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Autor Thema: Die Geschichte wiederholt sich  (Gelesen 65297 mal)

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Marguerite Moulin

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #390 am: 27.08.2014, 19:33:13 »
Sorgsam hörte Maguerite Shiver zu. Sie wusste nur allzu gut, dass er trotz seines Äußeren, meist doch gut durchdachtes zu sagen hatte: "Hier irrst du dich leider Schätzchen."
Es dauerte einen Moment bevor sie weitersprach: "Wenn wir alle Kugeln aus den Köpfen der Viecher entfernen und irgendwo verbuddeln kann McKinkai sie nicht mehr finden, außer er gräbt den Dschungel um oder es gibt eine andere Ruine. Ich würd ja fast sagen, lass uns das Ding hier niederbrennen, aber das ist wohl nicht so einfach..."

Kurz sog sie die feuchte Luft ein, insgeheim bezweifelte sie, dass sie überhaupt ein Feuer in Gang kriegen würde, selbst wenn sie es wollten: "Also wir verstecken die Kugeln, wir suchen irgendwas was ne ähnliche Form hat, die Pläne schmeißen wir in nen Teich. Wir können zurück, kassieren unser Geld und verschwinden." - "Hat McKinkai irgendwas von Plänen gesagt?", schoß es ihr durch den Kopf. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wenn er nicht über die Pläne gesprochen hatte, wußte er entweder nicht, dass sie existierten oder er hatte bereits aus anderer Quelle welche. Das zweitere würde ihren Plan gefährden. Aber darüber konnten sie sich dann Gedanken machen.

"Du hast schon Leute aufgrund von weniger Scheiße gefunden Shi...", sie schüttelte den Kopf: "Im besten Falle will er nur ne Leiche wieder zum Leben erwecken, im schlimmsten... naja..."
Sie wartete auf die Reaktionen der Anderen bevor sie weiter sprach.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Aether Shanty

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #391 am: 27.08.2014, 19:34:59 »
Aether ließ sich einen Augenblick Zeit, die Worte Simons, Maguerites und die Nüchternheit des Glatzkopfes durch den Kopf gehen zu lassen. Er war ausgezogen, seinen Häschern aus Middlesteel zu entgehen und das Rätsel, welches sich um den Mechomaniker McKinkai rankte zu lüften. Er hatte all die Drohungen, die zweideutigen Anspielungen und die rechthaberische Gentlemenfresse Mister Blacks so zu hassen begonnen, dass er diese Expedition und die Bedeutung, welche sie für den scheinbar vom Wahn befallenen alten Mann aus der Spence hatte, seiner ganz persönlichen und eigenen Vendetta gegen die Stadt Middlesteel selbst zugeschrieben hatte. Doch die Wahrheit, welche er begonnen hatte, sich in den tiefen Abgründen seiner Fantasie selbst zusammen zu reimen, war weit böser; gefährlicher, als all die Gangbosse und korrupten Geschäftsmänner, mit denen er sonst um das Schicksal zu kämpfen pflegte.

So fragte sich der Junge aus Pinchfield schließlich:

Was sollten sie nun wirklich machen?

Was würde Aether Shanty jetzt tun?

Er würde die Toten bedauern, doch nicht an der Trauer scheitern. Er würde das Geheimnis lüften, die Grausamkeit darin erkennen und daraufhin einen Plan schmieden, mit welchem niemand gerechnet hätte. Sich selbst einen Vorteil verschaffen... Dem Bösem erneut die Schippe schlagen! Er würde nach Hause ziehen und dem Schicksal mit erhobenem Degen die Stirn bieten!

Und sich und seine gesamte Crew dabei niemals aufgeben.

Willbur begann, zu lächeln. Jene Geste war so vertraut... So einstudiert. Und doch; in diesem Augenblick schlicht und einfach ehrlich. Er wandte sich von der Scheibe ab und fixierte die kalten, berechneten Augen Shivers.

"Du hast Recht, mein teuerster, verehrter Mister Hook." Er zwinkerte dem Sondergardisten zu. "Doch auch Mister Shivers Einwände sind nachvollziehbar und nicht zu verachten! Wir sind uns alle einig - McKinkai ist verdammt gefährlich. Und wir werden es nicht verantworten können, was er mit dieser Technologie anstellen wird, wenn er sie einmal in seinem Besitz in der Spence' weiß! Doch ich sage, verdammnich eins - er schuldet uns verdammt nochmal viel Geld, für all diese Schrecken denen er uns aussetzte! Mal ganz abgesehen, von den Leben, die er durch seine Gier nach Wissen aufs Spiel gesetzt- und diesen Teufeln geopfert hatte! Ich sage, wir nehmen diese Kugel, diese Aufzeichnungen und erkaufen uns damit unsere Reise zurück nach Middlesteel. Zweifellos wird die Meersäufer erst ablegen, wenn wir die Beute vorzeigen können... Wenn der Captain und seine Crew nicht sowieso angewiesen sind, uns bei Übergabe noch an Ort und Stelle aus dem Weg zu schaffen! Wie auch immer wir dann zurück in die Stadt gelangen sollen, bleibt unserer Intuition und der Gelegenheit geschuldet - Doch dort angekommen werden wir McKinkai konfrontieren, seine Pläne untergraben und ihn bezahlen lassen... Bevor sein Leben in Bonegate endet!

Shiver... Wir alle sind keine Gutmenschen, im Gegenteil. Doch bedeutet das denn, dass wir nicht dennoch einmal das Richtige tun könnten? Und sei es nur, weil wir verdammt nochmal dumm genug dafür sind?"



Shiver

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« Antwort #392 am: 29.08.2014, 11:39:01 »
Shiver lachte, als Aether davon sprach, dass sie einmal das Richtige tun sollten. Shiver lachte gar so stark, dass er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
"Das Richtige tun? Als wär' die Welt so geartet, dass man entweder das Richtige oder das Falsche tun könnt'. Ne, ne. So funktioniert das nicht." Shiver blickte jetzt auch zu seiner Perle. "Habt ihr nich' irgendwas vom Irdenfluss gefaselt? Sicher, dass dies nich' auch auf die Kugeln zutrifft? Ich kenn' mich mit dem Mist nich' aus, aber was is'n, wenn die Kugeln, wenn einfach vergrab'n, irgendwas an der Natur selbst ändern? Müss'n wir wohl nochmal in die Schrift'n schau'n, die Hook schon eingesteckt hat. Gibt das Hinweise drauf? Sind sie nicht von irgend'n Irrnebler trotzdem zu find'n?"

