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Prolog: Zu den Sternen

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Luther Engelsnot:
Die Amaranthine Valour schwebt hoch im Orbit von Scintilla und wartet unter hunderten anderer Schiffe auf die Rückkehr ihres Kapitäns, ihres Kapitäns aus der berühmten Freihändlerfamilie der Holts. Das Schiff wurde eiligst zurückgerufen aus der Koronus-Weite, denn das Oberhaupt der Familie, Armin Holt, hat seine Kinder zurückgerufen für eine wichtige Aufgabe. Eine Aufgabe die weit wichtiger ist, als alles andere.
Bereits im frühen Morgengrauen hat die Schwebelimousine die beiden Holt Geschwister, sowie ihre engsten Berater und Begleiter durch die Türme der Makropole Sibellus kutschiert. Hinter den verspiegelten Fenster rauschen diese in einer irren Geschwindigkeit vorbei und lassen die Insassen den seltenen Anblick des Tageslichtes genießen, während unter ihnen Millionen in Dunkelheit und Schmutz schuften. Doch hier in den Höhen des Adel ist nichts davon zu sehen. Die Turmspitzen sind mit goldenen Fresken, Statuen und Bildern geschmückt. Überall ist die Oberfläche blank poliert und aufwendige Balkons ermöglichen dem dekadenten Adel die Welt und den Himmel in all seiner Pracht zu erblicken. Das Fahrzeug hält jedoch auf einen der abgelegeneren Türme am Rand zu, der leicht heruntergekommen wirkt. Fresken wurden von sauren Regen zerstört und überall blättert die Goldfarbe ab. Der Turm der Familie Holt erinnert alle Insassen daran, dass der Ruhm ihres Hauses längst vergangen ist. Zu viele Feinde nagen immer noch an ihren Knochen, aber vielleicht würde sich dies bald ändern.
Ohne eine Erschütterung oder die Insassen des Fahrzeuges zu stören, landet es auf einem der äußeren Balkons. Dort erwartet sie bereits Armin Holt mit seiner Leibgarde aus sechs schwer gerüsteten Haussoldaten. Ein ergrauter alter Mann, dessen wahres Alter dank moderner Medizin und Verjüngungskuren Niemand kennt. Seine Hände sind jedoch ebenso wie sein Gesicht gezeichnet von Furchen des Alters. Seine grauen, runzeligen Augen wirken dennoch wach und aufmerksam. Seine grauen Haare sind zu einem Zopf gebunden und der ebenso graue Vollbart fein gestutzt. Er trägt einen blauen Seidenanzug mit Goldknöpfen und Manschetten und stützt sich auf einen feinen Ebenholzstab. Als die Insassen aussteigen lächelt Armin und streckt die Arme in einer Willkommensgeste aus, um Lucretia und Inesa zu umarmen und Delarian  und Katarina die Hand zu schütteln. Für Tchaika hingegen hat er nur ein aufmunterndes, aber anerkennendes Nicken übrig.
„Schön, dass ihr so schnell kommen konntet. Bei Gott-Imperator es gibt endlich gute Nachricht. Aber was rede ich, kommt rein, kommt rein.“
Ist Armin wie immer gut gelaunt, trotz der Umstände und öffnet die Doppelflügeltür hinter sich, um den Blick auf die umfassende Bibliothek des Hauses freizugeben. Auf einem antiken Holztisch in der Mitte stapeln sich unzählige Dokumente und Bücher, während Servitoren leise summende weiter herantragen und die Luft nach altem Papier riecht. Unzählige Wälzer sind über zwei Etagen verteilt und Armin führt die Gruppe zum Tisch.
„Kann ich euch etwas gutes anbieten? Amasec? Recaf? Einen guten Wein von Hesiods Wirbel? Ein ausgezeichneter Jahrgang. War ein schlechtes, omenbehaftest Jahr für die Welt sagt man, aber der Wein dieses Jahrgangs ist ausgezeichnet.“
Armin ruft einen Butler in einer schlichten, blauen Uniform und ordentlich gekämmten Haaren herbei, um die Wünsche entgegen zu nehmen.
„Aber nun das wichtige. Eine Chance für das Haus. Vor über dreißig Jahren hat das Haus ein Sternensystem reich an Planeten entdeckt und es das Janus Sternensystem getauft. Irgendwo muss ich das Dokument haben. Ah ja hier.“
Armin kramt in dem Stapel Dokumente und reicht seinen Gästen einen altes Dokument.
„Dort wurde eine Forschungskolonie gegründet, in unserem Namen. Auf dem Planeten Holts Haven. Sie hat den Namen Kappa Xin 37 erhalten. Leider ging diese Kolonie vor 23 Jahren verloren. Abgeschnitten durch einen Warpsturm. Sagt man. Jedenfalls gab es keine Kommunikation mehr und kein Schiff kam dorthin. Vielleicht gingen auch nur die Koordinaten verloren. Aber nun hat das imperiale Tarot offenbart, dass dieser Warpsturm in kürze abebben wird oder um es unheilschwangere zu sagen. Die Finsternis und der Sturm werden sich kurz legen, um das wahre Gesicht des Janus zu offenbaren, ehe der Narr und der Zwilling die Welt erreichen und in Feuer taufen werden. Erstehen aus der Asche wird der Phönix und das Licht bringen. Zum Glück haben einige fleißige Mitarbeiter nach dieser Offenbarung auch die alten Koordinaten in den tiefen unserer Datengrüfte gefunden. War eine Heidenarbeit und hat viel Zeit gekostet. Dort draußen wartet also immer noch eine unserer Kolonie darauf wieder in Besitz genommen zu werden. Unsere Chance auf Reichtum. Irgendwo hier sind die Informationen.“
Er kramt etwas weiter und holt mehr Dokumente hervor.
„Das ist alles was wir haben. Leider wurde die Kolonie nie offiziell anerkannt. Das gibt unseren Gegner leider eine Chance und genau deshalb seid ihr hier. Aber das ist doch die Chance. Ach Kinder ich freue mich so.“
Ist Armin fast schon überschwänglich vor Freude und schaut zu seinen Kindern und Gästen.

