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Autor Thema: [IG] Part 1: Der letzte Wille  (Gelesen 90042 mal)

Beschreibung: Das Testament des Petros Lorrimor

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Jadar L. Nefalen

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #285 am: 05.09.2013, 21:02:51 »
Manchmal gab es Augenblicke in denen sagte der Adlige aus Asshügel etwas sinnvolles, etwas vernünftiges, dann wiederum gab es Momente in denen es so war als würde Crane in einer vollkommen anderen Sprache sprechen, die nur er und die anderen Leute in seinem Kopf verstanden, hier war letzteres der Fall.  
Wie sonst konnte Crane behaupten, das die Kirche Desna, eine der drei größten Glaubensrichtungen in Ustalav,
im Angesicht dieser Gefahr nichts unternehmen würde.

Jedem in Ustalav waren diese drei Götter bekannt, selbst wenn man nichts weiter als ihre Namen und ihren Einflussbereich kannte.
Da wäre Desna die Göttin der Reisen und des Glücks, Pharasma die Göttin des Todes und der Geburt sowie Urgathoa die Göttin der Untoten von der er vor kurzem erst einen Folianten gelesen hatte.

So wendete sich der Alchemist zu seinen Begleitern,
"Aus einem ganz einfachen Grund, der Flüsternde Pfad ist einer der Verbündeten des Flüsternden Tyrannen, eines ihrer selbsterklärten Ziele ist es diesem wieder zur Macht zu verhelfen. Kein Kleriker Desnas würde zulassen, dass ein Verbündeter Flüsternden Tyrannen an mehr Macht gelangt."

"Ich verstehe das ihr vorbehalte habt beide Kirchen zu involvieren, doch möchte ich das ihr folgendes in Betracht zieht. Die Kirche Pharasma kann bei einigen Angelegenheiten recht engstirnig sein und sie verfolgt Verstöße seien sie echte oder nur eingebildete mit unnachgiebiger Härte, gerade deshalb erhoffe ich mir von der Kirche von Desna eine tolerantere Disposition."

Er nahm sich einen kurzen Augenblick bevor er auf die anderen Einwürfe Ichabods antwortet.
"Was Kendra betrifft, so bin ich mir im Klaren darüber, dass sie dieses Dorf als ihre Heimat betrachtet, doch will ich unter keinen Umständen riskieren, das aus ihrer Heimat ihr Grab wird. Darüber hinaus hatte ich keinesfalls vor Kendra zu Fremden zu schicken sondern zu den Freunden und Verbündeten des Professors welche die Bücher in einem Monat sowieso erhalten hätten."

Auch der Alchemist schweifte mit seinem Blick über den Friedhof, um sich eine passende Position zu suchen aus der er alles in Ruhe beobachten konnte.

« Letzte Änderung: 05.09.2013, 21:58:29 von Jadar L. Nefalen »

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #286 am: 05.09.2013, 21:50:04 »
Die Augen des Ermittlers verengten sich, als er Alchemist auch noch widersprach.
"Und wie stellt der Meister sich das Schicken von Kendra vor?
Etwa nicht jemanden Fremden damit beauftragen, denn so klang Euer Vorschlag und Eure Meinung!"


Wobei Ichabod zu dem Aspekt der Desna-Kirche, welche er als sehr chaotisch und eigenbrödlerisch kannte, nichts sagte, denn Jadar sollte es probieren und sich die Zähne ruhig ausbeißen bei den Wanderpriestern.

Die Information, dass der Flüsternde Pfad jedoch ein Verbündeter des Flüsternden Tyrannen war, welcher durch sie wieder an die Macht zurück gelangen sollte - dies waren teilweise neue Erkenntnisse.
Erkenntnisse, welche deutliches Ungehaben und Ängste auslösten beim Detektiv, denn mit dem Tyrannen würde wahrscheinlich auch der Schlachter von Aashügel zurückkehren, und welche das Verbrechen am geliebten Professor in einem neuen Licht erscheinen ließ.

Gab es da eine Verbindung?

Könnte es etwas in Schreckenfels geben, was den Tyrannen zurück an seine Macht bringen würde.
War Ichabod bisher davon ausgegangen, dass der Tyrann bis zum Ende aller Tage eingesperrt war (zumindest so sprach der Volksmund, wenn man überhaupt davon etwas wusste), so waren die Machenschaften des Pfades das Schlimmste, was Ustalav in seiner Verfassung passieren konnte.

Das alles wurde dem Schurken langsam viel zu viel.
Ihm wurde erneut schwindelig, doch er fiel nicht in Ohnmacht.

Stattdessen sprach er auf Varisianisch ein typische Redensart seiner Volkes:
"Nicht dieses Jahr - nicht jetzt!"[1]

Denn sollte dies sich alles bewahrheiten, würde Groetus bald einen enormen Zuwachs an Priestern bekommen.
Aber dies konnte der Adelige sich nicht denken, da er von Groetus keine Ahnung hatte und nur als Gläubiger der Pharasma sich an folgende drei Regeln hielt, wie jeder normale Bürger in Ustalav:

Buße tun, um sich ein besser Leben in der Nachwelt zu erhoffen.
Denn in Ustalav hatte sich der Glauben der Buße der Pharasma etabliert, der besagt, dass die Strapazen und Anstrengungen des Lebens bei der Beurteilung durch Pharasma - der Fürstin des Todes - positiv ins Gewicht fallen.
Einige dieser Gläubiger geißeln sich deshalb sogar selbst.
Einige andere Extremisten und Fantiker - fern von den weißen Nekromanten, Hebammen und normalen Pharasmiten - jagen deshalb sogar solche Menschen, die versuchen sich das Leben einfach zu machen (meistens arkane Zauberwirker wie ein Schriftrollenrücken[2]).

Wenn irgendwie möglich am Tag der Knochen sterben.
Denn an diesem Tag - den fünften Tag des Pharast (der dritte Monat des Jahres) - tragen die Priester die kürzlich Verstorbenen in einer Prozession durch die Straßen und beerdigen diese ohne Kosten auf geheiligten Boden.
Es ist für die Angehörigen eine große Ehre, wenn ihr Verstorbener an diesem Tag beerdigt wurde, wobei wie sonst auch üblich der Körper des Verstorbenen gewaschen und in Leichentücher (fünf Stück bei Männern und neun bei Frauen) gehüllt wird.
Ein Pergament, auf welchen Gebete und Trauerbekundungen geschrieben wsind, werden in die Leichentücher mit eingewoben.
Ein Totenwächter hält in der Nacht vor der Beerdigung bei der Leiche Wache- einmal um das Schänden der Leiche zu verhindern, aber auch um dafür zu sorgen, dass der Körper nicht als Untoter aufersteht.

Jeder Lebende muss sich ihrem Urteil beugen.
Das ist ein Versprechen an jemanden, der unverschämt oder respektlos war, dass diesem früher oder später widerfährt, was die Herrin der Gräber für ihn vorgesehen hätte.
Selbst wenn es länger dauert als der Sprecher noch auf dieser Welt verweilt.

Genauso wie er auch die zweite Redensart kannte: Die Herrin soll’s behalten.[3]

Aber dies könnte auch alles eigentlich egal sein, wenn Pharasma nichts dagegen unternahm, was der Pfad in Schreckenfels so trieb.
 1. Dieses Sprichwort wird meistens als Antwort auf eine Tragödie oder schlechte Gerüchte ausgesprochen - und bittet meist die Göttin Pharasma mit der Beurteilung der zu ihr geschickten Seelen zu warten, da diese noch so viel zu erledigen haben. Es wird außerdem als kurzes Morgengebet gesprochen.
 2. gutmütig spöttische Bezeichnung für einen tätowierten varisischen Hexenmeister
 3. Ein Schwur ein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen, sodass niemand davon erfahren würde - außer Pharasma.
Sollte der Sprecher den Schwur brechen, so wird Pharasma ihn vorzeitig zu sich zitieren.
« Letzte Änderung: 05.09.2013, 22:23:35 von Sensemann »

Dana Gray

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #287 am: 06.09.2013, 13:58:48 »
Dana hatte ihren Willen bekommen und auch niemand hatte versucht, ihr auszureden, hier auf dem Friedhof zu bleiben, anstatt sich von Viktor zu Kendra Lorrimors Haus bringen zu lassen. Es mochte ihr wirklich nicht sonderlich gut gehen und sie spürte auch, dass sie Ruhe brauchte, – zudem war ihr bewusst, dass sie als Ärztin einer Patientin mit ihrer gesundheitlichen Verfassung und Sturheit wohl gehörig den Marsch geblasen hätte –, doch wollte sie nichts verpassen. Da war sie eigen, zumal sie auch nicht Ichabod sorglos und ruhigen Gewissens zurücklassen könnte.

