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Autor Thema: [1. Akt] Letztes Aufgebot  (Gelesen 72230 mal)

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[1. Akt] Letztes Aufgebot
« am: 18.03.2014, 23:31:36 »
Heulende Kälte


Wir schreiben das Jahr 1373 DR. Es ist nicht einmal ein Jahr her, dass Niewinter von einer grauenhaften Seuche heimgesucht wurde und ein anschließender Krieg mit dem Erzrivalen Luskan die Stadt verwüstete. Nur die Hilfe eines mutigen Helden konnte die völlige Vernichtung in letzter Sekunde abwenden.

Die Bewohner von Niewinter glauben nun, alle Feinde bezwungen zu haben, und machen sich daran, die Ruinen der Stadt wieder aufzubauen. Sie schwelgen in falscher Sicherheit und vergessen es, ein Auge auf die umliegenden Länder zu haben.

Im Westen wird in diesen Tagen eine neue Bedrohung groß. Horden von Orks haben sich versammelt, um Rache zu nehmen an den Menschen und Elfen, die sie vor vielen Jahrhunderten zwangen, sich in die eisige Kälte der Berge zurückzuziehen.

Der mutige Held von einst gilt als verschollen. Niewinter braucht die Hilfe neuer Helden.
« Letzte Änderung: 26.05.2015, 19:24:36 von List »
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[Prolog] Letztes Aufgebot
« Antwort #1 am: 23.04.2014, 21:49:21 »
Sie hatten sich etwas aus den Augen verloren, aber genau nach einem Jahr hatten sie sich wieder gefunden. Sie hatten sich nicht wirklich verabredet, sondern sie waren einfach auf gut Glück in ihre frühere Stammtaverne, den "verfallenen Turm", gekommen, in der Annahme, dass die anderen vielleicht denselben Gedanken gehabt hatten. Tatsächlich hatte sich der Tag fest eingebrannt und es waren alle gekommen, mancher war sogar aus einem anderen Land angereist. So saßen sie nun beisammen. Jeder hatte einen großen Krug Bieres der Hausmarke vor sich stehen (was im Falle des verfallenen Turm bedeutete, dass es auch keine Alternative gab). Sie hatten sich einiges zu erzählen. Was sie in der Zwischenzeit so gemacht hatten, wo sie sich rumgetrieben hatten, wer vielleicht schon eine Familie gegründet hatte (wirklich keiner?) und bei wem das Schwert oder der Dolch noch immer so scharf war, wie eh und je. Eine ganz gute Stimmung entstand. Mittlerweile hatte sich auch Brandis dazugesellt, welcher die Gruppe noch aus Akademiezeiten her kannte.

Dann jedoch, zu etwas vorgerückter Stunde, wurden die Gespräche ernster. Es drängte die Gefährten, jenes anzusprechen, weswegen sie alle hier waren: es war der Todestag von Sala. Vor genau einem Jahr war sie gestorben, bei ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer. Es war ein trauriger Verlust gewesen und an weitere Abenteuer war damals nicht zu denken, weshalb sie sich verloren hatten.

Man tauschte Erinnerungen aus und sprach darüber, was Sala immer so getan und immer gesagt hatte. Es war Brandis, der wiederholt darauf drängte, die ganze Geschichte zu hören. Nachdem sie Blicke ausgetauscht hatten, war es schließlich Galumaw, der anfing:

"Nun, das ist etwas mehr als ein Jahr her. Wir hatten damals von Salyndra Shaern, der Hohepriesterin des Oghma Tempels, den Auftrag bekommen, in den Bergen im Nordosten von Niewinter nach dem Verbleib einer Karawane zu forschen. Diese war schon seit Tagen überfällig und es gab keine Spur von ihrem Verbleib. Es gin insbesondere auch um ein gewisses, magisches Artefakt, welches im Tempel untersucht werden sollte. Sie gab uns eine Karte, auf der die üblichen Handelsrouten eingezeichnet waren und so machten wir uns auf die Suche. Wir begaben uns dann in die Berge - Himmel war das eine miese Kälte dort! - und fanden schließlich auch Spuren von Pferden und Wagenrädern. Es schien ganz so, als ob die Pferde und die schwer gerüsteten Wachen den Pfad verlassen hatten und die Handelsleute zurückgeblieben waren. Es musste wohl ein perfide geplanter Hinterhalt gewesen sein, da wir auch einige Leichen der Händler bei der Karawane fanden - und etwas weiter auch die Leichen der Wächter. Es war offensichtlich, dass die Karawane von zwei Gruppen von Feinden angegriffen wurde, eine Gruppe, die sich um die Wächter kümmerte und eine, die die Karawane überfiel."

