wieder mit ihr Deckung suchte, um Gegnern möglichst auszuweichen.
„Sie lebt!... Sie lebt!...“, wiederholte Dana immer wieder, „wir müssen zurück!“, doch ihren Vater schien das Schicksal ihrer Mutter und seiner Ehefrau nicht zu interessieren.

Einige Wagen der Karawane brannten und tauchten die Szene in ein schauerliches, flackerndes Licht. Der unaufhörliche Regen ließ die Flammen zusätzlich tanzen, anstatt sie zu löschen. Auf der einen Seite brannte die unglaubliche Hitze, die die Feuer ausstrahlten, heiß auf Danas Haut, andererseits war sie durchnässt und fror – aber nicht nur deswegen zitterte sie.

Bald spürte sie Gras statt aufgewühlten Schlamm unter ihren Füßen und sie verließen die Deckung, die die Karawane ihnen bot. Ihr Vater führte sie zügig und heimlich weg, in die Dunkelheit der Nacht hinein, bis er, nachdem sie etwas Abstand gewonnen hatten, sich umschauend anhielt und seine Waffe wegsteckte.
„Shhh, ruhig jetzt“, wandte er sich in väterlich-fürsorglichem Ton an sein aufgewühltes Kind und ging in die Knie – schließlich reichte sie ihm kaum bis zur Brust –, um sie zu umarmen.
„Wir müssen ganz leise sein.“ Dana gehorchte, auch wenn sie die Zuwendung nicht zu trösten vermochte. Ihre Tränen wollten nicht versiegen, aber zumindest spürte sie sie nun ihre Wangen herunterlaufen, während sie die Umarmung noch immer schluchzend, aber das nur noch sehr gedämpft, erwiderte. Sie hatte ihren Vater noch nie so beunruhigt erlebt, wie er scheinbar in diesem Augenblick war.

Er stand auf, ohne seine Umarmung zu lösen, also hielt sie sich an ihm fest, damit er sie tragen konnte, so wie er es schon oft gemacht hatte. Nun weinte sie an seiner Schulter. Davon und davon, dass sie weiterhin versuchte, ihn flüsternd zur Umkehr zu bewegen, ließ er sich jedoch nicht von dem Weg abbringen, den er mit ihr auf dem Arm wieder eingeschlagen hatte: Fort von der verlorenen Karawane, von der der Wind noch immer schreckliche Geräusche des Kampfes und des Leids zu ihnen herüberwehte, und hinein in den angrenzenden Wald.
„Wir können Ma nicht helfen“, murmelte ihr Vater, nun hörbar außer Fassung. „Sie würde wollen, dass wir in Sicherheit sind.“ Das löste nur noch größere Verzweiflung in Dana aus.

Sie verschwanden zwischen den Bäumen. Nasses Laub und kleine Zweige kratzten an Dana, während sie über die Schulter ihres Vater hinweg beobachtete, wie die Baumstämme und Büsche mehr und mehr die sich entfernenden Feuer verdeckten.
Sie waren jedoch nicht weit gekommen, als Dana ein Knacken im Gebüsch in ihrer Nähe vernahm.

Ihr Vater hatte es offensichtlich auch gehört, denn reflexartig war eine seiner Hände schützend an Danas Kopf und er duckte sich sofort – mit Glück, denn so verfehlte eine Wurfaxt seinen eigenen Schädel und blieb mit einem stumpfen Geräusch in einem Baum stecken. Noch bevor Dana reagieren konnte, hatte ihr Vater sie hastig abgesetzt und etwas unsanft zu Boden gestoßen, um sich mit gezogenem Langmesser zwischen sie und den Angreifer zu stellen – der nun keinen Wert mehr darauf legte, unentdeckt zu bleiben, sondern sich mit einem Kampfschrei, und eine weitere Axt schwingend, auf ihren Vater stürzte.

Dana erkannte, dass es einer der Banditen war, er hatte sich so im Gesicht angemalt wie diejenigen, die sie gegen die Söldner bei der Karawane hat kämpfen sehen. Voller Angst kauerte sie sich zusammen und schloss die Augen und betete in Gedanken, während jedes Geräusch sie Zusammenzucken ließ und sie noch mehr Tränen vergoss. Als es dann still war und sie nur noch den Regen hören konnte, wagte sie es nicht, sich zu rühren.

„Dana“, hörte sie erneut ihren Namen. Da es die Stimme ihres Vaters war, gewohnt tief und liebevoll, riskierte sie einen Blick.
Er hockte sich zu ihr und strich ihr sanft über das Haar. Dana spürte, dass ihr Vater zitterte, beinahe so sehr wie sie selbst. Blut klebte an ihm, doch der strömende Regen, der spärlich einen Weg durch das Blätterdach fand, wusch zumindest die Spuren in seinem bärtigen Gesicht langsam fort.
„Es wird alles gut“, versprach er ihr mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Diese sprachen von Trauer, Angst und Sorge. Dann schob er seine Hände unter sie und hob sie wieder auf. Diesmal trug er sie wie einen Säugling in seinen Armen.

Sie schloss erneut die Augen und schmiegte sich schluchzend an seine Brust. Das Trommeln des Regens, sein Atem und das Geräusch seiner vom Waldboden gedämpften, langen Schritte begleitete sie, bis sie vor Erschöpfung einschlief.


Damit verblassten diese Bilder und Dana sank zurück in die Leere.

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