Autor Thema: Fremde Bekannte auf der Straße  (Gelesen 8898 mal)

Beschreibung: Prolog - Echo-im-Halbdunkel

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Ksynthral

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #30 am: 11.04.2014, 15:44:45 »
Die Glücksbringer, welche Kibi zu verkaufen versuchte waren sicherlich alles andere als wertvoll und nützlich - Staubfänger und nur äußerlich reizvoll. Kaum mehr als einfachster Holzschmuck von geschundenen Kinderhänden gefertigt. Dennoch kam sich das kleine Mädchen ziemlich offensichtlich ertappt vor, als sie von Echo nach ihrem 'Lehrmeister' gefragt wurde. Sie senkt den Kopf und schüttelte ihn arg:

"Nein, nein - Kibi hat keinen Lehrer, Kibi hat sich das hier alles selbst beigebracht. Ich weiß nicht wovon ihr sprecht - wollt ihr kein Glücksamulett kaufen?"

Gelik strich sich wissend über seinen Kinnbart und zupfte eine Flusse aus seinem Haar. Dann richtete er seine Mütze und sah Echo an:

"Nun seid doch nicht so, das arme Mädchen - kauft ihr nur einen kleinen Holzanhänger ab!"

Dann nuschelte er der Katzendame noch zu:

"Oder seht ihr etwas, das ich nicht sehe?!"

Kibi hüpfte derweil nervös von einem Bein auf das andere und pries abermals lauthals ihre Ware an. Das Geplapper des Gnoms hatte dem Mädchen anscheinend genügend Zeit verschafft sich wieder zu fangen. Ihre Unsicherheit war verflogen - aber immer noch war sich Echo bewusst, dass hier etwas nicht stimmen konnte!

"Ihr könnt ich doch wenigstens auf eurem Wagen mitnehmen, ein paar Meter durch die Stadt! Ich kann euch die besten Geschäfte zeigen, oder braucht ihr eine Übernachtung, oder - bitte, bitte: Lasst mich mit euch ziehen?"

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #31 am: 12.04.2014, 14:00:08 »
Beschwichtigend tippte Echo-im-Halbdunkel Gelik mit ihrem flauschigen Schwanz an, während sie sich nicht von Kibi abwandte. Ihr waren ein paar Münzen für ein Amulett, das als Souvernir oder Spielzeug für Tüpfel herhalten konnte, nicht zu schade, aber das Kind trieb offensichtlich ein falsches Spiel, und das stimmte die humanoide Katze vorsichtig.
"Dann hat dir auch niemand beigebracht, dass es Unglück bringt, schwarze Katzen hinters Licht führen zu wollen, Kibi?," schaute sie das Mädchen mit ihren großen wie zwei Monden Augen an. "Du hast keinen Hunger. Ich höre deinen Bauch nicht knurren. Was willst du wirklich, Kind?"
Tüpfel reckte indes ihr kleines Köpflein vor und schnupperte in Richtung der jungen Talismanverkäuferin. Die Hexe spürte, wie ihre Vertraute das Verlangen bekam, die Glücksbringer mit einem Pfotenhieb zum Schwingen zu bringen, aber sie hielt sich zurück, solange ihre große Freundin das felllose Wesen zur Rede stellte.

Ksynthral

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #32 am: 15.04.2014, 00:07:31 »
"Alles was ich gelernt habe, habe ich auf der Straße hier gelernt - und schwarze Katzen gibt es hier auch - bringen sie Unglück? Ich weiß nicht, die Katzen hier sind lieb. Ich mag sie!"

Abermals schaute Kibi verdattert auf den Boden, wiederum war es Echo gelungen die junge Bettlerin in die Enge zu treiben. Wirr stammelte sie Antworten auf die Fragen der Katzendame:

"J-j-jetzt bist du aber ge-gemein! Und ob i-ich Hunger h-a-abe! Guck dich do-o-och hier mal um! Viel-leicht ha-ha-hast du ja schlechte Ohren, hm? Sei do-o-och nicht so gemein zu Ki-ki-kibi. Und o-o-ob ich Hunger habe. Hier, schau mal!"