Tchaika:
Selbst zum offiziellen Treffen in den höchten Türmen von Sibellus erscheint die ehemalige Piratin in voller Montur - in der blutverkrusteten Plattenpanzerung über ebenso schmutziger und blutiger Tarnkleidung und um den Hals baumelnder Respiratormaske. Die Limousinenfahrt verbringt sie mit der Sturmschrotflinte auf dem Schoß und einer fast leeren Amasec-Flasche in der Hand; ohne die betäubende Menge Alkohol wäre sie, mit mehreren Menschen auf so engem Raum zusammengepfercht, bereits durchgedreht. Die Aussicht jenseits der Fenster ist Tchaika herzlich egal, und die irre schnell vorbeirauschende Stadt verursacht ihr eher Übelkeit.
Als die Limousine endlich anhält, stolpert die Magistra Militaris als erste aus dem Fahrzeug heraus, leert die angefangene Schnapsflasche in einem Zug und schleudert das Gefäß in hohem Bogen davon, wo es in den Tiefen der Makropole verschwindet. Von Armins Begrüßung und dem Marsch durch das Anwesen bekommt sie wenig mit, während sie mit einem Tunnelblick hinter der Gruppe hertrottet. Im Empfangsraum lässt sich Tchaika geräuschvoll in einen Sessel plumpsen und wird erst hellhörig, als der Gastgeber Getränke anbietet.
"Her mit dem Zeug," meldet sich die einstige Reaverin mit rauer, verrauchter Stimme freiwillig und zeigt sonst kein Interesse an der Besprechung, zumal ihr die euphorische Freude des Hausherrn ziemlich gegen den Strich geht und ihre ohnehin meist miese Laune noch weiter verdüstert.

