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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92508 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #435 am: 29.03.2015, 11:27:11 »
"Umstoßen wird nicht funktionieren", korrigierte Katarina den jungen Paladin, "das Fass ist wie gesagt fest im Boden verankert."

Dann sah sie zu Omrah, dessen Entscheidung nun das weitere Vorgehen bestimmen sollte.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #436 am: 31.03.2015, 00:51:33 »
"Dann sollten wir es so machen, wie Gelirion es vorgeschlagen hat. Ich brauch meine Hände noch... antwortete Omrah etwas unsicher. "In einem der Lager gab es Kriegsäxte. Wenn wir das Fass von außen kaputtmachen, wird uns die Falle nichts anhaben können und der Wein wird trotzdem abfließen." erkärte der Junge und machte sich dann auf den Weg, in den Lagerraum, um sich die Lederrüstungen anzusehen. Er glaubte allerdings nicht, eine Rüstung in seiner Größe zu finden.

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #437 am: 02.04.2015, 10:58:07 »
Esulilde dachte einige Zeit über die Frage nach. "Beides erscheint Sinn zu machen. So wie wir alle könnten auch die Verstorbenen gegen die wandelnden Toten gekämpft haben. Doch eine Stadt in solch einem Zustand, durch ein Feuer Verwüstet, von lebenden fast vollständig verlassen zieht natürlich auch Aasfresser an - tierische und auch menschliche. Wir sollten allerdings zunächst von Plünderern ausgehen... die immer noch hier sein könnten. Noch immer wäre es nicht sehr schlau, einen Kampf zu riskieren."

Dann betrachtete die Priesterin die Lederrüstungen, die die Mitglieder ihrer Gemeinschaft gefunden hatten: Waren es ebenfalls die Rüstungen einfacherer Machart, wie jene Rüstung, die Esulilde zur Zeit über ihrer Robe trug oder waren sie mit Metall beschlagen? Nur im Letzteren Fall würde sie sich eine der Rüstungen nehmen, auch wenn sie besonders Gelirion und Schnüffler den Vortritt ließ - sie würden eher auf besseren Schutz angewiesen sein, da sie den wandelnden Toten stets im Nahkampf begegnet waren.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #438 am: 02.04.2015, 12:25:08 »
Und so war es entschieden: Sie würden die Falle "umgehen", indem sie das Fass einschlugen. Mit Hilfe der gefundenen Äxte schlugen Gelirion und Schnüffler am unteren Ende auf das Holz ein. Es war dick - ungewöhnlich dick für ein einfaches Fass -, aber nach einigen Schlägen war es soweit: Durch ein Loch sprudelte der Wein auf den Kellerboden und verteilte seinen intensiven Geruch im ganzen Raum. Schnüffler musste unwillkürlich an die Gelage seiner früheren "Kollegen" denken, während Esulilde eher Assoziationen an Messwein und rituelle Feiern in den Sinn kamen - auch wenn es dabei nie so intensiv gerochen hatte wie im Augenblick in diesem Keller.

Nur wenige Momente später hörten sie ein metallisches Klacken - die Falle schnappte zu. Hätte jemand in diesem Moment seinen Arm in dem Fass gehabt, wäre dieser jetzt abgetrennt worden. Doch was Omrah nicht vorher gesehen hatte, war ein zweiter Auslöser, angeschlossen an die erste Falle: Kaum hatte diese ihre Wirkung getan, stießen einige Speere von oben durch die Decke nach unten! Nur wenige Zentimeter über Schnüffler und Gelirion kamen sie zum Halt. Hätten sich die beiden Männer für ihre Aufgabe nicht hingekniet, hätte die Falle sie mit aller Gewalt erwischt.

