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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92571 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #30 am: 16.03.2014, 14:59:06 »
Schnüffler war schon wach gewesen, als der Wächter sie zu Frühstück rief. Sein Blick traf den von Rotznase. 'Essen klingt gut', sagte sie zu ihm. "Ja, Essen geht klar.", antwortete er ihr und stand auf.

Schnüffler hatte die Nacht auf dem harten Untergrund verbracht und verflucht gefroren, weil er dem Mädchen seine Decke gegeben hatte. Dennoch war er ganz guter Stimmung. Sie waren dem Wahnsinn enkommen und in Sicherheit. Für's erste jedenfalls. Nun galt es, die Situation zu nutzen und sich etwas Fett anzufressen, bis es weiter ging.

Dann jedoch trübte sich seine Laune ein, als er an den seltsamen Traum der letzten Nacht erinnerte. Schnüffler glaubte nicht an diesen ganzen religiösen Quatsch, dass Merao zu den Sterblichen in ihren Träumen sprach. Er dachte, dass er einfach nur verdammt überreizt war. Seltsam aber, dass er dann aber nicht von Zombies oder brennenden Gebäuden träumte, sondern von der kleinen Rotznase. Und was sollte diese seltsame Stimme, die ihm vorwarf, dass er unrechtmässig das Mädchen zu sich genommen hatte. "Was für ein Unsinn! Ich habe mich nicht darum gerissen, diesen Klotz am Bein zu haben. Nicht ich habe sie mitgenommen, sondern sie hat mich ausgesucht!", rechtfertigte er sich in Gedanken. Was für ein Unsinn! Oder auch nicht, denn eines wollte er sich nicht ganz eingestehen: dass er das Mädchen nun auch nicht mehr hergeben würde.

Sein Gedanke verlagerte sich. Der Traum war in einer ganz anderen Hinsicht recht zutreffend gewesen. "Das Mädchen kommt mit etwas nicht ganz klar - und es hat mit seiner Mutter zu tun. Ich habe diesen verstörten Blick aus dem Traum schon einmal gesehen. Es war kurz vor dem brennenden Gebäude. Aber was soll's? Sie wird damit fertig werden. Ich habe meine Vergangenheit auch hinter mir gelassen. Sie wird es auch. Niederlagen sind Lektionen. Man wächst daran oder geht zu Grunde. So ist das. Sie wird den Schmerz fressen müssen oder er wird sie fressen."

"Ach, da fällt mir 'was ein. Such uns schon einmal einen Platz, kleine Rotznase.", sagte er und kehrte wieder zu den Räumen zurück. Er suchte Semerok und sprach ihn auf seine Wunde an. "Hör mal, such Dir mal jemanden, der da'n Blick d'rauf wirft. Wenn man das unbehandelt lässt, dann kannst Du Dir 'nen hässlichen Wundbrand fangen. Ich sage Dir, erst blubbert die Haut und dann fault Dir der Arm ab. Ich hab' das schon einmal gesehen. Besser also, Du lässt das jemanden ansehen. Klar?", schärfte er dem jungen Mann ein.

Dann ging er zu dem Speiseraum und suchte die Rotznase, um sich zu ihr zu setzen.
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #31 am: 17.03.2014, 02:38:22 »
"Ich komme dich holen, nachher, wenn es Zeit ist. Ich komme dich holen..." Omrah wachte mit einem Schrei auf und hielt sich die Hand vor den Mund, um Ryffa nicht zu wecken. Seine Gedanken drehten sich und er sah sich gehetzt im Raum um. Genauestens betrachtete er die Ecken und auch das schlafende Mädchen. Die Schatten und die Dunkelheit im Raum mussten ihm einen Streich spielen. Alles schien sich zu bewegen und er meinte das Gesicht seiner Mutter zu sehen. Zerfallen und blutig. Überall waren Knochen und Zähne zwischen der zerrissenen und fauligen Haut zu sehen. Zitternd und trotzdem möglichst leise, kramte der Junge in seinem Rucksack und zündete eine seiner vielen Kerzen an. Als das Licht die Dunkelheit vertrieb, blieben nur noch wenige Schatten übrig und mit jeder Minute die Omrah so da lag, schöpfte er neue Kraft und Hoffnung - wie eine Pflanze, die das Sonnenlicht anzapfte.

Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf und wurde am nächsten Morgen von Timbar geweckt. Die Kerze war während seines Schlafes heruntergebrannt und von ihr war kaum etwas übrig geblieben. "Essen hört sich gut an. Steh auf Ryffa!" sagte er und warf einige Kissen auf seine Freundin, damit diese endlich aufstand. Schließlich wandte er sich zum gehen und verließ den Raum. Sein erster Weg führte ihn aber nicht direkt zur Eingangshalle - obwohl er Hunger hatte - sondern erst zwei Räume weiter, zu den anderen Überlebenden. Vorsichtig lugte er in den Raum hinein und sah sich die Neuankömmlinge an. Erst dann führte ihn sein Weg in die Eingangshalle und zur Tafel. Ungeduldig wartete er darauf, das die anderen Überlebenden in den Raum kamen und sich vielleicht vorstellten. Dabei hielt er Ryffa einen Platz frei.

Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #32 am: 17.03.2014, 19:47:46 »
Rhamedes blieb erst einmal liegen. Er blendete die Gedanken, den Traum aus. Es fiel ihm trotz der eindringlichen Bilder nicht schwer. Seine Hüfte erinnerte ihn daran, wo seine Priorität zu liegen hatten. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Lichtbögen aus Schmerz und Furcht flimmerten vor seinen Augen. Die Last der Verantwortung über das eigene Leben türmte sich bedrohlich, einer Sturmwolke gleich über ihm auf. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Inas und Cederons Ableben waren Warnschüsse mit der Armbrust der Tragödie. Der menschlichen Tragödie und der persönlichen Tragödie und Rhamedes Leben drohte nach all der Zeit genau zu einer solchen Tragödie zu werden. Er musste sich von seinen Eltern verabschieden. Aber wie sollte er es den anderen sagen? Wie würden sie darauf reagieren, dass er zu einem Friedhof wollte, während alle anderen sich nicht einmal wirklich von ihren Verflossenen verabschieden konnten. Sie mussten sie sterben sehen und der alte Mann wollte sich von jemanden verabschieden, der schon längst oder hoffentlich noch unter der Erde lag. "Du kannst nicht darauf hoffen, alter Mann, dass sie deinen Befindlichkeiten dienlich sind.", sagte seine innere Stimme, jedoch mit einen Rhamedes verwundernden, äußerst empathischen Ton.
Sie hatte recht. Es gab keinen Grund für seine Befindlichkeiten. War es besser alleine zu gehen? War es besser darauf zu hoffen, dass sie zufällig an einen Friedhof kamen? Er hatte doch nicht mehr viel Zeit.

Mühsam mühte sich der alte Mann auf und legte sein schmutzigen Thawb an, er wusch ihn das erste Mal in seinem Leben morgens nicht. Sein blutverkrusteter Fes setzte er auf den Kopf. Er versuchte die Tageszeit in Erfahrung zu bringen, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es sich lohnte, sich schnell zu entfernen oder ob er schon wieder durch Ströme von Zombies waten müsste, um dann doch nur vertilgt zu werden. Meraos Wege waren Rhamedes noch immer nicht ergründlich und sie würden es vielleicht auch nicht mehr werden. Er stützte sich auf seinen Gehstock und mühte sich auf. Stockend, mit melancholischem Blicke und unter Schmerzen mühte er sich zum Frühstück. Vielleicht würde es ihm nach etwas Obst wieder besser gehen. Vielleicht nicht. Er hatte an diesem Morgen wenig Hoffnung. Er fühlte sich wie eine zu mutige Ziege, die zwischen zwei keilende Steinböcke geraten war und nun einen Abhang herabtaumelte.
Rhamedes kniff die Augen zusammen und rieb sie mit der freien Hand, während er sich der Eingangshalle näherte. Erst so langsam ging ihm durch den Kopf, dass es neue Überlebende gab und dass sie keiner untersucht hatte. Doch es kam kein Ärger in ihm auf. Es hatte keinen Zweck und jede Gefühlsregung war unter Sorgen eines alten, sterbenden Mannes vergraben. Er würde es später machen. Bisher war keiner zu Schaden gekommen, es würde bis zum Frühstück warten können. Frühstück. Immerhin ein positiver Gedanke, der langsam seinen alten Geist zu belagern begann.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #33 am: 17.03.2014, 19:55:55 »
Blinzelnd versuchte Areo, seinen trüben, gar milchigen Blick zu klären. Der Raum, in welchem Ain und er sich niedergelassen hatten, wirkte äußerst surreal und für einen langen Moment war er sich nicht sicher, ob er nun erwacht war, oder sein Bewusstsein weiter durch die Irre der schwarzen Traumwelt hetzte. Kopfschmerzen ließen ihn lautlos stöhnen, während sich ein ihm ein Schemen näherte, welcher sich als Gelirion entpuppte.