Dana ergriff seine Hand, die er ihr anbot, und gesellte sich zu ihm hinter den Grabstein, ohne aber Jadar aus den Augen zu lassen.
„Desna möge uns lächeln, doch diese Angelegenheit ist, obwohl sie alle betrifft und gefährdet, Angelegenheit der Pharasmakirche“, mischte sich Dana nun in das Gespräch, indem sie Ichabod beipflichtete.
„Sie mag den Eingriff von Außenstehenden nicht gutheißen – dass dies so ist, merken wir in unserer Situation am eigenen Leib –, doch wird sie sich der Gefahr äußerst gewissenhaft annehmen... Wenn sie sie denn ernst nimmt“, fügte sie etwas zerknirscht hinzu. Die Ignoranz Vater Grimburrows ärgerte sie noch immer sehr, zumal der alte, starrsinnige Priester mit seinem Verhalten offenbar alle in Gefahr brachte.
„Seht“, versuchte Dana Jadar nahezulegen, „wenn wir die Kirche von Desna involvieren – wenn sie sich denn überhaupt einmischen will –“, das war fraglich, „wird das nicht zur Folge haben, dass man uns toleranter behandelt, denn die Pharasmiten werden sich ihr Hoheitsgebiet nicht streitig machen lassen und so dogmatisch bleiben wie sie sind.“ Eher dürften sie als Gruppe vielleicht noch auf mehr Gegenwehr stoßen als man ihnen jetzt schon begegnete, denn keinem Pharasmiten dürfte gefallen, wenn man ihm mit der Wendung an Priester anderer Götter indirekt zu verstehen gab, dass er unfähig sei, der Herrin der Gräber zu dienen.
„Vater Grimburrow hat unsere Warnung nicht sonderlich ernst genommen“, fuhr Dana fort und ihr war anzusehen und anzuhören, dass ihr dies missfiel, „aber wenn er diese erschlagenen Untoten hier mit eigenen Augen sieht, wird er etwas unternehmen müssen – doch wenn er die Verbindung zum Flüsternden Pfad weiterhin als Unsinn abtut und unsere Warnungen in den Wind schlägt, hat sich unsere Befürchtung vielleicht bestätigt, dass der Pfad seine Klauen sehr tief in Ravengros Eingeweide geschlagen hat. Auf Schreckensfels geht irgendetwas vor und all die Zeichen verheißen nichts Gutes.“
Nun war es eine andere Art von Aufmerksamkeit, mit der Dana Jadar bedachte.
„Ich weiß nicht, wie Ihr an so tiefes Wissen über die Ziele des Pfads gelangt seid oder warum Ihr uns das bisher verschwiegen habt, Herr Nefalen“, äußerte sie mit leichtem Misstrauen und einem ernsten sowie besorgten Blick, mit dem sie diesen musterte, „aber umso mehr gilt es nun, überlegt, aber entschieden gegen diese Bande vorzugehen. Wenn Vater Grimburrow uns nicht unterstützen wird, müssen wir uns anderweitig helfen. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass der Flüsternde Tyrann wieder seine Macht zurückerlangt – sollte dazu überhaupt die Möglichkeit bestehen.“
Dies war eine Neuigkeit, die Dana erst einmal verdauen musste. Wahrscheinlich hatte sie dies genauso erschreckt wie Ichabod auf die wirkte, auch wenn sie ihr Heil schnell in Worten gesucht hatte, um sich keine Blöße zu geben. Wahrscheinlich war es gut, dass Ichabod und Dana sich in diesem Moment gegenseitig ein wenig Zuspruch geben konnte. Aus alter Gewohnheit und eher unbewusst drückte sie seine Hand, die sie bisher nicht losgelassen hatte.
„Was Kendra betrifft, sollten wir uns eine Lösung überlegen, die nicht beinhaltet, sie von hier fortzuschaffen. Ich gedenke, den letzten Willen des Professors zu erfüllen, Herr Nefalen, und da wir keinem Fremden in dieser Lage vertrauen können, können wir Kendra auch nicht in uns fremder Begleitung oder allein nach Lepidstadt schicken. Ihr solltet außerdem nicht vergessen, dass Ravengro ihr Zuhause und der Schmerz über den Tod ihres Vaters noch zu frisch ist. Ich bezweifle stark, dass sie dies alles hier zu diesem Zeitpunkt hinter sich lassen würde.“
Nach dem bisherigen Verhalten Kendras konnte Dana sich gewiss nicht vorstellen, dass sie sich würde verscheuchen lassen. Dazu kam Miss Lorrimor zu sehr nach ihrem Vater.
„Vielleicht solltet auch Ihr nun ein Versteck suchen, Jadar“, schlug Dana vor, „denn dort auf dem Weg wird Euch jeder schnell entdecken.“
Ihre Gedanken schweiften jedoch sofort wieder in Richtung des Flüsternden Tyrannen ab. In was waren sie hier nur hineingeraten und was würde ihnen noch bevorstehen? Der Mord am Professor und diese Bedrohung, die sich hier auftat, mussten dringend aufgeklärt und beseitigt werden, denn Dana wollte sich nicht ausmalen, was sonst geschehen würde. Sie bekam es mehr und mehr mit der Angst zu tun.

Ichabod Crane

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #288 am: 06.09.2013, 14:31:49 »
Mit Zufriedenheit und innerlicher Genugtuung konnte Ichabod mit anhören, dass Dana voll und ganz seiner Meinung war und ihm beipflichtete.
Dies konnte zwar die neuesten schlimmen Erkenntnisse und die daraus rezultierenden Gefahren schmälern, aber dennoch entspannte dies den Ermittler und machte ihn froh, dass er nun nicht auch noch mit seiner Exfrau diskutieren müsste - denn diese Kontrahentin war wahrlich ein härterer Gegner als der Alchemist, welcher was Argumente anging eher waffenlos in dieses Duell ging.

Damit aus seiner kurzaufkeimenden Le­thar­gie auch schon wieder gerissen, setzte auch der Ermittler nach:
"Ich pflichte und stimme Dana's Aussagen und besonnenen Einschätzungen voll und ganz bei!
Zumal es nicht viele aktive Kirchen des Desna gibt und Ihr Klerus sich meist auf Wanderschaft in Form von einzelnen Predigern und Priestern befindet!
Und denkt an Euren Schwur bezüglich Kendra und den Professor - wir können sie nun nicht einfach abschieben wie eine ungewollte Last!"


Aber nur, um seinen Vorschlag ansonsten erneut zu formulieren und anbietend darzubieten:
"Deswegen schlage ich, auch wenn ich mich mitunter damit wiederhole, vor:
Einen Brief nach Karcau - besser gesagt zum Schlammgoldanwesen - zu entsenden, um über die Missstände der Stadt und die aufkeimende Gefahr durch den flüsternden Pfad aufzuklären.
Das wäre unsere erste und beste Option, denn im Gegensatz zu Stadträten und der Regierung, aber auch zum Klerus der Götter und verschiedenen Kirchen ist auf die Kundschafter eigentlich immer Verlass!
Zusätzlich, wenn wir unbedingt eine Kirche auf unserer Seite wissen wollen, würde können wir die Priester von Pharasma in Caliphas einen bitterbösen Brief schreiben, auch wenn ich diesbezüglich nicht an Erfolg glaube und mir nicht einmal einen Knochenritter oder weißen Nekromanten erhoffe!"
, wobei er mit hochgezogener Augenbraue etwas echauffiert darauf wartete, dass der Alchemist endlich auch seinen Kopf runter nehmen und sich hinter einem Grabstein verstecken würde.