Langsam, fast gemächlich zogen sich die Speere wieder zurück. Das Fass war ausgelaufen, und nun zeigte sich der Blick auf eine Steinplatte am Boden. Ein metallener Hebel am Rand des Fasses war offensichtlich damit verbunden. Die Gefährten betätigten ihn, und die Steinplatte öffnete den Zugang zu einer Wendeltreppe, die weiter nach unten führte. Ein grünlich schimmerndes Licht drang von unten zu ihnen herauf, und ein seltsames Knistern und Knacken war zu hören.[1]
 1. Geräusche wie von elektrischer Energie.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #439 am: 02.04.2015, 15:59:47 »
Scharf sog Gelirion die Luft durch die Zähne hindurch. Das war knapp gewesen. Die Speere hätten auch aus dem Boden schießen können. Als er sich wieder aufrichtete, und den Speeren beim zurückfahren zusah, musste er sich schütteln. Seine Schuppenrüstung klapperte dabei auf.
„Eine gefährliche Stadt was.“ sagte er und ließ die Axt fallen. „Wenn das nur der Anfang war, na guten Appetit. Omrah, ich glaube du solltest vorgehen. Bevor einer von uns in eine weitere Falle tritt. Schnüffler, schützt du wieder unseren Rücken?“ abwechselnd sah er mit immer noch blassen Gesicht zu den beiden. Sie waren nicht so weit gekommen, um dann in eine Falle zu treten. Hoffentlich war es auch der richtige Gang und führte sie zur Schatzkammer und nicht in eine versteckte Schmiede.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #440 am: 04.04.2015, 19:23:59 »
Während die beiden Männer sich mit den gefundenen Äxten an dem, als gewöhnliches Fass getarnten, geheimen Mechanismus zu schaffen machten, dachte der Druide Areo über die knappen Gesten des Paladins nach. Von Plünderern überfallen werden... Bitter schüttelte er den Kopf und blickte sich dabei gedankenverloren um. War in dieser Zeit der Begriff Plünderer überhaupt noch zu gebrauchen? Hatte diese Profession die 'Nacht des Blutes' überstanden und war nun zu neuer Blüte erstrahlt? Konnte man etwas stehlen, deren Besitzer einer solchen Katastrophe zum Opfer gefallen war? Waren all die Waffen, Nahrungsmittel und Notwendigkeiten, welche sie seit dem Ausbrechen der Seuche an sich genommen hatten, dann nicht ebenfalls gestohlen? Oder rechtfertigte hier der simple Nutzen die verschmähten Mittel? Nein, er war überzeugt davon, dass jeder - der die Untotenseuche bislang überlebt hatte - nun auf die Überbleibsel der vergangenen Welt angewiesen war. Wäre er denn nicht selbst glücklich darüber, wenn jemand mit den Überresten seines Ablebens vielleicht einen weiteren Sonnenaufgang erblicken konnte? Hatte denn nicht sein verlorenes Leben dadurch einen neuen unsterblichen Zweck erlangt...?

Sein Kopf pochte seit der Konfrontation in jenem schicksalhaften Käfigraum, tief unter den Straßen Aradans und der Schmerz schien bisweilen nicht nachzulassen. Er musste durchhalten und sich einen fernen Augenblick der Ruhe mit aller Kraft erkämpfen... Sonst würde er am Ende auch noch seinen Verstand verlieren. Areo hatte kaum mehr die Kontrolle über seine nüchternen, morbiden Gedankengänge. Sie flossen vor sich hin und das Siegel der Vernunft, welches diese ureigenen Instinkte zurückgehalten hatte, stand weit offen. Er war machtlos aufgrund des schieren Drucks auf seinem Gewissen. Es drohte mehr und mehr aufgrund der Grausamkeit der 'Stadt der Toten' zu brechen... Ein Moment der Ruhe; und dafür musste er mitsamt seiner Gefährten diese verfluchte Wendeltreppe hinabsteigen.

Eine der ersten Lehren eines Hüters der Wälder war es, die Ketten eines aus Stress geborenen Problemes auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner herabzurechnen und von dort aus jedes noch so kleine Mosaikstück der omnipräsenten Kausalitätskette nach und nach abzuarbeiten.

Die Treppe. Das Artefakt...

Er tätschelte Ain und signalisierte ihm, gemeinsam an seiner Seite den übrigen Gruppenmitgliedern nach unten zu folgen.