 Tatsächlich. Er war zurück in der Realität.
 Aradan hatte ihn wieder.

Areo richtete sich auf seinem Schlafplatz auf und schaffte es unter Anstrengung, den Gesten seines neuen Freundes zu folgen. Scheinbar sollte er ihm folgen. Es schien, als würden sie sich gemeinschaftlich zum Essen treffen. Er stöhnte erneut, als er den Nacken streckte und in verschiedene Richtungen wand, um die Pein in seinen Halsmuskeln zu mildern. Ain war bereits aufgestanden und lief im Raum auf und ab, zwischen den anderen Personen, mit welchen sie sich das Zimmer geteilt hatten. Freudig wedelte er mit dem Schwanz und gesellte sich an Gelirions Seite, um ihn ebenfalls zu beobachten und anerkennend mit der feuchten Nase gegen den Oberschenkel zu stupsen. Sie alle hatten es geschafft, den lange ersehnten Schlaf nachzuholen und somit Kraft für die nächsten Schritte zu schöpfen. Selbst Ain schien sich zufrieden damit zu geben und hatte ihre neuen Bekanntschaften als offizielle Mitglieder ihres Rudels anerkannt. Die Autorität, welche der mutige Halbelfenkrieger ausstrahlte schien ihm zu imponieren. Ain war ebenfalls dort oben gewesen, als Ina fiel. Er hatte beobachtet, wie selbst der Stärkste von ihnen gebrochen zu Boden gesunken war.
Und doch sah er zu Gelirion auf und erwies ihm die Ehre, an seiner Seite zu sein.

Es würde nichts ändern. Er war ihr Anführer und sie würden ihm folgen. Die Stadt hatte sie alle in die Knie gezwungen. Egal wie groß ihre Kraft war, am Ende fiel selbst der Mächtigste. Doch Aradan irrte sich, wenn es glaubte, sie dadurch brechen zu können.

Denn egal wie tief der Fall war... Wie sehr man der eigenen Schwäche erlag....

Es war völlig gleichgültig. Denn allein das Aufstehen zählte.

Die letzten Überlebenden Aradans hatten es trotz aller Widrigkeiten in den partitiellen Schutz des Sanatoriums geschafft und egal wie viel sie verloren hatten... Sie lebten weiter.
Gemeinsam konnten sie daraus wachsen und der Dunkelheit trotzen.

Und nur darauf kam es an.


Behutsam streichelte der Druide den weichen, leicht pelzigen Kopf Ains. Er nickte Gelirion anerkennend zu und konzentrierte sich, weiter seinen Blick zu schärfen, während er sich mit Hilfe seines Stabes aufrichtete.

'Du.'

Die Erinnerung an den grausamen Traum hallten erneut durch seine Gedanken. Jemand hatte durch die Welt des Unterbewusstseins Kontakt zu ihm aufgenommen und versuchte, seinen Glauben zu erschüttern. Es würde so leicht sein. Er müsse sich nur davonschleichen, zurück auf die Zinnen. Von dort wäre es nur ein weiterer Schritt hinab, zurück in die wärmenden, schützenden Krallen der schillernden Stadt. All seine Fragen würden beantwortet sein und das Leid hätte ein Ende.

Jemand wusste das und nutzte es, um den stählernen Willen Areos zu brechen. Doch er war ein Druide des Westens und die Nacht hatte ihm sein wahres Schicksal offenbart. Sein Leben lang war er auf der Suche gewesen. Nach Zugehörigkeit, Anerkennung und einem Platz in dieser Welt. Sein ganzes Sein basierte darauf, die Vergangenheit zu ergründen und dadurch den Sinn seiner Existenz zu erfahren.
Er hatte erkannt, welchen Weg der Gehörnte für ihn gewählt hatte und egal wie sehr das Böse sich noch anstrengen würde...

