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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92240 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #630 am: 18.07.2015, 22:15:45 »
Will sah Gelirion eine Weile lang zu, wie dieser Omrah helfen wollte, Schnüfflers Decke zu zerreißen, ein Seil daraus zu knoten, und es dann an dem entdeckten Mechanismus anzubringen, doch hatte der Mann ganz klar seine Fassung noch nicht wiedergewonnen. Wie sollte er auch! Da dieser verrückte Halbork darauf bestand, die gedärmtriefenden Überreste der Schwester durch die Gegend zu tragen! Wacker versuchte Gelirion,  nicht hinzusehen, und deshalb stand er man hier, mal dort im Weg, griff mal hier, mal dort vorbei, und schien so recht auch keinen Überblick zu haben.

"Es tut mir leid", sagte Will plötzlich und für ihn selbst überraschend. Er hatte sich doch schon entschuldigt, was sollte das jetzt noch? "Bitte denk' nicht, dass bloß weil ich getan habe, was getan werden musste, und weil ich so daherrede, als berührte mich das alles nicht, dass es mir nicht ganz schrecklich leid tut." So, und jetzt mag ich nicht weiter darüber nachdenken, sonst... "Heute morgen hätte ich das noch nicht fertiggebracht", fügte er etwas leiser hinzu.

Dann konnte er es aber nicht länger mitansehen, wie hilflos Gelirion dort herumhantierte. Vom Theater her kannte Will sich mit diversen Zug-, Hebe- und Fallvorrichtungen aus und er würde gerne helfen.

"Sag mal, Ysari, du bist doch eigentlich schon ein großer, verständiger Blauwolf, und wir waren doch wirklich ausnahmslos gut zu dir, meinst du nicht, du könntest einen Augenblick auf dich selbst aufpassen, solange ich deinem Herrchen helfe?"

Doch kaum lockerte Will seinen Griff probehalber, da strampelte Ysari sich mit aller Kraft frei, als hätte er die ganze Zeit nur auf diese eine Chance gelauert. Will versuchte nachzufassen, bekam das sich windende Tier aber nicht zu packen. Sobald dieses Boden unter den Pfoten hatte, schoss es davon, weg vom Fluss und den vielen Leuten. Will rannte—nein, warf sich—hinterher, und erwischte den Wolf so gerade eben. Ringend und zähnefletschend lagen die beiden auf dem Boden.[1]

"Was, auch du, Ysari? Wieso will mich heute bloß jeder missverstehen?" klagte Will empört. "Aber meinen Schinken vorhin hast du dir schmecken lassen, als wären wir die besten Freunde."
 1. Charisma (Ysari) = 6; Reflex = 6; grapple = 14 (Erfolg)
« Letzte Änderung: 18.07.2015, 22:22:37 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #631 am: 19.07.2015, 04:49:13 »
Hatte es Omrah vorher noch geschafft, sich aus der Sache herauszuhalten, so konnte er sich jetzt einen Kommentar nicht mehr verkneifen. "Heute morgen hätte ich das noch nicht fertiggebracht." Das war ihm selbst sehr ähnlich gegangen - vermutlich allen anderen auch so. "Die Nacht des Blutes hat uns alle verändert." antwortete er in Richtung Wills.
Eigentlich hatte er damit warten wollen, Gelirion noch einmal auf das Thema anzusprechen aber da Will es sowieso wieder aufgegriffen hatte, zögerte Omrah nur kurz. "Was passiert ist, tut mir leid. Ich weiß, wie sich das anfühlt... meine Mama und mein Papa sind auch Untote geworden..." offenbarte der Junge jetzt. Er blickte von seiner Arbeit auf und suchte Gelirions Blick. "Gerade deshalb würde ich sie töten, wenn ich sie wieder treffen würde." Ob er das schaffen würde stand natürlich auf einem anderen Blatt aber er war fest entschlossen. "Ihre Seelen sind in diesen untoten, hungrigen Körpern gefangen. Wenn wir sie nicht befreien, leiden sie. Ich glaube es ist das beste für deine Schwester, wenn sie endgültig tot ist. Jetzt kann sie Frieden finden. Behalte sie so in Erinnerung, wie du sie vor der Verwandlung kanntest. Das mache ich bei Mama auch." Das er trotz allem jede Nacht von Albträumen geplagt wurde, sagte er allerdings nicht. Er wartete eine Reaktion Gelirions ab und kümmerte sich dann weiter um das Seil und die Vorrichtung. Er nahm sich die Zeit, die er brauchte.[1] Hektik brachte sie jetzt nicht weiter.
 1. Geschicklichkeit Take 10 = 14
« Letzte Änderung: 19.07.2015, 04:51:15 von Omrah »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #632 am: 19.07.2015, 11:24:13 »
Omrah bemühte sich um die Konstruktion, während er sprach. Gelirion versuchte zu helfen, doch die Ereignisse hatten ihn offensichtlich so erschüttert, dass er eher im Weg stand, als hilfreich zu sein. Will hatte zwar die Motivation, zu helfen, doch hielt Ysari ihn beschäftigt. Und Schnüffler... nun, er war mit der Leiche von Gelirions Schwester beschäftigt - und besudelt.

