Autor Thema: Kapitel 1: Fremde im Schatten  (Gelesen 40173 mal)

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Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #15 am: 03.03.2014, 21:46:24 »
Tutari erschreckte sich etwas durch die Ansprache ihres Gegenübers. Während sie der jungen Frau in die Augen sah, ließ sie es sich nicht nehmen ihr Lied noch zu einem Ende zu bringen.

Gut proportioniert und schöne Öhrchen

dachte die Elfin während ihre Finger über die Löcher ihrer Querflöte flogen. Normalerweise gefielen ihr Störungen während ihres Spiels nicht. Die Erscheinung der Halbelfin ließen ihren leichten Unmut aber schnell verfliegen und als sie ihr Musikinstrument von ihren Lippen nahm, verzogen sich diese zu einem leichten Lächeln. Die Vorurteile vieler anderer Elfen in Bezug auf Halbblute waren der Musikerin fremd da sie durch ihre Berufung mit solch vielen Rassen in Berührung kam, dass diese Halbelfin ihr fast noch lieber war als Mitglieder des reinen Blutes der Elfen. Außerdem bevorzugte sie für gewisse Stunden eher weiblich als männliche Gesellschaft.

Guten Tag werte Dame Sharea d'Lyrandar. Dass ein Mitglied eines Drachenmalhauses mich bei einer ihrer Unternehmungen involviert sehen will ehrt mich sehr. Man sollte meinen mein Leben mit der Musik wäre unterhaltsam genug um Versuchungen, wie ihr mir sie anbietet, ablehnend gegenüber zu stehen. In Wahrheit aber lebe ich ein recht eintöniges Leben und freue mich über euer Angebot.

Bevor sie wieder zu sprechen anhob ließ es sich Tutari nicht nehmen ihre Zunge etwas lasziv über ihre Lippen wandern zu lassen.

Darf ich euch fragen wie ich in euren Fokus gerückt bin und wem ich die Freude verdanke euch kennen zu lernen ?
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #16 am: 04.03.2014, 08:21:09 »
Sharea lauschte Tutari's Musik mit wachsender Anspannung, so schön diese auch sein mochte. "Jetzt komm mal zum Punkte du eingebildetete Schn..." dachte sie schon. Doch als die Elfe zu sprechen begann blühte ihr Herz auf. Tutari schien unheimlich zu nett und sie würde sie unbedingt in der Gruppe haben wollen. Als sie sich dann mit der Zunge über Lippen fuhr änderten sich ihre Gefühle erneut schlagartig: "Flirtet die Kleine etwa mit mir?" Sie mochte Männer. Und sie mochte Khoravar; ihre Experimente mit Menschen hatten sie eindeutig davon überzeugt - nicht, das es nicht auch nette, gutaussehende Menschen gab, aber das war nun einmal nicht dasselbe. Andererseits war die Elfe ihr sehr sympatisch, von strahlend schön mal ganz zu schweigen... Sie beschloss sich deswegen erst einmal keine Gedanken zu machen und konzentrierte sich auf ihren Auftrag.

Sie setzte sich an die Kante eines kleinen Hochgartens und schlug die Beine gestreckt übereinander. "Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Das wir uns da nicht missverstehen - ich handele nicht im Auftrag meines Hauses und meine Kontakte wussten vermutlich nicht einmal davon." Ob das so stimmte vermochte sie nicht zu beurteilen. Belanar wusste so einiges. Es wäre möglich, dass er auch das wusste.

"Ich stelle eine Abenteuergruppe für Ermittlungen in dem Tiefen der Unterstadt zusammen. Ich kann einige fundierte Mutmaßung anstellen worum es genau geht, mehr aber auch nicht. Aber vermutlich könnt ihr das auch?" Sie war gespannt, wieviel Tutari selbst schon gehört hatte. Als Bardin war ihr möglicherweise schon einiges zu ihren schlanken Ohren gekommen.