Shiver zog an seiner Zigarette und ließ den Rauch aus der Nase entweichen. Ein zweiter, tiefer Zug, wieder ein Ausatmen über die Nase. "Lasst euch nich' in's Bockshorn jag'n. Klar ist McKinkai 'nen kräftiger Spinner, aber das bleib'n alles Vermutungen. Mal im Ernst, sich von potenzieller Gefahr lock'n lassen und deswegen alles niederbrenn'n, verberg'n, versteck'n und mit totaler Ablehnung reagier'n? Würd' ich's bei jeder Gefahr mach'n, die ich nich' versteh' und dessen Zweck ich nich' kenn', nun ja, sag'n wir, ich hätt' euch...", Shiver schaute zwischen Simon Hook und Marguerite hin und her. "...wahrscheinlich in der nächstbest'n Nacht euer Hirn rausgeschält, euch mit euren Därmen erdrosselt un' eure Reste zusamm'n mit'n Kugeln im Dschungel verscharrt." Shiver lächelte unschuldig dabei. Es passte gar nicht zu seiner Art und sah etwas unbeholfen aus. Aber es ging um den Punkt.

"Ja, Aether. Du könntest recht hab'n, dass die Schiffstruppe uns Probleme mach'n wird. Die Frage ist auch, wie viel McKinkai wirklich d'rüber weiß, was hier vor sich ging und was hier los war, von der Anlage und dem Scheiß. Wir sollt'n ihn wirklich erst nach der Bezahlung konfrontier'n, und wenn die Schiffsbub'n uns an die Wäsche woll'n, dann könn'n wir den Mist noch immer in den Fluss schleudern. Und wenn McKinkai uns bezahlt hat, könn'n wir gerne ihn bezahl'n lass'n."

Shiver nahm noch einen Zug und trat dann die Zigarette unter seinem Stiefelabsatz aus, in der selben Bewegung zog er sein Rasiermesser wieder und ließ es aufschnellen. "Wie viele nehm'n wir nun? Zwei? Eine für McKinkai und eine für uns, um zu lern'n, was die Dinger wirklich könn'n oder noch könn'n?"

Marguerite Moulin

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« Antwort #393 am: 30.08.2014, 15:37:22 »
Maguerite konnte es nicht fassen... Hatte Shiver gerade einfach so ausgeplaudert, dass auch sie vom Irrnebel berührt wurde? Ihr Mund stand ihr für einen Moment offen: "Ach fick dich doch einfach Shiver, als ob du Matschbirne jemals in der Lage wärst eine Frau zu verstehen."

Mit Schwung drehte sie sich um und verließ den Raum, sie hoffte, dass ihre Szene die anderen etwas ablenkte und sie nicht mehr übers Shivers Worte nachdachte. Als sich Simon offenbart hatte war er ziemlich ruhig gewesen. Konnte es sein, dass er ein Sondergardist war? Wenn dem so war, befand sich Maguerite in großer Gefahr. Sie versuchte sich zu beruhigen, wenigstens so gut es ging. Was hatte sich dieser Vollidiot dabei gedacht. Er hatte wirklich keine Ahnung und auch seine Vorstellungen schienen wirklich begrenzt zu sein. In ihrem Gedanken trieb sie ihm ein Messer langsam in die Niere und stellte sich vor wie er qualvoll verreckte. Bisher war er ihr ein guter Freund gewesen und wenn sie ehrlich war vielleicht sogar ein bisschen mehr. Umso mehr schockierte sie was er getan hatte.

Im nächsten Raum angekommen lehnte sie sich gegen eine Wand. Ihr Atem ging so langsam ruhiger. Angestrengt lauschte sie ob ihr jemand gefolgt war.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Aether Shanty

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« Antwort #394 am: 01.09.2014, 22:33:31 »
Aether dachte gerade über Shivers Worte nach, als Marguerite plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, erbost kehrt machte und durch die Tür verschwand. Er blickte ihr äußerst verwundert nach und kam dabei jedoch nicht umhin, kurzzeitig mit den Augen zu rollen. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wieso sie so aufgebracht reagierte. Frauen. Im einen Moment noch kühl, koordiniert. Trotz der offensichtlichen Brutalität und den grauenvoll zugerichteten Maschinenmenschen konzentriert - Nur um wenige Minuten später das Gesagte Shivers so zweideutig zu interpretieren, dass ihre Gefühle darin plötzlich verletzt wurden? Der Schurke strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Frauen...!

"Ich hab mich sowieso gewundert, wieso du uns nicht gleich hier im Dschungel geopfert hast und unsere Gebeine als schmuckvolle Kettchen um deinen Hals tragend, laut brüllend von Palme zu Palme gehüpft bist!" Lachte er, um die Situation etwas zu entschärfen. Er hatte keine Ahnung, wie sie auf das Verhalten Marguerites reagieren sollten, vielleicht wäre es einfach besser, wenn sie in all dem Schlamassel einfach einen Moment für sich haben würde; um durchzuatmen und ihre Gedanken zu sortieren.
"Also dann sind wir uns zumindest in diesem Punkt einig. Ich würde sagen, wir nehmen tatsächlich zwei dieser Dinger mit, um eine in der Hinterhand zu haben. Vielleicht können wir wirklich mehr darüber herausfinden... Weißt du, vielleicht bin ich wirklich einfach durch dieses miese Abenteuer ordentlich paranoid geworden. Wahrscheinlich male ich mir die wirklichen Beweggründe McKinkais einfach nur schlimmer aus, als sie wirklich sind. Ich meine ja nur, wir sollten weit vorsichtiger sein, nach all dem, was wir jetzt erlebt und gesehen haben. Wir sollten einfach auf der Hut sein... Wie bereits gesagt: Lasst uns eine davon zusätzlich einpacken; den Kerl konfrontieren, sobald wir sicher im Hafen eingelaufen sind und die Bezahlung sich in unserer Tasche befindet. Oder sieht das jemand anders?" Er blickte sich um und fixierte dabei nacheinander die restlichen Anwesenden.