Brann Morton

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #289 am: 08.09.2013, 01:25:59 »
Kurz nachdem Brann zusammengezuckt war und aus seinen Gedanken gerissen wurde, wich seine angespannte und nachdenkliche Mimik einem ehrlichen und dankbaren Lächeln. Er nahm die Tasse Tee an sich und stellte sie vorsichtig auf den Tisch neben den Sessel.

"Dankeschön, vielleicht ist ein bisschen Ablenkung genau das was ich brauche. Manchmal sieht man einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr."

Dann allerdings schüttelte er traurig den Kopf, etwas enttäuscht über sich selbst. Wieso konnte er einfach nicht herausfinden, was das V zu bedeuten hatte? Hatte es überhaupt eine Bedeutung oder war es nur ein dummer Streich? Wieder schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Nein, das war kein Scherz oder Streich. Das Blut alleine bewies, das es jemand damit ernst meinte. "Wahrscheinlich ist es eine Nachricht oder eine Warnung. Aber für wen?"

"Ich habe leider nichts Neues herausfinden können und egal wie lange ich darüber nachdenke, mir fällt einfach nichts ein. So ungern ich das auch sage aber das ist ein Fall für unseren Detektiv, da soll er mal zeigen, was er drauf hat. Vielleicht kann auch Jadar mit seinem Wissen über den Pfad helfen."

"Wo bleiben die anderen eigentlich? Ich hoffe, sie sind noch wohlauf und nicht bereits dem Pfad begegnet."

Der Söldner machte sich langsam wirklich Sorgen. Vielleicht wäre es eine bessere Idee gewesen, bei den anderen zu bleiben. Sich in solchen Zeiten aufzuteilen, war bei genauerer Betrachtung keine besonders gute Idee. Sie wollten alle zusammen gegen den flüsternden Pfad vorgehen und genauso sollten sie es auch tun - Zusammen. Brann seufzte und ließ sich noch etwas weiter in den Sessel sinken, bevor er aufstand und Kendra ansah.

"Was sollen wir jetzt tun? Warten? Ich kann nicht einfach tatenlos rumsitzen und warten!"

Der Tee war schon wieder vergessen, genauso wie der Plan sich etwas zu entspannen und abzulenken. Brann Morton würde nicht eher ruhen können, bis er wusste, wie es den anderen ging. Er bemerkte garnicht, das er erschöpft war und machte sich an die Arbeit, den Sitz seiner Rüstung zu überprüfen und das Schild wieder an sich zu nehmen. Eine alte Gewohnheitssache, die der Söldner bis auf den letzten Handgriff perfektioniert hatte.

Dana Gray

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[IG] Part 1: Der letzte Wille
« Antwort #290 am: 08.09.2013, 19:54:40 »
Dana pflichtete Ichabod zustimmend bei, nun mit gedämpfter Lautstärke, immerhin versuchten sie gerade, sich zu verstecken.
„Einen Versuch ist es wert, auch wenn ich ebenfalls nicht an Erfolg glaube, was die Pharasmiten aus Caliphas betrifft. Ohne gute Beweise und Fürsprache des Klerus vor Ort können wir auf keine Hilfe von dieser Seite aus hoffen“, schätzte sie die Lage ein. Selbst wenn sie Vater Grimburrows Unterstützung hätten, würden sie auf Hilfe aus Caliphas vielleicht zu lange warten müssen.
„Die Kundschafter hingegen werden interessiert an dieser Angelegenheit sein. Wir sollten uns beeilen und vorsichtig sein, was diesen Brief betrifft. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt und ob er nicht vielleicht abgefangen wird. Ich gehe stark davon aus, dass der Pfad uns bereits beobachtet, wenn man diese Untoten hier bedenkt. Dass die uns ausgerechnet in der Nähe der Krypta begegnen, für die wir Interesse bekundet haben, halte ich für keinen Zufall.“

Dana nahm sich kurz eine Pause vom Sprechen, denn das strengte sie in ihrem verletzten und mitgenommenen Zustand umso mehr an, nur um dann aber weitere Gedanken, die sie sich gemacht hatte, leise mit Ichabod zu teilen – und auch mit Jadar, sollte er sich in naher Hörweite endlich ein Versteck gesucht haben.
„Wir sollten auch dem Sheriff einen Besuch abstatten“, schlug Dana vor.
„Nicht, dass wir ihn unbedingt einweihen sollten“, wandte sie ein, „– das würde ich nur in Betracht ziehen, wenn wir uns sicher sind, dass wir gegen Vater Grimburrow vorgehen müssen –, aber allgemein würde ich mich wohler dabei fühlen, alle wichtigen Persönlichkeiten hier im Ort zu kennen. Damit sollten wir uns absichern, denn wir können lauernde Gefahr nur lokalisieren, wenn wir Übersicht haben. Nebenbei könnten wir den Sheriff und seine Leute, sollte er nicht allein sein, versuchen auszufragen.“
Als Ordnungsmacht hier sollten diese eigentlich am besten über die Situation und Bewohner Ravengros informiert sein, ohne zu viel Wert auf den Klatsch zu geben, der üblicherweise unter den Dörflern kursieren dürfte.

„Auch sollten wir versuchen, mehr Informationen über Schreckensfels, dessen Insassen und dessen Gefängnisvorsteher und seine Frau zu sammeln“, sprach sie den nächsten Punkt an, der wohl hohe Priorität für die Untersuchungen der Gruppe besitzen dürfte.
„Vielleicht finden wir so auch den Grund, warum der Pfad so sehr an dem Gefängnis interessiert sein könnte. Mit etwas Glück hat der Professor etwas zusammengetragen oder es finden sich in den Stadtarchiven Unterlagen, die sich lohnen könnten, einzusehen.“
Ihre Auseinandersetzung mit dem Stadtrat könnte sich an dieser Stelle als Problem erweisen – ein Problem, das umgangen werden konnte, wenn man über die richtigen Mittel verfügte. Dana warf Ichabod einen bedeutungsvollen Blick zu. Er kannte sich damit aus, mit mechanischen Hindernissen umzugehen, die einem den Weg versperrten. Wenn man ihnen Hilfe verwehrte – wobei Dana in dieser Angelegenheit bevorzugen würde, gar nicht erst danach zu fragen –, musste man zu Mitteln greifen, mit denen vielleicht nicht jeder einverstanden wäre.

„Die Dorfbewohner könnten auch eine interessante Quelle für Gerüchte und Informationen sein“, sprach Dana weiter, denn sie war noch nicht fertig.
„Die Spreu vom Weizen müsste man da sicherlich trennen, doch darin haben wir ja Erfahrung, nicht wahr?“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie Ichabod und sie auch für den Professor gemeinsam auf die Jagd nach Informationen und Auskünften gegangen waren.
„Einerseits will mir dieser Halbstarke nicht aus dem Kopf gehen, den Vater Grimburrow erwähnte – erinnerst du dich? Er überlebte einen Ausflug nach Schreckensfels als einziger von dreien und hat einen Schock und ein Trauma erlitten. Seitdem ist er teilnahmslos und spricht nicht mehr.“
Diese Geschichte hatte Dana auf eine etwas ungewöhnliche Idee gebracht.
„Er könnte etwas wissen, das uns etwas Klarheit zu verschaffen vermag“, mutmaßte sie und Ichabod konnte ihr anhören, dass sie ungewöhnlich zögerlich war, ihre Gedanken zu formulieren.
„Vielleicht könnte man ihm unter Hypnose etwas entlocken, allerdings habe ich Bedenken, dies zu versuchen. Ich weiß, wie das funktioniert und traue mir auch zu, eine Hypnose durchführen zu können, doch kann ich nicht damit rechnen, dass die Dörfler aufgeschlossen sind, was derlei Kniffe betrifft. Am ehesten würde man mich für eine Hexe halten und erneut die Mistgabeln spitzen, das möchte ich gern vermeiden – auch wenn mir dieser Bursche leidtut, immerhin könnte ich ihn nebenbei vielleicht aus seinem Zustand befreien.“
Trotzdem Dana ihren eigenen Nutzen im Sinn hatte, sprach damit auch ihre fürsorgliche Ader aus ihr. Sie hätte ihren Beruf sicher nicht gewählt, würde es nicht in ihrer Natur liegen, anderen helfen zu wollen, wenn sie die Möglichkeit dazu besaß.

