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Autor Thema: Die Legenden von Eredane - Die Reisenden  (Gelesen 63730 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Bane of Izrador

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #135 am: 12.12.2014, 13:45:25 »
Der Gedanke, dass er in einer Hundehütte schlafen sollte, behagte Ferygan gar nicht. Zum Glück glaubte Tami, dass Schleicher Ferygan auch in ihrem Zimmer wecken konnte. Also legten Ferygan sich hin und war nach einigen unruhigen Bewegungen rasch eingeschlafen.

Tami legte sich ebenfalls hin, auch sie spürte trotz der Aufregung nun ihre Müdigkeit. Aber für sie war es ein unruhiger Schlaf. Als sie wieder erwachte war es noch dunkel, aber am Horizont erkannte sie bereits den sich ankündigenden Morgen. Sie hatte lange genug draußen gelebt um zu erkennen, dass sie sich nicht beeilen musste. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte ging sie also leise nach unten, holte Schleicher ab und suchte vorsichtig nach einem Platz in der Nähe des Tors, von dem aus sie das erwartete Zusammentreffen von Boern und Larok gut und vor Entdeckung sicher beobachten konnte.

Sie fand einen Schuppen an einem der Häuser. Sowohl das Haus als auch der Schuppen hatten schon bessere Zeiten gesehen, das Dach hatte scheinbar Löcher, die nur notdürftig mit dem harten Gras der Ebene abgedichtet wurden, die meisten Fensterlöcher waren offen und der Schuppen sah baufällig aus. Aber er lag perfekt und seine Tür stand leicht offen. Von dort aus konnte sie den ganzen Torbereich gut überblicken und vielleicht sogar verstehen, was gesprochen wurde. Außerdem war eine Entdeckung beinahe unmöglich, außer wenn jemand in den Schuppen schauen würde. Sonst gab es noch einige Büsche oder sie müsste sich hinter einer Hausecke verstecken.

Bald wurde es hell. Während sie wartete versuchte sie Schleicher zu erklären, dass er Ferygan vielleicht wecken musste, wenn sie ihn schickte. Sie war sich nicht sicher, ob er alles verstanden hatte, vertraute aber auf den klugen Verstand ihres Begleiters. Sie sah ein oder zweimal Boern mit seiner kleinen Laterne, die kaum Licht warf, durch das Dorf gehen. Und dann hörte sie Schritte, die aus der Richtung von Laroks Haus kamen. Kurz darauf kam der Dorfwart, in einen dunklen Mantel gehüllt, zum Tor. Boern erwartete ihn dort bereits.

"Alles ruhig, keine Wölfe mehr aufgetaucht?", fragte Larok ohne ein Wort der Begrüßung.
"Alles ruhig", antwortete Boern in ruhigem Ton.
"Dann lass uns gehen. Lass die Laterne hier, wir sehen genug. Geh vor und zeig mir, was du gefunden hast."
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Boern um, ging zum Tor, öffnete es einen Spalt, so dass sie hindurch gehen konnten und schloss es wieder. Dann gingen die beiden Männer in Richtung des Platzes, an dem gestern Nacht die Wölfe gewesen waren.

Tami konnte den beiden mühelos folgen. Zwar waren die meisten Bauern bereits wach, man sah hinter vielen Fensterlochtüchern den dämmrigen Schein von Flammen, aber niemand hatte sich bislang auf den Weg zu den Feldern gemacht. Aber Tami wurde klar, das bei ihrer Rückkehr die Bauern vermutlich bereits auf dem Weg zu den Feldern sein würden. Dennoch sah sie keinen anderen Weg, die beiden zu beobachten, als ihnen zu folgen. Sie konnte das Tor leicht ein Stück aufdrücken und leise hindurch schlüpfen. Bevor sie hinaus ging, schickte Tami Schleicher los, um Ferygan zu wecken.

Die beiden gingen an den Feldern vorbei zum hohen Gras. Eine breite Schneise niedergetretenen Grases zeigte an, wo die Männer in der Nacht entlang gegangen waren. Sie kamen schnell voran, keiner der beiden drehte sich um und so hatten die beiden bald die Stelle erreicht, an der die beiden Leichen lagen. Tami war ungefähr 8m von den beiden Männern entfernt.

