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Autor Thema: Die Legenden von Eredane - Die Reisenden  (Gelesen 62788 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Bane of Izrador

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« am: 27.07.2014, 12:12:14 »
Wir schreiben das Jahr 103 des neuen Zeitalters. Viele, gerade die älteren nennen es das dunkle Zeitalter und wenn sie dies aussprechen, liegt tiefe Trauer in ihren Augen. Auch wenn niemand mehr am Leben ist, der die Zeit davor erlebt hat, ist die Erinnerung daran, wie es einmal gewesen sein mag, in dieser Generation durch Erzählungen und Legenden noch lebendig. Die jüngeren aber nennen es häufig wie unsere neuen Führer die neue Zeit. Viele tun dies aus Desinteresse oder weil sie andere Sorgen haben. Aber einige benennen es so aus Überzeugung. Und diese sind gefährlich. Haltet euch von ihnen fern, denn sie bringen schnell Unheil über das Leben all jener, die eine andere Deutung haben.
Ein Ältester aus einem Dorf in den östlichen Ebenen


Der Frühling des Jahres 103 n.Z. kam spät. Während die Kälte des Winters das Land noch fest in ihrem eisigen Griff hielt, warten und bangten die Menschen, aus Sorge, dass ein später Frühling eine späte und schlechte Ernte bedeuten könnte. Doch irgendwann war es soweit. Die Kälte wurde zurückgedrängt und die Sonne vertrieb den Winter auch aus der Erde. Die Menschen atmeten auf, allerdings nur für kurze Zeit. Denn nach einer kurzen sonnigen Periode kam der Regen. Nicht der leichte Frühlingsregen, der dem Land gut tat und den der Wind meist rasch wieder vertrieb. Es war ein kalter, schwerer und dauerhafter Regen, der die Erde durchweichte, sie schwer werden ließ, so dass an Pflügen nicht zu denken war. So wuchs die Angst der Menschen vor dem kommenden Winter, bevor die Ernte überhaupt gesät worden war. Aber irgendwann war auch diese Wetterperiode vorbei, und der Frühling kam mit der gewohnten milden Wärme und viel Sonnenschein.
« Letzte Änderung: 17.08.2014, 11:38:59 von Bane of Izrador »

Bane of Izrador

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #1 am: 17.08.2014, 11:54:05 »
Tami

Nachdem die Halblinge ihr den rechten Weg gewiesen hatten, erreichte sie am späten Abend des Tages eine Siedlung, es dämmerte bereits. Die Häuser waren dunkle Schatten, die umgeben waren von Zähnen, die hoch in die Luft zu ragen schienen. Als sie näher kam, erkannte sie eine Mauer aus Pfählen und einer hohen Hecke, die das ganze Dorf umgab. Leise und vorsichtig näherte sie sich der Barriere und suchte nach einem Durchgang, als plötzlich ein dunkler Schatten vor ihr Stand. "Auf den Boden mit dir, du Dieb. Was schleichst du hier im Dunkeln um unser Dorf." Eh sie etwas erwidern konnte, wurde sie gepackt und fort geschleppt. Es war zu dunkel um Einzelheiten zu erkennen, aber bald darauf befand sie sich im Inneren der Barriere. Ihr träger hielt sie fest genug, damit sie ihm nicht entschlüpfen konnte, aber nicht so fest, dass es ihr Schmerzen bereitete. Sie wurde in eine Hütte gebracht, aus der licht drang. Sie hörte ein Klopfen und dann wurde die Tür geöffnet. Das helle Licht schmerzte in ihren Augen. Sie wurde auf einen Stuhl gesetzt, und dann hörte sie eine warme Stimme "He, Boern. Dein Dieb ist ja ein Kind." Sie öffnete langsam die Augen und blinzelte eine Frau an, die resolut die Arme in die Hüften gestemmt hatte und sie anschaute. Neben ihr stand ein kräftiger, hochgewachsener Mann und beäugte sie misstrauisch. "Ein Kind das im dunklen um unser Dorf schleicht. Was hat das wohl zu bedeuten? Sprich, wer bist du, woher kommst du und was tust du hier?".