Vianesca fiel ihm ins Wort: "Zumindest am Anfang dachten wir, dass es zwei Gruppen handeln musste, die mit einander zusammenarbeiteten. Als wir uns die Leichen aber näher ansahen, fiel uns auf, dass sie durch ganz verschiedene Waffen ums Leben gekommen sein mussten. Die Wächter waren offensichtlich durch schwere Hiebwaffen ums Leben gekommen, wahrscheinlich Äxte. Wir fanden auch eine zerbrochene Axt unweit der Leichen. Einige der Händler waren aber dann auch durch roh gefertigte Pfeile ums Leben gekommen. Unter den Leichen fanden wir zudem auch zwei Orks, ebfalls erschossen. Spätestens jetzt war uns klar, dass Orks die Karawane überfallen hatten und dann durch eine andere Gruppe überrascht worden war. Wir waren uns aber auch sicher, dass zumindest einige der Händler überlebt haben mussten. Wir fanden Fußspuren, die tiefer in das Bergland führten."

Donald führte die Geschichte weiter: "Die Sache lässt mich bis heute noch nicht los. Wie ihr wisst, glaube ich, dass mein Onkel Jorgen die Karawane begleitete. Er war immer mit dieser Gilde unterwegs gewesen. Seinen Leichnam haben wir nie gefunden. Ich bete, dass er noch am Leben ist." Donald schien einen Moment nachzudenken. "Außerdem war da noch etwas. Die Angreifer hatten die Fässer und Truhen zerschlagen. Überall war das Bier ausgelaufen. Einen Überfall können wir also ausschließen. Doch warum hatten die Angreifer die Fässer zerschlagen? Hatten sie etwas gesucht? War es das Artefakt, dass sie suchten oder etwas anderes? Gal, sagtest Du nicht, dass auf den Fässern das Zeichen eines Händlers aus Niewinter eingebrannt gewesen war?"

"Ja genau. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass in der Stadt über den Überfall groß gesprochen wurde, ganz so als ob der Händler seine Fässer und Truhen nicht vermisste. Oder als ob er nicht wollte, dass die Sache bekannt wurde."

"Was ist dann passiert?", fragte Brandis ungeduldig. Ihn schien die ganze Geschichte ziemlich zu erregen.

"Nun, wir sind natürlich den Fußspuren gefolgt.", sagte Vianesca.

"Oder seid zumindest irgendwelchen Spuren hintergelaufen." rumpelte Bärs tiefe Stimme, mit einem polternden Lachen. " "Bär hat den Haufen gerade noch davon abhalten können, in ein Hochmoor zu trampeln. Bär war selbst auf Schweinsnasenhatz. Also hat Bär den Haufen also genommen und..."

Bär unterbrach sich und nahm erstmal einen tiefen Zug, Zeit genug für Vianesca erneut die Rede an sich zu reißen. Für sie war die Stimme des Zwerges seid je her unangenehm, zu harsch, ohne Melodie, ohne Gefühl für die Sprache die so offensichtlich nicht seine Muttersprache war. "Hast uns zum Lager der Orks geführt. Es müssen so an die zwanzig...",

Gal blickte kurz aus seinem Bierkrug auf, "Mindestenst!"

"... Orks gewesen sein und"

"... Vergiss nicht die Söldner!"

"Wir konnten auch ein Zelt mit Menschen in Rüstungen erkennen. Offensichtlich Söldner, und wie es die Natur der Sache vermuten ließ, diejenigen, die die Orks auf unsere Handelswege angesetzt hatten." fuhr die Bardin ungerührt von den Worten Gals fort. Doch sie hatte den kurzen Blick den Gal ihr zugeworfen hatte verstanden, und fuhr daher etwas weniger detailiert fort, erkennend dass Gal wohl nicht wollte, dass jedem seine Rolle bei der Ausspähung des Lagers offenkundig wurd.

