Esulilde war wieder in schweigen versunken. Schnüffler und Omrah hatten die Mauer erfolgreich überwunden.
Auch hier gab es glücklicherweise keine Untoten, denn je mehr Zeit verging, desto klarer wurde sich Esulilde, wie ausgelaugt sie sich fühlte. Es durfte kein neuer Kampf entbrennen - zumindest nicht jetzt.
Fas Feuer hatte gewütet - doch es gab auch noch jemanden, der den dortigen Bewohnern den Tod gebracht hatte. Oder war es am Ende kein Mensch?
Kurz musste sie an den beschworenen Dämon der Aguas-Priester denken, doch dann fiel ihr wieder Udeons Antwort ein: Dieser Dämon würde sich nicht mit einem simplen Massaker zufrieden geben. Es liegt eher in seiner Natur, mit den sterblichen seine Spiele zu spielen.
Und wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, wütete der entfesselte Dämon gerade in den unterirdischen Tunneln der Stadt... Doch Stein wird ihn nicht aufhalten.
Hatte sie immernoch Angst vor dem Diener von Xaraleas, jenem Engel welcher Aguas so nahe stand wie sonst kein anderer Priester? Sie horchte in sich hinein und spürte tatsächlich, wie sich die Angst wie eine Schlange durch ihren Körper zu winden schien. Doch gleichzeitig erinnerte sie sich daran was Udeon gesagt hatte "Als du fortgelaufen bist, warst du Aguas vielleicht näher als jemals zuvor". Aguas war mit ihr gewesen, als sie geflohen war.
Angst, die den Körper durchströmte, war für die Anhänger Aguas kein Gift, das einen schwächer machte. Im Gegenteil- es war Blut, das einen am Leben erhält. Hätte sich Esulilde in dieser Nacht bei Udeons Verwandlung nicht ihrer Angst hingegeben, hätten die wandelnden Toten Esulilde getötet. Und mit Udeon -der im Sanatorium stets betont hatte, dass seine Zeit knapp bemessen wäre- würde es dann nur noch eine Stimme des Herrn geben. Iana hatte Esulilde klar gemacht, dass sie Udeons Gesellschaft weniger schätzte. Vermutlich wäre sie nicht an den Ältesten Priester herangetreten.
Sie wandte sich an ihre Gefährten, um sich von den Gedanken zumindest einen Moment abzulenken und den anderen von einer Entdeckung zu berichten, die sie bei einigen Leichen im verbrannten Gebäude gemacht hatte:
"Ich habe einige der Toten untersucht, die nicht durch das Feuer selbst umgekommen sind. Jene Toten wurden zunächst mit verschiedenen Waffen angegriffen, vermutlich Schwerter, Speere, Morgensterne und ähnliche. Als sie am Boden lagen, hat dann jemand gezielt mit dem Speer nochmal in den Kopf gestochen - selbst dann, wenn bereits andere tödliche Kopfwunden vorhanden waren. Das ist eindeutig daran zu erkennen, dass für diese Speerwunden die entsprechenden Blutflecken immer genau dort auf dem Boden sind, wo die Leichname jetzt liegen."
Gelirion hatte in jener Nacht den sterbenden Mann enthauptet, seinen Kopf von den Schultern getrennt. Den gefundenen Männern war ein Speer durch den Schädel getrieben worden. Verhinderten die Trennung des Kopfes von den Schultern oder ein durchstoßen des Kopfes die Verwandlung in einen Untoten?
Zusätzlich zu den Wuchtwaffen, die zum Tod des Mannes geführt und ihn ebenfalls am Kopf verletzt hatten, wurde der Schädel noch einmal durchstoßen. Waren Wuchtwaffen, zu denen zun Teil auch Aguas' Morgensterne zählten, die wirkungslosesten Waffen gegen die Zombies? Oder würde man die Untoten daran hindern können, sich wieder zu erheben, wenn man ihnen die Spitzen des Morgensterns in den Schädel trieb?