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #441 am: 05.04.2015, 01:34:46 »
Erschrocken wich Omrah zurück und fiel rücklings auf den nassen Boden, als Speere aus der Decke fuhren und ganz knapp Schnüffler und Gelirion verfehlten. Verstört blickte der Junge auf die zweite Falle, die er übersehen und damit fast erreicht hatte, dass seine Freunde aufgespießt wurden. So etwas durfte ihm auf keinen Fall ein weiteres Mal passieren. Er könnte sich nie verzeihen, wenn er für ihren Tod verantwortlich sein würde. Andererseits wollte Omrah natürlich auch nicht der Erste sein, der in eine weitere Falle lief aber er verstand, dass er durch sein Wissen und die geringe Körpergröße - die meisten Fallen waren vermutlich nicht für Kinder gebaut worden - die höchsten Überlebenschancen hatte.
Also nickte er Gelirion nur zu und warf einen letzten Blick auf die Gruppe - samt Ysari, die oder der sich noch immer in der Obhut von Rotznase befand - bevor er sich auf den Weg machte und die Wendeltreppe herunterlief. Die Kerze hielt Omrah vor sich, um alles gut sehen zu können. Er bewegte sich extrem langsam und vorsichtig vorwärts, um jeden Zentimeter, jede Stufe und das Geländer nach einer möglichen weiteren Falle abzusuchen.[1] Nebenbei versuchte er einen Blick auf das zu werfen, was die Gruppe erwarten würde.[2]
 1. Perception 14 (Take 20 wäre 23)
 2. Perception 7

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #442 am: 06.04.2015, 21:06:53 »
Esulilde sog den Duft des ausströmenden Weines genüsslich durch die Nase ein, während ihre Gedanken zu den Feiern zu Ehren ihres Herrn wanderten. Glorreiche Zeiten, doch im Moment wies bei der von Untoten überrannten Kirche nichts auf die einstige Größe der Glaubensgemeinschaft hin. Beinahe schien sie sich wie in Trance von der Welt um sie herum zu lösen und den Choral der Abenddämmerung anzustimmen, während welchem die Gläubigen Aguas baten, ihnen neue Kräfte zu verleihen.

Die Priesterin folgte Omrah vorsichtig mit Abstand. Als auch sie des Knisterns gewahr wurde, faltete sie kurz ihre Hände und flüsterte: "Aguas, lasse mich hinter den Schleier des weltlichen sehen und zeige mir die arkanen Mächte, die an diesem Ort walten"[1]
 1. "Magie entdecken", um zunächst die Wände und Treppe auf magische Auren zu untersuchen

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #443 am: 08.04.2015, 00:49:11 »
Omrah ließ sich Zeit, als er als Erster die Treppe hinunterging. Jeden Schritt wählte er mit Bedacht, untersuchte fast jeden Zentimeter seiner Umgebung. Nach einer guten Minute war er nicht einmal zur Hälfte die Treppe herabgestiegen.

Esulilde nutzte die Zeit, um weitere Erkenntnisse über die Magie zu gewinnen, die sie unten erwartete. Und tatsächlich war Magie im Spiel - mehr, als sie erwartet hatte.

Da war die unsichtbare Rune auf der drittletzten Stufe, die sich ihr nur durch den Zauber offenbarte. Es war nur eine verhältnismäßig schwache Aura, die sie sehen konnte, doch wenn es sich um eine Falle handeln sollte, könnte auch ein schwacher Zauber, richtig angewendet, sie alle zur Strecke bringen.

Dann war da die Magie, die von unten heraufströmte. Was auch immer dort unten geschah, musste mächtige Magie sein - ein Zauber von solcher Macht, dass selbst die schwachen Abstrahlungen, die es bis hierher schafften, die Kraft eines mittelstarken Zaubers hatten. Etwas derartiges hatte Esulilde noch nicht erlebt. Die arkane Macht eines großen Artefakts oder etwas vergleichbares musste dahinter stecken.

Doch so gewaltig diese Aura auch war, sie war nicht die letzte, die die Priesterin wahrnahm. Ein Ring, den der Junge Omrah am Finger trug, strahlte ebenfalls eine mittelstarke magische Aura aus.

Von all dem bekam Omrah selbst nichts mit. Er bewegte sich eine weitere Stufe nach unten - und hielt inne. Eine feine Linie am Rand der Stufe fiel ihm auf, die er bei den anderen nicht gesehen hatte. Er ging in die Hocke, und untersuchte seine Entdeckung genauer. Schließlich war er sich sicher: Die Stufe konnte nach unten bewegt werden. Sie war vermutlich eine Art Hebel, der eine weitere Falle auslösen würde.
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Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #444 am: 08.04.2015, 01:46:10 »
Esulilde öffnete die Augen. In ihrem Gesicht konnte man ablesen, dass besonders die starke magische Aura, die von unten heraufzudringen schien, sie am meisten überrascht hatte. Was wird uns dort unten erwarten? Etwa jene Artefakte, die wir suchen? Oder jemand oder etwas, der in der Kunst der Magie geschult ist? - Wenn ja, dann aller Wahrscheinlichkeit nach in mächtiger Magie.