Bane of Izrador

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« Antwort #2 am: 17.08.2014, 12:21:10 »
Ferygan

Ferygan hatte sich früh aufgemacht, um mit seiner Reise zu beginne. Er wusste dass gegen Ende des Winters die Menschen immer etwas zu reparieren hatten. Und auf dem hartgefrorenen Boden konnte man recht bequem reisen, wenn man warme Kleidung besaß. Leider liefen die Geschäfte nicht so gut. Er hatte das Gefühl, das ungewöhnlich viel Orks in den Dörfern unterwegs waren und so passierte er mehrere Siedlungen, ohne dort nach Arbeit zu fragen. Schließlich kam er nach Darenfurt, einer größeren Siedlung. Dort blieb er einige Wochen, denn es gab einiges zu tun. Als das Wetter dann milder wurde, zog er weiter. Bald darauf kam eine kalte und sehr lange Regenperiode über das Land, die ungewöhnlich für die Jahreszeit schien. Dieses Wetter erschwerte seine Reise sehr, denn bald waren die Wege nahezu unpassierbar. So saß er länger in einem dieser Dörfer fest, deren Namen er sich nicht merken wollte, weil er dort sehr unfreundlich empfangen wurde. Allerdings gab es einen Wirt, der ihm Unterkunft und Mahlzeiten anbot, wenn er ihm zur Hand ging. So verdingte sich Ferygan dort notgedrungen einige Wochen als Schankknecht, ohne viel Kontakt zu den Einheimischen zu suchen. Als dann das Wetter besser wurde, zog er schnell weiter.
Und so kam er schließlich vor 2 Tagen nach Randdorf, einer Siedlung, die sich als Rand der von Menschen bewohnten Region beschrieb. Randdorf, seine Einwohner sprachen nur von ihrem Dorf, war klein. Es lebten kaum 50 Menschen hier. Es war von einer Palisade aus einer hohen Dornenhecke umgeben, die von schräg nach außen ragenden, angespitzten Pfählen gestützt wurde. Das Dorf lag etwas abseits, allerdings gab es hier gutes Land und viele Bauern. Und damit hoffte Ferygan auf ausreichend Arbeit. Und tatsächlich fand er, wieder beim Wirt der örtlichen Taverne, ein Arrangement. Der Wirt, Maruk, bot ihm eine Unterkunft und Mahlzeiten für die Ausbesserung diverser Töpfe und Messer. Er wurde in einem kleinen Raum mit Strohsack untergebracht, allerdings sagte ihm der Raum zu, denn er war warm und trocken und es schien kein Ungeziefer in seiner Ruhestätte zu geben.
« Letzte Änderung: 17.08.2014, 12:23:00 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #3 am: 17.08.2014, 12:53:10 »
"Aus, Schleicher!" befahl Tami, als sie fortgeschleppt wurde, denn natürlich sprang Schleicher knurrend um sie und den Mann, der sie am Schlaffitchen hatte, herum und schnappte nach ihm. "Aus, ganz ruhig, alles wird gut! Sei brav!"[1]

Schleicher jaulte auf, als der Mann einen nachlässigen Tritt in seine Richtung schickte, und folgte danach in einigem Abstand. Kaum hatte der Mann die Tür vor seiner Nase zugeschlagen, begann der Wolf, nur von gelegentlichem Heulen unterbrochen, mit einem Eifer von außen am Holz zu kratzen, als erhoffte er sich auf diese Art den Weg ins Innere zu buddeln.

Unsanft wurde Tami auf einen Stuhl gesetzt. Sie sprang sofort auf.

"Ich bin kein Dieb!" rief sie empört und stemmte nicht weniger resolut als die fremde Frau ihre Arme in die Hüfte. "Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gestohlen! Und geschlichen bin ich auch nicht. Wenn ich geschlichen wäre, dann hättest du mich nämlich nicht gehört!"