Krähen hatten sich bereits an den verbrannten Körpern zu schaffen gemacht, aber Larok vertrieb sie. Boern ging zu den Überresten, hockte sich hin und begann Larok etwas zu erklären. Während dessen entdeckte Tami etwas, dass sie stutzen ließ. Laroks Mantel warf an einer Seite seltsame Falten und als sie das genauer beobachtete war sie sicher, dass Larok dort unter dem Mantel etwas verbarg, etwas Schweres.



Derweil lief Schleicher zur Schänke, schlüpfte durch die Hintertür hinein und über die Treppe nach oben. Dort stupste er Ferygan so lange mit der kalten und feuchten Schnauze an, bis dieser wach wurde.
« Letzte Änderung: 12.12.2014, 14:39:24 von Bane of Izrador »

Ferygan

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Die Legenden von Eredane - Die Reisenden
« Antwort #136 am: 14.12.2014, 13:37:56 »
Aus dem Tiefschlaf gerissen benötigte der Erenländer einige lange Momente ehe er soweit bei Bewusstsein war um annähernd klar denken zu können. Nach diesen Augenblicken der Orientierung schlüpfte er in seine Stiefel und machte sich auf SChleicher zu folgen. Als er draußen außerhalb des Hauses angekommen war, hielt er sich an die dunklen Bereiche der Siedlung, die erst in das konfuse Licht eines beginnenden Morgengrauens getaucht waren. Hoffentlich ohne allzu große Schwierigkeiten schloß er so zu Tami auf.

Bane of Izrador

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« Antwort #137 am: 14.12.2014, 17:09:24 »
Tami beobachtete Larok mit angehaltenem Atem, allerdings unterhielten sich die beiden Männer und Boern blickte Larok dabei an. Sie hatte nicht das Gefühl, dass Larok Boern im Moment unbemerkt etwas antun konnte.



Als sich Ferygan auf den Weg machte, war Maruk bereits in der Schänke zu Gange, es waren offenbar schon Gäste dort. Allerdings gelang es Ferygan und Schleicher sich über die Hintertreppe ungesehen aus dem Haus zu schleichen. Draußen angekommen stellte er jedoch fest, dass die meisten Bauern schon auf den Beinen waren, allerdings das Dorf noch nicht verlassen hatten. Das Wetter war schlecht, dunkle Wolken hingen am Himmel und es begann leicht zu regnen. Ferygan hatte das morgendliche Treiben bislang noch nicht beobachtet. Es gehörte zu den angenehmen Seiten seines Berufs, morgens nicht ganz so früh mit der Arbeit beginnen zu müssen. Einige Bauern standen noch vor der Schänke und schwatzten, andere bereiten sich schon auf die Arbeit vor. Sie holten Werkzeuge aus Schuppen, Kellern oder sonst wo her, die ersten näherten sich bereits dem Tor. Da es keinen Sinn gehabt hätte, heimlich zwischen ihnen hindurch zu schleichen ging Ferygan wie selbstverständlich an den Männern vorbei, Grüßte, wenn er angeblickt wurde und näherte sich dem Tor. Niemand beachtete ihn und am Tor war keine Wache. Also schlüpfte er in einem Moment, in dem er sich unbeobachtet fühlte, hinaus und eilte Tami nach. Schleicher zeigte ihm den Weg und kurz darauf hatte er sie erreicht.

Ein Stück vor ihr erkannte er die beiden Männer, die an der Grube hockten, in der letzte Nacht die beiden Leichen in Brand gesteckt wurden. Boern hockte vor den verbrannten Körpern und schaute zu Larok hinaus, beide sprachen miteinander.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #138 am: 15.12.2014, 16:28:37 »
Tami hatte sich nicht näher herangetraut, als bis sie die beiden Männer gerade eben riechen konnte. Sie duckte sich hinter ein dorniges Gestrüpp und beobachtete die beiden. Pfeile hatte sie nur drei dabei—an ihrem "Wanderstock" selbst befestigt und mit einem Band umwickelt—mehr würden auffallen. Sie löste das Band, legte die Pfeile parat, und spannte leise ihren Bogen. Sie legte auch schon einen Pfeil lose an und zielte in Laroks Richtung, falls der auf dumme Gedanken käme.

