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Kapitel II - Die Schattenschmiede

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Demiurg:
Zweiundzwanzigster Tag des Ches, TZ 1372 im Jahr der wilden Magie



Seit Stunden marschiert ihr schon durch die nordöstlichen Ausläufer des Sturmhorngebirges und nähert euch immer weiter den Steinländern. Coates Männer sichern den Zug nach vorne und hinten und so bleibt euch nichts weiter übrig, als in der Mitte Andorath, seinen Kindern und Fynn Gesellschaft zu leisten. Wohingegen Thorwald mit den Zwergenkindern spricht und Alea wachsam die Umgebung im Auge behält, hängt Mimir seinen Gedanken nach. Thuldarak war schon am nächsten Morgen, als sie die Zitadelle verlassen hatten, verschwunden gewesen. Der Druide hatte bereits damit gerechnet. Zu sehr hatte die Nähe so vieler Menschen den Halb-Ork eingeengt. Doch gerade hinsichtlich ihrer wachsenden Aufgaben würden sie den Speer des Kriegers schmerzlich vermissen. Mimir musterte seine Gefährten, insbesondere ihren elfischen Neuzugang. Sie wirkten mehr wie eine zusammen gewürfelte Gruppe, nicht wie eine Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel. Viel hatten sie alle von Thorwald, seinem Clan und seiner Geschichte erfahren, doch jede Antwort zog neue Fragen nach sich und was immer sie in der Schattenschmiede erwarten würde, alleine der Name verhieß nichts Gutes.

Und dann blieb noch Hakon. Was hatte dieser Priester des Tyrannos nur in der Zitadelle gesucht? Das er Andorath gefoltert hatte, sprach dafür, dass er ebenfalls auf der Suche nach Durgeddin war, doch woher sollte er vom Fall des Königs wissen? Mimir wusste nicht weiter. Zu viele lose Enden ergaben keinen Sinn, doch der Druide befürchtete, dass sie Hakon schon allzu bald wieder sehen würden. Als sich eine Schnauze in seine Seite drängte, wachte Mimir aus seinen Gedanken auf und sah, dass der Zug angehalten hatte und Tyrfing sich fragend an seinen Herren wandte. Mimir strich über den Kopf des Tieres und drängte sich zum Anfang des Zugs. Vor ihnen öffneten sich die Berge und gaben den Blick auf ein Tal frei, in dem eine Stadt lag.



Coates wandte sich an die Gefährten.

"Das dort müsste Schwarzwall sein, wenn sich euer Halblingfreund nicht irrt. Angeblich sicher, aber das werden wir sehen. Sieht zumindest befestigt aus. Wie sieht es aus? Begleitet ihr uns in die Stadt oder zieht ihr gleich weiter? Wenn ihr diesem Pfad hier folgt, müsstet ihr in weniger als zwei Tagesmärschen in der Nähe Tilvertons sein. Der Stadt würde ich mich nicht nähern, aber von dort müsstet ihr die Schattenkluft sehen können."

Mimir:
Der Druide hatte die kurze Reise sehr genossen. Unter freiem Himmel war er in seinem Element, hier fühlte er sich zu Hause. Mögen die lärmenden Städter die Wärme von Heim und Herd schätzen, für Mimir waren es die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut, der endlose Sternenhimmel über seinem Haupt und der frische Wind in seiner Nase die sein Leben lebenswert machten. In der Nacht zuvor hatten sie das Heulen von Wölfen in der Ferne gehört und da hatte der Druide erst gemerkt wie sehr er die freie, ungezähmte Wildnis vermisst hatte.

Als Coates spricht gleitet Mimirs Blick über das Tal und streift die Stadt. Mit abwesendem Gesichtsausdruck krault er Tyrfing hinter den Ohren.

"Schwarzwall. Eine Menschenstadt? Hm... mir ist es gleich. Ich ziehe den harten Gebirgsboden den weichen Betten der Städter vor. Und wir haben unsere Mission, nicht wahr? Was sollte Schwarzwall uns bieten was von Interesse wäre?"