Simon Hook

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« Antwort #395 am: 05.09.2014, 00:07:40 »
Simon verfolgte Maguerites Abgang irritiert. Er hatte keinen Schimmer, warum sie plötzlich so aufgebracht auf Shivers Worte reagierte. Doch vermutlich war es einfach die Anspannung, die ihr zu schaffen machte. Jeder ging mit schrecklichen Erlebnissen wohl anders um. Ohnehin wunderte sich Simon, warum Black gerade eine zierliche Dame mit in den Dschungel geschickt hatte. Hier war auch ohne seltsam anmutende Maschinenmenschen ein gefährlicher Ort.

Der Sondergardist sah jedoch Grund, sich zu Wort zu melden, als Aether danach fragte, ob jemand dagegen war, zwei der Kugeln mitzunehmen, die Belohnung zu kassieren und McKinkai erst danach zu konfrontieren.
„Ihr wollt diesen... Menschen also die Schädel knacken?“, wunderte es ihn dann doch, dass die anderen scheinbar außer Acht ließen, wo die Objekte der Begierde sich gerade befanden.
„Ich habe noch keine Kugel hier herumliegen sehen. Die Opfer dieser Experimente von ihrem Leid zu erlösen, ist eine Sache“, äußerte er seine Meinung stirnrunzelnd und mit einem Mal viel ernster, „doch ich werde nicht zulassen, dass ihre Leichen geschändet werden.“
Vielleicht würde Simon auf Widerstand stoßen. Aber er war entschlossen, zumindest die Würde der Toten zu verteidigen. Notfalls mit Waffengewalt, wenn es sein musste.
„Und glaubt ihr ernsthaft, McKinkai wird uns winkend am Hafen erwarten? Er wird uns in seinem Geschäft empfangen, umgeben von seinen Kampfdrohnen, die er uns auf den Hals hetzen kann. Wenn ihr so dumm sein wollt, ihm inmitten seines Waffenlagers auf die Füße zu treten, macht das. Ohne mich. Ich werde euch nicht im Weg sein, solange ihr die Toten nicht anrührt – aber ohne mich. Mir ist das Geld scheißegal.“
Simon wusste, dass es ein größerer Erfolg wäre, seinem Hauptmann eine der Kugeln in die Hand drücken zu können als lediglich Zeichnungen davon und Niederschriften darüber. Doch es war falsch, die Dinger aus Köpfen von Wesen herauszuholen, die einmal Menschen gewesen waren. Das war krank.
„Die Informationen, die wir haben, werden reichen, um McKinkai auszuliefern. Er hat die erste Expedition in den Tod geschickt – und wie viele von uns überleben, wissen wir auch nicht. Alles, um diese Technologie zu ihm zu bringen, mit der er nichts Gutes vorhaben kann. Ich warne euch. Helft ihm nicht. Das ist ein gut gemeinter Rat. Selbst, wenn er dann keine Zeit mehr hat, etwas mit seiner heiß ersehnten Kugel anzufangen, hättet ihr sie ihm noch immer übergeben, trotzdem absehbar ist, dass er etwas Gesetzwidriges damit vorhat.“
Je nachdem, welche Behörde sich um diesen Fall kümmern würde, könnte das nicht gut für Helfer McKinkais ausgehen.
„Doch das ist eure Entscheidung. Sehen wir uns nach weiteren Kugeln um, ja?“, schlug er, nun wieder in einem versöhnlicherem Ton, vor. Mehr als davor zu warnen, McKinkai die Kugel auszuhändigen, würde er nicht machen. Er wollte sich nicht zwischen sie und ihre Belohnung stellen, wenn sie sie unbedingt haben wollten - sofern die anderen die Toten in Ruhe ließen, selbstverständlich.
„Vielleicht werden die hier irgendwo einsatzbereit gelagert. Außerdem könnte es nicht schaden, sich mit diesen Steinchen genauer zu befassen.“
Simon nahm ein weiteres der, wie er fand, höchstinteressanten Steinchen, das sich, zusammen mit den Akten, auf dem Tisch befunden hatte, in die Hand.
„Mich interessiert brennend, was für eine Nachricht oder Nachrichten hinterlassen wurden.“

Aether Shanty

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« Antwort #396 am: 05.09.2014, 19:41:20 »
Aether fuhr herum und fixierte Simon Hook.

Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Zugegebener maßen hatte der Schurke aus Middlesteel sich bisweilen noch kaum eine feste Meinung über diesen Abenteurer samt seinem albernen Hut bilden können, doch der entschlossene Ton und die plötzliche, bestimmende Art seinen Standpunkt der Gruppe unabwendbar, mitten in die verdutzten Gesichter zu schlagen, überraschten ihn sehr und ließen ihn für einen Augenblick schweigen. Seine Augen fuhren langsam von dem kantigen Gesicht seines Gegenüber weg und durch den Raum.

"Ich verstehe euren Einwand, Mister Hook. Zumindest soweit, dass ich natürlich auch kein Leichenfledderer sein möchte. Sollten wir zufällig auf ein Exemplar dieser ominösen Kugel stoßen, welches behütet in einem Schränkchen nur darauf wartet, von uns entwendet zu werden, dann bevorzuge ich dies natürlich der... Sagen wir rabiateren Herangehensweise." Erneut widmete er sich Simon und blickte ihm direkt in die Augen. "Doch glaubt nicht, ich würde McKinkai eine solche Macht leichtfertig übergeben. Das war nicht meine Absicht; verzeiht, wenn ich diesbezüglich nicht deutlich genug war. Niemals wird dieser Wahnsinnige mithilfe solch einer Technologie experimentieren und Kombos oder sonstige Andersartige Maschinenwesen auf die Stadt loslassen! Ich bin ein ehrbarer Mann! Ich sagte, er wird für unsere Dienste bezahlen und wir werden ihn konfrontieren. Ich habe dabei nicht belegt, dass ich ihn auch wirklich mit so einem Teil aus dem Raum spazieren lasse. Mister Hook, ich hoffe, wir beide stehen nach wie vor auf ein und der selben Seite!


Auch wenn ich mich durchaus Frage, was sie denn wahrlich zu solch einer Mission getrieben hat; wenn ihnen das Geld dabei egal ist! Romantische Abenteuerlust? Die Harmonie und Stille Geborgenheit Ljongelis? Oder hatten sie die verdammte Stadt einfach nur gehörig satt, Mister Hook?!"