Ein wenig wunderte sie sich dabei über sich selbst. Eigentlich hätte sie die Gelegenheit doch besser dazu nutzen können, von hier zu verschwinden! Sie hätte nur ihre Sachen einpacken müssen, sie hatte doch gewusst, dass es nach draußen gehen sollte! Stattdessen lag sie hier auf der Lauer. Aber einerseits war sie sich nicht sicher, ob sie es allein bis zur nächsten Siedlung schaffen würde—und ob diese Siedlung dann besser wäre! Wenn das hier Randdorf 2 war, würde sie womöglich als nächstes auf Randdorf 1 oder 3 stoßen!—und selbst wenn, dann hätte ihr "Onkel" mächtig Ärger am Hals. Das hatte er nicht verdient. Nein, es wäre am Ende doch besser, sie fänden gemeinsam Freunde unter den Dorfbewohnern, die ja gar nicht so ergeben und wehrlos waren, wie es in der ersten Nacht schien.

Als sie ein vertrautes Hecheln hinter sich hörte, sah sie erleichtert über die Schulter und winkte Ferygan und Schleicher heran, legte aber den Finger an den Mund.
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Bane of Izrador

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« Antwort #139 am: 15.12.2014, 17:12:45 »
Kurz nachdem Ferygan bei Tami angekommen war, änderte sich die Situation zwischen den Männern ganz plötzlich. Boern hatte die ganze Zeit recht leise gesprochen, so dass man zwar seine Stimme hören aber nichts verstehen konnte. Doch plötzlich sprang er auf, hielt ein verbranntes Stück Stoff oder einen Lederstreifen vor Laroks Gesicht und sagte erregt: "Larok, halt mich nicht für einen Trottel. Ich kenne diesen Gürtel und du auch. Wir haben hier zwei Leichen, eine trägt den Gürtel von Nox und weder er noch Grom waren heute Nacht im Dorf. Und die beiden schleichen nicht hier draußen herum, ohne dass sie einen guten Grund dafür haben."

Larok zögerte einen Moment. Dann antwortete er ganz ruhig: "Ja, du hast Recht, es sind Nox und Grom. Sie waren mit einem wichtigen Auftrag für die Sicherheit des Dorfes unterwegs und leider ist ihnen etwas Schreckliches passiert. Und was willst du nun von mir?"

Jetzt war Boern kurz sprachlos und schien nicht recht zu wissen, was er antworten sollte. Also sprach Larok weiter. "Nun gut, dann bedeckt Sie mit Erde und lass uns zurück gehen. Es ist eine Schande, dass die beiden so enden mussten. Die ersten Bauern werden bald hier sein, sie werden Werkzeug für dich haben."

Boern starrte ihn einen Moment an, immer noch fehlten ihm die Worte. Es war offensichtlich, dass er nicht erreicht hatte, was er wollte und nun nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Also trottete er an Larok vorbei in Richtung des Dorfes. Als er gerade an Larok vorbei gegangen war, zog dieser in einer schnellen Bewegung etwas unter seinem Mantel hervor und ließ es auf Boerns Kopf hernieder sausen.

Bane of Izrador

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« Antwort #140 am: 29.12.2014, 19:26:53 »
Bevor Laroks Angriff ihr Ziel traf, wurde der Dorfwart selbst von einem Pfeil getroffen. Allerdings hinderte dies ihn nicht daran, den Angriff auszuführen, zu viel Schwung lag bereits in dem Schlag. Die Waffe traf Boern am Rücken und so unvorbereitet, dass dieser in die Knie ging und laut aufschrie.
Verwirrt starrte Larok anschließend auf den Pfeil. Dann schrie er "Was ist das für eine Schweinerei, du Hund" und schlug erneut nach dem Mann, allerdings war er scheinbar so verwirrt, das er nicht gut gezielt hatte und den vor ihm knienden Mann verfehlte.