Mit einem kurzen Seufzer ging Katarina auf Omrah zu, und half ihm dabei, das Tuch anzubringen. Sie stellte sich dabei durchaus geschickt an, und gemeinsam schafften sie es schließlich, eine sichere Halterung zu schaffen. Damit sollte es zumindest einer Person möglich sein, zum Brunnen zu gelangen. Mit einem richtigen Seil könnten es auch zwei Personen schaffen, aber da sie nur das Tuch hatten, bestand die Gefahr, dass es unter zu hohem Gewicht reißen würde.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #633 am: 19.07.2015, 12:52:55 »
Esulilde hatte sich erneut im Hintergrund gehalten. Auf Omrahs Kommentar, die Nacht des Blutes Hätte sie alle verändert, nickte sie kurz. Auch sie hatte sich verändert. Die Zahl der Aguas-Priester war stark gesunken... und sie hatte Udeon in der Gestalt des Schreckens gesehen.

Sie betrachtete das "Seil", das in den Brunnen führte. Sie würde zumindest nicht als erste den Abstieg wagen. Ein kalter Schauer durchfuhr sie, aufgrund der erneuten Reise in die Dunkelheit. Es war nicht die Dunkelheit, sondern eher das unbekannte, das sie fürchtete.

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #634 am: 19.07.2015, 23:42:31 »
Als William sich plötzlich entschuldigte, blieb Gelirion in seiner Bewegung stehen. Er hörte dem Barden zu, konnte ihm aber nicht antworten. Was sollte er ihm auch antworten? Er selbst hatte auch Freunde und andere Töten müssen, als sie zu Untoten wurden oder drohten dazu zu werden. Dass er nun einmal auf der anderen Seite stand, war wohl ein Wink seiner Göttin. Er musste beide Seiten kennen und als Prüfung seines Glaubens akzeptieren. Doch der Schmerz zehrte noch zu stark an ihm. Es würde wohl noch dauern, bis er mit William oder einen der Anderen über dieses Thema reden würde.

Dann war endlich das notdürftige Seil angebracht. Gelirion blickte auf seine ungeschickten, zitternden Hände. Der Drang zurück in die Festung zu wollen, alleine ein Bad zu nehmen oder sich in der Schmiede einzuschließen wurde immer größer. Das jetzt musste einfach klappen. „Omrah, du schaffst das. Ich zähl auf dich.“ sprach er dem Jungen Mut zu und sich selber. Denn Omrah musste es einfach jetzt schaffen.

Kurz hob er den Blick zu Areo und dem Kind. Es schien sich beruhigt zu haben. Doch musste es aus dieser Drecksluft raus. Oben gab es noch dazu jemanden der sich vorzüglich mit Kindern auskannte. Sie würde sicher wissen, was der kleine brauchte und genug Tricks kennen, um seine Bedürfnisse auch jetzt noch zu erfüllen.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #635 am: 21.07.2015, 06:35:13 »
Und tatsächlich: Die Komstruktion hielt, und Omrah konnte am Rand des Flusses entlang sicher in Richtung Brunnen laufen. Er musste dabei trotzdem durch das Wasser, doch die Vorrichtung bremste ihn ab einer gewissen Geschwindigkeit ab - und so konnte er sicher und kontrolliert seinen Weg fortsetzen. Es war anstrengend, er war nach kurzer Zeit von oben bis unten durchnässt, aber er kam voran, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Schließlich teilte sich der Gang. Der Fluss lief nach links weiter, wohin auch die Vorrichtung weiter führte. Nach rechts jedoch verlief ein künstlich angelegter Gang, an dessen Eingang ein Metallstück angebracht war, das sich perfekt eignete, um dort ein Seil anzubinden - Omrah gelang es allerdings auch, das Tuch dort zu befestigen. Die Vorrichtung war abgesichert, und er konnte den Gang in Ruhe erforschen

Lange brauchte er nicht. Der Gang verlief ein wenig nach oben, bremste damit die Geschwindigkeit des Wassers ab, und endet schließlich in einem kreisrunden Raum: Einem Brunnenschacht. Das Licht fiel von oben herein. Und Omrah war froh, den Schacht rechtzeitig erreicht zu haben, denn kaum war er dort, verging das Licht, das Will ihm geschenkt hatte.[1]

Omrah versuchte, nach oben zu klettern, doch die Wände waren zu steil und zu nass. Er rief, einige Minuten lang, und war schon kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, als ihm plötzlich jemand antwortete. "Omrah?" Es war Ryffas Stimme!

