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Autor Thema: Die Nacht des Blutes  (Gelesen 29280 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #210 am: 02.11.2013, 14:15:25 »
Innerlich fluchte der Paladin, als er die Meute hinter sich sah. Er fühlte wie ein Schauer ihm den Rücken hinter lief und er musste den Reflex unterdrücken gleich aufzuspringen. Denn es diente dem Schutz der Gruppe dem Mann hier und jetzt den Kopf abzuschlagen.  So würde sie nämlich einer weniger verfolgen können und noch dazu jemand, der gut gerüstet ist.

In der Bewegung seines Oberkörpers, welche Gelirion machen musste um wieder zum Mann vor ihm zu blicken, zog er den Säbel aus der Scheide. Wie vertraut doch dieses Geräusch war. Die linke Hand packte nach der Stirn des Mannes und drückte den Kopf auf das Pflaster. Ein Schauder durchfloss den linken Arm von der Hand ausgehend. Die Stirn des Mannes war noch warm und nass, so als würde er noch leben. Durch zusammengebissene Zähne sog Gelirion die Luft ein, holte aus und ließ den Säbel niederfahren. Einmal, zweimal, dreimal bis das Geräusch von Metall auf Stein erklang. Der Kopf war ab.

Sogleich sprang der Paladin auf und hechtete los. Dabei stolperte er fast über die Überreste des armen, mutigen Mannes. Er eilte so schnell es seine Füße zuließen den Anderen hinterher, denn die Untoten würden ja nur weiter schlurfen können.
« Letzte Änderung: 03.11.2013, 22:56:17 von Gelirion »

Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #211 am: 02.11.2013, 14:30:24 »
Rhamedes nahm nur noch verschwommen war. Alles, was um ihn herum geschah, war wie durch einen Nebel leicht verborgen. Er setzte einen Schritt vor den Nächsten. Die Worte des sterbenden Mannes verstärkten diesen Zustand nur. Er hatte Esulilde das Feld des Heilens überlassen und schwieg. Sein innerer Kampf nahm ihm zu sehr ein. Der infernalen Stimme folgen? Den Personen, die ihn umgaben folgen? Freiwillig in den Tod gehen? Alles machte für ihn Sinn und gleichzeitig nicht. Er war verwirrt, er war erschöpft, er verstand nicht, er wollte noch so viel erledigen. Die Schuld seiner Ahnen, sein verschenktes Leben. "Jetzt bereust du, dass du deinen Lebtag ein Taugenichts warst, alter Mann. Ich habe keinen Mitleid mit dir. Du selbst hast den Weg der Lebensfeigheit gewählt. Jetzt zahlst du den Preis!", spottete die innere Stimme, während Rhamedes seinen Begleitern nachsetzte, um nicht abgehängt zu werden. Alleine sein Überlebensinstinkt oder der Weg der Lebensfeigheit, ließen ihn einen Schritt nach dem nächsten unternehmen. Schweigend und in kopfloser Flucht.

Esulilde Ziberadi

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #212 am: 02.11.2013, 22:25:58 »
Esulilde schritt schnellen Schrittes zu dem alten Mann zurück. Sie erzählte ihm mit ruhiger Stimme, nachdem er sich ihr zuwandte: "Ich hatte versucht, den Verletzten zu stabilisieren, aber er hatte abgelehnt. Er hatte Biss-Spuren am Hals, jedoch hatte der Schwertkämpfer in unserer Gruppe ihn enthauptet."

