Unter der Erde begraben - Runde 1
Überrascht wirbelte Aether herum, als die Tür aufgebrochen- und der Gegenstand hineingeworfen wurde. Der Schurke ließ seinen Gegnern keine Zeit zu reagieren und hechtete hinter den umgeworfenen Tisch zu seiner Rechten, obwohl das aus der 'Granate' strömende Gas sich rasch im Raum verbreitete und ihm schwer zu schaffen machte. Da waren sie also... Diese verfluchten Mörder, welche nicht nur Samual auf ihren Gewissen hatten!
Kommt nur!, dachte Aether sich und biss sich dabei auf die Lippen, während das Gemisch schwer in seinen Augen brannte.
Ist das etwa alles was ihr könnt?! Trotz der eingeschränkten Sicht und der Behinderung durch die Rauchgranate hob er die Kanone und zielte damit auf den vordersten Angreifer, bevor er entschlossen den ersten Abzug betätigte. Laut knallend schleuderte die Waffe, von Schwefel und Mündungsfeuer begleitet, eine Kristallpatrone nach vorn.
Doch die Person hinter der Gasmaske war erstaunlich behände und duckte sich im letzten Moment instinktiv, um der Kugel zu entkommen. Ein leises Zischen und Knacken war zu hören, als er sich wieder aufrichtete und sich kampfbereit machte.
Shiver konnte von Glück sprechen, dass er eben noch so in Aufruhr gewesen war. Das Adrenalin und die Wut hatten sich noch nicht gänzlich zurückgezogen, seine Nerven waren noch immer angespannt und ließen ihn blitzschnell handeln. Seine Augen nahmen die Situation auf und sein Geist setzte sie sofort in Handlung auf. Es waren jene Momente, in denen Shiver wirklich lebendig wurde, sich wirklich lebendig fühlte. Seine Narbe an der Stirn fing wie wild an zu pochen. Er sah Schusswaffen. Sie waren gefährlich auf diese kurze Entfernung. Alles an seinen Handlungen wurden automatisch. Sein Instinkt übernahm. Entwaffnen.
Shiver wusste, dass er sich in der Nähe des Vorderen begeben musste, doch er sprintete los, er musste einen der Gewehrträger entwaffnen, um die Gefahr zu minimieren und sich einen Vorteil zu verschaffen. Er konnte nur hoffen, dass Wolfhard oder Samuel den Mann mit dem Schild binden würden.
Shiver erreichte den Mann und sein aufgeklapptes Rasiermesser schlug zu im Bogen von oben nach unten. Doch was als Schlag nach dem Kopf aussieht, zielt auf die Hände des Gewehrträgers, um diesen zu entwaffnen und Maguerite vor einem möglichen Kugelhagel zu schützen.
Der Glatzkopf brüllte los, um seine Anspannung loszuwerden. Das Gas bemerkte er in seiner Wut nicht einmal.
Der Maskenträger schien nicht eingeschüchtert von dem nach vorne stürmenden und brüllenden Shiver zu sein. Gerade als er seinen Kopf vor dem Angriff schützen will und die Waffe nach oben zieht um den Schlag abzufangen, ändert Shiver sein Ziel. Durch die Wucht des Schlags, verlor der Feind den Griff und die Waffe fiel zu Boden.
Schon seit sie Samual gefunden hatten, mit einer Falle oder Hinterhalt rechnend, brauchte Wolf nur Augenblicke um auf das gewaltsame Eindringen des Trios zu reagieren. Trotz Wut über Samuals Tod und mit brenneder Augen und Rachen liess er sich nicht mitreissen sondern schätzte die Lage kalt ein. Der mittlere Gegner schien eine art Schild zu tragen, und war somit wohl am besten gegen Angriffe im Nahkampf gewappnet und um den rechten schien sich Shiver zu kümmern. Also stürmte Wolf auf den Gegner ganz links zu, wählte seine Position dabei aber so, dass er, falls sich ihm die Gelegenheit bot, auch den mittleren Fein stören konnte.