In der Erinnerung des Jungen ging danach alles wie im Flug vorbei. Omrah erzählte ihr, was zu tun war, kehrte zu den anderen zurück (die Vorrichtung hielt, auch wenn der Rückweg gleich doppelt so anstrengend war und ihm morgen vermutlich jeder Muskel im Körper weh tun würde), und gemeinsam machten sie sich auf den Rückweg ins Sanatorium. Ein letzter Moment der Angst, als sie vor der geheimen Tür standen, doch sie ließ sich problemlos öffnen.

Sie waren zurück.
 1. Wäre eigentlich kürzer gewesen, aber ich bin jetzt mal nett  :cheesy:
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #636 am: 21.07.2015, 06:41:24 »
Ihr Empfang war durchaus herzlich, und die im Sanatorium Verbliebenen freuten sich über die Neuigkeit, dass die Mission ein Erfolg gewesen war. Will und Arjen hieß man herzlich willkommen, und die Erzählungen über Reststadt ließen echte Hoffnung in den Augen der Anwesenden aufkeimen.

Dennoch war die Stimmung gedrückt. Es war schließlich Elisias, der von den Ereignissen während ihrer Abwesenheit berichtete.

Timbar, der Wachmann, hatte sich selbst das Leben genommen: Er hatte sich erhängt. Und kaum hatten sie ihn entdeckt, offenbarte sich, dass der alte Rhamedes ihnen offenbar etwas verschwiegen hatte: Er war gebissen worden, schon vor einigen Tagen, wie es schien, und noch während er herbeieilte, um zu helfen, nahm die Seuche ihn in Besitz und verwandelte ihn in einen ewig Hungrigen.

Die beiden Brüder Lyberan und Semerok waren ebenfalls zur Hilfe geeilt, doch dem Untoten Rhamedes gelang es, Lyberan in die Schulter zu beißen. In einem verzweifelten Kampf gelang es Semerok, sowohl Rhamedes als auch seinen eigenen Bruder zu töten.

Nicht genug damit, dass sie in kürzester Zeit drei Leute verloren hatten, nahmen die Ereignisse den alten Mentaru so sehr mit, dass er Herzprobleme bekam. Er lebte noch, doch lag er schwach in einem Bett, kaum ansprechbar, und definitiv nicht in der Lage, alleine zu laufen.

Die kleine Gruppe der Überlebenden war empfindlich geschwächt worden, und das ganz ohne Zutun der Anführerin der Untoten.

Und was das anging: Draußen versammelten sich immer mehr der Kreaturen. Sie liefen scheinbar ziellos umher, auf irgendein Signal wartend, einen Befehl. Was genau dieser Befehl sein würde, war unmöglich zu sagen.

Khoon berichtete außerdem, dass sich einer seiner Patienten - einer jener, die er für inzwischen annähernd gesund hielt - nach Timbars Tod plötzlich verändert hatte. Er sprach davon, dass ihn eine schreckliche Schuld plage, dass er "sie nicht wieder hereingelassen" hatte, dass ihn "die ganze Schuld am Tod seiner Brüder" traf. Da nichts von dem, was er sagte, zu seiner tatsächlichen Geschichte passte, war Khoons Diagnose eindeutig: Etwas musste von dem Patienten Besitz ergriffen haben, ein rachsüchtiger Geist - vielleicht einer der Waffenbrüder Timbars, die in der Nacht des Blutes am Tor gefallen waren. Und wenn sein Verdacht stimmte, dann war es wohl eben dieser Geist gewesen, der Timbar die ganze Zeit über geplagt hatte, ohne dass einer von ihnen es mitbekommen hatte, und der ihn letztlich in den Selbstmord getrieben hatte.

Bei all den Berichten, die ausgetauscht wurden, plagte Will die ganze Zeit über noch etwas anderes: Seine eigene Vergangenheit an diesem Ort. Und tatsächlich erinnerte er sich an Khoon, den Heiler, und seine Blicke sagten deutlich, dass er sich auch an ihn erinnerte. Und doch hieß er ihn willkommen, wenn auch sein ganzes Verhalten deutlich seine Vorsicht gegenüber dem Barden ausdrückte.

Vieles war also geschehen, das Meiste davon schlimm, doch immerhin: Sie hatten es zurück geschafft, und sie hatten ein neues Ziel:

Die Reststadt.
« Letzte Änderung: 21.07.2015, 07:01:23 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #637 am: 21.07.2015, 14:40:37 »
Auf die erschrockenen Blicke antwortete Schnüffler, dass "sie eine von uns gewesen sei" und "dass sie ein Begräbnis verdiene". Dann erbat er sich einen Spaten und frische Kleidung und machte sich auf zum Innenhof, wo auch der Elf begraben worden war. "Triff mich in einer Viertelstunde dort. Ich hebe schon die Grube aus.", sagte er noch zu Gelirion.

