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Autor Thema: Die Geschichte wiederholt sich  (Gelesen 65644 mal)

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Simon Hook

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #30 am: 01.08.2013, 21:45:12 »
Prolog für Simon Hook


Simon hörte aufmerksam zu, um auch keine Silbe, aber auch keine Gesichtsregung des Hauptmanns zu verpassen. Dass der Hauptmann beschäftigte sich nebenbei mit seinen Kraftübungen beschäftigte, doch es gab niemanden in der Sondergarde, der seinen Körper nicht stählte, und auch die exzessive Weise, in der Flare dies betrieb, war hier ein alltägliches Bild. Simon kannte ebenfalls den Einfluss, den der Genuss von Schimmer auf den Körper hatte.

Der Dschungel von Liongeli war also das Ziel der Mission.
Dies war nicht nur eine Premiere in Hinblick auf die Verantwortung, die Flare ihm damit übertrug. Für Simon, der durch die strengen Auflagen, die ihm als Irrnebler gemacht worden waren, Middlesteel nicht hatte verlassen dürfen und auch in seiner bisherigen Dienstzeit als Sondergardist nur in dieser Stadt seine Aufgaben gehabt hatte, wurde mit dieser Bestätigung seiner bereits gemachten Vermutung ein Tor zu einer neuen Welt geöffnet. Seine Pflicht gegenüber der Garde und Jackals band ihn, aber er würde nun loszuziehen und etwas von „dem da draußen“ sehen können, von dem er viel gehört, es aber nie mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen hatte. In gewisser Weise stand ihm die Jagd nach einem verlorenen Schatz bevor – und allein das schrie nur so nach Abenteuer, wie es schon in all den Groschenromanen zu finden war und besonders in Simons Jugend Fernweh in ihm geweckt hatte.
Der junge Simon hätte sich wohl nie erträumen lassen, dass er jemals die Gelegenheit bekommen würde, diesen Fantasien nachzueifern. Der heutige Simon war deswegen umso stolzer, dass Hauptmann Flare ihm diese Ehre zuteilwerden ließ. Sondergardist Hook würde alles daran setzen, erfolgreich zu sein.

„Einen ehemaligen Presser soll ich also spielen. Das wird mir Spaß machen“, dachte Simon selbstbewusst und mit Schalk im Nacken, auch wenn er unter anderem diesen Punkt zum Anlass nahm, Flare noch einige Fragen zu stellen, als dieser wissen wollte, ob er noch welche hätte. Besonders interessierten Simon seine zukünftigen „Mitstreiter“.
„Ja, Hauptmann, zwei Dinge würde ich gerne fragen“, kündete Simon an, denn alle weiteren Fragen, die er zuvor noch gehabt hatte, hatte Flare bereits beantwortet.
„Ist Genaueres über die anderen Personen bekannt, die McKinkai angeworben hat oder noch anwerben will – etwas, das nützlich wäre zu wissen oder das ich beachten sollte? Und raten Sie mir, während der gesamten Mission oder nur vor dem Antritt der Reise den Beteiligten gegenüber meine Rolle zu spielen, Sir?“ Dabei hatte Simon vor allem seinen Bänderring im Sinn, der ihn als Sondergardisten auswies und den er zwar verbergen konnte, wenn er darauf achtete, der aber früher oder später bestimmt bemerkt werden würde.

Der Flüstermann

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Die Geschichte wiederholt sich
« Antwort #31 am: 03.08.2013, 03:02:24 »
Prolog für Simon Hook



Während Flare über den Auftrag erzählte und die Details preisgab, sah er sich Simons Reaktionen ganz genau an. Er schien zufrieden zu sein und als er mit der Beschreibung der Details des Auftrags fertig war, lehnte er sich wieder in seinen Stuhl zurück um die möglichen Fragen des jungen Sondergardisten abzuwarten. Als Simon tatsächlich seine Fragen vortrug, verengten sich die Augen des Hauptmanns für einen kurzen Augenblick. Er stand auf, verpasste Simon einen freundlichen Schlag auf die Schulter - der ihn fast umwarf - und sagte ihm damit, das sie die beiden Fragen auch auf dem Weg aus der Kaserne besprechen konnten. Als sie wieder im Flur angekommen waren, beantwortete der Hauptmann die Fragen schließlich.

"Soweit ich weiß, sind alle Teilnehmer der Expedition sehr unterschiedlich. Es ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Es gibt allerdings nichts Wichtiges, das du wissen müsstest. Behandle sie einfach wie normale Menschen und beschütze sie wenn möglich, denn sie sind nur Marionetten und ein Werkzeug für McKinkai. Was immer er auch mit der Technologie der Kugel vorhat, die angeworbenen Personen haben keine Ahnung davon und sind unschuldig.

Spiele den Presser solange du kannst aber schrecke nicht davor zurück, die Wahrheit sagen zu müssen. Früher oder später werden sie deinen Bänderring oder deine Kräfte zu sehen bekommen und wissen, was du bist und für wen du arbeitest. Das hier ist keine Mission, die strenge Geheimhaltung benötigt. Binde ihnen deine Mission trotzdem nicht auf die Nase und sage ihnen so wenig wie möglich. Sollten sie keine Ruhe geben oder sollte es Probleme geben, weil du ihnen zu wenig erzählst, dann rücke mit der Wahrheit raus. Schließlich müsst ihr zusammenarbeiten um lebend durch den Dschungel zu kommen."


Während der Hauptmann die letzten Fragen Simons beantwortete, hatten sie den Ausgang der Kaserne erreicht. Flare blieb am Ausgang stehen und salutierte.

"Viel Glück und Erfolg, Bruder. Ich bin sicher, das du mich und die Garde nicht enttäuschen wirst."

Damit war Simon entlassen.

Wie Flare es ihm aufgetragen hatte, ging der Sondergardist zum Goldhair-Park, dem Entspannungszentrum und Treffpunkt für die Elite und die Reichen Middlesteels. Schon nach wenigen Stunden des Wartens wurde er von Black angesprochen und angeworben. Auch ihm wurde der Ort und die Zeit des Treffpunkts von dem Mann kurz und knapp mitgeteilt.

Der Flüstermann

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« Antwort #32 am: 03.08.2013, 05:38:07 »
Die Tage bis zu dem Treffen mit ihrem Auftraggeber McKinkai vergingen für fast alle zukünftigen Teilnehmer der Expedition quälend langsam. Immer wieder drängten sich die Fragen auf, woher Black so viele Informationen hatte, wofür McKinkai die Technologie der Kugel brauchte, wer die anderen Personen waren, die an der Expedition teilnehmen würden, was genau auf sie zukam und mit welchen Problemen und Herausforderungen sie rechnnen mussten. Doch damit nicht genug, denn die meisten konnten sich durch die dürftige Beschreibung der Mission nicht vorbereiten und hatten ganz einfach nichts zu tun. Wolfhard konnte sich in der Zwischenzeit durch seine Kontakte zumindest etwas über den Dschungel informieren, während sich in den drei Tagen bis zu dem Treffen, an der Situation für Carl und Samual nichts geändert hatte und sie noch immer sehr wenig Kunden hatten.
Während die einen informierten einholten und sich auf die Expedition vorbereiteteten, gingen es andere gemächlicher an, ließen einfach alles auf sich zukommen und harrten geduldig der Dinge, die da kommen würden.

