Keuchend, die Hände auf die Knie gestützt, verharrte Esulilde einige Momente. Hoffentlich war sie wenigstens für ein paar Momente sicher. Doch gleichzeitig spürte sie, dass sie diesen Tempel Aguas' vermutlich zum letzten Mal in ihrem Leben gesehen hatte. Denn selbst wenn sie zurückkehren würde, auch wenn es nach einigen Wochen wäre, die Ereignisse dieser nacht hatten sich in ihren Kopf gebrannt. Als ihr dies erneut, nachdem sich das Adrenalin, welches sie während ihrer Flucht durchströmt hatte, wieder verflüchtigt hatte, klar wurde, bildeten sich Tränen in ihren Augen, die zu einem Strom wurden und in ihre Hände, mit denen sie ihre Augen bedeckte, flossen. Oh verflucht, hör auf zu weinen, du dummes Mädchen. Aguas hat dich ausgewählt, für ihn zu kämpfen, und nicht, um Tränen für seine zerstörten Tempel zu vergießen. erklang eine Stimme mit Esulildes gewohnt eisigem Tonfall in ihrem Kopf. Ich kann nicht anders! erklang wieder die Stimme, die wohl Esulildes Angst verkörperte. Die Untoten haben mir meinen Tempel genommen, in dem ich gelernt habe, meinem Herrn zu dienen. Ich habe dort meine Kräfte erhalten, ich hatte Verbündete die mich unterstützt haben. Und was habe ich jetzt? Nur noch meine Kräfte, die mir Aguas gewährte und mein Leben.
Dieser Gedanke stoppte ihre Tränen.
Ja, Esulilde hatte noch ihr Leben. Doch es war anders als zuvor. Nun lebte sie mit unbekannten Gestalten in den Ruinen einer Stadt, umringt von auferstandenen Toten - Und vermutlich verfolgt von einem zum Monster gewordenen ehemaligen Hohepriester... Stumm schwor sie sich, sollte Aguas ihr mit der Zeit größere Kräfte gewähren, dieses Monster wieder aufzuspüren und es mit Aguas' Hilfe niederzustrecken.
Sie ging auf die Gestalten zu, die Hände erhoben, um zu verdeutlichen, dass sie in Frieden kommen würde. Mit pochendem Herzen wartete sie auf deren Reaktion.