"Verdammnisacker...", murmelte der Halbork, als sein Blick über den Innenhof wanderte. "Hier werden Schuld und Rache geflanzt..." Er schüttelte gesenkten Hauptes den Kopf. "Ich hoffe, das alles ist es wert. Dass wir unseren Schmerz nicht umsonst vermehren." Er zog das blutige Hemd aus und legte es vorsichtig über das Gesicht der Toten. Er würde mit Will sprechen müssen, dass er diese scheußliche Angewohnheit ablegen sollte, den Toten die Augen zu durchbohren.

Dort drüben hatten sie den Elf verbrannt...

Der Spaten stoch in die harte Erde und Scholle um Scholle landeten an der Seite der Grube. Bald hatte Schnüffler eine passende Grube ausgehoben, doch er zögerte noch, die Tote darin zu betten. Zweifellos hatte es Vorteile, die Toten zu verbrennen. Es blieb kein Körper übrig, nichts, was sich noch einmal erheben könnte. Aber sie würden Holz sparen müssen.

Schnüffler überzeugte sich, dass niemand in der Nähe war. "Sieh weg und steck Dir die Finger in die Ohren.", wies er die Rotznase an. Dann drehte er die Tote auf den Bauch und brach mit einem kräftigen Schwung des Axtkopfes die Halswirbel. Schnell schaufelte er die Erde über die Toten. Rotznase legte der Toten einen großen Mauerstein auf den Kopf.

Er setzte sich an den Rand, in den Schatten, und wartete auf den Halbelfen. "Weißt Du, warum ich Gelirions Schwester hierher gebracht habe?", fragte er die Rotznase.
« Letzte Änderung: 21.07.2015, 22:04:40 von Schnüffler »
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

Esulilde Ziberadi

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« Antwort #638 am: 21.07.2015, 16:02:40 »
Esulilde durchfuhr für einen kurzen Moment ein schmerzhafter Stich im Geiste, als sie von Rhamedes' Tod erfuhr. Er hatte doch nicht mehr genug Kraft gehabt, um zu überleben... weil er verschwiegen hatte, dass er bereits vorher gebissen worden war. Er hatte verschwiegen, dass er dem Tode geweiht war.
Hätte ich an seiner Stelle anders gehandelt? fragte sie sich stumm.
Wäre es mir selbst leichter über die Lippen gekommen, zu gestehen, dass ich dem Tode nahe bin? Vielleicht... Udeon hatte sich mit seinem Alter nicht hinter dem Berg gehalten, er hatte -zumindest mir- gesagt seine Zeit wäre knapp bemessen - und dass es noch viel zu lernen gibt.

Diese Suche war auf jeden Fall lehrreich, denn ich habe mich der Angst geöffnet, statt gegen sie zu kämpfen.


Doch nicht nur Rhamedes hatten sie verloren. Wie lange würden sie noch im Sanatorium ausharren?
Sie blickte durch ein Fenster nach draußen auf die untoten Horden, die sich langsam um das Sanatorium zu sammeln schien. Für einen kurzen Moment sah sie sich in jene Nacht zurückversetzt, als das Ritual zur Anrufung der Nachtbotin unterbrochen wurde und der Tempel Aguas' gefallen war.
Würden sie den Angriff des Unbekannten Gegners überleben, auch wenn die Zahl der Überlebenden immer weiter sank? Ein Zittern durchfuhr die Evangelistin, doch erneut spürte sie, dass die Angst ihr erneut Kraft zu geben schien.
Lasse dich von der Angst durchfluten... und dann überwinde sie. Fast war es, als würde sie durch die Angst wie damals bei Rhamedes' Stabilisierung erneut Energie erhalten, die sie stärker, selbstbewusster machte.

Kurz faltete sie die Hände, ihre Spiegelung im Fenster tat es ihr gleich. Sie schloss ihre Augen. "Aguas, Herr der Dunkelheit, halte deine Hand über jene, die es wert sind zu leben" flüsterte sie. Sie alle würden jeden Schutz brauchen, den sie nur kriegen konnten. Erneut spürte sie einen Teil von Aguas Macht in sich, durch die Angst wieder stärker als bei vorherigen Anrufungen, in denen sie die Angst stets verbannt hatte. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, wie dunkler Rauch erneut um ihre Hand waberte - die dunkle Energie ihres Herrn.
Einige Sekunden betrachtete sie die Energie, die sich in ihrer Hand materialisiert hatte und gleichzeitig ihren ganzen Körper zu durchfließen schien.

Mit der in diese Dunkelheit gehüllten Hand machte sie sich auf die Suche nach Iana, um sie an diesem Abend zu ihrer Andacht an Aguas -Gebet und Meditation- einzuladen.

