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Autor Thema: Hôtel de Ville  (Gelesen 56720 mal)

Beschreibung: OoC-Thread

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Menthir

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Hôtel de Ville
« Antwort #75 am: 02.07.2013, 23:38:48 »
Vielen Dank für deine Meinung, List. Ich werde deine Bitte beherzigen und von Zitaten und direkten Verweisen absehen.
Ich möchte kurz meine, nicht sehr fachlich fundierte, Meinung äußern und muss dabei zu meiner Person sagen, dass ich ein relativ großes Interesse für die Vorgänge in und um Kirchen und anderen Glaubensvereinigungen habe, aber selbst nominell keiner in dem Sinne angehöre. Zwar bin ich evangelisch-lutherisch getauft, habe es aufgrund des kritisch-provozierenden Geistes meiner Jugend nicht durch den Konfirmationsunterricht geschafft und wurde diesem verwiesen. Zwar hat die Kirche mir in der Folge angeboten, einen neuen Versuch der Konfirmation zu unternehmen, was ich aber in der unmittelbaren Konfirmationszeit abgelehnt habe.

Dieses Erlebnis, welches eben durch einen unglücklichen, überkritischen Austausch mit der betreffenden Pastorin entstand, hat mich aber insofern sehr geprägt, dass ich der kirchlichen Entwicklungen in meinem Umfeld wahrscheinlich näher stehe als wäre ich einfach nur konfirmiert wurden. Das nur als Erklärung, warum ich mich gerne mit solchen Artikeln beschäftige.
Aufgrund dieses Erlebnis habe ich habe keine übermäßigen Vorbehalte gegen die evangelische Kirche. Ganz im Gegenteil war dies ein sehr menschliches Erleben, da es eben nicht um Institution und Glaubenslehre an sich ging bei meinem Ausschluss, sondern wahrscheinlich um eine gewisse pädagogische wie menschliche Überforderung der Pastorin und einem Fehlverhalten meinerseits, welches in einem menschlichen Bruch endete.

Dieses menschliche Erleben kirchlichen Zusammenseins und kirchlichen Spaltens ist also der Fokus meines kirchlichen Interesses und daher habe ich diesen Artikel geteilt. Mir selbst erscheint es seit jeher als eines jeder Idealbilder, dass die Kirche den unbedarften Gläubigen an die Hand nimmt und ihn bei seiner Suche nach Sinn und Gott unterstützt, gleichwohl sehe ich in den aktuellen Entwicklungen der EKD eben eine merkwürdige Umkehrung, als würde sie auf einmal nach Sinn (und manchmal auch Gott?) im Zeitgeist suchen. Ich habe eben solche Predigten, die nur noch Zeitgeistreden waren, gesehen (und ich bin ein seltener Kirchengänger) und war irgendwie erschüttert, dass das Pferd auf einmal andersherum gezäumt wurde. Dass auf einmal die Kirche oder die betreffenden Pastoren eben eine Erklärung für die eigenen Dilemmata im Zeitgeist und auch die Lösung dort suchten. Sich mit dem Zeitgeist zu beschäftigen ist nicht falsch und muss sein, aber dass die EKD es so sehr darauf auslegt, enttäuscht mich ein wenig. Es ist so, als würde die Organisation selbst kein Gefühl des Halts mehr vermitteln können oder wollen, weil sie selbst nach Halt sucht und damit im Fluss des Zeitgeistes die eigenen Fundamente unterspült (das ist jetzt eine Sache des ausgedrückten Gefühles bei mir, denn fachlich kann ich dazu leider nicht so viel sagen, da ich wenig Einblick außerhalb der mich umgebenden Gemeinden habe.).

