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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 91320 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #285 am: 10.08.2014, 20:05:03 »
Rhamedes hatte sich eigentlich auf die Mission vorbereiten wollen. Er wusste noch, wie er Esulilde begegnet war. Und dann hatte sein Herz angefangen zu schlagen, wie wild. Ihm war schwarz vor Augen geworden. Doch das war nicht alles. Mit der Dunkelheit waren die Stimmen gekommen...

Klagelaute, Schreie, Wut, Angst und Schmerz.

Sie erfüllten seinen Geist, die ganze Zeit über. Erst nach einer scheinbaren Ewigkeit verblassten sie allmählich wieder. Die Kakophonie der Stimmen verblasste, das Licht kehrte zurück. Rhamedes schlug die Augen auf.

Er lag auf seinem Schlafplatz, ein kühlendes, nasses Tuch auf seiner Stirn. Elisias kniete neben ihm, sah ihn lächelnd an. "Willkommen zurück", begrüßte er ihn. "Wie geht es euch?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #286 am: 10.08.2014, 20:52:23 »
Rhamedes hustete etwas, als er wieder zur Besinnung kam. Er konnte sich nur schwer daran erinnern. Wo war er zusammengebrochen und warum war er zusammengebrochen? Verborgen in den auf ihn einschnellenden Gedanken lag die Lösung, die er nur langsam freidenken konnte, während er mit halb gebrochenen oder zumindest leeren Blick Elisias anschaute. So langsam erinnerte sich an den Mann. Das war ein Lichtpriester. Der gefallene Lichttempel. Das Gesicht fügte sich wieder ein in die Erinnerungen, über die er noch Herr war. Diese Bewusstlosigkeit. Er litt nicht das erste Mal darunter. Das spürte er. Instinktiv fasste er an seine lädierte Hüfte. Sie schmerzte wie wild. Wahrscheinlich war er zu allem Übel auch noch auf sie gestürzt.

Rhamedes fühlte mit der Zunge über das weiche, zahnlose Zahnfleisch und befühlte seine Gesicht mit seinen alten, knotigen Händen. Immerhin war er nicht direkt auf dem Gesicht gelandet. Am schlimmsten waren die Schmerzen an der schicksalshaften Stelle, die seinen Untergang herbeiführen würde. Er kommt diesem Untergang näher. Jetzt war die Erinnerung an das, was ihn plagte wieder da und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse aus Schmerz und Ekel. Er neigte damit sogar zu ein Sprache, die er normalerweise nicht nutzte.
"Beschissen. Es geht mir beschissen." Es war nicht, dass es ihm schlechter ging als sonst auch. Er wusste, welche Konsequenzen das haben musste. Sie würden jetzt noch mehr denken, dass er für alles zu schwach war. "Sie sind schon aufgebrochen?" Rhamedes setzte sich auf und ballte die Faust. Verdammt, er hatte wahrscheinlich ihren Aufbruch verpasst, sonst würde wahrscheinlich Gelirion oder Areo ihn pflegen. Der alte Mann rieb sich die Augen. Verdammt, wie sollte er nun das Grab seiner Eltern finden. Sie würden ihn nicht einfach so aus der Feste lassen. Der Makel der Altersschwäche lag auf ihm und für jeden sichtbar. Verdammt! Was war, wenn ihn jemand untersucht hatte? Hatte Elisias den Biss gesehen? War seine Scharade wegen einer gottverdammten Ohnmacht vorbei? Rhamedes fing an freundlich zu lächeln. Jetzt kam es darauf an, dass man seine Gedanken nicht seiner Mimik ansah. Rhamedes hatte Gewohnheit drin, aber die mögliche Entdeckung machte es ihm schwer[1].