Simon Hook

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« Antwort #397 am: 10.09.2014, 12:32:37 »
Nun war es also so weit. Simon sah den Moment gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. Carl wusste bereits, dass er Sondergardist war – dass die anderen Simon nicht schon früher mit dem Thema konfrontiert hatten, grenzte eigentlich schon an ein Wunder. Doch Aether schien nicht der Typ Mensch zu sein, der derart Nachfragen stellte, um eine ihm bekannte Wahrheit nur noch einmal bestätigt zu wissen. Simon schätzte, dass der selbsternannte Abenteuer wirklich nicht erkannt hatte, dass er ein Sondergardist war. Es abzustreiten, beziehungsweise nun andere Motive für seinen Ausflug hierher zu nennen, kamen Simon jedoch nicht in den Sinn.

„Ich mache mir keinerlei Sorge um die Ehrbarkeit eines jeden von uns“, stellte Simon klar und lächelte. Nein, da hatte ihn Aether falsch verstanden, und nicht umgekehrt. „Denn das Geld hängt kaum mit der Konfrontation zusammen, oder?“
Simon schätzte die Lage folgendermaßen ein:
„Was denken Sie aber, wird McKinkai machen, Mr Shanty, wenn Sie seine Belohnung kassiert haben und ihm dann offenbaren, dass Sie ihn nach Bonegate schicken wollen? Er wird seine Todesmaschinchen auf Sie hetzen, sich sein Geld aus Ihren leblosen Fingern zurückholen, und anschließend mitsamt Kugel, Black, seiner konservierten Frau – oder was auch immer er damit sonst vorhaben mag –, verschwinden, um irgendwo in Ruhe seinen Plan zuendebringen zu können.“
Der junge Sondergardist schüttelte, dieses Szenario ablehnend, mit dem Kopf und wechselte dann in einen vertraulicheren Ton:
„Ich bin auf deiner Seite, Aether. Das war ich von Anfang an. Ich will euch alle nun von halsbrecherischen Dummheiten abhalten. Diese ganze Sache hat schon genug Leuten das Leben gekostet. Die Teilnehmer der ersten Expedition: Abgeschlachtet und missbraucht für diese kranken Experimente. Samual, Wolfhard… Sie alle sind gestorben, nur weil dieser Alte besessen ist von der Idee, diese Kugel in der Hand zu halten. Er hat uns bei unserer ersten Begegnung gegen seinen Roboter kämpfen lassen, nur weil wir Geld für bessere Ausrüstung haben wollten. Ihr wisst, dass er nicht davor zurückschrecken wird, uns zu töten, wenn er weiß, dass wir ihm in die Quere kommen wollen. Vielleicht hat er sich sogar schon dazu entschieden, uns loszuwerden, einfach, weil er uns nicht bezahlen will – wer weiß? Und, verdammt, das wird ihm gelingen. Sein ganzer Laden ist voll von Dingern, die nur zu diesem Zweck gebaut wurden: Um zu töten.

Ich bin hier, um euch zu beschützen. Um die Welt vor McKinkai zu schützen, sollte es notwendig sein. Ich gebe zu, ich habe mich gefreut, etwas anderes zu sehen, als Middlesteel. Eine Abwechslung von den täglich gleichen staubigen Straßen, vom Druck, den es bedeutet, ständig damit zu rechnen, dass die Weltensänger auftauchen, um mich nach Hawklam zu bringen oder mir gleich den Kopf vom Hals zu sprengen. Eine Abwechslung vom Alltag in der Kaserne…“


Nun war es so weit: „Ich bin hier, weil Hauptmann Flare es mir aufgetragen hat. Black denkt, er hat einen zwielichtigen Ex-Presser angeheuert, einen Söldner, doch nein.“
Mit einem Finger schob er das (bisher überaus lästige) Halstuch beiseite, sodass der Blick auf seinen Bänderring frei wurde. Seine Offenbarung: Er war ein Sondergardist.
„Ich behalte McKinkais Treiben im Auge. Ich bedaure, dass ich dies verheimlichen musste“, sagte er und bedauerte es ehrlich, „aber ich wusste nicht, ob ich euch trauen kann, wie ihr reagieren würdet und werdet.“
Ja, die Reaktion stand noch aus. Was würden sie nun machen? Simons Blick huschte über die Anwesenden.
„Befehl ist Befehl – und der beinhaltet, nicht allzu leichtfertig offenherzig zu sein.“

Der Flüstermann

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« Antwort #398 am: 18.09.2014, 04:15:05 »
Trotz der Diskussion, was getan werden sollte und wie sie weiter vorgehen wollten, war natürlich niemand untätig geblieben. Während man sich also darüber unterhielt, wie man an eine - oder doch mehrere? - der Kugeln kommen konnte, ohne den Wesen in den Schädel greifen zu müssen oder sich an den Entführten zu vergehen, suchte man die Umgebung ab. Doch in keinem der Schränke und Regale war etwas zu finden, dass der Kugel glich. Weder in dem kreisrunden Raum, der die schlafenden oder paralysierte Kreatur beinhaltete, noch in dem Labor oder der Werkstatt davor. Alles was man fand waren Utensilien, Werkzeuge oder Gegenstände, die für die kranken Experimente und zur Lebenserhaltung benutzt wurden aber das wichtigste fehlte. Die Kugeln, die offensichtlich das Gehirn ersetzten und damit die Schlüsselelemente waren, mussten sich nur in den Köpfen der Wesen und vielleicht sogar der Entführten befinden.
Als Simon schließlich auf die Idee kam, das seltsame Gerät zu benutzen, fand er auch heraus, wieso nirgendwo weitere Kugeln zu finden waren. Die leicht durchsichtige Scheibe mit dazugehörigen ovalen Steinen, war so etwas wie ein Aufzeichnungsgerät und ein Tagebuch. Der Sondergardist folgte seiner Intuition und dem gesunden Menschenverstand und fand schließlich heraus, dass jeder der Steine andere Aufzeichnungen zum Vorschein brachte. Vielleicht fehlte ein Teil oder das Gerät war kaputt aber weitere Funktionen fand der Bürger Middlesteels auf die Schnelle nicht heraus. Er musste sich anstrengen, um die Einträge zu lesen, die in einem sehr alten jackalianischen Dialekt geschrieben waren. Das bewies allerdings, dass diese Wesen einst Menschen gewesen waren. Der Sondergardist machte sich an die Arbeit und las einen Eintrag nach dem anderen, wodurch er langsam erfuhr, was hier wirklich vorgegangen war und wieso es nur so wenige Kugeln gab. Es gab keine Zeitangaben und so war es schwer herauszufinden, wie groß die Abstände zwischen den einzelnen Einträgen waren.