Areo

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #213 am: 02.11.2013, 23:05:15 »
Areo versuchte, einen Blick auf den gepanzerten Krieger zu werfen, welcher vor ihnen regungslos auf dem Boden lag. Doch viel hatte der flüchtige Blick für ihn nicht in Erfahrung bringen können, denn wie es schien war jegliche Hilfe für den Mann zu spät. So beeilte der Druide sich, mit seinen Gefährten Schritt zu halten, während die Gruppe weiter durch die Straßen flüchtete. Auch wenn er es sich in diesem Moment wohl nie eingestehen würde, war er doch froh, dass sie nicht weiter aufgehalten wurden. Denn der innere Drang der Flucht wurde immer stärker, während sie durch das verwüstete Aradan liefen. Areo hoffte so sehr, sie würden bald eine sichere Zuflucht erreichen, denn sein Rücken schmerzte immer noch von der Wunde, welche er im Kampf mit dem Blumenmädchen erhalten hatte. Beim Gedanken an das Ereignis schien es bereits so verschwommen, so weit weg zu sein, als hätte die Konfrontation vor einigen Jahren stattgefunden. Doch im wurde bewusst, dass es erst einige, wenige, schicksalhafte Stunden zurück lag, dass er durch die Macht seines Meisters gerade noch im rechten Moment geweckt wurde, um sich seiner Haut zu verteidigen. Wie spät war es eigentlich? Wann würde die Sonne über den Trümmern der einst so schillernden Stadt aufgehen? Er sehnte sich in diesen Augenblicken so sehr nach ihren sanften, beruhigenden Strahlen...

Doch was würde sich tatsächlich dadurch ändern? Würde sie an diesem Ort jemals wieder so hell scheinen?

Sie mussten Schutz vor den Flammen finden. Einen Ort, der gegen die lebenden Toten standhielt. Dann... Und nur dann würde er die Antwort darauf erfahren können.


Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #214 am: 03.11.2013, 20:57:08 »
Rhamedes blickte die ihn ansprechende, rothaarige Frau mit der ruhigen Stimme freundlich an, wischte sich die Kopflosigkeit, die Furcht, die Hoffnungslosigkeit von einem Augenblick auf den nächsten aus dem Antlitz, als hätte es diese Gefühle nicht gegeben. Er hörte ihren Worten zu und nickte dann betroffen. Er wusste nicht, warum sie diese Information aussprach. Warum sie ausgerechnet ihn deswegen ansprach. War es Spott über sein Alter? Sollte es heißen, dass dieser Mann das Leben Rhamedes aufgewogen hätte? Oder sagte sie es nur, weil der junge Soldat ihn als Heiler bezeichnet hatte? Nur der reinen Information wegen? Rhamedes lächelte aufmunternd, wie er es immer in seinem Leben getan hatte. "Macht euch keine Vorwürfe.", begann Rhamedes, obwohl die ungewöhnliche Ruhe in den Worten der Frau ihm ein Schauer über den Rücken jagte, und besagte, dass sie diese Worte gar nicht brauchte. Wie konnte man so kühl im Angesicht einer Enthauptung eines Mannes sein, der ihnen zuvor wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. "Es sind schwere Zeiten und es ist nicht der Tod, der so furchtbar uns dräut. Es ist nicht dieser Untod. Was uns betroffen machen muss, ist es, wenn noch so schwer verletzte oder leicht verletzte Männer oder Frauen, Kinder, den Mut zum Leben und zum Überleben verlieren. Wenn sie sich, ohne zu wissen, was die Zukunft bringen wird oder da sie nur den Tod zu sehen glauben, zu sterben entschließen. Wenn sie vergissen, dass sie selbst im sicheren Wissen des nahenden Todes, dass ihre letzte Kraft noch reichen kann, die anderen zu retten, ihnen nur wenige Momente mehr zu verschaffen. Das ist das Tragische, was wir allenthalben sehen müssen. Bewahren wir also ein ruhiges Herz und helfen wir, solange wir atmen."

"...denn du weißt, dass du den dreifachen Tod stirbst, alter Mann: Alter, Vergessen und die Krankheit, die in dir lauert. Du weißt, was es heißt, wenn man den Mut zum Leben verliert, wenn alleine der restliche Überlebensinstinkt, den dein Verstand nicht ausschalten kann, dich in Furcht und Sorge im Leben hält. Und jetzt könntest du nicht mehr Hand an dich anlegen, selbst wenn du wolltest, weil ich es verhindern würde. Du bist wandelnde Hoffnungslosigkeit und doch versuchst du Hoffnung zu schenken. Du bist verzweifelt, alter Mann. Wo ist Merao, alter Mann? Wo ist Merao jetzt?"
Rhamedes berührte vorsichtig und aufmunternd Esulildes Hand und schob sie dann vorsichtig voran, damit sie weiter fliehen konnten. Die Stimme hatte recht. Er war verzweifelt und er log den anderen Hoffnung vor. Hoffnung, die er schon Tage vor seiner Ankunft in Aradan verloren hatte...