"Die Belohnung beträgt 100 Goldmünzen. Im Voraus. Zu meinen Kontakten kann ich nichts sagen, außer das ihr als vertrauenswürdig, momentan frei und überaus fähig dargestellt wurdet. Dein(?) Name macht in dieser Stadt ziemlich weite Runden."
« Letzte Änderung: 04.03.2014, 11:32:10 von Sharea »

Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #17 am: 04.03.2014, 15:47:08 »
Als die Halbelfe von dem förmlichen sie ins Vertraute du wechselte umspielte wieder ein Lächeln Tutaris Mundwinkel. Dass Sharea allerdings mutmaßte, ihr wären auch schon Einzelheiten ihres Auftrages zu Ohren gekommen, erstaunte sie doch. Obgleich an sie eine Menge Informationen herangetragen wurden, konnte sie sich momentan mit keiner dieser Informationen einen Zusammenhang mit ihrer Rekrutierung vorstellen.

OK mit dieser Erklärung zu meinem Ruf kann ich leben. Wie ich schon sagte, werde ich euer Angebot annehmen. Ich habe zwar einiges gehört auch einige Vorfälle bei denen es unschön zur Sache ging, aber dies jetzt mit eurem Angebot in Verbindung zu bringen vermag ich nicht wirklich. Sollten wir Erfolg haben bei unserer gemeinsamen Unternehmung, so können wir ja bei einem guten Glas Wein unsere Erfahrungen vertiefen.


Bei dieser Anspielung an einige sehr vertraute Stunden blieb das Gesicht der Elfe allerdings sehr neutral weil sie nicht wollte, dass ihre Gesprächspartnerin abgeschreckt würde. Noch sollte sie nicht annehmen, dass Tutari einiger gemeinsamer Unternehmungen nicht abgeneigt war.
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #18 am: 04.03.2014, 16:58:22 »
Sharea nickte erleichtert; Tutari würde sie also tatsächlich begleiten. Sie brannte darauf sich mit Inadra unterhalten zu können; diese Elfe war ebenso interessant wie merkwürdig. Sie erwog, die Tutari und Inadra morgen zum Mittagessen und - wenn möglich - die beiden Halblinge. Doch erst einmal musste sie sie gefunden haben und sie konnte nicht sicher sein, dass sie die Zeit hätte. Zumal sie auch noch mit Professor Langster reden musste um ihm mitzuteilen, dass sie wie eine Weile nicht abkömmlich war.

"Der Treffpunkt ist morgen Abend im Labyrinth. Ich habe noch mehr Gespräche zu führen, aber wenn es euch nichts ausmacht würde ich gerne noch eine Weile bleiben, eurer Musik lauschen und ein wenig von euch erfahren - ich wüsste gerne mehr über das diejenigen, denen ich mein Leben anvertraue. Wenn ich euch jemanden vorstellen dürfte..."

Sie streckte den Arm aus und gab dem Falken, der das ganze immer noch recht versonnen beobachtete, ein Zeichen. Anscheinend wollte der Vogel ein wenig angeben, er landete mit soviel Schwung auf Shareas Arms, dass sie beinahe von der Kante des Beetes gefallen wäre. Danach schaute er sich unschuldig zwischen den beiden Frauen um...
« Letzte Änderung: 05.03.2014, 08:38:41 von Sharea »

Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #19 am: 04.03.2014, 23:35:26 »
Der Vogel passt zu euch. Ihr beide weist eine große Anmut in euren Bewegungen auf. Wenn alle Rekrutierten einen solchen Eindruck machen freue ich mich jetzt schon auf diesen Auftrag. Na dann werde ich euch noch etwas vorspielen wenn ihr es wünscht. Und während ich spiele könnt ihr euch ja ein paar Dinge überlegen was euch an mir interessiert. Ich werde mir Mühe geben eure Fragen so gut als möglich zu beantworten.

Dann fand die Querflöte wieder ihren Weg zu den Lippen der Elfe die mit ihrem Atem das Instrument zum Leben erweckte. Sie fing mit einer alten elfischen Weise an, in der von einer Königshochzeit die Rede war. Man hätte meinen können die beiden Frauen stünden inmitten der Hochzeitsgesellschaft so plastisch hörte und fühlte sich das Spiel der Bardin an.
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #20 am: 12.03.2014, 07:57:36 »
Für eine Weile dachte Sharea über all die Dinge die sie bewegten nach. Was sie wohl dort unten erwarten mochte, wie sie es schaffen konnte, die gesamte Gruppe rechtzeitig zusammenzustellen und wo sie möglicherweise Ersatz finden konnte, ob es wohl ihre Position an der Akademie gefährden konnte wenn sie einfach für eine Weile verschwand und wie lange sie wohl verschwunden bleiben mochten... Kurz tauchten die Gedanken an die düsteren Geschichten wieder auf, die sie aus der Tiefe gehört hatte.