Ohne Vorwarnung riss die Kleine ihr Leinenhemd nach oben und präsentierte Echo und Gelik einen ausgemergelten und dünnen Bauch. Knochendürr.

Tränen traten in die Augen der Kleinen und abermals schwenkte sie die Amulette in Richtung Echo und sah sie flehend an.

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #33 am: 23.04.2014, 18:57:37 »
Echo-im-Halbdunkel hatte zwar keine Absicht gehabt, das Mädchen zu kränken, doch sie ließ sich auch nicht von der herzzerreißenden Vorstellung in die Irre führen. Allmählich durchschaute sie das Spiel, das das Kind trieb, und sah sich suchend um. Irgendwo musste sich jemand verbergen, der Kibis Schauspielkünste ausnutzte.
"Ja, Katzen sind lieb, wenn du auch zu ihnen lieb bist," sprach die Hexe in freundlicherem Ton zu dem Mädchen. Sie zog ein Goldstück - ja, ein ganzes Goldstück - aus ihrer Tasche und hielt ihn mit beiden Händen so, dass nur Kibi es sehen konnte, nicht aber ein weiter entfernt stehender Beobachter.
"Siehst du diese Münze, Kibi? Sie ist deine - wenn du mir sagst, wer dich schickt. Ja, schau mich nicht so an. Ich weiß, was du hier treibst. Aber du kannst dir diese Münze verdienen. Für dich allein."

Ksynthral

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #34 am: 24.04.2014, 22:33:40 »
Das Mädchen begann zu zittern und seine Augen füllten sich abermals mit Tränen, die ihm nur kurz darauf schon in wahren Sturzbächen die Wangen hinunterkullerten. Es trat noch einen Schritt näher heran zum Wagen von Gelik und Echo und flüsterte der Katzendame stockend zu:

"Ich will euch nichts Böses - ich kann mich ja nicht wehren - ich: Ich kenne den Mann nicht, es war so ein Dicker. Mit einigen Goldketten um den Hals, reich muss der gewesen sein..."

Kibi schluckte kurz auf und wischte sich Tränen und Rotz aus dem Gesicht, dann fuhr sie wimmernd fort:

"Und er hat andere Männer dabei gehabt, mit Schwertern - er hat mir und meinen Freunden gedroht!"

Dann sah sie plötzlich auf und wirkte überraschend selbstsicher, während sie eines der Holzamulette auf Echos Schoß warf:

"Und jetzt gib Kibi bitte eine Münze - ich..."

Die Kleine stockte - denn eines wurde ihr gerade eben erst bewusst: Sie war ihren Peinigern nun völlig ausgeliefert und sie hatte ihren Auftraggeber verraten. Gold hin, oder her!

Gelik Ebberschwinge

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #35 am: 24.04.2014, 22:37:02 »
Geliks Lächeln erstarb über dem Bekenntnis des Bettelmädchens. Mit einer Hand rutschte er seinen Hut zurecht, mit der anderen Hand griff er hinter sich in den Wagen und zog eine Laterne hervor. Er entzündete sie und brachte sie sofort zusätzlich am Wagen an: Vorsichtig schaute er sich um - flackernde Schatten zogen über die Wände der Ruinen von Kalabuto hinweg. Dann wandte er sich an Echo:

"Und habt ihr jetzt geschafft, was ihr wolltet? Schaut euch das arme Kind an - und jetzt? Wisst ihr jetzt Bescheid, liebe Katze, Echo?"

Gelik Ebberschwinge wirkte nervös und verärgert - er schien Bescheid zu wissen, was hinter der Auskunft von Kibi verborgen war und vor allem: Wer.
Solange du dir nicht die Zeit nimmst, dich angemessen zu kleiden, wird niemand das ernstnehmen, was du zu sagen hast - und sie täten gut daran, es nicht zu tun!