"Verzeiht den Ärger eines alten Mannes. Ich ärgere mich über mich selbst. Es gibt so viele, die ein schwereres Los haben und doch mache ich euch allen Sorge, weil ich durch Anstrengung aus den alten Korklatschen kippe. Ich sollte mich vielleicht nicht selbst so fordern...Andererseits. Ach, Elisias. Ich wünschte, ich wäre ein junger Mann voller Kraft und Vitalität. Ich wäre eine so viel größere Hilfe. Ich danke euch, dass ihr euch trotzdem den Leiden eines Alten annehmt, wo doch die Jungem mehr Aufmerksamkeit brauchen."
"Wieso presst du dich jetzt selbst in die Opferrolle, alter Mann? Angst davor, dass sie es wissen? Ha. Was wollen sie tun? Dich jagen? Dich ausschließen? Was hast du zu verlieren, außer dein altes Leben, welches sowieso völlig aus den Fugen geraten ist. Ich will dir sagen, was der Grund ist: Du hast genauso wie deine Ahnen kein Rückgrat. Deswegen bin ich bei dir, wie bei deinen Ahnen. Du hast kein Rückgrat, Rhamedes. Du wirst sie alle mit in den Tod nehmen, durch dein egoistisches Siechen. Und nichts wird dafür sorgen, dass du dieses Rückgrat bekommst. Nichts. Denn du bist schon immer vor der Verantwortung weggelaufen und wirst es immer tun, alter Mann. Du bist die Feigheit. Du bist alt und schwach. Du lebst nur noch, weil ich es will."
Die Stimme ließ Rhamedes erschaudern. So aggressiv hatte sie noch nie mit ihm gesprochen. Hatte er noch nie mit sich gesprochen? Waren es seine Gedanken? Nein, es ist die Stimme, die er seitdem hörte. Er befühlte seine Hüfte. "Ganz schön kühl. Wie lange habe ich gelegen?", Rhamedes lenkte wieder ab. Die Stimme hatte recht, er würde weiter vor der Verantwortung fliehen, die sich hier ergab. Aber er würde die Geister der Vergangenheit versöhnen. Daran gab es keinen Zweifel...oder?
 1. Bluffen 17

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #287 am: 10.08.2014, 21:01:33 »
Elisias nickte verständnisvoll. Rhamedes erkannte die gelernten Methoden eines Heilers, das Beruhigen des Patienten - der Lichtpriester war gut in dem, was er machte. Nur dass es bei Rhamedes nicht viel half.

"Ja, sie sind aufgebrochen. Ihr wart etwas mehr als eine Stunde ohne Bewusstsein." Sein Blick fiel auf Rhamedes' Hüfte. "Soll ich mir das mal ansehen? Vielleicht ist etwas verstaucht. Ich gebe zu, dass ich noch keine Zeit für eine ganz genaue Untersuchung hatte, ich wurde unterbrochen, weil einer der Insassen... nun ja, wir mussten ihn beruhigen, sonst hätte er alle anderen mit aufgestachelt."

Bevor Rhamedes antworten konnte, fügte er noch an: "Ihr verdankt euer Leben übrigens Esulilde. Sie hat euch sofort stabilisiert, sonst hättet ihr vermutlich nicht überlebt."
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Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #288 am: 10.08.2014, 21:33:00 »
Rhamedes schüttelte freundlich und aufmunternd lächelnd den Kopf. "Nein, danke. Das wird vom Sturz ein bisschen blau sein und ob des Alters habe ich sowieso etwas Probleme mit der Hüfte. Selbst wenn es verstaucht sein sollte, was gut sein mag, hilft nicht viel mehr als ein paar schmerzlindernde Kräuter und etwas kühles Wasser auf der Stauchung, nicht wahr?" Rhamedes behielt ein freundliches Gesicht. Nur der geübte Beobachter hätte sehen können, dass der Muskel unter seinem rechten Auge aufgrund der Schmerzen etwas zuckte[1].