Die Nacht hatte ihn zu einem Symbol werden lassen. Er war überzeugt davon, dass sie alle gemeinsam auserwählt wurden, um für das Leben in dieser Welt zu kämpfen. Er hatte geschworen, alles in seiner Macht stehende dafür zu geben. Selbst wenn er fallen würde, er würde es der Dunkelheit nicht so leicht machen.

Areo wollte den anderen von seiner Erfahrung erzählen. Sie mussten weitermachen. Es gab Fragen zu klären, Probleme zu beseitigen.
Er würde Gelirion helfen, die Gemeinschaft beisammen zu halten und ihren Glauben an das Leben zu stärken.
Sie würden all ihre Kräfte brauchen, denn er fürchtete, dass die zurückliegenden Stunden erst der Anfang von etwas viel Schlimmeren waren. Es würden weitere Kämpfe folgen. In Aradan war eine Schlacht ausgebrochen, welche den Krieg zwischen den Mächten des Lichts und den Herren der Dunkelheit entscheiden würde.
Und sie waren auserkoren, in vorderster Reihe zu stehen, wenn diese Entscheidung fallen würde.

So folgte er, Seite an Seite mit dem Hund Ain, seinem neuen Freund.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #34 am: 30.03.2014, 11:11:51 »
Es musste bereits weit nach Mittag sein, als die Überlebenden der letzten Nacht sich aufmachten, um bei einem gemeinsamen Essen neue Kraft zu schöpfen. Manch einer hatte sich zuerst frisch gemacht, einige hatten das bereits am Abend zu vor getan, und einige waren noch ebenso blutverkrustet, wie sie in der Nacht zuvor eingeschlafen waren.

Als Schnüffler Semerok seinen Rat gab, wurde dieser bleich und nickte heftig. Die plastische Beschreibung hatte offenbar ausgereicht, um sicherzustellen, dass der junge Mann die Wunden ernst nehmen würde.

Nach und nach sammelten sich alle in der Eingangshalle. Die großen Türen waren offen, die strahlende Sonne erfüllte den Raum mit Licht und Wärme. Eine große Tafel – eigentlich waren es eine ganze Reihe Tische, die jemand aneinander gereiht hatte – stand mitten im Raum, große, schmuckvolle Holzstühle mit hohen, schmalen Rückenlehnen standen vor den Plätzen. An jedem Platz fand sich ein großer Suppenteller und Besteck sowie ein hölzerner Krug, auf dem Tisch standen mehrere große Suppenkessel, aus denen es dampfte. Brot, Obst und zwei Teller mit Fleisch vervollständigten das Mahl.

Timbar, der übermüdet, aber gleichzeitig unruhig wirkte, begrüßte jeden Einzelnen, und bat ihn, Platz zu nehmen. Rhamedes und den Lichtpriester nahm er kurz zur Seite, als sie fast gleichzeitig hereinkamen. „Die Neuankömmlinge... ich weiß, sie hätten untersucht werden müssen. Aber ihr wart zu erschöpft und sie waren es auch. Ich habe die ganze Nacht vor der Tür Wache gehalten, falls etwas passiert. Bis jetzt sieht alles gut aus. Ich habe versucht, die neue Gruppe am Tisch einigermaßen beisammen zu halten. Ich habe meine Waffe griffbereit. Aber lasst uns das Beste hoffen, und gebt ihnen die Gelegenheit, das Essen zu genießen. Danach sprechen wir über die Untersuchungen, in Ordnung?“

Rotznase hatte sich fast in die Mitte der großen Tafel gesetzt, und neben sich einen Platz für Schnüffler frei gehalten. Noch einen Platz weiter saß ein Halbelf, der sich Schnüffler als Gelirion vorstellte, und darauf hinwies, dass der Mann neben ihm, Areo, taubstumm war, und sie sich nur schriftlich mit ihm unterhalten konnten.

