Der Regen trommelt unaufhörlich auf die Straßen und Dächer von Schildburg, in der kleinen Wohnung, die zu eng ist für die Versammelten, klingt das Prasseln hingegen nur gedämpft. Fast wirkt die winzige Kammer heimelig, beleuchtet von einer warmen, flackernden Kerze, welche einen vergilbten Schädel auf einer schmalen Beistellkommode ziert. Die Besorgnis in den Zügen der in weinrot gekleideten jungen Frau, die mit verschränkten Hände neben der Kommode steht und auf das Bett in der Ecke schaut, verrät jedoch, dass es sich nicht um ein gemütliches Beisammensein handelt.
Die Gestalt im Bett, ein hagerer hundertjähriger Greis, scheint seine Gäste durchdringend durch die schmutzige Augenbinde mit einem Aquila darauf zu mustern, wenngleich jeder Anwesende weiß, dass der Stoff bloß leere Augenhöhlen verdeckt. Seine knotigen, etwas gekrümmten Finger kneten unruhig die graue Wolldecke, die seinen altersschwachen Leib wärmt.
"Danke, dass ihr gekommen seid," haucht der alte Astropath raspelnd, an die Besucherschar gerichtet - zwei hochdekorierte Offiziere der PVS, ein junger, doch erfolgreicher und bekannter Arbites-Offizier, eine Gestalt in den roten Roben eines Magos und ein fast schon deplatziert wirkender unscheinbarer Mann in einem einfachen Anzug - sie alle bis auf die Kasrkin-Kommandantin haben einen Tag zuvor einen Brief mit der Bitte zu kommen erhalten. "Ihr müsst aber auch bereit sein, zuzuhören. Ich lege das Schicksal von Hesiods Wirbel in eure Hände."
Die Pause nach diesen bedeutungsschwangeren Worten ist angespannt; das leise Trommeln des Regens verwischt zu einem Rauschen, das wie ein unheilvolles Wispern am Rande der Wahrnehmung den Tag noch düsterer werden lässt. "Ich habe gesehen, dass unsere Welt am Rande des Abgrunds schwebt. Ich weiß, dass ihre Tage gezählt sind. Wenige Tage, eine Woche, zwei Wochen... ich kann es nicht sagen. Aber ich spüre es, spüre, wie ein Schrecken naht..."
Der Greis macht erneut eine Pause, um keuchend durchzuatmen; die junge Dame in rot, die über ihn wacht, wirkt mit jedem vestreichenden Augenblick unbehaglicher. "Ich habe Nina bereits gebeten, mit Ihrer Gnaden der Erzherzogin zu sprechen," meint der Astropath seine entfernte Verwandte, die Matriarchin des ersten Adelshauses von Hesiods Wirbel, und seufzt, als seine Pflegerin betrübt den Kopf schüttelt, "aber niemand will auf einen alten, sündigen Psioniker hören. Nein, selbst wenn der Gesalbte es wüsste. Die glorreiche Armee, die gesegnete Kirche...ihre Macht wird nicht ausreichen. Es wird rasen und wuchern. Rasen und wuchern..."
Als würde er die Schrecken seiner Vorsehung erneut erleben, steigert sich sein Atem zu einem schnellen, keuchenden Raspeln, das das Rauschen des Unwetters draußen übertönt. Die Frau in weinrot tupft behutsam seine Stirn mit einem ehemals weißen Tuch ab und redet leise auf den Astropathen ein: "Beruhigt Euch, Onkel. Es wird... es wird... alles gut." Es bedarf keine Menschenkenntis, um zu sehen, dass sie keineswegs von ihren eigenen Worten überzeugt ist.
"Ihr seid die letzte Chance!," haucht der Alte unter Anstrengung seinen Gästen entgegen. "Mein Leib ist gebrechlich, mein Geist ist schwach geworden. Ich kann nur zusehen... Es wird rasen und wuchern..." Mit einem sanften "Schscht" unterbricht Nina den aufkommenden Wortschwall und bemüht sich, den zitternden Mann zu beruhigen - doch sie wendet den Kopf zu den Besuchern, mit stummem Bangen in den grünen Augen.