Katarina Ortellius:
Auch Katarina ist der Einladung der Holts gefolgt, auch wenn diese vermutlich in erster Linie den direkten Sprösslingen des Hauses gegolten hat. Als Navgiatorin der Amaranthine Valour im Dienste des Hauses Holt werden ihre Fähigkeiten für die kommende Mission aber natürlich unabdingbar sein und auch wenn sie noch nicht wirklich weiß, was sie erwarten wird als sie Armin von Holt die Hand schüttelt ist sie doch mit Enthusiasmus bei der Sache und lächelt den alternden Mann gewinnbringend an während sie höflich den Kopf vor ihm verneigt. Erfeut nimmt sie zur Kenntnis, dass das Oberhaupt der Holts ihr gegenüber keine Vorbehalte zu haben scheint obwohl ihre tiefschwarzen, pupillenlosen Augen sie unverkennbar als Mutantin brandmarken.
"Es ist mir eine Ehre euch persönlich kennenzulernen, Lord Holt. Die Amaranthine Valour mein Zuhause nennen zu dürfen ist mir bislang immer eine große Freude gewesen."
Und tatsächlich sind Katarinas Worte mehr als nur eine blose Höflichkeitsfloskel. Sie fühlt sich in einer Weise mit dem uralten Schiff verbunden, die normale Menschen vermutlich nur selten wirklich nachvollziehen oder verstehen können und obwohl sie sich über den herzlichen Empfang freut, vermisst sie die Geräusche und Gerüche des alten Kreuzers insgeheim bereits.

Nachdem sie den Empfang erfolgreich hinter sich gebracht hat und die Aufmerksamkeit des alten Mannes für einen Moment ganz bei seinen Kindern zu liegen scheint, setzt sie sich auf eine Couch um Tchaika Gesellschaft zu leisten... genau wissend, dass die ehemalige Piratin vermutlich keinerlei Interesse daran hegt sich auf ein Gespräch mit ihr einzulassen und generell die vorherrschende euphorische Stimmung nicht so ganz zu teilen scheint.

"Du solltest es langsamer angehen.", spricht sie Tchaika an, während sie ihr blutrotes Kopftuch etwas strammer zieht. "Ich meine den Amasec. Du wirst überhaupt nichts schmecken wenn du ihn dir einfach in den Rachen schüttest."

Tchaika:
"Was weißt du schon, Bonzenkind," brummt Tchaika unwirsch Katarina entgegen. Sie verachtet die hochgeborene Navigatorin, die nie das durchgestanden hatte, was sie durchstehen musste, genauso wie sie jeden anderen Menschen verachtet; andererseits erinnert die zierliche und fragile Statur der Adligen sie daran, wie schutzlos und zerbrechlich sie selbst einmal war, und der ehemaligen Piratin wird in deren Gegenwart manchmal ganz mulmig - zum Glück ist meist eine hilfreiche Flasche Amasec zur Hand.
Ohne ein weiteres Wort zu Katarina lehnt die Ex-Reaverin den Kopf zurück und starrt die Decke an, während vor ihrem geistigen Auge das Haupt des unbändig fröhlichen Armin Holt wie eine überreife Frucht platzt, immer und immer wieder.

Katarina Ortellius:
Mit einem absichtlich nicht unterdrückten Seufzen tut es Katarina Tchaika gleich und lehnt sich auf der Couch zurück. Selbst die Navigatorin, die längst nicht so viel Kontakt zur Schiffsbesatzung hat wie andere Mitglieder der Crew, weiß von der berüchtigten, notorisch miesen Laune der ehemaligen Piratin. Sie selbst hat keine Ahnung warum die Frau immer so aussieht als würde sie einem am Liebsten an die Gurgel springen wollen, aber dem körperlichen Zustand Tchaikas nach zu urteilen hat sie vermutlich eine mehr als bewegte Vergangenheit hinter sich.

"Ich weiß zum Beispiel wie man Amasec trinkt.", antwortet die Navigatorin schließlich und betrachtet die Flasche auf dem Tisch für einen Moment mit Augen so dunkel wie die Leere, bevor sie sich die Flasche schnappt um die schrecklichen Trinkangewohnheiten der Piratin zu kopieren und sich einen tiefen Schluck direkt aus dem Flaschenhals in den Mund zu schütten.

"Grässlich!", schaudert Katarina und stellt die Flasche rasch wieder in die Mitte des Tisches. Sie bricht jedoch nicht in haltloses Husten und Keuchen aus und ist vielleicht doch etwas robuster als ihre körperliche Statur zu suggerieren scheint.

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