Es war eine bunte Runde: Kinder, Erwachsene und Alte, Priester, Krieger und ganz normale Leute. Zuletzt betraten zwei Männer den Raum: Khoon, der Heiler des Sanatoriums, der einen alten Mann in schwarzer Robe herein geleitete. Der Alte hatte eine Binde um die Augen, und auf die fragenden Blicke des Einen oder Anderen erklärte Khoon: „Der Rauch letzte Nacht hat bei ihm zu einer leichten Entzündung geführt. Er muss die Augenbinde nur einen halben Tag tragen, dann wird das schon wieder.“

Radjesha, die sich neben Areo gesetzt hatte, legte einige Seiten Pergament neben sich auf den Tisch, ebenso wie eine Feder und ein kleines Tintenfass. Sie schrieb für den Halbelf auf: Ich werde euch und jedem, der es möchte, die Zeichensprache beibringen. So werdet ihr leichter mit allen sprechen können. Wir fangen gleich an. Ich versuche, euch so viel wie möglich von den Gesprächen hier aufzuschreiben, und erkläre euch zu jedem Satz, wie ihr ihn in Zeichensprache umsetzt. Einverstanden?

Als alle saßen, sah sich Khoon in der Runde um. „Ich heiße euch alle noch einmal willkommen. Mein Name ist Khoon, ich bin Heiler hier im Sanatorium. Aber vor allen weiteren Förmlichkeiten: Ich bin sicher, ihr habt alle Hunger. Lasst es euch schmecken.“
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #35 am: 31.03.2014, 10:07:56 »
Am Tisch sitzend blickte Gelirion auf den Suppenteller. Er blickte nur kurz zu Khoon auf, als dieser sprach und dann sank schon wieder sein Blick. Er hatte Hunger, die Kämpfe und die Ereignisse in der letzten Nacht hatten an ihm gezehrt aber irgendwie war ihm der Hunger vergangen. Als die anderen begannen zu essen, blickte er weiter auf die Suppe. Ihm war nicht wohl. Nicht weil sich in seiner Nase der Geruch von Essen mit dem von Schweiz seines halbblütigen Nachbarns vermischte, sondern weil an seine Schwester und die anderen dachte. So in Gedanken ballte er immer wieder die linke Hand. Er fühlte die Machtlosigkeit und den Wut in sich brodeln.

Kurz bevor er einfach aufgestanden wäre, schüttelte er den Kopf. Er musste sich zusammen reißen, wenn er den finden wollte, der diesen Schrecken über die Stadt gebracht hatte.  Also begann er langsam zu essen. Sein Hunger war aber nicht sehr groß, außer etwas Brot für die Suppe verschmähte er den Rest. Er suchte nicht einmal Gespräche, die ja an Essenstischen üblich waren. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, dass Radjesha etwas Areo zeigte. Es war gut, wenn noch jemand anderes sich um den stummen Halbelf kümmerte. Er verspürte aber nicht das Verlangen jetzt zu fragen was sie machten. So lies er es. Statt dessen überlegte er sich, was zutun war. Sie mussten überleben, solange bis die Stadt gesäubert war. Denn so lange waren sie in diesen Mauern wie die Insassen der Zellen gefangen.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #36 am: 31.03.2014, 22:34:10 »
Areo nickte der schönen Frau mit den langen Locken zu, nachdem er ihre Worte auf dem Zettel gelesen hatte. Ihre Freundlichkeit fühlte sich im ersten Moment gar befremdlich an. Denn er hatte beinahe, hervorgerufen durch die Schrecken vergangener Stunden, das Gefühl von Zuversicht und Freude verloren. Ruhig nahm er die Feder von ihrer sanften Hand und fügte ihrem Geschriebenen ein einzelnes Wort hinzu.

'Danke.'

Er war Radjesha so dankbar. Auch Gelirion, ihrem Begleiter, war er so unendlich dankbar dafür, dass er ihm das Leben gerettet hatte. Ihnen allen, dass sie ihn trotz seiner Behinderung in ihre Reihen aufgenommen hatten und er dadurch dem grausamen Schicksal, dort draußen in den Fängen Aradans, entfliehen konnte. Als er in die schönen Augen der Frau blickte, begann er zu lächeln. Solange diese Gemeinschaft existierte, da war er sich sicher...

Gab es immer noch Hoffnung.

Als Areo bemerkte, dass er vorgestellt wurde, sah er zum ersten Mal bewusst das Antlitz des Fremden ihm gegenüber. Freundlich nickte er dem Halbork zu, doch bevor er näher auf ihn eingehen konnte, betraten auch schon weitere Überlebende den Raum. So wanderte sein Blick zurück zu Radjesha, um ihren Anweisungen konzentriert folgen zu können.