Von daher sprach mir der Artikel selbst aus der Seele.
Danke, dass du mir einen Einblick in deine Gedanken gegeben hast.
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Conrad Rosenstock

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« Antwort #76 am: 02.07.2013, 23:40:24 »
@ Menthir

Die Suchfunktion hasst mich gerade. Kannst du mir noch einmal den tollen Link zu dem Buch zum damaligen Ehrbegriff schicken. Ich glaube das Buch muss ich mir jetzt unbedingt einmal ansehen; ist auch für die Schleswig-Holstein Runde drüben sicherlich relevant.

Menthir

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Conrad Rosenstock

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Hôtel de Ville
« Antwort #78 am: 02.07.2013, 23:55:06 »
Danke für den Link! Ich schaue auch zusätzlich mal in der Uni-Bibliothek nach, ob man dort dieses Werk lesen kann. Hmm, es wird wahrscheinlich im historischen Sektor stehen oder doch im Philosophischen? Na ja, ich würde mal in beiden Bereichen suchen zur Not...

Paul Zeidler

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Hôtel de Ville
« Antwort #79 am: 04.07.2013, 20:52:54 »
Es sind noch zwei Fragen offen geblieben, die ich noch beantworten möchte:

Sehr interessant ist sicherlich zuerst einmal, dass über dem Charakter das Bild Martin Bubers steht. Wird der Charakter auch bewusst mehrere Züge Bubers tragen oder erschien dir vor allem das Bild passend für deinen Charakter?

Ich habe das Bild im ersten Moment nur genommen, weil das Bild dem Äußeren Pauls, wie ihn mir vorgestellt habe, sehr nahe kommt. Ich kenne von Buber nur ein paar Fakten aber keine inhaltlichen Linien. Zu seinen bekanntesten Werken zählt "Ich und Du" und der Titel stellt etwas in Aussicht, was mich sehr neugierig macht. Ich bin leider bisher nicht dazu gekommen, mich intensiv mit Buber auseinanderzusetzen. Die Uni hält mich derzeit vom Lernen ab.

Ich gehe davon aus, dass du bei den Aufzeichnungen zum zweiten Aspekt das sola gratia bewusst auslässt. Das würde für mich nach der Komposition des Charakters durchaus Sinn machen. Für das Verständnis Pauls würde mich die Antwort aus deinen Finger dennoch interessieren. Eigentlich scheint mir diese Frage durch deine zusammengefasste Aufzeichnung für die beiden Aspekte (Pauls Dogmatik) und den Wanderer zwischen den Welten nachvollziehbar, aber da möchte ich auf Nummer sicher gehen. :)

Sola Gratia spielt für Paul durchaus eine gewichtige Rolle. Auch er würde betonen, dass der Mensch allein aus Gnade gerechtfertigt wird. Die drängende Frage für Paul ist, ob der Mensch aus der Gnade jedoch wieder heraus fallen kann und er würde diese Frage mit 'ja' beantworten. Nämlich durch die menschliche Ignoranz der von Gott unbedingt geschenkten Gottesgemeinschaft. Er würde argumentieren, dass allein aus der menschlichen Existenzweise sich der Mensch von Gott abwendet. Er leitet dies aus dem paulinischen Antagonismus von 'Leben im Fleisch' und 'Leben im Geist' ab und übersetzt diese Begriffe in 'Existenz' und 'Essenz'. Demnach partizipiert der Mensch von Anbeginn an an der Essenz, aber durch die Existenz verliert er den Kontakt zur Essenz und handelt wider seines Wesens. Der paulinische Impertaiv zu einer ethischen Lebensweise bedeutet für Paul, dass der Mensch sich für 'ein Leben im Geiste' entscheiden muss und dies ist nur im ethischen Handeln möglich. 'Glauben' ist für Paul also ein Handeln. Allein aus sich selbst könnte er dies aber nicht. Daher bedarf es dem Glauben an Christus und der Partizipation des Geistes.

Ich denke, dass dies etwas schwierig zu verstehen sein könnte. Vielleicht hilft da ein Blick in Röm 7+8.