Mein Vorschlag wurde ein weiteres mal abgelehnt - diesmal endgültig. Ich verstehe nicht, wieso sich der hohe Rat so vehement gegen meine Vorgehensweise ausspricht. Wenn wir überleben wollen, müssen wir einen Weg finden, die Grenzen die uns auferlegt wurden, zu sprengen. Das Metallvolk ist das beste Beispiel für eine Rasse, die diese Grenzen überwunden hat aber sie sind zu sehr damit beschäftigt, sich an ihren Kodex und an Regeln zu halten, um das volle Potential auszuschöpfen, dass sie eigentlich besitzen. Wir müssen einen ähnlichen Weg einschlagen, um die Krise zu überstehen. Ein friedliches Miteinander ist nicht möglich - anstatt Frieden zu schließen und einen Bund einzugehen, sollten wir kämpfen. Der Rat wird seinen Fehler erkennen, wenn ich ihnen meine neuste Errungenschaft vorstelle.


Es ist vorbei. Diese jämmerlichen Hunde wollen mein Genie einfach nicht anerkennen. Das Wisph kann uns retten aber sie wollen nicht sehen, was ich erschaffen habe. Vielleicht ist es besser so. Ich werde mich mit meinem Team zurückziehen, bevor ich verstoßen werde. Zusammen werden wir eine neue, unsterbliche Rasse erschaffen. Der Erdenfluss ist in der Nähe meines Labors stark genug, um die Übertragung zu sichern. Morgen ist es soweit - dann wird sich zeigen, ob die jahrelange Forschung Früchte trägt.
Der Rat ist währenddessen nicht untätig geblieben. Sie suchen einen Ausweg in der Weltenmagie und den Kräften des Waldes. Man wird sehen, wer hier die besseren Entscheidungen fällt wenn sie merken, dass dieser Haufen Biomüll ihnen nicht weiterhilft.


Heute hat es Abigale erwischt. Ihr Kopf wurde zertrümmert und das Wisph ist zerstört. Diese verdammten Donnerechsen, wie ich sie hasse. Es gibt keine Möglichkeit, Abigale wiederzuholen. Wäre dieses dumme Tier doch nur auf den Körper getreten, dann wäre das alles kein Problem aber das Wisph ist in Einzelteile zerlegt worden. Jetzt sind nur noch wir Vier übrig. Vier von ehemals Zehn. Vielleicht hatte der hohe Rat doch Recht damit, dass wir den falschen Weg gewählt haben. Unsere Körper zerfallen und es wird schwieriger, alles zu ersetzen und instand zu halten. Langsam gehen uns die Materialien und Teile aus - wir brauchen neue Körper.


Ich habe sie wieder gesehen. Sie beobachten uns und folgen allen unseren Schritten. Es ist nicht auszuhalten mitanzusehen, wie unsere Körper langsam verwesen und sie keine Probleme mit ihren neuen Körpern zu haben scheinen. Ich kann sehen, wie sie auf uns herabblicken und uns für unsere Entscheidung verachten. Diese dämlichen Pflanzen, am liebsten würde ich sie alle verbrennen und in die Luft jagen!


Ein Glücksfall. Byron und Joel kamen heute mit zwei Menschen in mein Labor. Ich habe mich sofort an die Arbeit gemacht und ihre Körper für weitere Schritte vorbereitet. Ralph und Eva werden schon bald einen neuen Körper besitzen und wieder leben. Bis die Pumpe ihre Arbeit abgeschlossen hat, dauert es noch mindestens zwei Stunden - bis dahin werde ich mich in den Tank zurückziehen und die Verwesung so gut es geht aufhalten. Wenn ich doch nur eine Möglichkeit finden könnte, ohne menschliches Gewebe auszukommen. Mehr Zeit ist alles was ich brauche und diese Menschen werden mir einige weitere Jahre der Forschung gewähren können.

Shiver

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« Antwort #399 am: 18.09.2014, 12:55:42 »
Shiver rümpfte nur die Nase, als Hook sich nach all der Zeit offenbarte. Es überraschte ihn nicht mehr. Er hatte ihn zaubern sehen, das ließ nicht viele Schlüsse zu, und er hatte ihn kämpfen sehen, das ließ noch weniger Schlüsse zu und es war im letztendlich egal, was Hook war von seiner Profession, so wie es ihm schon bei seiner Perle egal gewesen. Ihn interessierte der Mensch, nicht in welche Uniform er sich kleidete, wenn er sich denn mal überhaupt für jemanden interessierte. Hook interessierte ihn, so wurde Shiver grimmig.
"Rühr'nder Vortrag.", kommentierte Shiver und steckte sich eine neue Zigarette an. "Aber dafür, dass'n 'ne Art sozial besser gestellter Meuchler bist, tust ja ganz schön menschlich. Machst einen auf Kamerad zum ein', zum ander'n versteckst dich aber hinter irgendwelchen Mist, den andere dir vorkau'n, was?"

Shiver spuckte gelblichen Speichel auf den Boden und zog die Nase danach hoch. "Hast auch leicht Red'n, von 'nem besser'n Leb'n. Bekommst dein Sold ja so oder so. Aber lass' uns mal realistisch bleib'n. Wolfhard ist abgekratzt, weil er nicht seine eig'nen großen Tipps für's Überleben befolgt hat. Samual hat den Löffel abgegeb'n, weil er den Kopp verlor'n hat. Das spielt genauso so eine große Rolle, wie McKinkais Wahn. Uns're ganze Situation ist eine Kombination aus Wahn, Dummheit, Gier und Verzweiflung. Glaubst du, wenn wir bess're Ideen hätt'n, dass wir durch 'nen verdammten Dschungeln wandern würd'n? Mach' dir nicht scheeler als du bist, Hook.