"Aber gestorben. das sagt ihr? Was hatte ich denn so Wildes, dass es mich fast aus dem Leben befördert hätte?", fragte Rhamedes auf einmal fast schon misstrauisch. So schlecht, dass er fast gestorben wäre, fühlte er sich dann doch nicht. Hatte die Stimme doch gelogen, wenn sie sagte, dass nur sie Rhamedes am Leben gehalten hätte. Rhamedes lauschte in sein Inneres, die Stimme schwieg jedoch stoisch. Als wäre sie jetzt unbeteiligt und nicht interessiert. Andererseits war es genau vielleicht Esulildes Magie, die ihn sich jetzt besser fühlen ließ, als es ihm eigentlich ging. Er würde sich beizeiten bedanken müssen, er hatte die Nächstenliebe der Aguaspriesterin unterschätzt. "Eine Stunde, meine Güte. In Anbetracht meines beinahen Ablebens fühle ich mich vergleichsweise blendend.", Rhamedes lächelte. "Wer ist denn jetzt noch hier?" Rhamedes blickte auf seine Beine und schaute sich um, ob sein Gehstock irgendwo lag. "Und was haben wir in der Zwischenzeit zu tun? Haben Gelirion oder Schnüffler noch irgendwelche Anweisungen hinterlassen?"

Der alte Mann rückte an den Rand der Liege und atmete tief durch. Langsam entspannte sich sein Gesicht, vor allem, weil er die Hüfte etwas entlasten konnte. "Ich weiß, eigentlich solltet und werdet ihr mir sagen, dass ich mich jetzt schonen sollte. Aber irgendwie kann ich nicht ruhen, nicht mit das, was uns umgibt. Was meint ihr? Ob irgendwas vom Essen schlecht war? Oder was sollte mich umgehauen haben? Bin doch sonst noch einigermaßen robust." Jetzt lachte Rhamedes, als könnte man so einen Zwischenfall einfach weglachen. Dann wurde er wieder ernster. "Ärger mit den Insassen? Kann ich da irgendwie helfen?"
Rhamedes plapperte, um von sich abzulenken. Es war besser, wenn Elisias an die Gesamtsituation dachte und nicht an die Hüfte des alten Mannes.
 1. Bluffen 16

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #289 am: 10.08.2014, 21:51:48 »
Elisias nickte. "Wenn es schlimmer wäre, könnte ich mit Magie helfen. Aber da wir im Moment immer mit Notfällen rechnen müssen, würde ich mir diese Kräfte lieber für eben solche Notfälle aufbewahren. Wenn es doch schlimmer wird, gebt mir bescheid."

Dann zeigte er auf Rhamedes' Brust. "Es war das Herz. Ich weiß nicht, ob es einfach die Aufregung der ganzen letzten Tage war, oder die bevorstehende Mission, vielleicht hatte es auch eine ganz andere Ursache. Aber selbst nach Esulildes Magie schlug euer Herz sehr schwach und unruhig. Zum Glück konnte Khoon mit passender Medizin aushelfen, um euch zu stärken."

Als Rhamedes dann nach weiteren Anweisungen fragte, schüttelte der junge Priester den Kopf. "Nein, aber Aufgaben haben wir trotzdem genug. Khoon und ich haben uns überlegt, dass wir den Graben zu einer Verteidigungswaffe machen könnten. Im Keller lagern Ölfässer. Wenn die Toten kommen... Feuer vertragen sie nicht." Dann sah er sich im Raum um, als würde er etwas suchen. "Außerdem ist die Gruppe von Schnüffler ja durch einen Geheimgang gekommen. Mentaru behauptet zwar, es gäbe keine weiteren. Aber wir sollten sichergehen. Wenn es noch irgendeinen unbemerkten Zugang gibt, und die Toten finden den Weg herein..."

Elisias beobachtete Rhamedes genau, als dieser sich aufrichtete. Er schien zufrieden mit Rhamedes' Zustand. "Ich denke, ihr könnt euch durchaus etwas bewegen. Übertreibt es nicht, vermeidet körperliche Anstrengung und Stress, soweit man das im Moment kann. Was die Insassen angeht... naja, soweit sie geistig dazu in der Lage sind, haben sie inzwischen auch begriffen, dass etwas nicht stimmt. Es kommt immer nur der gleiche Heiler und die gleiche Wache. Und diejenigen, die von ihren Zellen aus in die Stadt blicken können, rufen schon mal laut herum, was sie sehen. Sie werden unruhig, teilweise auch ängstlich. Der Junge, der, nun ja, ausgerastet ist... er ist kaum fünfzehn Jahre alt. Er hatte einen Panikanfall, rechnete damit, dass die Toten kommen, um uns alle zu fressen, und verlangte, freigelassen zu werden. Meinte, es wäre Mord, ihn in der Zelle zu lassen. Um ganz ehrlich zu sein, kann ich nicht einmal sicher sagen, dass sich seine Behauptung nicht bestätigt."