Röm 7 (Anzeigen)

Hier heißt es, dass der Mensch für sich das Gute im Gesetz erkennt, es aber nicht halten kann. Es gibt in ihm etwas, dem halten des Gesetzes widerstrebt – 'das Fleisch'. Das Fleisch ist in der jüdischen Tradition verstanden als ein Begriff für Vergänglichkeit. Wernn Paulus sagt, er wolle das Gesetz erfüllen und tut doch das, was er hasse, dann spricht er ein grundsätzliches, anthropologisches Dilemma an. Die Lösung ist in den Versen 24+25 angedeutet. Der Glaube an Christus erlöst. Die Lösung wird dann in Kap 8 ausgeführt.

Röm 8 (Anzeigen)

Hier wird der gekreuzigte und auferstandene Christus und die Gabe des Geistes betont. Der göttliche Geist tritt zum menschlichen Geiste hinzu und ermöglicht das 'Leben im Geiste'. Wenn man die vielen Mahnungen und Imperative Paulus' ansieht, dann wird einem aber bewusst, dass der Gegensatz zwischen (menschlichen) Geist und Fleisch nicht aufgehoben wird. Es bedarf noch immer der Entscheidung des Menschen zum 'Leben im Geiste' (das ist für Lutheraner etwas schwierig).

Paulus antwortet in seinen Briefen immer auf konkrete Probleme der Gemeinden, die die Gemeinschaft bedrohen. Er ruft immer wieder, z.T. mit sehr harschen Worten und Bildern, sowohl zum Glauben als auch ethischem Handeln auf. Für Paul ist ersteres die Hoffnung und zweiteres der Ausdruck von Glauben. Man muss auch verstehen, dass für Paul Hoffung und Handeln in einem dynamischen Verhältnis stehen. Das eine bedingt das andere[1]. Es braucht das Handeln, um hoffen zu können, und das Hoffen begründet das Handeln.

Was ich jetzt recht ausführlich dargelegt habe, ist, dass Paul keine Werkgerechtigkeit anstrebt, wenn er Entscheidung und Handeln so in den Vordergrund stellt. Vielmehr sieht er im Handeln das 'Sein in Christus', welches hilft, dem 'Leben im Fleische' (in Paulus' Terminologie) bzw. dem 'Leben der Existenz nach' (in Pauls Terminologie) zu begegnen.



Oje, jetzt habe ich eine Bibelauslegung angestrengt. Auch das ist ein Wagnis :wink:
 1. Hier ist eine gewisse Schwierigkeit, nämlich, dass man eigentlich zwei verschiedene Glaubensbegriffe bräuchte, nämlich einen der auf ein Bewusstsein abzielt und einen der auf Handlung abzielt. Ich versuche die begriffliche Verwirrung zu umgehen, indem ich stattdessen von Hoffnung und Handeln spreche.
« Letzte Änderung: 04.07.2013, 21:05:52 von Paul Zeidler »
"Siehe, ich mache alles neu" - Offenbarung des Johannes 21,5

Aspekte: Zwischen den Welten, Der Tag beginnt um Mitternacht, Leading by Example, Lokale Bekanntheit, Das Reich Gottes

Menthir

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Hôtel de Ville
« Antwort #80 am: 04.07.2013, 22:52:19 »
Vielen Dank für die tiefen Einblicke in das Denken Pauls und vielen Dank, dass du meine Frage zur sola gratia zum Anlass genommen hast.
Ich denke, ich verstehe, worauf du hinaus möchtest und wenn ich zurückblicke auf das letztes Szenario, welches wir in der Konstellation (Ich Spielleiter und du Spieler) bespielt haben, ist dies gerade in Hinsicht auf das "Handeln wollen" auch ein schöner Kontrast zu Xū Dǎnshí. Ich sehe sehr den Gesprächen aus einer anderen Perspektive entgegen. :) Deine Erläuterungen werden mir helfen, mich in deinen Charakter weiter einzudenken und ihn in der Hinsicht auch besser anspielen zu können. Im ersten Szenario hatten wir auch kurz eine Nonne an Bord, die aber ganz anders ausgerichtet war, zudem eine Katholiken war und - vielleicht durch Klischees gesteuert - auch in ganz anderen Gesinnungsbahnen bewegte. Daher finde ich Pauls Ansatz sehr interessant, weil er sich eben von diesen Allgemeinplätzen fernhält. :)