Als endlich der Tag des Treffens gekommen war und der Auftrag - und damit auch endlich wieder die Aussicht auf Arbeit und etwas Geld - näher rückte, konnten es alle kaum erwarten. So betraten nach und nach völlig unterschiedliche Personen aus verschiedenen Gründen und Antrieben die Spencer Street, die in Haggswood, dem Bezirk für die reichsten und erfolgreichsten Bewohner von Middlesteel liegt.
Dabei wurden ihnen auf der geschäftigen Straße von manchen hochnäsigen und erfolgreichen Geschäftsmännern oder -frauen herabwürdigende Blicke zugeworfen, da man ihnen schon von weitem ansah, das sie weder das Geld, noch die Kontakte hatten, die den meisten Menschen hier so wichtig waren. Diese Blicke ignorierend, fand ein jeder trotzdem den Weg durch die Spencer Street und warf dabei den ein oder anderen Blick in die Läden und auf die Stände, die hier ihre Waren anboten.

Von Kleidung für den modernen Mann oder die moderne Frau - hergestellt aus teuren Stoffen die aus dem Kikkosico-Imperium importiert wurden - über mechanische Helfer oder Spielzeuge, wie auch McKinkai sie in seinem Laden anbot oder auch ganz einfachen Marktständen, auf denen frischer Fisch oder exotisches Obst aus den entferntesten Ländern angeboten wurde, war alles vorhanden. Die Luft war erfüllt von den Anpreisungen der Marktschreier, den Unterhaltungen und dem Lachen der vielen Menschen, die sich hier ihrem Kaufrausch hingaben und dem Geruch von exotischen Waren und Gewürzen, die sich mit den Abgasen der Dampfmänner und Maschinen auf der Straße vermischte. Man könnte ewig auf der Spencer Street bleiben und immer wieder etwas neues entdecken, wenn man denn genug Zeit hatte. Denn hatte man schließlich das Ende der Spencer Street erreicht und drehte sich um, wurden einem schon wieder neue Eindrücke und Waren angeboten.

Langsam aber sicher begab sich jeder der zukünftigen Abenteurer völlig unabhängig voneinander und ohne die anderen Mitglieder der Expedition zu erkennen, in die Richtung von McKinkais Laden, da es Zeit wurde und sie den Mechomaniker nicht zu lange warten lassen wollten. Am Laden angekommen, konnte jeder einen alten Bekannten ausmachen und ein bekanntes Gesicht erkennen. Steven Black wartete geduldig vor den geschlossenen Türen des Geschäfts und warf jedem einen freundlichen Blick zu. Nach und nach versammelten sich alle vor dem Geschäft, während Black freudig über die Geschichte des Ladens erzählte um die Zeit des Wartens zu überbrücken. Dabei schien es ihm egal zu sein, das es womöglich niemanden interessierte.
Als endlich alle angekommen waren und schon neugierige Blicke ausgetauscht wurden, begrüßte Black die versammelte Mannschaft ganz freundlich.

"Schön, das sich wirklich alle hier eingefunden haben. Nicht das ich daran gezweifelt hätte, denn ich war mir sicher, das sie alle hier aufkreuzen würden aber es hätte ihnen ja etwas dazwischen kommen oder passieren können."

Er ging auf die Tür des Geschäftes zu, schloss sie auf und wartete, das jeder das Geschäft betrat.

In dem großen hohen Raum standen und lagen auf zwei Etagen - verbunden durch zwei Wendeltreppen jeweils im Osten und Westen des Raumes - Maschinen aller Art in Vitrinen und auf Tischen. Der weiße polierte Marmorboden bot einen wunderbaren Kontrast zu dem dunkelbraunen und schwarzem Mobiliar des Geschäfts. An den Wänden hingen Bilder von Maschinen aus den unterschiedlichsten Zeiten und Epochen, die McKinkai wohl extra hatte malen lassen.
Während man in der Mitte des Raumes stand, hatte man einen guten Überblick über die Vielfalt der Maschinen, die der Laden bot. In einer Vitrine stand zum Beispiel eine Wachdrone, die scheinbar blind mit zwei per Dampfdruck betriebenen Gewehrarmen die Bewegungen der Anwesenden verfolgte. Zwei kleine Schlote pumpten den im Kessel produzierten Dampf an die Decke der Vitrine, während sich die Zahnrädchen der Konstruktion bei jeder Bewegung drehten. Jede Vitrine besaß eine Öffnung an der Decke, aus der ein Rohr ragte, das die Abgase durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem in den Himmel über Middlesteel abließ, damit man die Maschinen auch in Betrieb sehen konnte. In einem anderen Teil des Raums auf einem Tisch standen einige kleine Dronen, die den Alltag erleichtern konnten, indem sie den Rasen stutzten, Getränke servierten oder bestimmte Gegenstände herumtrugen.
Ein kleiner Roboter, der eine vage humanoide Form aber anstatt eines Gesichts, eine waagerechte runde Scheibe besaß, rollte auf die Gäste zu und bot ihnen etwas zu trinken an. Black war von Stolz erfüllt, als er die staunenden Blicke der Anwesenden bemerkte.

"Ich muss sie leider für ein paar Minuten verlassen um Mister McKinkai von ihrer Anwesenheit zu berichten. Sie können sich ja derweil hier umsehen und sich miteinander bekannt machen, ich komme gleich wieder."

 Damit verschwand Steven Black durch eine Tür im hinteren Bereich des Geschäfts und überließ den Anwesenden sich selbst.

Marguerite Moulin

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« Antwort #33 am: 04.08.2013, 12:22:03 »
So denn ward es der Tag des Treffens, eingefädelt von Steven Black. Speziell für diesen Tag hatte sie sich rausgeputzt. Ein rotes Kleid mit abstehenden Reifrock schmückte sie, oben eng anliegend und stark tailliert, geschmückt mit weißer Spitze. Ihre Haare trug Maguerite hochgesteckt, nur ein Hauch von Puder umspielte ihre Wangen und akzentuierte ihre weiße Haut und ließe ihre Sommersprossen deutlicher hervor treten.

Mit Shiver traf sie sich bereits vor der Spencer Street. Ihr blick glitt an ihm hoch und wieder runter, während er an einer Ecke lehnend auf sie wartete. Auf Höhe von Shiver angelangt stieß sie ihn leicht mit beiden flachen Händen vor die Brust: "Hättest du dir nicht wenigstens etwas ein bisschen hübscheres anziehen können?" fragte sie ihn, mit enttäuschter Stimme, wobei ihr strahlendes Lächeln ihre Stimme lügen strafte.
Maguerite hackte sich bei Shiver unter und so machten sich die beiden auf den Weg zu dem merkwürdigen Treffen, welches anberaumt war. Während sie über die Spencer Street flanierten, und Maguerite gefühlt zu jedem Schaufenster gezogen wurde um einen langen Blick in eben jene zu werfen, wurden sie von vielen Blicken verfolgt. Maguerite war es gewöhnt, dass Leute ihr nachschauten, doch dieses Mal war wohl nicht sie der Grund für diese, sondern vielmehr der starke Kontrast von Shiver und ihr und der Umgebung.

