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Autor Thema: DEUS EX MACHINA  (Gelesen 11346 mal)

Beschreibung: [Uhrwerk 39, Teil 1 ~ Es war einmal, in Mechanika...]

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Razhan

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DEUS EX MACHINA
« Antwort #210 am: 24.07.2014, 01:45:09 »
"Äh... Danke. Ich werde mich bestimmt irgendwann mal bei dir revanchieren. Zuerst muss ich von hier runter..." Müdigkeit und Hunger macht sich in ihm breit. Razhan versucht das Gefühl jedoch erstmal zu unterdrücken. Essen kann er später noch und schlafen kann man genug wenn man tot ist. Zumindest unter dem Motto hatte er die letzten Monate gearbeitet. Er reibt sich die blutunerlaufenen Augen unter denen sich riesige schwarze Ringe gebildet haben. So eine Stadt in der sich die Leute zusammen tun weil sie alleine in der Wildnis nicht überleben können hat einen Nachteil. Wenn man ein Verbrechen begeht kann man nicht fliehen. Es gibt nur eine Stadt. Und den Leiter eines großen Alchemie Konzerns windelweich zu prügeln ist kein Kavliersdelikt.
Wir sind zu allem bereit, aber zu nichts nutze.

Wellby

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DEUS EX MACHINA
« Antwort #211 am: 28.07.2014, 10:47:18 »
Razhan


Ammadeus Norias Blick streift durch die Leere der Nacht. Razhan kommt nicht umhin sich zu wundern, wie der Kobold nur die ergrauten Pupillen seiner Augen so benutzen kann, als würde er gänzlich alles erkennen, was sich in seiner Umgebung abspielt. Nicht nur das, es scheint, als würde der ehemalige Besitzer ChemieNorias bei weitem mehr sehen, als ein gesunder Mann in seiner Situation. Viel mehr.

"Weißt du, lieber Razhan. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dir aktuell darüber am wenigsten Sorgen machen solltest. Hahaha! Siehst du das dort? Dort hinten, zwischen den beiden Wolkenkratzern? Im fernen Godrien gelegen...? Nein? Na würde mich nicht wundern. Hahahaha!"

Der obdachlose Bold lacht laut schallend in die Nacht hinein und wischt sich mit dem fleckigen Handrücken über die Augen.

"Mach dir nix draus! Du wirst gleich merken, wovon ich spreche!"



Von einem letzten Ruck begleitet schnellt der Aktivierungshebel des Grim Norias nach vorne und verankert sich in seiner finalen Position. Endlich ist der Moment gekommen, indem Theodor Smaugle seine Hand von der Qual nehmen kann, zu welcher diese Maschine für ihn geworden war. Doch Schmerzen, Pein, Gefühle... All das gehört für ihn nun der Vergangenheit an. Jene Wörter haben in seinem Bewusstsein völlig an Bedeutung verloren, als seine Seele gänzlich mit dem Grim Noria verschmolzen ist...

Ein letzter Ruck fährt durch die Maschine und wird in der Spitze des Uhrturmes gebündelt.

Der Chronoskriptor öffnet langsam die vor grellem Licht strahlenden, pupillenlosen Augen.

Razhan.



Der Alchemist erkennt nicht gleich, dass das Leuchten von ihm ausgeht, als das Dach des Gebäudekomplexes plötzlich in grell-weißes Licht gehüllt wird. Nahezu lautlos schleicht sich die Magie der Maschinerie in sein Bewusstsein. Das Symbol des Uhrwerks brennt sich auf seinen Handrücken. Von einem zähen, schwarzen Rauch begleitet wird Razhan von dieser Ebene der Existenz gerissen und ebenfalls auf eine unbestimmte Reise durch Raum und Zeit geschickt.

Zufrieden lächelt der ehemalige Besitzer ChemieNorias, Ammadeus Noria und nickt anerkennend.

"Ich habs' dir doch gesagt, Hahahaha! Ich habs dir doch gesagt. Viel Glück mein neuer Freund!"

Unterbewusst winkt er in die Leere der Nacht.

"Glaub' mir. Die Strafverfolgung Mechanikas ist von nun an dein kleinstes Problem. Hahaha!"
“Sometimes it’s only madness that makes us what we are.”

~ Grant Morrison; BATMAN: Arkham Asylum - A Serious House On a Serious Earth

Wellby

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DEUS EX MACHINA
« Antwort #212 am: 28.07.2014, 12:03:22 »
Die Nacht des 22. Tages im zweiten Vikentori, 488 Jahre nach Gründung Mechanika. 29:15 Uhr


Unendliche Leere.

Ein Licht am Ende einer langen, langen Reise.

Die Ketten der Vergangenheit, gebündelt in Erinnerungen der Vernunft, abgestreift... Leblos zu Boden geglitten.

Der Pakt wurde geschlossen, erneuert und wieder belebt. So wie es einst versprochen wurde.



Die Geister der Uhrwerke verblassten langsam zu den grünlichen Schemen, aus welchen sie vor wenigen Minuten erst geboren wurden. Beständig flossen die Erscheinungen zurück in die dunklen Winkel der Maschinerie und verschmolzen erneut mit den Grundfesten des Uhrturmes der Ewigkeit.

Es war vollbracht. Der Chronoskriptor ward erweckt. Das 39. Uhrwerk war auserwählt worden.