Ich hoffe, dass ich deinen ganzen Gedanken dazu immerhin in Ansätzen gerecht werden kann. Und danke auch, dass du dieses Wagnis der "Paulschen Bibelexegese" eingehst für die Zwecke des Szenarios (und sicherlich auch für deine Zwecke), gerade weil ja auch die Paulusbriefe (glaube ich aus den wenigen theologischen Lesungen, die ich aus Interesse besucht habe, zu erinnern) als eher schwer zugänglich und schwerer verständlich gelten. :)
Verzeihe also, wenn ich mich mit eigenen Deutungen desbezüglich zurückhalte, da ich mich solches zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht getraue. :)

Interessant ist für mich in Hinblick auf das Szenario natürlich der Umgang mit der sola gratia-Formel, gerade in Hinblick auf dein Projekt Exodus, um den Rahmen für mich zu verstehen und natürlich auch das Wirken Pauls ansatzweise interpretieren zu können. Daher noch dazu eine Frage zu einer Wortbedeutung: Was bedeutet für Paul den im Einzelnen Gottesgemeinschaft? Ich glaube, aus deinen Worten zu lesen, dass es das Sein mit Gott ist (also das einlassen auf etc, eben was du auch als Leben im Geiste bezeichnest), und/oder meinst du damit auch eine (menschliche) Gemeinschaft, die Gott gewidmet ist? Wenn Zweiteres bei dem Wort in dem Falle auch eine Rolle spielte, wäre die Rolle des Projekt Exodus für mich noch interessant, also gerade insofern, ob Paul dort einen individualistischen Weg einschlägt (auf den Einzelnen und seine Gemeinschaft mit Gott einzugehen) oder ob er doch schon eher auch das Ganze als Gemeinschaftswerk betrachtet oder eben einen eher kollektivistischen Weg zu wählen gedenkt?

Zu Abschluss zu Martin Buber. Mein Wissen ist sehr, sehr, sehr oberflächlich und entstammt vor allem philosophischen Querverweisen. Ich habe also noch kein Werk von ihm gelesen, aber ich kenne den Vortrag "Das Wort, das gesprochen wird." aus dem Jahr 1962. Ein Vortrag, den ich unbedingt empfehlen kann. :)
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Carl von Lütjenburg

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Hôtel de Ville
« Antwort #81 am: 04.07.2013, 23:12:17 »
Oje, jetzt habe ich eine Bibelauslegung angestrengt. Auch das ist ein Wagnis :wink:

Aufgrund mangelnder Qualifikation kann ich mich zur Auslegung selbst zwar nicht einbringen, möchte aber somit darauf hinweisen, dass die Auslegung immerhin durch eine kompetente Person erfolgt ist und nicht von jemandem wie mir ;)

Was ich aber eigentlich sagen möchte ist: Vielen Dank, für die Einblicke in Paul. Ich finde es immer sehr spannend zu erfahren, wie andere Spieler ihre Charaktere konzipieren bzw. Spielleiter ihre Szenarien angehen.

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Hôtel de Ville
« Antwort #82 am: 06.07.2013, 00:50:40 »
Vielen Dank für das positive Feedback.