"Am unteren Ende der Treppe, genauer auf der drittletzten Stufe, gibt es eine unsichtbare, mit schwacher Magie erschaffene Rune, die sich im Unglücksfall noch immer als tödliche Falle herausstellen könnte.

Gleichzeitig spüre ich, dass sich unten eine Aura befindet, die weitaus mächtiger ist, als jene Zauber, die ich zur Zeit wirken kann. Eine Aura, die stärker ist, als alle Magie, die ich bisher gesehen und gespürt habe. Dort unten könnte ein machtvolles Artefakt ruhen oder dort wirken starke Zauber, um etwas oder jemanden zu schützen...oder zu schädigen - genaueres wird sich wohl erst zeigen, wenn wir uns der Quelle dieser Aura nähren. Doch selbst hier kann ich Ausstrahlungen dieser starken Magie spüren.

Und auch Omrahs Ring ist von machtvoller Magie erfüllt.
"

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #445 am: 08.04.2015, 18:19:27 »
"Artefakt?" fragte Katarina mit erstaunter Stimme. Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. "Das werden diese wahnwitzigen Jonaas-Anhänger doch nicht wirklich getan haben... wenn es stimmt, spielt uns das Schicksal geradewegs in die Hände."

Gespannt sah sie nach unten, und versuchte genaueres zu erkennen.
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Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #446 am: 08.04.2015, 23:39:38 »
Esulilde wandte sich zu Katharina um: "Wenn das Artefakt, welches wir suchen, eine starke magische Aura besitzt, könnte es sich tatsächlich dort unten befinden. Es könnte sich allerdings auch natürlich um ein anderes Artefakt handeln. Ebenso wären Zauber möglich, die den unteren Bereich schützen... oder ihn schädigen. Euch ist sicherlich auch das Geräusch knisternder elektrischer Energie an die Ohren gedrungen, oder? Vielleicht handelt es sich um magisch beschworene Blitze, die das Artefakt umgeben.

Wenn wir vorsichtig hinabsteigen, kann ich näher an der Quelle der magischen Aura erneut versuchen, magische Schwingungen ausfindig zu machen. Im Gegensatz zu Zaubern wie meinem schwarzen Nebel oder meinem Heilzauber zehrt dieser Entdeckungszauber nicht allzusehr an meinen magischen Kraftreserven.

Außerdem...seid Ihr Euch wirklich sicher, dass wir dort unten auf Anhänger von Jonaas treffen werden... Nur weil wir ein Weinfass zerschlagen haben? Ich sehe den Wein vielleicht als wichtiges, aber keineswegs als Alleinstellungsmerkmal dieses Gottes, denn auch wir Priester Aguas' haben zu bestimmten Anlässen solche berauschende Flüssigkeiten getrunken.
Wenn Ihr Euch bei dem Gedanken besser fühlt, glaubt ruhig daran, allerdings bin ich seit der Nacht, in der mein Tempel in die Hand der Untoten gefallen ist, die wandelnden Toten mindestens Elendras Tempelgarten -wenn nicht sogar den ganzen Tempel- eingenommen haben
", welchem ich nicht eine Träne hinterherweine "selbst Priester von Zida als Untote umherstreifen und Plünderer" und Dämonen "durch Aradan wandeln, nicht mehr darauf gefasst, irgendetwas so vorzufinden, wie es vor dieser Nacht war.
Spätestens, als ich den Tempel verlassen habe... als mir bewusst wurde, dass ich alle meine Brüder und Schwestern bis auf Vater Udeon -welchen ich bei meiner Flucht jedoch ebenfalls verloren wähnte- verloren habe und ich auf meiner Flucht nichts als brennende und rauchende Häuser sah, habe ich die Stadt, wie ich sie kenne, zu Grabe getragen.
"

Esulilde trat ein Stück an Katharina heran und sprach mit sanfter Stimme weiter auf Katharina ein:
"Wir müssen die Stadt so nehmen, wie sie jetzt ist, Katharina. Denn das Feuer hat nicht nur Gebäude sondern auch das normale Leben zum Einsturz gebracht. Unser aller Leben hat sich verändert. Und auch die Priester von Aradans Göttern wirken nun mitunter fern ihrer ursprünglichen Tempel und Häuser"
Dann wich die Geweihte wieder ein Stück vor Katharina zurück und erhob wieder ihre Stimme: "Doch wir dürfen uns nicht an der Vergangenheit festhalten oder schlimmer: uns in Erinnerungen an die Vergangenheit verlieren. Denn in der Vergangenheit können wir nichts mehr bewirken - allerdings können wir sehr wohl etwas bewirken, wenn wir uns der Gegenwart stellen."