Maguerite ließ sich derweilen die Laune nicht vermiesen: "Ist das nicht hübsch?" - "Meinst du nicht das würde mir ausgezeichnet stehen." - "Guck mal, hier." hörte Shiver ununterbrochen während er von einem zum nächsten Schaufenster gezogen wurde und Maguerite sorgsam die Auslage studierte.

So kam es auch, dass die beiden als letzte am vorgegebenen Treffpunkt ankommen. "Herr Black, wie schön sie wieder zu sehen." begrüßte sie den Nachrichtenüberbringer aus der Bar. Sie machte einen leichten Knicks: "Und Entschuldigung nochmal für die Verwechslung." Mit einiger Befriedigung sah Maguerite wie die Wangen von Herrn Black einen leicht rötlichen Ton an nahmen.

Mit großen Augen folgte Maguerite der Gruppe, die in den Laden geführt wurden. Fast mit kindlichem Staunen beobachtete sie die kleinen Roboter, die herum standen und krauchten, nicht ohne ein paar von ihnen anfassen zu müssen. Zum Schluss drehte sie sich mit ausgestreckten Armen im Kreis, ob all der drolligen Erfindungen, die sie sah. Nach der ausgiebigen Beobachtung ihre Umgebung, war ihr Blick schließlich auf die anderen Menschen im Raum gerichtet.

"Mein Name ist Maguerite, es ist mir eine Ehre eure Bekanntschaft zu machen." stellte sie sich höflich vor, wobei sie den Kopf ein wenig senkte, leicht in die Knie ging und ihren Rock zu beiden Seiten ein wenig zog.

Innerlich überlegte sie, wer von ihnen wohl in der Lage eine Expedition zu leiten, sie war es nicht und auch Shiver war sicher nicht dafür geboren, sein Dschungel war die Stadt. Interessiert ruhten ihre Augen auf den anderen im Raum.
„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Simon Hook

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« Antwort #34 am: 04.08.2013, 18:40:31 »
Der an Pünktlichkeit und Disziplin gewöhnte Sondergardist Simon Hook bemühte sich, nicht allzu übereifrig und früh auf der Matte zu stehen, und zwang sich seiner Rolle wegen, die Spencer Street gemütlich hinabzuschlendern. Diese zusätzlich gewonnene Zeit hatte er genutzt, um innerlich noch einmal alles Relevante durchzugehen, was seine Mission betraf. Ungeduld und Vorfreude goren in ihm. Wie auch beim ersten Treffen mit Steven Black im Goldhair-Park, hatte Simon seine Gardeuniform abgelegt und sie gegen unauffälligere, praktische Kleidung eingetauscht. Er hatte sich ein schlichtes Halstuch umgebunden und sorgfältig darauf geachtet, dass es sowohl seinen Bänderring verdeckte als auch nicht verrutschte, und zusätzlich den Kragen seines weiten Mantels hochgeschlagen. Wenn er gerade jetzt beim ersten Treffen als Sondergardist enttarnt werden würde, wäre dies wohl kein guter Start. Sicher wäre Mr. McKinkai nicht begeistert davon zu erfahren, dass die Obrigkeit sich für seine Expedition interessierte. Für Simon war schon seltsam, seine Uniform, die er sonst mit Stolz am Körper trug, nun ordentlich gefaltet, aber auch blickgeschützt eingewickelt und verschnürt in seinem Gepäck zu wissen.

Trotzdem er keine Eile an den Tag legte, war Simon der erste, den Mr. Black begrüßen durfte – und ab diesem Zeitpunkt hatte der Mann damit begonnen, fast unaufhörlich zu reden. Auch wenn Simon hier und da kommentiert oder geantwortet hatte, war er froh darüber, dass langsam aber sicher die restlichen Personen, auf die Steven Black noch hatte warten wollen, bevor sie gemeinsam den Laden betreten würden, eintrudelten.

Als es endlich so weit war, fühlte sich Simon erleichtert, dass er Mr. Blacks Erzählung entkam, denn diese hatte seine Ungeduld geschürt, auch wenn er höflich gelauscht hatte. Er folgte dem gepflegten Schnurrbartträger mit teurem Anzug durch die Tür und nahm aus Höflichkeit seinen breitkrempigen Hut vom Kopf.
Simon staunte nicht schlecht, während er sich mit seiner freien Hand durch sein kurzes, dunkelbraunes Haar strich und er einen ersten Blick durch die Räumlichkeiten schweifen ließ. Er selbst kannte sich ein wenig mit der Ingenieurskunst aus, aber ein gewisses Verständnis für Mechanismen zu besitzen und Dinge reparieren zu können, war noch lange nicht mit den Fähigkeiten eines Mechomanikers zu vergleichen. Mr. McKinkais Geschäft schien wahrlich sehr gut zu laufen, so wie Hauptmann Flare es bereits erwähnt hatte. Jedenfalls zeugten die Lage in der Spencer Street und dazu noch die noble Einrichtung davon, dass McKinkai genügend Geld zur Verfügung hatte, um eine Expedition in den Dschungel von Liongeli finanzieren zu können. Auch die Maschinen, die man hier begutachten konnte, mussten als Einzelstücke schon kostspielig und als Gesamtheit wohl ein riesiges Vermögen wert sein. Nebenbei fragte sich Simon, was es mit Steven Black wohl auf sich hatte. War dieser Mann, der auch den „ehemaligen Presser“ namens Simon Hook angeheuert hatte, wirklich ein Angestellter McKinkais oder verbarg sich etwas Anderes hinter dieser Verbindung?

Aktuell waren die Eindrücke, die sich Simon boten, einnehmend genug, dass sie seine Überlegungen erst einmal in den Hintergrund schoben. Mr. Black verabschiedete sich für ein paar Minuten, um sie mit sich und dem Laden, auf den er offenbar so stolz zu sein schien, allein zu lassen. Bald würden sie McKinkai kennenlernen, doch zuvor blieb etwas Zeit, sich umzusehen und sich ein Bild von den Umständen zu machen, in die sie geraten waren. Dazu gehörte natürlich auch, dass Simon die anderen Teilnehmer der bevorstehenden Expedition musterte. Selbstverständlich hatte er dies in Ansätzen schon während des Wartens vor dem Geschäft getan, doch nun bot sich die Gelegenheit, die einzelnen Personen nicht allzu offensichtlich zu begutachten, wie es vorhin der Fall gewesen wäre, als Black sich monologisierendem Geschwafel hingeben hatte.

Simon verschränkte locker seine muskulösen Arme hinter dem Rücken schlenderte langsam und mit einer Mischung aus Neugier, ehrlichem Interesse und Faszination an den Vitrinen entlang, doch hatte dabei auch ein Auge für die anderen Angeheuerten. Hauptmann Flare hatte Recht damit gehabt, als er gesagt hatte, dass diese Gruppe ein bunt zusammengewürfelter Haufen sei, aber im Grunde schienen alle, zumindest was Simon anhand ihres Aussehens schloss, typische Bewohner Middlesteels zu sein – teils aus der Mittelschicht, teils aus der Unterschicht stammend. Doch die zierliche, hübsche Frau im roten Kleid und ihr Begleiter, ein grobschlächtiger, von Narben und Tätowierungen übersäter Kerl, waren ein seltsames Paar.