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #36 am: 25.04.2014, 16:44:13 »
Die Hexe hatte tatsächlich, was sie wollte - auch wenn sie natürlich nicht im Sinn hatte, Kibi traurig zu machen oder zu ängstigen. Sie hatte sogar Mitleid mit dem Mädchen - mehr noch, Tüpfel hatte ebenfalls Mitleid mit ihr.
"Ist ja schon gut, Kibi," sagte Echo-im-Halbdunkel mit beruhigender, schnurrender Stimme. Sie lehnte sich vor und drückte dem Kind die glänzende Münze in die Hände. "Du warst ehrlich, und hast es dir verdient. Hier, für dich und deine Freunde." Sie griff noch einmal in die Tasche und legte eine Handvoll Kupfermünzen dazu. "Und das ist für das Amulett. Damit die Männer mit den Schwertern nichts ahnen." Ihre schildpattfarbene Vertraute fügte noch ein freundlich klingendes "Miau!" hinzu.
Die humanoide Katze sah dem Kind noch ein wenig nach, ehe sie sich Gelik zuwandte. Das Amulett hielt sie dabei für Tüpfel hoch, damit ihre kleine Freundin sich auf die Hinterläufe stellen und spielerisch nach der baumelnden Schnitzerei schlagen konnte.
"Nun - seht Ihr nun auch, was Ihr zuvor nicht gesehen habt?," fragte Echo den Gnom mit aufgestellten Ohren.

Gelik Ebberschwinge

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #37 am: 30.04.2014, 00:21:07 »
Kibis Augen glitzerten verstohlen auf, als Echo ihr schließlich so viel für das Amulett und ihren Verrat bezahlte: Mit der Menge an Geld hatte das Bettlermädchen scheinbar bei allem Gewinsel nicht gerechnet. Sie bedankte sich lächelnd und hüpfte dann in eine der dunkeln Gassen von dannen. Eine seltsame, aber eine arme und bemitleidenswerte Gestalt.

Gelik hingegen blickte Echo-im-Halbdunkel unsicher an und strich sich nervös die Seidenweste glatt:

"Ich habe ja schon viel erlebt, und ich bin vielleicht auch nicht mehr ganz klar im Kopf - es ist wieder besser ja, sicherlich, hehe - und ich habe auch nicht die spitzen Augen einer Katze!"

Er verzog sein Gesicht zu einer spitzäugigen Grimasse zur Katzendame und fuhr laut lachend fort - das Geräusch brach sich an den Ruinen Kalabutos.

"Aber auch ich habe erkannt, dass, ja, dass nicht alles stimmt - aber mir scheint ich weiß ein wenig mehr wie ihr. Sicherlich, eine gute Tat habt ihr nun getan - zwei schon: Passt nur auf, dass euch Kalabuto nicht arm macht. Und wer weiß, was ihr da wirklich in der Hand haltet, womöglich verflucht, keine Ahnung."

Seine Stimme wurd plötzlich verschwörerisch leise und er raunte Echo zu:

"Sagt euch der Name Dargan Etters etwas?"
Solange du dir nicht die Zeit nimmst, dich angemessen zu kleiden, wird niemand das ernstnehmen, was du zu sagen hast - und sie täten gut daran, es nicht zu tun!

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #38 am: 01.05.2014, 15:53:38 »
Um das großzügig ausgegebene Geld machte sich die Katzenhexe keine Sorgen. "Den Katzen ist das Menschengold, wie den Menschen Katzengold," erwiderte sie Geliks Kommentar diesbezüglich scherzend, aber auch wahrheitsgemäß. Glänzende Münzen hatten für Echo-im-Halbdunkel, so wie für ihren Stamm, nicht ansatzweise eine so zentrale Bedeutung, wie für Menschen, Zwerge oder viele andere Völker. Und zudem hatte sie noch einen ganz gut gefüllten Geldbeutel von ihrem letzten Abenteuer.
Was das Amulett betraf, hatte die zauberkundige Katze eine andere Vermutung als Gelik, die allerdings ebenso wenig erfreulich war: Sie wusste nämlich von Zaubereien, mit denen man Dinge belegen konnte, um aus Entfernung zu spähen, als hätte man seine eigenen Augen in das entsprechende Objekt gebannt. Echo ließ Tüpfel noch ein wenig mit dem Talisman spielen, ehe sie ihn an ein Lianenblatt hängte, an dem der Wagen des Gnoms gerade vorbeifuhr.
"Ich kenne viele Namen. Aber Dargan Etters? Nein, dieser Name ist mir neu. Erzählt mir mehr, Meister Gelik," raunte die Katzenhexe neugierig zurück, als der Gnom den fremden Namen erwähnte.

