«Seien Sie mir gegrüßt und verzeihen Sie, dass ich Sie mit diesem Küchenfranzösisch begrüßen muss.
Das gehört leider zum Geist der Zeit dazu. Einer Zeit in der ich die Ehre, das Vergnügen, das große Unglück habe zu leben. Sie kennen mich wahrscheinlich nicht und auch ich Sie nicht. Das soll uns aber nicht weiter aufhalten, nicht wahr? Seien Sie sich sicher, dass ich dennoch meinen Hut vor Ihnen ziehe, denn obzwar Sie nichts von mir gehört haben könnten, habe ich von Ihnen gehört. Nur Gutes, mag ich hinzufügen.
Nun, sehen Sie - ich bin übrigens Menthir, ein beschiedener Schreiberling in Diensten Adolphe Thiers[1] - es gibt hier ein Problem in Paris. Ein tiefreichendes, barrikadenstapelndes, wie auch barrikadenbesetzendes Problem. Dieses Problem firmiert unter dem Namen der Kommunarden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe kein Problem mit den Menschen, die hinter diesem Begriff stehen oder die gar für diesen Begriff stehen. Aber sehen Sie, die Tage vom 18. März bis zum 28. Mai 1871 waren sehr bewegte Tage. Sie waren voller Gewalt, voller Blut, voller Unrat, aber auch voller Hoffnung, voller Liebe und Demut gegenüber dem Leben. Das Ganze, ja, das Ganze - glauben Sie mir - war ein Stück Geschichte, ist ein Stück Geschichte. Und damit kommen wir zum Problem.
Sehen Sie, ich kann diese Geschichte nicht alleine schreiben. Oder vielleicht könnte ich es, aber es wäre nicht mehr als liebloser Bericht, der in irgendeinem zweitrangigen Blatt erscheint. Mit Ihrer Hilfe jedoch... Sehen Sie, Sie waren doch dabei. Sie haben doch Ihre eigene Geschichte in diesen zwei Monaten erlebt. Und ich habe so einiges über Sie gehört! Sie haben einiges zu erzählen! Zusammen schaffen wir es doch zumindest ins Le Petit Journal[2].
Erlauben Sie mir, dass ich Sie einlade, an einen von mir bestimmten Ort. Bereiten Sie sich vor, sammeln Sie ihre Notizen, Ihre Erinnerungen, Ihre Belege und Ihre Erzählkraft, denn am 01. August diesen Jahres werden wir uns zusammenfinden mit anderen Personen, die in diesen schicksalshaften Tagen in Paris waren. Zusammen werden wir die Wahrheit über die Geschehnisse in der Pariser Kommune erarbeiten. Ja, sehen Sie, und Sie sind ein großer Teil davon. Ihre Geschichte ist es wert, dass man Sie erzählt! Erlauben Sie mir also bitte, dass ich Sie zum 01. August einlade.
Stellen Sie sich doch nur vor, welche Fragen auf Sie warten würden! Sympathisierten Sie mit dem Geist des Kommunismus? Waren Sie selbst ein Kommunard? Waren Sie ein Spitzel der Preußen, die gerade den Krieg gewonnen hatten? Waren Sie ein Besucher, ein Wanderer, ein Zauber wie Jean Eugène Robert-Houdin[3]? Waren Sie ein Söldner, ein Wissenschaftler, ein Nationalist, ein Anarchist? Was waren Sie? Erzählen Sie es mir. Ich bitte Sie untertänigst.
Ergeben,
Ihr Menthir»Liebe Gategemeinde,
für mein neues Szenario im 19. Jahrhundert suche ich noch zwei-drei Spieler, welche Interesse an einer Erzählrunde mit Charaktertiefe haben, welche im pseudo-historischen Paris des späten 19. Jahrhunderts angesiedelt ist.
Warum pseudo-historisch?Obwohl der Spielleiter selbst Historiker ist und diese Runde einen historischen Anstrich hat, geht es in dieser Runde nicht darum, alleine die Geschehnisse in der Paris Kommune von 1871 nachzuspielen. Sie ist uns vielmehr nur gemeinsame Basis, auf der wir stilistisch und atmosphärisch unsere Charaktere aufbauen und eintauchen lassen wollen.