Ein von der Gasmaske gedämpfter Schrei war zu hören, der aber erstaunlicherweise nicht schmerzerfüllt, sondern eher überrascht klang. Als Wolfhard das Schwert durch die vergammelte Lederrüstung stieß, konnte er einen stärkeren Widerstand spüren als er gewohnt war und ein gammeliger Geruch kam ihm entgegen. Die Klinge traf auf etwas hartes und nicht wirklich auf weiches Fleisch. Durch den Riss in der Rüstung konnte er ein Wirrwarr aus mechanischen Kleinteilen und verdorbenem und fast von freiliegenden Knochen fallenden Fleisches erkennen.
Seit Samaul plötzlich weggelaufen war wirkte Carl hilflos und etwas nachdenklich, als sie seine Leiche fanden wurde seine Miene ausdruckslos. Doch zum Trauern oder Nachdenken blieb keine Zeit, denn schon tauchten Feinde auf. Das seltsame Gas beachtete Carl kaum, in seinem Labor war er täglich weit schlimmeren Gerüchen ausgesetzt. Die eingeschränkte Sicht könnte sich aber eventuell als Störfaktor erweisen.
Der Alchemist machte einen Schritt zur Seite und holte fast schon automatisch eine seiner explosiven Kugeln aus dem Mantel und warf sie in Richtung der Gegner. Selbst wenn er verfehlen sollte, würden die Feinde der Explosion nur schwer entgehen können
Die Bombe explodierte und setzte sogleich die Rüstungen der drei Feinde unter Feuer. Allerdings war auch Wolfhard in der Nähe und wurde leicht von der Explosion getroffen. Der Raum wurde von einem ekligen stinkenden Qualm erfüllt, der die Sichtverhältnisse nicht verbesserte. In den brennenden Rüstungen bildeten sich kleine Brandlöcher und unter dem ein oder anderen war nur selten verbranntes Fleisch zu sehen. Öfter waren es blanke Knochen, die von kleinen Röhrchen und Kabeln umschlungen waren, Zahnräder und anderes.
Der Maskenträger, der sich gerade noch mit seinem Schild geschützt hatte, ließ dieses fallen und trat einen Schritt auf Simon zu. Er fasste die Waffe in seiner Hand jetzt fester und sah den Sondergardisten direkt an. Doch statt direkt auf ihn zu schießen, drehte er sich ein Stück von ihm weg und betätigte den Abzug seiner Waffe. Die Schrotflinte ließ einen Hagel aus kleinen Kugeln auf Aether, Carl und Simon niederregnen, doch alle konnten sich in letzter Sekunde noch wegdrehen oder sich hinter den Trümmern im Raum verstecken.
Anders erging es Wolfhard und Shiver, die beide einen Treffer hinnehmen mussten. Derjenige, der von Wolfhard stark zugesetzt worden war, wich in den Gang zurück, legte an und schoss. Doch die Bewegungen waren seltsam ruckartig und der Angriff endete in einem Streifschuss. Auch der entwaffnete Gegner wich zurück und kramte dabei an seinem Gürtel herum. Er nahm ein Glasrohr zur Hand und drückte es auf seinen Arm, bevor er es auf den wütenden Mann warf. Das schwache Glas zerbrach sofort und hüllte Shiver in eine Wolke aus brennendem Gas ein.
Vor Schreck fiel Maguerite fast nach hinten um, als die Tür fast aufgesprengt wurde. Sie glaubte ihren Augen kaum was sie sah. Es dauerte einige Momente bis sie sich wieder gefangen hatte. Alle Mitglieder der Expedition standen vor ihr, so schnell sie konnte suchte sie den Raum nach dem Erdenstrom ab. Es dauerte nur eine Sekunde bis sie das vertraute Summen in ihren Ohren wahrnahm. Langsam ordnete sie mit geübten Gesten den Energiefluss neu und schickte ihn in Richtung ihrer Gegner.
Die kanalisierte Energie schien allerdings keine Wirkung auf die drei Gegner zu haben.