Ich hätte noch eine Bitte. Ich habe meinen Charakterbogen mittlerweile vervollständigt (ich müsste nur noch einmal die Rechtschreibung übersehen). Ich bin jedoch noch unzufrieden mit meinem zweiten Aspekt:

Aspekt: Der Tag beginnt um Mitternacht (Anzeigen)

Mein Wunsch wäre, dass der Aspekt einen negativen Zug von Paul darstellt, vielleicht auch eine positive Wendung hätte (ein "True-Metal"-Aspekt). Mir fiel es aber sehr schwer, dies umzusetzen und zwar aus folgenden Gründen:
  • Der Aspekt leitet sich aus dem zweiten Teil des Hintergrunds her. Diese Episode ist mehr oder weniger abgeschlossen und es fällt mir schwer, dieses Ereignis in etwas umzumünzen, was sich zyklisch wiederholt (wie es im Fall eines Substanzmissbrauchs einfach wäre - etwa: "damals missbrauchte ich Alkohol aus einem bestimmten Grund und auch heute greife ich bei Problemen noch darauf zurück).
  • Ich würde Paul ungern eine Sucht, eine mangelnde Impulskontrolle (Wut oder Furcht) oder eine psychische Störung geben, denn diese Aspekte würden meinem Bild von Paul nicht entsprechen.
  • Das Thema des Aspekt überschneidet sich in in gewisser Weise mit den Aspekten 1 und 3. Das liegt an der Hintergrundgeschichte. Aspekt 1 leitet auf den absoluten Zusammenbruch hin und begründet ihn. Aspekt 3 (und 5) schildert die Weise, wie Paul aus dem Zusammenbruch heraus kommt. Die Episode von Aspekt 2 soll die beiden Aspekte 1 und 3 mit einander verbinden, indem es quasi einen Übergang bildet von einer "Minus-" zu einer "Plussituation".

Habt Ihr vielleicht Vorschläge, wie ich Aspekt 2 besser füllen könnte?

Die regeltechnischen Auswirkungen von Aspekt 5 fehlen mir auch noch. Es soll grob das Thema Hoffnung wiedergeben. Welche Auswirkungen könnte es sein? Mein Gedanke bis dahin war, für einen Schicksalspunkt zeitweise eine Konsequenz ignorieren zu können.
« Letzte Änderung: 06.07.2013, 00:54:00 von List »
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Menthir

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Hôtel de Ville
« Antwort #83 am: 06.07.2013, 23:38:50 »
Da ich gerade eine alte Kampagne für meine Tischrunde wiederbelebe, möchte ich nur meine spontane Idee zum zweiten Aspekt kurz mitteillen. Da er aufgrund seiner Beschreibung bereits dieser Mittelaspekt ist und in meiner Lesart als solcher genutzt werden kann, fiel mir eine relativ leichte Einbindung ein. Von daher finde ich die Namensnennung auch sehr gut. Das will ich kurz anreißen:

Der Tag beginnt um Mitternacht

Dieser Satz ist zum einen eine schnöde Feststellung, sicher, zum anderen jedoch ist die Stärke des Satzes mit der bildhaften Komposition verbunden. Mit Tag verbinden wir eigentlich das Sonnenlicht und mit der Mitternacht nur die Reflektion des Sonnenlichtes über den Mond. Vielleicht ein bisschen auf die Anwesenheit Gottes in der ansonsten als finster wahrgenommenen Nacht, wenn man es symbolisch überspitzen möchte.
Wenn man jetzt dieses Bild weiternutzt, beginnt der Tag also in der Dunkelheit, und wagt sich in das Licht (und verschwindet letztendlich wieder in der Dunkelheit, nur um wieder im Licht zu enden, in einem vorerst endlosen oder zumindest nicht absehbaren Zyklus.)

Deine zweite Geschichte spiegelt nun wieder, wie Paul durch sein eigenes Tal geschritten ist und eine neue Sicht auf die Evangelien gewonnen hat. Diesem Ausgangspunkt folgend, gelingt Paul der Weg aus der Finsternis des Nicht- oder nur Vage-Erkennens in die das Licht der Erkenntnis. Sein Glaube war unterspült oder er hat ihn als leer und ausgehöhlt empfunden und musste diesen als durch die Wege des Lebens wieder füllen. Darüber schwebt letztendlich die Gefahr, dass dieses neue Glaubensgerüst Pauls wieder unterspült wird, der wahrgenommene Tag der Erkenntnis sich also wieder der Dämmerung und einem Nichterkennen ergibt (was nicht passieren muss, aber ja durchaus könnte).