"Es bedurfte nur ein wenig List, und das Orkblut begann zu kochen. Wir vermuten, dass ihr Anführer von einem der Menschen getötet worden war, und das sie sich ihnen aus reiner Furcht angeschlossen hatten. Doch war nun einige Zeit vergangen, und sie wollten sich nicht unterjochen lassen, oder der neue Anführer war nicht mehr im Lager. Auf jeden Fall war die Stimmung gereizt, und wir haben es ausgenutzt. Diejenigen die überlebt hatten und nicht geflohen waren," ein Seitenblick zu Bär rief ihr das Brüllen der Raubkatze in die Erinnerung zurück, und die unausgesprochene Wahrheit, dass wohl zumindest kein Ork lange geflohen war, "konnten uns und vor allem Sala, nichts in den Weg stellen. Ein Fels, unnachgiebig, mit einer Kraft und Energie, die selbst die unseres Bären in den Schatten stellte."

Einig hoben die Gefährten ihre Humpen, und aus ihren Kehlen erklangen bestätigende Rufe. Es wurde getrunken, und es war ihnen anzusehen, dass sie Vianesca nur zustimmen konnten, aber auch wußten wie die Geschichte weitergehen würde.

"Wir besiegten sie. Alle Söldner hatten im Nacken eine rote Rune eintätowiert. Und das es mehr als eine Rune war merkten wir als wir eine der Leichen befragen wollten. Rote Flammenzungen frassen den Körper bevor er uns antworten konnte." Die Pause der Bardin hinterließ eine atemlose Stille im Raum und gerade als Brandis erneut fragen wollte fuhr die Bardin fort. "Es brauchte nicht mehr das Gejammer des letzten lebenden Orks um zu verstehen, dass es wohl ein Magier war, dem die Söldner verpflichtet, und der die Orks eingeschüchtert hatte. Wir machten uns daran die Identität des Magiers herrauszufinden. Wir fanden einige Münzen aus Thay bei den Söldnern, was uns zumindest einen Hinweis gegeben hat. Außerdem war in dem Zelt noch die Kiste." Diesmal war die Pause nicht spannungsgeladen, sondern es wurde geseufzt. Kein Schwert hatte ihm etwas entgegengesetzt aber diese Kiste. Im nachhinein war es für jeden leicht zu sagen, hätte ich, dann wäre nicht, und Gal sah ind en Augen seiner Gefährten ähnliches aufblitzen. Er hätte wissen müssen, dass eine Truhe mit goldenen Beschlägen gesichert sein mußte. Wer außer ihm hätte es wissen können? Und dennoch, er hatte seine Frieden gefunden, sich mit der Situation arrangiert.

Doch es war Manus der mit wohl temperierter Stimme das Wort ergriff und das aussprach, was in der Luft lag. "Und Sala öffnete die Kiste. Von dem Zelt blieb nicht viel übrig, wir haben durch den Feuerball mehr gelitten als durch die Schwerter der Söldner oder die Äxte der Orks. Und Sala wurde von ihrem weltlichen Leiden erlöst. So Tempus will, sitzt sie nun an seiner Tafel, sie war eine Heldin, dass ist nicht abzustreiten."
Erneut hoben sich die Krüge. "Auf Sala."
« Letzte Änderung: 23.04.2014, 21:50:32 von List »
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List

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[Prolog] Letztes Aufgebot
« Antwort #2 am: 23.04.2014, 22:10:57 »
Sie stießen kraftvoll an, so dass ein wenig Bier verschüttet ging und sich in der Mitte des Tisches zu einer Pfütze sammelte. Nachdem sie getrunken hatten, entstand eine kleine Stille. Jeder ging seinen Gedanken nach. Im Hintergrund zeigte das Bild, welches vielleicht die Seele Llomonauvels aufgenommen hatte, die endlosen Landschaften des Berglandes. Eine schon fast friedliche Atmosphäre entstand. Sie konnten nicht ändern, was geschehen war. Alles was ihnen blieb, war das Andenken an Sala. Und das Andenken war für sie gleichsam zur Pflicht geworden, es immer bei sich zu tragen, und ihm Ausdruck zu geben. Jeder in seiner Weise. So lebte Sala in gewisser Weise in ihnen fort.