Wild sah sie sich nach einem Fluchtweg um. So hatte sie sich ihr erstes Wiedersehen mit Menschen nicht vorgestellt.
 1. Handle Animal (Down) = 12
« Letzte Änderung: 17.08.2014, 12:58:01 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Bane of Izrador

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« Antwort #4 am: 17.08.2014, 14:05:20 »
Tami

Während der Mann das Mädchen böse anfunkelte, lächelte die Frau Tami ins Gesicht. "Ui, ein wildes Kind haben wir da. Nun, wenn du nicht stehlen willst, dann ist es ja gut, nicht wahr Boern? Sag mal, gehört der Hund da draußen, der gleich unsere Tür einreißt, zu dir? Besser du holst ihn rein, bevor einer der Wachen ihn erschlägt. Komm, die Tür ist offen. Hol ihn ruhig herein".

Dann tritt sie einen Schritt zurück und zieht den Mann am Arm mit sich. Dort bleibt sie abwartend stehen und schaut Tami ruhig an.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #5 am: 17.08.2014, 17:57:20 »
Erschlägt! Schleicher! Tami sprang zur Tür und riss sie auf. Schleicher stürzte sich so wild auf sie, dass die beiden als dichtes Knäuel aus Beinen, Armen und Pfoten auf dem Boden landeten. Wenn die Frau einen normalen Hund erwartet hatte, musste sie nun einen Schreck bekommen: Schleicher sah aus wie ein Wolf. Auch wenn sein Fell ein dunkles graubraun war—die Kopfform, die längliche Schnauze, die klaren, bernsteinfarbenen Augen, all das ließ ihn wie einen Wolf aussehen. Außerdem war er größer und massiger als das Kind, das er unter sich begraben hatte.

"Aus, Schleicher!" rief Tami wieder, und biss ihn in den Nacken. Schleicher legte sich winselnd auf den Rücken und zeigte seine Kehle. Tami stand auf. Noch einmal schaute sie sich um, ob hier weitere Personen lauerten, sah aber niemanden außer den beiden. Sie rückte näher an die Frau und brachte dabei soviel Abstand wie möglich zwischen sich und den Mann. Schleicher folgte bei Fuß.

"Tami", stellte sie sich der Frau vor. "Und ich suche das Dorf Wildwasser. Du hast nicht zufällig schon davon gehört?"
« Letzte Änderung: 17.08.2014, 18:00:24 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Bane of Izrador

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« Antwort #6 am: 18.08.2014, 10:32:50 »
Tami

Beide, die Frau und der Mann schauten für einen Moment entsetzt, als sie den großen Hund erblickten und die Art sahen, wie dieses Kind mit dem Tier umging. Kein Mensch beißt seinen Hund, damit er hört, das machen nur Tiere dachte Boern. Als Tami sich ihnen wieder zuwandte, hatten die den ersten Schreck allerdings bereits überwunden. Der Mann hielt sich im Hintergrund, die Frau schaute Tami weiterhin direkt in die Augen. Als sie gerade ansetzte, etwas zu erwidern, wurde von außen an die Tür geklopft und eine Stimme sagte: "Achtung, der Alte kommt".
Darauf schaute die Frau erschrocken zuerst zur Tür, dann zu Tami und ihrem Begleiter und schließlich zu dem Mann. "Wir müssen sie verstecken, wenn er sie findet...", dann drehte sie sich mitten im Satz zu Tami. "Kind, wir wollen dir nichts böses, aber du musst schnell verschwinden. Ich kann dir nicht mehr erklären, aber es ist wichtig, dass du tust, was ich dir sage. Verstehst du das?" Dabei sah sie Tami noch eindringlicher an. Der Mann ging in eine Ecke des Raums, schob einen Tisch zur Seite, hob die darunter liegend Binsenmatte, und klappt kurz darauf eine Klappe im Boden nach oben. Darunter konnte Tami einen dunklen Hohlraum erkennen. "Kind, ihr zwei müsst jetzt dort hinein, du und dein Hund. Und ihr müsst still sein. Keinen Mucks, bis wir euch wieder herauf holen. Euch wird nichts geschehen, das verspreche ich dir. Aber nun rasch, wir haben keine Zeit."

