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Autor Thema: Die Legenden von Eredane - Die Reisenden  (Gelesen 62773 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Bane of Izrador

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #15 am: 20.08.2014, 13:15:29 »
Ferygan


Als sich Ferygan setzte, stieg ihm der Duft von Kohl und Rüben in die Nase, schon wieder. Gestern hatte es einen ähnlichen Eintopf gegeben und in den vergangenen Wochen hatte er sich sicher überwiegend von diesem Gemüse ernährt. Allerdings hatte Ferygan schon lange aufgehört, sich über den Geschmack des Essens viele Gedanken zu machen, er war froh, wenn es überhaupt genug gab, um satt zu werden, du wenn es dann auch noch warm war, hatte er kaum höhere Erwartungen.  Allerdings schmeckte das Essen von Tess wirklich sehr gut, auch wenn es einfach war.

Tess schien kurz zu lächeln, als Ferygan ihr Essen lobte, allerdings verschwand diese Regung sofort wieder. Dann schaute Tess ihn kurz an, als er weiter sprach. Sie schien zu überlegen, ob sie etwas erwidern sollte - doch dann schaute sie ihn plötzlich verständnislos an.
"Was meint ihr damit- wohin mag hier gehen soll. Wir gehen auf die Felder, wir gehen zum Brunnen und wir gehen ins Haus. Wohin soll man denn noch gehen?" Sie schien einen Moment inne zuhalten, dann murmelte sie etwas, wie in Gedanken und wohl eher für sich selbst. "Nun ja, ihr zieht ja herum." Erneut gab es eine Pause, sie schien in Gedanken. Dann schaute sie ihn wieder an und hatte ihren üblichen gleichgültigen Gesichtsausdruck wieder angenommen.
"Also hier gibt es nichts. Wir sind das letzte Dorf, nach uns kommt nur das Land, das nicht zu uns gehört. Dort reiten nur die Orks und dort treiben sich wilde Bestien und andere Schrecken herum. Dort geht man nicht hin. Dort haben wir nichts zu suchen. Wir sind das Dorf am Rand der Welt." Diese Sätze klingen wie auswendig gelernt. Wieder machte sie eine Pause.

"Aber ich habt nach dem Wirtshaus gefragt." Ihr Blick hellte sich etwas auf. "Nun, es gehörte dem Vater meines Mannes, und davor dessen Vater und auch dem Vater davor. Als meine Eltern starben nahm Maruk sich zu sich und nun lebe ich hier." Ihr Blick streifte durch den Raum, hielt an einem Punkt inne, den Ferygan nicht erkennen konnte, dann Blickte sie den Gast wieder an. Auf ihrem Gesicht war ein Lächeln zu sehen, ihre Augen wirkten abwesend. Dann plötzlich verschwand diese Regung wieder und es schien, als sei sie aus einem Traum aufgewacht. Abrupt stand sie auf, schnappte sich etwas zu hastig die Schalen, und ging in Richtung Küche. Dabei sagte sie, ohne ihn anzusehen "Ich wollte euch nicht von eurer Arbeit abhalten, bis zum Abend soll alles fertig sein", und verschwand in der Küche. Er hört kurz das Plätschern von Wasser, dann das Geräusche einer Tür und dann wurde es still nebenan.

Daraufhin machte sich Ferygan wieder an die Arbeit und war damit beschäftigt, bis es zu dunkel wurde. Tess kam den ganzen Nachmittag nicht mehr in die Küche. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit hörte er, wie neue Gäste in den Schankraum kamen und jemand begann, sie zu bedienen. Kurz darauf kam Maruk in die Küche, nickte Ferygan kurz zu und feuerte die Kochstelle an. Der Wirt war klein und hager, trug wie gestern auch eine abgewetzte und oft geflickte Lederschürze, wie Ferygan sie von Schmieden kannte.
Dann kam Maruk zu Ferygan und begutachtete im flackernden Licht des offenen Feuers die Arbeit. Dann brummte er "Hmm, das ist ordentliche Arbeit. Komm mit in die Stube, für heute ist es genug. Außerdem haben ein paar Bauern nach dir gefragt, es scheint noch weitere Arbeit zu geben." Daraufhin verließ er die Küche wieder und ging in den Schankraum.