Brandis
In diesem einmütigen Moment, war es nur Brandis, der etwas betreten dreinblickte. Sie dachten daran, dass es ihm nun unangenehm war, so darauf gedrängt zu haben, dass die Geschichte erzählt wurde. Aber das war es nicht. Er räusperte sich: "Ich vermisse das Abenteurerleben.", hob er an. "Es ist schon fast ein Jahr her, dass ich das letzte Mal mein Schwert geschwungen habe. Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Ich habe eine gute Stellung erhalten in der Stadtwache und auch wenn nicht so viel bei rum kommt, kann ich eigentlich nicht klagen. Doch für dieses Glück bin ich nicht geschaffen. Ich brauche einfach einen Auftrag und die Verbundenheit mit den Kameraden, mit denen man Triumph und Schmerz teilt. Der Kampf ist ein Wahnsinn. Im einen Moment kannst Du der Klinge ausweichen und im nächsten wirst Du getroffen und liegst blutend auf dem Boden. Doch ich schwöre Euch, in keinem Moment fühle ich mich so lebendig, das Leben ist mir nie so wichtig, als wenn ich Aug' in Aug' mit meinen Feind um den Sieg streite. Wenn das ganze Leben auf dem Spiel steht, erst dann spüre ich, welcher Schatz mir die Götter in die Hände gegeben haben. Ich wünschte, ich könnte wieder ausziehen, so wie früher."

« Letzte Änderung: 23.04.2014, 22:14:29 von List »
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Vianesca

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« Antwort #3 am: 23.04.2014, 23:49:46 »
Vianesca hatte selbst während der stilleren Momente des Gespräches und Abends ihr Lächeln nicht verloren, auch wenn es manchmal etwas wehmütig oder nachdenklich wurde. Wie die meisten Diener Lliiras war auch sie der Meinung, dass Trauer und schmerzliche Gedanken ihren Platz hatten, aber niemals die Freude verdrängen durften. So hatte sie doch stets auch die guten Erinnerungen im Kopf, sowie das wissen, dass ihre damalige Gefährtin ihren Platz unter den Göttern eingenommen hatte und dort gewiss gut aufgehoben war.

"Ich liebe nicht den Kampf, weiß Lliira, aber ich kann eure Worte verstehen. Auch ich habe Leidenschaften, welche ein einfaches Leben als Tempelpriesterin nicht erfüllen könnte. Neue Dinge sehen und erleben, Fremde zu Freunden werden lassen, jenen zu helfen, die in Not sind.. und, ich muss auch zugeben, die Früchte des Erfolges genießen und Anerkennung finden. Das letzte Jahr als Ausrichterin von Festen, Tänzerin und Feiernde war erfrischend, aber mein Herz schlägt nun nach einem anderen Lied im elysischen Tanz."

Silas Kaleva

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« Antwort #4 am: 24.04.2014, 13:55:08 »
Silas hatte dem Bericht seiner ehemaligen Gefährten schweigend verfolgt und nichts hinzugefügt, selbst wenn er die ein oder andere Tatsache anders in Erinnerung gehabt hatte. Abwesend strichen seine schwieligen Hände über den silbernen Anhänger auf seiner schweren Lederkleidung. Die anderen wussten es nicht, doch er machte sich große Vorwürfe wegen ihres Verlustes. Er hätte etwas tun müssen, zwar wusste er bis heute nicht was genau, doch er war sicher, das es seine Schuld war. Schließlich war seine Macht nicht groß genug gewesen sie zu retten.

Mit leicht glasigem Blick sah er betrübt in den Bierkrug hinein und wünschte sich nicht zum ersten Mal das ein Lebewesen genauso leicht reparierbar sein würde, wie all die Werkzeuge und Waffen die Tag für Tag auf seinem Amboss landeten. Doch wie die anderen Hob er den Krug zum Gruß an die verstorbene Gefährtin.

Als seine ehemaligen Gefährten nun von erneuten Abenteuern sprachen, nahm er einen weiteren tiefen Zug des Bieres und sah dann in die Runde.

"Ich verstehe eure Gedankengänge und auch was euch antreibt. Glaubt mir, seit der Seuche und den Untoten verbringe ich die Tage in meiner Schmiede. Anfangs war die Arbeit noch erfüllend, doch mittlerweile beschäftigt sich ein Großteil meiner Tage mit Hufeisen, Sensen und allerlei Bauernwerkzeug. Bedenkt jedoch, sollten wir uns erneut auf dieses Leben einlassen, müssen wir besser vorbereitet sein."
« Letzte Änderung: 24.04.2014, 13:56:04 von Silas Kaleva »

Manus

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« Antwort #5 am: 24.04.2014, 16:30:27 »
Manus genoß den Abend mit alten Bekannten. Die Erinnerung war frisch, auch wenn einige Zeit vergangen war. Die Bericht erweckten die Taten wieder zu neuem Leben und doch blieb seine Zunge lange ruhig. Länger als gewöhnlich aber vielleicht war es gerade die Vertrautheit, die es ihm erübrigte viele Worte zu sprechen.