Ksynthral

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #39 am: 04.05.2014, 20:27:12 »
"Katzengold, soso - ihr werdet schon noch früh genug sehen, wohin euch das trägt, Echo, hehe! Ach, und wenn ihr zuviel davon habt, ich wüsste es gut angelegt."

Lachend schlägt er sich auf den kleinen Wanst und feixt ein wenig. Dann senkt er seine Stimme wieder und blickt auf, als die Katzendame den Talisman geschickt wieder los wird.

"Das wiederum ist eine gute Idee - ich hätte euch ähnliches geraten. Hut ab!"

Allerdings ohne eben jene genannte Geste zu vollführen fährt Gelik fort und lenkt den Planwagen eine lange Gasse hinab zu einer Wirtschaft, jedenfalls macht es den Anschein. Licht glimmt aus den Fenstern und einige gröhlende Gestalten liegen sich vor dem Haus in den Haaren. Sie machen aber keinen gefährlichen Eindruck - vielleicht ist es aber auch nur die Musik, welche von drinnen zu hören ist und durch die Gasse schallt.

"Dargan, jaja - sagt dir das Aspis-Konsortium etwas? Und: Nenn mich bitte nicht 'Meister', auch wenn du sicherlich allen Grund dafür hättest - im Moment allerdings bin ich dein Kutscher. Und unsere Reise nähert sich vorerst einem Ende. Schon vergessen? Hehe, das hier, ja - "

Er blickt sich vielsagend um und lässt die Hand ausladend winken,

"Das hier ist Kalabuto. Wunderbar, nicht wahr? Nun, also, falls ihr mehr wissen wollt, müsst ihr mir wohl oder übel mein Abendessen dort vorne im Schrumpfkopf bezahlen. Aber da euch Gold ja ohnehin nichts wert ist, hehe."

Fragend blickt er Echo-im-Halbdunkel an, dann lenkt er den Karren der beiden in eine Art Unterstand neben der Taverne, oder war es doch eher eine Spelunke? Aus der Nähe war der Eindruck nicht unbedingt freundlich, aber ob man auf die Schnelle etwas besseres finden würde? Und Gelik schien zu wissen, wo er hingefahren war. Mehrere Wagen standen schon hier und ein wachsamer Stallbursche begrüßte sie:

"Desna zum Gruße - willkommen im Schrumpfkopf!"

Gelik erwiderte den Gruß widerwillig murmelnd und brachte den Planwagen zum stehen.

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #40 am: 07.05.2014, 20:03:17 »
Echo-im-Halbdunkel fand es amüsant, wie Gelik sich stets um den Eindruck bemühte, er hätte die Oberhand. Aber sie war ihm deshalb nicht böse. Und in mancher Hinsicht war sein forsches, besserwissendes Auftreten auch nicht unbegründet, denn im Gegensatz zur Katzenhexe war er wohl nicht zum ersten Mal in Kalabuto.
"Wie Ihr wünscht, Kutscher Gelik," lachte die Zauberkundige schnurrend, als der Gnom ihre Anrede verschmähte. Dann schaute sie wieder schelmisch drein, von seinem geizigen Angebot unbeeindruckt.
"Ich kann Euch mit Bier und Hühnerkeulen füttern, wenn Ihr Tüpfel und mich mit Geschichten füttert. Auch wenn mir das Aspis-Konsortium ein Begriff ist, scheint es, als hättet Ihr viel mehr darüber zu erzählen. Und über Dargan Etters. Und darüber, was Ihr noch alles ausgekundschaftet habt."
Das vorletzte Wort betonte die humanoide Katze besonders, und verengte in einem wissenden Blick die Augen. Die einzelnen Fäden einer Geschichte begannen, sich in ihrem Geist allmählich zusammenzufügen. Und womöglich könnte sie bald selbst mit einer Pfote an diesen Fäden zupfen.
Die Spelunke, die Gelik angesteuert hatte, erschien Echo-im-Halbdunkel von außen nicht besonders einladend, und ihre Vertraute stellte sich mit gesträubtem Fell auf. Aber vielleicht wartete darin auch ein warmes Kaminfeuer und ein paar schmackhafte Hühnerkeulen oder zumindest Mäuse. Die Hexe blieb optimistisch und leckte sich über die Lippen. Tüpfel fing den Gedanken auf und tat ihrer Freundin gleich - blieb aber dennoch etwas nervös. Echo tätschelte die kleine Katze beruhigend und lächelte den Stallburschen, der soeben aufgetaucht war, freundlich an.
"Einen schönen Abend," erwiderte sie den Gruß und streckte eine pfotenartige Hand aus, damit der Mann ihr wie einer echten Edeldame vom Kutschbock half.