Doch der Lieblichkeit von Tutaris Spiel und des Ortes konnte sie sich auf Dauer nicht entziehen. Von ganz allein entspannte sie sich, begann zu lächeln und wippte leicht mit dem Haupt während sie lauschte. Ihre Gedanken wanderten zu schöneren Dingen - dem letzten Einigkeitsfest, ihrer Halbschwester, die sie sehr vermisste, ihrer Mutter mit der es ihr ähnlich erging, dem Paradies von Sturmheim. Teleron, ihr Falke schien zu spüren, dass sie sich wohl fühlte und erwiderte die Wärme ihrer Gedanken.

Als Tutari absetzte und klatschte Sharea, wenn auch nicht allzu laut um das erhabene Refugium im Turm nicht zu stören, und lachte beinahe. "Ihr spielt wundervoll, Tutari. Ich fühle mich als sei ich in eine andere Welt und Zeit versetzt. Ich kann mir kaum Vorstellen, dass eine Düsterkeit gibt, die ihr nicht zu vertreiben vermögt. Wollt ihr mir erzählen von wo ihr kommt und wer euch musizieren gelehrt hat?"
« Letzte Änderung: 12.03.2014, 12:50:43 von Sharea »

Belanar

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #21 am: 12.03.2014, 11:51:18 »
Ein Tag war vergangen. Ein weiterer Tag verblieb. Kein Grund, sich Sorgen zu machen, aber Belanar war nervös. Shareas Observation hatte er bereits an den Grenzen der Tiefen fallengelassen und sich zurück in sein Versteck begeben. Sie war in keiner Gefahr und lieferte auch keinen Beweis, dass sie eine für Belanar darstellen würde. Es blieb also abzuwarten.

Belanar zählte stumm die Stunden und harrte aus. Es zählte zu den wesentlichen Eigenschaften eines guten Informanten, warten zu können. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, wie die Maus in der Falle zu sitzen, egal, wie oft er sich versicherte, völlig unbeobachtet zu sein.

Etwas stimmte nicht in den Tiefen.

Etwas lauerte dort draußen.






Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #22 am: 15.03.2014, 16:09:19 »
Tutari war über das Kompliment sichtlich glücklich.

Danke dass ihr das so seht. Ich habe meine Liebe zur Musik entdeckt als ein Minnesänger in unserer Ansiedlung auftauchte um jedem Interessierten die Musik näher zu bringen. Ich fand sein Flötenspiel so dermaßen anmutig, dass ich es unbedingt erlernen wollte. Die ersten Töne, bis er sich nach einer Woche wieder von dannen machte, ließ er mich auf seinem Instrument hervorlocken. Danach bettelte ich so lange an unserem Schmied herum bis er mir eine Flöte nach den Bauplänen des Barden, die mir dieser in einer Kopie gelassen hatte, fertigte. Ab diesem Zeitpunkt legte ich das Instrument fast keine freie Minute mehr aus den Händen. Und wenn ein Indiz für mein Können darin besteht, wieviele Tiere ich mit meinen Tönen aus dem Wald lockte, bin ich ganz zufrieden.


Auf die Frage nach ihrer Herkunft bleib die Elfe absichtlich die Antwort schuldig und hoffte, dass ihr dieses Verhalten nicht als Unhöflichkeit ausgelegt wurde.
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #23 am: 15.03.2014, 18:19:56 »
Das "Labyrinth" hatte seinen Namen zurecht. Wenn sie nicht wegen des Auftrags, Belanars merkwürdiger Bitte um Hilfe, die Aussicht auf ein 'Abenteuer' aber damit auch auf den Tod, hier wäre hätte sie der Ort fasziniert. Im Moment war sie geneigt dazu, zu platzen. Massiver Stein uralter Goblinarchitektur bildete die Wände und schluckte die allermeisten Geräusche, so dass nur ein leises Wispern, wie das Flüstern von tausenden Geistern, von den unzähligen Gesprächen zu hören war.

