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Autor Thema: Die Legenden von Eredane - Die Reisenden  (Gelesen 62774 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #30 am: 01.09.2014, 17:06:00 »
"Weil mir auch einmal jemand geholfen hat, als ich es gebraucht habe." wispert Ferygan sehr ernst, aber mit gewichtiger Ehrlichkeit. Vielleicht war es wirklich diese Schuld die zurück zahlen möchte, vielleicht auch ein Rest von Verständnis. Er selbst war auch einmal jung und unerfahren - andere würden es dumm nennen - gewesen. Und außerdem schien das Mädchen Feuer im Herzen zu tragen und das konnte erfahrungsgemäß nicht über viele Menschen gesagt werden.

Den Hund im Auge behaltend, schleicht Ferygan ein wenig näher, wobei er seine leeren Hände immer noch beruhigend im Blickfeld der Kleinen belässt. Kaum zwei Armeslängen vor ihr verharrt der Erenlander und nickt zustimmend, ehe er erwidert: "Das klingt schon ziemlich gut, ich bin ein Kesselflicker, Messerschleifer, Hufschmied und so weiter. Wenn etwas kaputt ist, dann versuche ich mein bestes es zu richten." Er überlegt kurz: "Wenn wir uns zusammen tun, dann könnten wir vielleicht gemeinsam Dinge richten die uns alleine überfordern würden. Dafür gibt es Essen, Unterkunft und vielleicht sogar ein wenig Akzeptanz und Dankbarkeit von den Leuten."

Tami Wolfsbrut

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #31 am: 02.09.2014, 10:26:59 »
"Mein Vater ist der Schmied von Wildwasser", sagte Tami. "Ich habe ihm öfters geholfen. Er hat es mir aber nicht richtig beigebracht, weil..." Sie zögerte. Würde der Mann ihr auch helfen wollen, wenn er wusste, dass sie ein Mädchen war? Das würde die Sache mit dem "Gehilfe" nämlich schwieriger machen. Moment mal, hatte er da eben nicht "Gehilfin" gesagt? Er wusste es schon. Damit schien er ihr schlauer als die meisten Menschen.

"Weil das keine Arbeit für ein Mädchen sei", beendete sie also ihren Satz. "Meinst du, die Leute hier werden uns das glauben, dass du dir ein Mädchen als Gehilfin ausgesucht hast? Da müssen wir uns entweder eine gute Geschichte zu ausdenken—Tochter von deiner Schwester, die mitsamt ihrem Mann verstorben ist, deshalb gab's nur noch dich, der sich um mich kümmern konnte, und warum nicht zwei Fliegen auf einmal platt hauen? Oder ich kann mich auch als Junge ausgeben. Dafür hält mich eh jeder. Du bist der erste, der das nicht getan hat—ich hab's aber auch gerade nicht richtig probiert. Und wir müssen uns auch überlegen, warum mich bis jetzt noch niemand im Dorf zu Gesicht bekommen hat. Wie lange bist du denn schon hier? Ich könnte mit einer Erkältung im Bett gelegen haben. Bei dem grauslichen Wetter wäre das ja kein Wunder."

Und sie fing an zu schnüffeln und zu husten. Es klang sehr überzeugend. Es klang erstaunlich überzeugend.[1] Kinder, die versuchten zu lügen, übertrieben normalerweise so gnadenlos, dass der Dümmste nicht darauf hereinfallen konnte. Tami aber klang nicht nur wie jemand mit Schnupfen, sie klang wie jemand, der verschnupft war, aber versuchte, nicht verschnupft zu klingen. "Wirklich, Meister, es geht mir schon wieder viel besser", sagte sie in bettelndem Tonfall. "Ich kann schon wieder helfen. Und im Bett ist es sooo langweilig."
 1. Bluff = 27 (natürliche 20)
« Letzte Änderung: 02.09.2014, 10:28:31 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #32 am: 03.09.2014, 09:59:31 »
Ein wenig schmunzelnd, nickt Ferygan dann zustimmend. "Gut. Tess, die Wirtin wird uns helfen. Weihen wir sie ein damit sie es besser kann." bestätigt der Handwerker leise sprechend Tamis Vorschlag und Darbietung. Er wird sich hütten der Kleinen zuviel Glauben zu schenken, die gespaltene Zunge scheint ihr zu liegen.

"Du könntest das Kind meines verstorbenen Bruders sein." schlägt der Erenlander wispernd weiters vor. "Seine Frau starb bei deiner Geburt. Wir sind erst diese Saison gemeinsam unterwegs. Ist das in Ordnung für dich?"

