Am nächsten Morgen führten die Abenteurer aus, was sie sich am Vortag vorgenommen hatten. Sie trennten ihre Wege vorübergehend. Aiwetaurnis, Thokk und Jurij suchten das Anwesen der Nanthers auf, wo sie ihren Sold ausbezahlt bekamen. Jeder von ihnen erhielt 75 Platinmünzen, eine stolze Summe. In Anbetracht ihrer Verdienste gab der Hausvorsteher im Namen der Familie ihnen für Lorim und Leonard je weitere 25 GM mit. Er gab ihnen dabei zu verstehen, dass das Haus Nanther es gutheißen würde, wenn sie zunächst im Silbereinhorn einquartiert bleiben würden. Angesichts des bevorstehenden Duells zwischen Kalman Leiyraghon und Ser Leonard von Noblat wollte Woarsten Nanther augenscheinlich lieber nicht den Eindruck erwecken, als hieße er das Duell gut oder böte einem Gegner des Hauses Leiyraghon Unterschlupf – auch wenn er sein Angebot vom Vortag natürlich schon aus Höflichkeit und Anstand nicht formell zurückziehen konnte. Nachdem die drei das Haus der Familie Nanther wieder verlassen hatten, machten sich daran, überschüssige Beute zu verkaufen, was ihnen auch problemlos gelang. Insbesondere die Waffen der Orks fanden schnell ihre Abnehmer unter den Händlern der Stadt.
Ser Leonard ging derweil zum Anwesen der Bruils, wo er von einem trauernden alten Mann empfangen wurde. Der Herr des Hauses war zwar gut gekleidet, aber sonst erinnerte wenig an seinem Zustand an einen stolzen Adeligen. Er hatte einen struppigen grauen Dreitagebart, eingefallene Wangen und schien schlechter Gesundheit zu sein. Leonard hatte ihn früher schon einmal getroffen und es erschreckte ihn, als er gewahr wurde, wie weit es mit dem Mann seit dem bergab gegangen war. Nachdem er ihm sein Beileid ausgedrückt hatte, wollte Leonard ihm das Schwert der Bruils überreichen, doch dieser winkte ab. "Wisst ihr," sagte er mit brüchiger Stimme. "Ihr sollt es haben. Ihr habt Argens zwar nicht retten können, aber ich will verflucht sein, wenn es nach meinem Tode Halmuth in die Hände fällt." Ser Leonard wollte ablehnen, doch der alte Bruil bestand auf seiner Position. Schließlich kamen sie überein, dass Ser Leonard als Ausgleich noch einmal von den besten Taten aus Argens Knappenzeit erzählen sollte, was der Ritter selbstverständlich gerne tat. Er blieb daraufhin mehrere Stunden und berichtete, was sie früher zusammen erlebt hatten. Als er ging, schien es ihm, als würde es dem alten Mann wieder etwas besser gehen.
Lorim hingegen verbrachte den Tag damit, die Leute nach Dorn Kronschild auszufragen. Viele waren es nicht, die ihm anworten konnten oder es wollten, aber immerhin gelang es dem Zwerg durch Beharrlichkeit, ein paar weitere Informationen zusammenzutragen. Demnach war Dorn ein recht angesehener Mann gewesen. Man schilderte ihn als einen zwar impulsiven, aber ehrbaren Mann mit vielen Talenten. Lorim hörte, dass er ein guter Kämpfer gewesen sei, der schon manchen Banditen oder Ork zur Strecke gebracht haben soll. Ein paar Leute wussten zu berichten, dass Dorn immer knapp bei Kasse war. Für Lorim ergab sich am Ende des Tages ein Bild, das ihn vermuten ließ, dass der Zwerg wahrscheinlich aus Geldnot sich für die riskanten Unternehmungen der Adeligen hatten einspannen lassen. Als er Oreal Nanther hiernach fragte, bestätigte er diese Einschätzung, auch wenn er natürlich keine genaue Aussage treffen konnte. Es waren aber die jungen Adeligen selbst gewesen, die auf den Zwerg zugegangen waren.
Als sie am frühen Abend im Silbereinhorn wieder zusammenfanden, wartete dort schon ein alter Bekannter auf sie. Es war der Händler Belkor Vrandis, der sie freudig begrüßte. Ohne groß abzuwarten, fing er an, ihnen von seinen Geschäften zu erzählen, die – so behauptete er jedenfalls – gut angelaufen waren. Er hatte sich in den Dienst des Hauses Calaudra gestellt und musste zwar hohe Gebühren abführen, aber es schien sich dennoch zu lohnen. Aiwetaurnis, Thokk und Jurij schauten sich amüsiert an, so recht glauben konnten sie ihm nicht. Belkor hätte sicherlich noch lange weitergeredet, wenn Thokk ihn nicht irgendwann unterbrochen und nach dem Grund seines Erscheinens gefragt hätte. Belkor schaute verdutzt, hielt dann aber inne und kramte fünf kleine Päckchen aus seiner Tasche hervor. "Ein kleiner Dank des Hauses Calaudra", sagte er grinsend. Jedes Päckchen enthielt einen kleinen Silberring, jeweils mit einem anderen Edelstein verziert.