Immerbrennende Fackeln in allen möglichen Abstufungen von blutrot bis strahlend weiß bildeten den Großteil der Beleuchtung, und auch wenn nicht so spärlich verteilt wären, wäre es immernoch düster. Es gab überall Biegungen und Winkel, gerade war hier nichts und es gab auch keine zwei Räume die auf genau der gleichen Höhe lagen. Stufen führten manchmal zwei Meter hinauf und dann gleich wieder herunter. So unglaublich groß konnte diese 'Gaststätte' gar nicht sein, aber die Architektur war so verzwickt, dass sie die Größe überhaupt nicht einzuschätzen vermochte.

Die Bedienung schien mit all dem keine Probleme zu haben; Kobolde mit Tabletts, eine wuchtige Halborkfrau mit je einem Fass unter jedem Arm, eine anmutiger Elf einem bezauberndem Lächeln für Sharea huschten an ihr vorbei. Manchmal tauchten sie scheinbar aus dem Nichts auf - es gab hier zusätzlich unzählige Geheimgänge schien Sharea.

Die anderen Gäste schienen von jeder Art und Gesellschaftschicht zu sein - nur eines hatten sie gemeinsam, sie schienen alle Abenteurer zu sein. Jedenfalls trugen sie wirklich alle Waffen und wenn es nur, so wie sie, ein Dolch war und die wenigen, die zudem noch keine Rüstung trugen wirkten als seien sie wie sie selbst Zauberer der einen oder anderen Art.

Sie fragte sich zu den größeren Treffpunkten durch, mit einem Lächeln im Gesicht und einem flauen Gefühl im Bauch. Belanar würde sie hier unten niemals finden, aber er würde sie finden. Da machte sie sich keine Gedanken als sie den Blick durch den Raum mit der verrücktesten Ansammlung von Wesen, die sie jemals gesehen hatte. Ein Paladin der Silbernen Flamme in einer Rüstung die frisch poliert wirkte und wahrscheinlich magisch war saß da zusammen mit einer Elfe, deren nicht eben hübsches Gesicht mehr oder weniger dadurch kompensiert wurde, dass sie ihren drallen Körper mit recht schamlos knapper Kleidung zur Schau stellte und jedes Detail Magierin herausschrie, einem Kobold mit einer Laute und einem düsteren Halbelfen in abgenutzter aber hervorragend gearbeiteter Lederrüstung. Und alle schienen völlig selbstverständlich in einer vertrauensvollen Diskussion vertieft. Und alle hier strahlten eine solche Professionalität aus, dass sich Sharea ganz klein fühlte. Ob die Kerben an jenem Kampfstab dort wohl für erschlagene Trolle standen?

Von ihren Gefährten sah sie niemanden. Sie zauberte 'Licht' auf die Spitze ihres Speeres und setzte sich an einen freien Tisch. Die Bedienung zuckte nicht einmal mit der Wimper als Sharea bat einen hellen Traubensaft zu bringen und fragte sogar noch einmal nach, ob sie nach jemandem suche.

"Ja, in der Tat... wenn jemand nach der 'Weißen Dame' fragt, könntet ihr sie wohl auf mich aufmerksam machen? Es geht um drei Halblinge. Außerdem sucht eine Elfe namens Tutari Silberklaue nach mir, die mich unter einem anderen Namen kennt." sie war immer noch recht abgelenkt, brachte sich aber dazu die Frau direkt anzusehen und ein Lächeln zumindest zu versuchen. Teleron, der ihre Anspannung spürte, schmiegt sich kurz an ihre Wange and landete dann auf der Kante des schweren, uralten Eichenholztisches.