Mit Schrecken sah Ferygan wie Tami aus dem Gras aufstand und einen Pfeil auf Larok schoss. Auch wenn ihn die Konsequenzen sicherlich teuer zu stehen kommen würden, so musste er jetzt wohl den Dorfwart töten. Mit ihm würde es kein Weiter mehr geben. Also zog er blitzschnell seinen Dolch und warf ihn auf Larok.

Auch Boern erkannte die Gefahr und trat einen Schritt zur Seite. Dort blickte er sich kurz um und lächelte grimmig, als er Ferygan und Tami erkannte. "Dafür bezahlst du, Larok". Plötzlich hatte auch er eine Klinge in der Hand und traf Larok damit am Rücken.

Erleichtert sah Tami, dass Boern nicht tödlich getroffen war, sondern sich wehrte. Er hatte sogar eine richtige Waffe dabei! Sie ließ ihren Bogen fallen und befahl Schleicher, dort zu bleiben wo er war. Dann näherte sie sich Larok, zog ein Messer und verletzte ihn damit ebenfalls. Das alles war so schnell gegangen, dass Tami keine Zeit gehabt hatte, Angst zu verspüren. Jetzt, da Larok sich wütend nach ihr umsah, schlotterten ihr plötzlich die Knie. Auch wenn sie hin und wieder, wenn die Holzäpfel auf eine Orkpatrouille gestoßen waren, den anderen Frauen geholfen hatte, in ihre Richtung fliehende Orks mit Stein und Pfeil zu erledigen: so nah wie jetzt war sie noch nie am Feind drangewesen.

Als Larok sich eingekreist sah, wurde sein Gesicht von einer fast dämonischen Bösartigkeit gezeichnet. Er ging einen Schritt zur Seite und begann etwas vor sich hin zu murmeln, dann plötzlich riss er die Arme in die Luft und zeigte auf Ferygan. Er achtete dabei die ganze Zeit darauf, Tami und Boern keine Gelegenheit zu geben, ihn in einem Moment der Unachtsamkeit attackieren zu können. Ferygan spürte plötzlich eine furchtbare Angst vor Larok in sich hochkommen, die schier übermächtig wurde und ihn in Panik fliehen ließ.

Als Boern sah, dass der Handwerker einfach so in Panik davon lief, wurde er blass und schien ebenfalls den Mut zu verlieren. Dennoch raffte er sich auf und schlug nach Larok, allerdings wirkte der Angriff sehr zögerlich und traf sein Ziel nicht.

Tami hatte Laroks bösen Blick nicht gesehen, sie sah nur, dass er kurz in Ferygans Richtung blickte und dieser darauf in panischer Angst floh. Wie dumm von mir zu glauben, er würde mir beistehen! Wieso sollte er auch? Er kennt mich ja gar nicht, wir sind weder Freund noch Familie, wieso sollte er für mich seinen Hals riskieren? Ich bin also doch allein! Von diesen Gedanken entmutigt, stach Tami zwar mit aller Kraft in Laroks Richtung, doch ihr Angriff ging meilenweit ins Leere. "Schleicher!" rief sie entsetzt. "Hilf mir!"

Das ließ Schleicher, der sich eh nur mit Mühe zurückgehalten hatte, sich nicht zweimal sagen. Wild knurrend preschte er heran, sprang Larok an, biss ihm kraftvoll in die Schulter und begrub ihn unter gut hundert Pfund wütendem Wolf. Dann baute er sich zähnefletschend vor dem Gegner auf, um diesem die Gelegenheit zu geben, sich zu unterwerfen.

Larok lag nun fluchend auf dem Boden und schlug mit seiner Waffe, einer Art Keule aus Metall, nach Schleicher, traf ihn aber nicht. Dann versucht er rasch aufzustehen, um sich aus der ungünstigen Position zu befreien. Doch Boern nutzt die Chance, schlug rasch nach Larok und verletzt ihn schwer. Tami war so überrascht von der Gelegenheit, die sich ihr bot, dass sie diese nicht nutzen konnten, aber Schleichers tierische Reflexe funktionierten. Blitzschnell schnappte er Larok am rechten Arm und fügte ihm eine weitere tiefe Wunde zu. Dieser verlor das Gleichgewicht und fiel wieder hin. Schwer atmend lang er da, aus vielen Wunden blutend. Aber er war noch am Leben und seine Augen schauten finsterer denn je. Daraufhin versuchte Boern noch einmal, Larok zu treffen, es gelang ihm aber nicht.