Es ist aber nicht notwendig, selbst ein Geschichtsliebhaber zu sein oder große Mengen an Material für die Runde zu lesen, nur um sich beteiligen zu können. Ich betone, dass es hier nicht darum geht, einen Teil der französischen Geschichte zu erleben, sondern unsere eigene Geschichte zu erleben, wie unser Schreiberling Menthir in der kurzen Begrüßung hoffentlich bemerkt hat.
Zuletzt ist es auch pseudo-historisch, weil es eine Art der Magie gibt, welche sich aber im Bereich des Paranormalen bewegt. Keine Feuerbälle, keine Meteoritenstürme, aber geisterhafte Kutschen, kopflose Reiter oder geisterhafte Geräusche können vorkommen.
Um was geht es in der Runde?Der wichtigste Punkt kommt zuerst. Es geht um eure Charaktere. Sie und ihre Geschichten sind das Zentrum des Spiels. Ihr Handeln, ihr Denken, ihr Fühlen soll im Vordergrund stehen. Der Umgang mit und zwischen den Charakteren ist mir ganz besonders wichtig. Selbstverständlich soll die Charakterzentrierung nicht beliebig und austauschbar sein, sondern mit einer Geschichte verbunden sein. Diese Geschichte wird im Paris des Jahres 1871 spielen zur Zeit der Pariser Kommune. Was die Geschichte genau beinhalten wird, kann und will ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten, doch will ich den Rahmen an dieser Stelle schonmal vorsichtig stecken.
Im Zentrum des Spiels stehen politische Intrigen, aber auch außenpolitische Interessen, wie auch das Sozialleben und das Leben der Arbeiterschaft in Paris Ende des 19. Jahrhunderts. Obwohl wir in Paris spielen, wir es keine französische Runde sein, sondern eine - wie sich das für das moderne Paris gehört - internationale Runde. Dieses Szenario wird also vor allem das Menschliche in Krisensituation und politische Gegebenheiten betonen wollen. Es wird Themen des Sozialismus, des Kommunismus, des Nationalismus, aber auch Armut, Reichtum und Ungerechtigkeit anschneiden.
Warum leitest du ein Szenario?Erlaubt mir, mich selbst zu zitieren: Ich habe den Versuch, große Kampagnen online zu leiten aufgegeben, da ich ein Freund des offenen Spiels bin und diese Art der Spiele dazu neigt im Sand zu verlaufen. Szenarien sind von daher an sich knapper. Sie bilden keine gesamte Spielwelt, sondern nur gewisse Orte und Zeiten einer Spielwelt ab. Ich lasse den Spieler größtmögliche Freiheit, aber keine völlige. Dennoch entscheiden die Spieler natürlich alleine darüber, wie und ob sie die Probleme anpacken. Ein Szenario umfasst innerhalb des Spiels eine relativ kurze Zeitspanne und sollte in Realzeit in zwei Jahren abgeschlossen sein. Wenn die Runde ausreichend ankommt, kann sie dennoch weiter ausgebaut werden oder ein weiteres, thematisch verwandtes oder unabhängiges Szenario mit den gleichen Charakteren entstehen.
Was muss ich mitbringen, wenn ich am Spiel teilnehmen möchte?Wie in der Überschrift steht, wird die Welt das FATE-System nach der Malmsturmvariante nutzen (höchstwahrscheinlich. Möglich wäre auch Pathfinder, wenn die Mehrzahl sich dafür entschiede). Dieses Regelwerk gibt es kostenlos im Netz (
www.malmsturm.de) und ist sehr einfach zu erlernen. Das System baut vor allem auf sogenannten Aspekten auf, welche der Spielleiter und die Spieler immer wieder anspielen sollen. Aspekte sind dabei komplexe Charaktereigenschaften, die euer jeweiliger Charakter hat. Diese können positiv angespielt werden, sodass ihr einen Vorteil für eine Situation bekommt (dafür gibt es eine Währung in Schicksalspunkten, damit man es nicht unendlich ausnutzen kann), oder negativ angespielt werden. In diesem Fall muss ich meinem Charakterzug nachgeben (wenn ich beispiels stur wie ein alter Esel bin), und bekomme für den daraus entstehenden Nachteil einen Schicksalspunkt, mit dem ich mir eben wieder Vorteile erkaufen kann. Wie das im Einzelnen funktioniert, das werden wir im Spiel erörtern und so ist es nicht notwendig, Regelkenntnisse mitzubringen.