Esulilde Ziberadi

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #215 am: 06.11.2013, 21:40:41 »
Esulilde nickte stumm bei den Worten des alten Mannes, als Zeichen, dass sie ihn gehört hatte. Worte waren fehl am Platz, das Ziel ihrer gemeinsamen Flucht noch nicht erreicht. Dann ergriff die Priesterin die Hand, die der Alte ihr anbot, und folgte ihm. Wir müssen zusammen bleiben.
Gemeinsam vereint...kurzzeitig sah sie vor ihrem Inneren Auge sich selbst mit den Klerikern, bei einer gemeinschaftlichen Anrufung ihres Herrn, doch dann verschwand das Bild so schnell wie es gekommen war, es zerbrach wie das Glas eines Spiegels, der zu Boden gefallen war.
Dann trat sie zu Gelirion und schaute kurz zurück, ob der alte Mann ihr ebenfalls folgte.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #216 am: 06.11.2013, 21:52:22 »
Die Gruppe war wieder beisammen, ließen das grausame Schlachtfeld hinter sich, auf dem der Mann gestorben war, der ihnen vielleicht das Leben gerettet hatte. Die Wandelnden kamen ihnen nur langsam hinterher, aber sie kamen, und so beeilten sich die Überlebenden, so schnell wie möglich zum Kloster zu kommen.

Der Rauch wurde dichter, je weiter sie kamen, er kratzte in ihren Kehlen und ließ ihre Augen tränen. Nach einigen Dutzend Metern erwartete sie erneut ein grausiger Anblick: Ein Blutspur zog sich über die Straße, von einer Seite zur anderen. Die Quelle war der Körper eines jungen Mannes - dessen Oberkörper auf der linken Seite der Straße lag, die Beine aber auf der rechten. Cederons Frau hielt ihrem Sohn, wieder einmal, die Augen zu, und auch die Schwestern konnten den Anblick nur mit Mühe ertragen. Ryffa hielt sich an Omrahs Hand fest, so fest, dass es ihm fast weh tat.

Schließlich nahm die Straße ein Ende, sie bogen ab in die nächste Seitengasse, nicht aber, ohne einen Blick zurück zu werfen. Eine ganze Meute der Toten hatte ihre Spur aufgenommen, folgte ihnen beharrlich - waren es Dutzende, oder sogar Hunderte? Sie brauchten einen Schutzraum, und das so bald wie möglich...

Sie ließen auch die nächste Gasse hinter sich, und schließlich war es soweit: Hinter der nächsten Biegung lag das Kloster, das Ziel ihrer Flucht...

Sie sahen vor sich die Kreuzung, die sie wieder auf die große Straße führte, die sie bislang vermieden hatten. Zur Rechten lag das Kloster,, ein prächtiger Bau aus strahlendem weißen Stein: Ein Hauptgebäude, kreisrund mit einem Durchmesser von gut dreißig Metern, mit fünf umgebenden Türmen, jeder davon zwanzig Meter hoch und seinerseits mit einem Durchmesser von sechs Metern. Auf der Spitze jedes Turms war ein Symbol Elendras zu erkennen: Eine Sonne, ein symbolisierter Stern, ein Auge, eine Flamme und eine Form aus drei länglichen Symbolen, die Lichtstrahlen darstellen sollten.

Der Tempelkomplex mit seinen Gärten, teils Kräutergärten, teils offensichtlich zur Entspannung angelegt, war von einer rund eineinhalb Meter hohen weißen Mauer umgeben - nicht genug, um eine denkende Person draußen zu halten, aber einige der Untoten standen vor dem Hindernis und wussten nicht, wie sie es überwinden sollten. Immer wieder liefen sie dagegen, als hofften sie, die Mauer irgendwann durchbrechen zu können.