Xanxus Sel'Feyren:
"Alles!", fällt Xanxus dem Druide ins Wort.
"Wenn man bedenkt das wir seit geraumer Zeit nur Dreck unter unseren Füßen und Wind in unserem Nacken gespürt haben, gibt es wohl kaum etwas erbaulicheres als einen Fleck Zivilisation, so mickrig und heruntergekommen er auch sein mag!

Ja, ich bin darüber im Bilde das es sich hier um eine Provinzsiedlung handelt, spart euch die Belehrung! Doch selbst wenn dieses Kaff voll ungebildeter, schmutziger Tölpel nur so strotzt - und davon gehe ich aus - ist selbst schäbiges, schädlingsbefallenes Gasthaus besser als noch eine weitere Nacht unter den Tieren! Habt ihr das Wolfsgeheul der letzten Nacht bereits vergessen?!

Im übrigen können wir dort unten noch etwas weitaus wichtigeres gewinnen als bloße Erholung, so sehr es mir auch danach gelüstet. Informationen, Mimir, Informationen! Dies scheint die letzte intakte Siedlung vor dem großen Nichts zu sein. Von hier ab gibt es nur noch Wilde und Schlimmeres!
Lasst uns wenigstens unsere Vorräte aufstocken und ein paar Leute befragen was es Neues gibt in der Gegend, insbesondere was das gefallene Tilverton angeht.
Wissen ist Macht, Druide. Nehmt euch meine Worte zu Herzen, ihr werdet sie niemals nicht bereuen!"

Demiurg:
Coates neigt bei Xanxus Worten fragend den Kopf, nickt aber dann beipflichtend.

"Ungewohnt, derartige Worte von einem Elfen zu hören, aber er hat Recht, Druide. Ich will euch nicht zu nahe treten, weiß ich doch zu wenig von den euren, aber selbst wenn ihr mit den Tieren des Waldes sprechen könnt, bezweifle ich, dass sie euch etwas sinnvolles über Tilverton sagen können. Söldner mögen eine fragwürdige Einstellung gegenüber Gold haben, aber sie scheuen gegen den richtigen Preis kaum eine Gefahr und ich bin mir sicher, dass es mehr als ein paar Neugierige gibt, die etwas über die Katastrophe herausfinden wollen, der Tilverton anheim fiel. Nebenbei ist der Punkt mit den Betten auch nicht zu verachten."

Thorwald Felsenblut:
Der Weg in den Ausläufern des Sturmhorngebirges gefällt Thorwald. Weit im Westen dieses Gebirges hatte seine Familie einst eine neue Heimat gefunden. Nun kehrt er zurück in die Vergangenheit des Felsenblutclans. Der Marsch macht dem kräftige Zwergen nichts aus. Er ist es gewohnt, auch mit schwerem Gepäck lange Strecken zurück zu legen.

Doch umgeben von so vielen Menschen kommt er nicht zum Entspannen. Dass Thuldarak die Gruppe einfach verlassen hat, irritiert den Krieger etwas. Mit dem Abgang des Halborks haben sie an Kampfkraft eingebüßt, auch wenn dessen stoische Art, nicht zur Stimmung in der Gruppe beitrug.

Als die Gruppe um Hauptmann Coates zum Stimmen kommt blickt auch Thorwald hinunter ins Tal auf Schwarzwall. Er lauscht den Argumenten der Anderen und streicht über seinen roten Bart.

"So weich werden die Betten in Schwarzwall nicht sein, Hauptmann Coates. Aber ihr habt recht, dass wir dort vielleicht etwas erfahren über die Lage in dieser Gegend und was sich in Tilverton ereignet hat. Ich schlage vor, wir stocken dort unsere Vorräte auf, hören uns um und brechen alsbald, spätestens in 24 Stunden wieder auf. Es liegt noch einiges an Wegstrecke vor uns."

Eine Söldnersiedlung im Norden, dass bedeutet in Thorwalds Augen weniger weiche Betten, als kampfhungrige Rabauken, besoffene Taugenichtse und Damen, die ihr Fleisch zu Markte trugen.

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