Es musste bereits weit nach Mittag sein, als die Überlebenden der letzten Nacht sich aufmachten, um bei einem gemeinsamen Essen neue Kraft zu schöpfen. Manch einer hatte sich zuerst frisch gemacht, einige hatten das bereits am Abend zu vor getan, und einige waren noch ebenso blutverkrustet, wie sie in der Nacht zuvor eingeschlafen waren.
Als Schnüffler Semerok seinen Rat gab, wurde dieser bleich und nickte heftig. Die plastische Beschreibung hatte offenbar ausgereicht, um sicherzustellen, dass der junge Mann die Wunden ernst nehmen würde.
Nach und nach sammelten sich alle in der Eingangshalle. Die großen Türen waren offen, die strahlende Sonne erfüllte den Raum mit Licht und Wärme. Eine große Tafel – eigentlich waren es eine ganze Reihe Tische, die jemand aneinander gereiht hatte – stand mitten im Raum, große, schmuckvolle Holzstühle mit hohen, schmalen Rückenlehnen standen vor den Plätzen. An jedem Platz fand sich ein großer Suppenteller und Besteck sowie ein hölzerner Krug, auf dem Tisch standen mehrere große Suppenkessel, aus denen es dampfte. Brot, Obst und zwei Teller mit Fleisch vervollständigten das Mahl.
Timbar, der übermüdet, aber gleichzeitig unruhig wirkte, begrüßte jeden Einzelnen, und bat ihn, Platz zu nehmen. Rhamedes und den Lichtpriester nahm er kurz zur Seite, als sie fast gleichzeitig hereinkamen. „Die Neuankömmlinge... ich weiß, sie hätten untersucht werden müssen. Aber ihr wart zu erschöpft und sie waren es auch. Ich habe die ganze Nacht vor der Tür Wache gehalten, falls etwas passiert. Bis jetzt sieht alles gut aus. Ich habe versucht, die neue Gruppe am Tisch einigermaßen beisammen zu halten. Ich habe meine Waffe griffbereit. Aber lasst uns das Beste hoffen, und gebt ihnen die Gelegenheit, das Essen zu genießen. Danach sprechen wir über die Untersuchungen, in Ordnung?“
Rotznase hatte sich fast in die Mitte der großen Tafel gesetzt, und neben sich einen Platz für Schnüffler frei gehalten. Noch einen Platz weiter saß ein Halbelf, der sich Schnüffler als Gelirion vorstellte, und darauf hinwies, dass der Mann neben ihm, Areo, taubstumm war, und sie sich nur schriftlich mit ihm unterhalten konnten.
Es war eine bunte Runde: Kinder, Erwachsene und Alte, Priester, Krieger und ganz normale Leute. Zuletzt betraten zwei Männer den Raum: Khoon, der Heiler des Sanatoriums, der einen alten Mann in schwarzer Robe herein geleitete. Der Alte hatte eine Binde um die Augen, und auf die fragenden Blicke des Einen oder Anderen erklärte Khoon: „Der Rauch letzte Nacht hat bei ihm zu einer leichten Entzündung geführt. Er muss die Augenbinde nur einen halben Tag tragen, dann wird das schon wieder.“
Radjesha, die sich neben Areo gesetzt hatte, legte einige Seiten Pergament neben sich auf den Tisch, ebenso wie eine Feder und ein kleines Tintenfass. Sie schrieb für den Halbelf auf: Ich werde euch und jedem, der es möchte, die Zeichensprache beibringen. So werdet ihr leichter mit allen sprechen können. Wir fangen gleich an. Ich versuche, euch so viel wie möglich von den Gesprächen hier aufzuschreiben, und erkläre euch zu jedem Satz, wie ihr ihn in Zeichensprache umsetzt. Einverstanden?
Als alle saßen, sah sich Khoon in der Runde um. „Ich heiße euch alle noch einmal willkommen. Mein Name ist Khoon, ich bin Heiler hier im Sanatorium. Aber vor allen weiteren Förmlichkeiten: Ich bin sicher, ihr habt alle Hunger. Lasst es euch schmecken.“