Es ist dem Spielsystem allerdings inhärent, dass es die Spieler mit erhöhten Erzählrechten ausstattet (dafür braucht es auch Schicksalspunkte). Die Spieler steuern die Geschichte und die Ereignisse mit, nicht nur mit ihren Beiträgen, sondern sie können auch wirklich aktiv in die Welt- und Spielgestaltung eingreifen (je näher dies an ihrem eigenen Charakter geschieht, desto besser). Es wäre also wünschenswert, wenn ein möglicher Mitspieler sich gerne in Runden fräßt und einen Gestaltungswillen mitbringt. Dies ist aber kein Muss, wenn du so ein Spiel beispielsweise noch nie gespielt hast. Dieses Rollenspiel ist wie jedes Rollenspiel auch immer ein Lernprozess, den wir gemeinsam hoffentlich mit Spaß verbinden wollen und können. Spaß entsteht für mich in einem Prägen der spielrelevanten Umwelt durch Spielleiter und Spieler.
Was ein Spieler aber unbedingt mitbringen sollte, ist die Bereitschaft längere Beiträge zu lesen. Ich schreibe gerne und auch viel (dieser Beitrag dürfte wieder ausreichend lang werden). Das sollte einen Spieler nicht demotivieren, weder im Lesen, noch selbst im Schreiben. Vom Spieler selbst ist es nicht erwartet, dass jeder Beitrag ein Epos ist und es gibt auch keine Mindestlänge in einem Beitrag. Wichtig ist mir nur, dass ein Spieler nicht nur beschreibt, was sein Charakter macht, sondern wie er es macht und hin und wieder (je häufiger, desto besser), warum er etwas macht. Ich mag es, wenn ich Einblick in die Seele des Charakters bekomme und das macht es mir auch leichter, ihn anzuspielen und so einen fruchtbaren Austausch zu erreichen.
Wie gesagt ist es nicht notwendig, viel über Geschichte zu wissen. Notwendige Informationen liefer ich in der Regel im Voraus oder während meiner Beiträge in Fußnoten. Wer sich mehr über die historischen Hintergründe informieren will, der ist herzlich dazu eingeladen. Für Plausibilitätsfetischisten sei noch gesagt, dass die Runde pseudo-historisch ist und nicht jedes Detail zu 100% stimmen kann und wird. Ich bemühe mich dennoch um eine möglichst hohe Authentizität und vor allem um ein Einfangen der Atmosphäre, so es mit meinen bescheidenen Mitteln möglich ist.
Was er jedoch am ehesten mitbringen muss, ist die Bereitschaft einen spannenden und komplexen Charakter zu erschaffen oder der Realität zu entleihen und dann mit Herzblut zu füllen.
Wie hoch ist die Postingrate?Angeben werde ich die Beitragszahl mit etwa zwei Beiträgen pro Woche. In vielen Wochen ist es nur ein Beitrag der Woche, in manchen Wochen werden es zwei Beiträge sein. Mir kommt es weniger auf die genaue Beitragszahl an, sondern eher darauf, dass jeder Beitrag (egal ob kurz oder lang) mit gewissem Herzblut geschrieben ist und dass die Beteiligung vor allem regelmäßig ist. Das heißt, dass auch Kommentare im OOC etc. wertvoll sind und eine Aktivität anzeigen, selbst wenn einem Beruf, Familie, Studium und/oder Unlust mal über den Kopf wachsen. Diese Phasen hat jeder.
Was muss ich sonst noch wissen?Dieses Szenario ist ein Nachfolgeszenario der Runde
Kampf für Glorie und Vaterland. Es knüpft geschichtlich jedoch nicht direkt an das vorherige Szenario an, beide sind somit Stand Alones. Sollte es Rückbezüge geben, werde ich sie erklären. Es ist nicht notwendig, das vorhergegangene Szenario gelesen zu haben oder sich damit vertraut gemacht zu haben. Dennoch werden die Charaktere, die in diesem Szenario aktiv sind, mit in die neue Runde wechseln. Ich stelle sie kurz - ohne Beschreibung - in Gallerieart vor, damit ihr die Gesichter schonmal gesehen habt.
Die Spieler begrüßen neue Mitstreiter herzlich und freuen sich auf Zuwachs. Sie leben Integration in der Gruppe, also keine falsche Scheu.