Tami Wolfsbrut

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #33 am: 03.09.2014, 10:32:30 »
"Mein armer Vater!" schluchzte Tami. "Bei der Arbeit hat er sich verletzt. Erst hat's gar nicht schlimm ausgesehen, aber die Säge war alt und rostig und da ist er ganz furchtbar krank geworden. Alle Muskeln in seinem Körper sind bretthart geworden und es hat ganz furchtbar wehgetan. Zum Schluss konnte er nicht einmal mehr reden, weil sein Gesicht auch ganz verkrampft war, und Luft bekam er auch nicht mehr und dann... dann bin ich zu meinem Onkel gekommen."

Nach dieser Vorstellung tätschelte Tami ihren Wolf und die beiden näherten sich Ferygan. "Schleicher, das ist jetzt Rudel. Hörst du? Rudel." Und mit dem Kopf stubste sie Ferygan ein paarmal sacht an die Schulter, bevor sie wieder zurücktrat. Daraufhin beschnüffelte Schleicher den Mann ausgiebig—sehr ausgiebig, als würde die Entscheidung ihm nicht leicht fallen—und tat es seinem Frauchen dann nach. Seine Kopfstubser waren deutlich kraftvoller als ihre.
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #34 am: 04.09.2014, 11:39:19 »
Die ungewohnte zur Schaustellung von Vertrauen und Nähe verblüfft den Handwerker so sehr, dass er für einige Momente sprachlos zurück bleibt. Schleichers ausgiebiges Schnüffeln unterstützt Ferygan dadurch, dass er dem riesigen Hund - ist es überhaupt ein Hund?! - vorsichtig die flache Hand hinstreckt damit dieser seine Witterung ungestört aufnehmen kann.

Nachdem die "Rudelbildung" vorerst abgeschlossen ist und die drei im Dunkel der Scheune die Vorstellungsrunde beendet haben, wispert der Erenlander an Tami gewandt: "Eines möchte ich noch klären bevor wir da hinaus gehen: Die Leute werden denken du gehörst zu mir, das sollen sie ja auch. Ich werde dir nichts rein reden wenn es nicht sein muss, versprochen." Dabei legt er die Hand aufs Herzen. "Aber es macht Menschen - besonders autoritäre - nervös wenn sie sehen, dass ein Erwachsener "sein" Kind nicht unter Kontrolle hat. Und nervöse Leute sind gefährlich. Das kann ich nicht gebrauchen, das kannst du nicht gebrauchen." Dem Mädchen tief in die Augen blickend wartet er einige Herzschläge ehe er weiterspricht: "Du musst mir hier nichts versprechen, aber in unserer beider Interesse: es lebt sich leichter für uns wenn die anderen glauben, dass du mir folgst." Hoffnungsvoll lächelnd fügt er hinzu: "Einverstanden? Kannst du so leben?"

Tami Wolfsbrut

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #35 am: 04.09.2014, 11:43:22 »
"Aber natürlich, Onkel", sagte Tami. "Ich tu doch alles, was du sagst!"

Dann holte sie das Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten aus der Ecke, wo sie sich zum Schlafen hingelegt hatte, und auch ihren "Wanderstab"[1] und kehrte damit zu Ferygan zurück.
 1. Meister, muss ich da jetzt auf Hide würfeln, wie gut der Bogen als Wanderstab getarnt ist?
« Letzte Änderung: 04.09.2014, 11:50:56 von Tami Wolfsbrut »
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Bane of Izrador