"Wird gemacht! Vielleicht hat ja schon jemand nach euch gefragt, ich lasse es euch dann wissen." gab die Bedienung - eine Menschenfrau, deren Kleidung für eine Bedienung so normal war, dass sie hier unten vollkommen herausstach - zurück und verschwand um eine Ecke. Sharea lehnte sich zurück und versuchte sich von dem merkwürdigen Ort bezaubern zu lassen, so ganz gelang ihr nicht und auch Teleron beägte die Katze eines Magiers sehr misstrauisch, doch langweilig würde es hier sicher nicht werden.
« Letzte Änderung: 15.03.2014, 21:50:52 von Sharea »

Belanar

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #24 am: 20.03.2014, 11:32:31 »
Belanar wachte schweißgebadet auf. Er schlief generell wenig, aber diesmal hatte er beinahe die gesamte Nacht kein Auge zu bekommen. Obwohl es so tief in der Erde, nah den Schmiedeöfen der Zähne, warm war, fror er entsetzlich. Er sprang aus seinem Bett und entfachte im kleinen Ofen ein Feuer, um seine zitternden Glieder zu beruhigen.

Sein Blick fiel auf die Tür. Der Faden, den er am schmalen Türspalt befestigt hatte, war unangetastet. Hier hatten sie ihn also noch nicht gefunden. Belanar rieb sich seine klammen Finger. Er wusste bereits, dass Inadra als verschwunden galt; unauffindbar. Den Rest hatte Sharea anscheinend kontaktieren können, zumindest war sie in Gestalt der Halblinge und der Elfe gesehen worden.

Inadras Verschwinden stimmte ihn nicht weiter nachdenklich. Sie war eine Söldnerin. Vielleicht hatte sie einen Auftrag angenommen, der ein plötzliches Verschwinden erforderlich machte. Vielleicht hatte sie sich aber auch einfach überschätzt und lag nun mit dem Gesicht voran im Rinnstein einer der unzähligen Straßen. Wer weiß das schon.

Belanar löschte das Feuer, packte seine Sachen und hinterließ den Ort wie gewohnt spurenlos.


Im Labyrinth entspannte er sich ein wenig. Hier aufzufallen, war beinahe unmöglich. Gleich drei Männer glichen ihm in Kleidung, Haltung und Statur. Abenteurer. Belanar wusste immer noch nicht, ob er für diese Gestalten Verachtung oder Bewunderung empfinden sollte. Er hatte sich informiert. Vertreter aller fünf Königreiche tummelten sich hier. Veteranen des letzten Krieges wie blutjunge Neuankömmlinge. Hochgewachsene, stolze Krieger aus dem dunklen Karnak, aber auch Halblinge der Ebenen, Elfen der Wüstenstädte und Prediger Thranes.

Was suchten sie alle am Boden der Stadt der Türme? Warum waren sie hier unten? Einige musterten das Labyrinth mit Ekel und man sah ihrer Kleidung an, dass sie mit Leichtigkeit zu den höheren Ebenen Zugang bekommen könnten. Alleine mit der Brosche, die ein junges Mädchen trug, würde Belanar wahrscheinlich Papiere kaufen können, die ihm eine Flucht in die Höhen ermöglichen würden. Aber sie waren hier.

Belanar hatte Sharea bereits seit einer ganzen Weile entdeckt, aber da sie noch alleine war, wartete er in den Schatten. Er ging nicht davon aus, dass sie gescheitert war. Wenn, wäre sie nicht erschienen, musste sie doch damit rechnen, dass ein Scheitern Konsequenzen haben würde.

Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #25 am: 22.03.2014, 10:44:43 »
Irgendwann machte sich dann auch Tutari auf den Weg zum Treffpunkt den ihrer Werberin angegeben hatte. Ins Labyrinth solle sie kommen hieß es. Sie wusste nur wenig über die Örtlichkeit. Aber sie wusste, dass es sie wahrscheinlich nicht dorthin verschlagen würde wenn dieser Auftrag nicht wäre. Aber die Elfe wollte etwas neues erleben - neue Türen aufstossen. Und deswegen befand sie sich jetzt auf ihrem Weg.

Angekommen an ihrem Treffpunkt schweiften die Augen der Bardin zuerst durch den gesammten Schankraum und sie nahm mit etwas Erleichterung wahr, dass es sich bei den Gästen mitnichten um etwaigen Abschaum handelte. Die meisten würden als Abenteurer durchgehen und waren auch besser gekleidet als man es hier vermutet hätte. Dann fielen ihre Augen auf Sharea und wie beim ersten Treffen wuchs ihre Neugier wie ihre Zuhörerin wohl ohne Gewänder aussehen würde. Ich muss aufhören an solchen Sachen zu denken schalt sie sich selbst. Ich weiß nicht einmal ob Sharea solche Neigungen in sich trägt oder ob sie zurückschrecken bzw. böse darüber werden würde.