Als Ferygan ihm folgte, saßen bereits gut fünfzehn Gäste an den einfachen Holztischen. Einige hatten ihr eigenes Essen dabei, aber viele saßen vor leeren Schalen und warteten. Nur wenige sprachen leise miteinander. Tess kam aus einer Ecke des Raums und ging wortlos an Ferygan vorbei in die Küche. Sie wich dabei seinem Blick aus. Maruk stand an einem Tisch. "Such dir einen Platz" rief er Ferygan zu.
Einige Leute schauten ihn an, die meisten freundlich. Ein Mann wies auf einen freien Platz an seinem Tisch, an dem noch zwei andere Männer saßen.
« Letzte Änderung: 20.08.2014, 13:50:29 von Bane of Izrador »

Bane of Izrador

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #16 am: 20.08.2014, 13:39:13 »
Tami


Tami machte sich daran, den Raum, in dem sie war, im Dunkeln zu erkunden. Schnell stellte sie fest, dass er nicht sehr groß war und offenbar mehrere Kisten und Säcke darin aufbewahrt wurden. Auch schienen an mehreren Stellen Balken quer in den Raum hinein zu ragen, denn sie stieß sie sich mehrmals den Kopf an. In einer Ecke gab es einen kleinen Haufen aus Stroh.  Der Wind pfiff durch die Ritzen der Balken, aber es war trocken. Irgendwann wurde sie müde und legte sich in das Stroh und Schleicher legte sich ganz nah neben sie. Als sie die Wärme seines Körpers spürte merkte sie plötzlich, wie müde sie war. Kurz darauf schlief sie ein, während Schleicher an ihrer Seite wachte.

Ferygan

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« Antwort #17 am: 24.08.2014, 11:42:59 »
Die auf seltsame Weise dargebrachten Sätze von Tess verwundern den Handwerker ein wenig, doch er ist lange genug auf der Welt um sich nicht jede Verwunderung gleich anmerken zu lassen. Er wird noch einige Tage hier wohnen, vielleicht ergibt sich ja später eine Gelegenheit Näheres zu erfahren.

Und so, gestärkt von der Gemüsesuppe, verfliegt der Nachmittag schnell und ereignislos für den jungen Mann. Die Handgriffe gehen ihm gut von der Hand und schließlich ist die Kesselkette - zwar um zwei unrettbare Glieder kürzer - wieder soweit hergestellt, dass sie wohl für einige Zeit halten wird. Zufrieden mit sich und seiner Arbeit freut es den Erenlander, dass auch Maruk ein Lob für ihn hat. Gut gelaunt folgt Ferygan dem Wirten in die Gaststube und setzt sich dann auch sogleich auf den freien Platz der ihm von den drei Männern angeboten wird.

Den dreien freundlich zulächelnd, dreht sich der Handwerker nach Tess um als sie in der Küche verschwindet und deutet mit einem Grinsen auf die leere Schale vor sich als er sich wieder dem Tisch zuwendet. Der Hunger und das gemeinsame Warten auf das Abendessen schafft vielleicht eine lockere Verbundheit zwischen den Männern. Diese sofort nutzend, fragt der Erenlander freundlich: "Mit wem teile ich heute mein Abendmahl? Ich werde Ferygan genannt und bin Handwerker von Beruf."

Unverfänglich versucht der Wanderer mehr über seine Tischgenossen heraus zufinden. Ihre Namen, ihren Beruf, ob sie Arbeit für ihn haben, ob es etwas Besonderes in dieser Gegend gibt und vieles mehr.

Bane of Izrador

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« Antwort #18 am: 25.08.2014, 11:40:32 »
Ferygan