Das klingt jetzt nach einer sehr harten Auswirkung, und dieser Aspekt kann diese sehr extreme Wendung nehmen (die ich dir aber von außen nie aufzwingen würde!), gleichwohl kann dies aber auch kleineren Rahmen jetzt auf die gängige Nutzung dieses Aspektes gespiegelt werden. Hierbei würde ich das Zurückfallen in die Dunkelheit (ehe es wieder in den Tag ggf. fällt) weniger stark beachten, mir jedoch die Möglichkeit offen lassen. Grundsätzlich würde ich den Aspekt aber so interpretieren, wie Paul sein eigenes Glaubenstal darstellt. Eine Situation entsteht, die ihn verzweifeln lässt und seinen Glauben in Frage stellt (das kann starke Auswirkungen haben, aber auch nur Detailfragen umfassen) und das gäbe Paul jetzt die negativen Konsequenzen dieses Aspektes zu spüren. Wenn jetzt jedoch Paul diesem selben Problem nochmals begegnet und es reflektieren konnte, aus der Nacht also Tag wird, kann er diesen Aspekt positiv wenden. Aus dem Nicht- oder Vage-Erkennen ist ein Erkennen (immer Sinne der eigenen Glaubensauslegung bspw. geworden oder in eine Form des Abhärtens übergangen) geworden und jetzt gibt das Paul in besonderer Weise Zuversicht.

Oder gröber gebrochen und gesprochen und mal weg vom vielleicht verwirrenden Bild: Wenn Paul, dem Skeptiker, etwas begegnet, was ihn tief bestürzt (das kann in Glaubenshinsicht sein, aber auch das Leid anderer, das er noch zwar sieht, aber noch nicht entschlüsseln kann etc.), rüttet es in irgendeiner Form (das kann man über den Aspekt ja variabel halten) an Paul und gibt ihm einen Nachteil. Wenn Paul aber einer insofern überwundene Situation gegegnet (nicht irgendeine, sondern eine, die ihn belastet hat und er sie überwunden hat), bekommt er einen Bonus, wenn er mit ihr umgehen muss.

Als konkretes Beispiel (welches vielleicht nicht zu 100% zu Paul passt, aber den Aspektnutzen verdeutlichen soll): Ich halte Paul für eine sehr willensstarke und humane Person, und dennoch könnte es ihm schwerfallen, bspw. einen Priester, der sich selbst das Leben nehmen wollte, zu behandeln. Zwar steht das medizinische Eingreifen an erster Stelle, doch die Betreuung des Patienten danach könnte problematisch werden, weil es auch Pauls Zweifel ggf. wecken könnte in der Hinsicht des Lebens und des Nutzens. Hat Paul sich mit der speziellen Problematik in der Ausformung nicht beschäftigt, könnte man argumentieren, dass der Aspekt negativ genutzt wird und Paul einen Malus bekommt, was auch immer er gerade mit dem Gedanken im Kopf macht. Hat er diese Szene aber erfolgreich überstanden oder sich im Vorfeld schon damit beschäftigen müssen, kann er aus dieser Problematik sogar Kraft schöpfen, so bitter die Szene wirken mag. Der Tag beginnt um Mitternacht (und geht ins Sonnenlicht).