Simon wandte sich von McKinkais Konstruktionen ab und schenkte der Dame, Maguerite, wie sie sich vorstellte, seine Aufmerksamkeit, als sie den Anfang machte und das Wort ergriff.
Simon löste die Verschränkung seiner Arme und holte diese hinter seinem Rücken hervor, um sich seinerseits angemessen vorstellen zu können.
„Die Ehre ist meinerseits, Miss“, antwortete er mit einem breiten, fast frechen Lächeln.
„Ich bin Simon Hook. Auch erfreut, Sie kennenzulernen, meine Herren“, wandte er sich an den Rest der versammelten Truppe.
Dann verschränkte Simon wieder seine Arme hinter dem Rücken und ließ den Hut in seiner Hand mit lockerer Beiläufigkeit hin und her wippen, während er seine braunen Augen über die Anwesenden schweifen ließ und geduldig und gespannt darauf wartete, auch deren Namen zu erfahren.
« Letzte Änderung: 04.08.2013, 18:44:38 von Simon Hook »

Wolfhard

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« Antwort #35 am: 04.08.2013, 23:15:03 »
Da ihm die ganze Angelegenheit ein wenig suspekt ist, nähert sich Wolf eine gute halbe Stunde vor dem Vereinbarte Termin dem Laden des Mechomanikers durch eine Seitengasse und verharrt dort an einer Stelle von der aus er den Eingang im Blick hat. Von dort aus beobachtet er das Geschäft, bis Black hinaus tritt um die ersten ankommenden zu begrüssen und geht erst dann selbst hinüber.

Im Laden wird Wolfs blick von der dort herrschenden mechanische Vielfalt gefesselt dennoch gestattet er sich nur einen kurzen Blick auf die kunstvollen Konstruktionen bevor er sich einen Platz am Rande der Versammelten sucht, bei dem er weder den Eingang noch die Durchgangstür im Rücken hat. Dafür widmet er dem Aufbau der Räumlichkeiten und den darin befindlichen Menschen eine um so genauere Musterung auch wenn er dabei nur feststellen kann, das seine potentiellen Reisegefährten eine sehr bunte Mischung bilden. Gegenüber fremden sowieso zurückhaltend und nicht sicher was er von den Anwesenden halten soll, beschränkt er seine Vorstellung auf ein Kühles aber nicht unfreundliches, "mein Name ist Wolfhard Mac aber sie können mich auch kurz Wolf nennen."

Shiver

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« Antwort #36 am: 05.08.2013, 13:28:02 »
Shiver reagierte nur mit verzogenem Mundwinkel auf Maguerites Schlenderwahn und ließ sich willfährig durch diese Flaniermeile ziehen und zerren. Shivers Stoffhose war etwas abgetragen, aber immer noch in einigermaßen gutem Zustand, allerdings gab es das passende Jackett schon nicht mehr seit er es bei einem Kartenspiel an einen glücklicheren Spieler abdrücken musste. Dass dazugehörige Hemd hatte er ebenfalls verspielt. Ein schmieriges Unterhemd musste seinen Bedürfnissen reichen. Er betrachtete die Stoffhose schon als ein Zugeständnis, welches groß genug an diese Gegend war, an die er nur mit Missmut zurückdenken mochte.
Und so ließ er sich von Schaufenster zu Schaufenster bugsieren oder trottete mehr oder weniger folgsam hinterher, immer noch wie ein treudoofer Hund erscheinend. Shiver hatte kein Interesse noch mehr Aufsehen zu erregen als er mit seinem Aussehen sowieso schon tun dürfte. Und dementsprechend ging er der Perle einfach hinterher. Seine Tätowierungen verbarg er, da er über seinem schmierigen Unterhemd den schweren, verstärkten, inzwischen matten und brüchigen Ledermantel trug, der von einem einfachen Riemen zugehalten wurde. Niemand würde so erkennen, dass er in dem Mantel für den Fall der Fälle eine Pistole dabei hatte und in seiner Hosentasche ein Rasiermesser trug, welches er als Waffe zu führen verstand. So sah er nur wie ein dreckiger, breiter Mann aus, der nicht an diesen Ort gehörte. Aber immerhin sah er nicht wie ein dreckiger, breiter Mann aus, der sich gleich auf den nächsten Passanten stürzen würde. Shiver versuchte so abweisend zu wirken, wie er nur konnte und wollte in Ruhe gelassen werden. In diesem Viertel fühlte er sich gar nicht wohl. Und so beantwortete er Maguerites Anmerkungen auch nur mit Gesten, mit Mimik oder mit dem ihm typischen Grummeln und Knarzen der Stimmbänder.

Der Laden erinnerte ihn an seine Zeit in den Celgasminen. McKinkai, hatte Shiver nicht auch Maschinen und Zubehör aus den Händen dieses Mannes damals in den Händen gehalten[1]? Namen waren Schall und Rauch und Shiver glaubte nicht, von dem Mann schonmal gehört zu haben. Die Chance mehr zu erfahren hatte er auch vergeben, obwohl er Maguerite noch gesagt hatte, dass sie mehr darüber erfahren sollten. Prokrastination. Shiver war ein Meister im Aufschieben wichtiger Dinge, bis sie ihn einholten und zu verschlingen drohten. Er wusste, dass es dumm war, unvorbereitet an diesen Ort zu kommen. Aus irgendeinem Grund tat er es trotzdem. Vielleicht war die Perle der Grund. Irgendwas in ihm wollte, dass er sie schützte. Shiver konnte sich nicht erklären, warum es so war. Aber es war, als gehörte sich das so. Als ziemte es sich aus irgendeinem Grund.

Seine Blicke glitten nur kurz über die Erfindungen des Mechomanikers. Sie waren ohne Frage interessant, aber Shiver wollte sich nicht davon ablenken lassen und behielt die vielen neuen Gesichter im Auge. Er hatte noch keines davon gesehen. Sie waren alle jünger als er. Manche von ihnen hatten wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte seines Alters erreicht. Hatte Black von mehr Teilnehmern gesprochen? Sollte ausgerechnet sowas wie ein Erzieher für diese Bande halbwüchsiger sein? Unwahrscheinlich. Shiver stellte sich wieder neben Maguerite und blickte über sie hinweg zu den anderen Ankömmlingen und Anwesenden.
"Shiver." Seine Vorstellung war in den Nennung seines Namens, den er wie einen Befehl aussprach, erschöpft. Stattdessen musterte er die anderen Personen mit müden Blick und blickte sich um. Er fühlte sich sehr unwohl hier und dementsprechend abweisend war seine Aura. Irgendwas stimmte an diesem Ort nicht und Shiver wusste, dass er wieder mal eine Chance vertan hatte, sich besser vorzubereiten. Aber mehr als in den Tag leben konnte er sowieso nie. Er seufzte innerlich und blieb hinter Maguerite stehen.
 1. Wissen (Architektur&Baukunst) 9

Samual

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« Antwort #37 am: 05.08.2013, 15:39:43 »
Samual der sonst immer der war der Carl dazu bringen musste pünktlich zu sein , ließ sich Zeit so das sie die beiden gute 5 Minuten verspätet ankamen. Samual hoffte das er so vielleicht nicht erkannt wird, zwar wurde er nicht häufig gesehen aber die Fahndung nach ihm ist noch nicht so lange her. Es gefiel im nicht in die Spencer streat zu gehen dort war er öfters gewesen und nie alleine, wieder überkam ihn die Trauer an diese Erinnerungen, doch würde er alles wieder so machen wie es gemacht hatte.