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #7 am: 18.08.2014, 11:11:56 »
Tami zögerte nur kurz. Instinktiv erkannte sie zwei Dinge: die Frau hatte in diesem Rudel offenbar das Sagen und wenn diese Leute hier Schleicher und ihr etwas Böses wollten, dann könnte die Frau dem Mann einfach befehlen, Tami wieder am Kragen zu packen und in das Kellerloch zu schmeißen. Wenn die Frau ihnen aber nichts Böses wollte, dann wollte es 'der Alte'. Also sollte sie der Frau besser gehorchen.

"Sei still, Schleicher!" wisperte sie. "Wir müssen uns jetzt verstecken[1]."

Und Schleicher gehorchte—sehr zu Tamis Überraschung—sofort. Sie zog ihn mit sich, schubste ihn in den engen Hohlraum und zwängte sich, nach einem letzten, gehetzten Blick über die Schulter, hinterher. Dort unten kauerte sie sich zusammen, umarmte Schleicher mit beiden Armen und barg ihr Gesicht in seinem Fell.
 1. handle animal (hide)=16
« Letzte Änderung: 18.08.2014, 11:29:55 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #8 am: 18.08.2014, 12:19:47 »
Den Winter hatte der Handwerker gut überstanden, doch nun waren all seine Waren eingetauscht und der nächste Winter kommt. Nach dem Winter ist vor dem Winter - heißt es wenn es um Arbeit geht. Vielleicht konnte er irgendwo einige wertvolle Felle oder Eisenteile erarbeiten die ihm im Winter einen warmen Platz am Feuer und genügend Feuerwasser für lange Abende sicherten.

Und so kommt es, dass sich der Erenlander in Randdorf wieder findet, an einem kühlen Frühlingstag, kurz nach Sonnenaufgang, im Jahr 103. der neuen Zeitrechnung. Mit an tausenden Morgen geübten Handgriffen, reinigt sich Ferygan und schlüpft dann rasch in seine vertraute Lederkleidung und verstaut die abgegriffenen Messer in den verborgenen Scheiden. Ohne sich umzublicken verlässt er mit knurrendem Magen sein Zimmer und macht sich auf etwas zu Essen aufzutreiben.

Schließlich vor dem Herdfeuer einen Platz findend, bekommt er von Maruks Frau, Tante, oder Schwägerin eine Schlüssel mit gekochtem Brei in die Hand gedrückt die er mit einem dankbaren Nicken annimmt und wortlos in sich hinein schaufelt, ehe er den Rest aufschlürft. Im Halbschatten der einfachen Küche sitzend betrachtet er kurz das Küchengeschirr, ehe er die anwesende Frau fragt: "Soll ich da mit der großen Pfanne anfangen? Oder hat Maruk etwas, dass ich mir dringender ansehen soll?"

Bane of Izrador

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« Antwort #9 am: 18.08.2014, 13:04:03 »
Ferygan

Tess, Maruks Ehefrau, brummte vom anderen Ende nur "Macht, wie ihr denkt."

So verging die Zeit bis zum Mittag rasch. Wie erwartet und erhofft gab es hier einiges zu tun. Tess brachte dem Handwerker später eine Holzschale mit einigen zum Teil sehr alten und gut gepflegten Messern. Als sie ihm die Schale hinstelle, flüstertet sie ihm streng, aber nicht böse zu "Ihr habt geschickte Hände und die Pfanne sieht sehr gut aus. Daher vertraue ich euch die Messer meiner Großmutter an, auch sie haben im Winter gelitten. Achtet gut auf sie. Wenn ihr sie wieder hinkriegt, gibt es heute Abend warmen Braten und Bier. Falls ihr sie verschandelt, bleibt die Küche kalt." Anschließend zog sie sich wieder in den Schankraum zurück, dort waren laut lärmende Gäste eingetroffen. Als Ferygan sich die Messer so anschaute, war er überrascht. Er hatte lange nicht mehr so gute Gegenstände gesehen. Wahrscheinlich waren die Messer weit älter als die Großmutter, sie schienen Zeugnisse aus einer Zeit zu sein, in der Handwerker wie er weitaus bessere Waren herstellen konnten als es heute möglich war. Diese Messer würden eine Herausforderung für seine Handwerkskunst sein, das war Ferygan klar[1].
 1. Bitte einen Check auf Handwerk, wenn du die Messer bearbeiten willst