"Wenn ihr die Rastlosigkeit spürt, dann habt ihr schon das Zeichen bekommen und musst nur einen Schritt vor den anderen tun. Das Feuer in eurem Inneren glüht noch, trotz der Routine der Wache. Es lässt euch nur einen Moment Innehalten. Die bleierne Ruhe des Alters hat weder euch noch uns erreicht." Manus sprach plötzlich schnell, fast hektisch in Richtung Brandis und schaute auch zu den anderen. Fast geriet er wie manchmal wieder ins dozieren, eine Angewohnheit, die nicht bei jedem gut an kam und für die er das ein oder andere Mal bereits geneckt worden war. Doch er konnte sie nicht recht ablegen.

"Das Leiden der Stadt zeigte sich in den vergangenen Monden überdeutlich. Ilmater hat mich die Wunden und das Verzweifeln spüren lassen und esüberwältigt selbst die festesten im Glauben. Krieg, Kampf, Blut, viele Dinge haben Niewinter und den Bewohnern zu gesetzt. Kampf um des Kampfes willen habe ich nie geschätzt, aber wo Unrecht geschieht, da muss manchmal das Leiden nicht nur ausgehalten werden, sondern die Quelle des Übels auch beseitigt werden. Es sind noch einige der Fragen unbeantwortet. Auch ich habe immer mal wieder an die Tage unserer gemeinsamen Zeit zurück gedacht. Es scheint der Moment gekommen, sich wieder aufzumachen. Den Faden des alten Tages erneut zu suchen und Antworten auf alte und neue Fragen zu finden."

Bär

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« Antwort #6 am: 24.04.2014, 21:43:10 »
"Brandis ist ein freier Mann. Wenn Brandis Abenteuer sucht nimmt er sein Schwert und zieht aus.", antwortete Bär auf seine einfache Art. Seine Stimme war etwas brüchig, jeder der ihn etwas länger kannte, wusste das dies häufig der Fall war an den ersten Tagen, wenn er aus dem Wald kam. Auch seine Formulierungen kamen nicht einhundert Prozent flüssig. Wahrscheinlich was es länger her, dass er in der Gemeinsprache gesprochen hatte. Manch einer mochte das Gefühl haben ihm würde gleich ein Fauchen entfahren.

"Das Leiden der Leute ist nicht Brandis Leiden. Der Starke überlebt, der Schwäche stirbt." In diesem Punkt war Bär absolut gnadenlos. Langsame Tiere wurden zuerst gefressen. Alte Tiere wurden zuerst gefressen. Kranke Tiere wurden zuerst gefressen. Das war der Lauf der Dinge. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Humpen, Bier lief ihm über seinen Bart. Für einen Zwerg vertrug er ungewöhnlich wenig Alkohol, was ihn nicht daran hinderte viel zu trinken.

Die Seuche, erst seit dieser Zeit kam es Bär so vor als könnte man sich erst seit dieser in Niewinter bewegen. Zwar war die Enge der Gebäude immer noch bedrückend, aber es gab einfach weniger Menschen. Zwar fühlte Bär sich teilweise immernoch unwohl zwischen ihnen, aber das beruhte teils auf Gegenseitigkeit. Ungewollt trug Bär auch dazu bei. Auch dieses Mal wieder dazu beigetragen.
Als er Niewinter durch das Haupttor betreten wollte richteten auf einmal die Wachen ihre Speere auf ihn richteten. Auf samtigen Tatzen kam er näher und richtete seine Ohren auf sie und legte seinen Kopf schräg. Erst da ging es ihm auf, dass zwei Schneeleoparden auf die Wachen zugingen. Innerlich schalt er sich und ein kurzes Fauchen entglitt ihm. Er blieb stehen und konzentrierte sich auf seine normale Gestalt. Kurz danach setzten die Schmerzen ein als seine Knochen andere Formen annehmen und sich Sehnen verkürzten. Wenig später stand nur noch ein Leopard vor den Wachen. "Bär tut es leid.", hatte er gesagt und war einfach an den Wachen vorbei gegangen.

Ein wenig gedankenverloren streichelte er Katze hinter den Ohren: "Es ist ein merkwürdiger Brauch die Suche nach Abenteuer. Brandis vermisst es um sein Leben zu kämpfen? Das Raubtier kämpft nicht um sein Leben, das tut nur die Beute."
Die Sanftmut wohnt in den Tälern -
die Härte auf den Gipfeln.