Dann richtete sie ihre Schritte aber doch zielgerichtet auf das Objekt ihrer Neugier. Angekommen bei Sharea kam ihr etwas leiser über die Lippen. " Na Frau mit den musikgeneigten Ohren so alleine ? " und ein Grinsen überzog ihr Gesicht.
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #26 am: 22.03.2014, 20:53:17 »
"Da bin ich mir nicht so sicher - Geschöpfe die nicht gesehen wollen, werden hier auch nicht geshen." Sie schmunzelt und dachte einen Augenblick über eine angemessene Erwiderung nach. "Hallo, schöne Frau mit den Lippen die Musik so wundervoll formen können. Setzt Euch!"

Sie seufzte. Allmählich machte sie sich ernsthaft sorgen. Wo steckten die denn alle bloß? Im Grunde könnte sie das Geld auch zurückzahlen und ein bisschen was oben drauf legen, aber das war ja nicht der Sinn des Ganzen. Irgendetwas ging da unten schief, irgendwas lauerte da und sie wollte wissen was es war...

"Es ist schön, euch zu sehen. Ich mache mir aber sorgen um die anderen, die ich rekrutiert habe. Na, eine klare Zusage habe ich von denen nicht bekommen..." sie war so durch den Wind, dass sie einfach weiter plapperte, auch wenn das normalerweise nicht ganz ihre Art war. "Ich hatte denen das Geld direkt auf den Tisch gelegt, die haben sich aber nicht darauf eingelassen. Wollten aber hier am Treffpunkt erscheinen." Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen und bemerkte anschließend, dass Tutari sie immer noch recht aufmerksam beäugte. "Äh... stimmt was mit meinem Kleid nicht?"
« Letzte Änderung: 22.03.2014, 20:59:07 von Sharea »

Tutari Silberklaue

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #27 am: 23.03.2014, 09:35:30 »
" Ja das bisher noch keiner erschienen ist halte ich auch für merkwürdig. Aber wenn für eurem bzw. unserem Auftraggeber die Sache eine solche Wichtigkeit besitzt wird er sicherlich nichts dagegen haben, wenn ihr einen Ersatz für diejenigen sucht die offensichtlich das Interesse an dem Auftrag verloren oder anderweitig ein Problem haben. Also verbannt die Sorgenfalten aus eurem Gesicht, sie graben sich nur in eure schöne Haut ein. "

Nach diesen Worten setzt sich die Elfin hinter ihre Gesprächspartnerin und beginnt mit sanftem Druck ihrer kühlen Hände deren Nacken und Schultern zu massieren, bevor sie weiterredet.

" Und warum sollte mit eurem Kleid etwas nicht stimmen ? "

fragt Tutari während ihre Fingernägel sich ihren Weg durch die Haare von Sharea bahnen und mit einer Massage der Kopfhaut fortfahren.

" Vielleicht habe ich mir nur überlegt, welch schöne Rundungen es verbirgt "
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Sharea

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #28 am: 23.03.2014, 12:05:12 »
"Das ist mal sehr direkt..." dachte Sharea. Selbst wenn Tutari ein Mann wäre hätte sie darauf erst einmal abweisend reagiert - wenn auch gegebenfalles mit einer unterschwelligen Botschaft es weiter zu versuchen. Das Elfen es bei den Geschlechtern nicht so genau nahmen war ihr bekannt; immerhin waren Khoravar[1] da auch nicht ganz so verklemmt wie Menschen, es war einfach nur äußerst unüblich. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst wäre, würde sie sich eingestehen müssen, dass sie schon ziemlich romantische Phantasien in Bezug auf ihre eigene Halb-Schwester gehabt hatte... aber das war etwas anderes. Zumal es in gewisser weise Verrat an ihr war, so etwas auch nur zu denken.