Wenn du also 'nen verfickter Held sein willst, Hook, dann kriech' deinem Hauptmann in Arsch und wenn du in seinem Schatzkammerdarm angekommen bist, kitzelst ihm die Kohle raus, die McKinkai uns schuldet. Und wenn er das nicht zahlen will, und unseren Dienst blind ausnutz'n will, dann ist dein Flare genau'son Arsch wie McKinkai. Und wenn deine Leute das Geld zahl'n, und dann sogar noch die Kugeln bekomm'n, könn'n wir ja mal abwart'n, zusamm'n mit den Aufzeichn'ng. Dann bin ich mal gespannt, wie viele Gutmensch'n es unter Sold-aten gibt."
Shiver nahm ein scharfen Zug des Tabaks und trat auf Simon zu, sodass er nur einen halben Kopf entfernt war. Er atmete in Simons Gesicht aus. "Also seh' ich zwei Möglichkeit'n. Entweder McKinkai bezahlt uns're Ärsche, und wir hinterleg'n die Kugel, damit er das Geld übergeb'n muss, um an die Ware zu komm'n, oder Flare bezahlt uns're Ärsche, und er kann die verdammten Kugeln  hab'n. Such's dir aus, großer Held."
Shiver drehte ab und ging weiter durch den Raum, nicht ohne sich nochmal umzudrehen. "Achja, und wir nehm'n mindestens zwei Kugeln mit, zu uns'rer Sicherheit. Denn was ist Leich'nschändung schon gegen die Schändung, die sie als Lebende erleb'n mussten?"

Erst dann kümmerte sich Shiver um die neuen Erkenntnisse, die jedoch nichts an seiner Entscheidung endeten. Es bestätigte viele ihre Ideen, und betonte sie in den meisten Fällen noch. Besonders das mit den Pflanzenmenschen war äußerst interessant und wäre für die vielen Forscher Middlesteels vielleicht sogar noch spannender. Wahrscheinlich wäre diese Erkenntnisse viel wert. Shiver blickte zu Simon und überlegte, ob er auf diesen Punkt noch eingehen sollte. Aber nein, er hatte schon zu viel von Hook gefordert in diesem Moment.

Marguerite Moulin

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« Antwort #400 am: 20.09.2014, 15:42:53 »
Die gesamte Zeit hatte Maguerite damit gerechnet, dass ihre "Kumpanen" ihr hinterher gestürzt kamen. Aber es schien, entweder hatten sie ihr ihren Bluff abgenommen oder sie wollten sie überraschen wenn sie wieder zurück kam. Doch ihre Geduld war zu Ende, sie hoffte einfach das es die erste Möglichkeit war.

Vorsichtig ging sie den Gang wieder zurück. Als sie den Raum betrat hörte sie nur betroffenes Schweigen, Simon hatte sich gerade offenbart, als Maguerite nachfragte was geschehen sei und ihre Schlüsse aus Shiver antwort zog, riss sie erschrocken die Augen auf. Es war also richtig sich so bedeckt wie möglich zu halten. Sofort gingen ihre Gedanken in eine Richtung, die ihr nur bedingt behagten. Ob sie Simon verführen konnte und ihn so gefügig machen konnte? Alleine würde sie wohl kaum eine Chance gegen ihn haben.

Sie versuchte sich so gut es ging in einer Ecke des Raumes zu halten und so wenig wie möglich aufzufallen. Vielleicht übersahen sie Maguerite einfach.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Aether Shanty

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« Antwort #401 am: 22.09.2014, 09:43:42 »
Den Worten Shivers lauschend kam der Junge aus Pinchfield nicht umher, ihm zuzustimmen. Egal wie sehr er Shivers Art ernüchternd und kalt finden würde... Seine Kernaussagen trafen den Nagel auf den Kopf.

Dem Plädoyer des Glatzkopfes folgend deutete er zustimmend auf Shiver, blickte dabei Simon an und nickte energisch. Entweder oder - Der Sondergardist hatte mehr als nur leicht reden. Instinktiv untersuchte Aether das Halstuch des Hünen und beobachtete Simon dabei, wie er den Bänderring entblößte und die drohende Vermutung Aethers damit unterstrich. Jeder Bewohner aus Jackal kannte diese berühmten Halsfesseln, welche diese besonderen Krieger im Zaum hielten und sie davor bewahrten, ihre Macht zu missbrauchen und dem Volke zu schaden. Sondergardisten. Hauptmann Flare...

...Simon Hook war ein Krieger des Volkes - und somit dem Löwen von Jackals unterstellt.

Der Schurke kam nicht umhin, laut zu pfeifen. Er schüttelte ernüchternd den Kopf und ließ diese Erkenntnis unkommentiert. Was würde noch alles in diesen Stunden ans Licht kommen? War Shiver ein Gleichgestellter Schläger aus Quatershift?! Oder Maguerite im insgeheimen nicht weniger als König Dampf persönlich? Aethers Kopf begann zu schmerzen - er fasste sich zweifelnd an die Stirn. Was auch immer nun vor ihnen lag...

Willbur 'Aether Shanty' Draecorik würde in Zukunft sein Handeln weit mehr überdenken und wohl nie wieder so einfach in einen Dschungel stolpern. Verflucht - Er kam nicht umhin, sich zum ersten Mal in dieser Expedition in den Sumpf von Middlesteel zurück zu wünschen. Dort versteckte er sich wenigstens 'nur' vor Pressern, korrupten Gendarmen und üblen Konzernbossen und musste nicht an der Seite von Erdenflussgezeichneten gegen Maschinenwesen kämpfen!

Ein wenig abseits lehnte er sich schließlich gegen die Mauer und lauschte den Ausführungen der Aufzeichnungen ; beobachtete schließlich beiläufig Marguerite, welche ihren Frust scheinbar beseitigen konnte und wieder zu ihnen gestoßen war.

Pflanzenwesen... Maschinenmenschen. Ewiges Leben... Forschungen mit lebenden Menschen - Gefäße für fremdartige Bewusstsein. Er hatte sichtlich genug davon!

Fremdartige Bewusstsein... Moment mal?! Hieß dies, dass Kugeln - Aether vermutete, das damit diese 'Wisphs' gemeint waren - die Persönlichkeiten jener Forscher inne hielten? Und dieser Mann, der sich für einige Stunden in einen Tank zurückgezogen hatte...

Der Schurke musterte das riesige Gefäß inmitten des Raumes. Ein Schauer von Furcht und Erkenntnis rann über seine Schultern den Rücken hinab. Zögerlich deutete er darauf und sprach plötzlich:

"Das dort - Täusche ich mich oder verbirgt sich hinter dieser Glasscheibe derjenige, der für diese 'Forschungen' verantwortlich ist?! Er spricht von zwei Stunden, welche er darin verbringen möchte... Bleibt die Frage, ob er da wieder alleine herauskommt oder seine Kollegen dafür benötigt..." Aether zog seine Handkanone und näherte sich erneut dem Kanister.