Arjen Bucalo

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Geisterstadt
« Antwort #639 am: 21.07.2015, 21:57:41 »
Arjen versuchte, die Willkommensgrüße im Senatorium so herzlich wie möglich, jedoch knapp, zu erwidern. Er kannte niemanden hier und die Fülle der vorgebrachten Namen - Rhamedes, Lyberan, Semerok, Timbar, Elisias, Khoon - musste erstmal eine Grundordnung in seinem Geiste finden.

Wie er hörte waren viele Männer gefallen. 'Der allgegenwärtige Tod ist hier nicht ausgesperrt. Er tröpfelt trotzdem hinein", ging es ihm durch den Kopf. 'Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten."

Der Bucalo hatte viele Fragen. So war von einer Anführerin der Untoten die Rede. Wer sollte das sein? War damit die Göttin gemeint, von der der Mann im Kellergewölbe gesprochen hatte? Und wie hatte sich das Verhalten der Untoten vor den Toren in den letzten Stunden verändert? Wenn die Geschichten über den Patienten stimmten - dass ein rachsüchtiger Geist von ihm Besitz ergriffen hatte - dann war das wahrscheinlich derzeit die größte Bedrohung innerhalb der Mauern. Darum sollten sie sich zuallerst kümmern. Der Krieger spürte die Schwertscheide an seiner Seite - 'Das wäre dann etwas, wozu ich beitragen könnte"

Doch vorher gab es noch etwas anderes zu tun. Etwas, was er schon zu lange aufgeschoben hatte. Er trat an Will heran. "Will - wenn diese Besprechung vorbei ist - oder wir hier nicht mehr gebraucht werden - will ich einen Rundgang und mich mit dem Senatorium vertraut machen. Vielleicht kommst du mit? Ich will auch was mit dir besprechen."

William Marlowe

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« Antwort #640 am: 22.07.2015, 00:40:31 »
Tatsächlich hatte Will die ganze Zeit etwas geplagt, von dem Moment an, da Omrah mit Hilfe seiner Konstruktion allein in dem Tunnel verschwand bis hin zu dem Augenblick, da Arjen ihn selbst um einen Rundgang durch das Sanatorium bat.

"Ja, können wir schon machen", sagte Will abwesend. "Wart' nur kurz."

Er sah sich um und kam sich vor wie im Theater. Sollte heißen: unwirklich. Die Hektik um ihn herum, das Gerede und Gewurschtel, es ging total an ihm vorbei. Deshalb passte die Redensweise eigentlich nicht auf ihn: im Theater kam er sich ja normalerweise wirklicher vor als im "richtigen" Leben. Überhaupt jetzt, seit die Toten beschlossen hatten, dass es ihnen in ihren Gräbern zu langweilig war. Und trotzdem dachte er: was für ein Theater hier!

Schnüffler, auf den ersten Blick war er ja ein anständiger Kerl gewesen (na ja, auf den zweiten), aber jetzt hatte er es furchtbar wichtig mit seiner dämlichen Leiche und schleppt sie hierhin und dorthin und zuletzt wohl irgendwo in einen Hof, um sie zu begraben—statt dass er die Lebenden tröstet! Und Esulilde stand zitternd am Fenster und murmelte vor sich hin und war ganz eindeutig mit sich selbst beschäftigt. Arjen—und das verstand er am wenigsten—bat ihn um einen Rundgang durch das Gebäude. Und Gelirion? Der war wohl so sehr in seinem eigenen Schmerz gefangen, dass er—obwohl der Junge doch versucht hatte, ihn damit zu trösten, den erwachsenen Mann!—überhaupt nicht richtig gehört zu haben schien, was Omrah da vorhin gesagt, nein, offenbart hatte. Oder waren sie alle schon derart abgestumpft, dass sie keines Mitleids mehr fähig waren oder tröstende Worte übrig hatten für ein Kind? Für einen Jungen, der ihnen anvertraute, auf welch grässliche Weise er seine Eltern verloren hatte?

Will trat zu Omrah, ging vor ihm in die Knie und drückte ihm Ysari wieder in den Arm.

"Tut mir leid, die Sache mit, ähm, mit dem Licht vorhin..." begann er stotternd. "Ich Depp hab gar nicht mehr drangedacht. Erst stand ich plötzlich ganz allein im Kampf, dann die Sache mit der Schwester, dann schleppt jemand auch noch die Leiche rum... und Ysari ist auch ganz zappelig geworden, bestimmt der Geruch! Und, also, ich hab's einfach verpennt. Das nächste Mal einfach nachfragen, ja? Es hält halt nicht lang, aber ich kann's beliebig oft auffrischen."