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« Antwort #36 am: 04.09.2014, 14:17:30 »
Mitternacht war bereits vorbei als Ferygan mit Tami in die Schänke zurückkehrte. Kurz bevor sie das Haus erreichten hatte Tami das Gefühl, eine Gestalt im Schatten stehen zu sehen, einige Häuser weiter. Sie zögerte kurz und als sie erneut hinsah, war der Schatten verschwunden. Schleicher trabte neben ihr her, er zeigte keine Anzeichen von Unruhe. Ferygan hatte bereits die Tür geöffnet und die beiden betraten den Schankraum. Die Dorfbewohner waren bereits alle nach Hause gegangen, nur Maruk war noch hier. Als er die beiden hereinkommen sah, zögerte er einen Moment. Denn großen Hund im Auge behaltend zeigte er dann in Richtung der Kammer von Ferygan. "Die ist zu klein für euch beide. Heute Nacht könnt ihr oben in einem Zimmer schlafen. Morgen sehen wir dann weiter. Tess hat dem Kind noch etwas zu Essen hingestellt, es ist nicht viel, aber mehr war nicht übrig." Er zeigte auf eine Schale, die auf einem der Tische stand. "Der Hund muss aber draußen schlafen. Ich habe hinter dem Haus eine kleine Hütte, in der früher unser Hund schlief. Dort kann er hin. Kind, bring ihn bitte hinaus. Beeil dich und pass auf, dass dich möglichst niemand sieht. Ich zeige Ferygan in der Zeit das Zimmer." Maruk sagte dies alles freundlich, aber bestimmt. Tami hatte das deutliche Gefühl, dass er über den Schlafplatz des Hundes nicht mit sich reden lassen würde. Als sie die Schale sah, begann ihr Bauch zu knurren, beinahe so laut, dass sie dachte, es wäre Schleicher gewesen. Jetzt erst merkte sie, wie hungrig sie war. Die Schale sah wirklich nicht sehr voll aus, aber der Inhalt dampfte noch leicht und roch sehr gut.
« Letzte Änderung: 05.09.2014, 09:35:31 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #37 am: 04.09.2014, 14:50:53 »
Am liebsten hätte Tami sich gleich über das Essen hergemacht, aber dann würde Schleicher auch etwas davon abhaben wollen, und der Mann da würde wahrscheinlich schimpfen, wenn Tami ihrem "Hund" etwas abgab. Aber sie hatte ja noch etwas Rauchfleisch und Chalunwurzel dabei, das würde sie ihm draußen geben.

Also winkte sie Schleicher wortlos, ihr zu folgen. An der Tür ermahnte sie ihn, leise zu sein, doch er war viel zu aufgeregt. Laut hechelnd "schlich"[1] er also hinter Tami her, als diese—dem Fingerzeig des Mannes folgend—ihn zur Hütte führte.[2]

In der Hütte angekommen, gab Tami Schleicher sein Essen, blieb noch kurz bei ihm und erklärte ihm dann schweren Herzens, dass er dort bleiben müsse[3]. Dann schlich sie—allein viel leiser—zum Haus zurück.
 1. Schleicher hide/move silently je 13
 2. Tami schleicht/versteckt sich mit 17 bzw. 18
 3. handle animal (stay) = 18
« Letzte Änderung: 06.09.2014, 13:05:58 von Tami Wolfsbrut »
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Bane of Izrador

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« Antwort #38 am: 05.09.2014, 09:47:32 »
Als Tami hinausgegangen war, führte Maruk Ferygan nach oben in ein kleines Zimmer direkt neben der Treppe. Es war etwas größer als die Kammer, in der er in den letzten tagen geschlafen hatte. Der Raum wurde jedoch augenscheinlich nicht mehr als Schlafraum genutzt, denn es standen einige alte Möble in den Ecken. Offenbar hatte jemand schnell den Raum ein wenig gesäubert und zwei Lager hergerichtet, so dass Ferygan und Tami hier schlafen konnten. "Ich weiß nicht, was genau das soll und was das zu bedeuten hat, aber Raja sagt, wir sollen auf das Kind aufpassen und dann tun wir das. Hütet euch vor Larok, unserem Dorfwart, er ist ein bösartiger Mensch. Er wird sicher Fragen stellen, irgend jemand wird ihm schon flüstern, dass hier plötzlich ein Kind herum springt, dass vorher noch nicht gesehen wurde. Halte das Kind von ihm fern, wir werden versuchen, ihn abzuwimmeln. Aber wenn es Ärger gibt, halte dich raus und sorge dafür, dass das Kind still hält, egal was passiert!. Hast du das verstanden?". In diesem Moment hörten sie unten die Tür und Maruk ging nach unten, um Tami zu holen. So hatte Ferygan keine Gelegenheit, etwas zu erwidern.

Tami erreichte den Schankraum ohne Zwischenfälle. Der Wirt sagte ihr, sie solle oben Essen, denn er sei müde. Als Tami ihre Schale hinauf trug verschloss er die Tür, brachte den beiden eine sehr kurze brennende Kerne nach oben, wünschte ihnen eine gute Nacht und verschwand dann nach unten in die hinteren Räume des Hauses. Kurz darauf wurde es still.

Der Schlafraum war gerade große genug, dass es mit den beiden Lagern und den alten Möbeln nicht zu eng wurde. Die Lager bestanden aus alten Tüchern, die mit Stroh und wer weiß was noch gefüllt waren. Aber es roch nicht schimmelig und man hörte auch kein Rascheln im Stroh oder in den Ecken.
« Letzte Änderung: 07.09.2014, 14:15:39 von Bane of Izrador »

Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #39 am: 05.09.2014, 12:20:21 »
Den Handwagen mit seinem Werkzeug lässt Ferygan nur ungern zurück und so macht auch er sich daran, den aller größten Teil seiner Dinge in Tücher einzuschlagen und zu sich hinauf in die neue Unterkunft zu bringen um sie dort zu verstauen.

