Je näher die Gefährten der Stadt Tukan kommen, desto mehr weicht die drückende Schwüle von Tezcas Haus. In dem Tal in dem die Stadt liegt herrscht eine klare, angenehme Luft und das Wasser des Sees schimmert bereits in der Ferne, ebenso wie die zahllosen grünen Blätter, welche die Gefährten umgeben. Ein gepflasterter Pfad führt schließlich direkt auf die Stadt zu, wobei dann doch ein ungutes Gefühl die Gefährten beschleicht.
Das letzte Mal als sie sich auf solch einem Weg einer großen Stadt näherten, waren sie geschunden und gefesselt, dafür vorgesehen auf einem der Opferaltäre zu landen. Doch Yaotlchone versucht die düsteren Gedanken zu vertreiben und schwärmt von der Schönheit der Stadt. Stadt des Tukan oder auch die gefiederte Stadt wird sie genannt, denn zahllose der markanten Vögel bewohnen die Stadt, welche eines der wichtigsten Zentren der Verehrung von Qoutal, der gefiederten Schlange ist. Somit sind hier auch die Menschenopfer verboten, welche in Nexal so ausschweifend praktiziert wurden.
Keine Mauer umgibt die freie Stadt, offenbar hat das Haus des Tezca die Eroberer aus Nexal stets ferngehalten, und das Volk aus Lopango hat nie Bestrebungen unternommen sein Reich nach Norden auszudehnen. So bleibt zudem zu hoffen, dass die Wüste auch die weißen Teufel fernhalten würde.
Die Außenbereiche sind noch dicht mit Maisfeldern und einfachen Holzhütten bestanden, doch als es in die eigentliche Stadt hineingeht, erheben sich dort prächtige Steinbauten, doch nicht so kolossal und bedrohlich wie in Nexal oder Mictlapec. Die Gebäude sind allesamt in schönen, bunten Farben bemalt und ein großer Tempel des Quotal erhebt sich über allem, an dessen Flanken aber keine blutigen Schleifspuren zu sehen sind, wie bei einer Pyramide des Zaltec oder Tezca.
Musikempfehlung: Ketzal - Maya Musik
Die Stadt ist zudem grün und voller Leben, Palmen wiegen sich sanfst im Wind und die namensgebenden Tukan fliegen über den Köpfen der Gefährten hinweg und lassen sich hier und dort auf Ästen oder auch Verkaufsständen nieder. Denn auf dem großen Platz vor der Pyramide des Qoutal erstreckt sich ein großer Marktplatz, auf dem Keramik, Waffen, Kleidung und Nahrung feilgeboten wird. Denn Tukan ist ein wichtiger Umschlagplatz für die Länder Kolans im Norden und das Bergkönigreich Lopango im Süden.
Zentral auf dem Marktplatz befindet sich ein Springbrunnen, aus Schlangenmäulern spritzt dort kühles Wasser hervor, offenbar dank kunstvoll gewirkter Plumamagie. Wie ein kleines Kind freut sich Yaotlchone, zieht die zerschlissene Tunika von seinem Leib. Dann stellt er sich unter eines der Schlangenmäuler und wäscht sich den Sand der Wüste von seinem von Tezca gebräuntem Leib, während er das Wasser in ausgiebigen Zügen trinkt.
"So erfrischend! Kommt alle her!" ruft er seinen Gefährten zu, dabei stören ihn die Blicken der Stadtbewohner kaum.
Spielerisch spritzt er dabei das Wasser in die Richtung Mirrasshi und Necahual ...