Sogleich erhebt sich der Couatl in die Lüfte, als Necahual sich an seinem Gefieder festhält, Yaotlchone lässt sich direkt hinter ihr nieder und schlingt in die Arme um sie, wenngleich Necahual die Berührung nicht zu spüren vermag. Mit einigen Schlägen seiner mächtigen Schwingen fliegt das Ungetüm davon und lässt die Ruinen von Nexal und die Wiedergänger hinter sich. Noch einmal kann Necahual das Tal komplett überblicken, die zerstörten Gebäude und Brücke, den mächtigen Zatal, der noch immer Asche in die Luft speit und den Himmel verdunkelt.
Doch da erblickt Necahual etwas noch weitaus seltsameres ... auf dem See der Götter glaubt sie hier und dort Eisschollen zu entdecken. Doch wie könnte der See inmitten des Sommers gefrieren? Zumal insbesondere wenn der Zatal Glut und Asche niederregnen lässt? Doch da geht der Flug auch schon weiter und das Land gleitet nur so unter Necahual hinweg ... das Sklavenlager von Cordotl und dann die Ebenen von Pezelac.
Voller Wehmut muss Necahual an die Strapazen ihrer langen Reise denken.
Aber dann kommen die dichten Dschungel von Payit in Sicht, auf eine Art und Weise wie Necahaul sie noch nie gesehen hat, hoch in den Lüften. Erneut rauscht das Land nur so an ihr vorbei, während der Couatl weiter auf die Küste zuhält. Schließlich setzt er an einem Strand zur Landung an, der sich Necahuals Einschätzung nach nicht weit von Ulatos befinden dürfte. Aus den Klippen geschlagen, erheben sich dort zwei gewaltige Gesichter, lebensecht in Fels gemeißelt.

Die Zwillingsgesichter ... Necahual hat bereits aus Erzählungen davon gehört. Wie so vieles wurden auch diese Monumente von den alten Itza geschaffen. Der Zahn der Zeit scheint ihnen jedoch kaum zugesetzt zu haben, wenngleich sie viele Jahrhunderte alt sein müssen. Der Couatl lässt Necahual absteigen, doch sogleich erhebt er sich und fliegt in Richtung des Weltenmeeres davon, Yaotlchon hält jedoch weiterhin an seinem Gefieder fest und fliegt mit der Schlange davon. Dankbar lächelt er seine Gefährtin noch einmal an, ehe er gemeinsam mit dem Couatl in der Ferne verschwindet. Das letzte Stück seines Weges würde sie ihren Gefährten nicht begleiten können, weit über das Weltenmeer, fort über den Fluss der Seelen und schließlich in die Hallen von Maztlan.
Necahual versucht noch einen Sinn in die verwirrenden Eindrücke zu bringen, die sie zuletzt gesehen hat. Erneut blickt sie auf die Zwillingsgesichter , als ihr schlagartig eine alte Prophezeiung einfällt, von der sie glaubt sie einst aus dem Mund eines Quotalpriester gehört zu haben, als sie noch ein kleines Mädchen war. Eine Prophezeiung die von der Rückkehr Quotals in einer Zeit höchster Not handelt. So eindringlich ist die Erinnerung, dass sie die Worte des Mannes laut in ihrem Kopf zu hören glaubt.
Der Coatl wird kommen, um ihnen den Weg zu zeigen,
Meine gefiederte Schlange der Weisheit und des Könnens,
Meine auserwählte Tochter soll sie an der Küste begrüßen,
Erkennt sie, sie wird den Mantel der Einen Feder tragen,
Und das Eis des Sommers, gefroren unter Hitze und Feuer,
Wird den Weg zu meinem Tor bereiten.Necahuals Füße sinken dabei langsam in den Sand ein, die Wellen umspielen ihre Füße und das Rauschen des Weltenmeeres dringt an ihre Ohren, kaum dass die Worte verklungen sind. Die Traumwebern schließt die Augen und atmet die salzige Gischt ein, während sie aber gleichzeitig merkt wie die Eindrücke um sie herum verschwinden.
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