"Ganz ehrlich? Ich möchte dies nicht unbedingt herausfinden! Gentlemen - Hook! Was stellen wir nun mit dem da drinnen an?!"

Simon Hook

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« Antwort #402 am: 25.09.2014, 09:35:26 »
Simon ertrug Shivers grimmig-direkten Vortrag standhaft, auch wenn er die Augen schloss und die Luft anhielt, als ihm der Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen wurde. Simon wusste, dass es nicht klug war, sich zwischen die Gruppe und das Geld zu stellen. Das war auch eigentlich nicht seine Aufgabe. Beobachten, beschützen, Kugel bergen und berichten. Die Aufzeichnungen, die das Gerät preisgegeben hatte, waren eindeutig gewesen: Um wenigstens eine Kugel zu bergen, war es nötig, einen Schädel zu knacken, so sehr das Simon auch nicht gefiel.

„Hauptmann Flare ist ein guter Mensch“, antwortete der Sondergardist Shiver, der hörbaren Zweifel daran hegte. „Ich werde mit ihm für euch sprechen“, willigte er ein, „doch garantieren kann ich nichts. Ich bin nicht befugt, euch eine Belohnung in Aussicht zu stellen. Ich sehe ein, dass wir wohl um Leichenschändung nicht herumkommen werden. Nun gut. Aber: Wir sind hier und am Ziel, also sollten wir es richtig machen, anstatt uns nur zwei Kugeln zu schnappen und zu verschwinden. Hauptmann Flare weiß von einer Kugel, weil auch McKinkai nur nach einer sucht. Aber nachdem wir diese Aufzeichnungen gefunden haben und es klar ist, dass fünf Stück existieren, mindestens. Byron, Joel, Ralph, Eva…“, Simons Blick fiel ebenfalls auf den Tank, „und dieser Kerl hier.“
Simon trat zu Aether, um sich ebenfalls den Tank mit dem seltsam-wabernden, nebligen Inhalt zu betrachten.

„Wir sollten so viele Kugeln mitnehmen, wie wir finden können, und die Laborausstattung vernichten. So kann niemand diese Arbeit fortsetzen, auch nicht seine Kollegen, die uns entwischt sind.“
Interessiert begutachtete Simon den Tank genauer und dachte über Optionen nach, die sie nun hätten. Aether hatte eine berechtigte Frage gestellt: Konnte diese Halbleiche eigenständig aus dem Behältnis steigen oder nicht? Aber herausfinden wollte Simon dies ebenfalls nicht. Er wollte keinen weiteren Kampf riskieren.
„Er weiß sicher viele Dinge über die Vergangenheit, über die wir heute nur rätseln können. Auch wenn ich ihn gern festnehmen und mit nach Middlesteel nehmen würde, ist das wohl keine Option. So wie ich das verstanden habe, braucht er diesen Tank, um sich über kurz oder lang am Leben zu erhalten.“

Damit war wohl klar, wie sie mit diesem Forscher verfahren sollten – zumindest für Simon.
„Er ist ein Mörder und genauso sollten wir ihn behandeln. Entweder, wie holen ihn daraus, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, was ihm sicher nicht gefallen dürfte, immerhin wird er dann erkennen, dass wir sein Lebenswerk, so schaurig es auch sein mag, zunichte gemacht haben… oder wir sorgen dafür, dass er auf jeden Fall nicht mehr eigenmächtig dort herauskommt – nur um sicherzugehen. Allerdings wird er wohl langsam krepieren, wenn wir ihn dort drin einsperren. Wir sollten versuchen, ihm ein Ende zu bereiten, ohne uns selbst zu gefährden.“
Dabei überlegte er schon, ob es möglich war, den Tank zuzusperren und nur die Scheibe einzuschlagen. Würde dieser Maschinenmann einen geballten Kugelhagel überstehen?

Marguerite Moulin

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« Antwort #403 am: 27.09.2014, 12:12:15 »
"Lasst uns einfach den verdammten Tank verbarrikadieren, die scheiß Kugel nehmen und das Ding hier anzünden. Die verdammten Diskussionen bringen nichts. Hälfte dafür, hälfte dafür. Dann halten wir uns an den ersten Plan. Wenn du willst kannst du deinem Chef ne andere Kugel mitbringen.

Abgeben und dann bin ich weg."
Die Diskussionen gingen ihr auf die Nerven, sie drehten sich im Kreis und es führte einfach nirgendwohin. Maguerite wollte einfach nur wieder zurück. Sie hatte sich fest vorgenommen sofort ihre Sachen aus der Bar zu holen und zu verschwinden sobald sie zu Hause war.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Der Flüstermann

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« Antwort #404 am: 02.10.2014, 05:13:32 »
Nach einer langen Diskussion, dem Abwägen von Risiken und Vor- beziehungsweise Nachteilen, war es am Ende doch eine Moralfrage, wie die Gruppe weiter vorgehen wollte. Sollte man überhaupt eine der Kugeln - die in Wahrheit die Gehirne der Forscher waren - mitnehmen und so die Gefahr eingehen, dass diese Technologie und das Wissen missbraucht werden konnten? Durfte man dieses Wissen denn der Menschheit vorenthalten, wenn es um Unsterblichkeit ging? Zweifellos konnte daraus viel Gutes aber auch sehr viel Schlechtes entstehen. Was sollte man mit dem übrig gebliebenen Wissenschaftler machen, der auf der Suche nach einem ewigen Leben auf die schiefe Bahn geraten war? Sollte man ihn wirklich zurück und elendig verbrennen lassen? War ein schneller Tod nicht die bessere Alternative? Dann war da noch die restliche Anlage, die Pflanzenwesen - die früher einmal Menschen gewesen waren - und auch Krok'la. Was sollte mit ihnen geschehen? Was sollte mit den Leichen der Mitglieder der anderen Expedition geschehen?
Es waren zu viele Fragen und Entscheidungen. Die Aussicht endlich wieder nach Middlesteel zurückzukehren, war einfach zu verlockend und so entschied man sich dazu, so viele Kugeln zu retten wie es nur ging, das Labor zu verbrennen und dann abzuhauen. Diese Expedition war zur Hölle geworden und niemand wollte noch mehr Zeit in diesem Komplex oder dem Wald verbringen. Selbst die Aussicht auf das bescheidene Leben in der Hauptstadt Jackals war jetzt wieder vielversprechend.