Gemütlich schlendern also die beiden über die Straße Carl chaotisch wie immer und Samuel im Anzug mit der Muskete auf der Rücken. Langsam schweift sein Blick über die Schaufenster und bleibt auf der Gruppe vor McKinkais hängen. "Mit denen sollen wir also reisen, wir werden sehen." Mit einer kleinen Verbeugung wobei er den Hut abnimmt begrüßt er die anderen. "Einen schönen Tag wünsche ich den Herren und der Dame. Ich bin Samual und das hir ist mein guter Kompagnon Carl. Lasst euch von ihm nicht abschrecken er ist nur ein bischen verrückt.""Was auch immer schön an diesem verfluchten Tag ist. seit er von dem Besuch von Black erfahren hatte war Samuel schlecht gelaunt. Er mochte diese Gegend nicht es erinnerte ihn an seinen Vater und noch schlimmer an sie.

Als Black sie begrüßte blieb er stumm, er mochte ihn genau so wenig wie das Viertel und wenn es nach ihm ging wäre er nicht hier aber Carl meinte sie bräuchten das Geld und wichtiger noch es würde sicher Spaß machen, und das war der Hauptgrund der Samuel seit Jahren antreibt. Auch der laden überrascht ihn nicht wieso auch es ist ja nicht sein erster Besuch hier.

Aether Shanty

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« Antwort #38 am: 05.08.2013, 22:31:38 »
Aether Shanty verbrachte den Großteil der Zeit, die ihm bis zum Treffen in der Spencer Street blieb, indem er sich versteckte und Spuren verwischte. Der Untergrund flüsterte rekordverdächtige Preise auf seinen, meist mit einem Schal umspannten Hals. Dennoch versuchte er aus dem Zwielicht heraus mehr über Black, McKinkai und dessen Auftrag heraus zu finden. Im war bewusst, dass egal wen er schmierte, über die Kugel würde er nichts in Erfahrung bringen können. Dazu fehlten ihm einfach nötige Kontakte in die angeseheneren Gesellschaften der Stadt und ihm würde es wohl auch nie in den Sinn kommen, sich zwischen die Reichen und Schönen zu mischen. Er hatte für so viel Arroganz, Geiz und Völlerei einfach nichts übrig. So beschränkte er seine Suche auf McKinkai. Hier und dort munkelte man hinter vorgehaltener Hand, verschiedene Gerüchte gingen um. Shanty horchte im rechten Moment auf, spielerisch grinsend in der Annahme, er hätte vielleicht etwas Prekäres gefunden. Doch das Gesamtbild war immer noch in einzelne, unförmige Mosaike zerbrochen und ihm wurde bewusst, dass Nichts in seiner Macht stehende mehr Licht in die Sache brachte. Außer dem Treffen selbst.

Also zog er seinen ledernen Mantel über die Schultern, rückte den Schal zurecht, schnürte das rote Band, welches seinen Haarschopf hielt, fest zusammen und betrat die Spencer Street. Sein Rapier musste in dem Versteck in Pinchfield verbleiben, weswegen er nur die doppelläufige Hüftkanone unter der Kleidung trug. Mit tief eingezogenem Kopf und den Händen in beiden Taschen schlenderte er schnell an den Läden vorbei, mischte sich unter die Menge der Kaufmänner und kauflustigen Kunden und huschte gekonnt über den Bürgersteig.

Lange Zeit blieb er auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen und musterte das Gebäude, in dessen Erdgeschoß eben jener Mister McKinkai seine Maschinen anbot. Als er bemerkte, wie sich um, ein ihm wohlbekanntes Gesicht, eine Gruppe Jackalianer sammelte, trat er schliesslich aus dem Schatten und nickte Black rasch zu. Er spürte förmlich die Genugtuung des Mannes, dem er vor wenigen Tagen perfekt in seiner Rolle als Vigilant gegenüber stand. In diesem gefährlichen Schachspiel war Aether längst schmerzlich bewusst geworden, wer die Figur und wer der Spieler war. Wenigstens will ich der Springer sein und nicht der Bauer. Kam es ihm in den Sinn, als er die Männer und die Frau beobachtete, die wohl ebenso wie er rekrutiert wurden. Gemeinsam folgten sie als Gruppe Black, während jener wie ein Wasserfall plauderte.

Nachdem er durch die Eingangstür in den Verkaufsraum trat, rechneten seine antrainierten Sinne sofort jegliche Fluchtmöglichkeit aus. Die Türen. Die Fenster. Einen Gulden für einen Heckenschützen, der in meiner Schuld steht! sinnierte Aether. Nach und nach fuhr sein Blick über die seltsamen Maschinen und Mu Körper, die überall in den Vitrinen auf Kaufkraft und einen neuen Herrn warteten. Erneut bemerkte er die schöne Frau zwischen den harten Kerlen, mit denen er wohl in einem Boot saß. Ein Risiko in diesem Zug, Mr. Black. Setze sieben Männer in den Dschungeln Liongelis aus, wirst du die Türme perfekt zum Schachmatt steuern können. Doch diese Königin in ihren Reihen hat das Potential, aus einigen deiner stärksten Läufer wildgewordene Bauern zu machen, mit dem Blick nur noch starr in ihr eigenes Feld nach vorn! schoß es ihm durch den Kopf.

Aether Shanty atmete tief durch, als Black den Raum verließ. Das waren sie also.

Eine bildhübsche, giftige Lilie.
Ein durchaus furchterregender, einsilbriger Glatzkopf.
Ein kühner Haudegen mit Manieren.
Ein Wolf, mit verdrieslichem Blick.
Ein nicht auf den Mund gefallener Hutträger,
mit seinem Kumpel "Carl"
, Aether schmunzelte.

Und mitten drin ein Junge aus Pinchfield, der sich für jemanden ausgibt, der er wohl niemals sein kann.

So legte er das geübte Lächeln auf, verschränkte die Arme und sprach mit einem leichten Kopfnicken :

"Shanty. Aether Shanty zu ihren Diensten."