Ich habe eine relativ große Zeitspanne gelassen bis zum Spielstart (etwas mehr als zwei Monate), damit wir den Rahmen der Runde gemeinsam planen können und weil das andere Szenario gerade im Grande Finale ist. Es gehört zu Malmsturmrunden dazu, dass die Spieler ihre Wünsche von Spielinhalten äußern und gegebenenfalls Elemente schon im Vorfeld in der Spielwelt verankern. Gleichzeitig brauche ich die Zeit auch für Recherchearbeiten, den Aufbau des Spiels und das Scripten der Story und um mich auf eure Charaktere einzuschießen.
Ich freue mich über jeden Interessenten oder Mitleser. Wenn ihr Fragen zur Runde, zu mir oder zu irgendwelchen anderen Dingen habt, die ich möglicherweise beantworten kann, fragt.
Ergebenst,
Menthir
Postskriptum: Sollten sich wider Erwarten mehr Interessierte finden als Plätze für die Runde frei sind, geht es nicht nach dem First Come, First Serve-Prinzip. Dann teilt mir bitte eine grobe Charakteridee mit und mit wenigen Worten, warum euch die Runde reizt. Wenn ihr wollt, könnt ihr mir auch Leseproben verlinken, wenn ihr hier oder in einem anderen Forum bereits als Play-by-Post-Spieler aktiv ward.
Postpostskriptum: Im nachfolgender Spoiler findet ihr einen ganz groben Abriss über den historischen Hintergrund der Runde und ein paar damit verbundende Links, falls ihr euch mehr über die Zeit informieren möchtet. Verzeiht, wenn ich den Text nicht mehr auf die Bitte hier Wort für Wort anpasse, sondern sie aus dem Vorschlag für die Spieler des ersten Szenarios zitiere.
Historischer Hintergrund - Grobe, unvollständige Zusammenfassung (Anzeigen)Wir haben zuerst den Auftakt zu den "deutschen Einigungskriegen" gespielt, für das zweite Szenario würde ich in die Zeit unmittelbar nach Beendigung der Einigungskriege gehen. Das heißt, mein Ziel ist es nicht, die alltägliche Kriegserlebnisse zu spielen, sondern das Thema ungewohnt zu bearbeiten, wie wir es jetzt mit einer fiktiven Geschichte ebenfalls getan haben. Die Situation ist die, dass nach der
Emser Depesche und den Streitigkeiten um die Nachfolge des spanischen Königs, Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärt
[4], das
Schutz- und Trutzbündnis in Kraft tritt und die norddeutsche Union und die süddeutschen Länder erstmals Seite an Seite durch den Verteidigungsfall kämpfen. Frankreich galt damals zwar offiziell noch als best-ausgerüsteste Armee, aber es wird schnell deutlich, dass die preußische Armee - gerade durch die Einführung von Eisenbahnen zur Truppenverlegung bspw. - einen deutlichen logistischen Vorteil hat und auch von zwei gewonnenen Kriegen gegen Dänemark und Österreich beschwingt ist. Bis zum September schafft es Preußen sogar
Napoleon III. zur Abdankung zu zwingen (nach der
Schlacht von Sedan), aber das französische Volk kämpft weiter und bildet eigene Armeen (wie die
Loirearmee). Preußen empfand es daher als wichtigstes strategisches Ziel, den Willen der Franzosen zu brechen, indem sie ihnen ihre geliebte Hauptstadt nehmen, welche zu diesem Zwecke belagert wurde (vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871
[5]). Höhepunkt dieser Provokation der Franzosen ist sicher nicht nur die Tatsache, dass Preußen hohe Reparationen nach dem Krieg fordert, sondern dass der preußische
König Wilhelm am 18. Januar 1871 im
Spiegelsaal von Versailles (bekanntlich nahe Paris) zum deutschen Kaiser wird (Gründung des zweiten Reiches). Paris wird noch wenige Tage länger belagert und dann kapituliert auch die Stadt, nachdem sie lange Zeit bombardiert wurde.
Im Zuge der innenpolitischen und außenpolitischen Entwicklung fühlen sich viele Pariser vom eigenen Staat verlassen, es kommt nach einem Vorgeplänkel am 18. März zu einem spontan gebildeten Stadtrat, der eine städtische Revolution veranlasst und versucht die Stadt nach sozialistischem Vorbild zu verwalten. Es entsteht die
Pariser Kommune. Das erste Mal gibt es potentiell die berühmte
Diktatur des Proletariats. Historisch waren die Kommunarden nur etwas mehr als zwei Monate an der Macht, aber es sind sehr spannende, aber auch sehr brutale zwei Monate. In diesen Ausgangspunkt würde ich das neue Szenario setzen.