Bane of Izrador

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« Antwort #10 am: 18.08.2014, 13:33:11 »
Tami

Als sich Tami mit Schleicher dem Loch näherte, erkannte sie einen kleinen Verschlag, in dem kaum zwei erwachsene Männer Platz finden würden. Aber für sie und den Wolf würde es groß genug sein. Sie stieg etwas umständlich in das Loch hinab und Schleicher folgte ihr mit einem geschmeidigen Sprung. Kaum hatten sie sich gesetzt wurde die Klappe geschlossen und die Matte und der Tisch wieder darüber gezogen. Tami konnte nichts sehen, nur spärliches Licht drang durch die Ritzen des Bodens. Kurz darauf hörte sie, wie die Türe laut geöffnet wurde und mehrere Personen polternd den kleinen Raum betraten.
Dann hörte sie eine sehr raue und unangenehme Stimme. "Was zum Teufel erzählt mir der Kerl da draußen? Ihr habt einen Dieb mit einem Hund gefangen. Wo ist er, ich werde ihm die Frechheit in unser Dorf zu kommen aus dem Leib prügeln."

"Herr, leider ist der Kerl mir entkommen. Als ich ihn gerade durch das Tor geschleppt hatte, sprang mich sein Drecksvieh an. Ich konnte es abwehren, allerdings riss der Kerl sich dabei los und rannte fort, hinaus aus dem Dorf in die Dunkelheit. Ich warf ihm einen Stein nach und glaube, ich habe ihn ordentlich getroffen, den Halunken. Der wird sich hier sicher nicht mehr blicken lassen."

"Und was faselt dein blöder Gehilfe da draußen dann? Los, mach's Maul auf, oder es setzt was!"

Nun hörte Tami eine leise Stimme. "Äh Herr, ich..." Doch dann sprach der Mann über ihr weiter "Verzeihung Herr, das ist mein Fehler. Ich schickte Alhus nach draußen um zu schauen, ob sich noch mehr Gesindel herum treibt. Und als der Kerl dann floh, wollte ich eine Laterne holen, um draußen nach dem Rechten zu schauen. Doch ich konnte den Anzünder nicht finden und als ich ihn dann endlich hatte", er machte eine kurze Pause, "und nach draußen gehen wollte, da hörte ich eure Schritte und wartete, um Bericht zu erstatten. Verzeiht, dass ich so unachtsam war, Herr."

Dann war es für einen Moment still. Dann sprach der unfreundliche Kerl wieder. "Du Trottel. Für dich gibt es eine Woche kein Abendessen. Wenn du nachts wach liegst, weil der Magen knurrt, wirst du dich das nächste Mal daran erinnern, deine Arbeit ordentlich zu machen. Und nun los, such den Kerl, aber verschwende nicht mein Öl. Es ist hell genug, du brauchst keine Lampe. Los, raus mit dir. Und ihr Kerle, gafft nicht so. Merkt euch das und passt das nächste Mal besser auf. Seit froh, dass ihr nicht den Knüppel für eure Dummheit zu spüren bekommt."

