Der Weg des so ungleichen und weniger harmonischen Trios führt zum Glück nicht tiefer in den Schwarzholzwald hinein, sondern über die östliche Handelsstraße schon bald zu den ersten Einsiedlerhöfen, welche vor der Siedlung Leere Hoffnung liegen.
Die Bauern und Landwirte, welche hier ihr klägliches Land, ihre fruchtlosen Länder und ihren lehmigen und matschigen Acker bestellen (und meist nicht mehr als zehn Morgen Land besitzen), machen dabei jedoch schon deutlich, was auf die drei Abenteurer in der Stadt wartet.
Denn neben Schimpfworten und bösen Blicken folgen die ersten Drohungen - sich zu verpissen - wenn man nicht es mit der Heugabel bekommen möchte.
Wahrlich keine nette Begrüßung und ein Vorgeschmack, dass die Gruppe sich auf ihrem neuen Pfad noch mehr in Gefahr begibt - selbst wenn der "Spuckwald in Cassomir" hinter ihnen liegt.
Und so ist es auch in Leere Hoffnung, denn die Stadt ist alles andere als einladend.
Eine Geisterstadt, zum Glück nicht im nekromantischen Sinne, aber dafür fast völlig menschenleer, verlassen und still - einfach nur still und wie verlassen.
Nicht verwunderlich, denn die meisten Menschen haben die Stadt bereits vor Jahren in Richtung Cassomir verlassen, da ihnen in der Stadt die berufliche Perspektive gefehlt hat.
Oder gibt es auch andere Gründe?
Wenn man die runtergekommenen Häuser und die schlechten Straßen betrachtet hätte es zumindest diesbezüglich eine Menge Arbeit gegeben.
Außerdem ist das Ortsschild nicht gerade einladend, denn irgendjemand hat mit roter Farbe (vielleicht sogar Blut) die Hoffnung ist leer und bedeutungslos über den Namen der Stadt geschrieben wie ein graffiti-liebender Goblin aus Varisia.
Nein, Desna lächelte dieser Stadt wirklich nicht...und auch Pharasma hauchte ihr kein Leben mehr ein.
Wie in alles in der Welt sollte man hier also das Heim finden in dieser Trostlosigkeit und Leere.
Gab es denn hier wirklich noch Menschen?
Würde nicht gerade eine Elfe der Gruppe entgegenkommen.
Sie hat dunkelbraune Haare, ihre Haut ist beige-braun, wo sie vor ein paar Monaten noch eher grau war und ihre Augen sind warmem, doch unergründlichem Grün, wo sie vor ein paar Monaten noch viel kälter wirkten.
Gekleidet ist sie schlicht und unauffällig, bei näherem Betrachten wirken ihre Kleidung aber durchaus elegant und stilbewusst.
Sie trägt ein Wollkleid aus ungefärbter Wolle verschiedenerfarbiger Schafe, das auf den erster Blick einfach grau wirkt, auf den zweiten Blick offenbart sich aber, dass das Kleid mit subtilen elfischen Blattmotiven versehen ist und ihr sehr präzise auf den Leib gewebt ist. Nur selten bemerkt jemand an einem leisen Klingeln der Kettenglieder, dass sie darunter ein Panzerhemd trägt. Das Kleidet endet an den Oberschenkeln, die Beine sind in dunkelbraune Wildlederhosen gekleidet, die Füße stecken in etwas helleren umgeschlagenen Stiefeln, die ebenfalls aus Wildleder sind. Über allem trägt sie einen graugrünen Umhang, der sich auf merkwürdige Weise den Blicken zu entziehen scheint. Alle Nähte an ihrer Kleidung sind subtil gehalten und oft versteckt.
Die Brosche, die diesen Umhang verschließt, scheint eine Variation von Desnas heiligem Symbol zu sein: Ein Schmetterling, der allerdings mattschwarz ist und in dessen Flügel winzige Glasscherben eingelassen sind. Quer über die Hüfte trägt sie ein gewickeltes Stoffband, an dem ein Beutel und ein Rapier hängen.
Ihr Haar trägt sie zumeist zusammengesteckt, allerdings kommt es selten vor, dass sie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf die gleiche Weise trägt. Die einzige Konstante ist, dass sie die Ohren immer frei hält.