Der Tempel selbst schien intakt, obwohl einige der Bäume und eine hintere Tür, die in einen der Türme führte, brannte - so viel konnten die Flüchtlinge aus ihrer Position erkennen. Im Garten selbst stand eine Gruppe von Personen in weißen und goldenen Gewändern - die klassischen Farben der Elendra-Diener -, und umringten etwas oder jemanden. Aus ihrer Mitte war ein Leuchten zu sehen. Führten die Priester ein Ritual durch? Waren sie schon dabei, die untote Plage zu bekämpfen?

Wie auch immer: Sie hatten ihr Ziel erreicht, und der Tempel stand noch!
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #217 am: 07.11.2013, 00:01:43 »
Als Gelirion die Gruppe erreicht hatte, blieb er noch einige Zeit hinten. Erst als er sicher gehen konnte, dass die Untoten sie nicht so leicht einholten, eilte er zu Cederon. Es ging gut voran, nur dass sich die Masse an Untoten, welche hinter ihnen her waren, sich stetig vermehrte, gefiel dem Paladin nicht. Dazu kam dann noch der dicker werdende Rauch und der geteilte Leib des jungen Mannes. Nicht nur den Frauen und Kindern hatte es geschauderte bei diesem Anblick. Auch Gelirion war ein eisklater Schauer über den Rücken gelaufen. Er hatte es vermieden es den armen Burschen lange anzublicken und verbot sich selbst die Frage nach dem wie. Wobei das natürlich einige Bilder auslöste hatte. So erinnerte eines an den Ogerbastard aus der Taverne und sein Geist marterte ihn mit der Frage: Was wäre wenn die Missgeburt ihn erwischt hätte? … Ein Kopfschütteln vertrieb die Bilder und er hatte die Gruppe weiter angetrieben.

Mit dem Kloster in Sicht, stoppte er die Gruppe. Nach Luft schnappend, und merklich angestrenkt nicht husten zu müssen, blickte er sich um. Doch die Schönheit des Klosters war nicht das was seine Augen suchten. Er suchte nach einer guten Möglichkeit über die Mauer zu kommen oder ein Tor, welches nichts von den Untoten belagert wurde.[1] Ab und an blickte er nach Hinten. Sie hatten keine Zeit lange zu suchen. Sie hatten keine Zeit mit den Unmengen an Untoten in seinen Rücken. „Sieht einer eine gute Möglichkeit reinzukommen.“ fragte er, im Versuch nicht zu laut aber auch nicht zu leise zu sprechen, schlussendlich in die Runde. Schließlich hatten sie mehr Augen als nur seine und mehr Augen Bedeutete mehr Möglichkeiten.
 1. Wahrnehmung 15

Areo

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #218 am: 07.11.2013, 19:21:47 »
Nahezu hinter jeder Ecke lauerte der Tod. Die Schillernde Stadt hatte sich in ein Schlachthaus verwandelt, welches jene verzweifelte Seelen, die dem Untod zu entfliehen versuchten, durch die vernichtende Macht der Flammen jegliche Hoffnung aus dem Gedächtnis brannte. Areo verbot sich, darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn sie aufgehalten werden würden, ihr Weg versperrt sein sollte. Denn sie wurden verfolgt. Gejagt. Es konnte keine Hoffnung geben, in den Straßen zu überleben. Sie mussten einen Ort erreichen, an dem sie den Flammen entgingen, welchen sie gleichzeitig ebenso gegen die Monster an ihren Fersen verteidigen konnten.

