Schwer schluckte der Paladin, als der Schlag auf ihn eintrommelte. Es war Glück, dass es nur die Schildhand war aber auch nicht wirklich gut, da jeder Schlag ihm eine Salve von Schmerz verpasste. Dank des Zaubers, welcher ihn wie eine Rüstung umgab, sah er zum ersten Mal eine Chance den Kampf zu gewinnen. Jedoch mahnte er sich an, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. So ließ er nur einen Dankenden Blick an die drei zur Hilfe geeilten Männer zu. Was Sheriak tat, bekam er nicht einmal aus den Augenwinkeln mit. Doch war er auch ihm dankbar, denn auch er hatte durch seine Verzweiflungstat etwas Gutes bewirkt.
Als der ehemalige Priester seine Arme zum Ausholen anhob, sah Gelirion seine Gelegenheit. Er fuhr mit dem Säbel dicht über dem Schild entlang. Die Entfernung war auch gut eingeschätzt und so traf Gelirion wohl, doch schien er nicht den Hals erwischt zu haben.
"Denk an die Grenzen deines Zaubers, alter Mann. Du weißt es besser." Gerade wollte sich ein leichtes Gefühl der Beruhigung einstellen, dass zumindest ein Teil der Zombies niedergeschlagen war, als die innere Stimme ihn an etwas erinnerte, das ihm wieder entglitten war. Er erinnerte sich an die Abende der Unterweisung im arkanen Wissen. Wie schön die Priesterin im Mondlicht war. Ein Gedankenblitz, dann bewegte er sich bereits schon.
Er berührte abermals Gelirion und zeigte auf einen der ohnmächtigen Zombies. "Sie sind noch nicht tot, treuer Freund. Das vermögen die Farbenspielereien nicht. Seid vorsichtig!" Vorsichtig tastete sich Rhamedes an den zweiten Zombie heran, den möglichst größten Abstand halten, sodass er nicht direkt in der Nähe seines Mundes ist, jeden Zentimeter ausnutzend. Nein, er sollte sich dem Wesen nicht nähern. Was, wenn es gerade jetzt sein Bewusstsein zurückerlangte und warum war dieses Wesen gegen diesen Zauber machtlos? Hatte die Priesterin ihn nicht über das Wesen von Illusionen eingewiesen? Sie hatte wohl unrecht gehabt. Rhamedes hatte keine Zeit zum Nachdenken, und keinen Zauber, der ihm sinnvoll erscheinen oder einfallen wollte.
Er merkte, wie er zitterte. Wie der Gedanke, dass der Zombie sich jetzt erhob und nach ihm griff, ließ ihn schaudern. Schnell nahm er seinen Wanderstecken in beide Hände und brachte genügend Entfernung zwischen sich und das Wesen, sodass er sich soweit wie möglich entfernte und so nah wie möglich blieb, um den Zombies den Wanderstecken auf dem Kopf zu schlagen. "Mach schon, alter Mann."
Rhamedes zitterte wie Espenlaub. Noch nie hatte er nach etwas Lebenden (oder Sterbenden) geschlagen, was keine Fliege, Spinne oder Mücke war. Und das hier...es war zumindest einst, vor nicht langer Zeit, ein Mensch.
Rhamedes atmete tief ein und reckte den Wanderstecken in die Höhe, diesen knorrigen Stab, peilte an, schloss die Augen und legte alles an Kraft hinein, was seine alten Knochen ihm noch ließen.
Der erste Schlag hatte unerwarteter Weise gesessen. Obwohl Areo kaum jemals zu kämpfen gelernt hatte, legte er sich mit all seiner Kraft in die Schläge und den Schwung seines Stabes. Doch auch der Untote gab nicht auf. Je mehr Angriffe er einsteckte, umso wütender warf er sich den beiden Halbelfen entgegen. Kein Zeichen von Reue, kein Straucheln, keine Gnade. Selbst vor dem eigenen Untergang ließ die Kreatur nicht ab. Als gäbe es keinen Willen mehr in ihrem Geist. Keinen Antrieb. Außer der Gier nach den Lebenden. Areo schauderte, doch nach wie vor blieb ihnen keine andere Wahl. Er zog den Stab zurück, verlagerte sein Gewicht erneut nach vorne und stieß wieder zu. Dieses Mal jedoch schrammte seine Waffe an der Seite des Ungetüms vorbei, was den Druiden dazu zwang, dem Angriff Schwung zu nehmen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, seine Waffe zu verlieren und nach vorne über zu stolpern. Kurzzeitig warf Areo einen Blick zur Seite in die Richtung, in der er Sheriak vermutete. Doch der Junge war nicht mehr dort. Er wich leicht zurück und wandte den Kopf etwas weiter, um nach dem Verletzten Ausschau zu halten.
Das Monster war für ihn kaum eine Herausforderung. Immer und immer wieder schlug es nach dem kühnen Ain, doch es war ein leichtes für ihn, den Angriffen auszuweichen. Flink hüpfte der Hund zur Seite, duckte sich, bellte und schnellte erneut zielsicher nach vorne. Sein Gebiss grub sich in den Schenkel des Untoten. Wild knurrend schüttelte Ain sich mit den Zähnen verbissen, als wolle er das Genick eines Kaninchens brechen. Das Rudel musste beschützt werden, seine Freunde vertrauten auf seine Hilfe!
Als Esulilde die Augen aufschlug, bemerkte sie sofort die Blicke der drei Schwestern. Angst, Ablehnung, vielleicht auch ein wenig Wut. So oft hatte Esulilde diese Reaktionen schon erlebt, dass es für sie schon Normalität war.