Die Worte Maruks spiegelten nur das wieder was er kurz zuvor in der Scheune zu Tami gesprochen hatte, aber der Erenlander zweifelt, dass sich das halsstarrige Kind viel von ihm sagen lässt. Betrübt seufzend, überlegt der Handwerker ob er hinunter gehen soll um sich das versprochene Bier abzuholen, aber die Fragen der Dorfbewohner, die ihm unweigerlich gestellt werden würden, müssen noch etwas warten.

Eigentlich hatte er sich gefreut hier ein paar ruhige Tage zu verbringen, aber natürlich gibt es sie überall die Laroks dieser Welt und so würde es auch hier zu einem Tanz werden nicht zu sehr anzuecken. Vielleicht sollten sie hier nicht zu lange verweilen... Und Raja? Wer sie wohl ist, dass Maruk und Tess so unhinterfragt ihren Wünschen nachkommen. Eventuell konnte er ja morgen mehr heraus finden...

Als Tami zurück kehrt, liegt Ferygan ausgestreckt auf einem der beiden Strohlager und hat die Hände im Nacken verschrenkt und starrt an die Decke, ehe sich sein Gesicht ihr zuwendet und freundlich zuzwinkert.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #40 am: 06.09.2014, 13:05:05 »
Tami kam mit hängenden Schultern herein. Seit sie Schleicher gefunden hat, war sie keinen Augenblick von ihm getrennt gewesen, geschweige denn eine ganze Nacht lang. Und der arme Schleicher erst! Sein ganzes Leben hatte er an Tamis Seite verbracht.

Sie ließ sich auf ihr Bett plumpsen und schmollte. Warum durfte er nicht hier schlafen? Sie hätte doch einfach bei ihm in der Hütte bleiben sollen! Was, wenn ihm etwas zustieß? Wenn der Dorfwart kam und Schleicher erschlagen lassen wollte?

Da bemerkte sie Ferygans wohl aufmunternd gemeintes Zwinkern und rief sich in Erinnerung, dass dieser Mann immerhin einiges an Ärger riskierte, um ihr zu helfen, wie auch die anderen Leute hier im Dorf, die sie bisher getroffen hatte. Auch wenn Tami überhaupt nicht begriff, warum das alles notwendig war: die Angst der Leute vor dem Dorfwart war echt—man konnte sie riechen!—also musste die Bedrohung durch diesen auch echt sein. Tami wurde sich sehr in acht nehmen müssen.

Deshalb zeigte sie ebenfalls Zähne, so gut sie es vermochte, und fragte dann: "Also, was muss ich für morgen alles wissen, Onkel? Oder soll ich dich 'Meister' nennen?"
« Letzte Änderung: 07.09.2014, 17:41:37 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #41 am: 07.09.2014, 17:12:06 »
Tamis Worte wischen das aufmunternde Lächeln fort und lassen statt dessen einen nachdenklichen Gesichtausdruck erscheinen. Es vergehen einige Momente bis Ferygan ihr leise - es ist schwierig alte Gewohnheiten abzulegen - antwortet: "Gute Frage. Ich bin bisher immer gut dran gewesen, wenn ich den Leuten viel recht gegeben habe und ihre Arbeit, ihr Werk, oder auch ihre Häuser gelobt habe und mich entsprechend beeindruckt gezeigt habe. Jeder möchte gerne etwas besonderes sein, da schadet es nicht dieses Gefühl zu vermitteln." schließt er erneut lächelnd. "Aber wegen morgen..." fährt er grüblerisch fort: "Es wird wohl am besten sein, wenn du mich Onkel nennst... Neffe." Sich auf seinem Strohlager zu Tami hinrollend, nutzt der Erenlander seinen linken Arm als Kopf- und Nackenstütze während er zu dem Mädchen blickt: "Halte dich in ein wenig im Hintergrund und wir werden dir eine gute Arbeit suchen. Vielleicht hilft uns Tess ja dabei? Das bekommen wir schon hin. Noch ein wenig ernster werdend fügt er hinzu: "Und wenn andere dabei sind: nimm dir nicht jeden Tadel zu Herzen. Die Menschen sind es gewöhnt, dass Kinder gescholten werden, wir wollen sie nicht dadurch verwundern das ich zu höflich zu dir bin." Ein aufheiterndes Schmunzeln soll Tami ein wenig über all die ungewohnten Dinge hinweg trösten und sie für das Kommende stärken und ihr Hoffnung machen.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #42 am: 07.09.2014, 17:30:18 »
"Ach, schimpf nur", sagte Tami sorglos. "Schlimmer als die Orks wirst Du's nicht können. Und wenn nötig, gib mir ruhig auch eine Backpfeife, das hat Jonah auch immer getan, wenn ich was falsch gemacht habe, damit die Orkaufseher mich nicht mehr mit der Peitsche hauen, weil sie sich denken, der Junge ist ja schon bestraft worden. Das gefällt denen überhaupt gut, wenn die Menschen sich gegenseitig hauen. Und der Dorfwart hier, der klingt fast so gemein wie ein Ork."
« Letzte Änderung: 07.09.2014, 17:41:18 von Tami Wolfsbrut »
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Bane of Izrador