Shiver

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« Antwort #39 am: 06.08.2013, 02:06:13 »
Shiver schaute sich die zahlreicher werdende Klientel des McKinkai mit wachsendem Unmut an. Würden alle in diesen Auftrag gehen oder würde McKinkai nach den Gesetzen seines Viertels handeln und versuchen das beste Angebot anzunehmen, was in diesem Fall bedeutete, dass er eine Handvoll Männer oder Frauen für einen bestimmten Kostenpunkt annahm und die anderen armselig am ausgestreckten Arm verhungern ließ? Shiver hatte sich ein erstes Bild gemacht. Sein erster Eindruck war, dass längst nicht jeder für diesen Auftrag geeignet war und dementsprechend ein Teil eine Art Köder sein musste, um den Preis der Unternehmung zu drücken. Es sollte immerhin in einen Dschungel gehen und welcher Mann aus Middlesteel hatte schon eine ernsthafte Erfahrung mit dem Dschungel außerhalb dieses städtebaulichen Wirrwarrs? Sicher würde einer dieser Männer eine Expertise in den Dschungeln dieser Welt heucheln, und sei es nur,  um sich in diesem ewigen Konkurrenzkampf unentbehrlich zu machen. So war es doch mit allen. Sie versuchten sich auf Krampf unentbehrlich zu machen, um zu Ansehen oder schönen Geldbeträgen zu kommen. Shiver verzog den Mundwinkel. Diese ordinären Menschen kotzten ihn an, auch wenn er manchmal selbst zu diesem Handeln gezwungen war. Ja, sie kotzten ihn an, weil sie die Sklaven einer Welt wurden, in der sie nie Freiheit finden konnten, weil sie weder den Begriff der Freiheit, noch die Welt an sich verstanden. Andererseits war dies auch Ausdruck Shivers eigener Schwäche, denn er verstand die Welt auch nicht, und das machte ihm zum Sklaven vieler Dinge. Doch immerhin machte es ihn nicht zu einem willfährigen Sklaven, sondern zu einem widerspenstigen Genossen; zumindest was die Selbsteinschätzung Shivers anging.

Dementsprechend hatte Shiver keine Lust auf irgendwelche Verhandlungskniffe und versuchte deutlich seine Erwartung zu kommunizieren. "Wer Verhandlungen gegen unseren Willen versucht, bekommt eins mit dem Paddel, verstanden? Ich hab' wenig Lust auf irgendwelche dümmlichen Diskussionen um Sold und das Feilbieten des Selbst. Wer nicht darauf hört, bekommt welche. Wir sin' hier nich' auf 'nem verdammten Marktstand, klar?"
Shiver schaute mit missmutigen Blick zu seinen möglichen Gefährten und Konkurrenten.  Wie oft hatte er es erlebt, dass potenzielle Arbeitgeber eigene Männer beauftragten, sich ebenfalls zu bewerben, um den Preis zu drücken. Verdammte Prokrastination. Hätte er sich informiert, wäre er weniger anfällig für solche Versuche. Er musste sich auf seinen offensiven Vorstoß verlassen. Shiver untermalte es mit einem fast schon wütend-trotzigen Blick.
Shiver meinte sich zu erinnern, dass Black gesagt hatte, dass sie mit weiteren fünf Leuten in die Dschungel von Liongeli reisen würde. War die Zahl so in Stein gemeißelt? Wohl kaum. Außerdem hatte er gesagt, dass McKinkai nur die Kugel wollte, die Reisegruppe - selbst wenn in der tatsächlichen Anzahl - das Abfallende behalten könnte. So unterschiedliche Leute, wahrscheinlich noch mit unterschiedlichen Ansichten. Shiver hatte im Urin, dass es noch einige Probleme geben würde.

Wolfhard

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« Antwort #40 am: 07.08.2013, 00:35:55 »
Wolf verfolgt Shivers Tirade mit einem missbilligendem Stirnrunzeln. Er ist sich zwar nicht sicher, ob es der Sprecher damit nur auf eine gute Startposition bei der Bildung einer Hackordnung abgesehen hat oder ob er komplexere Gründe hat. Aber dafür ist er um so sicherer, dass ihm sowohl dessen Ton als auch die Absicht einfach über andere zu bestimmen ganz und garnicht gefällt. Daher gibt er sich einen Ruck und erhebt Einwand, auch wenn es ihm schwer fällt.

"Immer mit der Ruhe, solch einen herrischen Ton. Ich bin zwar auch dafür, dass wir als Gruppe verhandeln, da dadurch unsere Position gestärkt wird. Aber wir sind alles erwachsene Menschen  die für sich selbst verantwortlich sind und daher muss auch jeder für sich entscheiden ob er gemeinschaftlich vorgeht oder seiner eigenen Strategie folgt. Ausserdem ist eine Expedition in innere des Dschungel eine lebensgefährliche Sache, weshalb wir uns dafür einsetze sollten, dass wir möglichst alle unnötigen Gefahren vermeiden und für die verbleibenden angemessen entschädigt werden. Ich werde zumindest mein Möglichstes dafür tun."

Aether Shanty

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« Antwort #41 am: 07.08.2013, 21:57:05 »
Aether vernahm die Worte der beiden Männer neben ihm. Mit erhobenen Finger wippte er bestätigend in Richtung des Mannes, welcher sich zuvor als "Wolfhard Mac" - kurz Wolf - vorstellte. Seinen Blick jedoch richtete er auf den Glatzkopf Shiver.

"Keine Sorge, Großer. Ich denke nicht, dass es sich hier um einen Konkurrenzkampf handelt. Wir sind nicht auf den Tagelöhnerplätzen Grumblebanks. Dein Paddel kannst du gerne zur Hand nehmen, allerdings solltest du es wohl auf Black und McKinkai richten - wenn sie es wagen sollten uns für einen Hungerlohn in den Tod zu schicken." stimmte er lächelnd an.

"Ich will uns alle mal ins Gedächtnis rufen, worum wir hier gebeten werden. Worauf wir uns einlassen. Zugegebener Maßen bin ich bei Leibe kein Archäologe oder Dschungelexperte. Genau genommen weiß ich nahezu gar nichts über Liongeli. Und damit bin ich nicht allein. Bis jetzt hat das stolze Volk der Jackalianer, wie wir uns nennen-." er klopfte sich beschwichtigend mit der Faust auf die Brust. "Nicht mal ganz einen Zehnt des Kontinents überhaupt kartographiert." Er hob die Arme zu einem Halbkreis, um mit einer Geste alle im Raum stehenden Protagonisten einzufassen. "Und ich wette meinen halben Lohn darauf, dass das einen verdammt guten Grund hat! Egal, was auch immer in den dichten Gewächshaus dort draußen auf uns wartet - wir werden auf uns allein gestellt sein."

Er ließ seinen Zuhörern einige Sekunden Pause, damit sie über das Gesagte nachdenken konnten. Aether selbst nutzte die Gelegenheit um seine nächsten Worte zu wählen. Für einen Augenblick starrte er erneut in die RIchtung Shivers. Oh er würde seine Worte genau wählen müssen... Schoß es ihm durch den Kopf.

"Ich will lediglich damit allen hier Anwesenden klar machen -" begann er erneut. "Dass es dort wohl mehr braucht, als nur Glück um den wohlig warmen Dunst des Kanals Middlesteels erneut riechen zu dürfen. Wenn ein steinreicher Kaufmann aus der Spence' ein Götzenbild verbotener Götter aus diesem Urwald will, dann soll er sich das verdammt nochmal leisten können! Wir dürfen um unser Leben Willen uns nicht abspeisen lassen! Mir persönlich ist mein Hals durchaus Einiges wert!" Zuletzt deutete er mit dem linken Zeigefinger auf den Glatzkopf. "Der Große hat Recht. Für einen Drückerlohn geh ich nicht in den Tod. Da halt ich ihm gern sein Paddel."