Die Schwester des jungen Kriegers und ihre Landsfrau schienen so konzentriert auf den Kampf, dass sie Esulildes Worte gar nicht registriert hatten. Cederons Frau allerdings sah Esulilde ernst an.
"Wenn ihr Aguas dient, dann bittet ihn, uns vor den untoten Wanderern zu verschonen. Die Mächte des Lichts sind offensichtlich nicht stark genug, sich dem entgegen zu stellen, was hier passiert. Wenn es die dunklen Mächte sind, die meine Familie überleben lassen, dann sei es drum."
Als die letzten Untoten direkt vor ihnen fielen, lief Cederon zu dem Zombie, den Omrah abgelenkt hatte. Mit einem einzelnen, gezielten Schlag hieb er dem früheren Priester, der sich gerade erheben und auf ihn losgehen wollte, die Axt in den Schädel. Die Kreatur fiel leblos zu Boden, allerdings zog der kurze Kampf nun auch die Aufmerksamkeit des letzten Untoten auf sich, der sich.von der Kugel ab- und Cederon zuwandte.
Sheriak hielt sich, verkrampft vor Schmerz, den Arm. Keuchend fiel er mit dem Gesicht vornüber auf den Boden - das alles war offenbar zu viel für ihn, und er hatte das Bewusstsein verloren.
Gelirions Leib zitterte. Zwar wurde sein linker Arm nicht mehr beansprucht, aber die Wunde schmerzte immer noch. Besonders als er dem Arm leicht senkte und sich der kalte Schweiß in Richtung Wunde bewegte. Dem Schmerz ergeben wollte sich Gilirion aber nicht.
Schnell sprach er zum alten Mann. „Den letzten stehenden, dann die Beiden und achtete auf Sheriak. Er wurde gebissen und könnte einer von ihnen werden.“ Dann eilte er zur Cederon zur Hilfe.
Schnell hatte er den ehemaligen Priester erreicht. Der jetzt Untote hatte ihn wohl noch nicht einmal registriert, wie er mit erhobenen Schwert auf ihn zu gerannt war. Ebenso wenig merkte er wohl, wie der Paladin mit seinem Säbel auf den Kopf des Untoten einschlug.
Omrah konnte von seinem Versteck aus mit Schrecken beobachten, wie die Gruppe die ehemaligen Priester abschlachtete. Auch wenn es ihn schmerzte, wusste der Junge, das es notwendig war sie von ihrem Unleben zu befreien. Sie waren keine Priester mehr, nur noch hirnlose Untote mit einem unstillbaren Hunger. Als auch der letzte Zombie niedergestreckt wurde, trat Omrah aus seinem Versteck heraus und näherte sich der Lichtkugel. Vorsichtig beobachtete er das, was darin vorging und verschloss sich vor seiner Umgebung und den Leichen, die auf dem Hof lagen.
Als der letzte Untote fiel, wandte sich Areo sofort dem armen Sheriak zu. Er lief zu ihm, da der Druide davon ausging der Kampf wäre fürs erste gewonnen, und kniete sich neben ihm, seinen Arm um die Schulter des Jungen legend. Mit fragendem, freundlichen Blick versuchte er herauszufinden, wie er ihm helfen und seine Schmerzen lindern konnte.
Nachdem Ain sich auf seinen Gegner stürzte, ihn zu Boden rang und somit überwältigt hatte, sprang er wild und vom Adrenalin des Kampfes gepackt von ihm herab und bellte mehrmals laut. Er hatte gewonnen, sollten doch alle wissen, dass der kühne Ain dieses Monster besiegt hatte! Der Ehre genug getan, tapste er kurz auf der Stelle, wandte dabei seinen Kopf mehrmals umher und entdeckte seinen Freund weiter abseits, in der Nähe des Jungen. Zufrieden, das Fell zwar vom Blut seines Feindes übersät doch unbeschadet lief er Areo entgegen.
Esulilde Blickte die Frau an, gab jedoch gleichzeitig der Gruppe ein Zeichen, sich zu bewegen, während sie antwortete: "Dies ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung: Darauf vertrauen, dass der Herr uns Schutz gewährt. Auch mich hielt er am Leben, denn ich könnte auch seit einigen Stunden leblos auf dem Boden liegen. Er hat Pläne mit mir - und vielleicht ebenfalls mit Euch."
Sie lächelte, sodass ihr Mund einen etwas unheimlichen Kontrast zu ihren ernsten und konzentriert blickenden Augen bildete.
Fast gleichzeitig begannen zwei Herzen in ihr zu streiten: Die Frau Cederons schien darauf zu vertrauen, dass man doch mithilfe der Dunkelheit diese Dunkelheit vertreiben könne. Doch gleichzeitig hatte Esulilde eingewilligt, Unterstützung bei den Klerikern Elendras zu suchen - bei der Feindin ihres Herrn. Sollte Esulilde versuchen, mithilfe von Aguas Kräften diese Dunkelheit zu vertreiben? Oder sollte sie sich auf die Priester ihrer Feindin verlassen, der Göttin einen weiteren Sieg gönnen? Das würde sie nicht zulassen. Und selbst wenn die Mächte Elendras in dieser Schlacht gewinnen sollten - Aguas, welcher zu Zeit wieder auf die Geweihte herabzulächeln schien, würde die Göttin zu einem anderen Zeitpunkt wieder überflügeln und besiegen.