Der Weg durch den Tunnel war beschwerlich: Der Boden war uneben, und im schwachen Licht der Fackel war es leicht, zu stolpern. Dass die meisten in der Gruppe nur gebückt hindurchgehen konnten, machte die Sache nicht einfacher. Lediglich der frische Luftzug machte den Weg etwas angenehmer.
Die Spannung auf dem Weg jedoch war zum Greifen. In den Gängen hätten auf jeden Fall Untote auf sie gewartet; hier mochten sie sie umgehen, aber wenn ihnen doch einer entgegen kam, wäre die Situation umso gefährlicher.
Doch Gelirions Entscheidung erwies sich als richtig. Der Gang machte eine Kurve nach rechts, später wieder nach links, und führte dann zu einem Ausgang, der in einen großen Raum führte. Die Decke war hier gute drei Meter hoch, der Raum fünf Meter breit und gewiss fünfzehn Meter lang. Und tatsächlich konnten sie ihn vollständig sehen: Alle drei Meter hing eine Öllampe an der Wand, und bis auf eine brannten sie alle.
Zur Rechten gab es eine gut einen Meter hohe Erhöhung, die sich mit einem Meter Breite über die gesamte Länge des Raums zog. In der Mitte der Wand versperrte ein schweres, gußeisernes Gitter den Weg in einen dahinter liegenden Gang - einen Gang, der, wie es aussah, einen Strahl von Sonnenlicht von irgendwo her abbekam.
Auf der ihnen gegenüberliegenden Seite des Raums hatte man eine Art Käfig angebracht: Einen vergitterten Raum mit einer ebenfalls schweren, gußeisernen Tür, in dem man eine ganze Reihe von Brettern und Schutt abgelegt hatte. Von irgendwo aus diesem Raum erklang ein leises, armselig klingendes Quietschen - irgendein Lebewesen musste sich dort aufhalten. Und es wurde auch gleich klar, wovor es sich versteckte: Einer der Toten richtete sich vom Boden auf, und wandte sich zu den Neuankömmlingen. Mit einem wütenden Knurren ging er auf sie zu, nur um gegen die Gitterstäbe zu laufen.
Der Tote war in erbärmlichem Zustand: Sein Haar war größtenteils ausgefallen, nur noch wenige Strähnen hingen auf seiner gräulichen, vertrockneten Kopfhaut. Sein Körper sah ausgezerrt aus, und drei große Löcher klafften in seiner Brust - man konnte komplett durch ihn hindurchsehen. Von seiner Kleidung waren kaum mehr als Lumpen übrig geblieben.
Bevor Areo reagieren konnte, schoss Ain so schnell er konnte auf den Untoten zu, und bellte, so laut er konnte. Wütend sprang er vor der Kreatur hin und her, als würde er versuchen, ihn zu vertreiben.
Stattdessen machten die Geräusche einen weiteren Untoten aufmerksam. Er hatte ebenfalls auf dem Boden vor dem Bretterhaufen gelegen, und war in vergleichbar schlechtem Zustand. Auch er wankte nun in Richtung Ains, und stieß gegen die Gitter.
Eine Öffnung in der Wand führte in einen dunklen Gang, eine Tür gab es nicht. Nach Ains Bellen waren auch von dort raunende und ächzende Geräusche zu hören.
In der linken Wand, gut zwei Meter vor dem Käfigraum, fand sich eine weitere, schwere Tür - durch diese wären sie vermutlich hereingekommen, wenn sie den normalen Gängen gefolgt wären.