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #37 am: 01.04.2014, 11:01:30 »
Schnüffler betrat den Saal und suchten ihn nach der Rotznase ab. Sofort schlug ihm der Geruch von gutem Essen entgegen. Schnüffler identifizierte Gemüse und gebratenes Fleisch und Brot. Es überwältigte ihn fast, mal etwas Gutes zu riechen, nachdem er die ganze Nacht nur den beißenden Geruch von Rauch und süßliche Verwesung in der Nase gehabt hatte. Schnüffler konnte der Versuchung nicht widerstehen und schloss die Augen, um den Essensgeruch noch einen Moment intensiv zu genießen. Nun konnte er auch verschiedene Noten von Kräutern und Nelke ausmachen.

Schnüffler merkte erst jetzt, wie verflucht hungrig er war. Er entdeckte das Mädchen und setzte sich zu ihr. Vor ihm türmten sich die guten Dinge auf. Doch Schnüffler konnte sich beherrschen und wartete darauf, dass irgendjemand eine Art Ansprache oder was-auch-immer hielt.

Gleich darauf wurde er von dem Halbelf neben ihm angesprochen, der sich als Gelirion vorstellte. Schnüffler hatte nichts gegen Halbelfen. Früher hatte er sie für verweichlichte Schwächlinge gehalten. In den Schatten hatte er aber gelernt, dass oft nicht nur ihr Auge scharf und nicht nur ihre Ohren spitz waren. Das hatte ihm irgendwie Respekt für die Rasse abgenötigt.

"Man ruft mich Schnüffler. Ich komme aus dem Westviertel und bin letzte Nacht mit der Gruppe hierher gekommen. Unterwegs habe ich dieses Menschenmädchen aufgesammelt.", erklärte er. Dann, so als wäre es ihm peinlich, fügte er hinzu: "Keine Ahnung, wo seine Eltern sind. Konnte es ja nicht seinem Schicksal überlassen..."

In diesem Moment wurde das Gespräch von der Ansprache des Mannes unterbrochen, der sich als Khoon vorstellte. Schnüffler war dankbar für den richtigen Moment. "Großer Ork mit kleinem Mädchen, ja klar. Du siehst wie ein Idiot aus, Mann.", sagte er zu sich. Innerlich richtete er sich darauf ein, sich eine Viertelstunde von wohlfeilen Worten berieseln zu lassen, bis das Essen kalt sein würde. Doch erstaunlicherweise fasste sich der Mann kurz (und knüpfte auch keine Bedingungen an das Essen - jedenfalls noch nicht).

Als das Essen eröffnet war, fasste Schnüffler als allererstes nach dem Fleisch. Seine Hand verweilte auf halber Strecke in der Luft, dann schien sich Schnüffler entschlossen zu haben, doch eine Gabel zu benutzen. Er angelte sich das größte Stück Fleisch und beförderte es auf den Teller von Rotznase. Im nächsten Moment lag auch eine Scheibe Brot daneben. "Halte Dich nicht mit der Suppe auf, die macht nur den Bauch voll. Du brauchst viel Fleisch, dass Du mal was auf die Rippen bekommst. Wer weiß, wann Du das nächste mal so fein verköstigt wirst. Jetzt iss.", sagte er halblaut zu dem Mädchen.

Schnüffler sorgte auch dafür, dass sein eigener Teller gut mit Brot und Fleisch gefüllt war. Er biss von dem Fleisch ab (er verwendet Messer und Gabel) und kaute genüsslich. Zu dem Halbelfen neben sich sagte er: "Ich habe das Sanatorium noch nie von Innen gesehen. Ich muss sagen, hier lässt es sich schon leben. Wenn man jeden Tag so verköstigt wird. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo die Kirchenabgaben bleiben. Haha, aber wenn ich mir meinen Teller ansehe, dann scheint es mir aber fast, als wäre ich heute selbst ein Gott. Dass erst eine Katastrophe geschehen muss, dass der Pöbel mit am Tisch sitzen darf.". Den letzten Satz sagte er eher zu sich selbst.
« Letzte Änderung: 01.04.2014, 11:31:09 von Schnüffler »
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #38 am: 01.04.2014, 23:04:50 »
Ein leichter schauer durchfuhr Gelirion als er von Schnüffler angesprochen wurde. Er ließ den Löffel in der Schüssel ruhen, bevor er zum Halbork blickte. „Ein Gott eines Scherbenhaufens.“ begann er mit monotoner Stimme zu sagen „Ich weiß nicht was ihr letzte Nacht erlebt habt, aber für uns war es die finsterste Nacht aller Zeiten. Einige von uns haben viel verloren. Wir können von Glück reden das wir leben und sollten den Göttern danken. Dafür das wir jetzt noch hier sind und essen können.“ Der junge Paladin blickte vom Halbork zu den anderen seiner Gruppe. Dann wendete er den Blick zurück zu Schnüffler. „Aber genießt das Essen. Ihr hat die Kleine gerettet und euch war die Nacht wohl holder als uns.“ dann machte er sich daran seine Suppe weiter zu löffeln.