Er holte tief Luft, bevor er mit dem fortfuhr, was er eigentlich hatte sagen wollen. "Das mit deinen Eltern, das tut mir natürlich noch viel mehr leid. Als Erwachsener hätte man gern die Antworten oder wenigstens Trost parat, aber du siehst ja, dass ersteres zurzeit keiner von uns hat und auch zweiteres der eigenen klammen Seele nur schwer abzuringen ist. Nur so viel kann ich dir sagen, Omrah: wie du habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, dass die Seelen der Toten womöglich noch in ihren verwesenden Körpern stecken, dass sie hier gefangen sind. Arjen glaubt es nicht und auch der fromme Mensch, den wir als erstes heute getroffen haben, hat mir zu verstehen gegeben, dass er die Idee für ganz und gar schwachsinnig hält. Ich behaupte: wissen kann es keiner! Vielleicht ist es so, vielleicht nicht. Aber eines weiß ich gewiss: die Götter sind noch da. Wenn ich zauber—es gibt da nämlich einen Zauber, da ruf ich zwei Götter für an und ich spüre, dass sie antworten, dass sie meine Seele berühren—also, die Götter sind noch da und sie antworten noch und sie berühren meine Seele, wenn ich um Hilfe bitte. Und weißt du was: sie werden sich die Seelen der Menschen nicht so leicht nehmen lassen. Egal, wer hinter der ganzen Scheiße hier steckt, egal, dass der ja offensichtlich so mächtig sein muss, dass er die Götter herausfordern kann: sie werden um unsere Seelen kämpfen."

Damit erhob er sich wieder und wartete, ob Omrah etwas erwidern oder lieber allein sein wollte. Wenn letzteres, sprach nichts gegen den Rundgang, um den Arjen ihn gebeten hatte. Will kannte sich hier grob aus, und das Gespräch mit Heiler Khoon, das vielleicht notwendig wäre, konnte auch noch ein Weilchen warten.
« Letzte Änderung: 22.07.2015, 07:17:54 von William Marlowe »
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #641 am: 22.07.2015, 13:56:04 »
Mit jeweils kurz geschlossenen Augen und tiefen Atemzügen nahm Gelirion die schweren Nachrichten auf. Genau deswegen hatten er und Schnüffler sich ein Versprechen gegeben aber er verstand auch, dass der Schritt, sich einzugestehen, dass der Tot naht schwer ist. Wirklich mitfühlend blickte er eine Weile zu Semerok. Mit ihm teilte er den selben Schmerz. Ein Familienmitglied nicht nur an die Untoten verloren zu haben, sondern auch noch gegen es gekämpft zu haben. Wobei er nicht Inas untoten Körper verletzen konnte. Im Vergleich dazu ist Omrahs Schmerz ein ganz anderer. Er erklärte seinen Fanatismus jeden Toten erlösen zu wollen, aber im Moment war Gelirion nicht in der Lage den Schein des Trostes jemanden anzubieten. Hierfür war er in seinen Schmerz zu sehr gefangen.

Jedoch konnte er eines tun. Hier fruchtete tatsächlich die Aktion von Schnüffler. Gelirion wollte erst ablehnen, zur vierten Stunde in den Hof zu gehen, aber er hatte genickt. Nachdem sich nun alle verteilten, wendete sich Gelirion an Semerok. Er ging zu dem jungen Mann und legte schweigend seine Hand auf dessen Schulter. Mit gesenkten Blick stand er eine Weile so da. Dann sagte er nicht all zu laut. „Ich fühle mit dir. Dein Bruder und die Anderen sind schon beerdigt oder? Doch bitte komm zur vierten Stunde mit in den Hof. Mei … Meine Schwester ist, wir haben sie gefunden. Ich will ihr die letzte Ehre erweisen und kann sie nicht ohne richtiges Gebet gehen lassen. Darf ich es auch für deinen Bruder und alle anderen sprechen? Wenn du möchtest, kannst du mich danach auch in die Schmiede begleiten. Dort können wir dann uns von unseren Geschwistern erzählen. Damit wir sie so in Erinnerung behalten wie sie waren.“ Er wusste nicht ob Semerok dies wollte oder nicht, aber er selbst fühlte, dass er so etwas brauchte um wieder klarer zu denken.
Nach diesen Worten verließ er den jungen Mann und wendete sich an Omrah. Er konnte nicht greifen, was er für die Situation des jungen fühlte, doch ohne zu wissen was William mit ihm geredet hatte, wollte er dem Burschen das selbe Angebot machen wie Semerok.

Als er es Omrah unterbreitet hatte, war nur noch eines zu tun. Er wendete sich an Areo, welcher noch immer das Kleinkind im Arm hielt. Unbeholfen bat er den Druiden sich um das Elfenkind zu kümmern. Er selbst brachte jetzt etwas Abstand und in den Händen des Druiden war das Kind am besten aufgehoben. Zusammen mit Iana könnten sie sich um den Kleinen kümmern.
Da nun auch dies erledigt war, machte sich Gelirion auf um durch die Gänge der Anlage zu streifen. Ungewollt blieb er erst stehen, als er ein Fester zum Hof gefunden hatte. Von dort aus beobachtete er unter Tränen, was Schnüffler im Hof machte. Immer wieder kamen dem Paladin die Bilder von seiner Schwester in den Kopf. Er fragte sich, wie es seinen anderen Geschwistern ging. Über die Unwürdigkeit eines Erdgrabes, regte er sich kaum auf. Schnüffler wusste offensichtlich nichts von den Gebräuchen außerhalb seiner Heimat und das war ihn Gelirion nicht vor. Doch er ging nicht sofort hinunter, als der Halbork fertig war. Er betrachtet viel mehr die Szene, zögerte noch immer.