Ein Tempel? Areo war sich nicht sicher, ob er das Symbol erkennen konnte. Er hatte zwar in seinen Studien einiges über das Pantheon der Götter gelernt, jedoch beschränkten seine Forschungen sich freilich auf die Natur, die Gunst Hektors. In einer ruhigen Minute vielleicht, wenn er eines Tages hier auf dieser Straße entlang gewandert wäre, auf dem Weg zur Läuterung seiner Seele, so wäre es ihm wohl möglich gewesen, das Symbol in seinen Gedanken aus zu graben und einem Unsterblichen zuzuordnen. Aktuell konnte er jedoch seine Füße kaum zur kurzen Rast bewegen, fühlte er doch förmlich die Klauen ihrer Verfolger im Schmerz seines wunden Rückens. Dennoch hielten sie kurz und Areo war es möglich, sich einen kurzen Überblick über die Situation und das Gebäude an sich zu erhaschen. Würde es den Horden standhalten? Wahrscheinlich. Könnten die Flammen es niederbrennen? Wer weiß, es schien ihre einzige Möglichkeit. Seine Augen suchten die umliegende Mauer ab, die Tore, nach jeglicher Möglichkeit, in das Gebäude hinein zu gelangen.[1] Dabei entging ihm eine Ansammlung an weiß gekleideter Gestalten nicht, welche sich im Hof des Komplexes versammelt hatten. Was ging dort vor sich? Waren es Priester, welche versuchten mit der Kraft ihres Gottes gegen das Böse vor ihren Mauern anzukämpfen?[2]

Würden sie ihnen zur Seite stehen, ihnen Schutz gewähren?
 1. Wahrnehmung 20.
 2. Wahrnehmung 26
« Letzte Änderung: 07.11.2013, 19:24:36 von Areo »

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #219 am: 07.11.2013, 20:43:10 »
Gelirion und Areo entdeckten sofort das Tor am Vordereingang. Schnell zählte Areo: Fünf, sechs, sieben... sieben Untote standen auf dem Weg zwischen ihnen und dem Tor an der Mauer.

Areo allerdings fand noch einen anderen Weg: Am hinteren Ende, dem Teil, an dem sie zuerst ankommen würden, grenzte eine Gaststätte an. Zwischen der Tempelmauer und der Gaststätte war gut ein Meter Platz, und dort an der Mauer der Gaststätte war ein Schild mit der Aufschrift "Tempelgarten" angebracht, das auf eben diesen schmalen Gang zeigte. Wenn es dort aber zum Garten ging, musste dort auch ein weiteres Tor sein, das hinein führte.

Von dort fiel Areos Blick auf die Priester. Er konnte sehen, dass einige der Gewänder blutig waren, was aber nicht überraschte. Dennoch war das nicht alles... die Geweihten wirkten merkwürdig. Dann wurde es ihm klar. Sie bewegten sich zwar kaum, aber die Bewegungen, die sie machten, waren ebenso ungelenk wie die der Untoten vor der Mauer...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #220 am: 10.11.2013, 22:26:59 »
Rhamedes schauderte es, als er die sich ungelenkt bewegenden Priester sah. Vielleicht war es nur eine Täuschung, vielleicht wähnte man inzwischen in jeder Bewegung einen Untoten. Aber Rhamedes hatte dafür plädiert, diesen Ort zu meiden. Es machte nur Sinn, dass wenn es wirklich eine so große und geplante Katastrophe war, dass man zuerst die wichtigsten Feinde aus dem Spiel nahm. Es konnte fast gar nicht anders sein. Rhamedes spürte, wie die Hoffnungslosigkeit wieder etwas Überhand nahm. Jedes Mal, wenn er zum Verschnaufen kam, überfielen ihn diese dunklen Vorahnungen, die sich an ihn hafteten wie ein dunkler Schatten. Er war einfach überfordert von der Situation. Er spürte es. Er war doch vorher nicht so gewesen. War es nicht seine Stärke gewesen, in Situationen größten Stresses sich nicht involvieren zu lassen, sich nicht anstecken zu lassen? War er nicht ein Meister darin gewesen, jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen? Jeder Mühe behände auszuweichen? Wieso gelang es ihm nicht mehr? "Weil es keinen Ort mehr gibt, an den du fliehen kannst, alter Mann. Weil sie überall sind."
Die Stimme hatte recht. Er sah keinen Ausweg. Das ließ ihn, der Mann, der in diesem Moment mit Lebenserfahrung helfen müsste, fahrig handeln.