Carl

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« Antwort #42 am: 08.08.2013, 00:13:22 »
Carl dachte in den Tagen vor dem Treffen über den letzten Satz nach, den Steven Black zu ihm gesagt hatte: "Sie haben vermutlich sowieso keine andere Wahl, so wie ihre Geschäfte in den letzten Wochen laufen." War das eine Drohung? Es war auf jeden Fall ein Satz, den man klingen lassen konnte, wie eine Drohung. Aber Black hatte ihn nicht so klingen lassen. Jedoch war Carl sich sicher, dass der Mann etwas mit  der Tatsache zu tun hatte, dass Kundschaft ausblieb. Zumindest wusste er etwas, dass Carl nicht wusste und das wurmte Carl. Sein alter Lehrer hätte wohl gesagt, dass er sich nicht so viele Gedanken machen soll. Wahrscheinlich wusste Black nur zufällig von dem Umstand des Kundenmangels und erwähnte es um sein Angebot attraktiver zu machen. Den drohenden Unterton bekamm Carl trotzdem nicht aus seinen Gedanken.

Zum Termin putzte Carl sogar seinen Mantel, der normalerweise immer etwas fleckig von der Laborarbeit war. So betrat er in glänzendem Leder den Laden von McKinkai, zog seinen Schal herunter, behielt die Brille aber auf. Die anwesenden Menschen ignorierte er und betrachtete die angebotenen Maschinen. Ab und zu klopfte er mit der Fingerspitze gegen einen Roboter oder roch an einem Teil. Als der kleine Diener reinrollte beugte er sich zu ihm runter und sagte:
"Na, wer bist du denn? Du bist aber ein Feiner. Hast du uns was mitgebracht? Ja, das hast du! Ja, das hast du!"
Carl nahm sich ein Getränk.
"Das hast du fein gemacht! Bist ein ganz braver, bist du!", sagt er dann zu ihm. "Ja, das bist du!"

Sichtlich zufrieden sein Getränk trinkend richtete sich Carl wieder auf und sah sich die anderen Leute im Raum an und verfolgte die Unterhaltung.
"Nun, mit Glück, Herr Shanty, habe ich auch nur wenig erreicht, da stimme ich Ihnen zu.", kommentiert er die kurze Rede des jungen Mannes, der sich als Aether Shanty vorgestellt hatte. "Sie wissen höchst wahrscheinlich sehr wohl mit ihrer Klinge umzugehen und ich vermute auch, dass der nette Herr Shiver keinen Paddel benötigt um seinen Standpunkt deutlich zu machen.
Da mit meinem geschätzten Kollegen und mir zwei Meister ihres Faches angeheuert wurden, ist es denke ich nicht zu viel erwartet, wenn ich annehme, dass Sie alle hier sehr fähige Leute sind und da ist es nur recht, wenn wir Herrn Shantys Vorschlag folgen und für uns alle den gleichen Sold verlangen, den gleichen sehr hohen Sold natürlich, und zwar in uns einig und ohne Streit."


Breit lächelnd blickte Carl in die Runde und platzte innerlich fast vor Vorfreude mit diesem bunten Haufen schon sehr bald durch die Wildnis zu wandern.
"Chemie ist, wenn es raucht und stinkt. Physik ist, wenn es nie gelingt."

Der Flüstermann

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« Antwort #43 am: 08.08.2013, 22:55:31 »
Nachdem Steven Black hinter der einzigen anderen Tür im ersten Stock - die sich hinter der Theke des Geschäftes befand - verschwunden war, machten sich die Mitglieder der Expedition miteinander bekannt und beobachteten den Raum oder die Maschinen - manche staunend, manche misstrauisch.
Simon Hook, der getarnte Sondergardist, konnte bei einer genaueren Überprüfung keine besonders Interessanten oder beeindruckenden Werke erkennen. Alle Maschinen waren von guter Qualität, die er bis jetzt nur selten gesehen hatte, von der generellen Idee, bishin zu den Materialien und deren Verarbeitung. Trotzdem war er sich sicher, das das alleine nicht den Erfolg von McKinkais Maschinen ausmachte.
Shiver war sich sicher, das die Maschinen, die er in den Celgasminen benutzt hatte, nicht von hier stammten. Die Erfindungen, die hier angeboten wurden, hatten keinerlei Ähnlichkeiten zu denen, die er aus seiner Vergangenheit kannte - sie waren viel detailreicher und besser verarbeitet.

Aether Shanty und Wolfhard richteten ihr Augenmerk dagegen auf etwaige Sicherheitsvorkehrungen oder Fluchtwege. Die aktiven Wachdronen im Geschäft dienten wohl nicht nur zur Vorführung, sondern waren genau aus dem Grund aktiv, für den sie erbaut wurden. Würde einer der Anwesenden auf die Idee kommen zu stehlen oder zu randalieren, dann würden die Dronen sicherlich ihre Druckluftgewehre einsetzen. Vielleicht war auch das der Grund, warum Black sie so lange allein ließ. Es gab keine Fluchtwege aus dem Geschäft, außer die offensichtlichen wie Fenster und Türen, über denen aber außen jeweils ein Gitter hing.
Eines musste man McKinkai lassen, er hatte sich anscheinend viele Gedanken darüber gemacht, wie er sein Hab und Gut schützen konnte und diese erfolgreich umgesetzt.

Nach einigen Minuten eher knapper Unterhaltung, rollte der kleine Roboter, der die Getränke serviert hatte, ohne auf Carl zu reagieren, von alleine wieder zurück auf seinen Platz und wartete weitere Befehle ab. Kurze Zeit später betrat Black mit einem breiten Lächeln den Raum. Er räusperte sich einmal, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und winkte die Anwesenden dann zu den Tresen, hinter denen er stand. Mit einer weitausholenden Geste, zeigte er auf die Tür, durch die er in der Zwischenzeit kurz verschwunden war.

"Folgen Sie mir bitte. McKinkai erwartet sie alle in seiner Werkstatt."

Er drehte sich wieder auf dem Absatz um und die kleine Gruppe folgte ihm einen kurzen kahlen Gang entlang, an dessen Ende eine Wendeltreppe in die Tiefe führte. Wenige Sekunden später, waren alle in der Werkstatt McKinkais angekommen und staunten noch mehr, als im Raum vorher. Der Raum war etwa 6 x 12 Meter groß und stand im krassen Gegensatz zu dem Verkaufsraum im 1. Stock. Diese Werkstatt war nur dafür gedacht um zu Arbeiten und nicht um den Kunden die Ware schmackhaft zu machen. Der nach Abgasen, Chemikalien und Öl riechende Raum, wurde von an den Wänden befestigten Lampen beleuchtet, die einen schweren Geruch nach Schlitzhaiöl[1] verströmten.
Überall im Raum verteilt, standen oder lagen halbfertige Maschinen auf Tischen, aus denen Zahnrädchen, Röhren, Platinen oder anderes ragte. Auch einzelne Teile zum verbauen lagen sauber geordnet und beschriftet in verschiedenen Schränken und sogar eine Art Labor, in dem ein Kessel und mehrere Tiegel und Fläschchen rauchten und blubberten, stand im hinteren Teil der Werkstatt. In der Mitte selbst, an einem einzelnen Tisch, saß McKinkai, der über einen mechanischen Arm gebeugt saß und diesen mit einer Art langen Nadel bearbeitete. Immer wieder stach er damit vorsichtig in den Arm, anscheinend völlig willkürlich.
Seine schlichte graue und schwarze Arbeitskleidung war ölverschmiert und am Ärmel sogar versengt. Als die Schritte verstummt und alle auf eine Reaktion des alten Mannes warteten, legte er sein Werkzeug weg und drehte sich zu den Neuankömmlingen um. Jetzt konnten sie auch sein Gesicht erkennen - oder zumindest den Teil, der nicht von seiner seltsamen Arbeitsbrille bedeckt war, die sich drehte und dabei surrende Geräusche von sich gab. Die Brille spannte sich auch über seinen Kopf und bedeckte seine Halbglatze.