Als Larok schwer verletzt unter Schleichers Biss erneut zu Boden ging, wusste Tami nicht so recht, was sie tun sollte. Bei einem Ork wäre die Sache klar gewesen: totschlagen! Aber was tat man bei einem Menschen, der Böses getan hatte? Man musste ihm Gelegenheit geben, sich zu ergeben. Als Wolf verstand Schleicher dies, ohne dass Tami es ihm erklären oder befehlen müsste: zähnefletschend stand er vor Larok und forderte Unterwerfung. "Ergib dich", rief Tami also, "sonst hauen wir dich tot!" Sie beobachtete den Mann aber ganz genau, um bei der ersten verdächtigen Bewegung zustechen zu können.

Für einen Moment war Tami überzeugt, dass Larok sich auf sie stürzen würde, so böse war sein Blick. Doch dann warf er seine Waffe weg und hob langsam die Hände. Tami - überrascht, dass der Mann sich tatsächlich ergab - sah unsicher zu Boern hinüber. Was jetzt? Soweit hatte sie nicht vorausgedacht. "Er ist dein Dorfwart. Du musst sagen, was mit ihm gemacht werden soll." Dabei hatte sie Larok immer noch im Auge.

Boern zögerte. Es sah sich um, ob schon Bauern auf den Feldern zu erkennen waren und ob sie jemand bemerkt hatte.

Bis ins Mark von Laroks Blick erschüttert hatte die Panik Ferygans Herz umklammert und ihn über die Felder stolpernd flüchten lassen. Erst nach gut hundert Schritten kam er wieder zu sich. Erschrocken über sich selbst und seine kopflose Flucht drehte er sich sofort wieder um und rannte zurück. Außer Atem auf die beiden zulaufend stellte er allerdings fest, dass die Sache hier schon weiter gediehen war als gedacht und besser ausgegangen war, als befürchtet. Er näherte sich der Gruppe, hob seinen blutigen Dolch auf und fragte das Mädchen und Boern: "Und was tun wir jetzt mit ihm?" während er sich neben den ehemaligen Anführer stellte um zu verhindern, dass dieser durch Rufen weitere Leute auf sie aufmerksam machte. Er selbst würde Larok sofort über die Klinge springen lassen, aber vielleicht hatte ja jemand eine bessere Idee. Nur zu den Dorfbewohnern möchte Ferygan vorerst nicht zurück. Diese - wenn sie zu viel erfuhren - würden sie sicherlich alle an die Orks verraten. Eine Erfahrung auf die der Handwerker verzichten konnte.
« Letzte Änderung: 05.01.2015, 16:00:41 von Bane of Izrador »

Bane of Izrador

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« Antwort #141 am: 29.12.2014, 19:30:24 »
Als Ferygan die Gruppe erreichte, sah er Boern, der mit festem Blick neben Larok stand.
"Larok, du hast mich hinterrücks angegriffen und versucht, mich zu töten. Dafür hast du den Tod verdient. So halten es die Orks. So würdest du als Dorfwart handhaben, da es aber dich betrifft, muss ich als Mann der Dorfwache dies nun entscheiden. Knie dich hin."

