Rhamedes atmete scharf aus, als Sheriaks Körper erschlaffte. Die Übelkeit kam wieder und hielt ihn in eisernem Griff. Er traute sich gar nicht auf jeden menschlichen Schädel zu schauen, welchen er mit seinem Wanderstab zerschlagen hatte. So tastete er mit dem Fuß danach und hob ihn dann auf. Kurz widerstand der Wanderstab, ehe er sich mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Cranium und der zerschlagenen Hirnmasse entfernen ließ. Rhamedes spürte bei diesem Geräusch, wie ihm die Galle wieder hochkommen wollte. Nur mühsam hielt er sie zurück und schluckte sie wieder herunter. Er fühlte leichten Schwindel und tastete auf dem selben Weg nach seinem Fes und setzte es wieder auf, verbarg wieder sein schlohweißes Haar, welches an den Wirbeln inzwischen so dünn war, dass seine altersfleckige Haut darunter zu sehen war.
Die Worte des Priesters ließen ihn aufschrecken und etwas Klarheit kehrte in seinen Blick zurück. Gerade wollte er sich einem Moment stiller Hoffnungslosigkeit hingeben, als der Priester ihn gewaltsam in diesen stieß. "Harhar, alter Mann. Als hättest du es nicht gewusst.", spottete die innere Stimme. Es deutete wieder alles auf das Sanatorium hin. Doch Rhamedes wusste es besser, es gab keinen sicheren Ort in dieser Stadt. Nur wer sich stets bewegte und auf der Hut blieb, würde noch ein paar Stunden gewinnen können. Sie würden sich Zwischenlager schaffen müssen und erst einmal einen Überblick gewinnen. Sie mussten sich ein Lager aus dem Nichts erschaffen und es mit Aufmerksamkeit verteidigen und dann langsam ausbauen. Aber alle Orte in dieser Stadt, die Schutz versprachen, waren so heftig und zu plötzlich getroffen wurden, dass sie nicht von sich aus noch irgendeinen Schutz gewährleisten konnten. Es musst dieser Schutz geschaffen werden. Die Frage war, konnten sie sich einen Schutzraum in diesen steinernen Gebäuden schaffen oder musste sie wirklich aus dem Nichts beginnen? Wir können sie dem Feuer trotzen?
Er blickte zu Gelirion, der sich wieder aufrappelte. Es ging ihm wohl nicht viel anders als Rhamedes, mit der Ausnahme, dass Gelirion trotz all dieser Schrecken stets Rückgrat bewies. Nicht so wie die anderen, nicht so wie Rhamedes, die auseinandergetrieben sein würden, wenn Gelirion sie nicht mehr führte. Gelirion war die Chance, Gelirion konnte sie zur Trutz bewegen. Rhamedes bewegte sich zu dem Priester und ließ das Thema Sheriak ruhen. Dieser hatte sie tapfer verteidigt, in dem er sich selbst in Schmerzen warf, um sie zu vor sich selbst zu schützen. Was war zu tun, als dies zu loben? Überall waren diese blutrünstigen Feinde, und sie mussten weiter. Vielleicht konnten später um Sheriak trauern. Auch damit hatte Gelirion recht.
"Wir haben entweder die Wahl...", erhob der alte Mann seine wegen der Galle krächzende Stimme, "nochmal zum Sanatorium zu gehen und dort auf Schutz zu hoffen. Doch auch dieser Ort wird dann betroffen sein, wenn es den Sonnentempel erwischt hat. Wer auch immer dies zu verantworten hat, er wusste, was er tat und wen die Seuche schneller hinraffen sollte als andere. Wir müssen uns selbst einen sicheren Ort schaffen. Wie viele sind es im Tempel, Priester? So viele, dass wir das Sanatorium aufsuchen müssen? Gibt es einen anderen Ort, den wir sicher machen können, gegen Feuer und Zähne?"
Der Schrecken der schnellen, so furchtbaren Umwandlung saß Rhamedes in den Knochen. Es trockenete seinen Mundraum sofort aus. Eine unschöne Erinnerung an die erste Begegnung, seine Hüfte schmerzte...Er schüttelte den Kopf und schaute, ob der Priester nicht auch verwundet war. Er zog ihm dabei am Ärmel, als würde er die Antwort mit Gewalt erzwingen wollen, obwohl in Rhamedes Händen kaum Kraft lag. Sie war mit den Jahren vergangen. Er wollte nur die Dringlichkeit deutlich machen, als wüsste der Priester eine Lösung, als konnte er sie wissen. Rhamedes hörte das spottende Lachen in seinem Kopf. Die Stimme quälte ihn jetzt, wo keine Zombies in unmittelbarer Nähe schienen.