Rhamedes beschloss, sich im Hintergrund zu halten. Nicht nur wegen seiner Angst, sondern auch weil er sich nicht mehr daran erinnerte, wie man die Priester dieser Gottheit ansprach. Er dachte angestrengt nach. Wieso erinnerte er sich nicht mehr daran? Er musste das doch erlernt, gelernt haben[1]? Er ist schließlich in Aradan aufgewachsen, das wusste er noch. Er beschloss abzuwarten, und die Priester noch einen Augenblick zu beobachten und abzuwarten, was Gelirion vorschlug. Blickte sich selbst um, um Gelirions Bitte Folge zu leisten[2] und den möglichen Weg gegebenenfalls gleich mitzuteilen.
 1. Wissen (Religion): 15
 2. Wahrnehmung 17

Omrah

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« Antwort #221 am: 12.11.2013, 04:45:33 »
Omrah versuchte den toten Mann nicht anzusehen, als sie weiter in Richtung des Klosters flohen. Auch die zweite Leiche erblickte er nur kurz, bevor er sich sofort abwandte um dem grausigen Anblick nicht länger als nötig ausgesetzt zu sein. Er konnte Ryffa verstehen und war ihr nicht böse, das sie seine Hand fast zerdrückte. Er versuchte Zuversicht und Hoffnung auszustrahlen aber wusste, das es ihm wohl nicht ganz gelang. Die Untoten, die sie verfolgten, der Rauch und das Feuer und die ganzen Leichen schnürten ihm vor Angst fast die Kehle zu. Das ganze war wie ein nie enden wollender Albtraum und umklammerte den Jungen mit einem eisernen Griff. Wie mechanisch bewegte er sich vorwärts, unfähig zu sprechen oder auf etwas zu reagieren. Er konzentrierte sich nur darauf zu fliehen und dem Tod zu entkommen - das einzige auf das er ansonsten Acht gab, war die Sicherheit Ryffas. Ohne sie wäre er vielleicht schon Tod oder würde aufgegeben haben.

Doch schließlich war es soweit und sie hatten das Kloster erreicht. Hektisch sah sich Omrah nach einem Eingang um und war schon kurz davor einfach über die Mauer zu springen. Der Rauch, der von den Feuern in der Stadt erzeugt wurde brannte in seinen Augen und auch nachdem er sich mehrmals die Augen gerieben hatte, konnte er nicht viel erkennen. Vielleicht war das auch besser so, denn sonst hätte er die vermutlich untoten Priester entdeckt, was seine Angst nur noch weiter verstärkt und den letzten Rest an Hoffnung vernichtet hätte. So war dem Jungen zumindest noch etwas Hoffnung geblieben, die in seinen Augen aufleuchtete.

So stand der Junge nur hinter den Männern und fragte schüchtern: "Wo sind die Priester? Können wir weiter und endlich in Sicherheit gehen?"

Gelirion

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« Antwort #222 am: 12.11.2013, 18:58:18 »
Kurz senkte Gelirion den Blick zum Jungen. „Hinter der Mauer und du hast recht, wir müssen weiter.“ voller Besorgnis richtete er seinen Blick wieder nach Hinten. Die Untoten im Nacken waren eine Gefahr, welchen ihnen die Zeit nahm. Durch den Rauch konnte er momentan aber nicht wirklich einschätzen wie weit sie noch entfernt waren.
Mit einer Handseite wischte er sich über den Mund und schluckte schwer. Sein Speichel schmekte nach Blut und er realisierte erst nach dieser Geste, dass es sein eigenes war. Er hatte schon gedacht, es sei Blut vom silbergerüsteten Mann oder einen der Untoten Gegner. Mit der Zunge ertastete er die wundgebissene Stelle und verzog leicht das Gesicht.
Nach einem weiteren kräftigen Schlucker, blickte er zu Cederon. „Ich würde sagen wir müssen über die Mauer. Einen besseren Weg sehe ich nicht.“ er deutet auf eine Stelle, welche er für passend hielt. Diese befand sich in einiger Entfernung zu den Untoten am Tor. „Lass es uns da probieren. Wir rennen alle rüber und dann werden wir beide aufpassen, dass uns keiner der Untoten zu nahe kommt und ihr Sheriak…“ er blickte zurück zum jungen Burschen „Seit mir dafür verantwortlich, dass alle Frauen, Kinder und Alten über die Mauer kommen. Dann, nachdem auch Ihr hinüber seid, folgen Cederon und ich. Haben das alle verstanden?“ fragte er anschließend noch in die Runde und machte sich kurz darauf auch schon bereit loszulegen.