Der Mann, der Ferygan eingeladen hatte stellte sich als Dorm vor, ein Bauer aus dem Dorf. Die beiden Männer an seiner Seite nannten sich Gart und Tern. Ferygan kannte diese Art von kurzen Namen, sie wurde in den vergangenen Jahren in vielen Dörfern üblich. Lange komplizierte Namen wurden kaum mehr verwendet. Und genauso wie die Namen einfacher wurden, verkümmerte auch die Sprache. Ferygan hatte auch festgestellt, dass die Menschen insgesamt weniger miteinander sprachen, vielleicht aus Angst davor, etwas Falsches zu sagen, vielleicht aber auch weil es nur wenig zu Besprechen gab. Wenn er dann doch einmal neugierig ausgefragt wurde, z.B. über seine Reisen, dann meist von Jugendlichen, die aber schnell von Älteren zur Ruhe gerufen wurden. Die drei waren in einfache, zerschlissene und häufig geflickte Lederkleidung gehüllt. Während Dorm sich bereitwillig mit Ferygan unterhielt, schwiegen die anderen beiden. Dorm erzählte ihm etwas über seine Sorgen, durch das späte und dann feuchte Frühjahr wachsen Kohl, Rüben und Erdäpfel nur langsam. Er fürchtet sich vor dem Herbst, wenn die Orks kommen um den größten Teil der Ernte als Steuern abzuholen. Als Tess das Essenbrachte, kam die Unterhaltung für eine Weile zum Erliegen. Tess brachte einen dicken Eintopf mit Bohnen und etwas Fleisch. Das Fleisch schmeckte sehr streng und Ferygan wusste nicht recht, von welchem Tier es stammen könnte. Aber alle anderen aßen den Eintopf gierig und so folgte er ihrem Beispiel.
Als sie aufgegessen hatten, fragte Dorm Ferygan: "Herr, ihr seid ein Reisender und die sind selten geworden, hier am Rand der Welt", Dorm verwendete diesen Ausdruck ohne einen Hauch von Witz, sondern es schien tatsächlich für ihn so zu sein, "könnt ihr mir etwas von woanders erzählen?" Das Wort "woanders" betonte er dabei. Doch bevor Ferygan etwas antworten konnte, wurde die Tür geöffnet und eine Frau stürmte resolut in den Schankraum. Sie schaute sich kurz um und ging dann direkt auf Tess und Maruk zu, die nach einem kurzen Blickwechsel sofort mit ihr in die Küche gingen. Plötzlich wurde es ganz still im Schankraum. Keiner sprach mehr ein Wort und keiner rührte sich. Nach einem kurzen Moment der Starre stand eine Frau am vordersten Tisch auf und begann, die Holzschalen zusammen zu räumen. Das Geklapper des Geschirrs schien die Menschen wieder aufzuwecken, und die meisten wandten sich wieder ihren Schalen zu. Aber niemand sprach ein Wort.
Es dauerte nicht lange, auch wenn es Ferygan wie eine Ewigkeit vorkam, da wurde die Küchentür wieder geöffnet und die Frau trat mit Maruk und Tess wieder heraus. Maruk schaute in Ferygans Richtung und daraufhin kam die Frau direkt auf ihn zu und trat an seinen Tisch.
"Ich grüßte dich, Reisender. Mein Name ist Raja und ich benötige deine Hilfe. Könnten wir uns kurz draussen unterhalten?". Daraufhin trat sie einen Schritt zurück und zeigte auf die Tür. Maruk und Tess standen hinter ihr, beide sahen entspannt aus und schienen den Wunsch der Frau zu unterstützen.
« Letzte Änderung: 27.08.2014, 09:08:59 von Bane of Izrador »

Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #19 am: 28.08.2014, 11:25:13 »
Froh darüber, nach dem Tag des einsamen Arbeitens am Abend jemand zu finden der sich mit ihm unterhalten möchte, gibt sich der Handwerker bescheiden und stimmt den Bauern vorerst viel zu und bestätigt sie in ihren Aussagen. Zu oft war er schon von frustrierten Einheimischen als ein leichtes Ziel ihrer angestauten Wut auserkoren worden, weil er "anders" ist. Doch hier machen die Leute einen netten Eindruck und auch Maruk scheint ihm wohl gesonnen zu sein und so öffnet sich Ferygan nach einigen Minuten des Abschätzens ein wenig und plaudert darüber, dass es auch sonst  Menschen gibt die sich schwer tun die geforderten Tribute einzubringen, doch das - selbstverständlich - ein jeder sein Bestes gibt um den Herren zu geben was ihnen zusteht.

Auch wenn er selbst anders darüber denkt, so vergisst der Erenlander nie solche Worte anzubringen, nur für den Fall, dass jemand den Mächtigen näher steht als seinen Landsleuten.

Gerade will er mit einer unterhaltsamen Geschichte über gastfreundlichen Schankmaiden beginnen, eine Erzählung die schon so manches Lächeln geboren hat, als die Fremde auf ihn zutritt und anspricht. Mit einem hilfesuchenden Blick zu seinen Gastgebern, nimmt sich Ferygan die Zeit und sieht sich die Fremde - Raja - einmal von Kopf bis Fuss genau an, um zu sehen mit wem er es hier zu tun hat. Alter, Kleidung, körperlicher Zustand, Haltung, eventuelle Verstecke für Waffen und vieles mehr. Dann erst antwortet er bescheiden und vorsichtig: "Raja - sagtet ihr? Wir können uns sicher gerne unterhalten und sehen ob ich etwas für euch tun kann." Die leere Schale von sich schiebend, nickt er den drei Männern kurz zu, ehe er aufsteht und so signalisiert das er bereit ist ihr zu folgen.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #20 am: 29.08.2014, 11:21:29 »
Doch aus der Nachtruhe wurde nichts. Tami hatte gefühlsmäßig gerade erst die Augen geschlossen, da weckte Schleicher sie auch schon wieder, indem er sie immer wieder anstubste. Sie sprang auf. Schleicher musste ein Geräusch gehört haben. Schlich da jemand um ihr Versteck?