Sie seufzte.
„Andererseits wird sich abends im „Lachenden Dämon“ bestimmt der ein oder andere finden, der angetrunken genug ist, um etwas ungehemmter zu reden.“
Dies war höchstwahrscheinlich ein besserer Ansatzpunkt als die Hypnose.
„Ich spiele ohnehin mit dem Gedanken, mir dort ein Zimmer zu nehmen“, gab Dana zu, „denn die letzte Nacht war für mich nicht sonderlich erholsam.“

In der Tat war ihr Schlaf auf dem Boden von Kendras Zimmer unruhig gewesen, nachdem sie mitten in der Nacht auf durch einen schlagenden Fensterladen aufgewacht war. Die Tochter des Professors bedurfte keine Bewachung vor sich selbst, denn suizidgefährdet war Kendra ihrem Verhalten nach zu urteilen nicht, fand Dana inzwischen. Wenn ihr ein bequemes Bett anstatt einem Teppich zusätzlich noch Zugang zu Informationen beschaffen würde, denn Wirte verhielten sich in der Regel recht gesprächig, war ihr das ein mögliches Risiko für ihre eigene Person vielleicht wert.
Entschieden hatte sich Dana noch nicht.

Ichabod Crane

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« Antwort #291 am: 08.09.2013, 23:04:04 »
Aufmerksam und ohne seine Exfrau aus Respekt zu unterbrechen, lauschte Ichabod Dana's Worten, um ihr und Jadar anschließend zu antworten:
"Ja, wir sollten wirklich schauen, dass wir uns noch etwas umhören, um noch mehr Information über die fünf Schwerverbrecher und über die möglichen Gründe für die Anwesenheit des Pfades in Schreckenfels zu bekommen beziehungsweise an die Hintergründ zu gelangen!", wobei er in diese Richtung nur verkürzt etwas zu sagen hatten und nicht mehr sagen wollte, als Dana beizuflichten.

Aber nur, um ihre bisherigen Erkenntnisse bezüglich Schreckenfels, welcher er beigesteuert hatte, nochmal wiederholend vor Augen zu führen - und fügte an mehreren Stellen neue Thesen und Fragen hinzu:
"Bisher wissen wir ja nur folgendes:
Schreckenfels wurde bei einem großen Brand im Jahre 4661 nach Arodischer Zeitrechnung teilweise zerstört.
Seitdem steht es leer, wenn wir den lokalen Gerüchten glauben schenken.
Die Bewohner von Ravengro sagen es ist verflucht, was sich durch die Sache mit dem traumatisierten und verstummten Halbstarken meiner Meinung nach deutlich bestätigt, und reden nicht gerne über diesen Ort, aber die inzestgeprägten Dorfbewohner haben meiner Meinung nach und wie schon gesagt sowie mehrfach am heutigen Tag bestätigt sowieso bis auf unseren guten toten Professor und seine Tochter Kendra nicht alle Tassen im Schrank.
Schreckenfels wurde ansonstne im Jahre 4594 gebaut, jedoch durch wen und warum genau?
War es schon immer ein Gefängnis oder davor eine militärische Anlage, eine Heilanstalt oder gar ein Tempel?
Ravengro wurde ansonsten zur gleichen Zeit mitgeründet, damit dort die Wachen und ihre Familien leben konnten und Nahrungsmittel und andere Güter für das Gefägnis produziert werden konnten, was meiner Meinung die Haltung der Stadtbewohner etwas erklärt.
Das Feuer hat jedoch alle Insassen getötet und auch die meisten Wachen.
Wobei man vielleicht einen Überlebenden in der Stadt suchen sollte?
Große Teile des unterirdischen Teil des Gefängnisses wurden zerstört, auch wenn die steinernen Strukturen noch stehen sollten.
Der Gefängnisvorsteher und seine Frau waren nach dem Feuer verschwunden, auch wenn niemand weiß warum seine Frau im Gefängnis war - diesbezüglich sollten wir ebenfalls uns umhören, vielleicht in der Schänke?
Ich denke, wir können mit Sicherheit die ein oder andere Zunge lockern, wenn wir eine Runde dort schmeißen - auch wenn man Geldbeutel gegenteiliges verlangt!
Eine Statue des Gefängnisvorstehers und seiner Frau steht immer noch auf der Sandbank vor der Ravengro.
Vielleicht sollten wir uns dort auch umschauen und erfahren vielleicht auf diesen Weg mehr beziehungsweise zumindest und wenigstens ihre vollen Namen, denn bestimmt stehen ihre Namen in den Sockel der Statuen gemeiselt.
Die meisten der Eingekerkerten in Schreckenfels verweilten ansonsten nur kurz dort, denn in Schreckenfels wurden die meisten Exekutionen von ganz Ustalav durchgeführt.
Etwas, was mir Sorgen und Bedenken bereitet.
Und die Tragödie des Feuers war eigentlich ein Glücksfall, denn die Gefangenen hatten einen Aufstand angezettelt und das Gefängnis unter ihre Kontrolle gebracht.
Doch vielleicht hat ein Gefangener überlebt?
Vielleicht ein Mitglied des Pfades?
Nur der Selbstopferung des Gefängnisvorstehers desweiteren, welcher übrigens den Namen Hawkran trug, was jedoch nicht sein voller Name ist, wenn er ein stolzer Varisianer war, und dreiundzwanzig seiner Wachen war es zu verdanken, dass die Gefangenen nicht entkamen, auch wenn die Wachen damit ihr Leben für die Bewohner von Ravengro gaben.
Während es brannte, waren nämlich fünf besonders gefährliche Insassen dort inhaftiert.
Über diese brauchen wir dringend mehr Informationen, denn meinews Erachtens stinkt von dort der Fisch vom Kopf her am Meisten!
Und während im Allgemeinen gedacht wird, dass das Feuer zufällig ausgebrochen sei, habe ich wie schon gesagt ganz andere Informationen rausbekommen, als ich mich vor meiner Ankunft über die Stadt informiert habe:
In Wirklichkeit übernahmen die Gefangenen die Kontrolle über unterirdische Ebene und hatten diese mehrere Stunden lang unter Kontrolle. Hawkran löste einen Baumsturz aus, um die rebellierenden Insassen einzuschließen, aber damit schloss er sich auch selbst und knapp zwei Dutzend Wachen mit ein.
Die Insassen waren am Entkommen als die in Panik geratenen Wachen mehr ausversehen als beabsichtigt ein Feuer auslösten, um den Aufstand zu beenden..."
, um anschließend erst Dana und dann dem Alchemisten bedeutungsschwanger tief in die Augen zu schauen.
"Schreckenfels muss unser Ziel sein, wenn wir den Mord des Professors geklärt wissen wollen und den Pfad aufhalten..."

Aber nur um anschließend Dana einzeln streng ins Gebet zu nehmen:
"Was jedoch Dein Vorschlag bezüglich der Hypnose betrifft, so warne und ermahne ich Dich inständig, Dana!
Dies wird zu nichts Gutem führen und am Ende zu heftigen Problemen führen!
Und ich erinnere Dich, Dana, was ich vor Pharasma und Deinen Eltern versprochen habe:
Ich werde Dich beschützen bis ans Ende meiner Lebens!
Und dies schließt auch mit ein Dich vor Dich selbst und Deinem Handeln zu schützen!"
, wobei er die Hand seiner Frau nahm und diese fest drückte und mit dem Daumen streichelte, damit Dana nicht hitzig auf seine Ermahnung reagierte, sondern verstand, dass er es wieder einmal nur gut meinte, auch wenn er mit seinen direkten und ehrlichen, um nicht zu sagen unverblühmten Worten verletzen und anecken würde, wie bereits beim Klerus und dem Stadtrat der Stadt.