Larok ließ sich aber nicht einschüchtern. Ganz ruhig schaute er Ferygan an. "Handwerker, ich habe mich wohl in dir getäuscht. Du hast dich nicht an dem feigen Mordversuch Boerns gegen mich beteiligt. Und dann hat er auch noch ein armes und unschuldiges Kind für seine Zwecke eingespannt. Aber damit wird er nicht durchkommen. Er ist derjenige, der mich töten wollte. Er zeigte mir diese Leichen und verlangte Macht von mir für sein Schweigen. Als ich darauf nicht einging, zeigte er seine Klinge. Zum Schein wollte ich mit ihm verhandeln, musste mich aber meiner Haut erwehren. Er ist ein Wachmann, ich aber bin Dorfwart, kein Krieger. Wie sonst hätte ich überleben sollen. Boern hat euch benutzt, er ist der Angreifer. Sein Urteil wird hart sein, euch aber droht keine Strafe, wenn ihr jetzt die Waffen nieder legt und die Wahrheit erkennt. Und nachdem ich nun erkannt habe, dass ihr nichts böses gegen das Dorf im Schilde führt, könnt ihr eure Reise auch fortsetzen, wie es euch beliebt."

Für einige Sekunden wurde es ganz still und beide Männer warteten, welche Entscheidung Ferygan und Tami treffen würden.
« Letzte Änderung: 29.12.2014, 19:30:43 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #142 am: 31.12.2014, 15:58:23 »
Tami war schon bei Boerns Worten blass geworden. So halten es die Orks! Genau. Nur Orks würden einen der ihren einfach so töten. Oder, wie es schien, die Menschen. Jedenfalls würde kein Tier es so machen!

"Er hat sich aber ergeben...", murmelte sie in Protest. Bei Laroks Worten jedoch stapfte sie mit dem Fuß auf.

"Du lügst!" rief sie. "Du wolltest Boern hinterrücks erschlagen! Das hast du schon heut nacht geplant! Denkst du vielleicht, wir sind dumm? Oder dass wir ein Wort von dem glauben, was jemand verspricht, der so etwas tut? Überhaupt, wer sich wirklich ergibt, muss die Klappe halten und warten, was die anderen mit ihm zu tun beschließen, nicht rumlügen wie du und seinem Gegner weiterhin mit Tod und Strafe drohen—du hast dich gar nicht richtig ergeben!"

Hilfesuchend sah sie sich nach Ferygan um. Larok einfach so zu töten war falsch—dann wären sie nicht besser als Orks!—aber ihn leben lassen, das ging auch nicht, oder? Tami wusste weder aus noch ein. Bei all dem behielt sie den Dorfwart jedoch unablässig im Auge und ihren Kampfdolch erhoben.[1]
 1. Tami weiterhin ready action wie oben, gelt? :)
« Letzte Änderung: 01.01.2015, 22:24:02 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

Ferygan

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« Antwort #143 am: 03.01.2015, 11:12:02 »
Das von allen ausgerechnet er es war bei dem Larok versuchte Gnade zu erfahren, ließ den Erenländer abschätzig ausschnauben. Immer noch mit den Dolchen in der Hand, schüttelte der Kleinschmied ablehnend den Kopf während er in den nebelfeuchten Feldern von Randdorf stand. "Ihr habt euch euer Schicksal selbst zu zuschreiben." war alles was er zu sagen hat.

"Dorfwächter Boern, waltet eures Amtes. Dieser Mann hat seine erhobene Position ausgenutzt und wollte euch hinterrücks meucheln." mit vorsichtigen Fingern an seine Schläfe fassend, fügte er dann noch - etwas leiser - hinzu: "Doch seid vorsichtig, er hat mich mit einem Fluch oder gleichem Zauberwerk belegt. Dieses Gefühl war nicht von dieser Welt..."

Innerlich hoffte Ferygan, dass der Bauer Larok den Gar ausmacht. Männer wie er hatten ihre Seele an den Schatten verkauft - für sie gab es keine Rettung mehr.