In dem Moment ertönte von draußen plötzlich ein Schrei. Es war die Stimme eines Mädchens, vermutlich Ryffa oder eine der beiden Schwestern. So wie es klang,  war sie in einem der nebenliegenden Räume im Gang, nur wenige Meter entfernt.

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Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #290 am: 10.08.2014, 22:26:51 »
Rhamedes wollte gerade etwas entgegnen und noch weiter nachharken, als er den Schrei über den Flur hört. Eigentlich hätte er noch nach hilfreichen Hinweisen fragen wollen, denn was brachte es ihm, wenn er sich schonen sollte, Elisias aber fast nur Aufgaben erwähnte, die keine Schonung zuließen und quasi nach Körperlichkeit geschrien haben. Oder andeuteten, dass Rhamedes nicht helfen konnte.

Auch über sein Herz nachzudenken, das fiel ihm in diesem Moment schwer. Zum Teufel mit der Herzschwäche und der Körperlichkeit. Rhamedes sah seinen Gehstock gegen die Wand gelehnt und mit zwei schnellen Schritten hatte er ihn bereits in der Hand. Beim Laufen würde er immerhin seine Hüfte etwas schonen können. Die Stabilität des Holzes glich zum Teil die Instabilität des Alters aus. Seine Ohren waren gespitzt, er versuchte weiter zu hören, ob es ein Schrei oder weitere Schreie waren. Nur eine Stimme, mehrere? Das Rütteln und Schieben von Tischen? Ein unheilvolles Schlurfen? Das Adrenalin stieg sofort an, Rhamedes vergaß für einen Moment die Schmerzen, wohl wissentlich, dass sie danach wieder ungebremst wiederkommen würden. Er versuchte den Schrei einzuordnen. Schreckensschrei? Schmerzenschrei? Todesschrei? Doch er hörte mehr das Rauschen seines eigenen Blutes in seinen Ohren[1].

So schnell ihn sein alter Gruppe trug, stürmte er zur Tür heraus. Was war jetzt wieder geschehen? Wieder ein Untoter? War ein Insasse ausgebrochen? Instinktiv fasste Rhamedes sich an die Brust. Würde sein Herz den Schrecken überstehen? Rhamedes rannte. "So viel zur Schonung..."
 1. Perception 8
« Letzte Änderung: 10.08.2014, 22:27:00 von Rhamedes »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #291 am: 10.08.2014, 22:37:10 »
Auch Elisias rannte sofort los, als er den Schrei hörte. Auf dem Flur erkannten sie Mia, die jüngere der beiden Schwestern, die vor einer offenen Tür stand, die Hände vors Gesicht geschlagen. Sie schüttelte den Kopf, wich Schritt um Schritt zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß. Elisias kam bei ihr an, blieb dann auch stehen. "Oh nein."

Schließlich erreichte auch Rhamedes die Tür.

Was hier geschehen war, hatte nichts mit den wandelnden Toten zu tun. An der gegenüberliegenden Wand, an einem Haken, der oben in der Decke angebracht war, war ein Seil festgebunden. Unten an diesem Seil hing schlaff ein Körper herab, die Füße nur wenige Zentimeter über dem Boden.