Jadar L. Nefalen

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« Antwort #292 am: 10.09.2013, 01:05:49 »
Jadar gefiel nicht was er hörte, er hatte anfangs die Hoffnung gehabt das Miss Gray vernünftiger war als Crane doch, diese Hoffnung wurde in kürzester Zeit zerschlagen. Die Ärztin redete ihrem Geliebten nach dem Mund, ihre rationaler Verstand war, wenn es Crane betraf, ihren Emotionen unterlegen. Außerdem meinte er an ihr eine dunkle Seite wahrzunehmen, die ihm vorher nicht aufgefallen war, oder so schien es jedenfalls, als er einigen ihrer Vorschläge lauschte.

Anderseits bestärkte ihr innovativer Vorschlag, eine Hypnose bei dem letzten Überblenden der Ruinen durchzuführen, ihn in der Annahme, dass er nicht zu vorschnell über Dana urteilen sollte. Daher nahm er sich Zeit bevor er Antwortete, hörte sich die Argumente von Dana und von Crane geduldig an und überdachte nochmals seine eigene Position. Es hatte keinen Sinn in solch einer Situation auf Konfrontation Kurs zu gehen, denn damit war niemanden geholfen und es würde sie auch nicht weiter bringen, daher entschloss sich der Alchemist den Weg des Kompromisses zu beschreiten.
Bevor er dies tat hatte Jadar noch etwas zu ihren Argumenten zu sagen:
"Miss Gray ich denke wir sollten langsam der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die Kirche Pharasma in diesem Dorf tatsächlich nicht die Fähigkeit besitzt ihrer Gottheit zu dienen oder schlimmer noch Hand in Hand mit dem Flüsternden Pfad zusamenarbeitet. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch noch hinzufügen, dass ich keine Information zurückgehalten habe, ich habe mein Wissen über den Flüsternden Pfad, heute Morgen, mit allen Anwesenden geteilt."

Er wendete sich zum Detektiv:
"Wie dem auch sei, da wir so nicht weiter kommen, erkläre ich mich bisweilen mit eurem Plan einverstanden, sowohl die Kundschafter als auch die Pharasma Kirche zu kontaktieren und diese um Unterstützung zu ersuchen. Ich war über einen längeren Zeitraum auf Reisen und bin nicht auf dem neusten Stand was die Lage Ustalav betrifft, aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass euch in diesem Fall mehr Informationen zur Verfügung stehen als mir."

"Was jedoch eure Behauptung angeht, das Kendra für mich nur eine Last darstellte und das ich meinen Schwur gegenüber dem Professor vergessen hätte, so weise ich dies vehement zurück. Gerade wegen meines Schwurs will ich Kendra in Sicherheit wissen und ich glaube das sie hier in Ravengro nirgends sicher ist. Soweit wir Wissen könnte über die Hälfte der Dorfbewohner dem Flüsternden Pfad angehören. Auch wenn diese Dorf ist nicht groß genug ist, so dass Kendra nicht ohne weiteres untertauchen kann, möchte ich folgendes Vorschlagen:
Kendra soll sich verstecken, so dass sie in Sicherheit selbst wenn keiner von uns zugegen ist. Und falls sich die Lage, in der wir uns befinden, erheblich verschlechtert sollten wir ein weiteres Mal über meinen Vorschlag diskutieren und diese mal in Anwesenheit aller beteiligten."


Jadar pausierte kurz bevor er sich in Position begab, nicht zu nah an Dana und Crane, aber auch nicht so weit entfernt, dass es die Kommunikation unter ihnen beeinträchtigte.

"Euer Vorhaben weiter Informationen über Schreckenfels und dessen Geschichte zu sammeln, halte ich für durchaus vernünftig. Auch das Sammeln von Informationen in der Taverne könnte aufschlussreich sein. Allerdings glaube ich, dass wir einen wirklichen Durchbruch erzielen könnten, wenn wir Miss Grays Vorschlag folgen und durch Verwendung von Hypnosen den Überlebenden befragen, vieleicht bietet sich uns tatsächlich die Gelegenheit diesem zu helfen. Ich schlage vor, dass Viktor bei diesem Vorhaben auch anwesend sein sollte, vielleicht gibt es gewisse göttliche Zauber die einen Verwirrten Geist Linderung verschaffen könnten."

"Bei der Aussprache mit dem Sheriffs möchte ich allerdings zur Vorsicht raten, wir wissen schließlich nicht wem seine Treu gilt. Darüber hinaus wäre es sinnvoll die ansässige Hebamme zu befragen, da sie sicherlich weit über die Hälfte des Dorfes auf die Welt gebracht hat und über die meisten Gerüchte Bescheid wissen sollte."

Der Alchemist wandte sich zu Crane, wobei er geflissentlich dessen Zuneigungsbekundung zu Dana ignorierte
"Crane euer Wissen über Schreckenfels empfinde ich als ebenso nützlich wie beeindrucken und ich stimme euch zu was eure Vermutung betrifft, dass es mit den fünf Gefangenen weit mehr aus sich hat als es den Anschein hat.
Und auch ich denke das wir früher oder später Schreckenfels einen Besuch abstatten müssen."

« Letzte Änderung: 10.09.2013, 08:39:50 von Jadar L. Nefalen »

Ichabod Crane

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« Antwort #293 am: 10.09.2013, 10:27:25 »
Doch Jadar hatte erneut die Rechnung ohne den Wirt gemacht oder besser gesagt seine Pläne für das weitere Vorgehen ohne den selbsternannten Meisterdetektiv, welcher sichtlich empört und echauffiert dem Alchemisten die Socken förmlich aufbläst:
"Erleidet Ihr gerade einen Hirnschlag?
Oder warum geht Ihr über meine Worte hinweg?
Ich habe meine Meinung zum Thema Hypnose klar geäußert und möchte nicht, dass Ihr diesen Vorschlag weiter ins Auge fast, Herr Nefalen!
Oder wollt Ihr, dass wir uns selbst einen Strick knoten, insbesondere Dana?
Und wenn wir gerade dabei sind: Um die Hexe machen wir gefälligst einen großen Bogen, denn die Amme steht wir wissen am Meisten gegen uns und ist wahrscheinlich mit dem Feind oder dem Teufel Asmodeus im Bunde!
Oder habt Ihr das Auftreten vin ihr vergessen, als wir die Stadt betreten haben?"
, doch der wutschäumende Schurke versuchte sich im fast gleich Moment wieder zu beruhigen, indem er mit seiner Hand sich den Nasenrücken zwischen Daumen und Zeige- sowie Mittelfinger rieb und sprach sichtlich sich selbstdiziplinarisch ruhiger weiter.
"Oh man, Kendra zu verstecken ist auch nichts die Weisheits Lösung.
Wir wissen nicht, inwiefern der Feind mittels Magie sie finden kann - da hilft es uns also auch nicht Kendra in dieser Stadt oder Dorf...alles Auslegungssache...oder sonst wo zu verstecken, um unserem Ehrendienst - sie zu bewachen - nicht weiter nachkommen zu müssen.
Denn selbst wenn wir mit brennden Fackeln und Mistgabeln aus der Stadt gejagt werden oder am nächsten Gageln hängen sollen - Miss Kendra und die Bücher folgen uns hinaus aus Ravengro!"
, aber nur, um sich dabei merklich immer mehr zu beruhigen:
"Habt ansonsten Dank für Euer Kompliment und das Ihr mit den anderen Plänen sowie der Informationssuche einverstanden seid!
Die alte Hexe werden wir dennoch nicht aufsuchen und befragen, denn dann können wir auch gleich in der Stadt ein Feuer legen!"
, und schaute anschließend sichtlich grimmig sowohl Dana, aber vorallem den Alchemisten an.

Was allerdings in den aktuellen Lichtverhältnissen lange nicht so drohend wirkt, wie es vielleicht wirken sollte.

Obgleich sich der sehr traditionell eingestellte und stolze Varisianer sich etwas in seinen weiteren Gedanken wunderte, wieso man auf eine Weltreise gehen konnte, wenn man selbst nichts zu verbergen hätte.
Stand dies vielleicht im Zusammenhang mit dem Verbannung in der Universität.