Der Mechomaniker und Erfinder hatte bei einer genaueren Betrachtung wohl schon bessere Tage erlebt, denn sein Körper war ausgemergelt und sein Gesicht zierte ein unrasierter Bart. Anscheinend war es ihm egal, was andere von ihm dachten. Als er anfing zu sprechen, blieb sein Mundwinkel unten. Weder irgendeine Regung, noch seine Stimme verriet Freude darüber, das die Gruppe gefunden war und sich hier versammelt hatte.

"Ihr seit also diejenigen, die mir die Kugel besorgen sollen."

Wieder das Surren der Brille und ein Gefühl, als würde jeder Einzelne ganz genau unter die Lupe genommen werden.

"Seht mir nicht wirklich fähig aus.

Aber Steven hat mir versichert, das ihr die Richtigen seit. Ich gebe euch eine Chance, mehr werdet ihr in Liongeli sowieso nicht bekommen. Ich habe keine Lust auf euch und ihr nicht auf mich, also lasst uns das Gespräch schnell hinter uns bringen. Ich gebe jedem von euch jetzt 250 Guineen[2] und nachdem ihr mir die Kugel gebracht habt, nochmals 1250. Im Gegenzug verlange ich nur die Kugel, über die euch Steven bestimmt schon informiert hat. Alles andere, was ihr in der Ruine finden werdet, dürft ihr behalten, verkaufen oder zerstören. Mir ist völlig egal, was ihr damit anstellt. Wenn ihr damit einverstanden seit, können wir die Details besprechen."


Während des ganzen Gesprächs, war der Ausdruck auf McKinkais Gesicht völlig ausdruckslos geblieben. Während er auf die Antwort wartete, surrte seine Brille, als er die Gruppe weiterhin betrachtete.
 1. Das Öl der Schlitzhaie entspricht etwa dem Tran der Wale bei uns. Bei den Schlitzhaien wird das Öl aber aus dem Blut gewonnen, der Nutzen ist etwa gleich.
 2. Goldmünzen

Simon Hook

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« Antwort #44 am: 09.08.2013, 16:49:00 »
Während des Gesprächs zwischen seinen zukünftigen Weggefährten war Simon wachsam und zurückhaltend geblieben, auch wenn er sich scheinbar nicht hatte verunsichern oder in seiner guten Laune beschneiden lassen. Er traute Shiver durchaus zu, aggressiv zu werden, wenn diesem etwas gegen den Strich ging, aber seinerseits hatte Simon kein Bedürfnis, sich mit der Gruppe schlechtzustellen. Er war hier, um seinen Auftrag zu erfüllen, und da würde es ihm nur hinderlich sein, wenn die übrigen Teilnehmer der Expedition von Anfang an nicht gut auf ihn zu sprechen waren.

Nun folgte Simon Steven Black selbstsicheren Schritts und mit wachsender Neugier durch den kurzen, kahlen Gang hinter dem Verkaufsraum und die Wendeltreppe hinab. Die Luft in der Werkstatt war stickig, der Raum selbst war recht zugestellt und chaotisch und bildete somit einen krassen Gegensatz zum Laden im ersten Stock.
Mr. McKinkai, von dem Simon jetzt nun oft, aber wenig gehört hatte, wirkte auf Simon wie ein alter, mürrischer Kauz, der zu selten Sonnenlicht sah. Leutselig schien der Mechomaniker nicht zu sein und machte auch keinen Hehl daraus, dass er von der Gruppe, die sein Allerheiligstes betreten hatte, nicht begeistert war.

Simon erwiderte das allerdings mit selbstsicherer Gleichgültigkeit, denn eine abweisende Haltung war er als Irrnebler nur zu gut gewohnt, und hörte sich das Angebot des Erfinders an. Währenddessen wich er dem hinter der kuriosen Arbeitsbrille versteckten Blick des Mannes, der auf ihm ruhen mochte oder nicht, keine Sekunde lang aus.

„Sie wollen uns jedem vom uns insgesamt tausendfünfhundert Guineen geben, wenn wir erfolgreich sind?“, hakte Simon schließlich lächelnd nach, als Mr. McKinkai sie nach ihrer Meinung zu seinem Angebot fragte.
„Das scheint mir ein fürstliches Honorar zu sein“, kommentierte er und ließ nun seinen Blick interessiert über die unvollständigen Maschinen der Werkstatt streifen, bevor er den Erfinder wieder fixierte.
„Ich kenne es jedoch, dass man, wenn man einen Auftrag annimmt, bereits Hälfte des Geldes als Anzahlung bekommt“, wies er auf diesen Umstand hin.
„Das Sechstel, das Sie uns anbieten, Mr. McKinkai, ist für meinen Geschmack etwas weit davon entfernt. Warum sollten wir uns weit unter dem üblichen Marktwert verkaufen, wenn Ihnen diese Kugel – gehen wir einfach einmal davon aus, dass wir alle zurückkehren – über zehntausend Guineen wert ist?“ Rechnen konnte er durchaus und Simon war davon überzeugt, dass der Mechomaniker sie alle gerade über den Tisch ziehen wollte. Versprechungen hin oder her: Tausendzweihundertfünfzig Guineen bei erfolgreichem Abschluss waren verlockend, aber würden sie diese auch ausgezahlt bekommen?
„Sicher“, lenkte Simon in gutmütigem Ton ein, „Sie rechnen mit Verlusten oder sogar unserem Misserfolg, wie Sie uns so überaus offen mitgeteilt haben. Liongeli ist gewiss nicht ohne Grund noch so unerforscht, das sehe ich ein. Aber während Sie lediglich ein finanzielles Risiko eingehen, bezahlen wir vielleicht wirklich mit dem Leben für Ihre Unternehmung. Ich für meinen Teil möchte meine Mühen angemessen aufgewogen wissen.“[1]
Er wollte den Mann nicht provozieren. Nicht wirklich. Aber er war gespannt, wie Mr. McKinkai auf seine Forderung reagieren würde. Gewiss würden diesem Simons Worte aber deutlich machen, dass zumindest er ein ernstzunehmender Geschäftspartner war, der sich nicht wie ein treudoofer Lakai behandeln ließ.
 1. Diplomatie: 12
« Letzte Änderung: 09.08.2013, 18:07:07 von Simon Hook »

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