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #447 am: 11.04.2015, 02:44:51 »
Das hatte Omrah schon geahnt. Wo eine Falle war, würden auch andere nicht weit sein. Der Gedankengang dahinter war auch sehr einfach zu verstehen: Wer eine Falle entschärfte, würde die Zweite und vielleicht sogar die Dritte übersehen oder sich im Erfolg sonnen und unachtsam werden. Das war bestimmt schon vielen passiert aber Omrah war immer gut gewesen, in dem was er tat - wenn auch nicht der Beste der Straßenkinder.
Völlig konzentriert auf seine Arbeit und darauf bedacht, dass die Szene mit den Speeren nicht noch einmal passierte, hatte er Esulidle nicht richtig zugehört aber zumindest hatte er verstanden, dass die Priesterin erkannt hatte, dass sein Ring magisch war. "Er war ein Geschenk..." quengelte der Junge leise vor sich hin und versuchte so, das Interesse davon abzulenken.   
Stattdessen lenkte er das Thema auf seine Entdeckung und gab sich gar keine Mühe damit, den Themenwechsel zu verschleiern. "Die Stufe ist eine Falle." Er zeigte auf die feine Linie am Rand der Stufe. "Wir müssen sie überspringen oder ihr werdet, sobald ihr drauf tretet, irgendeinen Mechanismus auslösen." Einen Moment überlegte er, die Falle zu entschärfen aber es war vermutlich besser, sie einfach zu überspringen und nicht die Gefahr einzugehen, sie aus Versehen beim Entschärfen zu aktivieren.
Vorsichtig ging er in die Hocke und versuchte mit seinen kurzen Beinen die übernächste Stufe zu erreichen, ohne die Falle zu berühren. Währenddessen dachte er darüber nach, was Esulilde gesagt hatte.

"Doch wir dürfen uns nicht an der Vergangenheit festhalten oder schlimmer: uns in Erinnerungen an die Vergangenheit verlieren. Denn in der Vergangenheit können wir nichts mehr bewirken - allerdings können wir sehr wohl etwas bewirken, wenn wir uns der Gegenwart stellen."

Er gab es nicht gerne zu aber die Priesterin hatte Recht. Er durfte nicht ständig daran denken, was mit seinen Eltern passiert war. Wieso er überhaupt erst nach Aradan gekommen und auf der Straße gelandet war. Was vielleicht mit Ryffa und den anderen im Sanatorium passieren würde, während sie weg waren. Er durfte nicht an all die Toten denken. Er musste nach Vorne schauen und im Hier und Jetzt sein Bestes tun.
Omrah nickte und machte sich wieder auf den Weg die Treppen hinunter. Langsam untersuchte er Stufe für Stufe und selbst das Geländer nach weiteren Fallen, während er versuchte, einen Blick auf das zu werfen, was sie erwarten würde.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #448 am: 11.04.2015, 11:45:11 »
Nach der beweglichen Stufe konnte Omrah keine weitere Falle entdecken. Tatsächlich wäre ihm wohl auch die magische Falle, auf die Esulilde hingewiesen hatte, verborgen geblieben. Trotz des Wissens um ihre Existenz konnte er sie beim besten Willen nicht sehen, und so tat er das Einzige, was ihm einfiel: Er mied die Stufe und schritt über sie hinweg.