Das Misstrauen des als sehr abergläubig und misstrauischen Ichabod war erneut geweckt, aber da war der Ermittler eben ein typischer Mann aus Ustalav und es war ein Wunder, dass er nicht ständig überall böse Omen sah und die Finger kreuzte.
Etwas, was man eigentlich ständig machen sollte, denn Ustalav, sofern es sich verändert hatte die letzten Jahre, hatte sich nur noch mehr zu seinem Schlechten verändert und böse Vorzeichen gab es dafür überall zu sehen.
« Letzte Änderung: 10.09.2013, 12:17:54 von Sensemann »

Viktor Mortis

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« Antwort #294 am: 11.09.2013, 02:28:32 »
Viktor war froh ein paar Minuten für sich alleine zu haben, denn so konnte er grübeln und sich mit seinen eigenen Gedanken widmen ohne sich auf andere Personen beschränken zu müssen. Viktor genoss die Stille und war in seiner Novizenzeit, wenn er seine Ruhe wollte, immer in der Krypta unter dem Tempel von Caliphas zu finden wo Hohepriester der Herrin oder wichtige Bürger der Stadt zur Ruhe gebettet wurden.

Unter seinen Stiefeln knirschte der Kies der Straße und Viktor lief in moderatem Tempo zum Lorrimor Anwesen. Sollte er Kendra davon berichten, dass Ichabod und Dana von Untoten attackiert wurden? Würde er ihr damit nicht vielleicht Schmerzen zufügen und die Wunde welche der  Verlust ihres Vaters gerissen hatte verschlimmern? Viktor wurde immer gelehrt, dass er den Angehörigen einer dahingeschiedenen Person den Übergang erleichtern sollte und ihnen zeigen musste, dass der Kreislauf von Leben und Tod das natürlichste überhaupt ist. Doch niemand hatte ihn auf eine solche Situation vorbereitet. Die Lehren der Pharasma hatten immer sehr deutlich gemacht, dass Untote eine Perversion ohne Gleichen waren und vernichtet werden mussten, doch außer ein paar groben Hinweisen wurde Viktor nie im direkten Kampf gegen die Diener von Urgathoa ausgebildet.

Seufzend blickt Viktor in den Nachthimmel als suchte eine Antwort in den Sternen auf eine Frage die er eigentlich garnicht zu stellen wagte. Was wenn Jadar und Ichabod recht hatten?  War es überhaupt möglich, dass ein Priester von Pharasma so tief sinken würde und dabei half Untote zu erschaffen? Fröstelnd zog er seinen Mantel enger um sich. Doch im gleichen Moment als ihm dieser Gedanke kam, rügte sich der junge Pharasmit selbst:
Nur weil Untote auf dem Acker der Herrin waren, heißt das noch lange nicht das Vater Grimburrow sich irgendetwas hat zu Schulde kommen lassen! Auch wenn die anderen Mißtrauen gegenüber meinen Glaubensbrüdern haben so werde ich mich davon nicht anstecken lassen. Ich denke Vater Grimburrow wird schockiert sein und hoffentlich die richtigen Entscheidungen treffen.

Nach einigen Minuten des Marschierens und Grübelns hatte Viktor nun endlich das Anwesen erreicht, in welchem sich hoffentliche Kendra und Brann aufhalten würden. Viktor ballte die Hand zur Faust und klopfte zwei mal mit der Faust an die Tür. Das dicke und alte Holz der Tür hallte dumpf unter seiner Hand und Viktor hoffte, dass ihn bald jemand in das Anwesen herein ließ, denn er begann stärker zu frieren obwohl es eigentlich gar nicht so kalt war...
« Letzte Änderung: 11.09.2013, 14:39:51 von Viktor Mortis »

Dana Gray

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« Antwort #295 am: 11.09.2013, 16:43:59 »
Ichabod regte sich merkbar über Jadars Worte auf und auch wenn dieser ebenfalls bei Dana aneckte, war es doch der werte Herr Crane, dem sie sich zuerst widmete:
„Versuche nicht, mich zu bevormunden!“, erwiderte sie im ebenso grimmig wie er sie ansah, „– das kann ich nicht leiden, wie du weißt.“
Obwohl sie verheiratet waren, hatte das für Dana noch nie bedeutet, dass sie sich seinem Willen zu beugen hatte, denn sie war keinesfalls ein braves, ihrem Gatten ergebenes Hausmütterchen, sondern eine stolze Varisianerin, die ihren eigenen Willen besaß und verteidigte. Wenn Dana auch aus ganz anderen Gründen als der von Ichabod genannter Besorgnis nicht mit der alten Frau (oder Hexe) sprechen wollte – denn die Art derselben empfand sie als furchtbar anstrengend –, wollte Dana sich es aus Prinzip nicht verbieten lassen, dies in Angriff zu nehmen.
„Ich bin durchaus in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen, mein Lieber. Außerdem lege ich, im Gegensatz zu anderen Personen hier, keine selbstmörderischen Neigungen an den Tag“, leitete Dana, Ichabod streng ansehend, noch einmal auf das Thema Hypnose zurück.
Dass er sie an das Eheversprechen erinnert hatte, das er ihr gegeben hatte, hatte sie etwas verstimmt, nachdem er ihr vorhin den Ring hatte zurückgeben wollen. Ichabod mochte sich um sie sorgen und das bedeutete ihr etwas, doch sie war kein kleines Kind mehr, dem die Konsequenzen seiner Handlungen nicht vollkommen bewusst waren. Dana war sich der Ironie dieser Situation bewusst. Schließlich war sie es gewesen, die mit ihrem Kuss unter anderem bezweckt hatte, Ichabod vor sich selbst und seinem Handeln schützen zu wollen. Was er ihr davor offenbart hatte, hatte ihr unglaubliche Angst um ihn eingejagt.
Ihr war aufgefallen, dass Ichabod den Ehering wieder am Finger trug. Einerseits freute sie das, andererseits erfüllte es sie auch mit Unsicherheit. Ihr Herz sagte ihr, dass Ichabod und sie zusammen gehörten, jedoch war sie noch von Enttäuschung, Schmerz und Groll erfüllt. Sie konnte ihre Gefühle nur schwer einordnen und dass Dana zudem wenig Kontrolle über ihre körperliche Verfassung hatte, gefiel der sonst selbstbeherrschten Ärztin überhaupt nicht.
„Ich werde mich keinem Risiko aussetzen, wenn es sich vermeiden lässt“, versicherte Dana, allerdings weiterhin in leicht saurem Ton, „denn auf den Tod oder weitere Schmerzen verzichte ich liebend gern. Dahingehend kann ich dich beruhigen.“
Ihr reichte ihre derzeitige Situation mit ihrer Verwundung vollkommen aus. Der Schmerz in ihrer Schulter war lästig und ihr jede Sekunde, seitdem sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, präsent, doch war dies eine Sache, die sie ertragen musste und wollte. Es hing wohl von Viktor ab, wie bald ihr Ruhe vergönnt sein würde und sie sich schonen könnte. Dana wusste, dass sie sich in ihrem Zustand nicht aufregen sollte, aber das ließ sich kaum vermeiden.