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #223 am: 12.11.2013, 19:24:07 »
Areo sah die plötzliche Aktivität in der Gruppe. Was hatten sie nun vor, ein anderes Ziel? Dann bemerkte er, wie der Krieger auf die Mauer zeigte.

Sie hatten es nicht bemerkt.

Hastig schritt er zu dem Paladin, fasste ihn am Oberarm und schüttelte heftig den Kopf. Dabei zeigte er auf die Priester, die noch immer um das mystische Leuchten in ihrer Mitte versammelt waren.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #224 am: 12.11.2013, 20:34:25 »
Überrascht wollte der Paladin den Arm weckziehen. In ihm sträubte es sich, so unerwartet von Jemand berührt zu werden. Dann realisierte er aber, dass es der stumme Halbelf war und ließ es geschehen. Er folgte dem wink des Halbelfen und blickte zu den Priestern. Erst mit zugekniffenen Augen realisierte er, was gemeint war. „Bei Ceriva.“ sagte er ungläubig und starte immer noch auf die nur schwankenden, sich kaum bewegenden Priester der Lichtgöttin. In diesem Moment war eine Schwelle überschritten, welche in ihm die Verzweiflung wachsen ließ. Er merkte wie sich sein Magen verkrampfte und er auf seiner Unterlippe, die nun schmerzte, herumkaute. In seinem Geist spielte er verschiedene Varianten durch. Doch momentan dachte er, dass sie nicht so leicht zurück konnten und damit nur voran eine Option war.

„Cederon, Planänderung…“ er nickte dabei Areo zu und befreite seinen Arm von ihm. „Die Priester…“ ihm wollte es nicht über die Zunge. „Wir müssen vorsichtig, leise sein … oder.“ Den Satz brachte er nicht mehr zu Ende. Wieder schluckte er und ballte die Hände. Beide waren eiskalt geworden und ließen ein knacken bei dieser Geste verlauten. „Wir gehen zur Mauer, leise. Ich steige über die Mauer. Wenn die Priester nicht reagieren, helfe ich einen nach dem anderen über die Mauer. Du und Sheriak haltet die Stellung hinter der Mauer bis alle drüber sind. Dann schleichen wir an der Mauer entlang zum Tempel. … in einer kleinen Pause überlegte er sich wie er das nächste gut verpacken konnte. Dabei zweifelte er aber an der Aufgabe, wenn sich die Priester bewegten. „… Wenn, wenn sie sich bewegen und dass sind was unser Freund hier gesehen hat, dann werde ich versuchen sie so lange aufzuhalten biss ihr beide über die Mauer gekommen seid. Ich werde dann euer beide Hilfe brauchen.“ Ernst blickte er den Holzfäller an und flüsterte ihm noch etwas zu. „Achte darauf, dass keiner gebissen wird. Und, wenn ich es nicht schaffe kümmere dich bitte um meine Schwester.“
So keiner weitere Einwende hatte, war dies nun der Plan. Gelirion dachte auch schon darüber nach die Untoten von der Stelle weck zu locken, wo sie es versuchen würden über die Mauer zu kommen. Mit Glück würde das genau die Zeit verschaffen die sich brachten aber mit eben so viel Glück reagierten die Untoten nicht, wenn er über die Mauer stieg.

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