Sie tastete sich an der Wand entlang, bis ihre Finger die Tür fanden. Wäre sie offen oder verriegelt? Tami legte aber zuerst ihr Ohr an das Holz und lauschte.[1] Nicht, dass sich direkt auf der anderen Seite Leute befanden, die Schleicher und sie dann gleich beim "Alten" verraten würden. Sie hörte zwar Geräusche in der Ferne, aber in direkter Nähe schien niemand zu sein. Vorsichtig öffnete Tami die Tür, die tatsächlich unverriegelt war, und lugte hinaus.
 1. Listen = 20
« Letzte Änderung: 29.08.2014, 13:57:59 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Bane of Izrador

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« Antwort #21 am: 29.08.2014, 13:41:29 »
Ferygan


Raja war eine stämmige Frau, die einfach gekleidet war. Wie Ferygan schnell erkannte, war sie offensichtlich keine Bäuerin, allerdings schien sie mit ihren Händen zu arbeiten. Unter ihrer Schürze erkannte Ferien ein Messer, allerdings schätzte er, dass die Waffe nicht so schnell gezogen werden konnte, dass sie ihn damit überraschen würde.

Raja und Tess gingen voraus und verließen den Schankraum. An der Tür warteten sie kurz, ob Ferygan ihnen folgte. Als er das tat, gingen sie weiter, am Haus entlang, bis zur nächsten Ecke. Dort blieben sie stehen und Raja drehte sich zu Ferygan und wartete, bis er nah herangekommen war.
"Nun, wir benötigen eure Hilfe und euren Rat. Wir haben heute Abend ein Kind aufgegriffen, das sich um das Dorf herum trieb, mit einem großen Hund. Es war recht wild und ungestüm, aber auch ängstlich. Wir mussten es schnell verstecken, da unser Dorfwart ein brutaler Trottel ist und das Kind sicher wie Leder weich geprügelt hätte, wenn nicht gar schlimmeres. Nun steckt das Kind also in einem Stall, aber ich weiß nicht recht, was wir nun tun sollen. Wenn hier morgen ein fremdes Kind herumläuft wird es irgend einer sicher dem Dorfwart melden und dann ist hier aber was los. Ihr dagegen seid hier offiziell geduldet und möglicherweise könntet ihr ja einen Knecht oder so etwas dabei gehabt haben, den bislang niemand gesehen hat. Ich wollte euch also bitten, ob ihr euch das Kind anschaut, vielleicht herausbekommt, woher es stammt und es so lange es hier ist als euer Mündel ausgeben könntet. Wenn ihr abreist, müsst ihr euch natürlich nicht mit dem Kind weiter abgeben und wir werden es verpflegen, so lange es hier ist. Das Kind ist dort hinten in dem Stall, ich kann euch hinbringen, falls ihr uns helfen wollte. Als Belohnung kann ich euch leider nicht viel anbieten, aber Tess wird euch abends ein Bier zum Essen bringen."
« Letzte Änderung: 30.08.2014, 12:39:41 von Bane of Izrador »

Bane of Izrador

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« Antwort #22 am: 29.08.2014, 14:35:58 »
Tami


Als Tami an der Tür war, hörte sie von draußen leise Geräusche. Neugierig spähte sie durch die Tür hinaus. Es war noch dunkel, sie schien tatsächlich nicht lange geschlafen zu haben. Im Dorf war es ruhig, zunächst sah sie niemand. Dann hörte sie leise Stimmen und als sie in die Richtung schaute, entdeckte sie drei Personen, die an einer Hausecke standen. Nur spärliches Licht drang aus einem verhängten Fensterloch, so dass sie keine Einzelheiten erkennen konnte und sie konnte auch nicht verstehen, was gesprochen wurde.