Es war Timbar, der sich erhängt hatte.
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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #292 am: 12.08.2014, 03:13:38 »
Schon als Omrah die Geräusche genauer hörte, wusste er, dass es keine Ratten sein konnten. Vorsichtiger noch als vorher, ging er weiter um die Biegung und bereitete sich seelisch darauf vor, in die Grauen erregenden Gesichter toter Menschen zu blicken. Er würde alles dafür geben, sich diesen Anblick ersparen zu können aber er musste es tun. Es kam sogar noch schlimmer, als er sich hatte vorstellen können. Das schlimmste an dieser gesamten Szene war, dass die zerstörten Menschen immer noch hungrig waren und gar nicht zu bemerken schienen, was mit ihnen passiert war. Wie lange würden sie wohl unter dem Schutt liegen und im Untot bleiben, wenn man nichts unternahm? Irgendwann würden ihre Körper sicherlich verwesen aber was blieb dann übrig? Ein lebendiges Skelett? Waren sie auf Ewigkeiten dazu verdammt, hier unruhig und hungrig auf einen einsamen Wanderer zu warten? Omrah konnte sich den Schutthaufen nicht mehr ansehen. Immer wieder musste er daran denken, dass diese Zombies einmal Menschen wie er und seine Freunde hinter ihm gewesen waren. Jetzt waren sie nur noch dazu verdammt, hier herumzuliegen.

Omrah hatte sich nie Gedanken darum gemacht, was mit den ehemaligen Menschen passiert war, die diesen Körper besessen hatten, bevor er untot geworden war. Waren sie immer noch darin? Gefangen und von Hunger nach Fleisch verzehrt? Konnte die Seele - wenn es sowas wirklich gab - des Menschen sogar noch mit ansehen, wie sein ehemaliger Körper Freunde und Familie auffraß? Das war mit das schlimmste, dass sich der Junge jemals vorgestellt hatte. In dem Körper gefangen zu sein und mit ansehen - vielleicht sogar fühlen - zu müssen, wie er andere Menschen auffraß. Der Junge fasste einen Entschluss. Er ging wieder zurück zu der Gruppe und sah sie ernst an.

"Ein Teil des Tunnels ist zusammengestürzt. Unter den Trümmern liegen Untote. Wir müssen sie erlösen. Bitte."

Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #293 am: 12.08.2014, 12:11:47 »
Rhamedes ächzte und warf den Stab zur Seite an die Wand vor Schreck. "Timbar!", rief er erschocken aus und eilte zu dem schlaffen Körper. "Komm, Elisias, hilf!" Schnell versuchte er den Zustand von Timbar zu ermitteln. Der alte Augenarzt hatte einige Selbstmorde durch Selbststrangulation gesehen, alleine aufgrund der Art von Menschen, mit denen er sein Leben zusammenlebte, doch noch immer ließ es ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es gab Dinge, an die konnte sich nicht einmal das härteste Menschenherz gewohnen, so wie wie Soldaten und Krieger nur so taten als könnten sie sich an all das Blut und den vielen Tod an ihren Händen gewöhnen. Doch diese Geister der Vergangenheit holten einen irgendwann ein; wie einen auch die Geister der Zukunft entgegenlaufen konnten. War dies mit Timbar passiert? Hatte er sich aus Angst oder aus Schuld umgebracht?
Gemeinsam mit Elisias versuchte er Timbar zu befreien und auf den Boden zu legen. Wenn er nur durch die Schnürung bewusstlos geworden war, gab es noch eine Chance für ihn. Rhamedes blickte auf den Knoten; wenn er diesen gut und richtig, auf seine Länge gebunden hatte, dann wäre sein Genick gebrochen sein, aber er wäre schnell gestorben, wenn nicht... Rhamedes atmete tief ein und wischte sich den Schweiß von der Stirn, achtete auf das Gesicht von Timbar, klappte die Augenlider hoch und schaute, ob die Augen schon ganz rot voller geplatzter Adern war, ob noch mehr Adern ob des Druckes und des Sterbevorgangs gestorben war. Wenn er hier schon länger hing und sein Knoten nicht gut gebunden war, dann war es ein langer und qualvoller Tod. Rhamedes schluckte schwer und untersuchte weiter. Trotz dieser Augenscheinlichkeit des Schmerzengrundes untersuchte er Timbar weiter[1]. War er doch gebissen wurden? War es das?