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #39 am: 02.04.2014, 00:28:54 »
Omrah, der noch nichts von dem Tod Inas mitbekommen hatte, stürzte sich auf seine Suppe, tunkte immer wieder Stücke Brot hinein und trank große Schlücke aus seinem Krug, als wäre es das erste und letzte Mahl, das er je gehabt hatte. So reichhaltig war ein Frühstück Zuhause - und seitdem er auf den Straßen von Aradan gelebt hatte - noch nie gewesen und schließlich konnte der Junge auch nicht wissen wie lange er noch in dieser Stadt überleben würde. Er machte sich keine Gedanken darum, zumindest nicht bewusst und genoss das Essen und den neuen Tag einfach. Das Licht und die Wärme der Sonne gaben dem ehemaligen Straßenjungen neue Hoffnung für diesen Tag. Vielleicht würde sich tatsächlich alles nach dieser schlimmen Nacht zum besseren wenden.

Neugierig betrachtete er die Neuankömmlinge genauer, die er schon vor einigen Minuten in ihren Räumen entdeckt hatte. Besonders aufmerksam musterte er den Halb-Ork und konnte sich ein fröhliches Kichern nicht verkneifen, als er seinen Namen hörte. Neugierig und unschuldig wie nur ein Kind sein konnte, ging Omrah direkt darauf ein. "Schnüffler? Ist das wirklich dein Name? Hört sich lustig an..."Dann warf er nochmals kichernd einen Blick auf das andere Mädchen am Tisch. Woher sie wohl kam? Zumindest hatte sie vorher wohl nicht auf der Straße bei den anderen Kindern gelebt, sonst hätte er sie wohl wieder erkannt. "Ich bin Omrah und wie heißt du?" war also die Frage des neugierigen Jungen.

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #40 am: 02.04.2014, 08:48:09 »
Als der Halbelf so düster von den Erlebnissen der vergangen Nacht redete, blitzte für einen Moment eine Art ärgerliche Verachtung im Gesicht des Halborks auf. Er stand auf und beugte sich zu Gelirion herunter: "Ich muss einen Moment mit Dir sprechen", sagte er und deutete an, dass er den Raum verlassen wollte.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #41 am: 02.04.2014, 17:31:15 »
Gelirion schlürfte den gerade gehobenen Löffel leer. Dann stand ohne wiederworte auf und folgte dem Halbork, welcher sich ziemlich zivilisiert zeigte. Er brauchte auch nicht lange darüber nachdenken, was der Halbork von ihm wollte. Jedenfalls vermutete er, beim zweimal nachdenken, dass Schnüffler eine Scharade spielte, dass er Fröhlich und locker tat um die anderen nicht herunter zu ziehen. Nun, da Gelirion so betrübt war, wollte er ihm wohl den Kopf waschen aber mal sehen was der Halbork wirklich wollte.

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #42 am: 02.04.2014, 23:24:45 »
Schnüffler ging wortlos voraus. Er führte Gelirion in den Waschraum und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Er hatte sich nicht so richtig überlegt, was das hier werden sollte. Dann aber, ohne Vorwarnung, stieß er dem Halbelfen mit der Faust gegen die Schulter. Es war kein Schlag, mehr ein leichter Schubs. "So, jetzt unterhalten wir uns mal.", sagte Schnüffler. Seine Stimme war herausfordernd, aber nicht herabwürdigend. Offensichtlich wollte er den Halbelfen nicht fertigmachen, sondern zurechtweisen. "Es war für uns alle eine harte Nacht. Der ganze Saal ist voll von Leuten, die nur knapp dem Tod entronnen ist. Aber ich habe niemanden gesehen, der so trostlos vor seiner Suppe sitzt, wie Du es tust. Du redest davon, dass Du den Göttern für Dein Leben dankst. Ich glaube aber eher, dass Du lieber tot wärst. Kannst Du mir verraten, warum sogar die kleine Rotznase besser zurecht kommt als Du? Was ist los mit Dir?", verlangte er zu wissen. Sein Blick blieb streng auf Gelirions Gesicht geheftet.
« Letzte Änderung: 02.04.2014, 23:29:14 von Schnüffler »
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Rotznase