Ferygan

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« Antwort #23 am: 30.08.2014, 12:22:28 »
Den beiden Frauen durch das abendliche Dorf folgend, wirft sich der Handwerker seinen Umhang um und schlägt den Kragen hoch. Mit wachsamen Augen die Gegend absuchend schließt der Handwerker schließlich auf und lauscht was Raja zu sagen hat und nickt mehrere Male stumm während sie ihm die Situation erklärt. Schließlich - immer noch wortlos - wendet er sich dem Stall zu und macht einige Schritte auf ihn zu. Wie er zu seinem eigenen Verdruss bemerkt, stellt sich Ferygan die Frage des Helfens oder nicht Helfens in Wirklichkeit gar nicht erst. Er würde versuchen dem Kind - Bub oder Mädchen? - zu helfen aus der Lage möglichst heil heraus zu kommen und dann seiner Wege ziehen.

Eigentlich war er hier her gekommen um mehr über "den Rand der Welt" zu erfahren und ob sich hier etwas tut worüber es lohnt in Ohren zu flüstern die mit Schwertern in Händen verbunden sind. Und nun ein entlaufenes Kind.

Nichts desto trotz stapft der Erenlander in die angegebene Richtung, blickt sich noch einmal unauffällig um ehe er die Stalltüre einen Spalt öffnet und in das alte Gebäude hinein huscht. Die Türe hinter sich schließend, müssen sich die Augen des Mannes erst an die Dunkelheit gewöhnen und so verharrt er bewegungslos für einige Herzschläge, ehe er heiser flüstert: "Ist hier jemand? Ich bin Ferygan..."

Bane of Izrador

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« Antwort #24 am: 30.08.2014, 12:48:43 »
Tami und Ferygan


Tami konnte erkennen, dass sich eine der Personen von den anderen löste und in ihre Richtung kam. Es dauerte nur einen Moment, dann war sie sicher, dass er direkt auf den Stall zu kam. Im Dämmerlicht konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Also schloss sie leise die Tür und zog sich in die Ecke mit dem Stroh zurück. Shcnell durchsucht sie den Boden nach etwas, was sie als Waffe verwenden könnte, fand aber nur ein kurzes Stück Holz. Es war zwar hart, aber nur etwa 30cm lang.
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine Gestalt betrat den Stall. Da es im Stall absolut dunkel war, konnte sie für einen Moment die Silhouette des Eintretenden gut erkennen, dann schloss er die Tür.
Seiner Stimme nach musste es ein Mann sein, sie hatte diese Stimme aber noch nicht gehört.
« Letzte Änderung: 30.08.2014, 12:56:19 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #25 am: 30.08.2014, 13:16:53 »
Die Frau hatte gesagt, sie kämen am Morgen wieder, und es war noch lang nicht Morgen. Wer also konnte das sein? Freund oder Feind? Jemand, der sie gleich beim "Alten" verraten würde oder jemand, der sich auch vor ihm verstecken musste? Ein Häscher des Alten würde wohl kaum schleichen müssen, oder?

Trotzdem umklammerte Tami ihren kurzen Stecken noch ein wenig fester, als sie antwortete: "Ich bin Tami." Verflixt. Ihre Stimme zitterte, obwohl sie sich so bemüht hatte, bestimmt und herausfordernd zu klingen. "Und das hier ist Schleicher. Sag Hallo, Schleicher."

Das "Hallo" betonte Tami komisch und sogleich erklang ein derart böses Knurren—Ferygan sah nur einen riesigen Schatten neben dem schmalen Schatten des Kindes—als warte das Tier nur auf das Kommando, sich auf ihn stürzen zu dürfen und ihm die Kehle durchzubeißen.[1]

Die Stimme des Kindes war die eines Mädchens, da war Ferygan sich sicher.
 1. handle animal (growl menacingly) = 23
« Letzte Änderung: 30.08.2014, 18:05:23 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #26 am: 31.08.2014, 11:43:25 »
Erschrocken zusammen zuckend macht der Erenlander fast einen kleinen Schritt zurück. Wie er Hunde hasste! Zu oft hatten sie mit ihrem lästigen Gebelle einen guten Plan vereitelt. Und von einem besonders unerfreulichen Zusammentreffen trägt er noch heute die verbleibenden Zeichen am linken Arm.

Unwirsch knurrend erinnert sich Ferygan weshalb er hier ist und versucht dann mit ruhiger Stimme die Situation zu klären. "Tami also..." beginnt er flüsternd. "... nun Tami; die Leute des Dorfes haben mir gesagt, dass du in Schwierigkeiten steckst. Ich soll dich als meine Gehilfin ausgeben bis du hier verschwinden kannst." erklärt er weiter. "Es ist nicht so als ob ich viel davon hätte, außer dem Dorfwart eins auszuwischen. Deshalb frage ich dich: willst du das, oder versuchst du dein Glück auf eigene Faust?"