Galumaw

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« Antwort #7 am: 24.04.2014, 22:57:41 »
Ein Lächeln schlich sich auf Gals Lippen als er Bärs Worte hörte. Es war die Einfachheit und die Direktheit des Zwerges, die dazugeführt hatte, dass Gal ihm vertraute. Argwohn und Flaschheit waren menschliche Züge, dergleichen gab es in der Natur nicht. Seinen eigenen Krug leerend orderte er eine weitere Runde.
Er konnte Brandis gut verstehen. Auch sein Blick war immer öfter zu dem Rüstungsständer in der Ecke seines Büros gewandert. Nun, zumindest etwas war anders seid er letztes Jahr dieses Gefühl gehabt hatte. Sein Blick wanderte zu dem Gemälde, die Gedanken schweifend. Seid damals, gab es einen unbekannte Spender, der dem Waisenhaus in regelmäßigen Abständen Spenden zukommen ließen. Er war zuversichtlich, dass die ihm anvertrauten Kinder auch versorgt werden würden, falls ihm etwas zustoßen würde. Er selbst konnte nur ahnen woher die Mittel kamen, seine diskreten Nachforschungen hatte keinerlei Informationen zu Tage fördern können, eine Tatsache, die ihn auf eine bestimmte Organisation tippen ließ, und so hatte er seine Nachforschungen eingestellt.
Er wartete bis Brandis erneut den Humpen zum Mund führte bevor er sich selbst äußerte "Und wie sieht euer Plan, oder sollte ich Auftrag sagen aus? Oder sollen wir glauben, dass ihr aus purem Zufall heute hier bei uns aufgetaucht seid?" sprach er den ehemaligen Abenteurer direkt an. Es war ein Schuß ins blaue, aber die Neugier des Wächters, sein Interesse an ihrem Vorgehen, war ihm suspekt, und das nicht nur, weil Brandis als Wächter tendenziell auf der falschen Seite stand.
Doch seine Gefährten erkannten auch das Blitzen in den Augen, und die altbekannte Geste als sich ein cormyranischer Golddrache drehend aus Gals Hand hob und wieder gefangen wurde. Gal schien mehr als bereit sein Schicksal zu fordern.
Wie soll ich mich an Gesetze halten, wenn ich doch gelernt habe das Richtige zu tun?

Vianesca

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« Antwort #8 am: 25.04.2014, 08:35:41 »
Vianesca lächelte ihren Gefährten fröhlich zu und bestellte noch ein Glas Wein, ihre Wangen gerötet von dem berauschenden Getränk, dem sie wie so oft ausgiebig zusprach. Wie immer saß sie etwas vorgelehnt, damit ihre kleinen, blassgelben Flügel nicht von der Rückenlehne eingeklemmt wurden. "Was wir brauchen, ist ein guter Zweck, oh ja. Die Pläne kommen dann schon von selber, und hmhm.. ich habe meine Zeit im Tempel damit verbracht, mich auf neue Abenteuer vorzubereiten." In Wahrheit waren ihre Sachen bereits gepackt, die Rüstung lag bereit und ihr Schwert (auch wenn sie hoffte, es nicht nutzen zu müssen) lag geschärft bereit. Hätten ihre Kameraden nicht selbst Abenteuerlust verspührt, sie wäre wohl in den nächsten Tagen alleine losgezogen, und sei es einfach nur, um etwas ohne Ziel umherzureisen. Aber so war es eindeutig besser. Auch wenn ihre Gefährten manchmal etwas grimmig waren, und Bär mit seiner harten Überzeugung der natürlichen Ordnung gerne einmal mit der Selbstaufopferung von Manus und der fröhlichen Leichtigkeit Vianescas aneinander geriet. "Erzählt uns, Brandis, wisst ihr etwas, wofür sich diese Mühe lohnt?"

Donald Munro

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« Antwort #9 am: 25.04.2014, 17:43:44 »
Schweigsam verfolgte Donald den bisherigen Verlauf des Gesprächs. Oh, er kannte das Problem, das Brandis hatte - die innere Unruhe, der Wandertrieb. Auch ihn zog es nach draußen, das war wohl die Natur seines Berufes. Außerdem vermisste er seinen Onkel, der noch immer nicht wieder aufgetauscht war. Irgendwie fühlte er sich schuldig an dem Verschwinden seines Meisters. Darum sagte er nach einer Weile: "Ja Brandis, erzählt. Was gibt es Neues."