Katarina hörte Esulilde zu, und zog dabei eine Augenbraue hoch. "Die Vergangenheit hat mich noch nie besonders interessiert", erklärte sie, "abgesehen von den Schätzen, die sie für die Gegenwart und Zukunft bereit hält. Ich meinte auch etwas anderes. Ich hatte ja erklärt, dass ich in der Bibliothek Hinweise auf den Tempel zu finden hoffe, in dem das Artefakt verborgen sein soll. Aber... seht euch die Stufen an. Sie passen nicht zum Rest des Gebäudes. Sie sind alt. Und dort unten ist mächtige Magie am Werk. Meine Vermutung? Die Jonaas-Anhänger haben nicht nur Hinweise auf den Tempel gefunden... sie haben dem Tempel selbst gefunden. Und ihr Gebäude einfach oben drauf errichtet, damit keiner etwas davon mitbekommt, während sie in Ruhe ihre Nachforschungen anstellen können."

Sie lächelte. "Es ist nur eine Vermutung, und ich mag falsch liegen. Aber wenn ich richtig liege, dann sind wir direkt am Ziel unserer kleinen Reise, und können im Anschluss sofort zurück ins Sanatorium."

Während Katarina sprach, erreichte Omrah einen Bereich der Treppe, der ihm endlich einen genaueren Einblick in die unteren Räumlichkeiten ermöglichte. Am Fuß der Treppe konnte der frühere Straßenjunge einen staubbedeckten Marmorboden erkennen. Der Raum war groß, und setzte sich auch nach hinten fort - die Wendeltreppe war vermutlich etwa in der Mitte des Raums angebracht. Die Quelle des grünen Lichts und des Knisterns lag hinter ihm, so dass er sie noch nicht sehen konnte.

Was vor ihm zu sehen war, reichte allerdings bereits: Die Leiche eines Mannes in einfacher Straßenkleidung, das noch frische Blut auf dem Boden verteilt. Dahinter in einer Ecke des Raums eine gut zweieinhalb Meter große Statue, die eine geflügelte Kreatur zeigte, die direkt aus der Hölle zu kommen schien: Das Gesicht ähnlich dem eines Wolfes, die Klauen lang und messerscharf, der Körper muskulöser, als es irgendein Mensch je werden könnte. Die steinerne Kreatur stand auf zwei Hufen, und schien Omrah direkt anzustarren.

Rechts davon war eine metallische Konstruktion an der Wand angebracht: Sie ähnelte einem Kanonenrohr, das Metall bog sich jedoch nach außen, und aus dem Rohr kam eine beständige Flamme, die gut dreißig Zentimeter nach vorne ragte. Den Geräuschen und der hohen Temperatur in diesem Kellerraum nach zu urteilen, waren noch weitere solcher "Flammenwerfer" an den Wänden angebracht.

Noch weiter rechts stand ein Tisch, ausgestattet mit einem einst edlen, heute aber staubbedeckten Tuch, und je einer Öllampe zu jeder Seite des Tuchs. Auch die Lampen brannten.

Schräg hinter dem Tisch konnte Omrah zudem einen hölzernen Stecken erkennen, der scheinbar achtlos dort abgelegt worden war.

Das knisternde Geräusch schien aus der hinteren rechten Ecke des Raums zu kommen, und ein von dort kommendes unruhig flackerndes Licht hüllte den gesamten Raum in ein geisterhaftes grünes Leuchten.[1]
 1. Für mögliche weitere Erkenntnisse bitte einen Perception-Wurf!
« Letzte Änderung: 12.04.2015, 09:18:24 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #449 am: 13.04.2015, 16:01:37 »
Esulilde nickte bei Katarinas Worten und versank in Schweigen, bevor ihr Kopf und ihr Blick sich plötzlich nach oben richteten: "Gebt Acht, ich vernehme ein Summen von oben - eines, das vielleicht durch Magie erzeugt wird. Dennoch vermag ich nicht zu sagen, welcher Zauber dort oben wirkt...sollte dies überhaupt der Fall sein.", warnte sie ihre Gefährten.

Es scheint, dass dieses Gebäude gänzlich von Magie erfüllt ist. Doch wie viel dieser Magie wird uns nützen, wie viel Magie wird uns schaden?

Aguas stehe mir - nein, uns- bei... denn sollten meine Begleiter fallen...
kurzzeitig tauchten die Gesichter von Gelirion und Schnüffler, die sich im Kampf unter der Stadt als die fähigsten Kämpfer der Gemeinschaft erwiesen hatten, vor ihrem inneren Auge auf ...bin ich dem Tode genauso geweiht wie sie.
« Letzte Änderung: 13.04.2015, 16:45:50 von Esulilde Ziberadi »

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