Sich ein Herz fassend, geht der Handwerker ein wenig in die Knie um das Mädchen nicht allzu sehr zu überragen. Langsam konnte er die Konturen des Kindes und ihres riesigen Hundes im Schatten eines Trägers ausmachen. Die Arme auf die gebeugten Knie legend, verharren seine Hände so leer und unbedrohlich vor sich und so wartet Ferygan auf eine Antwort.
« Letzte Änderung: 31.08.2014, 11:43:39 von Ferygan »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #27 am: 31.08.2014, 12:41:22 »
Tami überlegte. Von Wölfen schien der Mann nicht viel zu verstehen, sonst würde er vor Schleicher in dieser Situation nicht in die Knie gehen, außer, er hatte tatsächlich vor, sich ihm rangmäßig unterzuordnen. Das konnte Tami sich aber nicht vorstellen. Die Geste des Mannes verlangte jedoch nach einer Erwiderung. Sie legte den Stock vor sich auf den Boden—viel hätte sie damit eh nicht erreicht—und befahl ihrem noch immer knurrenden Begleiter: "Platz, Schleicher!"[1] Der Hund gehorchte und hörte auch mit dem Knurren auf.

"Schwierigkeiten? Ich bin doch nur auf das blöde Dorf zumarschiert, da hat mich schon einer am Kragen gepackt und behauptet, ich sei ein Dieb!" Tami flüstert jetzt auch. "Und wenn du genausowenig von hier bist wie ich, wieso haben sie dich nicht gleich eingesperrt? Wieso will der Dorfwart dich nicht verprügeln lassen? Was sind das für komische Leute, die vor Kindern mehr Angst haben als vor erwachsenen Männern?

Überhaupt, ich will gar nicht in diesem dummen Dorf sein, sondern zurück nach Wildwasser. Weißt Du, wo das ist?"

 1. Ich glaub, da tut's take 10 auf handle animal, oder? Ist ja eigentlich keine gefährliche Situation.
« Letzte Änderung: 31.08.2014, 12:47:42 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #28 am: 01.09.2014, 12:57:44 »
"Ich habe keine Ahnung wo dein Wildwasser ist." erwidert der Handwerker flüsternd und blickt das Mädchen über die Distanz von wenigen Schritten forsch an. "Die Welt ist wie sie ist - da gibt es nichts zu erklären." Nur dumme Leute jammern und raunzen lieber anstatt sich anzupassen und das Beste aus ihrer Situation zu machen. Doch das behält der Erenlander für sich. Soll jemand anderer dem Balg beibringen wie man überlebt.

Seufzend, zieht Ferygan dann doch nachdenklich eine Augenbraue nach oben und ermahnt sich selbst mehr Geduld aufzubringen. Wenn er in ihrer Situation stecken würde, wäre er wohl auch aufgebracht. Und so versucht er es anders:

"Wenn du nicht hier sein willst, dann lass dir helfen von hier weg zu kommen." Er deutet kurz mit der Linken nach draußen: "Die Menschen die dich hier verbergen meinen es gut mit dir. Vergelte ihre Hilfe nicht dadurch, dass du ihnen das Leben schwerer machst als es schon ist."

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #29 am: 01.09.2014, 13:20:32 »
Tami schnaubte spöttisch, aber sie wiederholte nicht, was sie schon gesagt hatte: dass sie nichts weiter getan hatte, als auf das Dorf zuzulaufen. Wenn sie den Menschen nur allein dadurch das Leben schwerer gemacht hatte, als es eh schon war, dann machten diese etwas falsch, nicht Tami.

"Was bist du denn? Was müsste ich als deine Gehilfin denn können? Ich kann schnitzen und Leder bearbeiten und Fallen stellen. Außerdem kenne ich mich mit Pflanzen und Tieren aus. Und Wunden behandeln kann ich auch. Ich lerne auch schnell neue Sachen dazu."

Dann konnte sie sich eine weitere Frage nicht verkneifen, obwohl der Mann keine Fragen zu mögen schien: "Und warum würdest du mir helfen wollen, wenn doch die Welt ist, wie sie ist, und man sie so lassen muss?"
« Letzte Änderung: 01.09.2014, 13:22:32 von Tami Wolfsbrut »
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