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« Antwort #10 am: 27.04.2014, 00:48:08 »

Brandis
Während die Gefährten sprachen, waren unterschiedliche Emotionen auf Brandis' Gesicht abzulesen. Er schien offensichtlich erfreut über die positive Reaktion auf das Abenteurerleben. Doch als der Zwerg namens Bär sprach, zog er die Stirn in Falten. Er musste ziemlich befremdlich auf ihn wirken, eine Reaktion, die Bär wohlbekannt war. Galumaws Frage holte Brandis aus seiner Verwunderung und er hob abwehrend die Hände. "Nein, nein. Du missverstehst mich. Ich hatte nicht vor, Euch durch einige wohlplatzierte Andeutungen in ein Abenteuer zu locken. Das wäre die Art von Goldjunge, ich bin da frei heraus. Und warum ich heute im verfallenen Turm bin? Nun, das ist meine Stammtaverne. Ich bin jeden zweiten Abend hier. Der Wirt lässt mich anschreiben.", sagte er und hob den Krug, um anzuzeigen, dass er noch einen wollte. "Falls ich noch einmal aus der Stadt herauskommen und zu etwas Reichtum kommen sollte, dann wird dieser dafür draufgehen, dass ich meinen Deckel bezahle, schätze ich.", fügte er hinzu und lachte. Kurz darauf stand ein neuer Krug vor ihm.

"Aber gut, Ihr fragt und ich denke nach. Aber ich muss zugeben, dass es in der vergangen Zeit eher ruhig war im Niewinter Tal. Die Beziehungen zu Luskan sind gespannt, wie eh und je, aber beide Städte sind noch damit beschäftigt, ihre Wunden zu lecken. Also nichts, vielleicht von einigen kleinen, hm, 'Missverständnissen' an der Grenze abgesehen. Nichts, worum sich unsereins kümmert. Im Süden, in den Totensümpfen gibt es die Echsenmenschen. Die Männer der Helmfeste haben die Sache aber im Griff. Ich nehme auch nicht an, dass da etwas zu holen ist.

Und im Osten? Da sind die endlosen Bergketten. Was Euch da erwartet, zeigt Euch der alte Llomonauvel: Kalte Füße, Frostbeulen und Orks. Aber auch diese waren in letzter Zeit eher ruhig. Der wachhabende Leutnant meint, zu ruhig. Was soll's? Es gibt nichts in und um Niewinter, was auf uns wartet.
", resümierte Brandis und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.

"Das Interessanteste waren da noch die Wilden vor einiger Zeit. Wie lange mag das her sein? Vielleicht drei oder vier Wochen? Müsst Ihr Euch vorstellen, die kamen in die Stadt der geschickten Hände und haben sich vor die Läden gesetzt, um Felle und Knochenamulette zu verkaufen. Haha, da haben die Leute aber geguckt. Wir von der Stadtwache waren dann damit beauftragt, diese armen Teufel wieder loszuwerden. Es waren bestimmt drei Dutzend, vor allem im westlichen Teil der Stadt, nahe der Mauern. Sie sagten irgendetwas von strengem Winter und dass sie ein wenig Geld bräuchten, um nötige Geräte und Waren zuzukaufen. Wir haben ihnen dann verklickert, dass sie nicht darauf hoffen mussten, mit ihren Dingen allzuviel einzunehmen. Besser gesagt, ihren Krempel wolle niemand hier kaufen. Aber stören würden sie. Nach Rücksprache mit dem Kommandanten haben wir ihnen dann ein paar Silber zugesteckt. Doch sie blieben noch mindestens eine Woche, bis sie dann über Nacht verschwanden. Was für eine skurille Geschichte." Brandis nahm noch einen Schluck.