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Geisterstadt
« Antwort #43 am: 03.04.2014, 00:01:41 »
Das Mädchen war zunächst erstaunt, als Schnüffler ihr das riesige Stück Fleisch auf den Teller befördert hatte. Ihr Blick hatte etwas ungläubiges, als wollte sie sagen "wie soll ich das den aufessen können?". Im nächsten Moment lag auch noch ein Kanten Brot daneben. Zögerlich griff sie zu Messer und Gabel und bearbeite den Brocken Fleisch. Als sie es halb zerteilt hatte, begann sie zu essen - mit einem riesigen Appetit, wie ihre dicken Backen verrieten. Als der Junge neben ihr zu kichern begann, blickte sie zu ihm hinüber. Sie musste erst auskauen, bevor sie antworten konnte. "Schnüffler klingt doch gut.", erklärte sie. "Ich bin..." begann sie, doch dann fiel ein größeres Stück Fleisch von ihrer Gabel und fiel unter den Tisch. Das kleine Mädchen begann nun auch zu kichern. "... die-mit-dem-Essen-um-sich-wirft.", vollendete sie den Satz und kicherte wieder. Dann wurde sie schlagartig wieder ernst und fragte beinahe ehrfurchtsvoll: "Hat Dein Haus auch gebrannt? Wie bist Du hierher gekommen?"
« Letzte Änderung: 03.04.2014, 00:13:24 von Rotznase »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #44 am: 03.04.2014, 18:03:13 »
Gelirions Ausdruck, der bis zum einfachen Schlag eher lethargischwar, wurde schlagartig ernster. Wie wohl jeder andere der im Kampf geschult war, legte er in dieser Situation seine linke Hand an den Knauf des Schwertes, welches an ihm wohl der wertvollste Besitz war. Dann, die Situation kurz bewertend löste er die Haltung, nicht aber ohne sich zu straffen und tief einzuatmen. Der Halbork, auch wenn er es sicher nicht ahnte hatte getroffen. Dies würdigte der Paladin. Er setzte an zum sprechen, wendete dann aber den Blick ab. Kurz überlegte er. Richtig Lust hatte er nicht aber früher oder später würde Schnüffler davon erfahren. Also begann er. „Meine Schwester. Sie ist eine derer die wir verloren haben.“ er blickte den Halbork wieder an, darauf konzentriert möglichst stark zu wirken. „Ihr versteht, dass ich dadurch nicht gut gelaunt bin. Nicht einmal gute Laune vortäuschen kann ich, man würde es mir wohl auch nicht glauben.“ Er legte die rechte Hand auf die Brust. „Ich werde für die Überlebenden kämpfen, das schwöre ich. Macht euch darum keine Sorge und bevor ich nicht das Herz deren in der Hand halte, die dafür verantwortlich sind, werde ich auch nicht den Tod suchen.“ Er schnaubte verächtlich aus bevor er weiter sprach. „Ich weiß nicht was euch antreibt aber ihr habt meinen Respekt. Da ihr der Anführer der zweiten Gruppe von überlebenden scheint, muss ich euch auch gleich etwas mitteilen.“ Er betrachtete Schnüffler von oben bis unten. „Diese Untotenplage ist eine Krankheit. Jeder von uns kann ihr anheim fallen. Jeder und zwar sobald er von einem der armen Geschöpfe gebissen wurde oder auch nur ihr Blut im Kampf versehentlich verschluckt.“ Die letzten Worte wirkten fast kraftlos. Es schien mehr mit ihnen auf sich zu haben. „Ich hoffe ein jeder von euch wurde schon untersucht. Denn die Seuche bricht verzögert aus. Es kann sein, dass man sogleich auf seine einstigen Kameraden losgeht oder es auch Stunden dauert bis man sich verwandelt.“ Gelirion blickte weiter den Halbork an und schien auf eine Reaktion von ihm zu warten.

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