Theodor Smaugle war nur noch eine Hülle. Jemand anderes hatte von ihm Besitz ergriffen, doch war diese Existenz nicht gewillt, den alten Bold gänzlich aus seinem Gehirn zu drängen. Im Gegenteil.

Sie wurden eins... Zwei Bewusstsein, verschmolzen zu einem einzigen, mächtigen Gedanken.

Die glänzenden, von weißem Licht erfüllten Augen des Zeitschreibers glitten über die Armaturen und Anzeigen der Geistermaschine. Er hob die Hand und legte sie sanft auf die Glaskuppel, welche das Artefakt von der Außenwelt verschlossen hielt. Langsam streichelte er das Gefängnis des Buches, während Trauer ihn erfasste und seine Stirn in Falten legte. Er schloss die Augen und bannte das Licht hinter die Lider, als er unterbewusst den Servoarmrucksack abstreifte. Mit einem lauten Scheppern landete dieser hinter ihm am Boden und rollte ein, zwei Stufen hinab, bevor er - dem Abgrund gefährlich nahe - schließlich liegen blieb. Er würde sie nicht mehr brauchen. Weder das Licht, noch die zusätzlichen Greifarme... All das verkümmerte in dieser neuen Stunde lediglich zu Ballast einer vergangenen Zeit.

Begleitend mit dem Öffnen der grellen Augen schnellte ein Energieblitz seinen Unterarm entlang und entlud sich in die Maschine vor ihm. Die Röhren und Trichter verformten sich. Unter magischem Befehl wanden sich goldene Stränge aus der Dunkelheit und verharrten vor ihm, bevor sie zu neuen Anzeigen verschmolzen. Sieben grünliche Lichter erschienen über der Glaskuppel.

Sieben Seelen für die Brigade.

Doch etwas stimmte nicht. Sorgenvoll veränderte sich die Mimik des Zeitschreibers, als er die kryptischen Symbole und Zeichen studierte. Rasch wanderten seine Hände über die Armaturen und betätigten einige Knöpfe, kleinere Hebel und tippten somit verschiedene Befehle in die Konsole.

Die sieben grünlichen Lichter begannen zu glimmen. Als der Kobold dies bemerkte, riss er die Augen auf und tippte umso schneller. Was war nur geschehen? Sie wurden auf die Reise geschickt und würden binnen der nächsten Augenblicke in der Erweckungskammer erscheinen... Alles war nach Plan verlaufen und der Chronoskriptor fand keinerlei Fehler in den Matrixen und Warpalgorhytmen des Uhrturms.

Schwärzlicher Rauch bildete sich langsam, zehrend in den Ritzen, Spalten und Winkeln der Maschinerie. Von Entsetzen gepackt ergriff das Bewusstsein Theodor Smaugles die Initiative und brachte den Zeitschreiber dazu, laut aufzuschreien:

"NEIN! DAS DARF NICHT SEIN!"

Plötzlich erloschen die sieben Lichter, stellvertretende Symbole für jede der Seelen, welche vom Zeichen des Uhrturmes erfasst wurden, als der pechschwarze Rauch das grünliche Leuchten umschloss und einem gefletschten Maul gleich, gänzlich verschlang.

"NORIA! WO SIND SIE?! WO SIND DIE BRIGADIERE?!"

Der Zeitschreiber taumelte benommen einen Schritt zurück. Fassungslos erhielt er die Antwort, lautlos durch die psychische Verbindung mit der denkenden Maschine. In seinen Gedanken verloren schüttelte er den Kopf.

Sie waren fort. In Raum und Zeit verschwunden.

Etwas hatte die Maschine manipuliert. Jemand hatte sich von Außen Zugriff verschaffen- und das Grim Noria umlenken können... Und nicht einmal die Eiserne selbst würde wissen, wo die Erwählten gestrandet waren!



Ganz Mechanika blickte empor. Sieben Mal hatte das Ziffernblatt des Uhrturmes aufgeleuchtet. Begleitet von ungezügelter Magie hatte der Geist der Maschine, DEUS EX MACHINA, jemanden aus ihrem Volk auserwählt.

Doch nun verharrte die Uhr still, ihres Lichtes erneut beraubt. Und die Bewohner der Stadt wagten nicht, ihrer Hoffnung freien Lauf zu lassen.



Würde ein neues Uhrwerk erscheinen und die Stadt aus der Finsternis befreien, von der sie still und leise verschlungen wurde? Würde Mechanika wieder aufblühen und sich die Zukunft der letzten Bastion endlich erhellen? Gab es dort draußen jemanden, dessen Hand - in dieser Nacht - vom Zeichen des Uhrwerks geprägt wurde? Helden, lebendig und real, welche den Mut und die Kraft besaßen, das Böse zu vernichten?

Fragen über Fragen hallten durch die Nacht und legten sich einem Leichentuch gleich über die verschlungenen Straßen der Stadt...


... Während sieben Brigadiere durch einen Strudel von Raum und Zeit geschleudert wurden.

Noch unwissend, welchen Weg das Schicksal für sie auserkoren hatte.




"... Born down in a dead man's town."

~ Bruce Springsteen

 


Ende des 1. Teils



“Sometimes it’s only madness that makes us what we are.”

~ Grant Morrison; BATMAN: Arkham Asylum - A Serious House On a Serious Earth

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