Bane of Izrador

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« Antwort #144 am: 04.01.2015, 10:38:47 »
Einen Moment zögerte Boern, dann schaute er Larok grimmig an. "So sei es. Larok, du hast das Urteil gehört. Du selbst wurdest Dorfwart, nachdem du deinen Vorgänger zum Tode verurteilt hast. Die Lage damals war weit weniger eindeutig als heute. Füge dich dem Gesetz und knie nieder"

Larok zischte die Drei an: "Das werdet ihr bereuen. Ihr begeht einen Mord und der wird euch verfolgen." Er begann sich hin zu knien, doch dann hob er plötzlich seine Hände und begann seltsame Bewegungen zu machen.[1]
 1. Das kommt Tami komisch vor und sie hat ihre Aktion.
« Letzte Änderung: 04.01.2015, 10:39:46 von Bane of Izrador »

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #145 am: 04.01.2015, 14:43:38 »
Tami hatte Boern und Ferygan mit großen Augen gelauscht. Hinrichten wollten sie den Dorfwart, einfach so, obwohl er die Waffen gestreckt hatte. Wohl nahm sie zur Kenntnis, dass Larok offenbar seinen Vorgänger auch hatte hinrichten lassen, vielleicht unschuldig, aber...

"Wir sind doch keine Orks!" rief sie empört. Larok dagegen schien sich, zu Tamis Verwunderung, zu fügen, denn er kniete nieder, ganz wie Boern es befohlen hatte. Dabei machte er jedoch seltsame und gar nicht ergebene Gesten, die ihren Erwartungen eher entsprachen: er würde sich bis zum letzten wehren!

Ohne nachzudenken stach sie zu, doch ihre Klinge ging ins Leere.[1] Ihr Entsetzen über die Situation war zu groß. Wir sind doch keine Orks! Wir Menschen müssen doch zusammenhalten! Wir können einander doch nicht umbringen!
 1. Ich nehm mal an, 12 trifft nicht, selbst wenn er kniet?
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Bane of Izrador

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« Antwort #146 am: 04.01.2015, 16:04:01 »
Als Larok begann, die seltsamen Armbewegungen zu machen, war auch Boern bereit, denn auch er rechnete nicht damit, dass der Dorfwart so einfach aufgeben würde. Als Tamis Angriff fehlt ging schlug auch er nach Larok, verfehlte ihn jedoch ebenfalls. Ferygan aber war geistesgegenwärtig genug und nutze die Chance. Bevor Larok sein unheimliches Tun beenden konnte, streckte er ihn mit seinem Dolch endgültig nieder.

Larok sackte tödlich getroffen zu Boden und blieb liegen. Boern reagierte am schnellsten und drehte Larok um, um zu schauen, ob dieser wirklich tot war. Dann stand er wieder auf und ging auf Tami zu.

"Mein Kind, wir müssen grausam und herzlos in deinen Augen sein, und vielleicht sind wir das auch, aber Larok war ein böser Mensch und in dieser Welt gibt es niemand, der einen bösen Mensch zur Rechenschaft zieht. Aber wir haben ihn nicht aus Bosheit und ohne Grund getötet. Er hat seine beiden Gehilfen hier draußen in den Tod geschickt, was auch immer sie vor hatten, es war sicher nichts gutes. Vielleicht hätten wir sie retten können, wenn wir früher hier gewesen wären und die Wölfe vertrieben hätten, auch das wollte er verhindern - vermutlich, damit wir nicht erfahren, dass sie nachts hier draußen waren. Und als er sah, das ich die beiden erkannte, wollte er mich töten. Nun hat es ihn erwischt und ich weine ihm keine Träne nach. Aber wenn wir jetzt ins Dorf gehen, müssen wir zusammen halten. Wenn du erzählst, dass wir den armen hilflosen Dorfwart erschlagen haben, wird sicher einer der Dorfbewohner mich an die Orks verraten. Wenn wir aber mit einer Stimme sprechen, kann ich versuchen, das Dorf zu führen und dies von den Orks beim nächsten Besuch bestätigen lassen. Es liegt an dir, ich werde dir kein Leid zufügen, egal was du erzählst."