Rhamedes erinnerte sich an die geäderten, übermüden Augen, wie Timbar den ganzen Tag bereits angespannt gewesen war. Er hatte länger mit sich gerungen, so viel war jetzt klar. Rhamedes erinnerte sich daran, dass Timbar auch mit beim Auffinden des geschundenen Elfen war. Die Unterredung danach am Speisetisch, hatte sie ihm den Rest gegeben und ihn ganz verzweifeln lassen? Timbar war sehr erschrocken über die Brutalität gewesen, wie sie alle. Rhamedes weiß noch, dass er wegen des erneuten Bleichwerdens von Timbar beim gemeinsamen Kriegsrat besonders auf den Wachmann geachtet hatte. Er hatte so gewirkt, als würde ihn etwas anderes beschäftigen in diesen Momenten. Er musste da schon über seinen Selbstmord nachgedacht haben, oder Rhamedes mochte ins Anbetracht ihrer wahrscheinlichen Zukunft eher als Freitod bezeichnen.
Geflissentlich kam Rhamedes weiteren der Untersuchung nach. Armer Timbar, so jung und schon tot.
 1. Heilkunde 23 (25 gegen Krankheit)

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #294 am: 12.08.2014, 18:45:03 »
Der Druide beobachtete, wie grazil der kleine, gerade eben noch so ängstliche Junge, mit nur einem Satz im Schatten verschwand. Ein Anderer hätte ihn in diesem Augenblick wohl zurück gehalten, ihn versucht daran zu hindern und, von mahnenden Worten begleitet, eine Predigt darüber gehalten, wieso ein kleiner Mann in seinem Alter sich niemals solch einer Gefahr aussetzen sollte und sich nun, solle sein Leben ihm lieb sein, eng bei der Gruppe halten musste. Doch zum Einen hatte Areo nicht die Möglichkeit, sich mit rasch gesprochenen Worten an Omrah zu richten und zum Anderen hatten sich die Zeiten geändert.

Die Bitterkeit, welche sich einem Leichentuch gleich über Aradan gelegt hatte, zwang jeden Einzelnen von ihnen dazu, nicht weniger als sein Bestes zu geben. Und wenn dies bedeutete, dass ein Straßenjunge sich selbstlos an ihrem Vorhaben beteiligte, indem er sein eigenes Leben für das Überleben aller aufs Spiel setzte, dann war es eben notwendig. Auch wenn Areo den Jungen noch kaum kannte, hatte er bereits den Mut in seinem Herzen erlebt, als dieser nach vorne getreten war, um sich freiwillig für diese Expedition zu melden.

In seinen Augen tat Omrah das, wofür die Götter ihn auserwählten. Es gab einen Grund, wieso er in ihren Reihen überlebt hatte... Und Areo wurde in diesem Moment, gar plötzlich das Gefühl nicht mehr los, dass ihr aller Zukunft schon bald von diesem kleinen Kerl abhängen würde. Er war genauso ein Teil des Gefüges wie Gelirion, Schnüffler, Esulilde und Rhamedes. Vom Licht auserkoren, die Schlacht zu entscheiden.

Auch wenn dies bedeutete, dass die Jugend Omrahs genau in dem Moment geendet hatte, als die Nacht des Blutes ausgebrochen war.

So wartete er, den Säbel kampfbereit erhoben, an der Seite der Anderen ab. Auf dass der Schurke zurückkehrte und berichtete, wie ihr weiterer Weg aussehen würde.
« Letzte Änderung: 12.08.2014, 18:45:20 von Areo »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #295 am: 12.08.2014, 21:39:13 »
Gelirion blickte zum Jungen hinunter, als dieser seine Bitte äußerte. „Wir können nicht jeden Untoten in der Stadt töten. Wir haben eine Aufgabe.“ sagte er kühl und ruhig. Dabei ließ er das Schwert, welches er kampfbereit in der Hand hielt hängen. Er blickte weiter Omrah in die Augen. Dann schloss er seine, atmete leicht aus und sagte sanfter. „Doch die die auf unserem Weg liegen, die können wir befreien.“ Er steckte das Schwert in den Gürtel und blickte nach hinten. Den Anderen deutete er mit einer Kopfbewegung an, dass es weiter ging. „Wir müssen noch ein paar Untote aus dem Weg räumen, also seit vorsichtig.“ Sagte er noch und deutete für Areo mit der freien Hand die Worte -Weiter, wir töten müssen- an. Dann zog er sein Schwert wieder und schritt voran, um das zu tun, worum der kleine tapfere Junge gebeten hatte.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #296 am: 13.08.2014, 22:07:06 »
Rhamedes stellte schnell fest, dass Timbar verloren war. Elisias half ihm, doch der Wachmann zeigte alle Anzeichen davon, dass er hier qualvoll erstickt war. Ein Biss, immerhin, war nicht zu finden.