Sie hielt Tutaris Blick für mehrere Sekunden, musste aber mehrmals blinzeln während sie überlegte, wie sie darauf reagieren sollte. Grundsätzlich war ihre Offenheit und eine gewisse Lüsternheit ein Zug von Tutari, den sie als sympatisch empfunden hätte, wäre nicht gerade Sharea selbst das Ziel eben jener Lust gewesen wäre. "Nicht viel andere als bei euch, möchte ich vermuten..."

Sie schob Tutaris Hände sanft beiseite.

Na, das hatte mal lahm geklungen. Wenn sie jetzt weiter beim "ihr" bleiben musste würde sie platzen, auch wenn Tutari das "du" zuvor abgewiesen hatte indem sie beim "ihr" geblieben war, würde sie platzen. "Also, ich mag es wirklich außerordentlich, wenn jemand gefallen an mir findet, aber ich fürchte, diese Art der Zuneigung kann ich so nicht erwidern. hmmm..." Kurz dachte sie nach, wobei auch andere, drängendere Probleme sich wieder in ihren Geist schlichen. "Magst du grundsätzlich lieber Mädels? Da wir ja tatsächlich noch Verstärkung suchen wäre das vielleicht der geeignete Augenblick mich wissen zu lassen, welche ich denn fragen soll, ob sie Lust auf ein Abenteuer hat. Ansonsten könnte es nämlich passieren, dass ich große, starke Männer zuerst anspreche." Das hätte sie so zwar keinesfalls getan, doch sie suchte verzweifelt nach Möglichkeiten die Situation zu retten.  Das betretene Schweigen mit dem sie zuerst reagiert hatte, hatte schon viel zu lange gedauert. Vorsichtshalber setzte sie also noch einmal nach und versuchte es mit offensiver Offenheit: "Also ich persönlich muss manchmal einfach..." sie beugte sich ein wenig vor und flüsterte Tutari ein wenig von ihren eigenen Phantasien und Wünschen zu - die sich alle auf Männer bezogen.

"Ich bin ziemlich neugierig was dich so treibt." fuhr sie fort nachdem sie sich zurückgelehnt hatte. Was die Wahrheit war; es wäre nicht ganz so interessant wie bei einem schwulen Mann, aber eine andere Perspektive konnte manchmal verblüffende Einsichten offenbaren. "Aber erst mal sollten wir unser Mitstreiter-Problem lösen. Meine eigene Kontaktperson kommt auf jeden Fall noch, aber wir brauchen mehr. Wen soll ich ansprechen? Deine Wahl."

Ganz nebenbei hoffte sie noch nicht irgendetwas ganz fürchterlich missverstanden zu haben. Dann konnte sie nur hoffen, dass Tutari sehr viel Humor hatte. Ein Abenteuer war ihre Unternehmung jedenfalls jetzt schon wenn auch nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Hier unten, in den unteren bewohnten Ebenen, konnte man das lauernde Wummern der Maschinen deutlich spüren. Sie war zutiefst beschämt wie schlecht sie bis jetzt vorangekommen war.
 1. Halb-Elfen
« Letzte Änderung: 23.03.2014, 18:32:03 von Sharea »

Jabiru

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Kapitel 1: Fremde im Schatten
« Antwort #29 am: 25.03.2014, 15:19:45 »
"Nicht nötig wildfremde Kerle anzusprechen. Der kleine, starke Mann ist da."
Während des Gesprächs der beiden Frauen sind die beiden Halblinge an den Tisch herangetreten.
Jabiru setzte sich und ließ sich einen Becher Wasser bringen. Obwohl er einem guten Bier eigentlich nicht abgeneigt ist, wollte er außerhalb von Kämpfen einen klaren Kopf bewahren, vor allem in dieser Umgebung.
"Mein Name ist Jabiru. Wie nennt man Euch?", fragte der Halbling die Elfe. Sein anerzogene Abneigung gegen die großen Spitzohren konnte er in Sharn fast vollständig ablegen. Hier gab es keine valenarischen Plünderer, zumindest nicht im klassischen Sinne. Sowieso fand er es schwachsinnig Leute nach ihrem Volk zu beurteilen. Nirgendwo wurde das deutlicher, als in der Stadt der Türme.

"Wie groß wird die Gruppe sein?", fragte er Sharea. "Vier Personen könnten schon reichen, ich habe auch schon mit weniger Leuten gearbeitet."