Nun fixierte sie Jadar, der sich schließlich für ihren Vorschlag ausgesprochen hatte.
„Sollte ich es schaffen, den Burschen so in Trance zu versetzen, dass er mit mir redet, wird man mir mit Sicherheit unterstellen, irgendeinen manipulativen Zauber angewendet zu haben – und da würde mich selbst Viktors Anwesenheit nicht vor dem Zorn der Dörfler schützen, obwohl ich diesem Halbstarken damit nur geholfen hätte“, machte sie dem Alchemisten klar. Sie hatte nie gesagt, dass sie sich des Risikos nicht gewusst war, den ein Hypnoseversuch mit sich bringen würde. Sie hatte sich sogar klar dazu geäußert, dies hatten sowohl Ichabod als auch Jadar etwas überhört.
„Haltet mich beide nicht für so leichtsinnig, mein Leben für Informationen zu riskieren, die vielleicht nur sehr vage und subjektiv sind und über die wir zudem möglicherweise schon verfügen. Der Professor erwähnte, dass es in dem alten Gemäuer spukt, und Anwesenheit und Aktivitäten des Pfads dort können wir nicht ausschließen. Doch besteht auch die Möglichkeit, dass, was auch immer den Burschen so verstört hat, ganz anderer Natur gewesen sein könnte. Vielleicht hat er seine Freunde durch einen Unfall sterben sehen, wie bei einem Einsturz einer Decke in der Ruine, sollten sie sich hineingewagt haben. So ein Erlebnis kann ebenfalls sehr traumatisch sein. Die Idee mit der Hypnose ist und bleibt erst einmal genau das: eine Idee und eine Option, sollten wir anderweitig nicht vorankommen. Ich sage euch jedoch eins: Ich werde mich Schreckensfels nicht nähern, bevor wir mehr Informationen haben, und ich lege euch beiden und auch dem Rest der Gruppe sehr nahe, das genauso zu handhaben.“
Damit wollte Dana dieses Thema erst einmal für sich bewenden lassen. Sie hatte nichts, was sie noch bezüglich Ichabods letzten Äußerungen Jadar gegenüber zu ergänzen hatte, jedoch lag ihr noch eine Angelegenheit auf der Zunge.
„Ihr solltet ansonsten mit Eurem Urteil, was Ravengros Pharasmiten betrifft, vorsichtig und nicht derart vorschnell sein, Jadar. Nur weil vielleicht die Möglichkeit besteht, dass in diesem Tempel etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, bedeutet das noch nicht, dass es so sein muss – zumal wir keinerlei Beweise dafür haben. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ein geweihter Priester der Pharasma, dessen Aufgabe es ist, in ihrem Namen Untote und deren Erschaffer von der Welt zu tilgen, mit dem Flüsternden Pfad kooperieren würde. Das will und kann ich nicht glauben, denn auch wenn ich mein Leben nicht vollends der Herrin verschrieben habe, diene ich Pharasma dennoch mit meinem Wirken und habe Vertrauen in ihren Klerus. Jemandes tiefste Überzeugungen ins Gegenteil umzukehren, würde so Einiges erfordern. Dass diese Untoten gerade auf geweihtem Boden aufgetaucht sind, halte ich zwar, ebenso wenig wie Ihr, für einen Zufall, aber dadurch auf ein frevlerisches Wirken des Tempels zu schließen, halte ich für unsinnig. Bedenkt, dass die Erschaffung eines Wiedergängers nur schwerlich verhindert werden kann, wenn dies heimlich geschieht. Hütet Euch davor, Anschuldigungen auszusprechen“, warnte Dana Jadar, „denn nicht jeder Pharasmit ist so tolerant wie Viktor Mortis.“
Ihr kam der Gedanke, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, den jungen Pharasmiten zu begleiten, anstatt auf dem Friedhof zu verweilen. Hoffentlich kehrte Viktor bald zurück, Dana war das Diskutieren und Warten, ungeduldig wie sie war, nämlich leid.

Ichabod Crane

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« Antwort #296 am: 11.09.2013, 18:45:14 »
Auch Ichabod Crane wurde, auch wenn dies absolut nicht seine Art war, es Leid wieder zu diskutieren, da es weder bei seiner in seinen Augen etwas zu zickigen und dickköpfigen Exfrau Dana noch beim Alchemisten Jadar, welchem der Schurke gegenüber sowieso seine Vorbehalte hatte, etwas brachte.
So blickte der selbsternannte Meisterdetektiv lieber verbissen (und damit für Dana merklich angefressen) sich in der Gegend um, denn hinter jedem Grabstein könnte der Feind bereits lauern - was scheinbar alle in der Zwischenzeit verdrängt hatten.
Doch wenigstens er war so weitsichtig und dachte an die unmittelbare Gefahr.

Genauso würde der Mann aus Aashügel, egal was Dana sagen würde und wie sehr sie auch wehren würde gegen seine Bevormundschaft, seine Exfrau beschützen und vor schlimmeren Dummheiten bewahren (zur Not auch selbstmörderisch), denn vor Pharasma und ihren Familien hatte der Ermittler einen Eid diesbezüglich geleistet und bisher diesen nicht auflösen lassen, obgleich die Auflösung einer Ehe in Ustalav für die niederen Leuten und die einfachen Adeligen aus einem niederen Adelshaus wie seinem ein Ding der Unmöglichkeit waren - wenn man nicht gravierende Gründe dafür hatte.

Doch es gab auch andere Gründe für sein plötzliches Schweigen und seine kalte Mimik, denn der energische Varisianer fühlte sich nicht nur durch seine Ehefrau beleidigt - etwas, was schon früher zu viel Ärger führte - sondern in irgendeiner Art auch verletzt.

Waren es ihre Worte oder spürte er, dass Dana wegen seinem Ehering in ein Gefühlschaos stürzte?

Es war eigentlich egal, denn die Reaktion blieb die Gleiche:
Der Ermittler löste nicht nur seinen Griff von Dana's Hand, sondern löste auch seinen Arm, welchen er fürsorglich wieder um seine verletzt Frau gelegt hatte.

Ichabod bereute, dass er so blöd gewesen war und sich aufgrund seiner Gefühle dazu hinreißen hat lassen den Kuss von Dana zu erwidern.
Der stolze und teilweise arrogante Schurke hätte besser wissen müssen, dass dies nur Momentaufnahme gewesen war - als Trotzreaktion auf seine harten Worte.
Dana hatte ihn losgelassen und schon vor langer Zeit aufgehört ihn zu lieben.
Denn nichts hatte sich an ihren Problemen geändert und Dana immernoch so uneinsichtig wie ein kleines Kind, wenn er es nur gut mit ihr meinte.

Und er war so dämlich gewesen und hatte sich dadurch nicht nur erweichen lassen - er hatte sich auch wie ein liebeskranker Trottel damit vorführen lassen.
Denn wie ihre Tätigkeit als Ärztin, konnten ihren Gefühle nur ein Schauspiel sein.

Ichabod bereute, seinen Ehering angelegt zu haben, und schwor sich innerlich, ihn bei nächster Gelegenheit wieder abzulegen, sobald es niemand sehen würde.

Brann Morton

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« Antwort #297 am: 11.09.2013, 21:57:24 »
Nachdem der Söldner sich versichert hatte, das seine Rüstung am rechten Platz war, schloss er das Buch, in dem er die letzten Minuten - oder waren es eher Stunden? - gelesen hatte und legte es in das Geheimfach im Bücherregal zurück. Enttäuscht blickte er ein letztes Mal darauf, ganz so als hoffte er dem Buch ein Geheimnis zu entreißen. Das ganze war pure Zeitverschwendung gewesen, denn er hatte nichts Interessantes oder Neues herausfinden können. In der Zwischenzeit waren auch die anderen nicht wieder aufgetaucht und Brann hoffte, das ihnen nichts geschehen war.
Unruhig ging er in dem Haus auf und ab, wechselte immer wieder zwischen dem ersten Stock und dem Erdgeschoss, während er überlegte, was zu tun war. Er hatte es Kendra schon vorher gesagt: Er konnte nicht tatenlos herumsitzen, während Dana, Jadar, Viktor und Ichabod womöglich in Gefahr waren. Er hätte sie nicht alleine lassen sollen, denn der Detektiv zog mit seinem Verhalten anderen gegenüber, Probleme geradezu magisch an. Womöglich war die Gruppe schon auf dem Weg ins Gefängnis oder eine weitere Gargoyle-Statue hatte jemanden verletzt. Nein, er konnte nicht weiter warten. Er musste sich auf den Weg machen und sie suchen. Er ging zu Kendra herüber und sprach diese in einem Tonfall an, der keine Widerrede duldete.

"Die anderen sind schon viel zu lange weg, wir müssen sie suchen gehen. Aber du musst mich begleiten, denn ich kann dich nicht alleine lassen. Bitte lass uns kurz..."