"Aber um die Frage zu beantworten: Nein, mir ist momentan nichts bekannt. Vielleicht hat die alte Salyndra noch einen Auftrag. Aber die ist nicht gut auf mich zu sprechen. Da müsst Ihr selbst hingehen.
« Letzte Änderung: 27.04.2014, 00:51:14 von List »
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Galumaw

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« Antwort #11 am: 28.04.2014, 10:46:14 »
Gals Mißtrauen war mit der Antwort weitestgehend aus der Welt geschleppt. In der Tat hatte er Brandis hier schon öfter gesehen, und seine Schilderung der Geschehnisse dekten sich mit seinem eigenen Wissenstand. Die Erwähnung der Felle, erinnerte ihn an sein Büdel Bieberfälle, dass er zwar nicht den wilden, sondern einem Trapper abgekauft hatte, aber das dennoch darauf wartete wieder zu Gold gemacht zu werden. Er beabsichtigte es gen Tiefwasserzu schicken, da er gehört hatte, dass dort neurdings Zylinder aus feinstem Biberfilz in Mode waren, und die Hutmacher daher eine große Nachfrage hatten. Jetzt galt es nur noch einen Karawanenführer zu überzeugen, das dort Gewinn gemacht werden würde. Er seufzte innerlich. Würde er sich selbst um die Karawanen kümmern wäre sein gewinn größer, aber auch das Risiko. Auch fehlte ihm das Kapital um dergleichen lohnenswert aufzuziehen. Kurz war er versucht seine Freunde zu einer Landpartie nach Tiefwasser zu überreden, doch er verwarf es sofort. Es war ihm nie gelungen einem seiner Gefährten etwas vorzumachen, vielleicht ein Punkt der für sie sprach.
"Kopf und ich ziehe wieder los." Die Münze flog hoch über seinen Kopf, er fing sie mit Geschick und blickte auf das Ergebnis. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Nun... Tymora scheint der Ansicht zu sein, dass ich mal wieder die Strasse betreten sollte. Ich denke ich werde mich morgen mal ein wenig umhören." Er hatte es getan, und Tymora hatte ihm das gewünschte Zeichen gegeben. Es war Zeit die Truhe hervor zu holen. Er schaute zu seinen Gefährten. Wer würde mit losziehen?
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Donald Munro

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« Antwort #12 am: 29.04.2014, 09:39:52 »
"Die alte Salyndra", murmelte Donald leise vor sich hin. Er überlegte, ob er diesen Namen schon einmal gehört hatte und wo die Frau zu finden war. Wieder schweiften seine Gedanken ab, zurück zu seinem Onkel, der wie ein Vater für ihn gewesen war. 'Wieso denke ich an ihn, als wäre er tot? Solange ich keine Gewissheit habe, sollte ich die Hoffnung nicht aufgeben.' Schwermut senkte sich auf sein Gemüt und die Tatsache, dass sich die Ereignisse nun jährten, machte die Lage nicht leichter. 'Genug davon. Es nützt nichts, so zu trauern.'
"Ja, vielleicht ist es wirklich an der Zeit, wieder loszuziehen. Wir sollten die Alte aufsuchen. Aber erst sollten wir fortfahren, unser Wiedersehen gehörig feiern."
Er gab dem Wirt ein Zeichen: "Nochmal das Gleiche!"
Dann holte er seine Harfe hervor und begann ein fröhliches Lied über Herbst, Wein und Liebe zu singen.

Silas Kaleva

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« Antwort #13 am: 29.04.2014, 12:41:44 »
Mit leicht sorgenvollem Gesichtsausdruck nahm Silas die aufgeregte Stimmung um sich herum wahr. Die Aussicht auf Abenteuer hatte scheinbar seine Worte und auch die Mahnung um Vorsicht hinweggefegt. Zumindest hatten diese kein Gehör gefunden. Natürlich würde er sie begleiten, dazu fühlte er sich verpflichtet, aber trotzdem kamen ihm seine ehemaligen Gefährten gerade sehr leichtsinnig vor. Also hob er den Bierkrug erneut und prostete den anderen still zu.

Vianesca

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« Antwort #14 am: 01.05.2014, 17:16:19 »
Vianesca selber war, wenn auch leicht für solche Aufregung zu begeistern, dennoch nicht unvorsichtig, und so trank sie von dem bald gebrachten Nachschub mit nachdenklicher Miene. "Lasst uns herausfinden, was die Dame uns zu erzählen hat, und dann weiterdenken. Wenn es nichts gutes gibt, so gibt es sicherlich auch andere, die Hilfe benötigen. Und wenn sie etwas weiß, so müssen wir uns tatsächlich gut vorbereiten." In der Tat hatte sie in der letzten Zeit nicht wenig ihres eigenen Vermögens und ihrer Zeit in Abenteuervorbereitungen und Übungen mit der Waffe und ihrer Glaubensmagie investiert. Sie fühlte sich recht bereit, aber man konnte einen Drachen nicht mit einem Dolch erschlagen.

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