Aber auch Lluvia, welche auf ihrer Reise in Richtung Cassomir durch dieses verlassene und unheimliche Örtchen muss, ist wahrscheinlich dankbarm endlich drei Menschen zu sehen, denn die Elfe spürt mit ihren feinen Sinnen, dass an diesem Ort etwas nicht stimmt.
Und da sind diese drei Reisenden fast schon Beruhigung, auch wenn dieser gerade in diese Geisterstadt hinein spazieren und sichtlich bezeihungsweise mekrlich von ihrer Optik nicht hierher gehören.
Der Erste ist ein großer, athletisch wirkender Mann, dem man aber ansieht, dass er die dreizig Winter bereits überschritten hat. Sein Auftreten wirkt durchaus martialisch, trägt er doch augenscheinlich genug Waffen für mehr als eine Person mit sich, insbesondere das mit Stacheln versehrte Schild und die Breitaxt zeigen trotz sorgsamer Pflege Gebrauchsspuren, die auf ein nicht immer friedliches Leben hindeuten. Sein langes, offen getragenes, schwarzer Haar umrahmt ein relatives hartes, kantiges Gesicht. Dieses wird im Gegensatz zu vielen seiner taldanischen Landsleuten nicht von einem aufwändigen Bart geziert, lediglich ein mit den ersten Anzeichen von grau versehener Dreitagebart lässt er sich stehen. Dennoch zeigen die intelligenten, braunen Augen, die denen seiner Schwester nicht unähnlich sind, mehr ist als ein einfacher Schläger oder Soldat. Die Kleidung die unter der Rüstung zu sehen ist, ist relativ schlicht gehalten, scheint aber dennoch hochwertig und robust gefertigt zu sein und ist somit gut genug um in höheren gesellschaftlichen Kreisen zumindest akzeptiert zu werden aber dennoch ein längere Reise durch die Wildnis zu ertragen. Lediglich den gelben an der Rüstung befestigten Umhang sieht man an, dass er bereits bessere Tage gesehen hat.
Der zweite Mann (völlig schmächtig gegen den ersten Mann und wohl ein typischer Taldan) trägt elegante Kleidung welche perfekt sitzt. Kleine edle Verzierungen verschönern diese und heben ihn aus der Menge raus. Ein goldener auffallender Siegelring seiner Familie ziert seinen Zeigefinger der rechten Hand. Währen an seiner linken Mantelkante eine goldene Brosche mit einem funkelnden Juwel angebracht ist. Eine Goldkette wie viele andere eine tragen, findet Levin einfach unpassend und zu aufdringlich. Typischer weise begleitet ihn ein angenehmer männlich wirkender Duft, welcher den meisten Frauen sofort auffällt. Zu speziellen Anlässen werden exotische Parfüm aufgetragen, welche unwiderstehlich riechen.
Wie vieles an ihm ist auch seine Pfeife ein Einzelstück, angefertigt durch die Hände eines Meisterhandwerkers. Das schwarze längliche Mundstück endet in einem leichten Bogen beim Pfeifenkopf aus Holz. Der Topf ist geformt wie eine dreiblättrige Blüte in deren Mitte der Tabak reingestopft wird.
Die Frau dagegen ist schlank und etwas größer als die durchschnittliche taldanische Frau, wenn auch immer noch kleiner als die meisten Männer. Sie hat schulterlanges, hellbraunes Haar, intelligente braune Augen und ein hübsches, schmales Gesicht. Wenn man ihrer hochwertigen und durchaus modischen Kleidung und ihrem Schmuck, den sie trägt, auch ansieht, dass sie Wert auf ihr Äußeres legt und aus reichen Verhältnissen stammt, bevorzugt sie praktische Kleidungsstücke, die sie bei ihrer Arbeit nicht behindern. Dem wissenden Auge wird auffallen, dass sie, nebst anderen Farben, die Farben ihrer Patronin Zohls trägt – schwarz und weiß, was das Licht der Wahrheit und das Dunkel des Unbekannten repräsentiert –, wobei sie aber keine Priesterin oder fanatische Anhängerin ihrer Gottheit ist, sondern dies als öffentliche Bekenntnis zu ihrem Beruf (und auch vielmehr ihrer Leidenschaft) als Ermittlerin und Detektivin sieht. Das Duellierschwert an ihrer Seite und ihre Handarmbrust deuten darauf hin, dass sie sich zu wehren weiß, sollte dies notwendig sein.