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« Antwort #43 am: 09.09.2014, 09:34:19 »
Es war bereits weit nach Mitternacht als Ferygan und Tami einschliefen. Als sie erwachten stand die Sonne schon sehr hoch, dies war ungewöhnlich, da Maruk es sich angewöhnt hatte, spätestens mit Sonnenaufgang bei Ferygan zu klopfen, damit dieser rechtzeitig zum Frühmahl aufgestanden war. Heute hatte er dies nicht getan. Es war still im Dorf, offenbar waren die Bauern bereits alle auf den Feldern. Als einer der beiden den Stofffetzen, der das Fensterloch notdürftig verschloss, zur Seite schob, lag ein ausgestorben wirkendes Dorf vor ihnen. In größeren Siedlungen waren auch bei Tag viele Bewohner unterwegs, Handwerker, die dort arbeiteten, Wachen auf Patrouille oder streunende Kinder, sie sich selbst überlassen durch die Straßen rannten. Doch hier gab es all dies nicht. Das Dorf wirkte verlassen. Ferygan spähte vor die Tür, dort stellte Tess ihm morgens immer einen Krug mit Wasser hin, eine Waschschüssel hatte er stete im Zimmer. Heute fand er zwei Krüge, und das Wasser in einem der beiden war sogar lauwarm. Von unten war kein Laut zu hören.
Als die beiden aber später nach unten kamen, fanden sie Tess in der Schankstube beim Säubern der Schalen und Krüge. Sie wünschte ihnen einen guten Morgen und deutete auf einen Tisch. Dort brachte sie kurz darauf ein kleines Frühmahl (etwas Brot und einer Schale mit Hirsegrütze und eine kleine Schale mit Milch für Tami). Als sie alles auf den Tisch stellte, sagte sie zu Tami "Guten Morgen, Junge. Ich bin Tess. Hier iss und trink deine Milch." Dann sprach sie Ferygan an: "Nochmals danke für eure Hilfe. Maruk hat dir für heute Arbeit bei Dorm besorgt, dem Bauer, bei dem du gestern dein Abendmahl hattest. Er hat diverse Dinge auszubessern. Er wird bereits auf dem Feld sein, aber sein Weib, Dara, ist im Haus, ich werde dir zeigen, wohin du gehen musst. Nimm den Jungen mit und bleibt möglichst im Haus. Ich weiß nicht genau, was er kann, aber es wird sich auch für ihn etwas zu tun finden. Ich gebe euch etwas zu Essen für den Tag mit, so dass ihr nicht hinausgehen müsst. Die beiden sind gute Menschen, aber Dara ist recht geschwätzig, also haltet euch besser etwas zurück. Das Abendmahl bekommt ihr von uns. Aber nun esst erst einmal und dann bringe ich euch hinüber."

Nachdem sie aufgegessen hatten, zeigte Tess Ferygan das Haus des Bauern. Der Dorfplatz war immernoch menschenleer.
« Letzte Änderung: 09.09.2014, 09:36:45 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #44 am: 14.09.2014, 19:27:45 »
Sobald sie mit dem Frühstück fertig war, jagte Tami hinaus zur Hundehütte, um Schleicher abzuholen, welcher sie stürmisch und leider auch sehr geräuschvoll begrüßte. Als er sich wieder beruhigt hatte, kehrten die beiden zu Ferygan zurück, der sich gerade von Tess das Haus des Bauern zeigen ließ, wo es Arbeit für ihn gab. Wie ein gehorsamer Lehrling gesellte sie sich an seine Seite. Den Topf mit dem eigenen Werkzeug hatte sie dabei.

"Soll ich deine Sachen auch tragen, Meister?" fragte sie artig.
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

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