Tami hörte wie mehrere Stimme ein leises "Ja Herr" brummten und dann fort gingen. Kurz darauf hörte sie ein Seufzen der Frau und die Schritte des Mannes, der die Hütte verließ. Dann wurde es still. Es dauerte eine Ewigkeit, in der sich nichts rührte, dann wurde der Tisch wieder zur Seite geräumt und die Klappe geöffnet. Die Frau winkte Tami heraus und flüsterte ihr zu "Komm raus, aber keinen Mucks. Ich bringe dich schnell woanders hin. Dort kannst du noch etwas schlafen und morgen früh reden wir weiter." Sie wartete keine Antwort ab, sondern ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt, dann spähte sie hinaus und kam zurück zu Tami. "Nimm dein Tier mit, rasch". Dann schob sie sie zur Tür hinaus, eilte mit ihr durch die Nacht zu einem dunklen Gebäude, öffnete dort eine Tür, schob Tami hinein, wartete bis auch Schleicher hinein geschlüpft war, rief ihm im hinausgehen zu "Ich komme morgen früh, bleib hier drin" und schloss die Tür.

Tami hörte, wie sich ihre Schritte entfernten und kurz darauf war es still. Es roch nach Stroh und ein leises Rascheln verriet ihr, in welcher Ecke sie welches finden würde.
« Letzte Änderung: 18.08.2014, 13:37:26 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #11 am: 19.08.2014, 10:32:19 »
Im Dunklen alleingelassen, stand Tami erstarrt da. Sie begriff nicht so richtig, was da gerade geschehen war. Die Frau und der Mann, der vorhin noch so böse gewesen war, hatten sie vor einem noch böseren Mann versteckt, das sah sie wohl, aber warum dachte nur jeder gleich, sie und Schleicher seien Diebe? Ganz offen war Tami auf das Dorf zumarschiert! Überhaupt, was für ein seltsames Rudel das war, wo der Rudelführer—Dorfältester hatte das daheim in Wildwasser geheißen—wo der Dorfälteste also anderen Erwachsenen das Abendessen verbieten konnte als wären sie ungezogene Kinder. Und gleich für eine Woche! Das würde niemand, den Tami kannte, seinen Kindern antun. Das würde ein richtiger Dorfältester seinen Leuten nicht antun. Nur Orks ließen Menschen gerne hungern!

Aber der böse Mann hatte nicht wie ein Ork geklungen. Ein Ork klang immer wie ein Ork. Tami glaubte nicht, dass einer sich so verstellen könnte, dass er wie ein Mensch klang.

Sie beruhigte sich etwas und sah sich um. Es war vollkommen dunkel. Irgendwo raschelten Mäuse im Stroh; kleine Füßchen trippelten über einen Balken direkt über ihrem Kopf. Tami legte ihr Bündel und ihren "Wanderstab" ab, ging dann auf alle Viere und machte sich daran, den Raum gründlich zu ertasten und zu erschnüffeln.[1] Schleicher tat es ihr eifrig nach.
 1. search (take 20) = 27, tasten und schnüffeln (scent)
« Letzte Änderung: 19.08.2014, 11:05:23 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #12 am: 19.08.2014, 12:12:46 »
Ein bisschen unglücklich auf die Messer starrend, nimmt Ferygan eines hervor und hält die Klinge gerade von sich weg, während seine Augen die Schneide entlanggleiten um Scharten besser erkennen zu können. Eine der Klingen war schon vom Rost angegriffen, aber dagegen konnte man etwas tun; Doch die Anderen? Da würde wohl nur Waffenöl und teures Werkzeug helfen und das war teuer und nicht einfach zu bekommen so abseits der großen Routen.

Sich in aller Ruhe hinsetzend, nimmt der Handwerker seine Schleifsteine zur Hand und fährt behutsam über das edle Metal. Lange ist es her, dass er so etwas gut Verabeitetes in Händen halten durfte. Immer wieder setzt er an und versucht sein Bestes, doch Erfolg scheint ihm keiner beschieden.[1] Der Rost löst sich zwar bald, aber die Messer wollen keine Schärfe von seinen alten Steinen annehmen und die Scharten in dem harten Metal erweisen sich als äußerst widerspenstig. Vielleicht würde es ihm gelingen mit teurerem Werkzeug, aber so legt der Erenlander die schönen Klingen, gereinigt und gepflegt, aber nicht wirklich verbessert zurück in die Schale und seufzt unzufrieden.