Ksynthral

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« Antwort #41 am: 08.05.2014, 20:37:13 »
Gelik erwiderte Echos Angebot lächelnd und zog seinen Hut, richtete die Hand gen Tavernentür. Als die Katzendame schließlich aber auf das 'Auskundschaften' zu sprechen kam versteinerte die Miene des Gnoms kurz. Er legte den Zeigefinger auf die Lippen und blitzte sie mit funkelnden Augen an.

Die Katze hat mehr Wissen, als mir lieb ist: Aber auf der anderen Seite stellt sich diese Echo gar nicht so ungeschickt an, vielleicht könnte sie mir noch nützlich sein...


Dann drehte er sich abrupt um und verschwand im Schrumpfkopf. Er ließ die Katzendame alleine mit dem Stallburschen zurück. Dieser eilte nervös herbei, als Echo ihm die Hand entgegenstreckte. Schnell bot er seine schwielige und dreckige Hand an, um ihr vom Wagen zu helfen:

"Na, das ist aber kein netter Kutscher, den ihr euch da herausgesucht habt?"

Lächelte er die Katzendame mit einem schiefen Grinsen an - ihm fehlten bereits einige Zähne.
« Letzte Änderung: 08.05.2014, 20:37:33 von Ksynthral »

Echo-im-Halbdunkel

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« Antwort #42 am: 09.05.2014, 19:36:47 »
Die Hexe ließ sich nicht beirren, als Gelik aufgeregt davonstapfte. Sie ließ sich vom Stallburschen vom Kutschbock helfen und lächelte diesen beschwichtigend an.
"Die Reise war lang und anstrengend. Ich kann es ihm nicht verdenken," nahm sie ihren Kutscher und Schlüssel zum nächsten Abenteuer in Schutz. "Eine warme Mahlzeit wird seine Laune schon wieder heben."
Tüpfel sprang ebenfalls vom Wagen und schnüffelte vorsichtig am Bein des Stallknechtes, indem sie den Kopf vorstreckte, um ansonsten möglichst viel Abstand vom fremden Mann zu halten.
"Passt gut auf die Ochsen auf, sie haben auch eine gemütliche Nachtruhe verdient," gab Echo-im-Halbdunkel dem Stallburschen noch auf den Weg, ehe sie sich in Begleitung ihrer Vertrauten ebenfalls in den Schankraum des Schrumpfkopfes begab.

Ksynthral

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #43 am: 11.05.2014, 01:06:35 »
Der Stallbursche nickte eifrig und seine Blicke fixierten Echo von Oben bis Unten. Scheinbar waren Katzenfrauen nicht unbedingt das übliche Klientel im Schrumpfkopf, vielleicht aber auch weibliche Wesen im Allgemeinen. Eher etwas später als früher entließ der Bursche die Katzendame wieder aus seiner helfenden Hand und tätschelte sogleich pflichtbewusst und liebevoll die Ochsen, gab ihnen etwas zu Fressen und frisches Wasser. Tüpfel ignorierte er getrost, ob es allerdings an der Dunkelheit, seinem Pflichtbewusstsein, oder Echos Gestalt lag, daran bestanden berechtigte Zweifel.

"Ihnen wird es an nichts mangeln werte Dame, an nichts! Eine lange Reise, so? Drinnen werdet ihr auf jeden Fall wieder etwas Laune bekommen, geht nur hinein - hier draußen..."

Er senkte die Stimme etwas und deutete verstohlen auf die gröhlenden Gestalten in der Gasse vor der Taverne. Es war klar, was er signalisieren wollte und das hätte wohl jeder auch so begriffen, der Kalabuto bis hierher durchquert hatte: Die Ruinenstadt war ein gefährliches Pflaster.

