Während der Soldat die nächsten Worte vorbrachte, wollte Penelope schon erneut beruhigend auf Aurelia einwirken, doch bemerkte sie, wie sich ihre Haltung änderte. Statt sich noch weiter aufzurichten und die Fäuste zu ballen, lehnte sich ihre Herrin leicht zurück und verschränkte die Arme. Ihr ernstes Gesicht und die schmalen Augen sah sie nicht, konnte sie aber erahnen. Ihr ehemaliger Zögling hatte sich gesammelt und würde vernünftig reagieren.
Unter normalen Umständen hätte sie den Kerl einfach entfernen lassen, aber sie konnte sich der Unterstützung der anderen Herren nicht sicher sein. Also plante sie ihre Reaktionen umso gründlicher. Seine ersten Worten provozierten dementsprechend nur ein gefährlich ruhig vorgetragenes: "Das Ihr hinter eurer Maske überhaupt etwas anderes als euren eigenen berufsbedingten Aasgeruch wahrnehmen könnt." Darüber, dass sich Guirmean nicht zu einer Dummheit hinreißen ließ, war sie froh. Hatten ihre Worte vorher hier fruchtbaren Boden gefunden?
Nobiliors Mangel an Erwiderung wider den Soldaten und ihrer eigenen Aufforderung fiel ihr auf. Besonders, da er sie deutlich beobachtete. War dies ein Test oder war sie bereits zu forsch gewesen? Auch die Option, dass er gar nicht der Einladende war, verlor sie nicht aus den Augen. Die vom Soldaten geäußerten Vermutungen konnte sie nur zu einem gewissen Teil nachvollziehen, was erneut ein Indiz für einen Wissensvorsprung auf seiner Seite war. Den übelsten Angriff, der auf ihre Ehre zielte, musste sie ziemlich ungebremst hinnehmen. Sowohl Schweigen als auch vehementes Dementi würden sofort als Bestätigung genommen werden. Der Fluch meiner Geburt. Auch wenn ihr ihr Leben bisher gefallen hatte, gewisse Einschränkungen und andersartige Behandlung musste sie in Kauf nehmen. So erwiderte sie: "Die Anwesenheit der weiteren Geladenen sollte deutlich machen, wie realistisch eure Vermutungen sind."
Als der Soldat geendet hatte und sie aufforderte, gab sie den Höherrangigen noch einen Augenblick Gelegenheit, zu reagieren, doch sie taten es nicht. So trat sie denn gemessen einen halben Schritt vor, ohne ihre Armhaltung zu verändern, und betrat damit den Ring, den die anderen bildeten. Soso, wenn das also euer Wunsch ist, könnt ihr einmal sehen, was wahre Römer beherrschen. Sogar wenn sie eine Frau ohne rhetorische Ausbildung sind.
Ihr nächster Atemzug schein sie noch präsenter zu machen, dann tönte ihre volle Stimme durch den begrenzten Raum: "Nun, 'einfacher Soldat', wie ihr wahrgenommen zu werden wünscht, ihr habt darin recht, dass ich einen Vorschlag auf eure Anregung hin gemacht habe und gewillt bin, als Moderierende zu wirken, und werde dies auch. Doch seit ihr nur wenig darauf eingegangen, da ihr ihn als 'windschief' bezeichnet habt. Wenn ihr Vertrauen haben wollt, müsst ihr es wie alle verdienen. Doch bin ich weiter bereit, Beispiel zu geben: Ihr sagt, wir mögen von der Annahme ausgehen, jemand hätte allen Anwesenden Briefe zukommen lassen, deren Inhalt einen Zwang, hier und jetzt zu erscheinen, ausübte. Nun suchen die Geladenen einen Weg zum Umgang miteinander. In diesen Grenzen hielt und halte ich es für angebracht, dass man verbindende oder trennende Elemente sucht, um von dort den Schritt zum Motiv des Gastgebers zu machen. Ich weiß vieles über die Anwesendenden und habe Theorien, doch bedürfen diese der STütze durch weitere Informationen." Ihr Blick schweifte einmal über die anderen, dann fokusierte sie die Maske erneut: "füllen wir eure Vermutungen doch einmal, wenn ihr schon selbst noch nicht bereit seid, euch zu positionieren, was eine Grundlage zur Zusammenarbeit entsprechend eurer Anregung gäbe. Die Verbundenheit meiner Familie zu Rom und der Republik sind bekannt, die Nähe zu Pompeius ebenso. Meine Geburt und das Bündnis verpflichteten uns zur Neutralität. Andere hier gehören jeweils in verschiedene Lager, ob eher Cäsar oder der Republik nahestehend, hier ist die gemeinsame Linie wohl nicht zu suchen. Bei dem, was wir bieten, sieht es nicht besser aus. Vor allem, wenn man im Anbetracht des Botschaftsinhalts annehmen muss, das es dem Ladenden auf anderem Wege nicht möglich ist, es zu bekommen." Ihre Arme öffneten sich endlich und die Hände wiesen locker auf Guirmean und den Soldaten: "Starke Schwertarme? Politischer Einfluss?", nun drehte sie sich so, das ihre Rechte auf Nobilior wies, während sie ihre linke einklappte und locker gegen ihre Schulter baumeln ließ. Weiter wies die rechte auf Gracchus: "Vermögen? Wissen?", jetzt war sie bei Penelope angelangt. "Oder die Macht des Wortes?", diesmal war ihre linke heruntergerutscht, während ihre rechte auf den Dichter wies.
Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah sich um: "Ihr seht, das es mehr als reine Spekulation braucht und es uns die Vorteile brächte, besser miteinander auszukommen und dem Grund der Ladung auf die Spur zu kommen, wenn wir Informationen austauschen. Der 'einfache' Soldat schlug vor, uns zu Rom, Cäsar und der Republik zu positionieren, ihr kennt meine, wie ist eure? Oder habt ihr andere Schlagworte, zu denen die Haltung der Anwesenden Licht in das Mysterium bringen könnte?" Sie ließ die Arme sinken und trat an den Rand des Ringes zurück.