In der Beschreibung verknüpfst du es auch mit anderen Existenzen. Das finde ich sehr passend. Es leitet zu dem handelnden Paul hin, gleichzeitig denke ich, dass sich der Aspekt also auch auf andere übertragen lässt und er somit ein Aid-Another-Aspekt sein kann. Wenn jemand also gerade durchlebt, was Paul bereits erlebt oder behandelt hat, oder wo für Paul klar erkennbar ist, dass dieser Mensch das zweite Mal in dieser "Nacht" steht, kann er diesen Aspekt nutzen, um eben auch diesen in den "Tag" zu führen und ihn in der Hinsicht Stärke zu geben. Das fände ich eine sehr variable, und auch sehr spezifische Nutzung dieses Aspektes, mit einer sehr tollen Wortbedeutung. Das wäre also mein Vorschlag, den du natürlich gerne modifizieren kannst, wenn er dir gefallen mag oder verwerfen kannst, wenn er gar nicht deins ist. :)
Da könnten wir auch deine Idee des mentalen Schadens einbauen, aber er könnte auch echte Zuversicht in gewissen Situation geben und ihn als "Heilaspekt" nutzen. Da wäre viel Spielraum.

Wenn man den Aspekt ausbauen will, kann er auch wieder nach diversen positiven Nutzungen durch Details wieder ins Gegenteil verkehren und danach wieder positiv wirken. Quasi: Siehe, ich mache alles neu. :)

Zu deinem fünften Aspekt mache ich mir später Gedanken. :)


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Carl von Lütjenburg

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« Antwort #84 am: 06.07.2013, 23:41:12 »
Da ich gerade eine alte Kampagne für meine Tischrunde wiederbelebe, möchte ich nur meine spontane Idee zum zweiten Aspekt kurz mitteillen.

Lügner  :cheesy:

Conrad Rosenstock

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« Antwort #85 am: 06.07.2013, 23:55:49 »
Da ich gerade eine alte Kampagne für meine Tischrunde wiederbelebe, möchte ich nur meine spontane Idee zum zweiten Aspekt kurz mitteillen.

Lügner  :cheesy:

Moment mal! Du weiß ja nicht, was Menthir unter kurz versteht und wie das ganze in "lang" ausgesehen hätte  :jester:

Mir fiel leider kein besserer Smilie ein, darum musste der Jester herhalten für meinen Post.

Carl von Lütjenburg

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« Antwort #86 am: 07.07.2013, 00:08:13 »
Ja ich glaube für ihn ist das tatsächlich eher kurz. Ich habe gestern auch zwei ganz extra-kurze PMs zu meinen Würfen bekommen... Ohne böse sein zu wollen, aber in einigen Runden kann man damit drei Threadseiten ingame füllen xD

Menthir

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« Antwort #87 am: 07.07.2013, 00:12:54 »
Der Spielleiter tut, was er gleichermaßen am Besten und am Schlechtesten kann. Kein Ende in und an seinen Worten finden.  :piper:
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Hôtel de Ville
« Antwort #88 am: 07.07.2013, 12:54:08 »
Ganz kurz ( :P): Vielen Dank Menthir! Ich finde Deine Anregung sehr gut. Sie korrespondiert gut mit Pauls Vorstellung, dass jeder Mensch danach sucht, die zerstückelten Erfahrungen zu etwas höherem zusammenzufinden in Hinblick auf die vollständige Versöhnung (das bedeutet paulisch-christlich: im Reich Gottes). Ich werde schauen, wie ich Deinen Vorschlag konkret umsetzen kann  :) .
« Letzte Änderung: 07.07.2013, 12:56:56 von List »
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
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Menthir

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« Antwort #89 am: 19.07.2013, 15:48:14 »
Ich hätte gerne, dass alle Charaktere, die nicht an Casus Belli beteiligt sind, ihre Charaktere bis zum 31.07.2013 fertig haben, damit ich zum ersten August euren Prolog starten kann. Sobald die anderen Charaktere dann durch sind in Szenario eins, stoßen sie dazu.

Ist das in eurem Interesse?

Oder wenn ihr ganz gierig seid, könnten wir auch nächste Woche schon starten. :)
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