Echo-im-Halbdunkel betrat die Taverne und folgte so Geliks Beispiel. Sie wurde von einem Schwall schweißgeschwängerter und von Pfeifenrauch angefüllter Luft in Empfang genommen. Nachdem sie die Holztür hinter sich geschlossen hatte erstarb sofort das Gegröhle und die düstere Stimmung des nächtlichen Kalabutos:

So düster und verrucht wie der Schrumpfkopf von Außen ausgesehen hatte schien er in Wahrheit gar nicht zu sein!

Der Schankraum erwies sich als Eingangshalle eines alten Lagerhauses und der Boden wies auch hier auf eine alte Steinruine hin. Einfache, aber mit Heu und Wolle abgedichtete Bretterwände und hölzernes Gebälk stellten das neue Gebäude dar: Nicht wirklich einladend, aber zweckdienlich und durchaus gemütlich hergerichtet. Kleine Laternen hingen in den Dunstwolken über zahlreichen größeren und kleineren Holztischen um denen sich zumeist eine Vielzahl verschiedenster Gestalten scharten. Hauptsächlich Menschen und Zwerge - zahlreiche Mwangi vor allem - zählten zu den Besuchern der schummrig beleuchteten Gaststätte. Auf einer kleinen Bühne am anderen Ende des Raumes konnte Echo einen Spielmann erkennen der gerade eine Weise auf einer Fiedel zum Besten gab: Um ihn herum eine kleine Schar dunkelhäutiger Tänzerinnen, leicht angezogen, aber mit farbenprächtigen Schleiern ausgestattet. Sie schienen jedenfalls keine gewöhnlichen Straßendirnen zu sein - doch war es Echo auf Anhieb auch nicht möglich genau zu sagen, was -

"Jetzt starr nicht so herum Frau Katze, komm herüber!",

brüllte ihr plötzlich Gelik Ebberschwinge von einem kleinen Tisch in einer dunklen Ecke des Schankraums aus zu. Der Gnom winkte hektisch mit zwei Humpen Bier und deutete auf den Stuhl neben sich.

Echo-im-Halbdunkel

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Fremde Bekannte auf der Straße
« Antwort #44 am: 13.05.2014, 19:02:03 »
Echo-im-Halbdunkel gefiel der Schrumpfkopf von innen gleich viel besser als von außen. Ein Lächeln machte sich auf den Zügen der humanoiden Katze breit, als sie einen Blick durch die warme, heimelige Gaststube schweifen ließ. Es war bei weitem nicht ihre erste Taverne in den sogenannten zivilisierten Gegenden - aber jedes Etablissement hatte seine besondere Note.
Die Katzenhexe mochte es, wenn andere Völker ihre Besonderheiten und ihre Kunst zur Schau stellten, und so lauschte sie tatsächlich wie versteinert eine ganze Weile lang der lebhaften Melodie, die der Geiger auf der Bühne spielte, und ihr flauschiger Schwanz schwang im Takt der Musik und der Bewegungen der Tänzerinnen mit.
Da klangen Geliks Worte fast schon wie das Krähen eines Morgenhahns, der einen aus einem angenehmen Traum weckte. Schmunzelnd begab sich Echo zu dem vom Gnom ausgesuchten Tisch und ließ sich auf dem angebotenen Stuhl nieder. Ihre Nase nahm den säuerlichen Bierduft wahr, und obwohl die Hexe keine gute Bierkennerin war, musste sie doch das hiesige Bräu probieren.
Während Tüpfel sich unter den Tisch begab, um frischen Mäusespuren nachzugehen, streifte ihre große Freundin die Kapuze ihres Umhangs ab und nahm den Humpen in die Hand.
"Auf die lange Reise, auf ganz entspannte Weise," schnurrte Echo-im-Halbdunkel einen Trinkspruch, den sie vor einiger Zeit von einem bierseligen Zwerg gelernt hatte. Sie hob den Krug an die Lippen, schloss die Augen und ließ das Geraune der anderen Gäste wie einen gurgelnden Bach fließend an ihre gespitzten Ohren dringen.