Schweigend ging Gelirion auf Schnüffler zu. Er hatte sich überwunden hinunter zu gehen. Hatte sich aber der unnötigen Sachen wie Rüstung und Schild noch entledigt. In den Händen hielt er einen halbvollen Kelch von Wein. Selbst hatte er keinen Schluck getrunken. Kurz fragte er sich ob Omrah und Semerok kommen würden. Ob sie sein Angebot war nahmen. Dann stand er auch schon vor dem Halbork und der kleinen Rotznase.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #642 am: 23.07.2015, 06:38:06 »
Ryffa hatte Omrah natürlich begrüßt, war aber bei all den schlechten Nachrichten und den für sie noch fremden Neuankömmlingen recht zurückhaltend. Zudem nahm sie sich Zeit, um das Baby zu betrachten - sie schien sich entweder mit Säuglingen auszukennen oder hatte zumindest ein gutes Gefühl dafür. Erst als Omrah zuerst mit Will und dann mit Gelirion sprach, stand sie etwas abseits, und wartete unruhig, dass Omrah endlich allein sein würde.

Rotznase hatte Schnüffler in den Hof begleitet und tat genau, was er anwies. Auf seine Frage hin schüttelte sie den Kopf. "Ich habe noch nie verstanden, wofür eine Beerdigung gut ist. Ich glaube, das hat was damit zu tun, dass die Seelen zu den Göttern finden, oder? Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Götter zulassen, dass eine Seele verloren geht, nur weil derjenige nicht beerdigt wird."

Areo signalisierte Gelirion, dass er sich bis auf Weiteres um das Kind kümmern würde. Auch Ain schien bereits ein großes Interesse daran zu haben, den kleinen Spross zu behüten und zu beschützen, und beäugte Gelirion genau, als dieser sich dem Kind näherte.

Iana hatte sich während all der Besprechungen zurückgehalten, und anschließend in den Schlafraum zurückgezogen. Dort fand Esulilde sie, wie sie ihrem Sohn dabei zusah, wie dieser mit selbst gebastelten kleinen Figürchen spielte. Die junge Mutter, die so viel verloren hatte, sah zu Esulilde auf und lächelte sie freudlos an. "Ich bin froh, dass ihr heil zurück seid."
Esulilde ging zu ihr, doch zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür erneut: Udeon kam herein. Er lächelte den beiden Frauen zu, und suchte sich einen Platz, um sich hinzusetzen: Ein alter Mann, der Schwierigkeiten hatte, die wenigen Meter von der Tür bis zum Sofa zu überwinden. Als er schließlich saß, sah er zuerst zu Esulilde, dann zu Iana. "Lasst euch von mir nicht stören. Ich brauche nur etwas Ruhe, freue mich aber auch über eure Gesellschaft."

Gelirions kurzes Gespräch mit Semerok schien dem jungen Mann zu helfen. Er nickte, und antwortete: "Ich komme gern." Nach einem Moment fügte er, leiser, hinzu: "Wir hatten Glück, dass sie uns noch so lange begleiten durften. Andere mussten noch früher Abschied nehmen. Nur... das macht es nicht weniger unerträglich." Er lächelte, ein trauriges, verlorenes Lächeln. "Er würde sich sehr über ein Ceriva-Gebet freuen. Wir waren beide nie besonders fromm, aber wenn er sich einer Religion gewidmet hätte, dann vermutlich Ceriva."
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Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #643 am: 23.07.2015, 07:37:00 »
Esulildes Miene blieb ebenfalls kühl, auch wenn sie sich innerlich freute, dass Iana nicht unter jenen war, die in der Abwesenheit der Gruppe ihr Leben verloren hatten. "Auch ich bin froh, dass Ihr und Timeroth wohlauf seid. Ich hatte Euch zudem aufgesucht, weil ich Euch einladen wollte, in den späteren Abendstunden gemeinsam mit mir zu Aguas zu beten und zu meditieren." Noch immer blieb Esulilde dieser harte, entschlossene Blick Ianas im Gedächtnis, als diese die Geweihte gebeten hatte, eine Gläubige Aguas' zu werden. "Eine Sache möchte ich Euch schon hier und jetzt mit auf den Weg geben: Wenn die Angst Euch erfüllt, kämpft sie nicht nieder. Im Gegenteil - Lasst Euch von der Angst durchfluten, denn für uns Ist die Angst eine wertvolle Quelle der Kraft."