Elisias sah mit traurigem Blick zu Rhamedes. "Er war den ganzen Tag schon abwesend... ich hätte mit ihm sprechen müssen. Aber ich hatte keine Zeit..."

In dem Moment kam Udeon hinzu. Er sah kurz zu dem Mädchen, dass mit starrem Blick an die Wand gelehnt da hockte. Dann fiel sein Blick auf Timbar.

Wortlos gesellte er sich zu Elisias und Rhamedes. Sein Blick wanderte über den toten Körper, zu dem Seil, dann zu den beiden Heilern. "Tragisch. Wirklich tragisch. Allerdings frage ich mich, warum er es getan hat."
Elisias sah ihn irritiert an. "Ist das nicht offensichtlich? Nicht jeder kann mit einer solchen Situation umgehen."

Udeon schüttelte den Kopf. "Nein. Timbar war engagiert. Er wollte die Toten bekämpfen. Was immer ihn hierzu getrieben hat, es war nicht die Angst vor den wandelnden Toten."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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« Antwort #297 am: 13.08.2014, 22:16:18 »
Und so ging Gelirion vor, den Weg entlang, den Omrah bereits erkundet hatte. Sie kamen zu dem Schutthaufen, sahen die eingestürzte Straße vor sich und die begrabenen, festgeklemmten Untoten. Von oben fiel ein Schatten herab in den Tunnel. Ein einzelner Zombie lief oben auf der Straße an der Einsturzstelle vorbei.
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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #298 am: 14.08.2014, 10:49:43 »
Schnüffler trat heran und legte die Hand auf Gelirions Schulter. "Du hast Recht, Gelirion. Zumindest diejenigen Zombies, die auf unserem Weg liegen müssen wir töten. Sie sind uns eine Gefahr, da sie uns später vielleicht in den Rücken fallen können. Aber vor allem wissen wir nicht, ob die Seelen der Menschen noch an dieses grusame Dasein gebunden ist." Schnüffler atmete schwer aus und zog dann seinen Bogen. "Lass es mich tun, Gelirion. Ich würde niemanden von Euch neben einem Zombie wissen wollen, selbst wenn dieser unter Schutt eingeklemmt ist. Zu oft wenden sich solche Situationen durch ein kleines Missgeschick in eine Katastrophe. Also wartet hier, ja?"

Damit ging Schnüffler auf wenige Meter Entfernung auf die Zombies zu. Er legte einen Pfeil auf die Sehne, hielt dann aber doch einen Moment inne. "Himmel und Erden, vergebt mir. Mutter der Unendlichkeit, nur für diese, peinige meine Seele nicht.", flüsterte er. Dann ließ er den Pfeil los und legte wieder einen auf, so lange, bis alle Untoten reglos waren.

Schnüffler senkte den Kopf ein wenig und schloss die Augen. Er hatte das Bedürfnis, den Kopf zu schütteln, als würde dies seine Taten ungeschehen machen und überhaupt die ganze Apokalypse ungeschehen machen. Doch er hielt sich zurück. Er wollte sich vor seinen Gefährten so nicht zeigen.
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #299 am: 14.08.2014, 14:16:55 »
Die Untoten waren eine leichte Beute für Schnüffler. Die meisten Pfeile töteten die armseligen Kreaturen sofort, nur bei wenigen brauchte es zwei Pfeile, bis Schnüffler sein Werk vollendet hatte. Nur ein einziger Zombie inmitten des Schutthaufens zeigte noch Lebenszeichen. Der suchende, tastende Arm, dessen dazugehöriger Körper vollkommen begraben war. Es würde ein Leichtes sein, daran vorbeizukommen.[1]
 1. Keine Proben notwendig
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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