Den Rest des Satzes konnte Brann nicht mehr vollenden, denn er vernahm ein lautes Klopfen an der Tür und verstummte sofort. War das nur ein Trick des Pfads oder waren sie wirklich zurückgekommen? Mit einem Zeichen ruhig zu sein, näherte er sich der Tür und hob sein schweres Eisenschild. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt breit und sah hinaus. Als er Viktor entdeckte, atmete der Söldner erleichtert aus, öffnete die Tür ganz und senkte den Schild wieder. Sein Gesichtsausdruck war allerdings ernst, als er sah, das Viktor alleine war. Brann war viel zu angespannt, als den Priester erst einmal freundlich zu grüßen und kam deshalb direkt zum Punkt.

"Wo sind Miss Gray, Mister Nefalen und dieser Detektiv? Ist etwas passiert?"

Mit einem weiteren Blick, musterte er Viktor ein zweites mal und nahm erleichtert wahr, das er nicht verletzt schien. Zumindest war das eine gute Nachricht, die Brann aber nicht daran hinderte, weiterhin aufmerksam die Gegend nach möglichen Gefahren abzusuchen und ungeduldig auf eine Antwort zu warten.

Dana Gray

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« Antwort #298 am: 12.09.2013, 18:02:07 »
Etwas irritiert nahm Dana wahr, dass Ichabod sich von ihr löste und beinahe demonstrativ die Umgebung in Beschau nahm. Seinen Gesichtszügen entnahm sie deutlich verbissenen Zorn, der nur zu offensichtlich sie betraf. Ihre Worte waren ungehalten und bitter gewesen, doch sie hatte ihm nicht derart vor den Kopf stoßen wollen wie sie es anscheinend getan hatte.

„Verzeih mir“, bat sie, seinen Blickkontakt suchend, selbst wenn er ihr ihm Gegenzug nicht in die Augen schauen würde.
„Ich…“ Dana verstummte, denn auch wenn diese Entschuldigung aufrichtig war, wollte sie vor Jadar nun kein privates Gespräch anfangen. Was gab es zu bereden, das außer ihren Ehemann und sie jemanden etwas angehen würde?

Außerdem saß Dana auf einmal ein Kloß im Hals. Sie fürchtete sich davor, dass er es mit deutlicherer Abweisung von seiner Seite aus beantworten könnte, wenn sie nun versuchte, auf ihn zuzugehen. Er hatte ihr mit seiner Distanzierung, die sie im Gegenzug verletzte und aus dem Konzept brachte, ein klares Zeichen gegeben, was sie wohl notgedrungen akzeptieren müsste. So zog sie ihre Hand, die schon Anstalten gemacht hatte, seine erneut zu ergreifen, wieder zurück.

Sie kam nicht umhin, tief enttäuscht zu sein, dass er sie so behandelte. Erst recht nach ihrem Kuss. Erst gab er ihr zu verstehen, dass er sie für unvernünftig und unfähig hielt, selbst auf sich achten zu können (selbstverständlich hatte sie deswegen verstimmt reagiert, denn gereizt aufgrund der Situation, der Diskussion und ihren Schmerzen war sie ohnehin gewesen und sie war merklich nicht auf der Höhe), und nun… Wie es schien, hatte Ichabod ihre Liebesbekundung nur erwidert und den Ring sich wieder angesteckt, um ihr einen Gefallen zu tun – nicht, weil er es ernst damit gemeint hatte. Seine Worte über seine Hoffnung auf eine glückliche Wendung in ihrer Beziehung und seine eben geäußerte Erinnerung an sein Eheversprechen hatten wahrscheinlich keinem anderen Zweck gedient als ihr ein schlechtes Gewissen zu machen. Es schmerzte, sich so einer Erkenntnis bewusst zu werden.

Dana kämpfte mit sich selbst und ihrer Aufgewühltheit, doch konnte sie diese mit Mühe im Zaum halten. Anstatt wütend oder stolz zu reagieren, so wie es eigentlich in der Natur der temperamentvollen Varisianerin gelegen hätte, zeigte Dana nun eine Seite an sich, die erst mit ihrer Trennung von ihrem Ehemann ans Tageslicht gekommen war.
„Bitte lass uns später unter vier Augen reden“, sagte sie leise, ohne Ichabod noch dabei anzusehen.
Die Kälte, die er ihr plötzlich entgegenbrachte, hatte sich genauso plötzlich über ihr Gemüt gelegt. Sein Mantel wärmte ihren Körper, doch war das nicht die Wärme, die gerade vermisste und sich wünschte, weswegen sie trotzdem fröstelte. Sie wünschte sich fort und hätte es nun bevorzugt, allein zu sein, doch rührte sie sich nicht von der Stelle und war in ein ihr vollkommen untypisches bedrücktes Schweigen gesunken.

Sie versuchte, sich abzulenken, indem sie ihren Blick zurück auf den aufgewühlten Friedhofsweg schweifen ließ und sich diesen genauer ansah. Die Untoten waren sicherlich nicht an dieser Stelle einfach aufgetaucht. Von irgendwoher mussten sie hierhergelangt sein. Vielleicht entdeckte sie ja von ihrem Versteck aus irgendwelche Spuren.[1]
 1. Wahrnehmung (Take 10): 17

Ichabod Crane

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« Antwort #299 am: 12.09.2013, 18:56:48 »
Ichabod Crane, welcher aus seinen gedanklichen Verschwörungstheorien und seinem Schmerz durch Dana gerissen wurde, wie wenn man ihm - wieder einmal sturzbetrunken in einer Schänke in Aashügel die letzten Wochen unsanft erwachend - einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht schüttete und zuckte merklich zusammen.
Wie Scheuklappen von den Augen, fielen seine düsteren Gedanken von ihm ab und hinterließen nur Unsicherheit und Scham.
Mit zittriger Stimme versuchte der Ermittler eine Weisheit der Shoanti zu zitieren, wobei er diese auf Shoanti aussprach, da Dana wie er diese Sprache verstand und Jadar in seiner Hoffnung vielleicht nicht:
"Liebe verbindet, was kein Gott und auch kein Schicksal mehr trennen kann!", aber nur, um weiter auf Shoanti sprechend Dana die Reinheit seiner Gefühle zu beteuern:
"Dana, ich liebe Dich!
Anders als Leute, welche von sich behaupten, dass sie dies seit dem Tag machen, an welchem sie sich kennengelernt oder das ertse Mal gesehen haben, kann ich von mir behaupten, dass ich Dich alleine schon liebe, seitdem Pharasma meine Seele auf diese Welt geschickt hat.
Denn alleine diese Liebe ist meine Lebenskraft und das Beste, zu welchem ich je instande bin.
Diese Liebe und Du allein machen mich zu einem besseren Menschen!
Nichts, wirklich nichts, auf dieser Welt wird dies je ändern!"
, und blickte mit glasigen Augen in Dana's Richtung, wobei eine einzelne Träne - im Licht des Mondes glänzend wie ein kleiner Diamant - seine Wange hinunterkullerte.
"Doch Liebe ist auch ein Gift und ich schwanke aus Unsicherheit und vor Schmerz, denn unsere Trennung hat mir wahrlich nicht gut getan.
Entschuldige also mein Verhalten am heutigen Tag und verlange keine Verzeihung von mir, denn ich wollte Dich nie verletzten oder gar für etwas bestrafen - im Gegenteil.
Ich bin der, welcher die Schuld trägt und nicht Du.
Also verzeih bitte mir mein Narrentum!"
, schluckte dabei schwer, da ihm wohl nun ebenfalls ein gewaltiger Kloss wegen seiner Ehrlichkeit und Offentheit im Hals steckte, und setzte mit dieser Bekundung alles auf eine Schicksalskarte, wobei er zusätzlich versuchte seinen Arm um Dana wieder zu legen, sollte sie ihm dies gewähren, und dabei ihre Stirn kurz zu küssen.
Und setzte dabei auf Varsianisch hinterher:
"Über den Rest sollten wir später weiter sprechen.", und versuchte Dana ein schwaches Lächeln zu schenken, auch wenn Melancholie seine Augen weiter trübten.
« Letzte Änderung: 12.09.2013, 19:10:21 von Sensemann »

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