Sie verneigte sich kurz vor Udeon, als dieser den Raum betrat. So haben sich alle Aguas-Anhänger hier versammelt: Die Gläubige, die Geweihte und der Lehrmeister
Sie nahm sich vor, ihn ebenfalls um eine Unterredung zu bitten, um ihm von den Dingen zu berichten, die sie gelernt hatte: Von Rhamedes Stabilisierung, in denen sie das erste Mal gespürt hatte, wie sehr sie die Angst gestärkt hatte, von den beiden Momenten, in denen sie Omrahs Angst gesehen hatte und von dem Brüllen des höllischen Bären - bei dem sie vermutete, dass es sich um den von Xaraleas gewählten Dämon handelte.
« Letzte Änderung: 24.07.2015, 07:42:24 von Esulilde Ziberadi »

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #644 am: 24.07.2015, 02:25:21 »
Endlich wieder Zuhause. Anfangs hatte Omrah nicht gedacht, dass Sanatorium jemals als solches zu bezeichnen aber hier war alles, was ihm auf dieser Welt geblieben war. Erst waren ihm seine Eltern und damit das Leben auf dem kleinen Hof in Gardaa genommen worden und dann waren all die anderen Straßenkinder der Nacht des Blutes zum Opfer gefallen. Nicht ganz. Ihm war noch Ryffa geblieben und dafür war er dankbar - wem auch immer dieser Dank gebührte.
Leider hatten nicht alle überlebt, während sie weg gewesen waren. Omrah dachte darüber nach, ob er jemandem hätte helfen können aber er war nicht sicher. Gegen die Seuche hätte er nichts tun können. Am meisten schmerzte ihn der Tod Rhamedes. Omrah hatte in dem alten Mann eine Art Vaterersatz gesehen und sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Er konnte sich noch genau an ihr erstes Treffen erinnern und wie er seinen letzten Rest Brot mit dem Mann geteilt hatte. Jetzt war er tot...

Die schlechten Nachrichten hörten dort nicht auf. Omrah wollte gar nicht zuhören aber tat es trotzdem. Während sich der Rest aufteilte und sich um verschiedenste Dinge kümmerte, blieb der Junge stehen und beschäftigte sich damit, dass ihn die Trauer nicht übermannte. Er konnte kaum verhindern, dass die Tränen in Massen sein Gesicht herunterrannen.
Schließlich war es aber Will, der sich an ihn wandte. Omrah nahm Ysari wieder in die Hände und fing an das Tier zu streicheln, während er den Kopf gesenkt ließ und dem Schauspieler zuhörte. "Ist nicht schlimm." meinte Omrah, als Will sich wegen des Lichts entschuldigte. "Es hat mir sehr geholfen. Danke."
Der Junge hob seinen Blick wieder, als auch sein Gegenüber sich aufrichtete. Er sah ihn jetzt ernst an. Die Trauer war für den Moment gebannt, denn dieses Thema war wichtig für Omrah. Er hätte nicht gedacht, dass gerade Will seiner Meinung war. Wie schon in den Gängen unter dem Sanatorium zuvor, machte der Mann ihm Hoffnung und Mut. Omrah nickte.
"Es ist gut zu wissen, dass die Götter noch bei uns sind. Ich weiß nicht, wieso sie das alles zulassen aber eins ist mir klar: Wenn sie selbst nicht dafür sorgen, dass die Seelen ihren Frieden finden, dann müssen wir das tun."

Schließlich kam Gelirion auf ihn zu und Omrah verabschiedete sich für den Moment von Will. Er nickte dem Halbelfen zu. "Ja, danke. Ich habe nie gebetet aber Papa hat an Hektor geglaubt. Mama an Elendra. Vielleicht kannst du oder ich für sie beten, auch wenn sie nicht begraben sind..." Das Angebot überraschte den Jungen - Gelirion hatte beim Fluss nicht auf ihn reagiert - aber er war dankbar dafür. Sich richtig, mit anderen und einem Gebet, von seinen Eltern verabschieden zu können, würde ihm vielleicht helfen, damit besser umzugehen. Vielleicht würden dann die Albträume und Schatten verschwinden.

Dann war endlich der Zeitpunkt gekommen, auf den Omrah gewartet hatte. Die ganze Zeit auf der Mission hatte er gehofft, dass Ryffa nichts passieren würde und sich gefragt, ob er sie überhaupt wieder sehen würde und jetzt stand sie wieder vor ihm. Er ging auf sie zu und umarmte sie herzlichst. "Ich hab dich vermisst." sagte er nur und genoss den Moment einige Sekunden lang. "Wie geht es dir?" fragte er besorgt. Sie sah nicht krank oder verletzt aus aber die Frage war auch eher auf Hinblick der letzten Tode gestellt.
« Letzte Änderung: 24.07.2015, 06:13:35 von Omrah »

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