Damit drehte er sich um, hob Laroks Körper auf und trug ihn langsam in Richtung des Dorfes.
« Letzte Änderung: 05.01.2015, 16:10:58 von Bane of Izrador »

Ferygan

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« Antwort #147 am: 06.01.2015, 21:09:16 »
Mehr aus verspätetem Reflex als aus kaltem Kalkül stach der Handwerker zu und blickte dann mit kalten Augen und starrer Haltung als der ehemalige Dorfwart mit einer stark blutenden Wunde in der Brust zu Boden sank und sich nicht mehr rührte. Unbewegt einige Momente verharrend, gingen tausend Gedanken wie es und weiter gehen würde durch den Kopf des Erenländers. Als Boern den Toten umdrehte und sich dann an Tami wandte, sank Ferygan neben Larok zu Boden - scheinbar um sich ebenfalls zu überzeugen, dass der Mann tot war. Doch in Wirklichkeit nutzte der junge Mann die kurze Ablenkung um mit seinen Augen und Händen den ehemaligen Dorfvorstand nach weiteren Schreiben, auffälligen Gegenständen, oder sonstigem Außergewöhnlichen abzusuchen[1]. Wertgegenstände ließ er aber zurück um kein unnötiges Risiko einzugehen.

Bei Boerns letzten Worten erhob sich der Kleinschmied und trat neben den Dorfwächter und sagte leise: "Es ist gut, dass ihr das sagt. Ohne Tamlin wäret ihr alleine mit Larok hier heraus gekommen..." Was dies hätte bedeuten können überlässt Ferygan der Vorstellung des anderen Mannes. Dem Mädchen die Hand auf die Schulter legend, schenkte er ihr ein vertrautes Nicken. Ihr Idealismus, dass sie besser sein sollten als die Orks, war ihm schon vor langer Zeit verloren gegangen, doch es war schön zu sehen, dass er noch existierte in dieser Welt. Vielleicht würden sie etwas später die Zeit und den Raum finden sich darüber zu unterhalten.

Als der Wächter dann den Toten schulterte und los stapfte, wisperte der Erenländer ehe sie selbst los marschierten, seiner jungen Partnerin zu: "Ich will mir unbedingt Laroks Hütte ansehen. Wer weiß was wir dort finden können. Hast du eine Idee wie wir das am besten anstellen?" Dabei ging es ihm in erster Linie um Nachrichten der Orks, des Kommandostabs, oder sonstige Dinge die so etwas vielleicht zu Tage fördern würde.
 1. Mit Augen und Händen durchsuchen
« Letzte Änderung: 06.01.2015, 21:10:37 von Ferygan »

Bane of Izrador

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« Antwort #148 am: 07.01.2015, 14:52:12 »
Boern schien nicht zu bemerken, dass Ferygan Larok durchsuchte, allerdings fand Ferygan wenig von Interesse. Er fischte einen kleinen Ring mit drei Schlüsseln aus einer kleinen Tasche, doch sonst war dort nichts zu finden. Neben dem Dorfwart lag noch der seltsame Knüppel aus Metall, der sicher einiges Wert, allerdings auch so eindeutig als Waffe zu erkennen war, dass er nicht als Werkzeug genutzt werden konnte.

Tami Wolfsbrut

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« Antwort #149 am: 07.01.2015, 16:50:31 »
"Nun, jetzt, da es eh schon passiert, ist's g'rad egal", sagte Tami, wobei sie einerseits mit den Achseln zuckte, andererseits ihrem "Onkel" einen ungläubigen Blick zuwarf. "Kein Tier hätte so etwas gemacht." Auch kein Halbling, aber das behielt sie besser für sich. "Deshalb sind mir die Tiere auch lieber als Orks oder Menschen."

Sie säuberte ihr Kampfmesser so gut es ging mit Gras und Blättern, bevor sie es zurücksteckte in die Scheide am Fußgelenk. Dann sammelte sie ihre beiden Pfeile und den Bogen ein und lief Boern hinterher. Ihr Pfeil steckte ja noch im Dorfwart! Den musste sie rasch noch herausziehen.

Und so zerrte sie daran herum, kaum dass sie Boern erreicht hatte.[1] Ihr war übrigens auch aufgefallen, dass Boern sich nicht bei ihr bedankt hatte dafür, dass sie ihm das Leben gerettet hatte; statt dessen redete er mit ihr, als sei sie ein Kind.
 1. Tamis Pfeile haben keine Wiederhaken, nur glatte, runde Spitzen; dürfte also nicht so schwer sein.
« Letzte Änderung: 09.01.2015, 19:19:49 von Tami Wolfsbrut »
Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.

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