Ohne noch viel länger zu zögern, sammelte man insgesamt fünf Kugeln aus den Leichen in diesem Labor ein. Zwei waren bereits in die Körper der Entführten eingebaut worden. Shiver und Simon waren sich sicher, dass es nicht mehr lange gedauert hätte, bis die beiden wieder zum Leben erwacht worden wären. Jede der Gestalten, die sie vorher in dem Raum vor der Werkstatt bekämpft hatten, trug ebenfalls einen Wisph in sich, was sie als eine der zehn Personen kennzeichnete, die sich vor so langer Zeit hierher zurückgezogen hatten. Lediglich die Kugel des Forschungsleiters nahm man nicht mit. Das Risiko war zu groß, dass man ihn vielleicht aus seinem Schlaf oder seiner Starre erweckte, wenn man den Tank zerstörte oder abschaltete. Da man nicht wusste, wie stark dieses Wesen war, ließ man ihn lieber in der Feuersbrunst verbrennen, anstatt einen Kampf zu riskieren. Es wurden noch einige Unterlagen auf dem Schreibtisch des Forschers eingesammelt und dann die Vorbereitungen für das Feuer getroffen. Mithilfe von Carls chemischen Substanzen und denen, die man hier gefunden hatte, entfachte man ein Feuer, dass in der Werkstatt sofort um sich griff und anfing alles zu verschlingen. Niemand trauerte um das, was hier vernichtet wurde. Es war abartig, krank und falsch gewesen.

Nachdem sie sich sicher waren, das das Feuer heiß und groß genug war, verließen Marguerite, Carl, Simon und Aether schließlich den Untergrundkomplex, um dieses Kapitel endlich hinter sich zu lassen. Ihre Mission war erfüllt: Sie hatten die Kugel gefunden, die McKinkai gesucht hatte. Doch war es das wert gewesen? Das musste wohl jeder für sich selbst beantworten. Am Eingang der unterirdischen Forschungsanlage wartete bereits ein alter Bekannter. Der Craynarbier Krok'la war zurückgekehrt und hatte die Angstzustände überwunden, die das Gas auf der Treppe verursacht hatte. Er entschuldigte sich dafür, dass er nicht hatte helfen können und schloss sich schließlich der Gruppe an, da er sonst Niemanden mehr hatte. Zusammen schafften sie den harten Weg nach Rapalaw Junction. Mehrere Tage waren sie unterwegs, bis sie den letzten zivilisierten Außenposten im Wald von Liongeli erreichten. Sie hatten Erfahrungen sammeln können und Krok'la war ein durchaus talentierter Führer, sodass sie ohne große Probleme und Kämpfe zur Stadt fanden. Nur ab und zu mussten sie den riesigen Wesen ausweichen, die als Donnerechsen bekannt waren und sie sonst einfach zertrampelt hätten. Auch dem Grünnetz, den Jagdspinnen oder anderen Bewohnern des Waldes begegneten sie nicht, was eigentlich seltsam war. Bevor sie die Stadt erreichten, zeigte sich aber der Grund dafür. Die Pflanzenwesen, mit denen sie bereits bei ihrem Eintritt in den Wald gesprochen hatten, stellten sich ihnen ein letztes mal in den Weg.

Fast schon traurig blickte der Anführer des hohen Rates - denn nichts anderes waren diese Kreaturen - die Expeditionsteilnehmer an. "Ihr habt unsere Warnungen ignoriert, nicht weiter zu gehen. Danke. Danke, dass ihr sie von ihrem ewigen Leid befreit habt. Dieser Kampf dauerte eine viel zu lange Zeit an und ihr habt ihn beendet. Wir haben euch auf eurem Rückweg vor dem Wald geschützt. Das war das Mindeste, was wir tun konnten." Damit war alles gesagt. Ob der hohe Rat tatsächlich einen friedlichen Weg gefunden hatte, mithilfe der Weltenmagie und den Geheimnissen des Dschungels, auf ewig zu leben? Wer konnte das schon wissen...
Zusammen mit Krok'la, betraten die kleine Gruppe schließlich die Stadt. Mehr ein zusammengewürfelter und bis an die Zähne bewaffneter Haufen Schrott, der direkt an den Fluss gebaut worden war. Hohe Mauern, auf denen Drekschleudern saßen und Wachen patrouillierten, umgaben die wenigen Gebäude, die diese Stadt ausmachte. Die Matrosen und Arbeiter der Meersäufer waren recht schnell gefunden - natürlich in der einzigen Kneipe des Ortes. Der Kapitän war durchaus überrascht aber er fasste sich schnell und schlug allen freundschaftlich auf die Schultern und lud sie auf das ein oder andere Bier ein. Vor allem Shiver war froh, endlich seinen Brand löschen zu können. Schon bald fiel das Gespräch aber auf die Kugel und es war klar, dass die Meersäufer tatsächlich den Befehl bekommen hatte, erst auszulaufen, wenn entweder alle tot waren oder die Kugel beschafft worden war. Kapitän Barnes versicherte, dass er sie auch so nach Middlesteel zurückgenommen hätte aber ein Zweifel blieb.

Dann war es aber endlich an der Zeit, für die Rückreise. Zurück in die bedrückende Enge des Bootes. Eine wohlverdiente Pause, fernab von purem Überlebenswillen und Kampf. Die Reise verlief - bis auf die aggressiven Fische, die das Boot immer wieder angriffen - recht ruhig. Niemand legte sich mit Mitgliedern der kleinen Gruppe an. Schließlich erreichten sie den Hafen Middlesteels. Krok'la bedankte sich überschwänglich für die viele Hilfe, entschied sich aber dafür, bei den Meersäufern zu bleiben. Ihm gefiel es auf dem Schiff und er brauchte die Gefahr und das Abenteuer, wie ein Fisch das Wasser.
Für Shiver, Simon, Aether, Carl und Marguerite ging es allerdings jetzt erst richtig los. Das Gefährlichste hatten sie noch nicht hinter sich. Kein Mr. Black erwartete sie am Hafen - kein Empfangskomitee. Sie hatten vollkommen freie Hand. Wollten sie McKinkai sofort konfrontieren oder doch auf eine andere Weise vorgehen?

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