Sich wieder anderer Arbeit widmend, verbringt der junge Mann noch eine weitere Stunde mit dem Ausbessern der Kesselkette, ehe Tess wieder ihren Kopf herein streckt um zu sehen welche Fortschritte er gemacht hat.

Mit etwas Unwohlsein im Bauch, legt Ferygan seine Arbeit zur Seite und deutet auf die abseits stehende Schale: "Die Messer eurer Großmutter sind großartig verarbeitet. Leider verfüge ich nicht über das Werkzeug und die notwendige Übung um sie zu ihrer alten Größe zurück zu führen. Doch seht selbst..."
 1. Craft 10

Bane of Izrador

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« Antwort #13 am: 19.08.2014, 13:16:32 »
Ferygan


Es dauerte eine Weile, bis es im Schankraum wieder etwas ruhiger wurde. Es kamen täglich einige Bauern ins Wirtshaus, um dort eine Suppe zu Essen und etwas zur Ruhe zu kommen. Einmal in der Woche war sogar ein kleiner Krug Bier dabei, so wie heute. Die Bauern gaben Maruk und Tess dafür das Gemüse, dass sie zum kochen benötigten. Die Bauern sparten sich so die zeit für die Zubereitung und vor allem die nötigen Utensilien. Holzgeschirr hatten die meisten, aber Töpfe oder Kessel aus Metall nur die wenigsten. Als die Gäste wieder gegangen waren, räumte Tess schnell die Tische ab. Sie war tagsüber alleine, denn Maruk war auf den Feldern. Nur vom Wirtshaus konnte kein Mensch mehr sein Lebensunterhalt bestreiten. Tess brachte das Geschirr in die Küche. Es war ihr wohler dabei, den Handwerker im Auge zu behalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich so einer mit einem Kessel aus dem Staub machte. Allerdings hatte Maruk sie am Morgen nur spöttisch angeschaut als sie ihre Sorgen berichtete. Er war zu gutgläubig, davon war sie überzeugt.

Als sie mit dem Geschirr die Küche betrat, saß ihr Gast allerdings noch an seinem Platz und arbeitete. Der Stapel hatte sich sichtbar verkleinert. Sie ging zu ihm und schaute sich die Messer an. Sie sahen zwar besser aus als vorher, allerdings schien dieser Ferygan nicht zufrieden mit seiner Arbeit zu sein. "Nun, ihr habt euch immerhin bemüht. Dann ist wohl nun Zeit fürs Mittagessen. Kommt in die Stube, der Eintopf ist noch heiß. Danach werde ich sicher noch etwas Arbeit finden."

Daraufhin ging sie zur Feuerstelle und schöpfte etwas von dem dampfenden Eintopf in zwei Holzschalen und trug sie in den Schankstube.
« Letzte Änderung: 20.08.2014, 13:32:35 von Bane of Izrador »

Ferygan

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« Antwort #14 am: 20.08.2014, 11:50:47 »
Die letzten verbogenen Kettenglieder liegen lassen - nach dem Essen würde noch genügend Zeit dafür sein - wischt der Kleinschmied die schmutzigen Finger kurz ab, um sie vom gröbsten Dreck zu befreien. Aufstehend, stapft er wortlos hinter Tess her und nimmt dort Platz wo sie es ihn heisst. Dankbar eine der Schalen annehmend, verbringt er die ersten Minuten still essend, ehe er mit einem warmen Gefühl im Magen zufrieden seufzt und versucht mit der Hausherrin ins Gespräch zu kommen; "Das Essen war sehr gut, da arbeitet es sich gleich viel lieber." beginnt er mit einem Kompliment, ehe er weiter fragt: "Ist dieser Gasthof schon lange im Besitz eurer Familie?" Sollte Tess darauf einsteigen, so will Ferygan noch wissen: "Könnt ihr mir vielleicht etwas über die Gegend hier berichten? Wo zahlt es sich aus hinzu gehen? Was oder wenn sollte man lieber meiden?"

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